Germanisches Nationalmuseum
kulturgeschichtliches Museum Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Germanische Nationalmuseum – Leibniz-Forschungsmuseum für Kulturgeschichte (GNM) in Nürnberg ist das größte kulturgeschichtliche Museum des deutschsprachigen Raums. Es beherbergt rund 1,3 Millionen Objekte, von denen 25.000 ausgestellt sind,[3] von der Frühzeit bis zur unmittelbaren Gegenwart.[4] Mit über 435.000 Besuchern pro Jahr zählt es zu den meistbesuchten Museen in Deutschland.[5]
Haupteingang des Museums (2021) | |
Daten | |
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Ort | Nürnberg Kartäusergasse 1 |
Art |
Kulturgeschichtliches Museum
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Eröffnung | 1853[1] |
Besucheranzahl (jährlich) | 435.581 (2017)[2] |
Leitung | |
Website | |
ISIL | DE-MUS-105615 |
Das Museum ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts und wird anteilig von der Bundesrepublik Deutschland, dem Freistaat Bayern und der Stadt Nürnberg getragen. Als Forschungseinrichtung ist es Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.[6]
Seit 2023 besitzt das Germanische Nationalmuseum auch ein Exponat des internationalen UNESCO-Registers „Memory of the World“ und zwar den Behaim-Globus. Am 18. Mai 2023 beschloss der Exekutivrat der Weltkulturorganisation die Aufnahme des Globus von Martin Behaim in ihre Liste des Weltdokumentenerbes.[7] Der Behaim-Globus gilt als älteste erhaltene Darstellung der Erde in Kugelform und gehört zu den Highlights im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.[8]
Der Name Germanisches Nationalmuseum ist aus dem historischen Kontext der Gründung 1852 zu verstehen. 1846 fand in Frankfurt am Main ein Kongress deutscher Sprach- und Geschichtsforscher statt, an dem u. a. die Brüder Grimm, Leopold Ranke und Jacob Burckhardt teilnahmen. Sie nannten dort ihr Studienfach Germanistik und etablierten die erste Lautverschiebung als Ausgangspunkt für ihr Forschungsfeld. Der Name des Museums repräsentiert die Idee eines sprachlich-kulturell definierten Raumes, dessen enge kulturelle Beziehungen vor dem Hintergrund der komplexen politischen Geschichte und der gescheiterten politischen Einigung der deutschen Staaten im Jahr 1848 dokumentiert werden sollten.[9]
Das Museum versteht sich als Forschungs- und Bildungseinrichtung, die durch Ausstellungen und Publikationen die Kulturgeschichte in fächerübergreifender Breite darstellt. Darüber hinaus betont es als dritten Punkt in seinem Leitbild den Respekt vor allen Kulturen und will die Zusammenhänge mit diesen für alle Menschen unabhängig von Alter, Herkunft, Bildung und Religion erfahrbar und erlebbar machen.[10]
Das Museum ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts, 1921 in der Neufassung der Satzung erstmals als „öffentlich-rechtliche Stiftung“ genannt.
Dem eigentlichen Museum sind das Historische Archiv, das Deutsche Kunstarchiv, eine Bibliothek, das Institut für Kunsttechnik und Konservierung und das Kunst- und Kulturpädagogische Zentrum der Museen in Nürnberg angegliedert.
Als Forschungseinrichtung hat das GNM den Auftrag, die Sammlungsgegenstände und deren geschichtliches Umfeld zu erforschen und in Publikationen und Ausstellungen zu zeigen. Darüber hinaus sind verschiedene drittmittelgeförderte Forschungsprojekte[11] am Museum angesiedelt (z. B. Deutsche Tafelmalerei des Spätmittelalters[12]).
Seit 1999 zeigt das Germanische Nationalmuseum Originale aus seiner Waffensammlung in der Kemenate der Nürnberger Kaiserburg, einer Außenstelle des Museums.
Das Museum mit seinen Gebäuden aus den verschiedenen Epochen ist ein Baudenkmal. Den Kern bildet das spätmittelalterliche Kartäuserkloster.[13] Das zwischenzeitlich profan genutzte Kloster konnte ab 1857 in die Museumsplanungen einbezogen werden. Um- und Erweiterungsbauten aus der Entstehungszeit des Museums, der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sind kaum noch vorhanden. Die nächste erhaltene Zeitschicht bilden die im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts hinzugebauten speziellen Museumsgebäude (Alter Eingang, Lapidarium und Galeriebau). Nach dem Zweiten Weltkrieg schuf Sep Ruf Zusatzbauten; dabei wurde historische Substanz zu erheblichen Teilen überformt und nur einige Bauten wurden restaurierend wiederaufgebaut.
