Prien am Chiemsee
Markt in Oberbayern, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Markt in Oberbayern, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Prien am Chiemsee (amtlich: Prien a.Chiemsee, hochdeutsch [bairisch [ ]) ist ein Markt im oberbayerischen Landkreis Rosenheim. Der Luftkurort und Kneippkurort liegt direkt am Chiemsee. Seit dem 6. November 2018 ist Prien Fair-Trade-Gemeinde.
],Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 51′ N, 12° 21′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Rosenheim | |
Höhe: | 533 m ü. NHN | |
Fläche: | 20,7 km2 | |
Einwohner: | 11.262 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 544 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 83209 | |
Vorwahl: | 08051 | |
Kfz-Kennzeichen: | RO, AIB, WS | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 87 162 | |
Marktgliederung: | 36 Gemeindeteile | |
Adresse der Marktverwaltung: |
Rathausplatz 1 83209 Prien a.Chiemsee | |
Website: | www.prien.de | |
Erster Bürgermeister: | Andreas Friedrich (ÜWG) | |
Lage des Marktes Prien a.Chiemsee im Landkreis Rosenheim | ||
Es gibt 36 Gemeindeteile[2] (in Klammern ist der Siedlungstyp[3] angegeben):
Folgende Schutzgebiete berühren das Gemeindegebiet:
Der Name Prien ist keltischer Herkunft, nach Albrecht Greule abgeleitet von Brīvena (=Brückenort).[4] Im Ortsteil Trautersdorf sind Spuren einer römischen Siedlung nachweisbar.[5]
Der heutige Gemeindeteil Trautersdorf ist als Siedlung für das Frühmittelalter nachweisbar, Prien selbst wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1158), als Verwaltungsort der Grafen von Falkenstein gegründet. Es war Pfarrei des Bistums Chiemsee. Nach dem Niedergang der Falkensteiner war es Teil der Herrschaft Wildenwart und der Herrschaft Hohenaschau; es war Ort einer Gerichtsschranne.[6] Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern 1818 wurde Prien am Chiemsee eine selbständige politische Gemeinde.
Mit der Eröffnung der Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg im Jahre 1860 und der allgemeinen Öffnung des Königsschlosses Herrenchiemsee 1886 wurde das Zeitalter des Fremdenverkehrs eingeläutet. Die Chiemsee-Schifffahrt, deren Haupthafen Prien ist, wurde ausgebaut, Hotels und Fremdenpensionen entstanden, und zahlreiche Städter erbauten sich ihre Sommervillen rund um den 1897 zum Markt erhobenen Ort. Den Bahnhof und den in Prien-Stock gelegenen Hafen verbindet noch die 1887 erbaute und in der Hauptsaison zeitweise mit Dampf betriebene Chiemsee-Bahn.
1944 wurde aus Luftschutzgründen das Hauptamt SS-Gericht (das oberste Gericht der SS) von München nach Prien verlegt und nahm im Hotel Kronprinz sein Ausweichquartier.[7]
1948 fand auf der vor Prien-Stock gelegenen Herreninsel der Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee statt, auf dem das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland erarbeitet wurde.
Prien war auch von 1813 bis 1959 ein Gerichtsort, erst ein gräflich-preysingsches Herrschaftsgericht, dann ein Land- bzw. Amtsgericht.
