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deutscher Humorist (1923–2011) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Loriot [ 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel; † 22. August 2011 in Münsing-Ammerland), war einer der bekanntesten deutschen Humoristen, der von den 1950er Jahren an bis zu seinem Tod in Literatur, Fernsehen, Theater und Film tätig war. Loriot etablierte sich zunächst als Cartoonist, später arbeitete er auch als Schauspieler, Drehbuchautor, Trickfilmer, Moderator, Regisseur sowie Bühnen- und Kostümbildner. 2003 wurde er zum Honorarprofessor für Theaterkunst an der Berliner Universität der Künste ernannt.
], bürgerlich Bernhard-Viktor „Vicco“ Christoph-Carl von Bülow [ ] (*Der Künstlername Loriot ist das französische Wort für Pirol. Der Vogel ist das Wappentier der Familie von Bülow.
Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow wurde als Sohn des preußischen Polizeioffiziers Johann-Albrecht Wilhelm von Bülow (1899–1972) und dessen erster Ehefrau Charlotte Mathilde Luise, geborene von Roeder (1899–1929), Tochter des Majors Otto von Roeder (1876–1943) und seiner Frau Luise, geb. Schemann, in Brandenburg/Havel geboren.[1] Sein Vater stammte aus Spandau und gehörte dem Adelsgeschlecht Bülow an, seine Mutter aus Neubreisach (heute Neuf-Brisach) im Elsass.[1] 1928 ließen sich die Eltern in Gleiwitz scheiden.[1] Ein entfernter Verwandter von ihm war der Dirigent und Pianist Hans von Bülow.[2]
Von Bülow war ab 1951 mit der damaligen Modeschülerin Rose-Marie Johanna Elly Schlumbom, genannt Romi, (1929–2024)[3] verheiratet, einer Tochter des Hamburger Kaufmanns Peter Schlumbom, und wurde Vater zweier Töchter – Bettina Charlotte (* 1954) und Susanne Margarete (* 1958) – sowie Großvater zweier Enkelkinder.[4][5] Er lebte von 1963 an bis zu seinem Tod 2011 im Ortsteil Ammerland der Gemeinde Münsing am Starnberger See.[6][7]
Vicco von Bülow wuchs mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Johann-Albrecht ab 1927 bei seiner verwitweten Großmutter Margarete von Bülow (1875–1945) und deren Mutter Adele in Berlin auf. 1933 zogen die Geschwister wieder zu ihrem Vater, der im Jahr 1932 erneut geheiratet hatte, nach Berlin-Zehlendorf. Von Bülow besuchte von 1934 bis 1938 das Schadow-Gymnasium in Berlin-Zehlendorf.[8] Mit dem Vater zog die Familie 1938 nach Stuttgart. Von Bülow besuchte dort das humanistische Eberhard-Ludwigs-Gymnasium, das er 1941 siebzehnjährig mit dem Notabitur verließ. In Stuttgart sammelte er auch erste Erfahrungen als Statist in der Oper und im Schauspiel. 1940 spielte er als Statist in dem Film Friedrich Schiller – Der Triumph eines Genies mit.[9]
Er begann entsprechend der Familientradition eine Offizierslaufbahn, war drei Jahre mit der 3. Panzer-Division an der Ostfront im Einsatz. Man setzte ihn als Zugführer, Ordonnanzoffizier, Führer des Bataillons-Stabes und zuletzt wieder als Zugführer ein. Er erreichte den Dienstgrad Oberleutnant. Er wurde mit dem Panzerkampfabzeichen in Bronze, dem Eisernen Kreuz zweiter und erster Klasse ausgezeichnet. Sein jüngerer Bruder, der am 27. November 1924 ebenfalls in Brandenburg geborene Johann-Albrecht Sigismund von Bülow, fiel am 21. März 1945 als Leutnant bei Gorgast im Oderbruch.[10][11] In Vicco von Bülows erhalten gebliebener militärischer Personalakte enthalten die Beurteilungen seiner Vorgesetzten keine der sonst üblichen Floskeln zu nationalsozialistischer Gesinnung.[12][13]
Auf die Frage, ob er im Zweiten Weltkrieg ein guter Soldat gewesen sei, antwortete er in einem Interview: „Nicht gut genug, sonst hätte ich am 20. Juli 1944 zum Widerstand gehört. Aber für den schauerlichen deutschen Beitrag zur Weltgeschichte werde ich mich schämen bis an mein Lebensende.“[14]
Nach dem Krieg arbeitete er nach eigener Schilderung für etwa ein Jahr bei Markoldendorf als Holzfäller im Solling, um sich Lebensmittelkarten zu verdienen. 1946 machte er in Northeim am Gymnasium Corvinianum in einem sechsmonatigen Übergangskurs aus seinem Notabitur ein reguläres Abitur, das zum Hochschulstudium berechtigte.[15] Auf Anraten seines Vaters studierte er von 1947 bis 1949 Malerei und Grafik an der Kunstakademie (Landeskunstschule) in Hamburg. Zu seinen Lehrern gehörte Alfred Mahlau, prägend war vor allem der Einfluss des Malers Willem Grimm.[16]
Nach dem Abschluss legte Bülow erste Arbeiten als Werbegrafiker vor und entwarf das charakteristische Knollennasenmännchen. Von 1950 an war Bülow als Cartoonist zunächst für das Hamburger Magazin Die Straße, danach für die Zeitschriften Stern und Quick tätig.[17] Seit dieser Zeit verwendete er den Künstlernamen Loriot.
