Ajaccio, Marseille/Frankreich: Die Polizei beendet gewaltsam die Blockade des Hafens der korsischen Hauptstadt, durch die fast 15.000 Touristen auf der Insel gestrandet sind, sowie des Hafens der größten französischen Stadt am Mittelmeer. Die Blockade war eine Protestaktion gegen die geplante Privatisierung der FährgesellschaftSNCM.[1]
Bali/Indonesien: Eine Anschlagsserie auf der indonesischen Ferieninsel fordert zahlreiche Opfer. Diplomatenkreise sprechen von 32 Toten und mehr als 100 Verletzten. Ob auch deutsche Touristen unter den Opfern sind, ist noch nicht klar. Die Bomben explodierten kurz hintereinander in den Orten Jimbaran und in Kuta, etwa 30km von Jimbaran entfernt.
Dresden/Deutschland: Im Wahlkreis 160 findet eine Nachwahl statt, weil die NPD-Direktkandidatin kurz vor der Bundestagswahl vom 18. September verstorben war. Die Nachwahl stößt wegen der laufenden Verhandlungen für eine Große Koalition auf hohes Interesse, weil eine Verschiebung von Mandaten zwischen CDU und SPD möglich wäre. Am Montag, 3. Oktober in der Früh wird verlautet, dass der CDU-DirektkandidatAndreas Lämmel gewählt wurde, jedoch bei den Zweitstimmen die SPD knapp voranlag. Dadurch gewinnt die Union nun ein Überhangmandat, was ihren Vorsprung im Bundestag von 3 auf 4 Mandate erhöht.
Graz/Österreich: Die SPÖ erzielt bei der steirischenLandtagswahl einen Erdrutschsieg, überholt die seit 60 Jahren regierende ÖVP und erreicht 41,67%. Die FPÖ muss das Parlament verlassen, hingegen erreichen die Grünen zum dritten Mal in Folge das notwendige Grundmandat.[3]
Jerusalem/Israel: Während seines Staatsbesuchs in Italien wird Israels Staatspräsident Mosche Katzav Mitte November auch PapstBenedikt XVI. im Vatikan besuchen. Bei dem Treffen gehe es vor allem um den Stand der Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan, sagt ein Sprecher des Präsidenten. Weitere Details nennt er nicht. Nach Informationen der Zeitung Haaretz wollte Katzav das Oberhaupt der katholischen Kirche bitten, sich für den Kampf gegen den weltweiten Antisemitismus einzusetzen und israelischen Wissenschaftlern Zugang zu den Vatikan-Archiven zu gewähren.
Afrika, Europa: Ringförmige Sonnenfinsternis in einem bis zu 162km breiten Streifen, der sich von Spanien über Algerien, Sudan, Kenia und Somalia erstreckt.
Melilla/Spanien: Die spanische Exklave in Nordafrika, nördlich von Marokko, wird erneut das Ziel eines Massenansturms afrikanischer Migranten. Bis zu 800 Menschen versuchen, den sechs Meter hohen Metallzaun zu überwinden. Rund 300 von ihnen dringen auf spanisches Territorium vor. Melillas Stadtoberhaupt Juan José Imbroda macht indirekt marokkanische Behörden für den Vorfall verantwortlich. Eine Lösung könne nur „von der anderen Seite der Grenze“ kommen, sagt er.
Luxemburg/Luxemburg: In der Nacht vom 3. zum 4. Oktober werden offiziell die Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der Europäischen Union aufgenommen. „Zuvor hatte Österreich nach mehrstündigen, zähen Verhandlungen seine Forderung aufgegeben, für die Gespräche auch andere Ziele als die Vollmitgliedschaft festzuschreiben“, heißt es in Presseberichten.[5]
Mittwoch, 5. Oktober 2005
Bagdad/Irak: Die US-Armee weitet ihre Einsätze gegen Aufständische im Westen des Irak aus. Unterstützt von der irakischen Armee startet sie eine neue Offensive gegen Stellungen des Terror-Netzwerks Al-Qaida in drei Ortschaften im Euphrat-Tal, wie die US-Streitkräfte in Bagdad mitteilen. Rund 2.500 US-Soldaten seien daran beteiligt.
