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Luftabwehrflugzeug Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Abfangjäger ist ein auf die Verfolgung, Abdrängung und Vernichtung unbekannter oder feindlicher Luftfahrzeuge spezialisiertes Jagdflugzeug.
In Friedenszeiten stehen auf Luftwaffenstützpunkten Alarmrotten (zwei Flugzeuge) in ständiger Bereitschaft, um auf plötzlich auftretende potentielle Bedrohungen des Luftraums (heute weniger durch feindliche Militärflugzeuge als durch Terroristen und Flugzeugentführer) schnell reagieren zu können. Auch Begleitflüge von beschädigten Flugzeugen zur Landung oder zur Unterstützung bei technischen Problemen[1] gehören zu ihrem Aufgabenbereich. Ihre Ausrüstung besteht aus einer gemischten Bewaffnung aus radargelenkten Luft-Luft-Raketen mittlerer Reichweite, wärmesuchenden IR-Raketen für Kurzstrecken und Außentanks mit zusätzlichem Treibstoff, um möglichst schnell ihr Ziel zu erreichen und verdächtige Flugzeuge oder Militärflugzeuge einer fremden Nation entweder aus dem eigenen hoheitlichen Luftraum hinaus oder bis zur Landung auf einem Flughafen eskortieren zu können. Sollte es zum Kampf kommen, werden die Außentanks abgeworfen, um eine höhere Wendigkeit der Jäger zu erreichen.
Der Befehl zum Waffeneinsatz in Friedenszeiten ist in den meisten Ländern dem Verteidigungsminister oder einem ranghohen Militär vorbehalten, die im Fall der Fälle kurzfristig über das Aufsteigen der Abfangjäger und die Lage informiert werden.
In Deutschland waren dies nach dem Luftsicherheitsgesetz der Bundesminister der Verteidigung oder im Vertretungsfall das zu seiner Vertretung berechtigte Mitglied der Bundesregierung im Benehmen mit dem Bundesminister des Innern (§ 13 LuftSiG). Diese durften jedoch nicht den Abschuss eines Passagierflugzeuges befehlen, da die dabei zwangsläufige Tötung der Flugpassagiere zur Rettung anderer Personen am Boden dem Grundgesetz widerspricht (Quantifizierungsverbot). Das Bundesverfassungsgericht urteilte im April 2013, dass nicht der Verteidigungsminister, sondern nur die deutsche Bundesregierung in Eilfällen entscheiden darf und erklärte die entsprechende Bestimmung des Luftsicherheitsgesetzes für nichtig.[2]
Die deutsche Luftwaffe kann spätestens 15 Minuten nach einer Alarmierung Flugzeuge in der Luft haben. Dazu sind zwei mit Eurofighter Typhoon ausgestattete Alarmrotten beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau (südlicher Teil Deutschlands bis zum Main) und beim Taktischen Luftwaffengeschwader „Richthofen“ in Wittmund (Ostfriesland) (nördlicher Teil Deutschlands) stationiert. Im Bedarfsfall steht zudem das Taktische Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ insbesondere für den östlichen Luftraum bereit. Im Falle eines tatsächlichen Alarms wird ihr Einsatz vom Luftlagezentrum der Bundeswehr in Kalkar aus geführt, wo alle Informationen zusammenlaufen. Etwa einmal pro Woche müssen in Deutschland tatsächlich Abfangjäger aufsteigen, weil Unstimmigkeiten am Luftlagebild auftreten, beispielsweise nicht angemeldete Flugbewegungen oder ungeplante Kursabweichungen.
Das österreichische Bundesheer hat als Alarmrotte zwei Eurofighter in Zeltweg in Bereitschaft.
Die Schweizer Luftwaffe operiert mit Flugzeugen des Typs F-5E, F-5F, F/A-18C und F/A-18D von verschiedenen Basen, meistens jedoch von Payerne oder Meiringen aus. Geführt werden diese Einsätze durch die EZ-LUV (Einsatzzentrale Luftverteidigung) auf dem Militärflugplatz Dübendorf. Bei Grossanlässen mit gesperrtem Luftraum wie der Euro 2008 oder dem WEF erteilt der Verteidigungsminister oder der Kommandant der Luftwaffe den Abschussbefehl. Im Gegensatz zu Deutschland darf in der Schweiz der Kampfjetpilot auch ein Zivilflugzeug mit Passagieren abschiessen; dies ist durch die „Verordnung über die Wahrung der Lufthoheit“ als Notstand und Notwehr abgedeckt.[3] In der Schweiz werden die Abfangjäger in Friedenszeiten auch zu sogenannten Live-Missionen verwendet, in denen routinemäßig (ohne vorheriges Anzeichen auf eine Unregelmässigkeit) Staatsluftfahrzeuge, die sich im schweizerischen oder liechtensteinischen Luftraum befinden, abgefangen werden und visuell der Flugzeugtyp, Nation, Registration sowie allfällige Besonderheiten und Bewaffnung überprüft werden. Durchschnittlich gibt es ca. 280 solcher Live-Missionen pro Jahr (vgl. Tabelle). Die Abfangjäger werden in der Schweiz auch dazu eingesetzt, Luftfahrzeuge zu identifizieren, die eine Luftverkehrsregel verletzt haben. Diese Einsätze werden wie z. B. bei Alarmstart wegen Bombendrohungen, Entführungen etc. als Hot-Missionen bezeichnet und kommen im Durchschnitt etwa 20-mal pro Jahr vor.
In Kriegszeiten ändert sich die Aufgabe der Abfangjäger dahingehend, dass sie anfliegende feindliche Bomber und deren Begleitjäger möglichst bekämpfen sollen, bevor diese ihr Ziel erreichen und Schaden anrichten können. Die meisten Abfangjäger können jedoch auch offensive Aufgaben übernehmen und fremde Abfangjäger angreifen sowie Begleitschutz für Bomber, Transporter, AWACS usw. bieten.
Konstruktiv kann man unter den Abfangjägern zwei Grundtypen unterscheiden:
Durch Fortschritte in der Luftfahrzeugtechnik und Aerodynamik ist es heute möglich, ein in beiden Aufgabenbereichen gutes Flugzeug zu bauen, ohne bei der Leistung Abstriche machen zu müssen, so dass heute fast nur noch letztere Typen und kaum noch reine Abfangjäger gebaut werden.
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