Der großzügige Erweiterungsbau nach Entwürfen von Jan Störmer mit „me di um Architekten“[14] stammt aus den Jahren 1983 und 1988 bis 1996. Dieser so genannte Kartäuserbau mit dem Museumsforum kostete 140 Millionen DM.
Das 1910 erbaute Haus der ehemaligen Kinderbewahranstalt der Kirchengemeinde von St. Lorenz wurde 1999 erworben und bis 2002 restauriert, um die Spielzeugsammlung aufzunehmen. Das Gebäude liegt westlich des Südwestbaus und ist weiterhin baulich eigenständig.
Nach langjährigen Vorarbeiten begründete Freiherr Hans von und zu Aufseß im Jahre 1852 das Museum als „Generalrepertorium“, nachdem auf der „Versammlung deutscher Geschichts- und Alterthumsforscher“ am 16. bis 19. August 1852 in Dresden die Gründung eines „Germanischen Museums“ in Nürnberg beschlossen worden war. In dieser Bezeichnung kommt zum Ausdruck, dass Aufseß in erster Linie ein umfassendes, über den eigenen Bestand hinausgehendes Verzeichnis relevanter Objekte erstellen wollte; mithin hielt er das Sammeln von Originalen für nur nachgeordnet wichtig. Diese Gründung genehmigte der bayerische König nur wenig später als Stiftung. Ab 1852 nutzte das Museum den Tiergärtnertorturm als Depot seiner ersten Ausstellungsstücke.
Bereits 1853 wurde die Literarisch-artistische Anstalt des germanischen Museums etabliert, dies ist der Vorläufer des hauseigenen Verlages.
Am 20. April 1857 überließen das Königreich Bayern und die Stadt Nürnberg das ehemalige Kartäuserkloster als Standort. Dabei übernahm der bayerische König mit einer Spende von 5000 Gulden ein Drittel der Kosten, die an Bayern abzuführen waren; die städtischen Teile waren kostenfrei übereignet worden. Die Restschuld erließ Bayern 1861. 1862 trat Aufseß freiwillig von der Leitung des Museums zurück. Die Leitung übernahm Andreas Ludwig Jacob Michelsen, der die Sammlung schriftlicher Quellen in den Vordergrund rückte. 1866 wurde der Bauhistoriker und Architekt August Essenwein Museumsleiter, der besonderen Wert auf die Anschaffung neuer Objekte und auf eine Neuordnung und Dokumentation der Sammlung legte. Damit war der Schritt hin zu einem kulturhistorischen Museum getan. Essenwein gab 1891 die Leitung auf und Nachfolger wurde Gustav von Bezold (1894–1920); in dieser Zeit wurde das Museum räumlich zunächst bis zum 50-jährigen Jubiläum 1902 und dann ab 1908/1913 bis 1920 durch den sogenannten Galeriebau von German Bestelmeyer stark erweitert.
Ernst Heinrich Zimmermann (1920–1936) betrieb den systematischen Ausbau der Gemäldesammlung (Barockgalerie) und der Skulpturenabteilung, dabei finanzierte er Neuerwerbungen oft durch Verkäufe aus dem eigenen Bestand.
Heinrich Kohlhaußen (1937–1945) forcierte die Umwandlung von einem gattungs- und materialbestimmten Ordnungsprinzip in eine gemischte Ordnung, welche querschnittartige kulturgeschichtliche Zusammenhänge bot.
