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Stadt in Baden-Württemberg, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Überlingen (im bodenseealemannischen Dialekt Iberlinge) ist eine Mittelstadt am nördlichen Bodenseeufer. Sie ist nach der Kreisstadt Friedrichshafen die zweitgrößte Stadt im Bodenseekreis und ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden. Die frühere Reichsstadt war von 1939 bis 1972 Kreisstadt des damaligen Landkreises Überlingen. Seit dem 1. Januar 1993 ist Überlingen Große Kreisstadt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 46′ N, 9° 9′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Bodenseekreis | |
Höhe: | 403 m ü. NHN | |
Fläche: | 58,63 km2 | |
Einwohner: | 23.240 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 396 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 88662 | |
Vorwahlen: | 07551, 07553, 07771, 07773 | |
Kfz-Kennzeichen: | FN, TT, ÜB | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 35 059 | |
LOCODE: | DE UEB | |
Stadtgliederung: | Kernstadt und 7 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Münsterstraße 15–17 88662 Überlingen | |
Website: | ueberlingen.de | |
Oberbürgermeister: | Jan Zeitler (SPD) | |
Lage der Stadt Überlingen im Bodenseekreis | ||
Überlingen liegt am Überlinger See, dem nordwestlichen Teil des Bodensees. Das Hinterland ist eine hügelige Moränenlandschaft, die durch die letzte Eiszeit geformt wurde.
Monatsmittelwerte für Überlingen am Bodensee, 1961 bis 1990
Quelle: DWD Klimadaten Deutschland[2] |
Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Überlingen. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Westen genannt und gehören mit Ausnahme von Bodman-Ludwigshafen und Stockach, die zum Landkreis Konstanz gehören, zum Bodenseekreis:
Sipplingen, Bodman-Ludwigshafen, Stockach, Owingen, Frickingen, Salem und Uhldingen-Mühlhofen.
Mit den Nachbargemeinden Owingen und Sipplingen hat die Stadt eine Verwaltungsgemeinschaft vereinbart.
Das Gemeindegebiet Überlingens besteht aus der Kernstadt und den im Rahmen der Gemeindereform der 1970er-Jahre eingegliederten, ehemals selbstständigen Gemeinden Bambergen, Bonndorf, Deisendorf, Hödingen, Lippertsreute, Nesselwangen und Nußdorf. Die eingegliederten Orte sind heute zugleich Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung, das heißt, sie haben jeweils einen bei jeder Kommunalwahl neu zu wählenden Ortschaftsrat mit einem Ortsvorsteher als Vorsitzenden, der in jeder Ortschaft auch die Verwaltung leitet.
Zu fast allen Stadtteilen und zur Kernstadt gehören noch weitere, räumlich getrennte Wohnplätze mit eigenen Namen, die oft wenige Einwohner haben, oder Wohngebiete mit eigenen Namen, deren Bezeichnung sich im Laufe der Bebauung ergeben hat und deren Grenzen meist nicht genau festgelegt sind. Teilweise handelt es sich um ehemals selbstständige Gemeinden oder Gemeindeteile, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingemeindet oder mit anderen Gemeinden zusammengeschlossen wurden. Im Einzelnen sind zu nennen:
in bzw. bei der Kernstadt: Altbirnau, Andelshofen, Aufkirch, Brachenreute, Brünnensbach, Goldbach, Höllwangen, Hohenlinden, Kogenbach, Rengoldshausen, Restlehof, Reutehöfe, Weiherhöfe |
zu Bambergen: Forsthaus Hohrain, Heffhäusle, Neuhof, Ottomühle, Reuthemühle, Schönbuch
Blasonierung: Gespalten von Schwarz und Silber, vorne drei gestürzte goldene Wolfangeln, hinten ein gestürztes grünes Lindenblatt mit gespaltenem Stiel. |
zu Bonndorf: Buohof, Eggenweiler, Fuchsloch, Haldenhof, Helchenhof, Kaienhof, Negelhof, Talmühle, Walpertsweiler
Blasonierung: Geviert mit rotem Herzschild, darin drei silberne Ringe (2:1); 1 geteilt von Grün und Silber, 2 und 3 Blau, 4 in Gold ein rotes Doppellilienkreuz. |
zu Deisendorf: Hasenweide, Katharinenhof, Klammerhölzle, Königshof, Nonnenhölzle, Scheinbuch, Wilmershof
Blasonierung: In Silber ein blauer Wellenschrägbalken, belegt mit einem silbernen Fisch. |
zu Hödingen: Länglehof, Spetzgart
Blasonierung: In Silber mit blauem Wolkenbord umgeben ein schwarzes H in Fraktur. |
zu Lippertsreute: Bruckfelder Mühle, Ernatsreute, Hagenweiler, Hebsack, Hippmannsfelderhof, In der hohen Eich, Neues Haus, Oberhof, Schellenberg, Steinhöfe, Wackenhausen
Blasonierung: In Silber ein schwebendes rotes Johanniterkreuz, belegt mit einem goldenen Herzschild mit schwarzer Lilie. |
zu Nesselwangen: Alte Wette, Fischerhaus, Hinterberghof, Katzenhäusle, Ludwigshof, Mühlberghof, Reutehof, Sattlerhäusle, Vorderberghof, Weilerhof
Blasonierung: In Rot eine goldene Pflugschar. |
zu Nußdorf: Untermaurach
Blasonierung: In Silber auf grünem Schildfuß ein grüner Nussbaum. |
Überlingen bildet ein Mittelzentrum innerhalb der Region Bodensee-Oberschwaben, deren Oberzentren die Städte Ravensburg, Weingarten und Friedrichshafen (in Funktionsergänzung) sind. Zum Mittelbereich Überlingen gehört der westliche Bereich des Bodenseekreises, im Einzelnen neben Überlingen noch die Städte und Gemeinden Daisendorf, Frickingen, Hagnau, Heiligenberg, Meersburg, Owingen, Salem, Sipplingen, Stetten und Uhldingen-Mühlhofen.
Im Gebiet der Stadt Überlingen sind zurzeit vier Naturschutzgebiete ausgewiesen:
Hinzu kommen drei Landschaftsschutzgebiete:
und zwei flächenhafte Naturdenkmäler:
Daneben gibt es etwa 30 Einzelgebilde-Naturdenkmäler. (Stand: 30. April 2009) Darunter ist besonders bemerkenswert die Burkhardslinde am Haldenhof (Überlingen-Bonndorf), die ein Alter von etwa 450 Jahren hat und einen Umfang von 8,16 Meter.[3] Sie ist benannt nach dem Minnesänger Burkart von Hohenfels aus dem 13. Jahrhundert. Sie wurde am 27. Juni 2024 als Nr. 36 zum deutschen Nationalerbe-Baum ernannt.