Seine erste regelmäßige Serie im Stern sollte 1953 Auf den Hund gekommen werden. Einige dieser ersten Cartoons lösten bei den Lesern große Proteste aus:
Henri Nannen, der damalige Chefredakteur, stellte die Serie nach sieben Folgen ein und beendete die Zusammenarbeit: „Ich will den Kerl nie wieder im Stern sehen!“[18] Schon 1954 nahm Nannen das zurück und Loriot begann mit Reinhold das Nashorn.[18]
Nach der Einstellung im Stern zeigte sich kein einziger Verleger in Deutschland interessiert, die Serie als kleines Buch zu drucken. Unter anderem lehnte Ernst Rowohlt ab. Loriot sandte auf Anraten einer Bekannten dem Schweizer Daniel Keel die Zeichnungen. Der hatte 1952 den Diogenes Verlag gegründet und war auf der Suche nach einem deutschen Zeichner. 1954 präsentierten die beiden auf der Frankfurter Buchmesse das Buch Auf den Hund gekommen. 44 lieblose Zeichnungen. So begann eine lebenslange Zusammenarbeit; Loriot publizierte fortan fast ausschließlich bei Keel.
Ebenfalls 1954 erschien das Buch Reinhold das Nashorn. Es enthielt Folgen des gleichnamigen Comicstrips, der seit 1953 im Sternchen, der neu geschaffenen Kinderbeilage des Stern, erschien. Loriot trug dazu die meisten Ideen sowie die Zeichnungen bei, die Verse stammten von Wolf Uecker. Die Serie lief 17 Jahre.[19]
Im Dezember 1953 wurden auf der Rückseite von Weltbild vier Zeichnungen von Loriot veröffentlicht. Im Mai 1954 schloss Loriot dann einen Vertrag mit dem Verlag Th. Martens & Co. Zunächst konzentrierte sich Loriots Schaffen auf die 14-täglich erscheinende Zeitschrift Weltbild, in der unter anderem die Serie Wahre Geschichten mit über 100 Folgen erschien. Ab 1956 verlagerte sich der Schwerpunkt seiner Arbeit jedoch auf die Quick, eine Illustrierte desselben Verlages, die wöchentlich erschien und deutlich verbreiteter war.[20] Seine erste Serie in dieser Illustrierten war Adam und Evchen, die zwischen Januar und Juli 1956 in 29 Folgen erschien und das Eheleben eines jungen Paares porträtierte. Das Aussehen der Protagonisten wich von den üblichen Knollennasenmännchen Loriots ab, die er zu diesem Zeitpunkt bereits zeichnete. Die Quick-Redaktion hatte ihn gebeten, liebenswürdigere Gesichter zu zeichnen. Loriot war mit dem Ergebnis unzufrieden, griff den Stil später nicht mehr auf und verzichtete anders als bei vielen anderen Zeichnungen auf eine Publikation der Serie in Buchform.[21] Zwischen Oktober 1956 und Dezember 1957 erschien in der Quick die Ratgeberserie Der gute Ton, von der im Herbst 1957 Teile in Buchform als Der gute Ton. Das Handbuch feiner Lebensart in Wort und Bild veröffentlicht wurden. Die Serie und das Buch wurden ein großer Erfolg und waren der Auftakt für weitere Ratgeberserien.[22]
Ab September 1957 veröffentlichte Loriot abwechselnd mit seinem Vorbild und Freund Manfred Schmidt die Kolumne Der ganz offene Brief. Darin setzten sie sich satirisch mit aktuellen Ereignissen, kuriosen Meldungen und persönlichen Erlebnissen auseinander. Die Schreiben waren dabei immer von einer Zeichnung begleitet.[23] Die Kolumne endete 1961 auf Wunsch von Loriot, nachdem sein hundertster Brief zu Protesten von Winzern geführt hatte.[24]