Warschau/Polen: Ein Interview, das die Mutter der "Kaczyński-Brüder" der Nachrichtenagentur AFP gibt, wird politisch brisant. Während sich Lech Kaczyński (56) um die Präsidentschaft bewirbt, erzählt Jadwiga Kaczyńska (78), dass sich die Zwillinge im Politgeschäft oft bei ihr Rat holen. Wenn Jarosław als Parteichef im Fernsehen sei, sage er immer „Mama, du musst dir das ansehen. Du bist meine beste Kritikerin.“ Kaczyńska war bereits im Zweiten Weltkrieg Aktivistin des polnischen Widerstands.
Irak: Die US-Armee hat ihren Militäreinsatz „Eiserne Faust“ im westlichen Irak beendet. Sie teilt mit, dass in Sadah nahe der Grenze zu Syrien neue Kontrollposten errichtet wurden, um die „Präsenz in dem Gebiet aufrechtzuerhalten“. Damit solle besser als bisher das Eindringen von Al-Qaida-Terroristen aus Syrien über das Euphrat-Tal in den Irak verhindert werden. Der Einsatz mit rund tausend US-Soldaten dauerte 7 Tage; über 50 Aufständische und ein US-Soldat wurden getötet. Seit Ende September haben die US-Streitkräfte bereits drei weitere Einsätze im Euphrattal geführt. Die sunnitische Provinz al Anbar ist eine der Hochburgen der Rebellen.
Pakistan: Bei einem Erdbeben der Stärke 7,6 (Richterskala) in der Grenzregion zwischen Pakistan und Indien nahe Islamabad werden mehr als 30.000 Menschen getötet; besonders betroffen ist der pakistanische Teil von Kaschmir, wo hunderte Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten sind. Die erbetene internationale Hilfe läuft rasch an, u.a. mit 20 Transporthubschraubern. Eine Woche später sind es zwar bereits über 120 Hubschrauber, doch erhöht sich die geschätzte Opferzahl auf 40–50.000 Tote, fast 100.000 Verletzte und 2 bis 2,5 Millionen Obdachlose.
Berlin/Deutschland: Nach wochenlangen Sondierungsgesprächen ist nun die Große Koalition fix und die Verteilung der Ministerposten auf die Parteien entschieden. Wie bereits vorher gemutmaßt, wird Angela Merkel das Kanzleramt übernehmen; die CDU/CSU-Fraktion stellt 6 weitere Minister, die SPD hingegen acht. Noch-Bundeskanzler Gerhard Schröder kündigt an, er wolle sich nun ganz aus der Politik zurückziehen.
Madrid/Spanien, Rabat/Marokko: Wie Madrid meldet, hat Marokko mit der Abschiebung von etwa 1000 illegalen Migranten begonnen, die in der Vorwoche über die Grenzzäune der spanischen ExklavenCeuta und Melilla geklettert sind. Hunderte Menschen aus Subsahara-Staaten wurden in Busse mit unbekanntem Ziel gesetzt bzw. von der Grenzstadt Oujda zu Fuß nach Süden geschickt, nach internationalen Protesten aber am 10./11. Oktober zurückgebracht. Erstmals startet nun ein Flugzeug mit über 100 Migranten aus dem Senegal, das diese zurück in ihr Heimatland bringt.[10]
Basel/Schweiz: In der Ciba-Chemiefabrik von Grenzach-Wyhlen (Baden-Württemberg) löst eine Verpuffung einen Großbrand aus. Zwar wird niemand verletzt und der Brand in 2–3 Stunden gelöscht, doch empfiehlt man zunächst auch im Schweizer Grenzgebiet, alle Fenster geschlossen zu halten.
Rabat/Marokko: In der marokkanischen Hauptstadt führt Spaniens Außenminister Miguel Ángel Moratinos Gespräche über das gemeinsame Vorgehen gegen Migranten, die über Marokko in die Europäische Union (EU) einwandern. Inzwischen wirft die EU der spanischen Regierung unter José Luis Zapatero vor, bei der Generalamnestie für die aus Afrika eintreffenden Migranten die Folgen zu wenig bedacht zu haben. Die meisten in Spanien ankommenden Migranten verlassen das Land kurze Zeit später gen Norden.
