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Der Artikel Geschichte der Lufthansa befasst sich mit den geschichtlichen Hintergründen zu den verschiedenen Unternehmen, die als Deutsche Lufthansa firmierten bzw. heute noch firmieren. Die Darstellung umfasst den Zeitraum des Bestehens des ersten Unternehmens mit dem Namen Deutsche Luft Hansa AG (Schreibweise ab 1933: Deutsche Lufthansa AG), das am 6. Januar 1926 in Berlin gegründet wurde und den Flugbetrieb mit dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur 1945 einstellen musste (die AG wurde im Jahr 1951 von den Alliierten endgültig liquidiert) sowie den Zeitraum seit Gründung der Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf (LUFTAG) im Jahr 1953, die 1954 in Deutsche Lufthansa AG umbenannt wurde und ihren ersten Linienflug am 1. April 1955 durchführte. Die heutige Deutsche Lufthansa AG ist nicht Rechtsnachfolgerin der seit 1933 nationalsozialistisch geprägten „alten“ Deutschen Lufthansa AG.
Ungeachtet dessen stellt das heutige Unternehmen seinen ersten Linienflug am 1. April 1955 als „Neubeginn“ der unter dem Markennamen „Lufthansa“ operierenden Fluggesellschaft dar und macht sich in diesem Zusammenhang die technischen Fortschritte in der deutschen Verkehrsluftfahrt vor Gründung der heutigen Deutschen Lufthansa AG als Unternehmensgeschichte zu eigen.[1] Mit Blick auf das NS-Regime ist dem heutigen Unternehmen bei seiner Selbstdarstellung eine bewusste Verdrängung der Beschäftigung von Zwangsarbeitern in der NS-Zeit nachgewiesen worden.[2][3][4][5]
In keinerlei rechtlicher Beziehung stand die „neue“ Deutsche Lufthansa AG mit der von der DDR am 1. Mai 1955 gegründeten Deutschen Lufthansa, die 1963 liquidiert und deren Flugbetrieb von der Interflug weitergeführt wurde.
Im Dezember 1917 gründeten die Firmen HAPAG, Luftschiffbau Zeppelin und AEG unter Mitwirkung der Deutschen Bank die Deutsche Luft-Reederei (D.L.R.). Ihren ersten Linienflug führte die D.L.R. im Februar 1919 von Berlin nach Weimar durch. Diese Verbindung gilt als die erste zivile Fluglinie Deutschlands. 1920 fusionierte die D.L.R. mit der Sablatnig Flugzeugbau GmbH zur Lloyd Luftverkehr Sablatnig. 1923 legten HAPAG und Norddeutscher Lloyd ihre Luftfahrtinteressen im Deutschen Aero Lloyd zusammen.
Im selben Jahr, nach Ende der Inflation, ging eine Initiative von der Reichsregierung aus, die sich eine Verringerung der Subventionszahlungen an die beiden hoch verschuldeten Unternehmen Deutscher Aero Lloyd und Junkers Luftverkehr AG durch deren Fusion erhoffte. Auf privatwirtschaftlicher Seite spielte der stellvertretende Direktor der Deutschen Bank, Kurt Weigelt, dabei eine bedeutende Rolle. Vorsitzender der Fusionskommission war Max Schwab, Vorstandsvorsitzender der Rheinbahn AG in Düsseldorf, die wegen ihrer Beteiligung an der Düsseldorfer Flughafenbetriebsgesellschaft an der Entwicklung des Luftverkehrs interessiert war.[8] Anlässlich der Aufnahme des Flugverkehrs Dresden–München wurde bei der Eröffnungsfeier im Dresdner Rathaus der Name Luft Hansa für diese neue geplante Gesellschaft kreiert.[9]
Am 6. Januar 1926 erfolgte die Fusion der beiden Unternehmen durch Gründung der Deutschen Luft Hansa Aktiengesellschaft mit Sitz Berlin. Bereits zu diesem Zeitpunkt verfolgten mehrere der Gründungsmitglieder bzw. die sie beauftragenden und im Hintergrund agierenden Institutionen, rein militärische Ziele mit diesem Schritt. Sie sahen in dem Konstrukt der AG lediglich eine geeignete Form, eine deutsche Luftrüstung und moderne Luftwaffe gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrages aufzubauen.[10] Zum provisorischen Direktorium gehörten: Major Martin Wronsky[11], Otto Julius Merkel (Deutscher Aero Lloyd) sowie Erhard Milch (Junkers)[12][13], der anschließend Technischer Direktor und Vorstandsmitglied der Deutschen Luft Hansa AG und ab 1942 als glühender Verfechter des Nationalsozialismus Aufsichtsratsvorsitzender der bereits seit 1933 personell eng mit dem NS-Regime verflochtenen[14][15] Deutschen Lufthansa AG wurde.
Die Anfänge der Lufthansa in den 1920er- und 1930er-Jahren waren die Pionierzeit des deutschen Linienflugverkehrs. Der Lufthansa gelangen zahlreiche Pionierleistungen und betriebswirtschaftliche Erfolge. Bereits bis zum Ende der 1920er-Jahre etablierte sich die Deutsche Luft Hansa als internationale Luftfahrtgesellschaft mit dem erklärten Ziel, ein Liniennetz zwischen allen europäischen Metropolen zu knüpfen. Während der Passagierverkehr der 1933 in Deutsche Lufthansa AG umbenannten Fluggesellschaft in Berlin seit den 1930er Jahren auf dem Zentralflughafen Tempelhof abgefertigt wurde, entwickelte sich der Berliner Flugplatz Staaken ab Mitte der 1930er Jahre zur Hauptwerft der Lufthansa. Gemessen an der Infrastruktur und der Vielzahl der Werks- und Überführungsflüge entsprach der Flugplatz Staaken einem Großflughafen nach damaligen Maßstäben. Allerdings diente die Lufthansa-Hauptwerft bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs größtenteils der Luftwaffe der Wehrmacht, das heißt neben der einträglichen Reparatur von Kriegsflugzeugen insbesondere auch als Tarnung der Entwicklung und Austestung militärischer Luftfahrttechnik.
Zu keiner Zeit flog die Lufthansa wirtschaftlich. Mit ihrer Gründung wurden sie und die Mehrzahl der Projekte staatlich subventioniert. Ab 1933 wurde dieser Weg verboten, da sie sich nunmehr über Rüstungsfinanzierungen und die Erprobung von Luftwaffentechnik quer-finanzierte. Gegen Ende der Weimarer Republik stand die Lufthansa vor allem wegen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vor schwierigen Situationen. Der Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft und das Einsteigen in die Rüstungsindustrie schufen neue Bedingungen. So wurde beispielsweise Hermann Göring bereits als einfacher Reichstagsabgeordneter bestochen[16] und Adolf Hitler bekam im Wahlkampf permanent und kostenlos ein Flugzeug gestellt.[17] Entsprechend waren die Jahre 1933 bis 1945 von der Vereinnahmung der Lufthansa durch das NS-Regime geprägt, die Jahre vor Beginn des Zweiten Weltkriegs zudem durch die Kriegsvorbereitungen des Deutschen Reichs. Weil die Lufthansa das Ziel der Wirtschaftlichkeit aber bis zur Betriebseinstellung im April 1945 auch nicht annähernd erreichte, stand sie mehrfach auch in dieser Zeit kurz davor, aufgegeben zu werden.[18]
Den Schritten zur Gründung der Luft Hansa AG ab Oktober 1925 lagen neben verkehrstechnischen Gesichtspunkten auch militärische Motive zugrunde.[20] Die Flugzeugflotte der Deutschen Luft Hansa Aktiengesellschaft (Luft Hansa) umfasste an ihrem Gründungstag 6. Januar 1926 (s. o.) 162 Flugzeuge, davon waren die meisten veraltete Militärmaschinen aus dem Ersten Weltkrieg. Jedoch verfügte Luft Hansa mit der Junkers F 13 auch über das erste als Passagiermaschine in Serie gefertigte Ganzmetallflugzeug.
Anfänglich hatte der Berliner Flugplatz Staaken gute Aussichten, der Hauptflughafen der Luft Hansa zu werden. Jedoch wurde innerhalb kurzer Zeit der für den Passagiertransport verkehrsgünstiger gelegene Flughafen Berlin-Tempelhof zum offiziellen Heimatflughafen der Lufthansa, während der Flugplatz Staaken im Wesentlichen für Trainingsflüge und Wartungsarbeiten in den dortigen Luft Hansa-Hallen genutzt wurde, die Anfang der 1930er Jahre zum Hauptstandort der damaligen Lufthansa Technik ausgebaut wurden.
So startete am 6. April 1926 der erste Linienflug der Luft Hansa vom Flughafen Tempelhof. Da das Ziel dieses Flugs Zürich (Flugplatz Dübendorf) war, über Halle, Erfurt und Stuttgart (Flughafen Böblingen), handelte es sich zugleich um den ersten planmäßigen Auslandsflug der Luft Hansa. Das eingesetzte Flugzeug, ein Fokker-Grulich-Hochdecker, trug als Firmenlogo der neuen Fluggesellschaft das blau-gelbe Kranich-Emblem, das aus der Kombination der Firmenlogos der beiden Vorgängerfirmen entstand.
Bereits in ihrem Gründungsjahr hatte die Luft Hansa Versuche mit Nachtflügen unternommen. Als Ergebnis dieser Versuche konnte ein Nachtpost- und Nachtfrachtverkehr aufgenommen werden. Ab dem 1. Mai wurde die erste Nachtflugstrecke mit einer dreimotorigen Junkers G 24 vom Flugplatz Tempelhof in Berlin nach Königsberg (Flughafen Devau) eröffnet.[21]
Ebenfalls bereits im Gründungsjahr wurden Anteile an der 1921 gegründeten Deutsch-Russischen Luftverkehrsgesellschaft (Deruluft) übernommen.[22] Aufsehen erregte die Einrichtung einer regelmäßigen Flugverbindung Berlin–Moskau, einer damals ungewöhnlich weiten Strecke.
Nach dem Fall der Beschränkungen für die deutsche Luftfahrt durch das Pariser Luftfahrtabkommen wurde im Gründungsjahr eine Fluglinie Berlin–Köln (Butzweilerhof)–Paris (Le Bourget) in Zusammenarbeit mit den französischen Lignes Farman eingerichtet. Im Sommer kamen die beliebten Bäderstrecken an Nord- und Ostsee hinzu. Ende des Jahres waren bei der Luft Hansa bereits 1527 Personen beschäftigt. Laut Bilanz des ersten Betriebsjahrs wurden mehr als sechs Millionen Flugkilometer zurückgelegt und 56.268 Fluggäste, 258 Tonnen Fracht sowie 301 Tonnen Post transportiert.[12]
Im Jahr 1927 kam eine Reihe weiterer Strecken hinzu, so die Strecke München–Salzburg–Klagenfurt–Venedig. Über die Ostsee führte die von Flugbooten bediente Teilstrecke der Verbindung Berlin–Stettin–Kopenhagen–Göteborg–Oslo. Im August wurde mit der Deutschen Reichsbahn eine Kooperation beim Frachttransport abgeschlossen. Im Dezember wurden mit Beteiligung der Luft Hansa neue Fluglinien im Ausland gegründet: in Spanien die „Iberia – Compania Aerea de Transportes SA“ mit ihrer Strecke Madrid–Barcelona. In Brasilien wurde die „Syndicato Condor Ltda.“ ins Leben gerufen.
