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Nationalarchiv von Österreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Österreichische Staatsarchiv (ÖStA) in Wien ist das zentrale Archiv der Republik Österreich. Es verwahrt auf Grundlage des Bundesarchivgesetzes[2] das Archivgut des Bundes. Die Aufgaben des Österreichischen Staatsarchivs sind darin wie folgt beschrieben: Erfassen, Übernehmen, Verwahren, Erhalten, Instandsetzen, Ordnen, Erschließen, Verwerten und Nutzbarmachen von Archivgut des Bundes für die Erforschung der Geschichte und Gegenwart, für sonstige Forschung und Wissenschaft, für die Gesetzgebung, Rechtsprechung, Verwaltung sowie für berechtigte Belange der Bürger. Für Archivbestände können Sperrfristen von bis zu 110 Jahren gelten.[3][4]
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Staatliche Ebene | Bund | ||
Stellung | nachgeordnete Dienststelle | ||
Aufsicht | Bundeskanzleramt | ||
Gründung | 1749 als Geheimes Hausarchiv (Kaiserin Maria Theresia) | ||
Hauptsitz | Wien 3., Nottendorfer Gasse 2 | ||
Leitung | Helmut Wohnout[1] | ||
Website | www.oesta.gv.at |
Soweit es sich bei den Archivalien um Denkmale handelt, ist gemäß Denkmalschutzgesetz das Österreichische Staatsarchiv an Stelle des Bundesdenkmalamtes auch für den Denkmalschutz zuständig.
Die Vorgeschichte des staatlichen Archivwesens in Österreich fing 1502 an, als Maximilian I. befahl, in Wien eine geordnete Sammlung von Dokumenten anzulegen. Als Archivar wurde Johannes Cuspinian eingesetzt.[5] Der Befehl von Maximilian I. wurde nur teilweise verwirklicht. Der Ursprung des Österreichischen Staatsarchivs geht auf das Jahr 1749 zurück, als Kaiserin Maria Theresia im Zuge einer Reform der Verwaltung ein Geheimes Hausarchiv einrichtete.[6] Als eigentliches Gründungsdokument des Haus-, Hof- und Staatsarchivs gelten die „Ohnmaßgebigisten Reflexiones und underthänigste Anfragen die Errichtung des kaiserlich-königlichen Geheimen Hausarchivs betreffend“, die Theodor Anton Taulow von Rosenthal Maria Theresia im Sommer 1749 unterbreitet hatte.[7] Die Gründung stand im Zusammenhang mit der neuen, zentralisierten Verwaltung, die auch ein eigenes Archiv benötigte. Aus anderen Zentren der Verwaltung wie Prag, Graz oder Innsbruck wurden Dokumente nach Wien geschafft.
Bei der geschichtlichen Betrachtung ist zu beachten, dass es schon früher Archive und Dokumentensammlungen gegeben hat, deren Inhalt in das neue Archiv einflossen.
Im 19. Jahrhundert wurde dann der Name Haus-, Hof- und Staatsarchiv üblich.
1951 kam es zu einem Skandal, weil Heinz Grill, Archivar im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, über Jahre hinweg Gold- und Silberbullen gestohlen und an Metallhändler verkauft hatte („Affäre Grill“).
Das moderne Österreichische Staatsarchiv gliedert sich in mehrere Abteilungen:
Das 1983 gegründete Archiv der Republik ist die jüngste Archivabteilung. Es ist Zentrum der zeitgeschichtlichen Forschung in Österreich und archivisch für die Bewertung, Skartierung, Übernahme und Verwahrung, die Sicherung, Erhaltung und Instandsetzung, Erschließung, Erfassung und Nutzbarmachung jener Schriftgutbestände zuständig, die in österreichischen Zentralbehörden (sämtliche Ministerien, zentrale Bundesdienststellen sowie nachgeordnete Dienststellen) seit 1918 produziert wurden.
Seit der Einführung des elektronischen Aktes (ELAKimBUND) in der österreichischen Bundesverwaltung (flächendeckend für alle Bundesdienststellen seit 2004) obliegt dem Archiv der Republik auch die Umsetzung der digitalen Archivierung dieses Schriftgutes. Ab 2007 wurde intensiv an einer passenden Lösung zur langfristigen Erhaltung des „digital born“-Aktes gearbeitet. Die Inbetriebnahme des Digitalen Archivs Österreich erfolgte 2012.[8]
Das Allgemeine Verwaltungsarchiv verwahrt das Schriftgut der für die innere Verwaltung der Habsburgermonarchie zuständigen Zentralbehörden ab dem 16. Jahrhundert, insgesamt 12.700 Laufmeter, eine bedeutende Karten- und Plansammlung und ca. 5.000 Urkunden. In seinen Ursprüngen geht das Allgemeine Verwaltungsarchiv auf die erstmalige Zusammenfassung der Altregistraturen der Hofkanzleien bei Gründung des „Directorium in publicis et cameralibus“ 1749 zurück. Die Archivbestände des Allgemeinen Verwaltungsarchivs wurden durch den Justizpalastbrand im Juli 1927 erheblich dezimiert.