Wiesbaden/Deutschland: Die stark gestiegenen Preise für Benzin und Heizöl haben die Inflation auf den höchsten Stand seit vier Jahren getrieben: Der Verbraucherpreisindex für September stieg gegenüber September 2004 um 2,5%, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Es bestätigt damit eine Schätzung von Ende September. Im August lag der Wert noch bei 1,9%. Die Europäische Zentralbank in Frankfurt strebt eine maximale Preissteigerung von 2% an. Im Vergleich zum Vormonat ergab sich ein Anstieg von 0,4%.
Donnerstag, 13. Oktober 2005
Berlin/Deutschland: Der Innenausschuss des Bundestags kommt zu einer Sondersitzung zusammen, um die umstrittene Durchsuchung bei der Zeitschrift „Cicero“ zu erörtern. Bei der nichtöffentlichen Sitzung soll sich Innenminister Otto Schily (SPD) zu Vorwürfen der Staatsanwaltschaft äußern, dass die wegen möglichen Geheimnisverrats initiierte Durchsuchung im Zusammenhang mit Berichten über den jordanischenExtremistenführerAbu Mussab el Sarkawi unverhältnismäßig gewesen sei. Schily hatte die Ermächtigung zur Strafverfolgung erteilt.
Den Haag/Niederlande: Wegen Terrorgefahr und Meldungen über Schüsse riegelt die Polizei das Regierungsviertel ab und führt mehrere Razzien durch. Bei Durchsuchungen in verschiedenen Städten werden sieben Personen unter Terrorverdacht festgenommen, was die Staatsanwaltschaft gegenüber der niederländischen Nachrichtenagentur AFP bestätigt. ANP und der Rundfunksender Radio1 melden die Absperrung einer Schule und des Gebäudekomplexes Binnenhof, in dem Büros von Ministerpräsident Jan Peter Balkenende und Außenminister Ben Bot sowie das Parlament angesiedelt sind. Die Antiterror-Einheiten bestätigen ihre Beteiligung am Einsatz nur indirekt. Laut Radio 1/NOS ist unter den Inhaftierten Samir A., der im April hinsichtlich Vorbereitung von Anschlägen freigesprochen wurde.
Den Haag/Niederlande: Vorstandschef Uwe Bergheim verlässt E-Plus, da er sich in nächster Zeit einer anderen Aufgabe außerhalb des Konzerns KPN widmen will. Bergheim war maßgeblich an Kampagnen mit Dumping-Tarifen bei Mobilfunkanbietern beteiligt.[14]
Brüssel/Belgien: Laut EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou werden Veterinärexperten nächste Woche die jüngsten Entwicklungen analysieren und ihren Risiko-Katalog erweitern. Die Impfvorräte würden ausreichen, seien aber innerhalb der EU ungleichmäßig verteilt.
Kalifornien/Vereinigte Staaten: Die Asche des im Juli verstorbenen Filmschauspielers James Doohan (Ingenieur Scotty in der Fernsehserie Raumschiff Enterprise) soll am 6. Dezember von einer US-Militärbasis mit einer Falcon-1-Rakete in den Weltraum geschossen werden, wie die beauftragte Firma Space Services mitteilt.[20]
London/Vereinigtes Königreich: Ein britisches Labor stellt in einer Eiluntersuchung fest, dass neben der Türkei auch in Rumänien die aufgetretene Vogelgrippe H5N1 auf den für den Menschen gefährlichen Erreger H5N1 zurückzuführen ist. Österreichs Gesundheitsministerin Rauch-Kallat teilt mit, dass viele Länder Europas bereits Impfpläne haben und Ansteckungsgefahr nur direkt im Hühnerstall bestehe.
Toledo/Vereinigte Staaten: Im Bundesstaat Ohio kommt es am gesamten Wochenende zu Unruhen, als bei einem Demonstrationsaufzug des National Socialist Movement, einer nationalsozialistischen Gruppierung, diese mit Gegendemonstranten zusammenstoßen. Dabei setzt die örtliche Polizei Tränengas insbesondere gegen letztere ein. Die Presse spricht von einem wütenden Mob von 600 Menschen, denen sich auch Straßengangs angeschlossen hätten, die Baseball-große Steine auf die Polizisten warfen, Autos beschädigten und eine Bar in Brand setzten. 114 Personen wurden in Gewahrsam genommen.[21]
Karibik: Mit dem Hurrikan „Wilma“ bildet sich bereits der 21. derartige Tropensturm in der aktuellen Saison. Die Erdöl-Industrie befürchtet Schäden an den Ölplattformen im Golf von Mexiko. Der Rohölpreis steigt an der New Yorker Börse von 40 auf 64 US-Dollar pro Barrel.