Außerdem nahm Loriot ab Mitte der 1950er Jahre verstärkt Werbeaufträge an, unter anderem für Paderborner Bier, Agfa, den Weinbrand Scharlachberg („Nimm’s leicht!“) und den Pfeifen- und Rauchtabakhersteller Stanwell („Drei Dinge braucht der Mann.“). In Anzeigen und Trickfilmspots kamen auch hier die Knollennasenmännchen zum Einsatz und gewannen immer mehr an Popularität.[25]
Kleinere Rollen als Schauspieler hatte Loriot in Haie und kleine Fische (1957), in Bernhard Wickis Filmen Die Brücke (1959) und Das Wunder des Malachias (1961). Auch in Andrew Martons Kriegsfilm Der längste Tag (1962), bei dem Bernhard Wicki Co-Regisseur war, konnte er in einer kleinen Rolle mitwirken. Im selben Jahr gestaltete er das Titelblatt der ersten Ausgabe der Satirezeitschrift pardon.
Vicco von Bülow zog 1963 mit seiner Familie nach Münsing-Ammerland in die Nähe des Starnberger Sees. Dort wurde er als angesehenes Mitglied der Dorfgemeinschaft 1993 zum Ehrenbürger ernannt.
Loriot moderierte von 1967 bis 1972 die Fernsehsendung Cartoon für den Süddeutschen Rundfunk der ARD, die er auch als Autor und Co-Regisseur verantwortete. Es handelte sich ursprünglich um eine Sendereihe internationaler Zeichentrickfilme, in die er auch eigene Arbeiten einbrachte und damit künstlerisch die engen Rahmenbedingungen verließ, die das Medium Zeitschrift seinen Zeichnungen auferlegt hatte. Loriots anfänglich reine Moderation von einem roten Sofa aus wurde zunehmend zu einem eigenständigen humoristischen Element der Sendung. Später baute Loriot auch Sketche, in denen er selbst die Hauptrolle übernahm, in die Folgen ein.
1971 schuf Loriot mit dem Zeichentrick-Hund Wum ein Maskottchen für die Aktion Sorgenkind in der ZDF-Quizshow Drei mal Neun, dem er selbst auch die Stimme lieh. Zu Anfang war Wum noch der treue Freund eines Männchens, des eigentlichen Maskottchens, dem er jedoch mehr und mehr die Show stahl und das er schließlich völlig verdrängte. Zu Weihnachten 1972 wurde Wum dann zum Gesangsstar: Mit dem Titel Ich wünsch’ mir ’ne kleine Miezekatze war er so erfolgreich, dass er für neun Wochen die Spitze der deutschen Hitparade belegte. Dabei handelte es sich bei Wums Gesang um von Bülows Sprechgesang. Wum blieb auch in der Nachfolgesendung Der Große Preis bis in die 1990er Jahre hinein als Pausenfüller erhalten, bald schon als Duo zusammen mit dem Elefanten Wendelin und später mit dem Blauen Klaus, einem Außerirdischen, der mit seiner fliegenden Untertasse einschwebte. Loriot schrieb und zeichnete die Trickfilmgeschichten, die jedes Mal mit einer Aufforderung an die Zuschauer schlossen, sich an der Fernseh-Lotterie zu beteiligen, und lieh allen Figuren seine Stimme. In den letzten sieben Jahren übernahm der Parodist Jörg Knör die Synchronisation der Zeichentrickfiguren.[26] Mit der letzten Folge von Der große Preis endeten auch die Abenteuer von Wum und Wendelin. Heute ist das Paar auf der letzten Seite der Fernsehzeitschrift Gong zu sehen.