Drei bei Überlingen entdeckte römische Fundmünzen von 364 bis 378 n. Chr. datieren in die Zeit nach dem Rückzug der Römer auf die Rheingrenze[4] und zwei villa rusticae in Aufkirch und bei Bambergen deuten auf eine römische Besiedlung in der Nähe der Stadt hin.[5]
Überlingen wurde erstmals 770 oder 773 als Iburinga villa publica (d. h. Staatsgut[6]) in einer Schenkungsurkunde des Grafen Robert an das Kloster St. Gallen erwähnt.[7] In den in der ersten Hälfte entstandenen Viten des Hl. Gallus ist jedoch schon für das frühe 7. Jahrhundert ein alemannischer Herzog namens Gunzo mit Sitz in Überlingen belegt. Der Legende nach soll er in einem Haus in der Oberstadt (Dorf) residiert haben, das deshalb den Namen Gunzoburg trägt. Tatsächlich ist es eher unwahrscheinlich, dass hier eine alemannische Befestigung oder Burg stand, da in der Überlieferung kein fester Aufenthaltsort von Gallus genannt wird. Der nicht bewiesene Herrschaftssitz Gunzos könnte sich aber auch zum späteren Fronhof (der villa publica) des Ortes Iburinga entwickelt haben. Die wahrscheinlichsten Standorte des Fronhofs könnten der nach dem Hl. Gallus benannte Gallerberg im heutigen Stadtteil Dorf; im Altdorf; oder sogar inmitten der Seesiedlung (im Jahr 1644 wird an der Luziengasse ein Fronhof erwähnt) gewesen sein.
Der ursprüngliche Kern des alemannischen Ortes Iburinga lag wohl nördlich des heutigen Stadtteils Dorf im Bereich der Aufkircher Straße, im Gewann Altdorf und dem benachbarten Breitle. Die Pfarrkirche St. Michael, befand sich in Aufkirch, einige hundert Meter landeinwärts vom Altdorf entfernt. Etwas weiter östlich, an der heutigen Zahnstraße, lag der Bestattungsplatz des Ortes.[8] Mit der Entstehung der Seesiedlung (der heutigen Altstadt) bis zum Jahr 1000, begann der Niedergang des Altdorfes. Erst im 20. Jahrhundert wurden dort wieder Wohngebäude errichtet.
Um 1180 verlieh Kaiser Friederich Barbarossa dem Ort das Marktrecht, 1211 wurde Überlingen das Stadtrecht verliehen. Durch den Tod des Herzogs von Schwaben Konradin IV., dem letzten Staufer, fiel Überlingen 1268 an das Heilige Römische Reich.
Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Stadt Reichsstadt. Das Heiliggeistspital zu Überlingen gelangte an große Besitzungen im Oberen und Unteren Linzgau sowie im Hegau. Ab 1500 lag Überlingen auch im Schwäbischen Reichskreis.
Im Juli 1632 scheiterte eine Belagerung unter dem Kommando des schwedischen Generals Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar.[9] Zwei Jahre später rückte ein schwedisches Heer unter General Gustaf Horn an[10]
„Am 23. April 1634 begann die Belagerung der Stadt Überlingen. Mit solcher Wucht ließ General Horn gegen die Stadtmauern anrennen, daß der Donner der Geschütze und der vielen Katapulte gegen die Mauern einem fortgesetzen Erdbeben gleichkam.“
„Innerhalb der Stadtmauern befand sich auch P. Stanislaus Saurbeck, Novizenmeister, Klostervorsteher und Sonntagsprediger im Überlinger Münster.“ Die Vertreter der Stadt schlugen die Aufforderung zur Übergabe ab. Der schwedische Generalfeldmarschall Gustav Horn musste die Belagerung abbrechen, weil sein Plan, die Stadt durch einen kurzen Sturmangriff zu erobern, scheiterte.
„Obgleich der Schwede wie ein Löwe kämpfte und mit dem Donner der Geschütze die belagerten Menschen entnerven wollte, waren alle Anstrengungen der Feinde umsonst. Der Schwede mußte am 16. Mai 1634 den Belagerungsring um die Stadt aufgeben und die Stadt Überlingen verlassen.“
Neben der Abwehr auf der Landseite besaß Überlingen den Vorteil des direkten Seezugangs und eine kaiserliche Flotte brachte auf dem Wasserweg Truppennachschub und Material in die belagerte Stadt (siehe Seekrieg auf dem Bodensee 1632–1648).
Am 29. Januar 1643 eroberte Konrad Widerholt, der Kommandant der Festung Hohentwiel, mit seinen Soldaten durch eine List die Stadt. Nach wenigen Wochen übergab er sie an die verbündeten französischen Truppen.[11] Im März 1643 wurde Charles Christoph de Mazancourt, Vicomte von Courval als französischer Kommandant und Statthalter in Überlingen eingesetzt.[Anm 1]
„Am 5. April 1644 rückte Feldmarschall Franz von Mercy mit einem 15.000 Mann starken Corps [der kaiserlich-bayerischen Armee] über Waldshut an und begann den Angriff. […] Am 2. Mai 1644 waren die Streichwehren und die Türme der Ringmauer von Mercy eingeschlossen. Courval nahm die angebotene Kapitulation am 10. Mai 1644 an. […] Feldmarschall Mercy ernannte den verdienstvollen Generalquartiermeister Georg Friedrich vom Holtz zu Niederholz zum Kommandanten von Überlingen und besetzte die Stadt mit dessen Regiment.“[Anm 2]
Nun erst – nach dem Mai 1644 – beschlossen die Überlinger, der Mahnung des Paters Stanislaus zu folgen und das Gelübde tatsächlich einzuhalten und auszuführen.[Anm 3]
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss verlor Überlingen 1803 die Reichsunmittelbarkeit und wurde Teil des Kurfürstentums bzw. späteren Großherzogtums Baden. Überlingen wurde Sitz eines Amts bzw. Bezirksamtes. Ab 1918 wurde Überlingen nach der Abdankung des badischen Großherzogs Teil der Republik Baden.
Im Jahr 1895 erfolgte von Radolfzell her der Anschluss an das Eisenbahnnetz. Diese Bahnlinie wurde 1901 durch die Eröffnung der Strecke Überlingen–Friedrichshafen nach Osten erweitert. Dadurch wurde die Entwicklung Überlingens zur Kurstadt beschleunigt.
Am 16. November 1911 suchte ein schweres Erdbeben Süddeutschland heim.[12] Der Bodensee kam in Wallung, Kamine knickten ein. Der Überlinger Landungsplatz wurde förmlich aufgerissen. In Lippertsreute stürzte eine Kreuzblume vom Kirchturm, ein Schaden, der bis heute sichtbar ist, denn das Kunstwerk wurde nie ersetzt.[13]
Im Jahr 1939 wurde der Landkreis Überlingen gebildet.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde von Häftlingen des KZ Dachau als eine der Außenstellen das Außenlager Aufkirch bei Überlingen errichtet. Die KZ-Häftlinge arbeiteten dort von Oktober 1944 bis April 1945 an ausgedehnten unterirdischen Anlagen. Dies erfolgte auch am Goldbacher Stollen, in den Friedrichshafener Rüstungsbetriebe ausgelagert werden sollten, um sie vor Bombardierungen zu schützen.
Von den mindestens 170 Häftlingen, die beim Bau des Goldbacher Stollens ums Leben kamen, liegen 97 auf dem KZ-Friedhof Birnau in der Nähe der Wallfahrtskirche Birnau begraben. Die Gedenkstätte liegt etwa 200 Meter nordöstlich der Wallfahrtskirche, oberhalb der B 31 und ist ab dem Parkplatz oberhalb der Klosterkirche Birnau und der B 31 zu Fuß zu erreichen. Die Namen der toten KZ-Häftlinge sind, soweit bekannt, im Buch Der Stollen von Oswald Burger zum Gedenken sowie zur Nachforschung durch unbekannte Angehörige aufgeführt.