In der Zeit des Nationalsozialismus ließ sich die Leitung nicht zum Identifikationspunkt der Ideologie machen, es kam beispielsweise zu keinem Besuch von Adolf Hitler. Jedoch kam man zumindest teilweise den Forderungen oder Wünschen der NSDAP nach: Die Bücher des Verlags wurden in Inhalt und Form den Vorstellungen der Nationalsozialisten angepasst und Grußadressen an die neuen Machthaber sind zu verzeichnen. Nach dem Überfall auf Polen 1939 stützte man das System durch die Ausstellung Deutschtum am Weichselbogen. Seit 1941 wurden die gesamten Bestände auf 18 Orte außerhalb des Geländes ausgelagert.[15] Der Museumsbetrieb wurde dadurch immer mehr eingeschränkt und es kam nur noch ein Bruchteil der Besucher. Bei den Luftangriffen 1943–1945 wurden die Gebäude schwer beschädigt.[15] Die nicht ausgelagerten Gipsabgüsse und die eingebauten Zimmer aus den verschiedenen Epochen wurden dabei großenteils zerstört.[15]
Wenige Tage nach dem Kriegsende bewachte die amerikanische Militärregierung das Museumsgelände, um Plünderungen zu verhindern. Zunächst begann die Arbeit auf kommunaler Ebene wieder: Am 15. August 1945 wurde der bisherige Mitarbeiter des Museums, Ernst Günter Troche, vom neuen Oberbürgermeister der Stadt zum vorläufigen Direktor ernannt. Er begann mit bescheidenen Mitteln die Sicherung der Gebäude.[16] Am 4. Oktober 1945 sagte die Bayerische Staatsregierung dem Museum zu, zwischenzeitlich den Hauptfinanzierungsanteil des früheren Deutschen Reiches zu übernehmen und ermöglichte so die rasche Bergung der Sammlungsobjekte, die in den folgenden Jahren mit einem Kriegsverlust von nur drei Prozent nahezu vollständig wieder zurückgeführt werden konnten.[17] Seit 1946 tagte auch wieder der Verwaltungsrat des Museums. Das Museum organisierte in dieser Zeit kleine Ausstellungen, Vorträge und Konzertreihen. Ab 1947 beteiligten sich die Länder Württemberg-Baden und Hessen mit jeweils 2/9 und ein Teil der Kunstsammlung konnte in einigen renovierten Räumen wiedereröffnet werden. Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland beteiligen sich wieder alle Länder an der Trägerschaft des Museums nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel.[18] Nachdem 1948 der damalige Staatsminister a. D. Theodor Heuss die Ausstellung Die deutsche Freiheitsbewegung von 1848 eröffnet hatte, wurde er am 10. September auf Vorschlag Troches zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats gewählt.[19] Heuss hielt als einziges an diesem Ehrenamt auch während seiner Amtszeit als Bundespräsident und danach bis zu seinem Tode fest und förderte engagiert das Museum.[20] 1950 konnte eine angestrebte Ausstellung mit den Kunstwerken des Museums (Deutsche Kultur) in den deutschen Städten Bremen, Hamburg und Dortmund starten.[21] Die Ausstellung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund fand im nahegelegenen Schloss Cappenberg bei Lünen von Juli bis Oktober 1951 statt.
Nach dem Einwirken von Theodor Heuss wurde 1951 Ludwig Grote als Erster Direktor gewonnen.[22] Er bewerkstelligte durch Aufnahme des Geistes und der Werke des Bauhauses den Anschluss an das international bedeutende Kunst- und Kulturschaffen; er richtete aber auch so genannte Heimatgedenkstätten für die Vertriebenen des Zweiten Weltkriegs ein. Dabei wurde der Wiederaufbau der Gebäude nach Plänen des Architekten Sep Ruf durchgeführt. Erich Steingräber übernahm 1962 die Leitung; 1964 wurde die Sammlungsgrenze vom Verwaltungsrat bis in den Expressionismus verschoben. Jüngere zeitgenössische Werke wurden zur Ausstattung von Empfangs-, Sitzungs- und Büroräumen verwendet. In den 1950er und 1960er Jahren schied man die meisten Abgüsse, so sie überhaupt den Krieg überstanden hatten, aus der Sammlung aus.
Im Dezember 1980 trat Gerhard Bott das Amt des Generaldirektors an (bis 1993). Für das Bekenntnis zur Internationalität steht das Bestreben, einen universellen Kontext herzustellen. So erhielt Dani Karavan beispielsweise den Auftrag, als Außenskulptur die Straße der Menschenrechte (Way of Human Rights) zu realisieren; dieses Werk ist dem Komplex Kunst am Bau zuzuordnen.