1972 endete die Serie Cartoon. 1974 produzierte der Süddeutsche Rundfunk unter dem Titel Loriots Telecabinet eine Einzelsendung, die bereits einiges von dem vorwegnahm, was im Laufe des Jahrzehnts noch kommen sollte. 1976 entstand mit Loriots sauberer Bildschirm die erste Folge der sechsteiligen Fernsehserie Loriot bei Radio Bremen, in der er sowohl Zeichentrickfilme als auch gespielte Sketche (letztere oft zusammen mit Evelyn Hamann) präsentierte. Die Serie gilt als Höhepunkt seines Fernsehschaffens und machte Loriot zu einem festen Bestandteil deutscher Fernseh-, Literatur-, Kultur- und Sozialgeschichte.[27] Die Sketche und Trickfilme wurden in Deutschland sehr populär und werden teilweise noch immer regelmäßig im Fernsehen wiederholt. Die Anmoderationen und humoristischen Einlagen von Loriot und (später auch) Evelyn Hamann zwischen den Filmbeiträgen fanden auf einem grünen Sofa statt.[28]
1983 produzierte Radio Bremen zu seinem 60. Geburtstag für die ARD die Sendung Loriots 60. Geburtstag, in der alte Sketche mit einer neuen Rahmenmoderation verknüpft wurden. Auf ähnliche Weise wurden im Laufe der Jahre weitere Sondersendungen anlässlich Loriots 65., 70. und 80. Geburtstag produziert. 1997 wurde die Serie Loriot als vierzehnteilige Neufassung wiederveröffentlicht, für die nicht nur auf die Sketche und Trickfilme der Originalserie, sondern auch auf Beiträge für die Serie Cartoon, Beiträge für das Fernsehmagazin Report sowie jene Sondersendungen zu Loriots runden Geburtstagen zurückgegriffen wurde.
Eine besondere Liebe entwickelte Loriot zur klassischen Musik und zur Oper. Das Interesse hatten die Großmutter, die ihm als Kind Mozart, Puccini und Bach auf dem Klavier vorspielte, und die Plattensammlung seines Vaters mit Aufnahmen von Opernarien geweckt. In seiner Stuttgarter Zeit wohnte Loriot in Laufweite zur Oper Stuttgart und wirkte als Komparse auf der Opernbühne mit.[29]
1982 dirigierte er das „humoristische Festkonzert“ zum 100. Geburtstag der Berliner Philharmoniker, mit deren Geschichte er durch familiäre Beziehungen verbunden war (Hans von Bülow, der erste Chefdirigent der Philharmoniker, war ein entfernter Verwandter von Loriot). Seine Erzählfassung des Karnevals der Tiere führte Loriot wiederholt mit dem Scharoun Ensemble auf, einem Kammermusikensemble von Musikern der Berliner Philharmoniker.
Als Regisseur inszenierte Loriot die Opern Martha (Stuttgart, 1986) und Der Freischütz (Ludwigsburg, 1988). Seit 1992 wird seine Erzählfassung von Wagners Ring des Nibelungen aufgeführt: Der Ring an einem Abend, uraufgeführt mit dem Ensemble des Nationaltheaters Mannheim. Loriots Ring bildete auch den einzigen Programmpunkt der 1995 erstmals in Berlin veranstalteten Operngala zugunsten der Deutschen AIDS-Stiftung.[30] Loriot war bis 2006 Moderator dieser jährlich in der Deutschen Oper Berlin ausgerichteten Veranstaltung. Seine Moderationstexte bildeten später den Grundstock für Loriots kleinen Opernführer. Sein Nachfolger als Moderator der AIDS-Gala war ab 2007 Max Raabe.
Für Leonard Bernsteins Operette Candide verfasste Loriot neue Texte für eine konzertante Aufführung, welche die Handlung besser verständlich machten und dem Stück in Deutschland zu neuer Popularität verhalfen.[31] Die Neufassung des konzertanten Candide wurde 1997 im Prinzregententheater München uraufgeführt.[32] Loriot sprach die Texte in Aufführungen selbst.[33][34]
1988 drehte Loriot als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller den Film Ödipussi, 1991 folgte dann Pappa ante portas. Dabei spielte Evelyn Hamann jeweils die weibliche Hauptrolle. Produziert wurden beide Filme von Horst Wendlandt, der auch die meisten Filme von Otto Waalkes und Hape Kerkeling produzierte. Im Film Otto – Der Außerfriesische, von 1989, hat Loriot einen Cameo-Auftritt.