Die Gedenkstätte am Goldbacher Stollen in der Oberen Bahnhofstraße in der Nähe des Bahnübergangs kann einmal in jedem Monat im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Zu sehen sind ein vergitterter Zugang zu den Stollen im steil aufragenden Molassefelsen, Gedenktafeln der Stadt Überlingen und der italienischen Widerstandskämpfer sowie ein Eisenkreuz mit Stacheldraht. Der ursprüngliche Eingang wurde durch die französischen Besatzungstruppen gesprengt.[14]
Aus Überlingen selbst gab es keine Deportationen.[15] Jedoch wurden zum Gedenken an die Judenverfolgung während der Zeit des Nationalsozialismus im September 2005 vor dem ehemaligen Bezirksamt (heutiges Bauamt in der Bahnhofstraße) drei Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an den ehemaligen Landrat Hermann Levinger und dessen Tochter Barbara, die sich kurz vor ihrer Deportation im Dezember 1944 das Leben nahmen.[16] Ein weiterer Stolperstein wurde im Juli 2008 vor dem ehemaligen spitälischen Krankenhaus (heute Alten- und Pflegeheim St. Ulrich) verlegt; dieser erinnert an Franz Klauser, der wegen „widernatürlicher Unzucht“ (Homosexualität) verhaftet wurde und 1944 im KZ Ladelund, einem Außenlager des KZ Neuengamme, umkam.[17] Fünf weitere Stolpersteine wurden für die jüdische Überlinger Familie Levi vor dem Gebäude Münsterstraße 12 verlegt (wo sich das Textilgeschäft Levi befand, bevor es 1938 zwangsverkauft wurde). Drei weitere folgten am (des zur Schule Schloss Salem gehörenden Internats) Schloss Spetzgart für den Hamburger CDU-Politiker Erik Blumenfeld, Paul Hinrichsen (Sohn des Leipziger Musikverlegers Henri Hinrichsen) und Hans-Ulrich von Oertzen (der zum Kern der militärischen Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944 um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg gehörte), alle drei waren in Spetzgart zeitweise Schüler.
Beim einzigen Luftangriff auf die Stadt starben am 22. Februar 1945 um 13:45 Uhr 20 Menschen:[18] elf KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter im Stollen, vier Angehörige des militärischen Bautrupps und fünf Anwohner der Oberen Bahnhofstraße.[19] Durch den Luftangriff mit 56 Sprengbomben, davon 7 mit Langzeitzündern, der dem Westbahnhof galt, wurden 6 Wohngebäude total zerstört, 10 schwer, 7 mittelschwer und 38 leicht beschädigt. Der Angriff war Teil der Operation Clarion, einer gemeinsamen Aktion der US-amerikanischen und britischen Luftstreitkräfte. Ziel der US-amerikanischen 320th Bombardment Group mit sieben Mittelstreckenbombern vom Typ B-26 Martin „Marauder“[20] aus dem lothringischen Épinal war der Überlinger Rangierbahnhof (Marshalling Yard).[21][22] Über Jahrzehnte hatte sich die Legende gehalten, der nahe KZ-Stollen habe die Bomber angelockt.[23]
Im Zuge der Vorarbeiten für die – aufgrund der Corona-Pandemie nach 2021 verschobenen – Landesgartenschau Überlingen 2020 bzw. 2021 lief eine Suche nach eventuellen Blindgängern im Bereich des Geländes zwischen Bahnlinie und Bahnhofstraße (Ehemaliges „Graf“-Gelände).[24] Nachdem der ursprünglich für Ende Juli 2015 geplante Beginn der Suchaktion auf Mitte September verschoben wurde,[25] lief die Suche dann bis Anfang März 2016. Es wurden keine Blindgänger gefunden.[26]
1972 führte die Stadt Überlingen als erste Stadt Deutschlands eine Zweitwohnungssteuer ein („Überlinger Modell“). Erst 1983 stufte das Bundesverfassungsgericht diese Steuer als eine „rechtlich zulässige örtliche Aufwandsteuer“ ein.[27] Sie beträgt derzeit (Stand: 2024) jährlich 28 % der jährlichen Kaltmiete.[28]
Bis zur Kreisreform zum 1. Januar 1973 war Überlingen Kreisstadt des Landkreises Überlingen, der dann im Bodenseekreis aufging. 1990 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 20.000. Daraufhin stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, dem die Landesregierung von Baden-Württemberg mit Wirkung vom 1. Januar 1993 stattgab.
International in die Schlagzeilen geriet die Stadt durch das Flugzeugunglück am 1. Juli 2002: Im Luftraum über dem westlichen Bodenseekreis war eine russische Passagiermaschine mit einem Frachtflugzeug zusammengestoßen. Die Trümmer gingen im Bodensee-Hinterland nördlich der Stadt nieder. Bei dem Unglück starben 71 Menschen, am Boden wurde niemand verletzt. Zum Gedenken an die Opfer wurde bei Brachenreute, einem Weiler nördlich von Überlingen-Aufkirch, in dessen Nähe Wrackteile der Passagiermaschine lagen, ein Denkmal errichtet in Form einer zerrissenen Perlenkette.
Im Jahr 2003 wurde die direkt an den See gebaute „Bodensee-Therme“, eine Schwimmbadanlage, eröffnet. Der in unmittelbarer Nähe gelegene Westbahnhof wurde in der Folge umbenannt in „Bahnhof Überlingen Therme“.
2005 wurde die Stadt, unter Mitwirkung der Ortsteile Deisendorf und Lippertsreute, beim Wettbewerb Unsere Stadt blüht auf mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Im Juni 2010 erhielt Überlingen den Zuschlag für die baden-württembergische Landesgartenschau 2020. Bei einem Bürgerentscheid sprachen sich 59,6 % der Wähler für deren Ausrichtung aus; die Beteiligung lag bei 51,9 %.[29] Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde die Landesgartenschau auf 2021 verschoben, sie fand von 30. April bis 17. Oktober statt.
Andelshofen wurde am 6. Juli 1234 erstmals in einer Urkunde des Klosters Salem erwähnt (Cod. Sal. I, 228). Der Ort war teilweise im Besitz der Überlinger Johanniterkommende (siehe Geschichte des Johanniterordens).[30] 1552 und 1634 brannte der Ort nieder und wurde danach jeweils wieder aufgebaut. Die niedere Gerichtsbarkeit lag bei der Kommende, die hohe Gerichtsbarkeit bei der Grafschaft Heiligenberg und ab 1776 bei der Freien Reichsstadt Überlingen. Im Zuge der Napoleonischen Reform kam Andelshofen 1805 an Baden und bildete zunächst eine eigene Gemeinde innerhalb des Bezirksamts Überlingen. 1927 beschloss der Badische Landtag, die Vereinigung der Gemeinde mit der Stadtgemeinde Überlingen. Die Vereinigung trat am 1. April 1928 in Kraft. Das zu Andelshofen gehörige Hagenweiler kam 1924 zur Gemeinde Lippertsreute, der Weiler Schönbuch 1928 zur Gemeinde Bambergen.
