Deutsches Kunstarchiv
deutsche Organisation Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Deutsche Kunstarchiv (DKA) im Germanischen Nationalmuseum (Nürnberg) ist das größte Archiv für schriftliche Nachlässe zur Kunst und Kultur im deutschsprachigen Raum. Es wurde 1964 als Archiv für Bildende Kunst innerhalb des Germanischen Nationalmuseums gegründet und 2008 umbenannt in „Deutsches Kunstarchiv“.
Deutsches Kunstarchiv | |
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Archivtyp | Archive wissenschaftlicher Institutionen |
Koordinaten | 49° 26′ 53,7″ N, 11° 4′ 31,8″ O |
Ort | Nürnberg |
Besucheradresse | Kornmarkt 1, 90402 Nürnberg |
Umfang | ca. 1400 Bestände |
ISIL | DE-2480 |
Organisationsform | Sammlung des Germanischen Nationalmuseums |
Website | www.gnm.de/dka |
Archiviert werden Vor- und Nachlässe sowie Verbandsschriftgut aus dem Bereich der bildenden Kunst. Das Archiv umfasst mehr als 1400 Bestände und hat einen Umfang von etwa 3,2 Regalkilometern. Der Schwerpunkt liegt auf schriftlichem Archivgut wie persönlichen Dokumenten, Korrespondenzen und Unterlagen, schließt aber unter anderem auch Fotografien, Skizzenbücher und audiovisuelle Medien ein. Der Sammlungsschwerpunkt der analog und digital überlieferten Dokumente reicht vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart und umfasst die Bereiche Architektur, Bildhauerei, Bildwissenschaft, Design, Fotografie, Kunstgeschichte, Kunsthandel, Kunsthandwerk, Malerei und Restaurierung.
Zu den Aufgaben des DKA gehören neben dem Sammeln und Bewahren von Vor- und Nachlässen auch deren wissenschaftliche Erschließung und Vermittlung. An der Schnittstelle zwischen Kunstproduktion, Wissenschaft und kunstinteressierter Öffentlichkeit werden unter Berücksichtigung laufender Rechte die Bestände allen Interessierten zur Einsicht im Studiensaal des Archivs zur Verfügung gestellt, schriftliche Anfragen beantwortet, Archivalien für Ausstellungen bereitgestellt sowie Workshops und Tagungen veranstaltet. Durch Lehraufträge, Vorträge und Führungen, durch Ausstellungen, Editionsprojekte, die Vorbereitung von Werkverzeichnissen und Biographien steht das DKA mit anderen Archiven, Museen und Universitäten sowie zahlreichen Forschern und Kunsthistorikern in engem Austausch.
Bisherige Archivleiter: Ludwig Veit, Irmtraud von Andrian-Werburg, Birgit Jooss und Roland Prügel, Susanna Brogi (seit 2018).[1]
Bedeutende Nachlässe stammen von Lovis Corinth, Otto Dix, Johannes Grützke, Olaf Gulbransson, Hannah Höch, Käthe Kruse, Franz Marc, Gerhard Marcks, Gabriel von Max, Stefan Moses, Anna Muthesius, Ernst Wilhelm Nay, Richard Riemerschmid, Elisabeth Treskow, Werner Tübke, Ursula Schultze-Bluhm und Sarah Schumann. Auch die Unterlagen zur Reichstagsverhüllung von Christo wurden dem Deutschen Kunstarchiv überlassen. Zu den bedeutenden kunstwissenschaftlichen Beständen gehören die von Kurt Bauch, Hans Belting, Tilmann Buddensieg, Ludwig Grote, Edwin Redslob, Wilhelm Worringer und Ottilie Thiemann-Stoedtner. Zudem befinden sich auch die Archive von Galerien und Vereinen im Deutschen Kunstarchiv wie der Kunsthandlung C. G. Boerner, der Galerien Arnold/Gutbier und Heinemann, des Verbands Deutscher Kunsthistoriker sowie des Ulmer Vereins - Verband für Kunst- und Kulturwissenschaften e. V.