1999 wurde das Kaiserburg-Museum in der Nürnberger Burg (in den ehemaligen Kemenaten) eröffnet. Es zeigt Exponate zur Bau- und Kulturgeschichte der Burg.[23]
Von 1994 bis 2019 war Georg Ulrich Großmann Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums. Während dieser Zeit sind Gebäudesanierungen und Neueinrichtung der Schausammlungen, Forschungsaktivitäten wie die dreibändige Katalogisierung des graphischen Werks von Albrecht Dürer und öffentlichkeitswirksame Unternehmungen wie Ausstellungen und Begründung neuer Publikationsreihen verwirklicht worden. 1999 wurde das Haus der ehemaligen Kinderbewahranstalt der Kirchengemeinde St. Lorenz erworben (das Gebäude liegt gegenüber dem Südwestbau); seit dem 17. Mai 2002 ist dort die Spielzeugsammlung ausgestellt. 2012 widmete sich die größte Dürer-Ausstellung in Deutschland seit über 40 Jahren dem Frühwerk Albrecht Dürers.
Seit 1. Juli 2019 wird das Germanische Nationalmuseum von Daniel Hess als Generaldirektor geleitet, unterstützt von den Mitgliedern der Generaldirektion Dr. Heike Zech, Dr. Stefan Rosenberger und Dr. Angelika Hofmann.[24][25] Im Jahr 2024 stellte David Chipperfield Architects Berlin die Pläne für die Sanierung des Süd- und Südwestbaus des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg vor. Diese Sanierung gilt als die bedeutendste Baumaßnahme des Museums seit der Implementierung des fünfgeschossigen Tiefdepots in den mittelalterlichen Bestand.[26][27][28] Richtungsweisend für die Neuausrichtung des Museums sind Sonderausstellungen wie Horizonte. Geschichten und Zukunft der Migration und Hello Nature. Wie wollen wir zusammen leben?.
Ende der 1870er Jahre gelang es, die Sammlung der Gemälde zu einer bedeutenden Abteilung des Museums werden zu lassen. Einen Schwerpunkt bilden die spätmittelalterlichen Werke der Stadt Nürnberg. Unter anderem sind vertreten:
Die Glasmalerei ist seit April 2006 zum Teil in die Mittelalter-Schausammlung integriert. Vorher konnte man diese Werke in einem eigenen Raum studieren. Die Werke dieser Gattung beginnen ab dem 13. Jahrhundert.
Die Sammlung umfasst archäologische Funde aus Mitteleuropa von der Altsteinzeit bis zur Zeit Karls des Großen, etwa von 200.000 v. Chr. bis um 800 n. Chr. Mit den Objekten aus Stein, Keramik, Gold, Bronze, Eisen und Glas aus Siedlungs-, Grab- und Hortfunden lässt sich ein differenziertes Bild der kulturhistorischen und technologischen Entwicklung in Mitteleuropa und speziell von einzelnen Regionen im deutschen Sprachraum zeichnen. Damit präsentiert die Sammlung die Entwicklung des Menschen vom Jäger und Sammler über die Sesshaftwerdung als Bauer bis hin zur Stahl- und Keramikproduktion, aber auch die soziologische Entwicklung von einfachen Familien- und Stammesstrukturen hin zu komplexen Staatswesen.[86][87]
Die Sammlung umfasst Realien zur Strafgerichtsbarkeit (Folter-, Schand- und Leibesstrafen), vor allem Instrumente der Rechtspflege und des Strafvollzugs, sowie zur Rechtssymbolik. Die Objekte stammen vorwiegend aus der Frühen Neuzeit.[90]
Die Skulpturensammlung mit ihren etwa 2.600 Bildwerken und rund 350 plastischen Kopien vermittelt einen umfassenden Überblick zur Bildhauerkunst im deutschen Sprachraum vom hohen Mittelalter bis zum Ende der Neuzeit. Damit gehört sie zu den bedeutendsten Sammlungen ihrer Art in Deutschland. Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt u. a. auf Plastiken und Skulpturen aus Nürnberg vom Spätmittelalter und der Renaissance, welche die besondere Stellung der Stadt, als eines der künstlerischen Zentren dieser Zeit, sowohl regional als auch international widerspiegeln.[91]
Die in den 1950er Jahren gegründete Sammlung zur Kunst und Kultur im 20. Jahrhundert umfasst Malerei, Skulptur, Kunsthandwerk, Design und Plakatkunst. Sie zeigt Schlüsselpunkte künstlerischer Entwicklungen in Deutschland im Dialog mit internationalen Ideen und Positionen der Moderne. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Werken von Künstlern, die im Umkreis von Herwarth Walden und dessen Berliner Galerie „Der Sturm“ gearbeitet haben. Des Weiteren wird die gemeinhin in Museen ausgeblendete „völkische“ Kunst des Nationalsozialismus gegenüber progressiven Strömungen der Weimarer Republik kritisch kontextualisiert.[94]