Aufkirch wurde 1242 als Ufkilche erstmals erwähnt. Der Ort war Standort der ursprünglichen Pfarrkirche von Überlingen, St. Michael. Die Kirche mit dem zugehörigen Ort wurde 1311 dem Kloster Engelberg und 1343 dem Deutschen Orden auf der Insel Mainau übertragen. Dieser trat die Kollatur 1557 an Überlingen ab. Danach sank die Kirche zur Filiale herab und der zugehörige Ort blieb nur ein kleiner zu Überlingen gehöriger Weiler.
Bambergen wurde 1268 erstmals erwähnt. Der Ort war wohl im 13./14. Jahrhundert Sitz derer von Regentsweiler, deren Besitz 1352 an das Spital in Überlingen kam. Die Stadt Überlingen übte die Niedergerichtsbarkeit und auch die Landeshoheit über Bambergen und einige kleinere Weiler, darunter auch Reuthemühle, aus. Dazu war der Ort Sitz eines Amtes, zu dem auch umliegende spitalische Ort gehörten. 1803 kam der Ort an Baden und wurde dem Bezirksamt Überlingen zugeordnet.
Bonndorf könnte 800 erstmals als Pondorf erwähnt worden sein, wobei inzwischen vermutet wird, dass es sich bei dieser Erwähnung eher um Bonndorf im Schwarzwald handeln könnte.[31] Im 12. Jahrhundert tauchen Edelfreie von Bonndorf auf, deren Nachfolger die Herren von Hohenfels wurden. 1423 und 1479 wurde der Ort an das Spital Überlingen verkauft; somit gelangte die Herrschaft an die Stadt Überlingen. 1803 kam der Ort an Baden und wurde eine Gemeinde im Bezirksamt Überlingen.
Deisendorf wurde 972 und 1040 als Besitz der Abtei „Meginradescella“ (Maria Einsiedeln) in der Schweiz als Tyzindorf erstmals erwähnt. Im 13. Jahrhundert bestand ein Ortsadel. Ein Graf Mangold von Rohrdorf übertrug 1202 sein Gut an das Kloster Reichenau zu Lehen auf. Später kauften das Kloster Salem und 1363 die Dombruderschaft Konstanz Güter am Ort. 1402 gelangte der Ort an das Spital Überlingen. Von 1469 bis 1811 war Deisendorf Poststation der österreichischen, später Thurn-und-Taxis-Postlinie Stockach–Ravensburg und Wien–Paris. 1803 kam Deisendorf an Baden und wurde dem Bezirksamt Überlingen zugeordnet.
Ernatsreute wurde 1213 erwähnt, als ein Conradus de Eradesriuti auftauchte. 1408 kam der Ort an das Spital Überlingen und war Teil des Amtes Bambergen. Die Ortsherrschaft lag somit bei Überlingen, doch hatte auch das Deutschordenshaus Mainau einen Lehnshof. 1803 kam der Ort an Baden und war zunächst Teil der Gemeinde Bambergen. 1924 wurde er der Gemeinde Lippertsreute zugeordnet.
Hagenweiler wurde 1285 als Hagenwiller erstmals erwähnt, als die Herren von Bodman ihren Besitz an den Johanniter-/Malteserorden verkauften. Der Ort gehörte dann zum Amt Andelshofen, die Steuerhoheit lag jedoch bei Überlingen. 1803 wurde Hagenweiler badisch und gehörte zunächst zur Gemeinde Andelshofen. Bei dessen Eingliederung nach Überlingen 1926 wurde Hagenweiler abgetrennt und der Gemeinde Lippertsreute zugeordnet.
Haldenhof (Hohenfels): Um 1148 taucht der Name Hohenfels auf. Sicher bezeugt ist eine kleine Herrscherfamilie von 1191 bis 1408. Deren Burg lag bei einer 1479 als Haldenhof bezeugten Ansiedlung. Damals war die Herrschaft Hohenfels bereits untergegangen. Die Herren von Hohenfels besaßen ursprünglich die Orte Sipplingen, Mahlspüren und die heute zu Überlingen gehörigen Siedlungen Bonndorf und Nesselwangen. Durch Heirat konnte der Besitz auf Ittendorf vergrößert werden. 1408 wurde die Herrschaft aufgeteilt und der Großteil kam 1479 an das Spital Überlingen. Die Burg Hohenfels brannte 1633 und 1644 ab und ist nur noch als Ruine erhalten. Der Haldenhof ist heute nur noch ein Wohnplatz des Stadtteils Bonndorf.
Hödingen wurde 1242 als Hedingen erstmals erwähnt. 1297 verkaufte ein Swigger von Blankenstein den Kehlhof zu Hödingen an den Johanniter-/Malteserorden in Überlingen, später war der Ort im Besitz des Spitals Konstanz, welches die Ortsherrschaft innehatte. In neuerer Zeit hatte Überlingen die Oberhoheit über Hödingen. 1803 kam der Ort an Baden und wurde dem Bezirksamt Überlingen zugeordnet.
Lippertsreute wurde 1159 als Luiprehtisruti erstmals erwähnt. Im 12. Jahrhundert war der Ort im Besitz von St. Stefan in Konstanz, dann von St. Johann in Konstanz. 1217 erwarb das Kloster Salem Güter der Herren von Bodman, die die Ortsherrschaft über Lippertsreute ausübten. 1290 kam der Ort an die Johanniter in Überlingen und 1337 an die Deutschordenskommende Mainau, bei deren Landkomturei Altshausen der Ort bis 1805 verblieb. Dann wurde der Ort badisch und dem Bezirksamt Überlingen zugeordnet. 1924 erfolgte die Eingliederung von Ernatsreute (bisher Gemeinde Bambergen) und 1928 von Hagenweiler (bisher Gemeinde Andelshofen).
Nesselwangen wurde 1094 als Nezzelwanc erstmals erwähnt. Zunächst war der Ort im Besitz des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen. Später war er Teil der Herrschaft Hohenfels, von wo er 1479 an das Spital Überlingen kam. 1803 fiel der Ort an Baden und wurde dem Bezirksamt Überlingen zugeordnet.
Nußdorf wurde 1134 als Nuzdorf erstmals erwähnt. Über verschiedene Adelige, darunter Pfalzgraf Rudolf von Tübingen kamen die Besitzungen des Ortes an das Kloster Salem. 1803 wurde der Ort badisch und dem Bezirksamt Überlingen zugeordnet.
Schönbuch wurde im 13. Jahrhundert als Schonbuch erstmals erwähnt. Um 1260 kam die Siedlung derer von Gundelfingen an die Johanniter in Überlingen, die den Besitz im 15. Jahrhundert noch vergrößerten. Der Johanniterkommende stand somit bis 1803 die Niedergerichtsbarkeit zu, die Landeshoheit lag bei Überlingen. 1803 kam der Ort an Baden und wurde Teil der Gemeinde Andelshofen. Bei deren Auflösung 1928 wurde Schönbuch der Gemeinde Bambergen zugeordnet.
Walpertsweiler wurde 1160 als Waltprechtesweiler erstmals erwähnt. Der Ort gehörte dem Kloster Salem. 1415 wurde der Ort an das Spital Überlingen verkauft und gehörte nach dem Übergang an Baden als Wohnplatz zur Gemeinde Bonndorf.
Überlingen gehörte anfangs zum Bistum Konstanz. Die Bevölkerung war der Pfarrei St. Michael (Aufkirch) zugeordnet.