Eine Namensliste der im Deutschen Kunstarchiv verwahrten Bestände ist über die Homepage des GNM einsehbar.[2] Neben Übersichten und Beschreibungen zu den Beständen ist der Erschließungsstand über die Datenbank online zugängig.[3] Die vom Bundesarchiv Koblenz eingerichtete Zentrale Datenbank Nachlässe.[4] enthält die Übersichten zu den Beständen natürlicher Personen mit kurzen Inhaltsangaben, Umfang, Laufzeit und Grad der Verzeichnung. Neuzugänge sowie Neuverzeichnungen werden jährlich im Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums publiziert.
Schon seit Mitte der 1970er Jahre finden im Germanischen Nationalmuseum monografische Sonderausstellungen des Deutschen Kunstarchivs in der Reihe „Werke und Dokumente“ statt. Sie geben Einblicke in das künstlerische Schaffen ebenso wie in die Beschaffenheit des schriftlichen Nachlasses und werden jeweils von einem Katalog begleitet.
Durch Leihgaben unterstützt das Archiv regelmäßig externe und interne Ausstellungen, so zuletzt unter anderem die Sonderausstellungen des Germanischen Nationalmuseums „Franz Marc auf dem Weg zum ‚Blauen Reiter‘. Die Skizzenbücher“ (2019), „Abenteuer Forschung“ (2019/2020), „Zeichen der Zukunft. Wahrsagen in Ostasien und Europa“ (2020/21) und „Europa auf Kur. Ernst Ludwig Kirchner, Thomas Mann und der Mythos Davos“ (2021/22).[5]
Eigenständige Sonderausstellungen:
Die virtuelle Ausstellung erinnert im Rahmen des digitalen Gemeinschaftsprojektes des AsKI e. V. an den Fotografen Stefan Moses. Als Stefan Moses 1950 in München eintraf, war er noch keine 26 Jahre alt. Hinter ihm lagen eine Berufsausbildung zum Fotografen und der beeindruckende Karrierebeginn als jüngster Bühnenfotograf am Nationaltheater Weimar. Sein früher Erfolg, sein Wechsel von Ost- nach Westdeutschland und ein glänzender Neustart in der noch vom Zweiten Weltkrieg gezeichneten, ihrerseits zum Aufbruch drängenden Stadt schoben sich vor die Stationen seines vorausgegangenen Lebenswegs. Doch wann immer er den Blick zurück über die eigene Schulter warf – in Interviews oder für die Klappentexte seiner Bücher –, traten die Traumata der Verfolgung in seiner Kindheit im Nationalsozialismus wie dunkle Schatten hervor.[6]
Das Deutsche Kunstarchiv besitzt im Rahmen seiner Bestände zahlreiche Porträtfotografien sowohl aus dem privaten als auch aus dem beruflichen Kontext der jeweiligen Personen. Um diese besser auffindbar zu machen, wurde eine größere Anzahl viel gefragter Porträtfotografien digitalisiert und mit Metadaten erschlossen und im Jahr 2015 der Forschung in einer Datenbank zugänglich gemacht.
Das Erschließungsprojekt „DigiPortA“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von neun Archiven der Leibniz-Gemeinschaft. Unter der Federführung des Archivs des Deutschen Museums (München), werden insgesamt 33.000 Porträts aufgenommen und somit der Forschung und Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Mit einer Konzentration auf Personenporträts aus Kunst, Wissenschaft und Technik des 19. und 20. Jahrhunderts wird das Angebot zur elektronischen Biografik in unikaler Weise erweitert. Durch die Beschreibung der übergeordneten Sammlung werden der biographischen Forschung reichhaltige Quellenbestände neu erschlossen und nachgewiesen. Das Deutsche Kunstarchiv hat in diesem Rahmen über 4.000 Porträtfotografien digitalisiert und erfasst.[7]
Das Deutsche Kunstarchiv besitzt zahlreiche Dokumente von Künstlern und Kunstwissenschaftlern, die in der NS-Zeit ins Exil gehen mussten. Das Projekt hat das Ziel, Bilder und Texte auch aus den Beständen des Deutschen Kunstarchivs zu recherchieren, zu erforschen und im Rahmen der virtuellen Ausstellung „Künste im Exil“ zugänglich zu machen. Die im Namen des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien geförderte und vom „Deutschen Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek“ betreute Internet-Plattform befasst sich mit Exil und Emigration unter anderem von Schriftstellern, Filmemachern, bildenden Künstlern, Theaterschaffenden und Musikern. Die Ausstellung erinnert an die individuellen Schicksale zahlreicher Kunstschaffender und öffnet das Thema „Exil“ somit für ein breites Publikum.[8]
Seit 2024 veröffentlicht das Deutsche Kunstarchiv seine Daten in einer neuen Online-Datenbank, die auf der wissenschaftlichen Kommunikationsinfrastruktur WissKI basiert.[9] Bereits seit 2019 nutzt das Archiv die virtuelle Forschungsumgebung WissKI zur Erschließung seiner Daten. Dafür wurde auf Basis des CIDOC CRM eine archivspezifisch angepasste Domänenontologie entwickelt. Diese umfasst einerseits eine standardisierte Erschließung und bietet andererseits vielfältige Funktionen und Recherchemöglichkeiten, die an die Bedürfnisse des Archivs angepasst sind.