Lilongwe/Malawi: Nach Angaben des Präsidenten Bingu wa Mutharika droht in dem afrikanischen Staat eine Hungerkatastrophe, von der 5 Millionen Einwohner bedroht sind. Die Regierung habe 50 Millionen $ für 330.000 t Getreide aus Südafrika bereitgestellt, benötige aber noch 158.000 t, um die Versorgung der Bevölkerung bis zur nächsten Ernte im März bzw. April 2006 garantieren zu können. Weil über 14% der Bevölkerung mit AIDS infiziert sind, fehlt vielen Farmern und Farmarbeitern die Kraft zur Durchführung der nötigen Arbeit.[25]
Rom/Italien: Die Vorwahlen zum Spitzenkandidaten der Mitte-links-Opposition Italiens gewinnt Romano Prodi, der ehemalige Präsident der EU-Kommission. Damit wird Prodi, wie seit langem erwartet, als Chef des Parteienbündnisses „Unione“ den amtierenden Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi herausfordern. Erste Nachwahlbefragungen ergaben einen überraschend hohen Stimmenanteil von rund 75 Prozent. Die Parlamentswahl findet im Mai 2006 statt. Getrübt wird die Freude bei „Unione“ durch die mafia-artige Ermordung des Vizepräsidenten der Regionsregierung von Kalabrien, Francesco Fortugno, durch zwei maskierte Männer, als dieser am Sonntag das Wahllokal im süditalienischen Lucri verließ.[26]
Berlin/Deutschland: In der konstituierenden Sitzung des 16. Deutschen Bundestages wird der westfälische CDU-Politiker Norbert Lammert zum neuen Bundestagspräsidenten gewählt. In seiner Antrittsrede betont Lammert die Rechte des Parlaments, speziell in Zeiten einer Großen Koalition. Bei der Wahl der Vizepräsidenten erhält der bisherige Präsident Wolfgang Thierse nur etwa zwei Drittel der Stimmen, und beim Kandidaten Lothar Bisky kommt es zu einem Eklat. Der ehemalige PDS-Parteichef und Spitzenkandidat der Linkspartei.PDS verfehlt auch im dritten (letzten) Wahlgang die einfache Mehrheit. Da traditionell jede Parlamentspartei einen Vizepräsidenten stellt (und deren Vorschläge von den anderen Fraktionen bisher gebilligt wurden), kündigt Bisky an, auch in später stattfindenden Wahlgängen zu kandidieren.
Frankfurt am Main/Deutschland: Die in der Mainmetropole beginnende 57. Frankfurter Buchmesse, die bis zum 23. Oktober dauert, hat mit 7.200 Ausstellern Rekordgröße. Die Stimmung der Verlage ist meist optimistisch, sodass sie auf der weltgrößten Buchmesse 105.000 Titel vorstellen. 1.000 Autoren werden sich präsentieren, davon 40 aus dem nominellen Gastland Korea, wobei das kommunistische Nordkorea seine Teilnahme abgesagt hat.[28]
Haiti: Nur wenige Wochen nach den verheerenden Wirbelstürmen Katrina und Rita hat sich in der Karibik der Hurrikan Wilma zum Sturm der höchsten Stufe aufgeladen. Über große Teile von Haiti gehen sintflut-artige Regenfälle nieder; die folgenden Erdrutsche und Muren töten neun Menschen. „Wilma“ bedroht nun Kuba. New Orleans in den Vereinigten Staaten wird auf eine zweite Evakuierung nach der Katastrophe vom 28. August vorbereitet.
Bagdad/Irak: Der frühere Diktator Saddam Hussein muss sich zweieinhalb Jahre nach seinem Sturz vor einem Sonder-Tribunal für mutmaßliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten. Mit ihm sind sieben führende Mitglieder der Baath-Partei angeklagt. Erster Anklagepunkt ist ein Massaker in der Stadt Dedscheel. Dort waren 1982 nach einem missglückten Attentat auf Saddam 143 Männer und Jungen hingerichtet worden. Weitere zwölf Anklagen reichen vom Giftgasangriff in der kurdischen Stadt Halabdscha (1988) bis hin zum Massenmord an zehntausenden Schiiten nach deren Aufstand 1991. Die irakische Öffentlichkeit beachtet den unter strengster Geheimhaltung abgehaltenen Prozess relativ wenig, da man ihn als Schauprozess der USA interpretiert. Größer ist das Interesse hingegen in den Nachbarländern.