Im Januar 1928 wurde mit Marseille–Barcelona das letzte Teilstück der Strecke Berlin–Madrid eröffnet. Dies war die längste durchgehende Strecke in Europa, Streckenlänge 2100 Kilometer. Am 12./13. April überquerte Hermann Köhl zusammen mit Günther von Hünefeld und James Fitzmaurice in einer Junkers W 33 (Taufname Bremen) von Baldonnel in Irland aus den Nordatlantik von Ost nach West und landete auf Greenly Island vor Labrador. Es folgte die Errichtung von verschiedenen Schnellverbindungen im Nonstop-Flug (Berlin–Zürich und Berlin–Wien). Im August und September brach eine Junkers W 33 jeweils zu Flügen nach Sibirien auf. Im September/Oktober flog eine Junkers W 33 von Berlin nach Tokio.
Zahlenrückgang in der Lufthansa-Bilanz 1929 gegenüber 1928:[23]
1929 | 1928 | |
---|---|---|
km | 8.237.872 | 9.590.570 |
Passagiere | 87.019 | 111.115 |
Gepäck | 690.609 | 868.460 |
Zum 1. Mai 1929 bot die Deutsche Luft Hansa AG ihren Passagieren erstmals einen Rückflugschein mit 10 Prozent Ermäßigung an. Im Mai wurden Reichspoststrecken von Berlin nach London und von Berlin nach Malmö sowie im Juni von Stuttgart nach Basel eröffnet. Am 22. Juli wurde 400 km vor der Küste während der Jungfernfahrt des Schnelldampfers Bremen von einem Katapult aus eine Heinkel HE 12 gestartet, um den regelmäßigen Postverkehr über den Nordatlantik zu verkürzen. Zur Vorbereitung der Südatlantiküberquerung flog eine Arado von Sevilla nach Teneriffa.
Ende der 1920er-Jahre stornierte die Luft Hansa bei den Bayerischen Flugzeugwerken einen Auftrag für eine Hochdeckerkonstruktion in Ganzmetallbauweise für zehn Passagiere, nachdem während eines Fluges Heck und Leitwerk des von Chefkonstrukteur Willy Messerschmitt entworfenen Verkehrsflugzeugs M20 abbrachen, was zu dessen Absturz führte. Später wurde die Luft Hansa gerichtlich gezwungen, den ursprünglichen Vertrag zu erfüllen. Dies trug Messerschmitt und den Bayerischen Flugzeugwerken die Feindschaft von Erhard Milch ein, des damaligen Luft Hansa-Chefs (und späteren Göring-Stellvertreters), nachdem Milch in den 1930er-Jahren Staatssekretär im Reichsluftfahrtministerium (RLM) geworden war. Im Milch-Prozess wurde er 1947 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, aber bereits 1954 entlassen.
Der Beginn der 1930er-Jahre stand im Zeichen der Weltwirtschaftskrise. Trotzdem strebte das Unternehmen zu neuen Zielen. Insbesondere der Südatlantikverkehr und der Ferne Osten galten als lohnende Ziele. So wurden auch hier wieder Pionierleistungen vollbracht.
Zur Vorbereitung der chinesischen Luftfahrt gründete die Luft Hansa 1930 zusammen mit dem chinesischen Verkehrsministerium im Februar die Europäisch-Asiatische Luftpostaktiengesellschaft Eurasia. Das Starten von Postflugzeugen von Passagierschiffen aus wurde zur Routine. Es wurden in diesem Jahr 24 Starts dieser Art vorgenommen. Vom 18. bis 26. August flog eine Dornier Do J („Wal“) unter dem Piloten Wolfgang von Gronau von Warnemünde nach New York. Die Luftpoststrecke Wien–Budapest–Belgrad–Sofia–Istanbul mit einer Postlaufzeit Berlin–Istanbul von nur noch 24 Stunden wurde im Mai eingeweiht.
Bereits seit den 1920er Jahren gab es eine Kooperation mit der Deutschen Reichsbahn beim Personen- und Gepäcktransport. 1930 wurde die Luft-Hansa Mitglied im Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen.[24]
Ab Mai 1931 wurde der Postdienst der Eurasia Shanghai–Nanjing–Peking–Manjur eingerichtet. Im April 1931 erfolgten regelmäßige Alpenüberquerungen. Im Juni wurde ein Flugpendeldienst von Köln–Frankfurt zum Preis einer 2.-Klasse-Bahnfahrkarte erprobt. Im Überseeverkehr führte die Luft Hansa in diesem Jahr insgesamt 31 Katapultstarts durch.
Ab Juli 1932 wurde mit der Junkers G 38 das größte Passagierflugzeug der damaligen Zeit auf der Strecke Berlin–Amsterdam–London eingesetzt. Im Juni wurde als Vorbereitung für die regelmäßige Überquerung des Südatlantiks das Frachtschiff Westfalen des Norddeutschen Lloyd gechartert. Es fanden 36 Katapultstarts von Flugbooten des Typs Dornier Do J („Wal“) statt und weitere Katapultstarts für Postvorausflüge mit einer Ju 46 vom Schnelldampfer Europa auf der Nordatlantikroute.
Bereits mit dem Jahr 1933 begann der Weg der Lufthansa AG in die Beteiligung an den Kriegsverbrechen des nationalsozialistischen Systems. Nicht nur durch die besondere Funktion des Unternehmens bei der Tarnung von Geheimrüstung zum Aufbau der Luftwaffe, sondern auch durch die ab 1933 erfolgte Umstellung auf Kriegstechnik sowie Bereitstellung der Werkstätten zum Aufbau, der Instandhaltung sowie Erprobung der Bomberstaffeln – besonders aus der Typenreihe Ju 52. Das prägte dann die gesamte Arbeit der Lufthansa-Werkstätten bis 1945. Ab diesem Zeitpunkt nahm das Gewicht des Unternehmens als Bestandteil der Lüftrüstungsindustrie, des Einsatzes von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen immer größere und verbrecherische Formen an.[25]
Von Mai 1933 an wurden zwei Junkers W34 nach Shanghai überführt. Die Heinkel He 70 wurde in die Erprobung genommen und brach insgesamt acht Weltrekorde. Die Deutsche Reichsbahn strich auf der Strecke Berlin–Königsberg als erste Eisenbahngesellschaft überhaupt einen Nachtzug zugunsten einer Flugverbindung. Neue Versuche mit größeren Katapulten für die Dornier Wal mit acht Tonnen Startgewicht und Versuchsflüge für die Südatlantik-Poststrecke fanden statt. Ab 1933 wurde in der Firmenbezeichnung das Wort „Lufthansa“ zusammen geschrieben.[22]
Im Februar 1934 richtete die Lufthansa die erste transatlantische Postlinie ein, die über den Südatlantik führte. Zu diesem Zweck wurde das Frachtschiff Schwarzenfels der DDG „Hansa“ gekauft und unter dem neuen Namen Schwabenland zum Katapultschiff umgebaut. Die sogenannten Reichsbahnstrecken von Berlin nach Münster, Stuttgart und Breslau wurden in den Flugplan aufgenommen. Im Mai folgte die neue Strecke von Berlin nach Warschau. Die Reisegeschwindigkeiten stiegen durch den Einsatz der Junkers Ju 52/3m und der Heinkel He 70 steil an. Die Heinkel He 70 flog die sogenannten Blitzstrecken ab Juni zwischen Berlin, Hamburg, Köln und Frankfurt am Main. Im September konnte der einmillionste Fluggast begrüßt werden. Für den Südatlantikdienst kamen jetzt auch Dornier-Wal mit zehn Tonnen Startgewicht zum Einsatz. Ein zweites Stützpunktschiff wurde eingesetzt und der Luftpostverkehr zwischen Deutschland und Südamerika wurde aufgenommen.[12]
Im Februar 1935 wurde ein Versuchsflug nach Kairo mit einer Junkers Ju 52/3m durchgeführt. In Kooperation mit der KLM nahm die Lufthansa die Strecke Amsterdam–Mailand in den Flugplan auf. Ab April wurden die Südatlantikstrecken mit Wasserflugzeugen auch im Nachtflug beflogen. Im August konnte bereits der 100. Postflug auf der Südatlantikroute gefeiert werden. Ein drittes Stützpunktschiff wurde in Auftrag gegeben. Zwei bereits 1933 bestellte Boeing 247 ergänzten vorübergehend die Flotte der Landflugzeuge. Als drittes Flugzeug aus US-Produktion kam eine DC-2 hinzu.
Zu Beginn des Spanischen Bürgerkrieges 1936 brachten zwanzig Ju 52 der Deutsche Lufthansa AG auf Befehl Adolf Hitlers Truppen Francos von Tétouan in Spanisch-Marokko nach Cádiz; sie umgingen so die republikanische Marineblockade in der Straße von Gibraltar. Dies war die erste Luftbrücke der Geschichte und ermöglichte so den Sieg Francos gegen die Zweite Spanische Republik.[26]
1936 feierte die Deutsche Lufthansa AG ihr 10-jähriges Jubiläum. Für den Südatlantikdienst wurden Flugboote des Typs Dornier Do 18 mit Junkers-Dieselmotoren beschafft. Damit konnte der Ozean auch bei Blindflugbedingungen überquert werden. Zur Erkundung der Asienstrecken überflog eine Junkers Ju 52/3m den Hindukusch und den Pamir.
Im Juli 1937 wurde in Ecuador die Sociedad Ecuatoriana de Transportes Aereos (Abkürzung SEDTA) gegründet. Die Lufthansa vercharterte an diese Gesellschaft zwei Junkers W34. Es folgten mit den neuen Blohm & Voss Ha 139 Versuchsflüge über den Nordatlantik, die erfolgreich verliefen. Im Oktober begann der Postflugdienst von Berlin nach Bagdad. Diese Linie wurde kurz darauf bis nach Teheran verlängert.
Im April 1938 wurde die Route von Berlin nach Teheran auch für den Passagierdienst freigegeben und kurz darauf nach Kabul verlängert.[27] In Peru wurde eine Tochtergesellschaft gegründet. Lufthansa stellte die als ziviles Langstreckenverkehrsflugzeug konzipierte viermotorige Focke-Wulf Fw 200 „Condor“ bereits ein Jahr nach ihrem Erstflug (27. Juli 1937) in den Liniendienst. Im Normalbetrieb konnte die Maschine 25 Passagiere aufnehmen und 3000 km weit fliegen. Die Probeflüge waren so überzeugend, dass die Lufthansa sofort die erste Serie in Auftrag gab. So folgten dem Prototyp einige Fw 200 A und die erste größere Serienversion, die Fw 200 B. Mit einer Flügelfläche von 118 Quadratmetern war die Condor fast so groß wie der heutige Airbus A 320. Am 10. August 1938 flog die mit Zusatztanks im Rumpf ausgestattete Fw 200 V1 „Condor“ (D-ACON, Lufthansa-Taufname „Brandenburg“), Werk-Nr. 2000, unter dem Kommando von Flugkapitän Alfred Henke und mit Hptm. Rudolf von Moreau (2. Pilot), Paul Dierberg (Oberfunker-Maschinist) und Walter Kober (Oberflugzeugfunker) als erstes landgestütztes Passagierlangstreckenflugzeug nonstop die 6.371,302 Kilometer lange Strecke von Staaken zum Floyd Bennett Field in New York City in 24 Stunden, 56 Minuten und 12 Sekunden; dies entsprach einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 255,499 km/h. Auf dem Rückflug von New York nach Berlin-Tempelhof legte die Maschine eine Strecke von 6.392 km in 19 Stunden und 55 Minuten zurück; dies entsprach einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 321 km/h. Beide Flüge wurden von der FAI als Flugweg-Rekorde, 2. Kategorie (Rekord mit Besatzung), anerkannt[28], was die damalige Spitzentechnik im zivilen Flugzeugbau darstellte.
