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umstrittene Region im Himalaya an der Grenze zu Pakistan, Indien und China Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kaschmir (Devanagari: कश्मीर, Urdu: کشمیر, Kaśmīr, auch Kashmir) ist eine Region im Himalaya.
Die Bevölkerung Kaschmirs ist vielfältig in Hinblick auf die Verbreitung von Religionen (Islam, Hinduismus und Buddhismus) und Sprachen (u. a. Hindi, Panjabi, Dogri, Kashmiri, Tibetisch und Balti). Deshalb und aufgrund seiner wechselhaften Geschichte ist Kaschmir schon länger stark umstritten und war Schauplatz vieler Kriege im Zuge des Kaschmir-Konflikts, seit der Region infolge der Teilung Indiens 1947 formal die Unabhängigkeit zugesprochen wurde.
Indien beansprucht das gesamte Gebiet für sich, kontrolliert allerdings nur etwa die Hälfte. Der Westen und Norden befinden sich unter der Herrschaft von Pakistan, das selbst wiederum Anspruch auf die momentan von Indien kontrollierten Gebiete erhebt. Der Osten ist unter Kontrolle der Volksrepublik China.
Heute teilt sich das im Himalaya gelegene Kaschmir in die indischen Unionsterritorien Jammu und Kashmir und Ladakh mit zusammen 101.000 km² und 12,5 Millionen Einwohnern, die pakistanische Region Gilgit-Baltistan und das teilautonome pakistanische Asad Kaschmir mit zusammen 84.000 km² und ca. 5 Millionen Einwohnern sowie einige chinesische Gebiete (u. a. Aksai Chin mit 37.000 km² und einigen Tausend Bewohnern) auf.
Das Kaschmirtal liegt auf demselben Breitengrad wie das syrische Damaskus, das marokkanische Fès und das US-amerikanische South Carolina auf einer Höhe von 1700 m über dem Meeresspiegel. Es ist ca. 135 km lang und 30 bis 40 km breit.
Die Gesamtfläche Kaschmirs beläuft sich auf rund 222.000 km². Der indische Teil teilt sich in die Unionsterritorien Ladakh und Jammu und Kashmir mit zwei Divisionen Jammu und Kaschmir mit insgesamt 20 Distrikten.
Die Region liegt an einer 200 km breiten Bruchzone zwischen der indischen und der eurasischen Kontinentalplatte.[1]
Kaschmir hat seinen Ursprung im Kaschmirtal mit dem alten Handelsplatz Srinagar im Hochgebirgsraum des Vorderen Himalaya. In seiner langen, wechselvollen Geschichte hat es sich als Kreuzungspunkt von großen Karawanenstraßen (historische Seidenstraße) zwischen Vorder-, Zentral- und Südasien entwickelt. Zugleich war und ist es auch heute noch Schnittpunkt ausgedehnter buddhistischer, kaschmirisch-hinduistischer und ab dem 13. Jahrhundert zunehmend islamischer Herrschaftsbereiche. Kaschmir hat von alters her eine Brücken- und Knotenfunktion zwischen Vorder-, Zentral- und Südasien.
Nach etlichen Kleinreichen beherrschte die Karkota-Dynastie von 625 bis 855 das gesamte Kaschmirtal. König Lalitaditya (reg. ca. 723–760) eroberte angeblich weite Teile Ost- und Mittelindiens. Nach vielfältigen inneren Machtkämpfen bemächtigte sich Shah Mir der Region, die von nun an überwiegend islamisch blieb. Gegen Ende des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts ließ Sikandar Butshikan (reg. 1389–1413) sämtliche buddhistischen und hinduistischen Heiligtümer zerstören.
Im Jahr 1587 wurde Kaschmir durch Akbar I. dem Reich der Großmoguln von Delhi einverleibt und 1739 vom persischen Herrscher Nader Schah erobert. Kaschmir blieb später eine Provinz des Reiches von Kabul, bis sich 1809 der Statthalter Muhammad Azim Khan für unabhängig erklärte. 1819 besetzte der Sikh Maharaja Ranjit Singh die Hauptstadt Srinagar und weite Teile des Landes.
Nach dem Sieg der Briten über die Sikhs im Ersten Sikh-Krieg wurde Kashmir and Jammu (z. T. Jammu and Kashmir genannt) 1846 als Fürstenstaat ein britisches Protektorat. Erster Maharaja war von 1846 bis 1856 der Raja von Jammu, Ghulab Singh, ein Hindu aus dem Rajputen-Clan der Jamwal.
Kaschmir hatte 1941 eine Fläche von 218.896 km² und 4,2 Millionen Einwohner. Die Stammesgebiete im Norden standen allerdings nur nominell unter der Hoheit des Maharaja. Insgesamt war der Norden Kaschmirs muslimisch geprägt, der Süden hinduistisch und der Osten buddhistisch. Ein machtpolitisches Ungleichgewicht herrschte jedoch dadurch vor, dass hohe Positionen und öffentliche Ämter fast ausschließlich durch Dogra-Hindus aus Jammu besetzt wurden. Protestbewegungen von Moslems, wie zum Beispiel 1930 gegen die autoritäre Herrschaft des Maharajas, wurden immer häufiger und zumeist blutig niedergeschlagen. Als Großbritannien am 18. Juli 1947 die Entlassung Indiens in die Unabhängigkeit und die Bildung der Dominions Indien und Pakistan beschloss, wurde Kaschmir zunächst unter dem Maharaja Hari Singh (1925–1952) unabhängig.