Brüssel/Belgien: Nach der Entscheidung der EU-Kommission darf die italienische Großbank Unicredit die Münchner HypoVereinsbank übernehmen. Bedenken, die aufgrund größerer Aktivitäten beider Unternehmen in Polen und Kroatien bestanden, scheinen nach dem Bericht der Kommission ausgeräumt. Es wäre die größte internationale Banken-Fusion Europas.[32]
Spanien: Über zwei Jahre nach der Tötung zweier Journalisten bei einem Angriff der Streitkräfte der Vereinigten Staaten auf das „Hotel Palestine“ in Bagdad erlässt ein spanischer Richter einen Internationalen Haftbefehl gegen drei Soldaten. Laut Justizkreisen in Madrid seien sie in dem Panzer gesessen, der im April 2003 das vor allem von Ausländern bewohnte Hotel beschoss. Beim Einschlag des Geschosses im 15. Stock des Gebäudes waren der damals 37-jährige spanische Kameramann José Couso sowie der ukrainischeReuters-Kameramann Taras Protsyuk ums Leben gekommen.
Paris/Frankreich: Der venezolanische Präsident Hugo Chávez warnt bei einem Treffen mit französischen Geschäftsleuten US-PräsidentGeorge W. Bush vor einer eventuellen Invasion seines Landes. Vor dem Hintergrund einer Verknappung der US-Erdölreserven durch mehrere Hurrikans im Golf von Mexiko hatte der Fernsehprediger Pat Robertson, der als geistiger Berater Bushs gilt, die Ermordung Chávez’ und Vereinnahmung der dortigen Öl- und Gasbestände angedacht. Robertson hatte sich zwar entschuldigt, was Chavez aber nicht beruhigte. Jeden Tag sende Venezuela 1,5 Mill. Barrel Rohöl in die USA, was man jederzeit stoppen könne. Ein Preis von 160 US-Dollar pro Barrel wäre dann durchaus denkbar. Der Sprecher des US-Departements, Sean McCormack, versuchte die Wogen zu glätten, doch passt in Kolumbiens Stimmungsbild, dass Israel auf Druck der USA die Lieferung von F-16-Lizenzkampfjets stornierte.[36]
New York/Vereinigte Staaten: UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte mehr Unterstützung für die Opfer des Erdbebens in Pakistan. Insbesondere im Norden des Staates werde der Tod von zahlreichen Schwachen und Kindern befürchtet.[37]
Australien: Erstmals wird die Vogelgrippe H5N1 auch auf dem australischen Kontinent nachgewiesen. Der nationale Quarantäne- und Kontrollenservice entdeckt Antikörper der Vogelgrippe in Tauben, die aus Kanada nach Melbourne importiert wurden.
Islamabad/Pakistan: Pakistans Präsident Pervez Musharraf empfindet die internationalen Hilfen für das Erdbebengebiet als „total inadäquat“; Milliarden weitere Dollar würden gebraucht.[39]
Izmir/Türkei: Ein schweres Erdbeben bei der Großstadt Izmir verursacht in der Nacht zum Freitag viele Zerstörungen, 37 Verletzte und zwei Todesopfer. Das Epizentrum lag rund 45km südwestlich von Izmir. Das Erdbeben der Stärke 6,0 war auch auf vorgelagerten griechischen Inseln wie Chios und Samos zu spüren.