Die Sammlung zählt mit mehr als 350.000 Blättern zu den größten ihrer Art in Europa und vermittelt die Geschichte der Graphik sowie deren technische Verfahren vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Die Arbeiten entstammen vor allem dem deutschen Sprachraum, sie schließen aber auch italienische, niederländische und französische Beispiele ein. Einen herausragenden Sammlungsbereich stellt die Künstlergraphik aus der Zeit vom 15. bis zum 19. Jahrhundert dar. Die „Historischen Blätter“, ein umfassender, thematisch gegliederter Materialfundus zur deutschen Kulturgeschichte, besitzen ebenfalls eine besondere Bedeutung. Ihr eigenes Profil erhält die Sammlung auch durch Spezialbestände wie beispielsweise Porträts, Spielkarten, Exlibris, Plakate oder topographische Ansichten.[98][99]
Die seit dem Tag der Gründung des Museums bestehende Musikinstrumentensammlung zählt zu den größten in Europa und dokumentiert die Geschichte der Musikinstrumente im deutschsprachigen Raum. Der Sammlungsbestand, der seit Juli 1969 im neueröffneten Südtrakt des Germanischen Nationalmuseums ausgestellt wird, umfasst über 3.000 Objekte vom 16. bis zum 20. Jahrhundert.[100] Hierzu zählt einer der weltweit größten Bestände historischer Tasteninstrumente, insbesondere der bedeutende Komplex früher Hammerflügel, vorwiegend süddeutscher und Wiener Provenienz, den der Leiter der Sammlung, Frank P. Bär als „das Kronjuwel der Musikinstrumentensammlung“ bezeichnet.[101] Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Musikinstrumentenbau in der Freien Reichsstadt Nürnberg.[102][103]
Den Schwerpunkt der Sammlung bilden deutsche Möbel aus Barock und Rokoko. In den jeweiligen Dauerausstellungen zu den einzelnen Epochen finden sich weitere Stücke, welche die Sammlung um Beispiele aus der Wohnkultur vom Mittelalter bis zur Gegenwart ergänzen.
Die Sammlung umfasst heute etwa 150.000 Objekte, darunter Münzen, Medaillen, Banknoten und Notgeldscheine, Marken, Zeichen und Rechenpfennige aber auch Siegel- und Prägestempel, antike Gemmen, Orden und Ehrenzeichen.[106] Ein nicht geringer Teil des Bestandes sind Leihgaben, so u. a. die numismatischen Sammlungen der Stadt Nürnberg und einiger Nürnberger Familien. Der Sammlungsschwerpunkt liegt im deutschen Sprachraum und deckt die Zeit von den Karolingern bis in die Gegenwart ab.[107]
Die Spielzeugsammlung mit ihren über 20.000 Objekten umfasst nicht nur Kinderspielzeug, sondern auch Spiele für Erwachsene. Die Sammlung widmet sich insbesondere der kulturgeschichtlichen Seite des Spielens und des Spielzeugs. In diesem Zusammenhang sind die Nürnberger Puppenhäuser aus dem 17. Jh. hervorzuheben. Sie sind von internationaler Bedeutung und als Modelle von Idealhaushalten sowohl Anschauungsobjekt als auch Spielzeug. Das Spektrum der Sammlung bilden zudem Kaufläden, Puppen, Zinnfiguren, Brettspiele und Papiertheater.[108][109]
Ende 2019 vermachte der Schweizer Sammler Alfred Sulzer seine aus ca. 140.000 historischen Zinnfiguren bestehende Sammlung dem Germanischen Nationalmuseum.[110] In der Zeit vom 9. Mai 2024 bis 26. Januar 2025 wird diese zum Teil in einer gesonderten Ausstellung mit dem Titel „Mikrowelten Zinnfiguren: Die Sammlung Alfred R. Sulzer“ präsentiert.[111][112]
Aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragen – unter anderem gehört zu dieser Sammlung der Nachlass des Mathematikers und Astronomen Regiomontanus –, findet man hier Fernrohre, Uhren, Brillen, Weltmaschinen sowie Erd- und Himmelsgloben, darunter auch den ältesten erhaltenen Erdglobus von Martin Behaim aus dem Jahr 1492 (Martin Behaims Erdapfel). Seit 2023 gehört der Behaim-Globus zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Ferner sind medizinische und pharmazeutische Exponate zu sehen, aufbauend auf Deutschlands erster großer pharmaziehistorischer Sammlung, die der Apotheker Hermann Peters von 1883 an zusammengetragen hatte.[113]
Die Sammlung umfasst rund 4000 Waffen. Eine vor 1399 entstandene Tannenbergbüchse ist die älteste datierbare Feuerwaffe der Welt.