Eine Kirche wurde in Überlingen aber wohl schon im 10. Jahrhundert erbaut. Reste dieser Kirche wurden unter dem heutigen Münster St. Nikolaus gefunden. Das Münster wurde im 14. Jahrhundert als spätgotische Basilika erbaut. Die dem Hl. Nikolaus geweihte Kirche war bereits 1360 Pfarrkirche der Stadt. Von 1357 bis 1557 war sie dem Deutschen Orden inkorporiert. Nach dem Übergang an die Stadt wurde dort 1609 ein Kollegiatstift eingerichtet. Auch nach der Reformation blieb Überlingen katholisch. Neben der Stadtgemeinde gab es auch mehrere Klöster. Eine Franziskanerkirche wurde 1348 geweiht, 1519 umgebaut und 1752 barockisiert (heute Kirche Zur Unbefleckten Empfängnis). Das Kloster wurde 1803 aufgelöst. Die Überlinger Bürger stifteten die Jodok-Kirche, die 1462 geweiht wurde. Ein Kapuzinerkloster bestand von 1619 bis 1806. Die 1658 geweihte Klosterkirche wurde danach profaniert.
Der Johanniterorden gründete 1257 in Überlingen eine Kommende. Die Kommende Überlingen gehörte bis 1806 zum katholischen Großpriorat Deutschland des Johanniter-, später Malteserordens, mit Sitz in Heitersheim. Die zugehörige Kirche wurde 1818 abgerissen. Ein Franziskanerinnenkloster zu St. Gallen bestand von 1535 bis 1803. Die St.-Gallen-Kapelle, die sich in der Fischerhäuservorstand befand, wurde 1849 profaniert. Von den zahlreichen Kapellen sind zu erwähnen: St. Lucia von 1462 (heute Reichlin-Meldegg-Haus), St. Leonhard in den Egerden von 1437, Heinrich-Suso-Kapelle im Altersheim St. Ulrich von 1881, St. Joseph im Krankenhaus Seeburg von 1938, St. Johann Vianney von 1954 und Hl. Geist 1960.
Des Weiteren wurde 1974 durch Weihbischof Karl Gnädinger die katholische St.-Suso-Kirche samt Gemeindezentrum und Kindergarten am Rande des damaligen Neubaugebietes Burgberg geweiht.[32] St. Suso wurde im damals typischen Architekturstil in Sichtbetonbauweise errichtet und zeigt Merkmale des Brutalismus. 1977 sollte neben der Pfarrkirche St. Nikolaus („Münster“) die zweite Pfarrei St. Suso eingerichtet werden, was aber durch das Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg verworfen wurde.[32]
Auch in den meisten Stadtteilen gibt es jeweils katholische Gemeinden und Kirchen oder zumindest Kapellen. In Andelshofen gibt es eine neugotische Kirche St. Verena von 1885. Die alte Pfarrkirche des Ortes war von 1462 bis 1803 der Johanniterkommende inkorporiert. In Bambergen gibt es eine Marienkapelle des 17. Jahrhunderts. Bonndorf hat eine Pfarrkirche St. Pelagius und Verena mit gotischem Chor und frühgotischem Turm. In Deisendorf besteht eine Kapelle St. Andreas mit romanischen Elementen. Eine eigene Pfarrei war dort bis ins 14. Jahrhundert vorhanden. Heute gehört der Ort zu Seefelden, und die Wallfahrtskirche Birnau ist die Pfarrkirche der Orte Deisendorf und Nußdorf, welche gemeinsam die katholische Pfarrkuratie Birnau bilden. In Hödingen bestand eine Bartholomäuskirche, die im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Danach wurde die Kirche wieder erbaut und als Marienwallfahrt eingerichtet. Lippertsreute hat eine 1881 erbaute Kirche Mariä Himmelfahrt, doch ist hier bereits im 13. Jahrhundert eine Kirche erwähnt. In Nesselwangen wurde bereits im 11. Jahrhundert eine Kirche erwähnt. Die heutige Kirche St. Peter und Paul wurde nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg neu erbaut und 1861 vergrößert. Nußdorf hat eine spätgotische Kapelle des H. Kosmas und Damian. Die katholischen Kirchengemeinden kamen nach Auflösung des Bistums Konstanz zum neu gegründeten Erzbistum Freiburg. Hier wurden sie dem Dekanat Linzgau, dessen Sitz sich in Meersburg befindet, zugeordnet.
Anfang des 19. Jahrhunderts zogen auch Protestanten nach Überlingen und es entstand eine kleine Filialgemeinde von Meersburg. 1861 wurde in Überlingen eine eigene Pfarrei errichtet, die erste evangelische Kirche wurde 1867 erbaut. Sie gehörte zunächst zum Dekanat Konstanz der Evangelischen Landeskirche in Baden. Im Jahr 2012 wurde der Sitz des Kirchenbezirks Überlingen-Stockach, der 1969 neu gegründet wurde, von Salem nach Überlingen in das Pfarrhaus am See in der Grabenstrasse verlegt. Im selben Jahr wurden auch die beiden bis dahin bestehenden evangelischen Kirchengemeinden in Überlingen, die Auferstehungskirchengemeinde und die Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde, zu einer Kirchengemeinde vereint. Die beiden Ortsteile Bonndorf und Nesselwangen gehören zur Evangelischen Kirchengemeinde Ludwigshafen.
Daneben gibt es in Überlingen auch mehrere evangelische Freikirchen, eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten), eine Gemeinde der Evangelisch-methodistischen Kirche (Kreuzkirche), eine Mennonitengemeinde, eine Adventgemeinde und eine Senfkorngemeinde. Im Stadtteil Bambergen gibt es eine Evangelische Täufergemeinde, die zum Bund Evangelischer Täufergemeinden gehört.
Ferner sind auch die Zeugen Jehovas, eine Gemeinde der Christengemeinschaft und eine Neuapostolische Gemeinde in Überlingen vertreten. Seit 1983 gibt es auch eine Niederlassung der Priesterbruderschaft St. Pius X.
Im Mittelalter bestand eine jüdische Gemeinde, sie wurde 1226 erstmals genannt. Im Jahr 1332 kam es in Überlingen wegen eines angeblichen Ritualmords zu einem Pogrom, bei der zwischen 300 und 400 Juden in der Synagoge verbrannten. 1349 kam es erneut zur Verfolgung von Juden, erst 1378 gab es eine neue Ansiedlung. 1430 wurden die Juden ausgewiesen, seitdem kam es in der Stadt zu keiner Neubegründung einer jüdischen Gemeinde mehr.[33]
In die Stadt Überlingen wurden folgende Gemeinden bzw. Gemarkungen eingegliedert. Sie gehörten vor der Kreisreform alle zum Landkreis Überlingen.
Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze).
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¹ Volkszählungsergebnis
Die Ergebnisse der Kommunalwahl vom 9. Juni 2024[36] sind in den nebenstehenden Diagrammen dargestellt.
An der Spitze der Stadt Überlingen stand spätestens seit dem Übergang an das Heilige Römische Reich (1268) der als „königlicher Herr“ eingesetzte Ammann sowie der Rat. Der Ammann war Verwaltungs- und Finanzbeamter und stand dem Gericht vor, das teilweise in ein Ober- und ein Unterstadtgericht geteilt war. Dem Rat gehörten zunächst nur Patrizier (später als Löwenzunft bezeichnet) an, ab dem 13. Jahrhundert waren auch die Handwerkerzünfte vertreten. Ein Bürgermeister ist ab 1308 urkundlich nachgewiesen. Dieser war bald danach für die Verwaltung, der Ammann nur noch für das Gericht zuständig. Außerdem entstanden mit der Zeit der Neue und der Alte Rat, die später als Großer und Kleiner Rat bezeichnet wurden.