Unter den Tausenden von Displaced Persons nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs befanden sich auch viele Kinder ohne Eltern oder Verwandte. Für sie wurden von den US-amerikanischen Besatzungsbehörden über zwei Dutzend Children’s Centers eingerichtet,[8] darunter auch in Prien. Untergebracht im Strandhotel, bestand das Camp vom Juli 1946 bis zum Oktober 1948. Seine ersten Bewohner waren Kinder und ihre Betreuer, die zuvor im Kloster Indersdorf betreut worden waren.[9]
In den beiden Anfangsmonaten nur mit etwas mehr als 60 Kindern und Jugendlichen belegt, wuchs deren Zahl auf 269 im September 1947. Im Oktober 1948 waren es noch 73. „Das Children’s Center stand allen politisch oder rassisch verfolgten Kindern offen. Von September 1946 bis zur Schließung im Herbst 1948 wurde das Haus jedoch mehr oder weniger als jüdische Einrichtung geführt.“[10] Allerdings nicht als zionistische Einrichtung:[11]
„In Prien waren jüdische nicht-zionistische Gruppierungen, wie das American Jewish Joint Distribution Committee, die englische Jewish Relief Unit und der Canadian Jewish Congress dominierend, so dass die dort lebenden Jugendlichen versuchten, in die USA oder nach Kanada auszuwandern.“
Für die Kinder und Jugendlichen gab es einen Sport-Club, eine Volks- und eine Berufsschule. Daneben bestanden eine Religionsschule, die Talmud Torah Schule, und eine koschere Küche.[10]
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Mai 1978 Teile der aufgelösten Gemeinden Hittenkirchen und Wildenwart eingegliedert.[12]
Zwischen 1988 und 2018 wuchs der Markt von 8.719 auf 10.789 um 2.070 Einwohner bzw. um 23,7 %.
24 ehrenamtliche Gemeinderäte bilden zusammen mit dem hauptamtlichen Ersten Bürgermeister den Marktgemeinderat von Prien. Nach der Wahl vom 15. März 2020 setzt er sich so zusammen:[13]
Erster Bürgermeister ist Andreas Friedrich (ÜWG). Er ist seit 1. Mai 2020 im Amt.
Seit 1903 führt die Marktgemeinde ein eigenes Wappen, ursprünglich verliehen durch Prinzregent Luitpold von Bayern. Dieses Wappen enthielt die Hl. Katharina von Alexandria, ihre rechte Hand auf einen Schild stützend, der auf blauem Grund einen goldenen Falken zeigte. Der Markt Prien hat im Jahr 1958 aufgehört dieses Wappen zu führen und verwendete fortan lediglich den Schild als Gemeindewappen, allerdings ohne amtliche Genehmigung. 1967 musste die Gemeinde daher die Frage des Wappens formal klären und entschied sich für eine Neufassung ohne Schildhalter, die sie seit 1968 offiziell führt. Es wird wie folgt beschrieben:[15]
„In Blau eine eingeschweifte goldene Spitze, darin ein unterhalbes, zerbrochenes blaues Rad; vorne ein links gewendeter, rot bewehrter goldener Falke, hinten zwei wachsende, schräg gekreuzte goldene Abtstäbe mit abgewendeten Krümmen.“
Das zerbrochene Rad weist auf die Marktpatronin Katharina von Alexandrien hin, der Falke erinnert an die weltliche Herrschaft der Falkensteiner Grafen über Prien, während die Abtstäbe auf die kirchliche Obrigkeit des Augustiner Chorherrenstiftes Herrenchiemsee deuten. Die Pröpste von Herrenchiemsee als Archidiakone von Chiemsee und Salzburg führten als einzige Prälaten in Bayern zwei Abtstäbe im Wappen.
Die Gemeinde unterhält Partnerschaften mit dem französischen Graulhet (seit 1971) und dem italienischen Valdagno (seit 1987). Mit dem ungarischen Kisvárda besteht eine freundliche Verbindung ohne formalisierten Partnerschaftsvertrag.
Den Luftkurort und einzigen Kneippkurort Oberbayerns prägt vor allem der Fremdenverkehr. Darüber hinaus sind in Prien eine Reihe von Gesundheitseinrichtungen und Kliniken ansässig, zum Beispiel eine der Landkreis-eigenen RoMed Krankenhäuser oder der Medical Park Prien Kronprinz, an dem der Markt Prien mit 44,2 % beteiligt ist[16]. Prien ist zudem Sitz der Unternehmensgruppe Schön Klinik.