Unter Essenwein (1866 ff.) konnte das Sammlungsgebiet der mittelalterlichen Schatzkunst, die auf den kirchlichen Kultus bezogenen Gerätschaften, eine gewisse Bedeutung erlangen; allerdings bestand der Zuwachs zunächst hauptsächlich aus Gipsabgüssen. Erst der Ankauf der Sammlung des Bremer Arztes Hermann Freiherr von Eelking (1818–1884) konnte 1880 den Wert dieser Abteilung deutlich steigern. Danach kamen nur noch Einzelstücke hinzu, zum Teil höchst bedeutende Objekte wie 1894 eines der seltenen karolingischen Vortragekreuze (das sogenannte Ardennenkreuz, wohl um 830), 1955 ein ottonisches Prachtevangeliar (der Codex aureus Epternacensis),[115] und 1978 eine hochromanische Armilla aus der Sammlung Robert von Hirsch.[116][117] Zu dieser Abteilung gehört auch der Heiltumsschrein, der ehemals die Reichskleinodien barg.
Die Stücke des neuzeitlichen Kunsthandwerks (16. bis 18. Jahrhundert) gehören vornehmlich dem profanen Bereich an; viele Gegenstände sind bereits seit dem 19. Jahrhundert Bestandteil des Museums, so italienische Majoliken der Renaissance beziehungsweise Fayence und Porzellan.
Das Bayerische Gewerbemuseum wurde 1869 gegründet, als private Initiative von zwei Nürnberger Industriellen, dem Bleistiftfabrikanten Johann Lothar von Faber sowie dem Maschinenbauunternehmer Theodor von Cramer-Klett. Bis 1987 bestand es als eigenständige Institution und wurde 1989 dem Germanischen Nationalmuseum angegliedert. Vorbild war das heutige Victoria & Albert-Museum in London bzw. das frühere South Kensington Museum. Unter den etwa 16.000 Objekten des Gewerbemuseums befinden sich viele interessante Stücke, die auf den Weltausstellungen von 1873 bis 1900 erworben werden konnten. Die Design-Sammlung umfasst ca. 1700 Objekte.[119][120]
Vom 28. November 2019 bis zum 27. September 2020 wurden die Geschichte und die Highlights des größten Leihgabenbestandes des Germanischen Nationalmuseums in der Jubiläumsausstellung: 150 Jahre Bayerisches Gewerbemuseum präsentiert.[121]
Die volkskundliche Abteilung legt einen Schwerpunkt auf das ländliche Wohnen. Spielte die städtische Wohnkultur bereits von Anfang an eine zentrale Rolle, wurde dieser Sammlungsbestand erst in den Jahren 1890 bis um 1900 langsam aufgebaut.[122] Dies entstand aus dem Bedürfnis der Veranschaulichung ländlicher Lebenskultur als Gegenbewegung zur fortgeschrittenen Industrialisierung dieser Zeit. Neben Möbel, Bauteilen und Einrichtungs- sowie Alltagsgegenständen sammelte man auch Trachten aus dem gesamten deutschsprachigen Gebiet.[123] Inzwischen sind die Trachten in die Textilsammlung ausgegliedert worden. Den Grundstock der Sammlung bildet die vom Frankfurter Privatier Oskar Kling gestiftete Sammlung.[123]
Die bereits mit der Museumsgründung angelegte Sammlung ist eine der ältesten und bedeutendsten textilen Fachsammlungen. Mit mehr als 25.000 Objekten umfasst sie heute Textilien und Kleidung von der Spätantike bis zur Gegenwart. Besondere Schwerpunkte bilden spätmittelalterliche Bildteppiche sowie der Bestand frühneuzeitlicher Kleidung. Die kulturhistorisch breit angelegte und bis in die Gegenwart fortgeführte Kleidungssammlung geht weit über eine Modesammlung hinaus. Angeschlossen ist ihr die Schmucksammlung, deren Werke hauptsächlich aus dem 16. und 19. Jahrhundert stammen.[124]
Zu diesem Gebiet gehören so unterschiedliche Dinge wie bauplastische Fragmente (Kapitelle, Konsolen, Gewände), Brunnen, Treppen, Öfen oder Tapeten, aber auch nur einfache Backsteine und Dachziegeln. Großobjekte wie Kapellen in Teilen oder Stuben und Zimmer sind ebenso Teil dieser Sammlung. Pläne zur Architektur komplettieren diesen Bestand.