Am 28. November 1938 startete die D-ACON mit derselben Besatzung und mit Bordwart Georg Kohne (Focke-Wulf) und Konsul Heinz Junge (Direktor der Focke-Wulf-Flugzeugbau GmbH Berlin) von Berlin-Tempelhof aus zu einem weiteren Rekordflug mit drei Zwischenlandungen in Basra, Karatschi und Hanoi nach Tokio (Ankunft in Tokio am 30. November 1938). Bei diesem Flug flog die Condor insgesamt 13.844 km in 46 Stunden und 18 Minuten. Dies entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 192 km/h (incl. Bodenzeiten in Basra, Karachi und Hanoi).[29] Auf dem Rückflug musste D-ACON in der Cavite-Bucht vor Manila am 6. Dezember 1938 wegen eines Defektes der Treibstoffleitung notwassern. Insgesamt absolvierte die Lufthansa im letzten vollen Betriebsjahr 1938, das auch ein Rekordjahr gewesen war, allein im Europa-Verkehr 19,3 Millionen Flugkilometer, wobei 254.713 Passagiere und 5.288 Tonnen Briefe befördert wurden.[12]
Anfang 1939 fand die Deutsche Antarktische Expedition 1938/39 statt: Von dem Expeditionsschiff Schwabenland aus starteten per Katapult zwei Dornier Wal, die auf mehreren Erkundungsflügen insgesamt 350.000 Quadratkilometer fotografierten. Dieses Gebiet wurde nach dem Schiff Neuschwabenland genannt. Zum 1. April 1939 wurde von der brasilianischen Lufthansa-Tochtergesellschaft Syndicato Condor die transkontinentale Strecke vom brasilianischen Natal nach Santiago de Chile übernommen. Ende Juni überquerte eine Focke-Wulf Fw 200 als erstes Landflugzeug der Lufthansa in 9 Stunden 47 Minuten im Nonstop-Flug den Südatlantik. Im April/Mai flog eine Junkers Ju 52/3m über Bangkok, Hanoi und Taipeh nach Tokio. Ein Liniendienst von Berlin nach Bangkok in fünf Etappen wurde ab Ende Juli angeboten. Am 25. August 1939 um 15:02 Uhr erteilte Hitler den Befehl, den „Fall Weiß“ auszulösen (d. h. Polen anzugreifen). Dieser Befehl wurde zwar etwa um 18:15 Uhr wieder aufgehoben, hatte jedoch zur Folge, dass am 26. August 1939 der planmäßige Linienverkehr der Lufthansa „vorläufig“ eingestellt wurde. Mit wenigen Ausnahmen wurde fast der gesamte Lufthansa-Flugzeugpark samt Besatzungen in die Luftwaffe integriert und bildete dort den Stamm des Kampfgeschwader z. b. V. 172 (z. b. V. – zur besonderen Verwendung), geführt von Freiherr von Gablenz, Major der Reserve. Gablenz war Vorstandsmitglied seit 1933 und in den 1920er und 1930er Jahren maßgeblich am Ausbau des Überseeflugnetzes und moderner Flugtechnik beteiligt. Innerhalb des Geschwaders gab es eine sogenannte „Sonderstaffel“, die ausschließlich aus Angehörigen der Lufthansa bestand und der sämtliche viermotorigen Maschinen (also Ju 90, FW 200 und Junkers G 38) zugeteilt waren. Am 29. August 1939 erhielt diese Sonderstaffel ihren ersten Auftrag: die Reichstagsabgeordneten aus dem ganzen Deutschen Reich nach Berlin zu holen. Per Funk wurden die Flugzeuge jedoch zurückbeordert, da der Angriffsbefehl (s. o.) widerrufen wurde. Der gesamte zivile Luftverkehr wurde dann am 30. August 1939 völlig eingestellt. Am Abend des 31. August wurde dann der Auftrag ausgeführt, die Reichstagsabgeordneten nach Berlin zu befördern. Dort erfuhren sie am nächsten Morgen (1. September 1939) hochoffiziell, dass „seit 5:45 Uhr zurückgeschossen werde“. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen. Am 21. September 1939 erfolgte dann, allerdings nicht ab Tempelhof, sondern etwa 20 km südlich von Berlin vom Flugplatz Rangsdorf aus, eine bescheidene Wiederaufnahme des Flugverkehrs auf der Strecke Berlin–Danzig–Königsberg. Es folgte am 18. Oktober die Strecke Berlin–Wien–Budapest–Belgrad.
Bis zum 7. März 1940 gab es keine Lufthansa-Flüge mehr ab Tempelhof – erst zu diesem Tage wurde der Heimathafen der Lufthansa wieder planmäßig angeflogen. Ende November 1940 wurde der Eurasia-Dienst nach Intervention der chinesischen Regierung eingestellt. Der Stützpunkt in Kunming wurde geräumt und sämtliche Mitarbeiter verließen die Republik China.
Mitte Dezember 1941 musste die brasilianische Syndicato Condor den Betrieb einstellen. Bereits am 22. März musste die Deruluft liquidiert werden. Am 27. Oktober flog die Lufthansa erstmals seit dem Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion wieder nach Riga und Helsinki.
Ab 1942 mussten mehr und mehr Strecken eingestellt werden, weil sich die Kampfhandlungen zu Ungunsten des Deutschen Reichs entwickelten. Flugreisen konnten nicht mehr frei verkauft werden, sondern mussten von staatlichen Stellen genehmigt werden. Werften und Personal der Lufthansa standen praktisch im Dienst der Luftwaffe. Im selben Jahr wurde das „Syndicato Condor Ltda.“ in „Servicos Aereos Cruzeiro do Sul Ltda.“ umbenannt. Von Gablenz, mittlerweile am 1. November 1941 zum Generalmajor ernannt und damit erster General der Reserve, stürzte am 21. August 1942 tödlich ab.
1943 bis 1945 wurden nach und nach immer mehr Strecken kriegsbedingt eingestellt. Nunmehr waren sämtliche Lufthansa-Piloten und die Lufthansa-Ausbesserungsbetriebe der Luftwaffe unterstellt. Zivilmaschinen der Lufthansa wurden zu Militärtransportern umgerüstet und von der Luftwaffe zweckentfremdet. Am 23. März 1945 gab die Lufthansa ihren letzten Flugplan heraus. Am 21. April 1945 führte die Lufthansa von Berlin aus den letzten Linienflug durch[12] und mit einer Ju-52 startete am 22. April 1945 von Berlin-Tempelhof nach Warnemünde der allerletzte Flug der „alten“ Lufthansa.
Dass die Lufthansa nicht generell aus Sympathisanten und Mitläufern des NS-Regimes bestand, belegt die Beschäftigung von Klaus Bonhoeffer, des Bruders des seit 1933 in öffentlicher Opposition zuerst zur Kirchenpolitik des Regimes stehenden Dietrich Bonhoeffer. Klaus Bonhoeffer war ab 1935 Rechtsanwalt in der Rechtsabteilung der Lufthansa und ab 1939 deren Chef-Syndikus bis zu seiner Verhaftung im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli 1944, in das er eingeweiht war, und infolge dessen er noch am 22. April 1945 mit 12 Mitgefangenen durch Genickschuss ermordet wurde.
Nach 19 Jahren Unternehmensgeschichte war die Deutsche Lufthansa AG am Ende: Mit dem Kriegsende unterstellten die Alliierten die Luftfahrt über deutschem Gebiet ihrer Kontrolle und untersagten zunächst alle zivilen Flüge.
Erst am 1. Januar 1951 wurde das Restvermögen des alten Unternehmens Deutsche Lufthansa AG von den Alliierten vollständig liquidiert. Damit endete die Unternehmensgeschichte der „alten Deutschen Lufthansa AG“ auch in rechtlicher Hinsicht.
Zu Beginn des so genannten Dritten Reiches hatte die Lufthansa bis 1936 über den zivilen Linienflugbetrieb hinaus die Aufgabe, Rüstung in der Luftfahrt, die nach dem Friedensvertrag von Versailles Deutschland nicht gestattet war, zu verdecken. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Passagierflugzeuge der Lufthansa auch für Kriegszwecke eingesetzt.
Nach den Forschungsergebnissen von Lutz Budraß von der Ruhr-Universität Bochum wurde erstmals auch aus wissenschaftlicher Perspektive bestätigt, dass in der Zeit von 1933 bis 1945 die „alte“ Lufthansa Zwangsarbeiter beschäftigte. In dieser Zeit hat das Unternehmen mindestens 10.000 Männer und Frauen aus den unterschiedlichsten Regionen wegen ihrer ethnischen Herkunft resp. ihrer Zugehörigkeit zur jüdischen Religion und ihrer politischen Überzeugungen zwangsweise beschäftigt.[30] Ihre Tätigkeit war im Wesentlichen die Reparatur von Flugzeugen der Luftwaffe.[31]
„Es stellte sich heraus, dass die besondere Rolle der Lufthansa bei der Beschäftigung von Zwangsarbeitern keine Verirrung war, eine Handlungsweise, die ihr von den Nationalsozialisten aufgezwungen war oder gar Folge eines nationalsozialistischen Moralkodex, sondern ein sehr bewusst in Kauf genommenes Ergebnis ihrer Wirtschaftlichkeitsstrategie, um nach dem Ausfall der eigentlichen Einnahmequelle Kapital für eine grundstürzende Modernisierung ihrer Flotte für den Luftverkehr der Nachkriegszeit zu sammeln.“
In der Dokumentation Fliegen heißt Siegen. Die verdrängte Geschichte der Deutschen Lufthansa berichtet der Journalist Christoph Weber über ca. 17.000 Zwangsarbeiter, darunter jüdische Deutsche, Ukrainer, Russen und Angehörige anderer Nationen, die in Berlin-Staaken, Berlin-Tempelhof und Leipzig-Schkeuditz zum großen Teil in der Flugzeugreparatur zwangsarbeiten mussten, darunter auch Kinder, die von der Schulbank verschleppt, angelernt und nach Deutschland transportiert worden waren.