Vicco von Bülow starb am 22. August 2011 im Alter von 87 Jahren in Ammerland am Starnberger See.[45] Er wurde am 30. August 2011[46] im engsten Familienkreis auf dem Waldfriedhof Heerstraße im Berliner Ortsteil Westend beigesetzt.[47] Die Grablage: Erb. 2d-3a/b/c ist seit 2020 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet.[48] In der evangelisch-lutherischen St.-Gotthardt-Kirche in Brandenburg/Havel, wo von Bülow am 30. Dezember 1923 getauft worden war, wurde ebenfalls ein Trauergottesdienst für ihn gehalten. Loriot hatte 1986 öffentlich zu Spenden für die Sanierung der Kirche aufgerufen.
Der Art Directors Club trauerte um sein Ehrenmitglied in einer Zeitungsanzeige mit den Worten: „Lieber Gott, viel Spaß!“[49]
Neben dem Grab auf dem Berliner Waldfriedhof an der Heerstraße erinnern in seinem Geburtsort Brandenburg „Loriots Weg“ mit mehreren Stationen, darunter einige seiner Lebens- und Wirkungsstätten, ein sitzendes Knollennasenmännchen und die Figur Müller-Lüdenscheidt an ihn.
In seinem langjährigen Wohnort in Münsing am Starnberger See erinnert ein Brunnen auf dem Dorfplatz an Loriot als einen Ehrenbürger der Gemeinde. Es ist eine Steinbadewanne mit den zwei sitzenden Herren aus Bronze, die sich gegenseitig mit einem Strahl aus dem Mund anspritzen.[50]
Auf dem Eugensplatz in Stuttgart weist seit November 2013 eine Säule darauf hin, dass Loriot dort in Jugendjahren wohnte. Nachdem eine bei einer humoristischen Aktion auf das Denkmal gestellte Mopsfigur für Aufsehen gesorgt hatte und wenig später auf ungeklärte Weise wieder verschwunden war, ziert seit Mai 2014 die Bronzestatue eines Mopses ganz offiziell die Säule. Sie spielt an auf Loriots Ausspruch: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“[51][52] Seit dem 8. Juni 2015 erinnert auch eine Tafel an der Fassade des Hauses Haußmannstraße 1 daran, dass Loriot „im dritten Stock dieses Hauses von 1938 bis 1941“ wohnte.[53] In Bremen wurde 2013 eine Bronzereplik des Loriot-Sofas – ebenfalls mit Mopsskulptur – vor dem Funkhaus von Radio Bremen postiert. Im selben Jahr fand am Hillmannplatz in der Innenstadt die Einweihung des Loriotplatzes[54] statt. Im Oktober 2012 wurde das staatliche Gymnasium Falkensee (Brandenburg) in Vicco-von-Bülow-Gymnasium umbenannt;[55] 2013 wurde im brandenburgischen Stahnsdorf das Vicco-von-Bülow-Gymnasium eingeweiht.[56]
Loriots Werke beschäftigen sich hauptsächlich mit zwischenmenschlichen Kommunikationsstörungen.