Um 1350 wurde der reichsstädtische Wahlmodus reformiert: der Große Rat ernannte zuerst einen regierenden Bürgermeister, woraufhin die Zunftmeister, zusammen mit dem Bürgermeister, den sogenannten „Elfer“ (Löwenrat aus der Löwenzunft) im Kleinen Rat wählten. Nach dem Prinzip der Mehrheitswahl erfolgte dann die Wahl des Magistrats (ebenfalls im Kleinen Rat) und von vier Richtern. In Anlehnung an das Freiburger Stadtrecht regierte somit ein Gremium der „Vierundzwanziger“ im Kleinen Rat: elf Räte, sieben Zunftmeister, vier Richter, ein Ammann und ein regierender Bürgermeister. Das Gesetz regelte weiter, dass zwei Bürgermeisterstellen an der Spitze der Stadt stehen, die des Amts- und des Altbürgermeisters. Als regierendes Stadtoberhaupt galt der Amtsbürgermeister und als sein Stellvertreter und Berater der Altbürgermeister; dieser war gleichzeitig noch Mitglied im Kleinen Rat. Beide versahen diese Ämter ehrenamtlich und nicht wie bisher auf Lebenszeit, sondern wurden alljährlich neu gewählt. Falls ein neuer Kandidat (oder erneut der Altbürgermeister) zum Amtsbürgermeister gewählt wurde, fiel das Amt des Altbürgermeisters automatisch auf den zuvor regierenden und nun abgelösten Amtsbürgermeister. Dieser Wahlmodus blieb ohne größere Änderungen bis zum Reichsdeputationshauptschluss gültig. Nur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Mitgliederzahl des Kleinen Rates reduziert und das Richterkollegium aufgelöst; sie wurden durch unabhängige Juristen ersetzt, da diese im Rat keine Beschlussfähigkeit hatten.
Eine weitere größere Änderung fand im Jahr 1773 statt: nach erheblichen Auseinandersetzungen in der Überlinger Stadtregierung stellte der von Kaiser Joseph II. als Kommissär eingesetzte Fürstbischof von Konstanz, Franz Konrad von Rodt, eine neue Besoldungsordnung auf. Fortan waren die Bürgermeister nicht mehr ehrenamtlich, sondern mit einem festen Gehalt tätig. Der Erste, der mit diesem Gehalt tätig war, war der fürstenbergische Oberamtmann Konrad Freiherr von Lentz aus Heiligenberg.
Seit dem Übergang an Baden leitet ein Bürgermeister die Stadt, der seit der Erhebung zur Großen Kreisstadt 1993 die Amtsbezeichnung Oberbürgermeister (OB) trägt. Er wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt und ist Vorsitzender des Gemeinderats sowie Leiter der Stadtverwaltung. Der Oberbürgermeister hat einen 1. Beigeordneten, den hauptamtlichen Stellvertreter, der die Amtsbezeichnung „Bürgermeister“ trägt.
Hauptamtliche Bürgermeister:
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Weimarer Republik bis heute:
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Bei der Oberbürgermeisterwahl am 27. November 2016 wurde Jan Zeitler im zweiten Wahlgang bei einer Wahlbeteiligung von 58,5 % mit 50,1 % der Stimmen zum neuen Oberbürgermeister der Stadt Überlingen gewählt.[37] Am 1. Dezember 2024 wurde er in einer Stichwahl mit 50,6 Prozent der Stimmen für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.[38]
Blasonierung: „In Gold (Gelb) ein schwarzer Adler mit goldenem (gelbem) Brustschild, darin ein golden (gelb) gekrönter und golden (gelb) bewehrter roter Löwe. Oberwappen: Aus dem Spangenhelm mit goldener (gelber) Helmkrone wachsend ein golden (gelb) gekrönter und bewehrter roter Löwe, in der rechten Pranke ein bloßes (stahlblaues) Schwert mit goldenem (gelbem) Griff haltend; Helmdecken: Rot-Gold (Rot-Gelb).“[39] | |
Wappenbegründung: Die zunächst staufische, dann reichsunmittelbare Stadt führte schon Mitte des 13. Jahrhunderts den Reichsadler im Siegel. Kaiser Karl V. verlieh ihr am 3. Februar 1528 in seiner kaiserlichen Residenz Burgos in Spanien das jetzige gebesserte Wappen mit dem habsburgischen Löwen im Brustschild des Adlers. Mit der Verleihung dieses Wappens bekräftigte der Kaiser die Verurteilung der Anführer der Linzgau-Bauern im Jahr 1525, am Ende der Bauernkriege, durch den Rat der Stadt Überlingen. Die Linzgau-Bauern hatten sich gegen den Befehl der Reichsstadt Überlingen gestellt, die aufrührerischen Hegau-Bauern zu bekämpfen („Ernatinger Meuterei“). Nach der Mediatisierung (1803) trat im Brustschild vorübergehend das badische Wappen an die Stelle des habsburgischen. Das hierzulande in der Kommunalheraldik selten vorkommende Oberwappen wurde im Wappenbrief von 1528 bereits als Teil des noch nicht gebesserten Wappens beschrieben. |
Stadt | Land | seit |
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Chantilly | Frankreich | 1987 |
Bad Schandau | Sachsen | 1990 |
1990 ging die Stadt Überlingen mit der Stadt Bad Schandau in Sachsen eine Partnerschaft ein. Vor allem Hilfsaktionen haben in den ersten Jahren die Partnerschaft belebt, aus der sich in der Zwischenzeit freundschaftliche Kontakte entwickelt haben.[40]
Seit 1965 besteht bereits eine Partnerschaft der Freiwilligen Feuerwehr St. Valentin auf der Haide in Südtirol mit der Freiwilligen Feuerwehr Überlingen.
Mit jeweils etwa 4000 Beschäftigten sind das produzierende Gewerbe und der Dienstleistungssektor (inklusive Tourismus, unter anderem 60 Restaurants und 33 Hotels) die größten Arbeitgeber der Stadt. Der Einzelhandel hat sich im WVÜ zusammengeschlossen. Neben der 1997 eingerichteten Fußgängerzone sollen regelmäßige Veranstaltungen den Einzelhandel gegenüber den außerhalb gelegenen Einkaufszentren stärken.
Bis in das 19. Jahrhundert war Überlingen der größte Getreidemarktplatz in Süddeutschland.
Die Stadt Überlingen führt als einzige Stadt in Baden-Württemberg das Prädikat Kneippheilbad. Bereits im Jahre 1894, drei Jahre nach einem Besuch von Sebastian Kneipp, wurde in Überlingen ein Kneipp-Verein gegründet. Das Prädikat als anerkanntes Kneippheilbad erwarb die Stadt 1955.[41]
Weinbau wird seit Jahrhunderten in der Lage Überlinger Felsengarten betrieben,[42] außerdem gibt es 80 Kleinbrenner (Stand: Dezember 2011).[43]
Produktionsgewerbe:
Dienstleistungsgewerbe:
In Überlingen war im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert die überregional tätige Orgelbauwerkstatt Wilhelm Schwarz & Sohn ansässig. Heute wird Orgelbau in Überlingen noch von den 1875 gegründeten Unternehmen Mönch Orgelbau und Drehorgelbau Raffin betrieben.
