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Worttrennung:
- Kam·mer, Plural: Kam·mern
Aussprache:
- IPA: [ˈkamɐ]
- Hörbeispiele: Kammer (Info)
- Reime: -amɐ
Bedeutungen:
- [1] im Gegensatz zur Stube, ein nicht oder nur schlecht beheizbarer (Lager-)Raum, oft nur für einen bestimmten Zweck genutzt
- [2] historisch die Schatzkammer eines Fürsten
- [3] aus [2] abgeleitet: historisch die Zentralbehörde der landesherrlichen Finanz- und Liegenschaftsverwaltung
- [4] aus [2] abgeleitet: die engere, nur aus wenigen Personen bestehende, meist niedere Dienerschaft eines Fürsten oder Aristokraten
- [5] Biologie, Medizin: durch Scheidewände abgetrennter Hohlraum eines Organs
- [6] Technik: für bestimmte Vorgänge vorgesehener Raum
- [7] Waffentechnik: Patronenlager
- [8] Bergbau: durch Abbau entstehender Raum
- [9] Jägersprache: bestimmter Raum im Tierbau
- [10] Verfassungsrecht: an der Gesetzgebung beteiligte Körperschaft
- [11] Recht: aus mehreren Richtern bestehendes Organ der Rechtsprechung
- [12] Vertretung einer Berufssparte, insbesondere: öffentlich-rechtliche berufsständische Körperschaft
- [13] bei einer Tabakspfeife die Öffnung für den Tabak
Abkürzungen:
- [11] K
Herkunft:
- mittelhochdeutsch kamer(e), althochdeutsch chamara, im 8. Jahrhundert von lateinisch camera → la (Gewölbe, gewölbte Decke) entlehnt, das seinerseits auf griechisch καμάρα (kamara☆) → grc „Gewölbe, gewölbte Kammer“ zurückgeht. Schon früh haben sich aus der allgemeinen Wortbedeutung kleines, abgeteiltes Gemach (des Hauses) zahlreiche, speziellere Bedeutungen entwickelt (siehe unter Wortbildungen)[1][2]
Synonyme:
- [1] Gaden, Gemach, Kabäuschen, Kabuff, Raum, Zimmer
- [2] Tresor, fürstliche Privatschatulle
- [3] Staatskasse, (Domänenkammer)
- [4] Dienerschaft, Bedienstete
- [5a] Hohlraum
- [5b] insbesondere vom Herzen: Herzkammer, Ventrikel, Vorkammer
- [5c] krankhaft, insbesondere in der Lunge: Hohlraum, Kaverne
- [6] Kaverne
- [7] Patronenlager
- [8] Röhre, Kessel
Gegenwörter:
- [1] Empfangshalle, Halle, Saal, Salon, Stube
Verkleinerungsformen:
- [1] Kämmerchen, Kämmerlein
Oberbegriffe:
- [12] Berufsverband, Interessengemeinschaft
Unterbegriffe:
- [1] in einem Gebäude befindlich: Abfallkammer, Abstellkammer, Asservatenkammer, Besenkammer, Bettkammer, Bodenkammer, Brautkammer, Brotkammer, Dachkammer, Dienstmädchenkammer, Druckkammer, Dunkelkammer, Folterkammer, Futterkammer, Gaskammer, Getreidekammer, Giebelkammer, Grabkammer, Kältekammer, Kellerkammer, Kleiderkammer, Kohlenkammer, Königskammer, Kühlkammer, Milchkammer, Räucherkammer, Requisitenkammer, Rumpelkammer, Rüstkammer, Schatzkammer, Schlafkammer, Schreckenskammer, Speisekammer, Turmkammer, Vorratskammer, Wäschekammer, Waffenkammer, Wunderkammer
- [1] Personen:: Kammerunteroffizier, Kammerjäger
- [3] Kämmerer, Kammerherr
- [4] Kammerdiener, Kammerjäger, Kammerjungfer, Kammerjunker, Kammermädchen, Kammerzofe
- [5] Augenkammer, Herzkammer
- [6] Bootsmannkammer, Hauptkammer, Kabelkammer, Nebenkammer, Segelkammer
- [6] Blasenkammer, Bleikammer, Brennkammer, Dekompressionskammer, Drahtkammer, Druckkammer, Funkenkammer, Ionisationskammer, Lüftungskammer, Nebelkammer, Vakuumkammer
- [7] Pulverkammer
- [10] Oberhaus, Unterhaus
- [10, 11] Hofkammer, Länderkammer, Parlamentskammer, Volkskammer
- [10] Beschwerdekammer, Jugendkammer, Pressekammer, Spruchkammer, Staatsschutzkammer, Strafkammer, Zivilkammer
- [12] Arbeiterkammer, Ärztekammer, Anwaltskammer, Arbeitnehmerkammer (Bremen), Architektenkammer, Apothekerkammer, Handelsschifffahrtskammer, Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer, Ingenieurkammer, Notariatskammer (Notarkammer), Patentanwaltskammer, Schifffahrtskammer, Steuerberaterkammer, Psychotherapeutenkammer, Landwirtschaftskammer, Wirtschaftsprüferkammer, Zahnärztekammer
Beispiele:
- [1] „Die Kammer war klein, sie hatte nicht viel Licht und ging zum Hinterhof hinaus.“[3]
- [1] „Am Abend wohnte dieser Biberkopf nicht mehr in der Kammer.“[4]