Neu-Delhi/Indien: Indien und die USA weiten ihre Kooperation im Bereich Nuklearenergie aus; in Neu-Delhi finden diesbezügliche Gespräche statt.[40]
Nigeria: Bei einem Flugzeugabsturz werden alle 117 Passagiere getötet; die Boeing 737–200 war auf dem Weg von Lagos in die Hauptstadt Abuja. Wegen Fehlinformationen suchte man das Wrack zunächst an einer falschen Stelle und vermutete eine Anzahl von Überlebenden. In der Maschine saßen auch zahlreiche ausländische Geschäftsleute und Diplomaten.[42]
Mexiko: Da sich das „Auge“ des Hurrikan Wilma wesentlich langsamer bewegt, werden konzentriertere und schwere Verwüstungen befürchtet. Das Zentrum zieht nach der Insel Cozumel nördlich auf die 600.000 Einwohner zählende Metropole Cancún zu, wo der immense Regen rasch die Straßen füllt. Die Strände des Touristenzentrums werden schwer beschädigt und teilweise fortgespült. Der Flughafen muss bis auf weiteres geschlossen werden. Im US-Bundesstaat Florida fordern die Behörden die Touristen auf, die exponierte Inselkette der Key Wests zu verlassen.
Sonntag, 23. Oktober 2005
Brasília/Brasilien: In einer Volksabstimmung wird überraschend ein Waffenverbot abgelehnt. Im größten Land Südamerikas sterben jährlich mehr Menschen durch Waffengewalt als durch Krebs oder Verkehrsunfälle.[43]
Wien/Österreich: Nach der Steiermark und dem Burgenland wählt als letztes Bundesland dieses Jahres die österreichische Bundeshauptstadt einen neuen Landtag. Die von Spitzenkandidat Michael Häupl geführte SPÖ erreicht mit 49% der Stimmen die absolute Mehrheit im Gemeinderat, gefolgt von der ÖVP mit 18,8 und der Strache-FPÖ mit 14,9%.
Montag, 24. Oktober 2005
Bagdad/Irak: Durch die Explosion dreier Autobomben in der Nähe des von Journalisten und internationalen Organisationen genutzten Hotels Palestine sterben mindestens 17 Menschen.[45]
Peking/China: Im Kampf gegen AIDS erwägt man im „Reich der Mitte“, wo das Problem eher totgeschwiegen wurde, nun „drastische Maßnahmen“. In den nächsten fünf Jahren werden zehn Millionen Infektionen befürchtet.[46]
Bagdad/Irak: Die irakische Verfassung wurde von der Bevölkerung mit einer Zustimmung von 78,6% angenommen. Nur in den Provinzen Al-Anbar und Salah ad-Din stimmten mehr als zwei Drittel der Wähler dagegen. (BR, Ö1)
Miami/Vereinigte Staaten: Nach den Verwüstungen in Cancún und der Halbinsel Yucatán erreicht der Hurrikan Wilma nun auch Florida. Bisher wird von sieben Toten und zahlreichen Sachbeschädigungen berichtet: Häuser seien abgedeckt und viele Yachten in den Buchten durch die Wucht des Sturms zerstört worden. Die meisten Touristen und Anwohner auf dem Festland seien den Aufforderungen zur Evakuierung nachgekommen. Doch hätten auf den Florida Keys rund 80% der Einheimischen die Aufforderungen ignoriert. Viele feierten demonstrativ „Hurrikanpartys“ oder verwendeten die großen Wellen zum Surfen. Dadurch seien viele vom Festland abgeschnitten worden. Fast 2,5 Millionen Haushalte sind weiterhin ohne Stromversorgung. Die Zahl der Hurrikan-Toten in Florida hat sich auf 10 erhöht. (AP)
Neuwied/Deutschland: In einem Weiher in Rheinland-Pfalz fand man am Montag 22 tote Graugänse und Schwäne, die nach einer ersten Untersuchung an Rattengift gestorben waren. Am Tag darauf dementierte das Landesuntersuchungsamt in Koblenz jedoch, dass die Vögel am gefährlichen Vogelgrippe-Virus H5N1 gestorben seien. Allerdings waren zwei der Zugvögel an einem gewöhnlichen Grippevirus erkrankt.[49]
Mittwoch, 26. Oktober 2005
Berlin/Deutschland: Zum Schutz des Geflügelbestandes und der Bevölkerung gehen vom Agrarministerium diverse Weisungen zur Geflügelhaltung aus. Insbesondere die Tränkung durch Oberflächenwasser wie Seen und Tümpeln sei wegen der Infektionsgefahr verboten. Lediglich normales Trinkwasser ist erlaubt. Den Betreibern der Tiergärten wird eingeräumt, ihren Vogelbestand vorweg zu impfen, da einige Wildarten innerhalb der Gebäude eingehen würden.