Hervorzuheben von den Objekten sind das Chörlein des Sebalder Pfarrhofs in Nürnberg, vor 1361[126] (seit 1902 im Museum, am originalen Standort durch eine Kopie ersetzt), und bedeutende Überbleibsel des Schönen Brunnens, 1385–1392 (ebenso am originalen Standort 1902 beziehungsweise nach 1945 durch eine rekonstruierte Kopie ersetzt).
Die Bibliothek ist zugleich eine Sammlung wie auch eine öffentlich zugängliche Handbibliothek, die nunmehr in die Systematik integrierte Bibliothek des Gründers (Aufseß-Bibliothek) bildete dazu den Grundstock.
Im 19. Jahrhundert baute sich der Bestand hauptsächlich durch Freiexemplare der Verlage auf. Im 20. Jahrhundert ließ die Spendenfreudigkeit mehr und mehr nach. 1978 umfasste der Bestand ca. 400.000 Bände; Ende 2006 war ein Zuwachs auf über 650.000 Bände zu verzeichnen und zudem 1695 laufende Zeitschriften, 3380 Handschriften, etwa 1000 Inkunabeln sowie 3000 Drucke des 16. Jahrhunderts verfügbar.[133]
Unter anderem befinden sich im Bestand:
Folgende Privatsammlungen wurden als Depositum an das Museum geliehen:
Das Historische Archiv ist eine öffentliche Studiensammlung.[134] Seit der Gründung des Museums ist es für das Verwaltungsarchiv der Institution zuständig, hat jedoch zusätzlich einen eigenen Sammelauftrag, der seit 1852 mehrfach modifiziert wurde. Von Aufseß dachte dem Archiv die erste Stelle im Abteilungsgefüge des Museums zu. Es sollte die Aufgabe eines deutschen Zentralarchivs übernehmen, indem es nicht so sehr Originalunterlagen, sondern in erster Linie Kopien und Faksimiles von Inventaren und Archivalien (bis 1650) aufnehmen sollte. Dieses Projekt überforderte zur damaligen Zeit jedoch die Beteiligten; nur die Siegelabgusssammlung machte schnell gute Fortschritte.
Bald wandte man sich der Sicherung originaler Quellen zu, um zu verhindern, dass Pergament- und Papierdokumente einer Zweitverwertung (Blattgoldmacher, Papierhersteller) zugeführt würden. Dabei wollte man bewusst nicht in Konkurrenz zu den staatlichen Archiven treten, sondern man verstand sich in erster Linie als Auffangbecken für die verlustgefährdete Überlieferung von Personen, Familien oder Unternehmen. Das Archiv hat keinen Sprengel abgabepflichtiger Stellen (mit Ausnahme des Germanischen Nationalmuseums selbst), sondern sammelt kulturhistorisch relevante Überlieferung aus dem gesamten deutschen Sprachraum, für die keine anderweitige Abgabeverpflichtung besteht.
Die Bestände reichen heute unter anderem von Herrscher- und Privaturkunden (seit dem 10. Jahrhundert) über Adelsarchive wie das der Freiherren/Grafen von Wolkenstein-Rodenegg (13.–18. Jahrhundert) und Teile reichsstädtischer Archive, geistlicher und weltlicher Fürsten bzw. Korporationen bis hin zu Nachlässen bedeutender Persönlichkeiten und Autographen. Bedeutend sind auch die Quellen zur Geschichte des Germanischen Nationalmuseums selbst. Ein Teil der Bestände sind Deposita.