Bald nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 beurlaubte die Lufthansa Erich Schatzki, technischer Direktor der Lufthansa, wegen seiner jüdischen Herkunft. Nachdem die Niederlande 1940 von der Wehrmacht erobert worden waren, warnte ihn der damalige Lufthansa-Direktor Carl August von Gablenz wiederholt vor der akuten Gefahr durch die Judenverfolgung. Mit seiner Familie floh Schatzki daraufhin über Frankreich und Spanien im Juni 1941 in die Vereinigten Staaten[14].
Im sogenannten Nürnberger Milch-Prozess vom 2. Januar bis 17. April 1947 vor dem amerikanischen Militärgerichtshof in Nürnberg war Erhard Milch, Aufsichtsratsvorsitzender der erst 1951 durch die Alliierten liquidierten Deutschen Lufthansa AG und zugleich ehemaliger Generalfeldmarschall, wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Konkret vorgeworfen wurde Milch u. a. eine Mittäterschaft bei der ungesetzlichen Pressung zur Zwangsarbeit und beim völkerrechtswidrigen Einsatz Kriegsgefangener zu Arbeiten, die direkt mit Kriegshandlungen in Verbindung standen. Zudem wurde seine Mitverantwortung für Misshandlung und Mord an Kriegsgefangenen angeklagt. Mit Urteil vom 17. April 1947 wurde Milch zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt (vorzeitige Entlassung aus der Haft am 28. Juni 1954).
Flugzeugtyp | Ersteinsatz | Ausgemustert | Anzahl/Anmerkung |
---|---|---|---|
Arado V I | 1929 | 1929 | 1 Frachtflugzeug, durch Unfall zerstört |
BFW M 20 | 1929 | 1931 | 14 |
Blohm & Voss Ha 139 | 1937 | 1939 | Wasserflugzeug für den Frachtdienst |
Blohm & Voss BV 142 | 1939 | 1940 | Frachtflugzeug |
Boeing 247 | 1935 | ||
Dornier Do 18 | 1937 | 1939 | Flugboot für den Frachtdienst |
Dornier Do R | 1928 | 1932 | Flugboot |
Dornier C III Komet | 1926 | 1933 | |
Dornier Merkur | 1927 | 30 Hochdecker für 8 Passagiere; Luft Hansa war Hauptabnehmer dieses als wirtschaftlichstes Flugzeug seiner Zeit geltenden Musters | |
Dornier Wal | 1926 | 1940 | Flugboot für den Frachtdienst |
Douglas DC-2 | 1935 | ||
Douglas DC-3 | 1940 | 1944 | |
Focke-Wulf A 32 | 1934 | 2 Maschinen von der Nordbayerischen Verkehrsflug GmbH (NoBa) | |
Focke-Wulf A 33 | 1937 | 1938 | 1 |
Focke-Wulf A 38 | 1931 | 1934 | 4 |
Focke-Wulf Fw 58 | 1938 | 1943 | 5 |
Focke-Wulf Fw 200 | 1938 | 1945 | |
Fokker-Grulich F.II Fokker-Grulich F.III |
1926 | 1935 | |
Heinkel HE 12 | 1929 | 1931 | 1 Maschine im Postdienst, nach Unfall abgeschrieben |
Heinkel HE 58 | 1930 | 1932 | 1 Maschine im Postdienst |
Heinkel He 70 | 1934 | 1937 | Passagier- und Postdienst |
Heinkel He 111 | 1936 | 1940 | Passagierdienst |
Heinkel He 116 | 1938 | Postflugzeug | |
Junkers F.13 | 1926 | 1938 | |
Junkers G 24 | 1926 | 1938 | |
Junkers G 31 | 1928 | 1935 | 8 |
Junkers G 38 | 1930 | 1939 | 2, davon eine Maschine nach Unfall 1936 abgeschrieben. |
Junkers Ju 46 | 1932 | 1939 | Postdienst |
Junkers Ju 52 | 1935 | 1945 | |
Junkers Ju 86 | 1936 | 1945 | 5 |
Junkers Ju 90 | 1938 | 1940 | |
Junkers Ju 160 | 1935 | 1941 | 21 |
Junkers Ju 290 | 1943 | 1945 | 3 |
Junkers W 33 Junkers W 34 |
1929 1926 |
1929 | Postdienst |
Rohrbach Ro VIII | 1927 | 1936 | |
Rumpler C.I | 1926 | mindestens 6, von der Rumpler Luftverkehr gekauft | |
Udet U 11 Kondor | 1926 | 1928 | 1 (einziges gebautes Exemplar), bei Flugunfall zerstört |
Hinweis: Über einige der damals existierenden und genutzten Flugplätze liegen keine zuverlässigen Quellen vor. Diese sind mit „Flugplatz unbekannt“ gekennzeichnet.
Ergänzend flog die alte Lufthansa planmäßig mit Wasserflugzeugen Flugziele entlang der norwegischen Küste von Trondheim bis Kirkenes an.
Einzelne ehemalige Mitarbeiter der vormaligen „Lufthansa“ (sogenannte „Lufthanseaten“) versuchten bereits kurz nach Kriegsende, wieder die Grundlage für zivilen Luftverkehr in Deutschland zu schaffen. Allerdings hatten die Siegermächte sowohl den Flugzeugbau als auch den Flugbetrieb zunächst verboten. Jedoch waren der Kalte Krieg und das sogenannte „Wirtschaftswunder“ Anfang der 1950er-Jahre mitursächlich dafür, dass bereits kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Deutschland geflogen werden durfte und – sowohl in finanzieller als auch in technischer Hinsicht – geflogen werden konnte. Im Zuge des rasanten Wiederaufbaus der Zivilluftfahrt in Deutschland erfolgte schnell die erstmalige Gründung einer westdeutschen Fluggesellschaft, wofür frühzeitig der Firmenname „Lufthansa“ käuflich erworben wurde. Im weiteren Verlauf entwickelte sich diese – offiziell schließlich als Deutsche Lufthansa AG firmierende – Fluggesellschaft zu einem profitablen, modernen und weltweit agierenden Flagcarrier.
Vorstandsvorsitzender | Zeitraum |
---|---|
Hans M. Bongers | 1954–1964 |
Die Vorstandsmitglieder waren gleichberechtigt. Herbert Culmann wurde 1970 „Vorstandssprecher“. | 1965–1972 |
Herbert Culmann (1921–1998) | 1972–1982 |
Heinz Ruhnau | 1982–1991 |
Jürgen Weber | 1991–2003 |
Wolfgang Mayrhuber | 2003–2010 |
Christoph Franz | 2011–2014 |
Carsten Spohr | seit 2014 |
1951 richtete Bundesverkehrsminister Seebohm im Verkehrsministerium eine Luftfahrtabteilung ein und verpflichtete Hans M. Bongers, letzter Verkehrsleiter der „alten“ Lufthansa, mit einem „Beratungsauftrag für Luftfahrtangelegenheiten“.[12] In Köln wurde kurz danach das „Büro Bongers“ gegründet, in dem ehemalige „Lufthanseaten“ Unterlagen erarbeiteten, welche für die Bundesrepublik Deutschland die Möglichkeit und Vorzüge einer deutschen Fluggesellschaft zeigen sollten. Es bezog am 15. April 1952 Räume im Gebäude der Alten Universität, Claudiusstraße, das 1907 für die Städtische Handelshochschule Köln erbaut worden war. Hier hatte die Lufthansa 18 Jahre lang ihren Sitz, bis sie 1969 ins Lufthansahochhaus in Deutz zog.[44]
Am 26. Juni 1952 beschloss die Bundesregierung, dass für den geplanten Luftverkehr eine Vorbereitungsgesellschaft gegründet werden sollte. Am 26. September 1952 wurden von der Bundesregierung die Vorbereitungen zur Gründung einer Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf (LUFTAG) beschlossen und mit sechs Mio. DM Stammkapital unterstützt. Für den Aufbau einer deutschen Luftverkehrsgesellschaft konnten somit alle Vorbereitungen getroffen werden. Wie schon 1926 war am Aufbau Kurt Weigelt von der Deutschen Bank maßgeblich beteiligt. Lukrative Maschinen, günstige Preise und guter Service bei hoher Zuverlässigkeit ließen die neue Fluggesellschaft schließlich unter dem käuflich erworbenen Firmennamen „Lufthansa“ schnell in die Gewinnzone fliegen.
(Zur Flottenentwicklung der Nachkriegs-Lufthansa siehe: Lufthansa, Ehemalige Flugzeuge der Flotte.)
(Zu Zwischenfällen bei der Nachkriegs-Lufthansa siehe: Lufthansa, Zwischenfälle.)
(Zu Tarifkonflikten bei der Nachkriegs-Lufthansa siehe: Lufthansa, Tarifkonflikte.)
Die heutige, am 6. Januar 1953 zunächst unter dem Firmennamen LUFTAG (Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf) gegründete „neue“ Deutsche Lufthansa AG war bis 1962 zu fast 100 Prozent in staatlichem Besitz. 1966 wurde die Lufthansa-Aktie erstmals an der Börse gehandelt. Bis 1994 war „die Lufthansa“ der offizielle Flagcarrier der Bundesrepublik Deutschland. Dann reduzierte die öffentliche Hand ihren Anteil von über 50 Prozent auf nur noch 34 Prozent der Aktien. Seit 1997 ist die Deutsche Lufthansa AG vollständig privatisiert und leitet nunmehr den gesamten Lufthansa-Konzern (Lufthansa Group), wobei die Passagierbeförderung im Linienflugbetrieb weiterhin das Kerngeschäft des Konzerns ist. Zu diesem Geschäftsfeld „Passage“ gehören – über die durch die Deutsche Lufthansa AG in Alleinzuständigkeit geleitete Fluggesellschaft „Lufthansa“ (Lufthansa German Airlines) hinaus – noch zahlreiche weitere konzerneigene Fluggesellschaften im In- und Ausland mit jeweils eigener Geschäftsführung unter Aufsicht der Deutschen Lufthansa AG.
Ungeachtet der rechtlichen Zäsur (Neugründung) war die neue Deutsche Lufthansa AG aufgrund stellenweiser Personalkontinuität mit der NS-Vergangenheit der alten Lufthansa belastet. So war der wegen Verschweigung seiner SS-Fördermitgliedschaft und wegen Kriegsverbrechen[45] mit zwei Jahren Gefängnis vorbestrafte Kurt Weigelt (Luft Hansa-Mitgründer 1926) sowohl der letzte stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende[46] der alten Lufthansa als auch Aufsichtsratsvorsitzender sowohl der Vorbereitungs- und Gründungsgesellschaft LUFTAG[47] (1953–1954, s. o.) als auch[45] der daraus hervorgegangen heutigen Deutschen Lufthansa AG.[48] Kurt Knipfer war jeweils in seiner Funktion als Ministerialbeamter sowohl zu NS-Zeiten als auch in den 1950er Jahren Mitglied in den o.a. Aufsichtsräten.[49]
Am 6. Januar 1953 wurde zunächst die LUFTAG (Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf) unter Beteiligung von Nordrhein-Westfalen, dem Bund und der Deutschen Bundesbahn gegründet. Im August bestellte die LUFTAG vier Lockheed L-1049G „Super Constellation“. Im November 1953 begann die Piloten- beziehungsweise Flugbegleiterausbildung des ersten Bordpersonals.