„Kommunikationsgestörte interessieren mich am allermeisten. Alles, was ich als komisch empfinde, entsteht aus der zerbröselten Kommunikation, aus dem Aneinander-vorbei-Reden.“
Seine Cartoons leben vom Kontrast zwischen der dargestellten Situation, der dabei zur Schau getragenen Würde seiner Knollennasenmännchen und den Legendentexten. Eines dieser Elemente fällt immer aus dem Rahmen, etwa der Legendentext „Wir fordern die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, auch wenn der Säugling dabei vorübergehend an Gewicht verlieren sollte“ unter der Darstellung eines sich distinguiert ein Kleinkind an die Brust legenden knollennasigen Herrn. Ein anderer Cartoon zeigt, wie einem Anstreicher, der am oberen Rand eines hohen Schornsteins arbeitet, der Pinsel herunterfällt, wozu der Legendentext trocken anmerkt: „Reine Dachshaarpinsel sind zwar empfindlich, aber bei feinen Arbeiten sauberer im Strich.“
Themen der Cartoons sind insbesondere das Alltagsleben, Szenen aus der Familie und der bürgerlichen Gesellschaft und oft die sprichwörtliche „Tücke des Objekts“. Loriot machte das Absurde sichtbar, das in normalen Alltagssituationen steckt, und karikierte etwa in seinen „Ratgebern“ die insbesondere in der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft verbreitete Sehnsucht nach festen, erlernbaren Regeln im gesellschaftlichen Umgang, deren Beachtung vor Peinlichkeiten bewahren sollte, und die dabei zu beobachtende Unbeholfenheit. Die Komik entsteht oft dadurch, dass die Figuren sich auch in unpassenden und grotesken Situationen (etwa wenn zwei einander unbekannte Herren versehentlich in derselben Badewanne gelandet sind) darum bemühen, sich an Gepflogenheiten zu halten, wodurch ein oft absurder Humor erzeugt wird. In seinen Filmen und Sketchen zeigte Loriot gewissermaßen die Contenance von Menschen, die in den verschiedensten Situationen durch ihre bürgerlichen Umgangsformen und Rituale eine Katastrophe (oder zumindest den destruktiven Ausbruch von Aggressionen) zu verhindern und so ihre Würde und die gesellschaftliche Ordnung zu wahren versuchen, aber oft tragikomisch ins Absurde und Chaotische abgleiten. Auffallend sind daneben gekonnt eingesetzte schlüpfrige Akzente.
Einige Erfindungen und Formulierungen Loriots wurden im deutschen Sprachraum Allgemeingut. Dazu gehören das Jodeldiplom, die Steinlaus (die sogar mit einem Eintrag im Pschyrembel vertreten ist) und der Kosakenzipfel mit den den Konflikthöhepunkt des zugehörigen Sketches markierenden Beschimpfungen „Jodelschnepfe“ und „Winselstute“, aber auch Sätze wie „Da hab’ ich was Eigenes, [da] hab’ ich mein Jodeldiplom“,[60] „Und Reiter werden ja immer gebraucht!“,[61] „Bitte sagen Sie jetzt nichts…“,[62] „Das ist fein beobachtet“,[63] „Früher war mehr Lametta!“,[64] „Ein Klavier, ein Klavier!“,[65] „Das Bild hängt schief!“,[66] „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann“ (sowie die Variante „wo Mutti sonst nur blasen kann“),[67] „Männer und Frauen passen (einfach) nicht zusammen!“, „Frauen haben auch ihr Gutes“[68] oder das lakonische „Ach (was)!“
Im März 2012 entschied das Landgericht Berlin[69] zu Gunsten der Erben von Vicco von Bülow, dass Wikipedia Wohlfahrtsmarken mit den Motiven von Loriot nicht zeigen darf. Die Abbildungen waren bereits im Herbst 2011 nach einer einstweiligen Verfügung entfernt worden.[70]
Die im Münchner riva Verlag kurz nach Loriots Tod erschienene Biografie musste Mitte Januar 2013 aufgrund von Urheberrechtsverstößen vom Markt genommen werden. Loriots Tochter Susanne von Bülow hatte vor dem Landgericht Braunschweig dagegen geklagt, dass das Buch zu viele Zitate Loriots enthalte. Die Klägerin erzielte einen Teilerfolg.[71] Das Buch wurde später in veränderter Form neu aufgelegt.
2019 mussten sich zwei Münchener Gerichte mit dem Satz „Früher war mehr Lametta!“ beschäftigen. Loriots Erben wollten einem Hersteller verbieten, diesen Satz auf T-Shirts zu drucken. Beide Gerichte entschieden jedoch, dem Satz allein fehle die „hinreichende Schöpfungshöhe“. „Seine Besonderheit und Originalität erfahre dieser Satz durch die Einbettung in den Loriot-Sketch Weihnachten bei Hoppenstedts und die Situationskomik.“[72]
Die ISBN und der Verlag beziehen sich auf die aktuelle Ausgabe.
Eine Auswahl der klassischen Sketche und Zeichentrickfilme:[76]
Weitere Ausstellungen hatte es in Brandenburg bereits 1985 und 1996 gegeben. Im Panoptikum Mannheim befand sich eine ihm zu Ehren geschaffene Wachsfigur.
Über Loriot
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