China: In Südwestchina werden bei einer Massenpanik in einer Grundschule zehn Kinder getötet; 45 weitere Viertklässler werden verletzt, fünf davon schwer. Die Schüler waren auf einer überfüllten Treppe nach außen unterwegs, als eines der Kinder „Geister“ gerufen haben soll, woraufhin die Panik ausbrach.
Liverpool/Vereinigtes Königreich: In Liverpool entgleist eine vollbesetzte U-Bahn, doch kommen alle 119 Insassen mit dem Schrecken davon. Bei langsamer Fahrt sei der letzte Wagen aus den Schienen gesprungen. Bisher wird ein mechanischer Fehler vermutet.[50]
Mogadischu/Somalia: Islamische Geistliche veröffentlichen eine „Fatwa“ gegen die Beschneidung bzw. Genitalverstümmelung an Mädchen. Darin wird die in Afrika weit verbreitete traditionelle Praxis als „unislamisch“ verurteilt. Scheich Nur Barud Gurhan, der Vizevorsitzende des Dachverbands somalischer Geistlicher, setzt die Beschneidung einem Mord gleich. Durchgesetzt wird die Fatwa wohl kaum, da das Land von Clanchefs beherrscht wird.
Paris/Frankreich: In einem Interview mit der Zeitung Le Figaro prophezeit der Gründer und Inhaber von Microsoft, Bill Gates, den Printmedien den langfristigen Untergang wegen der wachsenden Bedeutung von Online-Zeitungen. Durch den wachsenden Konkurrenzdruck müssten die Zeitungen ihre Online-Ausgaben dringend auf den bestmöglichen Stand bringen.[51]
Saint-Denis/Réunion: Die Behörden auf der Insel bestätigen, dass ein Mann nach einer Thailand-Reise unter dem Verdacht einer Infizierung mit dem Vogelgrippe-Virus A/H5N1 steht.[52]
Teheran/Iran: Der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad ruft bei einer Konferenz mit dem Titel „Die Welt ohne Zionismus“ dazu auf, Israel „von der Landkarte zu tilgen“. Viele der 3.000 Konferenzteilnehmer (meist radikal-konservative Studenten) skandieren daraufhin Parolen gegen Israel und Amerika. Den Gazastreifen-Abzug Israels nennt Ahmadinedschad einen Trick. Einige Staaten bestellen daraufhin die iranischen Botschafter ein.[53]
Amsterdam/Niederlande: Bei einem Brand im Abschiebegefängnis des Flughafens Schiphol kommen in der Nacht zum Donnerstag elf Menschen ums Leben; 15 weitere werden verletzt. Der Zellenkomplex fasst zur Zeit 350 Gefangene, im betroffenen Gefängnisteil hielten sich 43 Häftlinge und ihre Bewacher auf. Die Feuerwehr hatte das Feuer nach drei Stunden unter Kontrolle. Die Ursache des Feuers ist bisher ungeklärt.[55]
Berlin/Deutschland: CDU und SPD erwägen offenbar eine Beschränkung des Kündigungsschutzes. Demnach soll einem Arbeitnehmer bei einer Neueinstellung die Option zwischen dem herkömmlichen Schutz vor Entlassung und einer Abfindung präsentiert werden. Gegenüber der Berliner Zeitung bestätigt die zuständige Koalitions-Arbeitsgruppe ihr Einvernehmen. Außerdem liege man bei der Verlängerung der Lebensarbeitszeit und der Sanierung der Rentenversicherung auf einer gemeinsamen Linie.[56]
London/Vereinigtes Königreich: Der britische PremierministerTony Blair verurteilt die israelfeindlichen Äußerungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad wie auch viele andere westliche Staatsoberhäupter. Wenn der Iran weiterhin derartige Standpunkte vertreten wolle, „werden die Menschen glauben, dass sie eine wirkliche Bedrohung der Sicherheit und Stabilität unserer Welt“ sind, so Blair auf dem EU-Gipfel im Hampton Court Palace.[57][58]
Straßburg/Frankreich: Beim Europäischen Gerichtshof reichen zwei Parteien und sechs Politiker eine Anklageschrift gegen die Parlamentswahlen in Russland 2003 und gegen den Präsidenten RusslandsWladimir Putin ein, dem sie eine unfaire Wahldurchführung und -manipulation vorwerfen. Sprecher ist der ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow, der als einstiger Kandidat das Fehlen von freien Wahlen und die Ämterpatronag Putins in den Vordergrund stellt.[59]
Teheran/Iran: Einen Tag nach dem Aufruf des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zur Zerstörung Israels hat Teheran Israel erneut die Legitimation abgesprochen. Der Iran erkenne „das zionistischeBesatzungsregime“ nicht an, weil es sich nicht an die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats halte, sagte der iranische Außenminister Manuschehr Mottaki laut staatlicher Nachrichtenagentur IRNA. Israel blühe und gedeihe auf der Grundlage des „Verderbens und des Exils der rechtmäßigen Besitzer des Landes“. Der Iran habe schon unmittelbar nach der Revolution von 1979 sowohl Israel als auch dem damaligen Apartheid-Regime von Südafrika vor der UNO die Legitimation abgesprochen.