Am 6. August 1954 beschloss die ordentliche Hauptversammlung der LUFTAG den Namen LUFTAG in „Deutsche Lufthansa AG“ zu ändern und diese wurde mit einem Kapital von 50 Millionen Deutsche Mark (DM) ausgestattet (entspricht inflationsbereinigt 152 Millionen Euro).[12] Am 17. September 1954 erwarb die LUFTAG für 30.000 DM (inflationsbereinigt 91.000 Euro) die Markenrechte der alten „Deutschen Lufthansa AG in Liquidation“ inklusive Kranich-Logo und Flagge. Das Stammkapital von sechs Millionen DM kam vom Bund und dem Land Nordrhein-Westfalen. Ende 1954 waren bereits fast 600 Personen bei der „neuen“ Lufthansa beschäftigt.
Im Jahr 1955 erteilten die Alliierten der neuen Deutschen Lufthansa die Genehmigung zum Kauf von vier Convair CV-340 und etwas später für vier Super-Constellation-Flugzeugen. Am 1. März 1955 konnte der Probeverkehr aufgenommen werden. Mit dem Beginn des planmäßigen Linienflugverkehrs innerhalb Westdeutschlands am 1. April 1955 wurden zunächst vier Convair CV-340 eingesetzt. Die ersten Verbindungen bestanden zwischen Hamburg, Düsseldorf, Köln/Bonn, Frankfurt und München. Kurze Zeit später lieferte Lockheed in einem Nonstopflug von New York nach Hamburg die erste Super-Constellation-Langstreckenmaschine aus. Laut Aussagen des ehemaligen Lockheed-Verkäufers Paul White erhielten der Vorstand der Deutschen Bank Hermann Josef Abs und der Bundesminister Franz Josef Strauß Gelder im Zusammenhang mit dem Verkauf von Flugzeugen des Typs Lockheed Constellation und Electra an die Lufthansa.
„White teilte dem ausländischen Verteidigungsministerium mit, dass Lockheed Frank Fahle auf Vorschlag von Herman Abs angestellt hat, dass Abs und Strauss im Zusammenhang mit dem Verkauf der Constellations und Electras an Lufthansa Geld bekommen haben und dass dieses Handlungsmuster auch weiterhin für den Verkauf der 104 gilt.“
Am 15. Mai 1955 konnten die ersten Ziele im Ausland angeflogen werden. Am 8. Juli 1955 erfolgte die Aufnahme in die IATA und am selben Tag begann der planmäßige Nordatlantikdienst (zunächst noch mit US-amerikanischen Piloten der TWA).[12] Bereits zwei Monate später wurde der Nordatlantik das hundertste Mal überflogen. Von der Bundesregierung wurden Anfang September 1955 zwei Super Constellation für die Reise Konrad Adenauers und seiner Delegation nach Moskau zu den Verhandlungen über die Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen („Heimkehr der Zehntausend“) gechartert. Eine der beiden Maschinen ist in der Flugausstellung Hermeskeil ausgestellt.
Die Verkehrsfliegerschule in Hamburg wurde am 1. Oktober eröffnet. Anfang November kam als neues Ziel Stuttgart hinzu.
Am 21. Dezember 1955 wurde die Chartergesellschaft Deutscher Flugdienst als Tochtergesellschaft der Deutschen Lufthansa AG und zugleich als Gemeinschaftsunternehmen mit der Deutschen Bundesbahn, dem Norddeutschen Lloyd, Hapag, Deutsche Dampfschiffahrtsgesellschaft-„Hansa“ und der Hamburg-Amerika-Linie gegründet, aus der später die Condor Flugdienst hervorging (Erstflug am 1. April 1956).
Sowohl die Deutsche Lufthansa AG als auch die 1955 von der Regierung der DDR gegründete Deutsche Lufthansa (Ost) verwendeten anfänglich Markenzeichen der „alten Lufthansa“. Allerdings hatte die DDR-Regierung es versäumt, für die Deutsche Lufthansa (Ost) zuvor die Namens- und Markenrechte zu sichern, so dass sie 1958 auf internationalen Druck in Interflug umbenannt wurde.
Ende März 1956 startete eine Super Constellation erstmals mit ausschließlich deutscher Besatzung in die Vereinigten Staaten. Einen Monat später wurden Montréal und Chicago als neue Ziele in Nordamerika angesteuert. Am 1. Mai 1956 wurde die Verkehrsfliegerschule der Lufthansa in Bremen eröffnet. Im August 1956 wurde der Südamerikadienst mit den Zielen Rio de Janeiro, São Paulo und Buenos Aires aufgenommen. Ab September 1956 flog die Lufthansa in den nahen und mittleren Osten mit den Zielen Istanbul, Beirut, Bagdad und Teheran. Spätestens seit diesen Auslandseinsätzen galt die Lufthansa als Flagcarrier der Bundesrepublik Deutschland.
Ab dem 2. April 1957 befanden sich fünf neue Convair CV-440 in der Flotte. Die Verbindung nach Österreich wurde Mitte April 1957 aufgenommen. Eine Weiterentwicklung der Super Constellation, die Lockheed Starliner, flog 1957 von Kalifornien 9300 Kilometer nonstop nach Hamburg. Im Dezember 1957 erfolgte mit einer gecharterten Douglas DC-4 die Eröffnung eines Frachtdienstes von Deutschland in die USA. Ab 5. Januar 1957 flogen die neuen Lockheed Starliner die Strecke Frankfurt–New York nonstop im Passagierdienst. Wöchentlich fanden jetzt 30 Transatlantikflüge statt. Das Gesamtverkehrsvolumen stieg im Vergleich zum Vorjahr um gut 60 Prozent. Zusammen mit der British European Airways (BEA) wurde ein Europafrachtdienst eingerichtet.
Die Lufthansa-Flotte wurde ab Oktober 1958 um neue Turboprop-Maschinen Vickers Viscount für Mittelstrecken erweitert. Auch die Super Constellation wurden nun auf den Mittelstrecken eingesetzt. So kamen ab November 1958 Flüge nach Kairo hinzu.
Im Jahr 1959 übernahm die Deutsche Lufthansa AG die Anteile der bisherigen Mitgesellschafter der „Condor Flugdienst“ und eröffnete ihren Nonstop-Frachtdienst von Frankfurt nach New York. Im April 1959 wurde eine Linie nach Stockholm eingerichtet und im Mai 1959 wurde erstmals Athen angeflogen. Am 11. Januar 1959 stürzte auf dem Lufthansa-Flug 502 die Super Constellation mit dem Kennzeichen D-ALAK beim Landeanflug auf den Flughafen Rio de Janeiro ab. Alle 29 Passagiere sowie sieben der zehn Besatzungsmitglieder starben. Im Winterflugplan 1959 standen Karatschi, Bangkok und Kalkutta erstmals im Flugplan.
Die 1960er-Jahre standen im Zeichen des Fortschrittglaubens und des unbegrenzten Wachstums. Das Düsenflugzeug stand im Mittelpunkt des Interesses. Insbesondere auch neue Frachtfluglinien beschleunigten den Warentransport. Linienflüge in den Ostblock überwanden dabei ideologische Grenzen.
Mit der ersten Lufthansa-Boeing 707, die am 2. März 1960 in Hamburg eintraf, begann bei der deutschen Gesellschaft das Düsenzeitalter. Der erste Passagierflug mit dieser Maschine fand am 13. März 1960 von Hamburg über Frankfurt/M. nach New York statt.
Ab 1961 wurde die Verbindung nach Bangkok bis Tokio verlängert und auf die Boeing 707 umgestellt. Zu dem Langstreckentyp 707 kamen zunächst vier (im Folgejahr noch vier weitere) Mittelstreckenmaschinen des Typs Boeing 720-030B hinzu, die ab Juli 1961 die Verbindungen in den Nahen und Mittleren Osten sowie Afrika (Lagos) bedienten. Zwei Boeing 720 (D-ABOK und D-ABOP) stürzten 1961 und 1964 bei Trainingsflügen über westdeutschem Territorium ab. Ab dem 1. September 1961 wurde ein Nachtpostflugnetz eingerichtet und von Convair CV-440 und Viscount-Maschinen bedient. Im Dezember 1961 wurde in Kooperation mit der Seaboard World Airlines auch noch ein reiner Frachtdienst auf der Nordatlantikstrecke eingerichtet.
Im Jahr 1962 nahm die Lufthansa den Liniendienst nach Afrika auf. Ab März 1962 wurde zweimal wöchentlich Lagos in Nigeria angeflogen. Ab Mai 1962 wurde Johannesburg mit Zwischenlandungen in Athen, Khartum, Nairobi und Salisbury (dem heutigen Harare) angeflogen.
Ab 1963 wurden die eigentlich für Langstrecken konzipierten Propeller-Flugzeuge des Typs Lockheed Super Constellation immer mehr auf Kurzstrecken eingesetzt. Ab dem 1. April 1963 erfolgte unter dem Namen „Airbus“ probeweise ihr Einsatz in einem Pendeldienst zwischen Frankfurt und Hamburg, der ohne Buchung, Abfertigung und Bordservice konzipiert war. Die Preise für die innerdeutschen Strecken lagen auf dem Niveau der Bahnpreise. Die Bundesbahn legte dagegen Beschwerde ein. Erstmals wurde ab 1963 Palma de Mallorca angeflogen.
Ein von der Deutschen Lufthansa AG vor dem Höheren Wirtschaftsgericht der Republik Serbien in Belgrad wegen Markenrechtsverletzung gegen die Deutsche Lufthansa (Ost) angestrengter Zivilprozess wurde im September 1963 ausgesetzt, nachdem der Verkehrsminister der DDR vorgeschlagen hatte, die Deutsche Lufthansa (Ost) mangels Erfolgsaussichten im anhängigen Prozess aufzulösen. Die seit 1954 bestehende Deutsche Lufthansa (Ost) wurde schließlich am 1. September 1963 aus markenrechtlichen und ökonomischen Gründen von der DDR-Führung liquidiert und ihre Flugzeuge, Flugplätze und Streckenrechte von der Fluggesellschaft Interflug übernommen, die nun die einzige in der DDR ansässige Fluggesellschaft wurde.
Von März 1964 bis 1969 setzte Lufthansa insgesamt neun Curtiss C-46 als Frachter auf innereuropäischen Strecken ein. Sie wurden von Capitol International Airways in voller Lufthansa-Bemalung betrieben. Ab 1964 wurde auch im Kurz- und Mittelstreckenbereich von Propeller- auf Strahlflugzeuge umgestellt. Die verbliebenen sechs Mittelstreckenmaschinen Boeing 720 erfüllten nicht die in sie gesetzten Erwartungen und wurden an Pan American World Airways verkauft.[52]
Am 21. März 1964 landete die erste Boeing 727 der Lufthansa nach ihrem Überführungsflug. Dieser Typ wurde daraufhin zum standardmäßigen Kurz- und Mittelstreckenflugzeug der Lufthansa. Auf der Strecke Frankfurt–Hamburg–Kopenhagen–Anchorage–Tokio wurde erstmals im Liniendienst die Polroute beflogen, die je nach Windverhältnissen manchmal auch direkt über den Nordpol führte.
