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deutscher Mediziner, Zoologe, Pädagoge Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Otto Hermann Steche (* 12. Oktober 1879 in Plagwitz (Leipzig); † 30. August 1945 in Treysa) war ein deutscher Mediziner und Zoologe. Als Pädagoge und Autor verfasste er rassebiologische Unterrichtstexte, die Vererbungslehre und Rassenanthropologie verknüpften und alle damals gängigen rassischen und antisemitischen Stereotypen und Invektiven enthielten.[1]
Otto Hermann entstammte einer wohlhabenden Familie. Er war der Sohn des Industriellen Otto Steche (1834–1908) und dessen Ehefrau Johanna geb. Habenicht. Seine Großmutter war die Konzertsängerin, Leipziger Salonnière und Liszt-Freundin Lidy Steche. Sein Onkel war der Kunsthistoriker Richard Steche. Zu seinen Brüdern gehörte der Unternehmer Albert Steche. Ein Schwager war der Kirchenhistoriker Friedrich Loofs.
Nach dem Besuch der 4. Bürgerschule war er ab 1889 Schüler der Thomasschule zu Leipzig. Bereits als Gymnasiast zeigte er ein besonderes Interesse an den Naturwissenschaften. Mit Begeisterung las er die Bücher Darwins und Ernst Haeckels. Nach Ablegung der Reifeprüfung studierte er ab 1898 zunächst Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 1899 wurde er im Corps Hasso-Borussia Freiburg recipiert.[2] Nach bestandenem Physikum wechselte er an die Philipps-Universität Marburg, wo er sich insbesondere dem Studium der Pathologie unter Leitung Hugo Ribberts widmete. 1903 bestand er das medizinische Staatsexamen. Anschließend studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München Naturwissenschaften, Philosophie und Kunstgeschichte. Im Sommer 1903 wurde er in Freiburg zum Dr. med. promoviert.[3]
Danach begann er seine zoologischen Studien in Freiburg, die er im Juli 1906 an der Universität Leipzig mit einer zweiten Promotion abschloss.[4] Eine Weltreise führte ihn anschließend über Nordamerika, Japan nach China. Auf einer Inselgruppe des Malaiischen Archipels erforschte er dabei das Leuchten tropischer Leuchtkäfer. Nach seiner Rückkehr im Frühjahr 1907 war Steche als Assistent am Zoologischen Institut der Universität Leipzig tätig. Er habilitierte sich am 6. Februar 1909 und wurde zum Privatdozenten an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt.[5] Ab 1914 war er stellvertretender Institutsleiter. Von 1915 bis 1919 hatte er die stellvertretende Leitung des Zoologischen Instituts der neuen Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main inne. Zugleich erhielt er einen Lehrauftrag als Privatdozent für Zoologie und vergleichende Anatomie. 1916 wurde er Professor. Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs blieb Steche a.o. Professor in den Lehrbetrieb der Universität Frankfurt eingebunden. 1928 erhielt er auf eigenen Antrag einen erneuten Lehrauftrag für Zoologie an der mathematisch-naturwissenschaftlichen Abteilung der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig. 1934 beendete er seine akademische Lehrtätigkeit endgültig.
Die Zeit der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche nach dem Ersten Weltkrieg, sowie private Schicksalsschläge – 1918 starb seine Frau an der Spanischen Grippe – und eine allgemeine Unzufriedenheit mit dem Fortgang seiner akademischen Karriere führten bei Steche zu einer beruflichen Neuorientierung. 1921 gründete er die Bergschule Hochwaldhausen, ein Landerziehungsheim, das kurzzeitig auch Klaus Mann und Erika Mann besuchten.[6] 1924 bestand er in Gießen das Staatsexamen für das Höhere Lehramt. Steches Unterricht war geprägt von akademischer Schulung. In Anlehnung an die Praxis der Odenwaldschule und des mit ihm befreundeten Paul Geheeb hob er dabei die festen Klassen auf und führte freie Kurssysteme ein. Die Kinder ließ er selbstverantwortlich in freien Gruppen arbeiten. Im Gemeinschaftsleben sah er einen stärkeren Erziehungsfaktor als im Unterricht selbst.[7] Als die wichtigste Aufgabe eines Schulleiters galt für ihn „seine eigene Persönlichkeit nach Möglichkeit in den Hintergrund zu stellen und Schüler wie Mitarbeiter so wenig wie möglich in der Entfaltung ihrer eigenen Kräfte zu beschränken“.[8] Wegen Schwierigkeiten durch die Deutsche Inflation 1914 bis 1923 musste er die Schule 1927 schließen. Er erhielt eine Anstellung als Studienrat an der reformpädagogisch orientierten Gaudigschule in Leipzig, an der er die Fächer Zoologie, Botanik, Chemie und Französisch unterrichtete.
Mit Beginn der Herrschaft des NS-Regimes trat Steche dem Nationalsozialistischen Lehrerbund bei und gab mehrere Lehrbücher heraus, in denen er die nationalsozialistische Rassenideologie für den Unterricht in Mittel- und Oberstufenklassen aufbereitete. Zur Rassenkunde gelangte Steche vor allem im Rahmen seiner 1925 erschienenen Bearbeitung des dritten Bandes von Brehms Tierleben und der Arbeit an seinem populärwissenschaftlichen Buch Vom Zellverband zum Individuum (1929).[9] Im November 1933 unterzeichnete das Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler. Im April 1934 wurde er vom preußischen Ministerium für Volksbildung zum kommissarischen Leiter der evangelischen Klosterschule Ilfeld berufen, die er in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt umwandeln sollte. Am 1. Januar 1936 trat er das Amt eines Studiendirektors am Domgymnasium Naumburg an; am 12. April 1937 wurde er zu dessen Schulleiter ernannt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Otto Steche wegen seiner Tätigkeiten für das NS-Regime aus dem Schuldienst entlassen und interniert. Er starb im Kriegsgefangenenlazarett Hephata in Treysa (Abteilung für politische Gefangene) an den Folgen einer Sepsis.
Otto Hermann Steche heiratete 1907 in erster Ehe Anna von Hase (1887–1918), Tochter des Leipziger Verlagsbuchhändlers und Inhabers von Breitkopf & Härtel Oskar von Hase (1846–1921). Seit 1920 war Steche in zweiter Ehe mit Caroline Remelé (* 1893), einer Tochter des Reichsgerichtsrats Ernst Remelé, verheiratet. Aus beiden Ehen gingen sechs Kinder hervor.
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