Die Tageszeitung Südkurier berichtet im Lokalteil Überlingen über das Geschehen in der Stadt und ihrer Umgebung. Auch werden dort amtliche Bekanntmachungen veröffentlicht. Das kostenlose Mitteilungsblatt Hallo Ü informiert über lokale politische, kulturelle und gesellschaftliche Themen.
Überlingen verfügt über ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Konstanz und zum OLG-Bezirk Karlsruhe gehört. Ferner gibt es hier ein Finanzamt.
In Überlingen gibt es ein städtisches Gymnasium, eine Realschule, eine Gemeinschaftsschule (Grund-, Hauptschule und Werkrealschule) (Wiestor-Schule), eine Förderschule (Franz-Sales-Wocheler-Schule) sowie fünf eigenständige Grundschulen (Burgberg-Schule und je eine Grundschule in den Stadtteilen Deisendorf, Hödingen, Lippertsreute und Nußdorf), ferner eine städtische Musikschule, die Volkshochschule (VHS Bodenseekreis) und die Krankenpflegeschule am HELIOS Spital Überlingen.
Träger der beiden berufsbildenden Schulen Constantin-Vanotti-Schule (Kaufmännische Schule mit Wirtschaftsgymnasium) und Marie-Curie-Schule (Technisches Gymnasium, Biotechnologische Gymnasium, Gesundheits- und Sozialwissenschaftliches Gymnasium, gewerblich-technische und soziale Berufsfach- und Berufsschule sowie Berufskollegs für Technik, BTA und Pflege)[46] ist der Bodenseekreis.
Die Privatschulen Freie Heimschule Georgenhof, Freie Waldorfschule Überlingen, das Gymnasium Schloss Salem – Salem International College, die Heimsonderschule Brachenreuthe, die Janusz-Korczak-Schule Deisendorf und die Kaspar-Hauser-Schule für Erziehungshilfe runden das schulische Angebot Überlingens ab.
Schließlich gibt es noch verschiedene städtische, kirchliche (evangelische und römisch-katholische) und freie Kindergärten vor Ort.
Die Helios Kliniken führen in Überlingen das Helios Spital Überlingen.[47] Das Helios-Spital verfügt über eine Dekompressionskammer. Hier kann der Tiefenrausch und die Dekompressionskrankheit der Taucher bei Tauchunfällen am Bodensee behandelt werden.[48]
Das Gemeindepsychiatrische Zentrum (GpZ) Überlingen ist Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, die auf Unterstützung zur Führung eines selbstständigen Lebens angewiesen sind. Das GpZ bietet diesbezüglich Hilfestellungen an.
Der Camphill Schulengemeinschaften e. V. betreibt durch sein Projekt SKID (Sozialkulturelle Integrationsdienste) in Überlingen einen Laden mit Bistro, in dem Menschen mit Behinderung unter Anleitung arbeiten können.
Das Zeltlager Überlingen der Katholischen Kirche bietet jeden Sommer eine Ferienfreizeit für Kinder an verschiedenen Orten im Schwarzwald an.
Die Stadt ist Mitglied der Cittaslow, einer 1999 in Italien gegründeten Bewegung zur Entschleunigung und Erhöhung der Lebensqualität in Städten.
Die ARD-Vorabendserie Sternenfänger aus dem Jahr 2002 spielte größtenteils in der Stadt.
2005 beteiligte sich Überlingen, zusammen mit seinen beiden Ortsteilen Deisendorf und Lippertsreute, am bundesweiten Wettbewerb Entente Florale Deutschland („Gemeinsam aufblühen“) und erhielt eine Goldmedaille. Ebenfalls eine Goldmedaille gewann im gleichen Jahr die Bodensee-Therme Überlingen beim internationalen Wettbewerb IOC/IAKS Award, dem weltweit einzigen Architekturpreis für Sport- und Freizeitanlagen. Die 2003 eröffnete Therme verfügt über einen Thermal- und Erlebnisbereich mit Sportbad und Rutschen sowie einen Eltern-Kind-Bereich, einen Wellnessbereich und eine Saunalandschaft.[49] Überlingen liegt an der Schwäbischen Bäderstraße.
Überlingen gehört zum alemannischen Sprachraum. Herkömmlich wird Bodenseealemannisch gesprochen.
1180 erwarb Überlingen das Stadtrecht. Um 1250 wurden Stadtgraben und Wälle durch Mauern ersetzt. Die Mauer wurde abschnittsweise von den verschiedenen Zünften verteidigt. Um 1300 umschloss ein innerer Mauerring den heutigen Altstadtkern auf der Linie Franziskanertor – Rosenobel – St. Johann. Ein äußerer Mauerring wurde 1450 begonnen und 1630 abgeschlossen. Er schützte auch die Fischerhäuser sowie die Vorstadt und das „Dorf“ und verlief auf der Linie Badturm – Aufkircher Tor – Wagsauterturm – Wiestor.[50]
Von den ursprünglich fünfzehn Wehrtürmen bestehen heute noch:
Der St. Johann-Turm ist heute Vereinsheim und Probelokal des Spielmannszugs der Freiwilligen Feuerwehr Überlingen,[52] der Gallerturm seit 1988 die Heimat der Gesellschaft der Kunstfreunde Überlingen e. V.; in den Monaten von Mai bis September ist hier jeweils am ersten Sonntag des Monats von 11:00 bis 15:00 Uhr „Tag des offenen Turms“.[53]
Der Gallerturm diente darüber hinaus der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung (heute Klett-Cotta) im Zweiten Weltkrieg als Schutzlager: Der Verlag hatte bereits zu Kriegsbeginn begonnen, Bestände in ein Salzbergwerk bei Bad Friedrichshall zu verbringen, ebenso nach Bad Urach und Kirchheim unter Teck. Im Juli 1943 hatte Kläre Buchmann, die Chef-Lektorin und stellvertretende Geschäftsführerin in Überlingen vorgesprochen, Cotta wolle einen Teil seiner wichtigen Buchbestände sowie die literarische Abteilung in die Stadt verlegen. Das Archiv mit seltenen Handschriften der Verlagsklassiker, die Cotta’sche Handschriftensammlung mit mehr als 25.000 Briefen und Manuskripten wurde dann mit Möbelwagen angeliefert und im Gallerturm verstaut – am 8. Oktober 1943 zerstörte ein Bombenangriff das Verlagsgebäude in Stuttgart.[54] Auch Liselotte Jünger arbeitete hier – sie baute anschließend von 1952 bis 1962 mit der dann von der Stuttgarter Zeitung gestifteten Handschriftensammlung das Cotta-Archiv auf und verfasste eine Verlagsgeschichte und ein Bestandsarchiv. Die im Gallerturm zwischengelagerten literarischen Bestände bilden den Grundstock für das 1955 begründete Deutsche Literaturarchiv in Marbach am Neckar.[55]
Aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs sind in Überlingen Kanonenkugeln zur Erinnerung an die Belagerungszeit erhalten und als Denkmale im Münster und an einem Gebäude in der Friedhofstraße ausgestellt.[56]
Aufgrund zu hoher Unterhaltungskosten und wegen des zunehmenden Wagenverkehrs mussten im 19. Jahrhundert sechs von sieben Stadttoren des äußeren Rings weichen (aufgezählt nach ihrem Abbruchjahr):
Das einzige heute noch bestehende Stadttor des äußeren Rings ist das Aufkircher Tor. Von den drei Toren des inneren Rings (Fiedlis-, Christophs-, Barfüßertor) besteht heute nur noch das 1494 fertiggestellte Franziskanertor (früher Barfüßertor).