Übernommene Archivkörper wurden in der Regel nicht aufgelöst; allerdings wurden vornehmlich in den 1970er Jahren „Flurbereinigungen“ mit dem Ziel vorgenommen, versprengte Einzelstücke und Reste zuständigen Archiven zuzuführen. Die Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens ist heute umstritten.
Seit 1966 ist auch das Deutsche Glockenarchiv ein Teil des Archivs.[135]
Das seit dem 1. Januar 2008 umbenannte Deutsche Kunstarchiv wurde 1964 als Archiv für Bildende Kunst gegründet. Das Deutsche Kunstarchiv (DKA) gehört zu den größten Vor- und Nachlassarchiven im deutschsprachigen Raum. Der zeitliche Sammlungsschwerpunkt reicht vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart und umfasst die Bereiche Bildende Kunst, Kunstgeschichte und Bildwissenschaft sowie Kunstmarkt und -handel. Es beherbergt knapp 1.400 Vor- und Nachlässe von Künstlern, Kunstwissenschaftlern und -kritikern, wie auch von Institutionen wie Kunstvereinen und schriftliche Quellen aus dem Bereich der bildenden Kunst.[136] Dementsprechend sind die mehrheitlich unikalen Unterlagen inhaltlich und medial weit gefächert und für viele Forschungszweige von hoher Relevanz. Im DKA finden sich neben Manuskripten, Materialsammlungen und Dokumentationen auch Briefe, Ausweisdokumente, Fotoalben, Entwurfszeichnungen und Erinnerungsstücke. Um diese Unterlagen der Forschung noch besser zugänglich zu machen, ging 2024 eine neue Datenbank mit vielfältigen Funktionen und Recherchemöglichkeiten auf Basis der wissenschaftlichen Kommunikationsinfrastruktur „WissKI“ online.[137]
Zu nennen sind unter anderem die folgenden schriftlichen Nachlässe:
Vorlass
Neuzugänge werden im Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums mitgeteilt.
Das Institut betreut als Restaurierungsabteilung des Germanischen Nationalmuseums nicht nur die Sammlung des Museums, sondern steht auch Dritten zur Verfügung und trägt zur Forschungsarbeit des Museums bei.
Neben dem „Anzeiger“ erscheinen heute zwischen fünf und zehn Bände jährlich im hauseigenen Verlag. Bei großen Publikationen geht man aus Kostengründen und wegen besserer Vertriebsmöglichkeiten oft Kooperationen mit Fachverlagen ein.
Das Kunst- und Kulturpädagogische Zentrum hat seinen Sitz im Germanischen Nationalmuseum und wird vom Museum und der Stadt Nürnberg getragen.
Die Stiftung zur Förderung des Germanischen Nationalmuseums wurde mit Unterstützung der Hypovereinsbank gegründet und nahm am 14. Februar 2006 die Arbeit auf. Eine Zustiftung ist für jedermann ab 10.000 Euro möglich.
Initiiert vom Bundespräsidenten Theodor Heuss wurde 1954 der Fördererkreis des Germanischen Nationalmuseums gegründet, 1984 als Verein eingetragen. Knapp 400 Privatpersonen und Unternehmen (Stand: Mai 2021) unterstützen Ankäufe, Forschungsvorhaben, Ausstellungen, Publikationen sowie besonders förderungswürdige Sonderaktionen.
Größter privater Leihgeber des Museums ist die Merkelsche Familienstiftung, siehe Bibliothek der Paul Wolfgang Merkelschen Familienstiftung.
Der Bereich Wissenschaftsmanagement am Germanischen Nationalmuseum umfasst mehrere zentrale Aufgaben:
Der Bereich Marketing am Germanischen Nationalmuseum hat die Entwicklung und Umsetzung einer umfassenden Markenstrategie als zentrale Aufgabe. Die spezifischen Tätigkeiten umfassen:
Durch diese vielseitigen Aufgaben trägt der Bereich Marketing maßgeblich zur Sichtbarkeit und Unterstützung des Germanischen Nationalmuseums bei.
Geschichte und Gesamtdarstellungen
Museumsführer und Publikationen zu den Schausammlungen
Neuere Bestandskataloge
Spezialarbeiten zur Sammlungsgeschichte
Periodika und Reihen
Kataloge zu den Sonderausstellungen
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