Der fünfte Kontinent, Australien, wurde ab dem 1. April 1965 angeflogen. Von Mai bis Dezember 1965 setzte Lufthansa neben eigenen Boeing 707 auch eine von der Trans International Airlines geleaste Douglas DC-8 auf transatlantischen Flügen ein. Auch im Frachtverkehr wurden jetzt Düsenflugzeuge eingesetzt. Anfang November 1965 wurde die erste Boeing 707 in Frachtversion ausgeliefert. Es wurden zehn Boeing 727 in einer kombinierbaren Fracht-/Passagierausführung geliefert. Zwischen den beiden Einsatzmöglichkeiten konnte schnell gewechselt werden (Quick Change). Als erste Fluggesellschaft der Welt bestellte die Lufthansa 1965 21 Maschinen des Typs Boeing 737 (im Lufthansa-Jargon „City Jet“ genannt). Das Flugzeug befand sich zum Bestellzeitpunkt noch in der Konstruktion. Bei der weiteren Entwicklung und Erprobung arbeiteten Ingenieure der Lufthansa mit, so dass die Lufthansa ein für ihre Einsatzbedürfnisse maßgeschneidertes Flugzeug erhielt.
Ab Januar 1966 wurde Tunis angeflogen. Über New York wurde jetzt auch die Westküste Südamerikas erreicht. Am 28. Januar 1966 stürzte die Convair CV-440 Metropolitan D-ACAT in Bremen ab (Lufthansa-Flug 005). Mit Prag wurde die erste Stadt im damaligen Ostblock angeflogen. Bereits am 6. April 1966 erfolgte ein Charterflug nach Moskau. Eine weitere Tochtergesellschaft, die Lufthansa Service GmbH, wurde am 1. Juli 1966 gegründet. Der Shuttledienst „Airbus“ wurde 1966 wieder eingestellt, nachdem die Bundesbahn eine Preiserhöhung bei der damals noch staatlichen Lufthansa durchgesetzt hatte, was das Shuttlekonzept nicht mehr attraktiv erscheinen ließ. Ab Dezember 1966 wurde eine Strecke nach Khartum, Entebbe und Daressalam in den Flugplan aufgenommen. Um dort angemessene Unterbringungsmöglichkeiten für Fluggäste bereitstellen zu können, beteiligte sich die Lufthansa an der Deutschen Hotelgesellschaft für Entwicklungsländer mbH. Ende 1966 verfügte die Lufthansa über insgesamt 54 Flugzeuge, davon 31 mit Strahltriebwerken.
Im Jahr 1967 wurde erstmals eine Linie nach Bogotá eingerichtet. Die Staaten in Osteuropa wurden ab 1967 zunehmend für die Lufthansa interessant. Es entstanden Linien nach Belgrad, Zagreb, Bukarest sowie Budapest. Am 6. Oktober 1967 endete der Einsatz von Langstreckenkolbenmotorflugzeugen: die letzte Super Constellation wurde ausgemustert. Im Dezember 1967 lieferte Boeing die ersten Maschinen des Typs Boeing 737 an die Lufthansa aus.
Am 1. Januar 1968 wurde die in finanzielle Schwierigkeiten geratene Chartergesellschaft Südflug von der Deutschen Lufthansa AG übernommen. Neben Helsinki, Genua und Neapel wurde ab 1968 auch Tel Aviv angeflogen. Im selben Jahr gehörten dann auch La Paz und Lima zu den südamerikanischen Lufthansa-Zielen, bedient mit der Boeing 707 und später mit der DC-10 über New York. Ebenso wurde Rio de Janeiro mit DC-10 von Frankfurt via Dakar als Tankstopp angeflogen.
Am 14. März 1969 gründete Lufthansa gemeinsam mit Air France, UTA, Alitalia und Sabena das ATLAS-Konsortium. Die vier Unternehmen vereinbarten eine langjährige Zusammenarbeit und Aufgabenverteilung, um die Schulungs-, Wartungs- und Betriebskosten beim Einsatz der bestellten Großraumflugzeuge der Typen Boeing 747 und Douglas DC-10 so gering wie möglich zu halten.
Nach Recherchen der Neuen Zürcher Zeitung wurden mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ in den 1970er Jahren Schutzgeld-Zahlungen an palästinensische Kommandogruppen überwiesen.[53]
Schon im März 1970 wurde die erste Boeing 747 der Lufthansa eingesetzt. In der Öffentlichkeit wurde der Name „Jumbo-Jet“ für das damals größte Passagierflugzeug der Welt geprägt. Im März 1972 stellte die Lufthansa als erste Luftfahrtgesellschaft die Nur-Frachtversion der Boeing 747 in Dienst. Am 20. November 1974 stürzte die Boeing 747 „Hessen“ (D-ABYB) in Nairobi wegen ungenügenden Auftriebs beim Start ab. Aus dem brennenden Wrack konnten sich 84 der 139 Passagiere und 13 der 17 Besatzungsmitglieder retten (siehe: Lufthansa-Flug 540).
Am 2. Februar 1976 wurde der Airbus A300, das erste in Europa gebaute Großraumverkehrsflugzeug, in Dienst gestellt. Die Maschine des Typs A300B4 mit der Werk-Nr. 21 hatte das Kennzeichen D-AIAA. Die Bestellungen durch Lufthansa und Air France, beide staatliche Flagcarrier der Hauptanteilseigner an Airbus Industrie, der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich, ermöglichten die Serienproduktion dieses Flugzeugs. Am 10. März 1977 gründete Lufthansa eine eigene Non-IATA-Frachttochter, die Tochtergesellschaft German Cargo, die für Lufthansa das Frachtchartergeschäft übernahm. Zum Einsatz kamen zunächst Nurfrachtversionen der Boeing 707.
Am 13. Oktober 1977 wurde die Boeing 737-200 „Landshut“ (D-ABCE) der Lufthansa auf dem Flug von Palma de Mallorca nach Frankfurt von vier palästinensischen Terroristen entführt und am 18. Oktober 1977 von der GSG 9 in der Operation „Feuerzauber“ befreit. Am 26. Juli 1979 verunglückte D-ABUY, ein Boeing 707-330C-Frachter, auf dem Flug LH 527 nach Senegal (Dakar) kurz nach dem Start vom Flughafen Rio de Janeiro. Die dreiköpfige Besatzung kam ums Leben.[54]
Eine weitere interessante Lufthansa-Verbindung in diesen Jahren war der Flug mit Boeing 747-200 oder DC-10 2× wöchentlich über den Nordpol von Düsseldorf via Anchorage (Alaska) (Tankstopp) nach Tokio.
Zu Beginn der 80er-Jahre begann die Gesellschaft ihre 747-Flotte gegen die zweite Generation mit treibstoffsparenden Triebwerken auszutauschen. Da andere Gesellschaften ihre Flotte noch auf Großraumflugzeuge umstellten, erzielte die Lufthansa dank der gründlichen und regelmäßigen Wartung der etwa zehn Jahre alten Maschinen einen hohen Preis. Teilweise wurde sogar ein höherer Verkaufspreis erzielt als der ursprüngliche Kaufpreis. Auch die 727-100-Flotte wurde ausgetauscht. Stattdessen wurden die längeren 727-200 angeschafft. Ab 1981 erfolgte eine weitere Umtauschaktion, bei der 36 Boeing City Jet gegen neue Maschinen ausgetauscht wurden. Zugleich stellte Lufthansa die Ausbildung von Flugingenieuren ein, da bei der Boeing 737 sowie bei dem Airbus A310 kein dritter Mann im Cockpit mehr benötigt wurde. Die Lufthansa ging vielmehr dazu über, diese bei entsprechender Eignung zu Flugzeugführern umzuschulen.
Am 28. März 1982 begann eine Zusammenarbeit der Lufthansa mit der Deutschen Bundesbahn, da der Flugverkehr zwischen vielen deutschen Flughäfen isoliert betrachtet als unrentabel galt. So verkehrten vier Mal täglich Elektro-Triebzüge der DB-Baureihe 403, später auch DB-Züge mit Elektro-Lokomotiven der Baureihen 103 und 111 in den Farben der Lufthansa als Lufthansa-Airport-Express zwischen Düsseldorf, Köln, Bonn und Frankfurt mit vierstelliger Lufthansa-Flugnummer. Fahrkarten der DB waren in den Zügen nicht gültig. Während der Fahrt konnten die Passagiere bereits für ihren anschließenden Langstreckenflug einchecken und auch ihr Gepäck abgeben. Im ersten Betriebsjahr beförderte die Lufthansa bereits über 65.000 Passagiere auf Schienenwegen. Später folgte eine Bahnverbindung zwischen Stuttgart und Frankfurt. Der Service wurde 1993 eingestellt. Als Nachfolgeprojekt werden seit 1993 von der Lufthansa in Kooperation mit der Deutschen Bahn AG Sitzplatzkontingente in bestimmten ICE-Zügen unter dem Namen AIRail vermarktet.
Im April 1983 wurde der Airbus A310 bei Lufthansa in Dienst gestellt. Bei der Planung und Entwicklung war die Lufthansa maßgebend beteiligt. Auch beim Bau dieses Flugzeuges gab die Lufthansa zusammen mit der Swissair durch ihren Auftrag über 25 Maschinen und einer Option über weitere 25 A310 den Ausschlag zur Produktion dieses Kurz- und Mittelstreckenflugzeugs. Im August 1984 erfolgte die Übernahme der niederländischen Penta Hotels NV (Amsterdam). Im Oktober 1984 wurde auf der Jahrestagung der International Air Transport Association, das Lufthansa-Vorstandsmitglied Günter O. Eser zum Generaldirektor und der Vorstandschef Heinz Ruhnau zum Präsidenten der IATA gewählt. Mit 10 Prozent beteiligte sich die Lufthansa ab Dezember an der Berliner Kempinski Hotelbetriebs-Aktiengesellschaft.
Erstmals flogen im August 1988 wieder Pilotinnen für die Lufthansa, ab 2000 auch Flugkapitäninnen. Nach der Aufnahme von Marga von Etzdorf im Jahr 1927 als Copilotin gab es dort über 60 Jahre lang keine Frauen mehr in dieser Funktion; bei der Lufthansa war ihnen der Pilotenberuf bis 1988 verschlossen.[55][56][57]
Die Deregulierung der EG erlaubte 1988 die „fünfte Freiheit“ im Luftverkehr und ein neuer Mitbewerber, die German Wings, durfte nun mit Billigangeboten befördern. Auf Bestreben der Lufthansa gründete Air France im Rahmen der deutsch-französischen Zusammenarbeit die Fluggesellschaft EuroBerlin France mit 49 Prozent Kapitalbeteiligung der Lufthansa und 51 Prozent der Air France. Auf diese Weise konnte Lufthansa indirekt einen Zugang nach West-Berlin erhalten (Slot). Den Flugbetrieb nahm die deutsch-französische Airline am 7. November 1988 auf. Sie verband den Flughafen Berlin-Tegel mit den westdeutschen Metropolen Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, Stuttgart und München. Als Fluggerät wurden ausschließlich moderne Boeing 737-300 eingesetzt, deren Sitzplatzkapazitäten durchschnittlich zu 60 Prozent ausgelastet waren. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands verlor EuroBerlin France ihre ursprüngliche (marktstrategische) Bedeutung (sie wurde 1990 in EuroBerlin umbenannt und flog bis zu ihrer Auflösung im Dezember 1994 im Auftrag der Lufthansa). Im Jahr 1989 stockte die Deutsche Lufthansa AG ihren Kapitalanteil an der DLT – Deutsche Luftverkehrsgesellschaft mbH – auf 52 Prozent auf und wurde damit Mehrheitsgesellschafter der DLT, die später als Lufthansa CityLine GmbH 100-prozentige Tochtergesellschaft der Deutschen Lufthansa AG wurde (siehe Geschichte der Lufthansa CityLine).