Kashmir und Jammu hatte 1866–1894 eine Staatspost mit eigenen Briefmarken, 1867–1877 mit separaten Ausgaben für die Provinzen Kashmir und Jammu. Der Fürstenstaat Punch hatte 1876–1894 ebenfalls eine eigene Post.
Die Ursache für das heutige Spannungsverhältnis in Kaschmir ist einerseits begründet durch den Eroberungsfeldzug 1819 der Sikhs von Punjab (Indien), der das muslimische Kaschmir mit dem hinduistischen Jammu vereinigte, und andererseits im Teilungsprozess Britisch-Indiens von 1947, in dessen Folge die Staaten Pakistan und Indien gegründet worden waren. Die Teilung in das muslimisch dominierte Pakistan (einschließlich Ostpakistan, dem heutigen Bangladesch) und in die hinduistisch geprägte Indische Union nach dem Mountbattenplan folgte der so genannten „Zwei-Nationen-Theorie“.
Danach sollten jene Distrikte Britisch-Indiens, die nach der letzten verfügbaren Volkszählung von 1941 eine mehrheitlich muslimische Bevölkerung aufwiesen, Pakistan zufallen. Im umgekehrten Falle sollten muslimische Minderheitengebiete in der Indischen Union verbleiben. Dieses Kriterium traf nicht für die semi-autonomen Fürstenstaaten und damit auch nicht für Kaschmir zu. Das entsprechende britische Gesetz (Indisches Unabhängigkeitsgesetz von 1947) besagte, dass den Herrschern der Fürstenstaaten die Entscheidungsfreiheit zukomme, ob sie sich Indien oder Pakistan anschlössen (oder unabhängig blieben).
Kaschmir blieb nach der Teilung Britisch-Indiens zunächst unabhängig, wurde aber bald zu einer militärischen Konfliktregion. Der damalige Maharadscha Hari Singh versuchte durch Verzögern der Entscheidung, sich auf die pakistanische oder indische Seite zu schlagen, die Souveränität zu wahren. Nach Beginn der Invasion von durch Pakistan unterstützten paschtunischen Stammesmilizen und der fortlaufenden Rebellion gegen seine Herrschaft (besonders im Bezirk Punch) bat der Herrscher Indien um militärischen Beistand. Um diesen zu erhalten, erklärte er am 26. Oktober 1947 den Anschluss seines Fürstenstaates an die Indische Union[2]. Binnen weniger Tage verlegte Indien massiv Truppen in die Krisenregion, um Aufständischen und eingesickerten Kämpfern zu begegnen. Pakistan akzeptierte den Beitritt zu Indien nicht. Darüber hinaus wurde der bereits in der Kolonialperiode schwelende religiöse Konflikt zwischen Hindus und Muslimen immer weiter auf die Ebene der Staatspolitik übertragen, wodurch er kontinuierlich an Brisanz gewann, obwohl die Mehrheit der Bewohner Kaschmirs eine gemäßigte religiöse Einstellung besaß. Die Eskalation führte letztlich zum Ersten Indisch-Pakistanischen Krieg, der 1949 mit der De-facto-Zweiteilung Kaschmirs unter Vermittlung der Vereinten Nationen endete. Seitdem existierte bis 2019 im Süden der indische Bundesstaat Jammu und Kashmir (etwa zwei Drittel des Territoriums, wurde 2019 in die Unionsterritorien Jammu und Kashmir und Ladakh geteilt), während der Norden mit Asad Kaschmir und Gilgit-Baltistan – bis 2009: Northern Areas (Nordgebiete) – unter pakistanischer Verwaltung steht. Die Grenzlinie zwischen dem pakistanischen und indischen Teil bildet die Waffenstillstandslinie („Line of Control“) von 1949. Sie ist etwa 750 km lang und steht unter dem Mandat der Vereinten Nationen.
Die vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im April 1948 geforderte Volksabstimmung über den Beitritt Kaschmirs zu Indien oder Pakistan[3] hat bis heute nicht stattgefunden. Indien und Pakistan führen die folgenden Gründe an:
Pakistan reklamiert für sich vor allem einen muslimisch geprägten Nationalismus und leitet daraus den Souveränitätsanspruch auf ein Land mit 77 % muslimischer Bevölkerung ab:
Aus indischer Sicht stehen vor allem die Vermeidung eines Präzedenzfalles für eine Loslösung aus dem Staatsverbund Indiens und die Sicherung der Verkehrswege in das Hochtal von Kaschmir im Vordergrund. Das Regierungsprinzip des säkularen Nationalismus, das heißt die Unabhängigkeit der Regierung von Religionen, solle für ganz Kaschmir gelten und somit auch für die muslimisch dominierten Bereiche. Indien sieht in der Kaschmirfrage daher keinen Diskussionsbedarf.
