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deutscher Maler, Bildhauer und Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kurt Mühlenhaupt (* 19. Januar 1921 in Klein Ziescht, Kreis Jüterbog-Luckenwalde; † 16. April 2006 in Zehdenick, Ortsteil Bergsdorf) war ein deutscher Maler, Bildhauer und Schriftsteller. Er wurde als Kreuzberger Milieu-Maler bekannt und gehörte zu der 1972 gegründeten Gruppe der Berliner Malerpoeten, einer Gemeinschaft von malenden Schriftstellern wie Günter Grass, Aldona Gustas, Artur Märchen, Nepomuk Ullmann und Wolfdietrich Schnurre.
Kurt Mühlenhaupt kam während einer Eisenbahnfahrt auf der Strecke von Prag nach Berlin zur Welt. Als Geburtsort wurde das bei der Geburt nächstgelegene Dorf Klein Ziescht in seiner Geburtsurkunde eingetragen. Die Familie lebte in einer Laubenkolonie in Berlin-Tempelhof. Schon als Kind malte er Tiere für seine Freunde und hatte schon mit zwölf Jahren das Ziel, ein Maler zu werden.
Nach der Schulausbildung und einer Lehre zum Modellbauer wurde er als Fallschirmjäger ausgebildet und zunächst in Narvik (Norwegen) eingesetzt. Beim Absprung über Kreta verwundete eine Kugel sein linkes Handgelenk, das Gelenk blieb für immer steif. Während der Krankenhausaufenthalte malte er weiter. Folgerichtig begann er 1943 ein Kunststudium in Berlin. Nach einer weiteren Kriegsverwundung besuchte er ein Jahr lang die private Kunstschule des Westens, die er nach mehreren Enttäuschungen und einem psychischen Zusammenbruch wieder verließ. Im letzten Kriegsjahr wurde Mühlenhaupt als „Krüppel“ wieder eingezogen und überlebte seinen Einsatz nur mit Glück, sein linkes Fersenbein wurde zerfetzt.
Seine Erlebnisse während des Zweiten Weltkrieges konnte er nur schwer verarbeiten, so dass diese ihn lebenslang körperlich und psychisch belasteten. 1994 brach eine alte Kriegsverwundung wieder auf, die ihn zwei Jahre lang ans Bett fesselte.
Von 1946 bis 1948 studierte er an der Berliner Hochschule der Künste. 1946 nahm er schon mit großem Erfolg an der Ausstellung „Junge Generation“ teil. Sein Ansinnen, 1948 ein Schüler von Karl Schmidt-Rottluff zu werden, lehnte dieser ab: „Aus Ihnen wird nie ein Maler, Sie sind zu grau.“ Nach dem daraus resultierenden psychischen Zusammenbruch und einem langen Klinikaufenthalt in der Psychiatrie arbeitete er danach als Tierzüchter, Trödelhändler sowie als Leierkastenmann und begann schon bald, wieder als Autodidakt zu malen. Seine damals bevorzugten Motive waren Porträts von Menschen aus dem Arbeitermilieu. Enttäuscht von den Entwicklungen in der DDR siedelte die Familie 1956 von Berlin-Karow nach Marienfelde über.[1]
1958 zog er mit seiner Familie nach Kreuzberg um. Im Trödler-[2] und Gaststättengeschäft fand er viele Anregungen für neue Bilder, die eben „typisch aus Kreuzberg“ waren. Als Milieu-Maler wurde er oft mit Otto Nagel und Heinrich Zille verglichen. 1960 nahm er erstmals an der Großen Berliner Kunstausstellung teil, was seinen Namen auch über die Grenzen Kreuzbergs hinweg bekannt machte. 1961 gründete er das Künstlerlokal „Leierkasten“ in Kreuzberg. In diesem Lokal, welches an der Straßenecke Baruther/Zossener Straße gegenüber der Friedhöfe am Halleschen Tor lag, verkehrten neben den oben genannten Künstlern auch Günter Bruno Fuchs, Natias Neutert, Robert Wolfgang Schnell und Artur Märchen.