Als Joint Venture der Deutschen Lufthansa AG und Turkish Airlines wurde 1989 die Charterfluggesellschaft Sun Express mit zunächst einer Boeing 737-300 und 64 Mitarbeitern gegründet (siehe Geschichte der Sun Express).
Am 1. Juli 1990, dem Vorabend des Inkrafttretens der Wirtschafts- und Währungsunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, erklärte sich der Vorstand der Deutschen Lufthansa AG bereit, 100 % der Anteile der Interflug zu übernehmen. Erstes Ergebnis war der Charter-Einsatz von Interflug-Maschinen im Auftrag des Lufthansa-Konzerns. Die von beiden Fluggesellschaften angestrebte Fusion wurde jedoch am 30. Juli 1990 durch das Bundeskartellamt abgelehnt. Die von Interflug 1989 fabrikneu erworbenen Airbus-Flugzeuge des Typs A310 wurden – statt an die Lufthansa – für 25 Prozent ihres Einkaufspreises an die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung verkauft. Die Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 ermöglichte es der Lufthansa, 45 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, erstmals wieder Berlin anzufliegen.
Am 14. September 1993 verunglückte der Airbus A320 „Kulmbach“ (D-AIPN) auf dem Lufthansa-Flug 2904 bei der Landung in Warschau. Von den 70 Personen an Bord konnten sich 68 aus dem brennenden Wrack retten. Die Tochtergesellschaft German Cargo wurde 1993 wieder in den Mutterkonzern integriert.
Mit dem Deutsch-Amerikanischen Abkommen im Luftverkehr begann im April 1996 die Liberalisierung im transatlantischen Luftverkehrsmarkt und der Wettbewerb verschärfte sich. Daneben sah sich die Lufthansa, wie alle Fluggesellschaften in der EU, mit dem sich verschärfenden Wettbewerb infolge der Deregulierung des Luftverkehrs im Bereich der EU konfrontiert. Mit einem umfangreichen Sanierungsprogramm überwand Lufthansa ihre größte wirtschaftliche Krise. Das bislang noch mehrheitlich im Besitz der Öffentlichen Hand befindliche Unternehmen wurde in mehreren Schritten voll privatisiert, nachdem das schwierige Problem der Herauslösung der betrieblichen Altersversorgung aus dem Versorgungssystem für den öffentlichen Dienst (VBL) zusammen mit dem Bund und den zuständigen Gewerkschaften ÖTV und DAG gelöst worden war. Dabei half der Bund mit erheblichen finanziellen Mitteln aus. Am Ende der Privatisierung gehörten dem Bund nur noch 36 % der Aktien. Die Geschäftsbereiche Technik, Fracht und Informatik wurden nunmehr als Tochtergesellschaften des Lufthansa-Konzerns mit eigener Kostenverantwortung betrieben. Innerhalb des Lufthansa-Streckennetzes führten Fluggesellschaften wie Augsburg Airways oder Contact Air ab 1996 unter der Marke Team Lufthansa Regional- und Zubringerflüge durch.
Im Jahr 1997 schlossen Lufthansa, Air Canada, SAS, Thai Airways und United Airlines als Gründer der Star Alliance das erste multilaterale Geschäftsbündnis im Weltluftverkehr, dem sich weitere Fluggesellschaften anschlossen, um den neuen Herausforderungen von Deregulierung und Globalisierung gewachsen zu sein.
Lufthansa und die KarstadtQuelle AG gründeten 1997 zum 1. November die C&N Touristic AG durch die Zusammenführung der NUR Touristic und der Condor Flugdienst (ehemals Deutsche Flugdienst GmbH). Beide Gesellschafter hielten 50 % an dem Konzern. Die NUR Touristik gehörte zu 90 % der C&N Touristik und zu 10 % direkt zu Karstadt, ebenso die Condor, die zu 90 % der C&N Touristik und zu 10 % direkt zur Lufthansa gehörte.
Chancen und Risiken der Globalisierung prägten den Übergang des Lufthansa-Konzerns in das 21. Jahrhundert. Der Konzern positionierte sich mit einer Umstrukturierung seiner regionalen Verkehrsmärkte, der Neukonzeption der First, Business und Economy Class sowie der Bestellung modernster Flugzeugtypen (darunter der Airbus A380) für den verschärften Wettbewerb im Zeitalter der Globalisierung. Mit Ermöglichung der Nutzung von Breitband-Internetverbindungen an Bord verschaffte sich die Lufthansa insbesondere bei Geschäftsreisenden einen weiteren Wettbewerbsvorteil. Der Flughafen München hatte für die Lufthansa mittlerweile als zweites Drehkreuz neben dem Flughafen Frankfurt Main eine erhebliche marktstrategische Bedeutung. Der Star Alliance traten weitere Fluggesellschaften bei. Die sich abzeichnende hervorragende Geschäftsbilanz des Lufthansa-Konzerns wurde allerdings durch einschneidende Ereignisse empfindlich belastet: Die Terroranschläge am 11. September 2001 führten vorübergehend zum Rückgang der Passagierzahlen. Auf den Asien-Flugrouten hatte das im November 2002 erstmals in China auftretende sogenannte Schwere Akute Atemwegssyndrom (Severe Acute Respiratory Syndrome, SARS) einen zusätzlichen vorübergehenden Rückgang der Passagierzahlen zur Folge. Auch indirekte Folgen neuer Kriege, insbesondere des Irakkriegs, belasteten das Betriebsergebnis.
Im Jahr 2005 feierte die „neue Lufthansa“ ihr fünfzigjähriges Jubiläum seit Wiederaufnahme des Luftverkehrs im Jahr 1955. Im März 2005 erwarb die Deutsche Lufthansa AG einen Kapitalanteil in Höhe von 49 Prozent an der Linienfluggesellschaft Swiss. Aufgrund einer Stimmbindungsvereinbarung wurde die Swiss faktisch vom Lufthansa-Konzern geleitet und in das Management des Lufthansa-Konzerns integriert. Der Flughafen Zürich, Heimatflughafen der Swiss, wurde drittes Drehkreuz der Lufthansa. Am 1. April 2006 trat die zum Lufthansa-Konzern gehörende Swiss der Star Alliance bei.
Im Dezember 2006 haben die Lufthansa und Karstadt Quelle eine Absichtserklärung unterzeichnet, wonach der Lufthansa-Konzern seinen 50-Prozent-Anteil an Thomas Cook an die Karstadt Quelle zu einem Kaufpreis in Höhe von rund 800 Millionen Euro übereignen wird.[58] Zugleich ist vereinbart worden, dass Lufthansa die Anteile der Condor an der türkischen Charterfluggesellschaft Sun Express erhalte. Karstadt Quelle kann nach zwei Jahren nach Schließung des Kaufvertrags den 24,9 % Anteil der Lufthansa an Condor übernehmen. Im Gegenzug hat der Lufthansa-Konzern eine Put-Option auf den Kapitalanteil der Karstadt Quelle (75,1 %).[59] Die Übernahme fand im Februar 2007 offiziell statt.
Seit 1. Juli 2007[60] ist der Lufthansa-Konzern Alleineigentümer der Swiss International Air Lines. Zuvor gehörte die Swiss aus rechtlichen Gründen bis zur Neuaushandlung von bilateralen Luftverkehrsrechten (insbesondere Landerechten) zwischen der Schweiz und insgesamt mehr als 140 außereuropäischen Ländern nur zu 49 % dem Lufthansa-Konzern. Die restlichen 51 % verblieben auf Grund einer sogenannten Nationalitätsklausel (Mehrheitseigentümer der Airline mussten aus der Schweiz stammen) zwar bei der eigens zu diesem Zweck gegründeten Schweizer Stiftung Almea, jedoch hatte der Lufthansa-Konzern bereits damals aufgrund vertraglicher Regelungen bereits die operative Entscheidungsmacht inne. Almea und Lufthansa waren in diesem Verhältnis (51:49) Eigentümer der Firma AirTrust AG, die wiederum Alleineigentümer der Swiss war. Somit galt die Swiss als Schweizer Firma und konnte so die vorhandenen Verkehrsrechte in den Ländern außerhalb der Europäischen Union beibehalten, die seit jeher weltweit zwischenstaatlich geregelt und nicht an andere Staaten veräußert werden. Anfang Dezember 2008 wurde zwischen der Deutschen Lufthansa AG und Austrian Airlines ein Vertrag zur Übernahme dieser österreichischen Fluggesellschaft unterzeichnet. Seit dem 1. Januar 2009 führt der Lufthansa-Konzern die Low-Cost-Airline Germanwings als hundertprozentige Tochtergesellschaft unter dem Dach der Lufthansa Commercial Holding.
Zur Fußball-WM 2010 in Südafrika setzte Lufthansa den neu erworbenen Airbus A380 erstmals auf einem offiziellen Lufthansaflug ein. Zu den Fluggästen gehörte die deutsche Fußballnationalmannschaft.
Lufthansa plante am Flughafen Berlin Brandenburg zur ursprünglich geplanten Eröffnung 2012 ein deutliches Wachstum mit vielen neuen Verbindungen ab Berlin.[61][62]
Anfang Mai 2012 wurden weltweit 3.500 der 120.000 Arbeitsplätze gestrichen, davon 2.500 in Deutschland. Mit einem Sparprogramm namens ‚Score‘ sollten bis 2014 1,5 Milliarden Euro eingespart werden.[63] Ende 2017 wurde der Sitz der Hauptverwaltung in Köln-Deutz geschlossen.[64]
Im August 2014 startete CEO Carsten Spohr eine Innovationsoffensive[65] an, im Rahmen derer bis zum Jahr 2020 rund 500 Millionen Euro investiert werden sollten. Mit dem Lufthansa Innovation Hub will der Luftfahrtkonzern näher an die Startup-Szene rücken. Die in Berlin-Kreuzberg etablierte Einheit wird von Spohrs ehemaligem Referenten Sebastian Herzog, Marketing-Leiter Alexander Schlaubitz sowie Startup-Serienunternehmer Gleb Tritus geführt.[66] Dazu gehörten ein Innovationsfonds sowie eine Zentraleinheit, die Innovationsmanager der Tochtergesellschaften vereinen soll.