In Prien entstand 2003 auf Initiative eines Schülerprojektes der Freien Waldorfschule Chiemgau die Regionalwährung „Chiemgauer“, die mittlerweile in der gesamten Region – das sind die Landkreise Rosenheim und Traunstein – mit Erfolg benutzt wird.[17]
Durch die Gemeinde Prien am Chiemsee verläuft die Staatsstraße 2092, die Prien am Chiemsee mit Rosenheim und weiteren Nachbargemeinden wie Bernau am Chiemsee verbindet. Ebenfalls über die Staatsstraße, in circa drei Kilometer von der Ortsmitte von Prien am Chiemsee entfernt, ist die Autobahnausfahrt Bernau am Chiemsee der Bundesautobahn 8 erreichbar. Über die Bundesautobahn ist München und Salzburg erreichbar.
Im nordwestlichen Gemeindegebiet verläuft ferner die Staatsstraße 2093, die Prien nach Westen hin über Wildenwart mit Frasdorf und nach Nordosten hin über Rimsting mit Breitbrunn, Gstadt und Seebruck verbindet. Der Weg nach Frasdorf führt zu einer alternativen Anschlussstelle der A 8.
Durch die Gemeinde Prien am Chiemsee verlaufen drei Bahnstrecken. Die Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg stellt seit 1860 eine Verbindung nach München, Rosenheim und Salzburg her. Sie wird im Kursbuch der Deutschen Bahn unter der Streckennummer 951 geführt. Die 1878 in Betrieb genommene Chiemgaubahn verbindet Prien mit Aschau im Chiemgau.[18] Sie wird von der Deutschen Bahn als Kursbuchstrecke 952 geführt. Die Chiemsee-Bahn verläuft zum Priener Hafen. Sie ist eine Museumsbahn. Alle Bahnstrecken beginnen am oder führen durch den Bahnhof Prien a Chiemsee. Des Weiteren gibt es den Bahnhof Prien-Stock an der Chiemsee-Bahn sowie die Haltepunkte Urschalling und Vachendorf an der Chiemgaubahn. Der Bahnhof Prien am Chiemsee besitzt vier Bahnsteiggleise: Einen Hausbahnsteig und einen Mittelbahnsteig. Ein Gleis ist ein Stumpfgleis für die Chiemgaubahn, welches am Hausbahnsteig liegt. Für die Chiemsee-Bahn gibt es einen eigenen zweigleisigen Bahnhofsteil, da diese eine Schmalspurbahn ist. Die Haltepunkte Vachendorf und Urschalling besitzen jeweils einen Seitenbahnsteig am Streckengleis. Der Bahnhof Prien-Stock besitzt umfangreichere Gleisanlagen, da dort die Schmalspurbahnfahrzeuge unter anderem gewartet werden.
Der Bahnhof Prien a Chiemsee wird im Stundentakt von Meridian-Zügen der Relation München–Rosenheim–Bad Endorf–Traunstein–Freilassing–Salzburg bedient. Diese sind FLIRT-3-Triebwagen. Auf der Chiemsee-Bahn werden im Sommer ungefähr im Stundentakt Dampfzüge eingesetzt. Auf der Chiemgaubahn nach Aschau im Chiemgau verkehren im Stundentakt Regionalbahnen der Baureihe 628. Die Haltepunkte Urschalling und Vachendorf werden nur bei Bedarf bedient.