Die um die Altstadt erhaltenen Stadtgräben verbessern das Innenstadtklima: Frische Luft vom Bodensee her gelangt über die Stadtgräben in die Straßen.[57]
Das Reichlin-von-Meldegg-Haus, eines der ältesten Renaissancegebäude Deutschlands, beherbergt heute das Städtische Museum. Das 1871 gegründete, seit 1913 an dieser Stelle untergebrachte Museum zeigt in dem zum Teil noch vollständig möblierten alten Patrizierpalast der Reichlin von Meldegg Kunst- und Alltagsgegenstände, Puppenstuben, Krippen und allgemeines Brauchtum.
An der Seepromenade befindet sich in einem ehemaligen Ballsaal aus dem 19. Jahrhundert die Städtische Galerie, die regelmäßig Sonderausstellungen präsentiert. Die an den Ballsaal grenzenden Kabinetträume der Galerie waren Teil des oben genannten spätmittelalterlichen Patrizierhauses.
Überlingen weist zudem die längste Uferpromenade am Bodensee aus sowie ein Thermalbad, die Bodensee-Therme. Weitere Sehenswürdigkeiten sind z. B. die Sternwarte Überlingen, der Mantelhafen oder der Goldbacher Stollen.
Im Ortsteil Goldbach befindet sich die „Obere Mühle Goldbach“: Sie wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum „Denkmal des Monats März 2008“ ernannt.
Im Ortsteil Lippertsreute unterhalb der Steinhöfe im Naturschutzgebiet Aachtobel ist der über 500 Jahre alte Wallfahrtsort Maria im Stein zu finden.
Der Stadtgarten mit seinem alten Baumbestand, exotischen Pflanzen, Kakteen und einem Rosengarten beherbergt auch ein Hirschgehege. Im Stadtteil Bambergen befindet sich der Haustierhof Reutemühle mit einem öffentlich zugänglichen Tierpark.
Die Villengärten zwischen Therme und Gondelhafen glänzen mit Kakteenhaus und altem Baumbestand – einen solchen weist auch der Badgarten weiter südlich an der Uferpromenade auf.
Bei Überlingen-Bonndorf ergibt sich von der Höhe des Haldenhofs aus ein Blick auf den Überlinger See.[64]
Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert erlebte Überlingen einen wirtschaftlichen Aufschwung, der auch auf den intensiven Weinbau zurückgeführt werden kann. Wein war das hauptsächliche Tauschmittel für andere Wirtschaftsgüter. Heute gibt es im Stadtgebiet nur noch ein einziges Weingut im Überlinger Felsengarten mit einer Anbaufläche von 25 Hektar. Folgende Rebsorten werden angebaut: Müller-Thurgau, Grauer Burgunder (Ruländer), Riesling, Weißer Burgunder, Chardonnay, Traminer, Gewürztraminer sowie auch Blauer Spätburgunder und Cabernet-Mitos.[66]
Seit 1954 wird in Überlingen in der Regel alle zwei Jahre der Bodensee-Literaturpreis vergeben. Im Preisgericht sitzen Professoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
1956 fand in Überlingen auf Einladung des Bodensee-Clubs der Zweite Internationale Deutschsprachige Schriftstellerkongress statt, der durch eine öffentlich ausgetragene Kontroverse zwischen Hermann Kesten und Ludwig Friedrich Barthel Schlagzeilen machte.
Von 2005 bis 2011 fand das vom Wahlüberlinger Barden und Liedermacher Jens Eloas Lachenmayr initiierte „Fest der Bäume“ im Überlinger Stadtgarten statt, ein Liedermacher-Festival, das 2008 vom Fernsehsender ARTE aufgezeichnet wurde. Die Überlinger Band „Die Neuen Barden“ (gegründet von Jens Eloas Lachenmayr und Frank Waldvogel) spielte dort jeweils als Hauptact. Seit 2012 ist das „Fest der Bäume“ ein Wanderfestival und spielt jedes Jahr in einer anderen Stadt.
In der ehemaligen Kapuzinerkirche findet alljährlich das „Sommertheater“ mit verschiedenen Aufführungen des Stadttheaters Konstanz statt. Zur Landesgartenschau Überlingen 2021 wurden hier zwischen April und Oktober des Jahres praktisch wöchentlich abwechselnd Blumenschauen des Fachverbands Deutscher Floristen gegeben.[67]
Alle zwei Jahre im April wird die Veranstaltungsreihe WortMenue durchgeführt; im Suso-Haus finden in Erinnerung an den mittelalterlichen Mystiker Heinrich Seuse in freier Trägerschaft regelmäßig Lesungen, Konzerte und Vorträge statt.[68]
Die aufgrund der Corona-Pandemie von 2020 auf 2021 verschobene Landesgartenschau Überlingen war vom 30. April bis zum 17. Oktober des Jahres geöffnet;[70] sie war die erste Landesgartenschau am Bodensee.
Überlingen ist eine Hochburg der traditionellen schwäbisch-alemannischen Fasnet. Zusammen mit den Zünften aus Rottweil, Elzach und Oberndorf bildet die Narrenzunft Überlingen den Viererbund. Das Häs (die Fastnachtstracht), der „Überlinger Hänsele“, wird bereits in einem Ratsprotokoll des Jahres 1430 erwähnt.[71]
Zum Gedenken an die erfolgreiche Abwehr der Schweden im Dreißigjährigen Krieg, die am 11. Juli 1632 die Stadt angriffen und vom 23. April bis 16. Mai 1634 belagerten, finden nach einem Gelöbnis der Bürgerschaft von Überlingen von 1634 zwei Mal im Jahr jeweils am zweiten Sonntag im Mai (Muttertag) und im Juli ein Gottesdienst und eine Schwedenprozession statt. Auf dem Prozessionsweg wird die „Schwedenmadonna“ von Pfadfindern auf Schultern getragen. An der Prozession zu fünf Altären nehmen auch die Stadtkapelle, die Schwerttanzkompanie, die Jugendkantorei, Ministranten, Pfadfinder und etwa 100 Trachtenträgerinnen teil. Im Anschluss an die Zweite Schwedenprozession wird der so genannte „Schwertletanz“ auf der Hofstatt und vor dem Archiv durch die Schwerttanzkompanie aufgeführt.[72]
Vom Landungsplatz, der Anlegestelle für Bodenseeschiffe, entlang dem Seeufer über Nußdorf nach Maurach verläuft die dem See nähere Wegführung als die des offiziellen, oberhalb des Sees verlaufenden Bodensee-Rundwegs. Durch die Rebhänge hinauf führt dieser zur Wallfahrtskirche Birnau. Von dort gelangt man mit dem Bus (Haltestelle Bundesstraße) zurück nach Überlingen.
Die Stadt Überlingen hat folgenden Persönlichkeiten das Ehrenbürgerrecht verliehen
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