Mannheim/Deutschland: Der Rat für deutsche Rechtschreibung beschließt Korrekturempfehlungen zur Worttrennung und Interpunktion. Zum Teil werden dabei Verbesserungen in Aussicht gestellt, die obsolet sind, das gilt u.a. für den Hinweis auf die scheinbar neue Priorität der Trennung Sprech-erziehung vor Sprecher-ziehung, welche jedoch schon in früheren Fassungen des reformierten Regelwerks festgelegt wurde.[62]
Nigeria: Die nigerianische Regierung verhaftet Separatistenführer Ralph Uwazuruike, der den autonomen Staat Biafra fordert.
Paris/Frankreich: In einigen Pariser Vororten kommt es zu Straßenkämpfen und Angriffen von Jugendlichen auf die Polizei. Auslöser war der Unfalltod zweier Jugendlicher in Clichy-sous-Bois (nahe Paris), die vor Polizisten fliehend über den Zaun eines Transformators geklettert waren. Später griffen die Krawalle auf andere Stadtteile über. Ihre primäre Ursache ist die hohe Arbeitslosigkeit der meist ausländischen Jugendlichen.
Tamil Nadu/Indien: In Indien sterben bei Überflutungen mindestens 76 Menschen; besonders betroffen war der Bundesstaat Tamil Nadu.[63]
Teheran/Iran: Nach Aufrufen zur Zerstörung Israels durch Präsident Mahmud Ahmadinedschad vorgestern ruft der Iran zu einer Massendemonstration gegen Israel auf. Die dortige sowie europäische Regierungen zeigen sich erneut empört.[64]
Berlin/Deutschland: Der SPD-Vorstand stimmt gegen den von Parteichef Franz Müntefering vorgeschlagenen GeneralsekretärKajo Wasserhövel und für die „Parteilinke“ Andrea Nahles. Daraufhin kündigt Müntefering (laut ZDF) seinen Rücktritt an, lässt aber offen, ob er in die Koalitionsregierung als Vizekanzler eintreten werde. Vertreter der Union äußern Bedenken, weil Müntefering eine wichtige "Klammer für eine Große Koalition sei und mit Edmund Stoiber eine gute Kooperationsbasis habe. Der stellvertretende Fraktionschef Wolfgang Bosbach fürchtet (lt. N24-Interview), es gäbe nicht wenige in der SPD, die ohnehin Rot-Rot-Grün lieber hätten als eine Große Koalition. In der FDP werden erneute Kontakte zu den Grünen erwogen.
Damaskus/Syrien, New York/Vereinigte Staaten: Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) verlangt von Syrien volle Kooperation zur Aufklärung des Mordes an Libanons Expremier Rafiq al-Hariri. Laut UN-Chefermittler Detlev Mehlis habe Syrien „bisher den Daumen auf viele wichtige Informationen gehalten“ und ihn an Befragungen gehindert. Der Rat verlangt, dass Mehlis unbeaufsichtigt auch Verdächtige vernehmen kann, die zur engeren Familie des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad gehören. Anlässlich der Resolution verursacht Syriens Außenminister al-Sharaa in New York einen Eklat und in Damaskus wird gegen die UN demonstriert.[67]
EIIS & Ibero-American Secretariat General.In:ieeiweb.edu, European Institute of International Studies.Abgerufen am 26.Januar 2018(spanisch):„14 y 15 de octubre de 2005“