In der Gemeinde verkehren acht Buslinien der Regionalverkehr Oberbayern (RVO). Diese verbinden Prien mit Bernau am Chiemsee, Frasdorf, Rosenheim, Stephanskirchen, Bad Endorf, Gstadt am Chiemsee, Wasserburg am Inn, Halfing, Schonstett, Rimsting, Rohrdorf, Riedering, Söllhuben, Marquartstein, Reit im Winkl, Prutting, Eggstätt, Breitbrunn am Chiemsee, Seebruck, Traunstein, und Chieming. Außerdem verkehrt ein Ortsverkehr innerhalb von Prien.[19]
Zusätzlich ist Prien Teil des Versorgungsgebiets des „Bürgerbus Chiemsee“, einem ehrenamtlichen Service, welcher die Orte der Chiemgauer Seenplatte ganzjährig untereinander verbindet.[20][21]
Prien blickt auf eine enge Verbundenheit mit der bildenden Kunst. In den Räumen des nach dem Zweiten Weltkrieg leerstehenden Amtsgerichtsgebäudes wurde am 5. August 1945 die erste freie Kunstausstellung nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft und die erste Ausstellung moderner Kunst in Deutschland überhaupt eröffnet.[33] Die Presse schreibt:
„… Prien fing die von allen Seiten heranrollenden Lastautos auf, der Menschenstrom flutete zum alten Amtsgericht. Das weiße Haus trug nichts als ein Transparent: Kunstausstellung. Der erste deutsche Kunstausstellung auf bayerischen boden seit dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus wurde in einem Rahmen eröffnet, dessen Einfachheit und Unbetontheit gerade den Inhalt klar herausstellte: Qualität, Echtheit, künstlerische Wahrheit …“
In gleicher Weise fanden auch in den Jahren 1946 und 1947 Ausstellungen in Prien statt.[34]
Verleihung | Ehrenbürger | Lebensdaten | weitere Angaben |
---|---|---|---|
1887 | Heinrich Auer | 1828–1903 | Kgl. Bezirksamtmann in Rosenheim |
1897 | Ludwig Kornegger | Bahnmeister | |
1898 | Josef Oberhauser | Schlossermeister | |
1899 | Anton Hager | Oberlehrer | |
1910 | Franz Paul Wiedemann | Molkereibesitzer | |
1920 | Johann Baptist Haas | Kaufmann | |
1927 | Friedrich Häringer | Schuhmachermeister | |
1929 | Franz Rappel | Landwirt | |
1929 | Georg Schelle | Spenglermeister | |
1930 | Theodor von Bomhard | General der Artillerie | |
1952 | Anna Weinhart | Apothekenbesitzerin | |
1959 | Josef Schröder | Landwirt | |
1959 | Franziska Hager | 1874–1960 | Lehrerin und Schriftstellerin |
1959 | Anton Jäger | Geistlicher Rat | |
1962 | Wilhelm Mayer | Oberpostmeister | |
1969 | Ludwig Kornegger | Geschäftsführer | |
1971 | Adolf von Bomhard | 1891–1976 | Erster Bürgermeister SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Ordnungspolizei im Dritten Reich, unter anderem Befehlshaber der Ordnungspolizei im Reichskommissariat Ukraine. Bürgermeister von 1960 bis 1966. Im Jahr 2013 distanzierte sich der Gemeinderat einstimmig „von den Handlungen und Anordnungen des Herrn Adolf von Bomhard, die zur Verletzung der Menschenrechte im Dritten Reich geführt haben. Aufgrund der neuen Erkenntnisse würde das Ehrenbürgerrecht aus heutiger Sicht nicht mehr verliehen werden“[48] |
1975 | Andreas Bals | Geistlicher Rat | |
1978 | Franz Seebauer | 1913–2012 | Erster Bürgermeister, Maler[49] |
1995 | Paul Paulus | 1915–2013 | Bankdirektor und Hobbymaler (Chiemsee-Maler) |
2001 | Franz Xaver Eisenrichter | 1928–2001 | Postbeamter und Zweiter Bürgermeister 1978–1996 |
2002 | Lorenz Kollmannsberger | 1940–2009 | Zweiter Bürgermeister 1972–1978, Erster Bürgermeister 1978–2002 |
2008 | Michael Anner | Zweiter Bürgermeister 2002–2008 | |
2014 | Renate Hof | Pfarrsekretärin, Dritte Bürgermeisterin 1996–2008, Zweite Bürgermeisterin 2008–2014, vielfältig sozial engagiert[50] | |
2020 | Hans-Jürgen Schuster | 1943–2021 | Vom 01.05.2014 bis 30.04.2020 war er Zweiter Bürgermeister von Prien und ab September 2017 zusätzlich Sozialreferent. Er prägte die Ökumene in der Marktgemeinde und war vielfältig sozial engagiert |
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.