- [1] „Das Leben in den sich kreuzenden Steingängen, an denen Kammer an Kammer, Gewölbe an Gewölbe lag, vollzog sich in einer stärkeren Regsamkeit als auf den Straßen der Oberwelt und ihrer Häusertrümmer.“[5]
- [1] „Wegen ihrer guten Ortskenntnis brauchte sie keinen Fremden zu belästigen, sondern ritt bis zu dem Fenster, hinter dem, wie sie wußte, ihrer Schwester Kammer lag, und pochte mit dem Peitschenschaft gegen die Scheibe.“[6]
- [3] Er war Rat der fürstlichen Kammer
- [3] Der Landesherr spornte die Angehörigen seiner Kammer zu besonderem Fleiß an
- [5] In dieser Kammer befindet sich Hirnflüssigkeit.
- [6] Die Kammer ist mit einer Stahltür gesichert.
- [7] Die drehbare Trommel des Revolvers hatte sechs Kammern.
- [8] Die Kammer, die durch den Abbau des Erzes entstanden ist, darf nicht einstürzen.
- [9] Das Gürteltier lebt in einer gepolsterten Kammer am Ende des langen Ganges.
- [10] Die obere Kammer ist das Oberhaus.
- [11] Die Strafsache wurde in der ersten Kammer des Landgerichts verhandelt.
- [12] Eine Kammer der Ärzte ist wie z.B. die der Steuerberater eine Berufsvertretung.
- [13] Man kann Pfeifen kaufen, bei denen die Kammer bereits mit einer Kohleschicht versehen ist.
Charakteristische Wortkombinationen:
- [4] eine Kammer betreten, bewohnen, verlassen, etwas in der Kammer abstellen, aus der Kammer holen, in einer Kammer leben, nächtigen, schlafen, wohnen
- [5a] etwas ist in Kammern unterteilt, weist Kammern auf
- [5b] die rechte, linke Kammer des Herzens, die Kammer kontrahiert
- [5c] die Kammer hat sich mit Blut, Eiter, Wasser gefüllt
- [8] die Kammer des Brennofens
- [8–11] die erste, zweite Kammer, die beiden Kammern des Parlaments, die Kammer für Strafsachen, für Zivilrecht, in eine Kammer berufen werden, etwas wird vor einer Kammer verhandelt
- [11] in einer Kammer organisiert sein
Wortbildungen:
- [1–4, 6] Personen betreffend: Kamerad, Kämmerer, Kämmerling, Kammerbulle, Kammerdiener, Kammerherr, Kammerjäger, Kammerjungfer, Kammerjunker, Kammerkätzchen, Kammermädchen, Kammermohr, Kammerrat, Kammersänger, Kammerschauspieler, Kammerschauspielerin, Kammerzofe
- kulturelle Veranstaltungen betreffend: Kammerchor, Kammerkonzert, Kammermusik, Kammerorchester, Kammersonate, Kammerspiel, Kammerspiele, Kammertheater, Kammerton
- Bestandteile betreffend: Kammerfenster, Kammertür
- [2, 8] Kammergut, Salzkammergut
- [5] Kammeranarchie, Kammerautonomie, Kammerflattern, Kammerflimmern, Kammerkomplex, Kammerscheidewand, Kammertachykardie, Kammerwand, Kammerwasser, Kammerwinkel
- [9] Kammergericht
Übersetzungen
[1] im Gegensatz zur Stube, ein nicht oder nur schlecht beheizbarer (Lager-)Raum, oft nur für einen bestimmten Zweck genutzt
[2] historisch die Schatzkammer eines Fürsten
[3] Zentralbehörde der landesherrlichen Finanz- und Liegenschaftsverwaltung
[4] niedere Dienerschaft eines Fürsten oder Aristokraten
[5] Biologie, Medizin: durch Scheidewände abgetrennter Hohlraum eines Organs
[6] Technik: für bestimmte Vorgänge vorgesehener Raum
[7] Waffentechnik: Patronenlager
[8] Bergbau: durch Abbau entstehender Raum
[9] Jägersprache: bestimmter Raum im Tierbau
[10] Verfassungsrecht: an der Gesetzgebung beteiligte Körperschaft
[11] Recht: aus mehreren Richtern bestehendes Organ der Rechtsprechung
[12] Vertretung einer Berufssparte, öffentlich-rechtliche berufsständische Körperschaft
[13] bei einer Tabakspfeife die Öffnung für den Tabak
- [1, 4, 5, 7–11] Wikipedia-Artikel „Kammer“
- [1, 3–5, 8, 9, 13] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Kammer“
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „Kammer“
- [1–11] Duden online „Kammer“
- [1–4, 10] Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „Kammer“
- [1–4, 10, 11] Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4., umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 19 Bände. Altenburg 1857–1865 „[1 Kammer]“
Quellen:
Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 4. Auflage. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2006, ISBN 978-3-411-04074-2, Seite 381.
Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort: „Kammer“, Seite 463.
Erich Maria Remarque: Das gelobte Land. Roman (Fragment). Kiepenheuer & Witsch, Köln 1998, ISBN 3-462-02695-X, Seite 40. Grundlage des Textes: Manuskript 1970.
Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1965, ISBN 3-423-00295-6, Seite 103 Erstveröffentlichung 1929.
Hermann Kasack: Die Stadt hinter dem Strom. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-39061-9, Seite 46. Entstanden in der Zeit 1942 - 1946.
Halldór Laxness: Islandglocke. Roman. Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main 1975, ISBN 3-518-06728-1, Seite 236. Isländisch 1943-1946.
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Anmerkung:
- Der mündliche, umgangssprachliche Gebrauch des Artikels bei Nachnamen ist nicht einheitlich. Norddeutsch gebraucht man tendenziell keinen Artikel, mitteldeutsch ist der Gebrauch uneinheitlich, in süddeutschen, österreichischen und schweizerischen Idiomen wird der Artikel tendenziell gebraucht.
- Für den Fall des Artikelgebrauches gilt: der „Kammer“ – für männliche Einzelpersonen, die „Kammer“ im Singular – für weibliche Einzelpersonen; ein und/oder eine „Kammer“ für einen Angehörigen und/oder eine Angehörige aus der Familie „Kammer“ und/oder der Gruppe der Namenträger. Die im Plural gilt für die Familie und/oder alle Namenträger gleichen Namens. Der schriftliche, standardsprachliche Gebrauch bei Nachnamen ist prinzipiell ohne Artikel.
Aussprache:
- IPA: [ˈkamɐ]
- Hörbeispiele: Kammer (Info)
- Reime: -amɐ
Bedeutungen:
- [1] deutscher Familienname
Herkunft:
- Der Name ist ab 1363 in Nürnberg (Reymar Kammer) bezeugt. Der Nachname geht auf einen Berufsnamen zurück und bezeichnet den Hersteller von Kämmen, eine Bezeichnung zum mittelhochdeutschen kamme (Haarkamm, Wollkamm, Weberkamm). Alternativ kann sich der Nachname auch auf einen Wohnstättennamen zu mittelhochdeutsch kamer im Sinne von Kammer, Schlafgemach, aber auch Gerichtsstube, öffentliche Kasse, Kämmerei beziehen. Denkbar ist auch ein Herkunftsname zu den gleich lautenden Ortsnamen (z.B. in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Brandenburg oder Bayern).
Bekannte Namensträger: (Links führen zu Wikipedia)
- [1] Hans-Werner Kammer, Klaus Kammer
Beispiele:
- [1] Hast du Herrn Kammer gesehen?
- [1] Wusstest du, dass Christine die Stieftochter von Herrn und Frau Kammer ist?
- [1] Wusstest du, dass Christine Herrn und Frau Kammers Stieftochter ist?
- [1] Hurra, die Kammers kommen!
- [1] Marion von Kammer und Tilly von Kammer sind Romanfiguren aus „Der Vulkan“ von Klaus Mann.
Charakteristische Wortkombinationen:
- Familie / Frau / heute selten: Fräulein / Herr Kammer; Herrn und Frau Kammer empfangen / grüßen (lassen) / (nicht) kennen ; Kammer heißen
Übersetzungen
[1] deutscher Familienname
- [1] Wikipedia-Artikel „Kammer“