2009 bis 2010 erarbeitete das Deutsche Kunstarchiv ein Digitalisierungsprojekt zur Erschließung der schriftlichen Unterlagen der Münchner Galerie Heinemann (1872–1938). Die Galerie war bis zu ihrer „Arisierung“ 1939 durch die Nationalsozialisten eine der bedeutendsten deutschen Kunsthandlungen. Die erhaltenen Geschäftsunterlagen übergab die Familie 1972 dem Deutschen Kunstarchiv.
Für eine Internet-Datenbank wurden die Geschäftsbücher und die Karteien der Galerie Heinemann, die sich im Deutschen Kunstarchiv in Nürnberg befinden, sowie die Kataloge und Fotografien, die das Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München bewahrt, bearbeitet.[10] Dieses wichtige Quellenmaterial wurde digitalisiert, transkribiert und die Informationen in einer Datenbank verknüpft. Seit 2010 stehen die Ergebnisse zur freien und kostenlosen Recherche im Internet zur Verfügung. Die Datenbank erschließt Informationen zu über 43.000 Gemälden aller Epochen sowie zu ca. 13.000 mit ihrem Erwerb beziehungsweise Verkauf verbundenen Personen und Institutionen. Damit stellt das Deutsche Kunstarchiv der Provenienzforschung ein exzellentes Werkzeug bereit, das auch für die Recherchen in den Sammlungen deutscher Museen eine zentrale Bedeutung besitzt.
Das Deutsche Kunstarchiv verwahrt im Teilnachlass von Hans Posse (1879–1942) fünf Reisetagebücher aus den Jahren 1939 bis 1942. Das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderte Projekt stellt diese Quellen sukzessive in Form einer digitalen Edition der Provenienzforschung, der Forschung zur NS-Kunstpolitik sowie einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung.[11]
Der Kunsthistoriker Hans Posse war von 1910 bis zu seinem Tod im Dezember 1942 Direktor der Dresdner Gemäldegalerie und von 1939 an Sonderbeauftragter Adolf Hitlers. In dieser Funktion war er sowohl für den Aufbau einer Sammlung für das „Führermuseum Linz“ zuständig als auch für die Vorbereitung und Umsetzung eines Verteilungsprogramms von NS-Raubkunst auf „ostmärkische“ und weitere Museen im Deutschen Reich. Sein Diensttagebuch sowie fünf Reisekladden dokumentieren die von ihm in diesem Zusammenhang unternommenen Dienstreisen. Gerade die Reisekladden stellen eine eminente Quelle für die Forschung zum NS-Kunstraub, zur NS-Museumspolitik und für die Provenienzforschung dar. Sie dokumentieren in singulärer Weise Posses Aktivitäten in den besetzten Gebieten, etwa in Polen und Frankreich, und seine Kontakte zu NSDAP-Organisationen und lokalen Gauleitungen.
Im Juli 2008 startete die Vortragsreihe „Aus dem Deutschen Kunstarchiv“. Einmal im Quartal werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die Forscher aus ihrer Arbeit im Archiv gewinnen, einem kunstinteressierten Publikum vorgestellt. Die Vorträge werden von kleinen Vitrinenausstellungen begleitet, die das jeweilige Thema anhand von Originaldokumenten aus dem Deutschen Kunstarchiv illustrieren.
Folgende Veranstaltungen fanden statt:
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