Mit seinem Umzug 1970 in sein neues Atelier Chamissoplatz 8 konnte er erstmals nur von seiner Malerei leben. Stilistisch changieren seine Werke zwischen naiver Malerei und Expressionismus.
Kurt Mühlenhaupt wirkte auch in zwei Filmen von Ulrich Schamoni mit: in Quartett im Bett von 1968 (mit Ingo Insterburg und Karl Dall) und gemeinsam mit seinem Bruder im Film Mein Bruder Willi (1972/1973).
Von seinen keramischen und bildhauerischen Arbeiten künden heute noch seine „Dudu-Zwerge“ und der „Feuerwehrbrunnen“ (1981) auf dem Mariannenplatz in Kreuzberg.
Bereits in den 1970er Jahren machte Mühlenhaupt Ausflüge in die Berliner Umgebung. Ihn begeisterte besonders die Landschaft an der oberen Havel mit ihren weiten Feldern, Wiesen und Straßen. Nach der Wende baute er mit seiner Ehefrau Hannelore in Bergsdorf bei Zehdenick einen alten Gutshof aus, den er als neues Wohndomizil, Atelier, Galerie und Veranstaltungsort nutzte. Dort war bis Sommer 2019 das Kurt Mühlenhaupt Museum zu Hause.[3] Seine auf elf Bände angelegte Autobiografie, entsprechend der Anzahl der Buchstaben seines Namens, konnte er nicht mehr vollenden. Sie endet 2004 mit Band X (P), der die Reiseerlebnisse zwischen 1970 und 1989 zum Inhalt hat.
Seit Juli 2020 befindet sich das Museum in der Fidicinstraße in Berlin-Kreuzberg.[4]
Nach dem Tod von Willi Mühlenhaupt (1907–1977), der auf dem Böhmisch-Lutherischen Bethlehems-Friedhof in Kreuzberg beigesetzt wurde, gestaltete Kurt Mühlenhaupt dort ab 1978 eine Grabanlage für den Bruder, sich selbst und weitere Familienmitglieder, die hier ihre letzte Ruhestätte finden sollten. Ursprünglich handelte es sich um vier Edelstahlstelen mit montierten Emaillebildern. Nachdem die Porträts Mitte der 1980er-Jahre gestohlen worden waren, entwarf Mühlenhaupt als Ersatz vier Betonstelen mit farbigen Porträts im naiven Stil. Die Inschriften verweisen im oberen Bereich auf die hier tatsächlich Bestatteten, unten auf weitere Familienmitglieder, die woanders ruhen.[5]
Kurt Mühlenhaupt starb 2006 im Alter von 85 Jahren in Zehdenick. Beigesetzt wurde er in der von ihm selbst entworfenen Grabanlage auf dem Friedhof der Bethlehemsgemeinde (Friedhöfe vor dem Halleschen Tor).[6] Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Kurt Mühlenhaupt seit 2018 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung gilt zunächst für die übliche Frist von zwanzig Jahren, kann anschließend aber verlängert werden.[7]
Anlässlich des 100. Geburtstags am 19. Januar 2021 gab die Kreuzberger Chronik ein Sonderheft unter dem Titel Kurt Mühlenhaupt Extrablatt (No. VIII – Winter 2020/2021) heraus, das im Abschnitt Das Mühlenhauptjahr im Überblick die geplanten Ausstellungen und Veranstaltungen aufführt, darunter die Ausstellung in den Mühlenhaupt Höfen[8] der Kreuzberger Fidicinstraße im Bergmannkiez.[9]
Das Kurt Mühlenhaupt Museum veröffentlichte am 19. Januar 2021 den Audioguide Auf Kurt Mühlenhaupts Spuren durch Kreuzberg, der von Katharina Thalbach eingesprochen wurde.[10] Eine Übersicht der über das Jahr geplanten Aktionen wurde in der Presse veröffentlicht.[11] Ein Übersichtsflyer zeigt die Zeiten und Stationen der geplanten Veranstaltungen.[12] So wird Mühlenhaupts Freund und Drucker Hugo Hoffmann samstags Führungen auf Mühlenhaupts Spuren durch Kreuzberg anbieten.
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