Aus pakistanischer Sicht stellt die Kaschmir-Frage einen Präzedenzfall für die Rolle des Landes als selbstproklamierte „Heimat der indischen Muslime“ dar. Indien versuche durch die Annexion Kaschmirs diesen Anspruch und somit das gesamte Gründungskonzept des pakistanischen Staates in Frage zu stellen. Der Kaschmirkonflikt stellt so aufgefasst einen wichtigen identifikativen Bezugspunkt des pakistanischen Staates dar, der sich über einen gemeinsamen Feind gegenüber Systemkritikern legitimieren will.
Neben Indien und Pakistan ist die Volksrepublik China als dritte Partei indirekt am Kaschmirkonflikt beteiligt. Nach der gewaltsamen Besetzung des im Osten Kaschmirs gelegenen Aksai-Chin-Plateaus durch chinesische Truppen (1956 und 1962) näherte sich Indien verstärkt der Sowjetunion an. Aufgrund der gleichgerichteten Interessenlage gegen Indien wurde Pakistan zum Verbündeten Chinas. Es trat 1963 seinerseits einen schmalen Streifen um die K2-Gipfelregion an China ab. Dieses ehemals zu China gehörende Gebiet wurde seit der britischen Kolonialzeit von Pakistan kontrolliert. Im Gegenzug erhielt Pakistan chinesische Hilfe beim Bau des Karakorum Highway.
Das Gebiet von Aksai Chin war bis 1956 ein autonomes Fürstentum, das sich an der Politik des Maharajas von Kaschmir orientierte. Die Chinesen sahen die Besetzung als Rückeroberung eines von Britisch-Indien 1846 unrechtmäßig besetzten Gebietes. Außerdem planten sie eine Straße von Westtibet durch Aksai Chin weiter nach China, welche ab 1958 auch gebaut wurde.
Sowohl die indische als auch die pakistanische Regierung nehmen sowohl auf internationaler Ebene als auch in Südasien für sich in Anspruch, die rechtmäßigen Vertreter der kaschmirischen Interessen zu sein. Während die indische Seite einen multikulturellen und Minderheiten tolerierenden Staat propagiert, der aber keinerlei Separationsbestrebungen der einzelnen Bundesstaaten akzeptiert, erhebt Pakistan den Anspruch, alle südasiatischen Muslime in einem (pakistanischen) Staat zu vertreten, da deren Interessen in einer Minderheitensituation unter indischer Verwaltung letztlich nicht gesichert seien. Multikulturalität sei nur die äußere Rhetorik einer impliziten Politik der Bevormundung und Benachteiligung.
Bereits 1947 zeichnete sich jedoch eine weitere Option ab. Kaschmirische Nationalisten forderten die Gründung eines von Indien und Pakistan unabhängigen Binnenstaates Kaschmir, der sich idealerweise aus dem pakistanisch-kontrollierten Asad Kaschmir und dem indisch-kontrollierten Jammu und Kaschmir zusammensetzen sollte. Diese Lösungsvariante wird bis heute nicht nur von Indien und Pakistan aus strategischen, ökonomischen und sozio-kulturellen Erwägungen abgelehnt, sondern auch von einer Mehrheit der kaschmirischen Bevölkerung, welche einen unabhängigen muslimischen Staat Kaschmir fordert.
Pakistan verlangte die Lösung der Kaschmir-Frage auf der Basis der entsprechenden Resolutionen der Vereinten Nationen und des Selbstbestimmungsrechts des kaschmirischen Volkes, insbesondere der Muslime.
Im Jahre 1965 kam es im Streit um die Region zum Zweiten Indisch-Pakistanischen Krieg. 1999 brach auf Grund des Eindringens von Pakistan unterstützter bewaffneter Einheiten in die Region um Kargil der Kargil-Krieg aus.
Im Zuge des einsetzenden Entspannungsprozesses Ende 2003 schlug der pakistanische Präsident Pervez Musharraf einen völligen Truppenabzug (des indischen und des pakistanischen Militärs) aus der umstrittenen Himalaya-Region vor. Indien lehnt dies mit Hinweis auf die instabile, komplexe Sicherheitslage und wegen der Gefahr des Einsickerns von Extremisten aus Pakistan ab. Der zentrale Streitpunkt zwischen beiden Ländern, wonach sie beide den alleinigen Anspruch auf ganz Kaschmir erheben, wurde in dem bisherigen Annäherungsprozess ausgeklammert.
Nach der Region ist die kostbare Kaschmirwolle benannt, die zum Ende des Winters durch Kämmen aus dem Unterfell der Kaschmirziege gewonnen wird. Pro Tier werden ca. 150 Gramm gesammelt, die dann (von Hand) von den einzelnen Oberhaaren (Grannen) gereinigt werden. Der Verkaufspreis der Wolle richtet sich nach deren Qualität; die Haare sollten möglichst fein (dünn), lang und hell (weiß) sein.
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