In den Jahren 2014 und 2015 kam es zu insgesamt 14 Streiks von Piloten und Flugbegleitern.[67][68] Der Gewinn vor Steuern erhöhte sich 2015 um 55 % auf 1,8 Milliarden Euro.[69]
Nach dem Absturz von Germanwings-Flug 9525 sagte die Lufthansa die geplante Feier zum 60. Jubiläum der Wiederaufnahme des Flugbetriebs ab. Die für den 15. April vorgesehenen Feierlichkeiten fänden „aus Respekt vor den Opfern des Absturzes von Flug 4U9525“ nicht statt. „An Stelle der geplanten Jubiläumsveranstaltung wird Lufthansa den Staatsakt aus dem Kölner Dom, bei dem Angehörige und Freunde am 17. April 2015 der Opfer gedenken werden, für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übertragen.“[70]
Im Oktober 2017 übernahm die Lufthansa 81 Maschinen der insolventen Air Berlin. Der Gesamtkaufpreis für die von Lufthansa aus der Insolvenzmasse von Air-Berlin erworbenen Anteile betrug rund 210 Millionen Euro.[71] Zuvor hatte Lufthansa die Luftfahrtgesellschaft Walter als Tochtergesellschaft übernommen, die das infolge der Insolvenz von Air Berlin entlassene Kabinenpersonal als Personalpool für die Lufthansa auf Zeitvertragsbasis einstellte.[72] Zugleich wurden weitere Mitarbeiter angeworben.[73]
Am 19. März 2020 gab Lufthansa bekannt, dass diese, bedingt durch die in Folge der COVID-19-Pandemie von vielen Ländern verhängten Einreisestopps, 95 Prozent aller Flüge streicht.[74] Das Flugangebot der Gruppe wurde auf drei internationale und 40 innereuropäische Verbindungen pro Tag beschränkt. Daneben flog Lufthansa die durch das Auswärtige Amt organisierte Flüge für Reiserückkehrer.[75]
Mit einer im Mai 2020 beschlossenen Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes hat die Bundesregierung einen „Wirtschaftsstabilisierungsfonds“ (WSF) geschaffen,[76] der Stille Einlagen in der Höhe von bis zu 5,7 Milliarden Euro in das Vermögen der Deutsche Lufthansa AG zahlen soll. Die Zahlung soll vergütet werden und der Fonds soll mittels Kapitalerhöhung 20 Prozent Aktien am Grundkapital der Lufthansa zeichnen. Dieser Anteil sollte ursprünglich auf 25 Prozent ausgebaut werden, um eine allfällige feindliche Übernahme abwehren zu können. Darüber hinaus stellt die Bundesregierung in Zukunft zwei Sitze im Aufsichtsrat. Zusätzlich soll die Lufthansa einen Kredit von bis zu 3 Milliarden Euro unter Beteiligung der KfW und privaten Banken mit einer Laufzeit von drei Jahren erhalten. Im August 2021 kündigte der Bund die Reduzierung des Aktienanteils des WSF auf 15 Prozent an. Für den Bund ergab sich ein Verkaufsgewinn von rund 200 Millionen Euro, zugleich sank der Kurs der Lufthansa-Aktie.[77] Bis November 2021 wurden dann alle Kredite und Einlagen des Bundes vorzeitig zurückgezahlt,[78] wobei für den KfW-Kredit zusätzlich 3,75 Prozent Zinsen im Jahr bezahlt wurden.[79]
Das Unternehmen erwartet, in Folge der Pandemie in den nächsten Jahren nicht zur bisherigen Flottengröße von 763 Flugzeugen zurückzukehren und rechnet mit deutlich weniger Fluggästen. Ältere Flugzeuge sollen früher als geplant aus der Flotte genommen werden.[75]
Im September 2020 beschloss die Lufthansa, die Pilotenausbildung in Bremen einzustellen und forderte ihre Flugschüler auf, sich einen neuen Berufsweg zu suchen.[80]
Im Januar 2022 übertrug Lufthansa ihren seit über 40 Jahren bestehenden Ausbildungsbetrieb in Goodyear (Arizona) an die US-amerikanische United Airlines. Diese hat dort bereits den Betrieb aufgenommen und mit dem ersten Jahrgang ihrer neuen Flugschüler begonnen.[81]
Seit der Neugründung der Fluggesellschaft Lufthansa wurde die Flugzeugbemalung – unter Beibehaltung der aus der Zeit der „alten Lufthansa“ stammenden Lufthansafarben Blau und Gelb, des Kranichsymbols sowie der weißen Bemalung des oberen Rumpfs – öfter geändert. Dabei wiesen die Veränderungen stets eine Tendenz zur stilistischen Vereinfachung auf, – bis hin zum „zeitlos“ minimalistischen Design der heutigen Flotten unter dem Markennamen Lufthansa.
Waren die Flugzeuge der alten Lufthansa noch metallisch grau mit einem schwarz abgesetzten Frontbereich, so wurde ab 1955 zunächst ein aufwendiger Anstrich mit einem kobaltblauen Fensterband (RAL 5013) mit melonengelben Begleitstreifen (RAL 1028) eingeführt, darüber war der Rumpf weiß angestrichen, darunter metallisch glänzend. Das Leitwerk trug einen kobaltblauen Balken, darin eine kobaltblau umfasste, sich zur hinteren Leitwerkskante hin öffnende melonengelbe Parabelfläche mit dem Kranich-Emblem. Der Schriftzug „LUFTHANSA“ war in kursiven Buchstaben mit Serifen über dem Fensterband angeschrieben. Die Front war ursprünglich blau, in einem Bogen in das Fensterband übergehend. Die Frontradarabdeckung („Flugzeugnase“) war schwarz abgesetzt.
Bereits zum Anfang der 1960er-Jahre wurde der Anstrich erstmals vereinfacht, die Begleitstreifen am Fensterband fielen weg und anstelle des aufwendigen Frontanstrichs wurden die Fensterbänder gerade zu den Cockpitfenstern weitergeführt. Der Firmenname wurde nun in Helvetica-Großbuchstaben angeschrieben. Das Signet stand teilweise anstelle der Parabel in einem gelben Balken auf dem Leitwerk.
1967 wurde das Erscheinungsbild der Lufthansa von Otl Aicher überarbeitet. Das Emblem stand nun in einer kobaltblau umrandeten melonengelben Kreisscheibe auf dem kobaltblau lackierten Leitwerk, der Schriftzug „Lufthansa“ wurde in Helvetica angeschrieben (Groß- und Kleinbuchstaben). Der Rumpfanstrich blieb gleich, die gelben Begleitstreifen waren jedoch nicht mehr vorhanden.
Seit 1988 werden die Flugzeuge der Lufthansa überwiegend weiß lackiert, der untere Rumpfbereich in Hellgrau. Das Fensterband wurde weggelassen, die Flugzeugnase weiß lackiert. Die Gestaltung des Leitwerks und des Lufthansa-Schriftzugs auf dem vorderen Rumpfbereich ist seit 1967 nahezu unverändert beibehalten worden, allerdings wurde die kreisrunde Umrandung des Kranich-Emblems auf dem Leitwerk ab 1988 leicht verbreitert. Nach Aussagen der Lufthansa steht diese Gestaltung für „Klarheit, Einfachheit und positive Merkmale wie Sicherheit und Zuverlässigkeit“. Seit ca. 2010 steht die Web-Adresse „lufthansa.com“ in Helvetica auf dem hinteren Teil des Rumpfes.
Beginnend Anfang 2018 wurde eine neue Bemalung eingeführt, bei der die Blaufärbung des Leitwerks durch eine dunklere Farbgebung als dominierendes Element[82] ersetzt wurde, der Kranich ist nunmehr in Weiß ausgeführt und die Farbe Gelb lediglich als „Welcome“-Schild neben den vordersten Einstiegstüren auf der linken Seite erhalten geblieben, die Graufärbung der Rumpfunterseite fällt ganz weg.[83] Die bisher genutzten Schriftarten Lufthansa Head und Lufthansa Type wurden durch die neue Schriftart Lufthansa Corporate Type ersetzt.[84] Als erste Luftfahrzeuge wurden eine Boeing 747-8 (Kennzeichen D-ABYA) und ein Airbus A321 (Kennzeichen D-AISP)[85] umlackiert und am 7. Februar 2018 der Öffentlichkeit in Frankfurt und München vorgestellt.[86] Aufgrund von Kritik nach der Vorstellung der neuen Bemalung kündigte der Konzern Ende Februar 2018 an, den Blauton zu überarbeiten, das grundsätzliche Design soll aber erhalten bleiben.[87] Auch die Maschinen von Lufthansa Cargo tragen in Zukunft das neue Design: am 16. März 2018 landete die D-ALCB, eine MD-11, als erste Maschine der Frachttochter in neuer Bemalung in Frankfurt,[88] um noch am gleichen Tag nach Singapur zu fliegen.[89]
Eine flugtaugliche Junkers JU 52 in den Farben der Lufthansa aus den 1920er-Jahren wird heute von der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung betrieben.
Über die Flugzeugbemalung in den regulären Lufthansa-Farben hinaus waren bzw. sind im Linienverkehr des Öfteren Sonderbemalungen zu sehen:
Flugzeugtyp | Luftfahrzeugkennzeichen | Bemalung | Zeitraum | Bild |
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Airbus A320-200 | D-AIUQ | „25 Jahre Flughafen München“ | Mai 2017 bis Januar 2018 | |
Airbus A321-100 | D-AIRR | „Kranichschutz Deutschland“ | Oktober 2016 bis Mai 2017 | |
D-AIRX | „Retro“ | Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Deutschen Lufthansa AG im Jahr 2005 erhielt der Lufthansa-Airbus A321 mit dem Kennzeichen D-AIRX von April 2005 bis Dezember 2014 eine nostalgische Sonderbemalung, die an die Lufthansa-Bemalung in der Mitte der 1950er-Jahre und damit an die „Gründerzeit der neuen Lufthansa“ erinnern soll. Er wurde auf den Namen „Weimar“ getauft. | ||
D-AISQ | „Fanhansa Mannschaftsflieger“ | Juni/Juli 2018 | ||
Airbus A340-300 | D-AIGX D-AIGY |
„Star Alliance“ | GX: Dezember 2015 bis März 2018 GY: Dezember 2015 bis März 2018 |
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Airbus A340-600 | D-AIHK D-AIHZ |
„FC Bayern München“ | HK: Juli 2016 bis Juni 2017 HZ: Juli 2017 bis März 2018 |
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Boeing 747-8I | D-ABYI | „Fanhansa Siegerflieger“ | Mai 2014 bis Juli 2018 |
Da jedes Mitglied der Star Alliance sich verpflichtet hat, mindestens ein Flugzeug in seiner Flotte im Corporate Design der Star Alliance zu lackieren, befinden sich auch in der Flotte der Lufthansa immer wieder mal Flugzeuge in der Bemalung der Star Alliance, die sich im Design von der Star-Alliance-Bemalung der anderen Allianzmitglieder lediglich durch das jeweilige, dezent angebrachte Unternehmenslogo der Lufthansa unterscheiden. Aus ähnlichen Gründen, wie bei der Star Alliance, flog ein Flugzeug der Lufthansa Cargo AG im WOW-Look, um weltweit für diese Logistik-Allianz zu werben.
Der Airbus A321 D-AIRY „Flensburg“ zeigte am Heck die Fernsehfigur „Die Maus“, da die Entstehung und Inbetriebnahme des Flugzeugs 1999 vom WDR für Die Sendung mit der Maus in neun Folgen verfilmt wurde.
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