Die Archivalien, die in dieser Abteilung verwahrt werden, sind in 10 thematische Gruppen (=Bestandsgruppen) aufgeteilt, welche ihrerseits wiederum Akten verschiedener Zentralstellen beinhalten:
Der Beginn eines geordneten Militärarchivwesens in der Habsburgermonarchie ist mit dem Jahre 1711 anzusetzen, als Kaiser Joseph I. die Schaffung einer Archivarsstelle beim Hofkriegsrat, der obersten Zentralbehörde für das habsburgische Kriegswesen, anordnete. Bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich dieses hofkriegsrätliche Kanzleiarchiv allmählich zu einer Art militärischem Zentralarchiv, zumal 1776 durch die Verschmelzung der hofkriegsrätlichen Plansammlung mit dem Geniearchiv das Kanzleiarchiv auch in Bezug auf kartografisches Material zu einer zentralen Anlaufstelle wurde. Zusätzlich galt es aber auch, aus vergangenen Feldzügen Lehren für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen. Vor diesem Hintergrund ordnete Kaiser Joseph II. 1779 die aktenmäßige Bearbeitung der Feldzüge seit 1740 an. Diesen Zugang zur Kriegsgeschichte beabsichtigte auch Erzherzog Karl weiterzuführen, indem er 1801 die Schaffung des k. k. Kriegsarchivs veranlasste. Dieses hatte seinem Gründungsauftrag entsprechend Akten- und Kartenmaterial zu sammeln, aber auch wissenschaftlich-publizistisch auszuwerten.
Das k. k. (ab 1889 k. u. k.) Kriegsarchiv bestand zunächst aus einer Schriftenabteilung, einem Karten-Archiv, der Bibliothek und einer Abteilung für kriegsgeschichtliche Arbeiten. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte das Kriegsarchiv den Großteil des bis dahin noch andernorts verwahrten militärischen Schriftguts an sich gezogen. Während des Ersten Weltkriegs hatte das Kriegsarchiv mit der Übernahme von Massenschriftgut von der Front erheblich mehr an Aufgaben zu erledigen, wofür der Personalstand des Archivs wesentlich erhöht werden musste. Nach Kriegsende 1918 wurde das Kriegsarchiv zu einer zivilen Institution, der nach dem Zerfall der Monarchie massenhaft neues Aktenmaterial aufgelöster Dienststellen und bisher eigenständiger Archive zufiel. Während des Zweiten Weltkriegs war das Kriegsarchiv als Heeresarchiv Wien ein Teil der deutschen Heeresarchivorganisation unter dem Oberkommando der Wehrmacht. Nach beträchtlichen Verlusten infolge des Krieges wurde das Kriegsarchiv 1945 zu einer Abteilung des neu geschaffenen Österreichischen Staatsarchivs. In den Jahren 1991–1993 übersiedelte das seit 1905 in der Stiftskaserne im 7. Wiener Gemeindebezirk untergebrachte Kriegsarchiv in das Zentralarchivgebäude in Wien III.
Das Kriegsarchiv umfasst etwa 180.000 Aktenkartons und 60.000 Geschäftsbücher auf circa 50 Regalfachkilometern und ist damit das mit Abstand bedeutendste Militärarchiv Mitteleuropas. Seine Kartensammlung mit über 600.000 Karten und Plänen ist die größte Österreichs. Hinzu kommt eine Sammlung von etwa 400.000 Bildern. Die ehemalige Bibliothek des Kriegsarchivs zählt zu den umfangreichsten Sammlungen älterer militärhistorischer Fachliteratur.
Die in 22 Bestandsgruppen zusammengefassten Bestände des Kriegsarchivs, in deren Struktur sich diese beiden grundverschiedenen Archivtraditionen bis heute widerspiegeln, lassen sich grob in fünf große Blöcke gliedern:
Das Kriegsarchiv, seit 1945 Teil des Staatsarchivs,[10] ist heute ein „historisches Archiv“. Das hier verwahrte Behördenschriftgut endet im Wesentlichen mit dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie am Ende des Ersten Weltkrieges (1918). Die Sammlungen des Kriegsarchivs erhalten dagegen laufend Zuwachs.
Direktoren
Das Finanz- und Hofkammerarchiv entstand, als 1945 die bisher getrennt geführten Bestände des Hofkammerarchivs und des Finanzarchivs zusammengeführt wurden. Die 1527 gegründete Hofkammer war die zentrale Finanzbehörde der Habsburgermonarchie. 1848 übernahm das neu gegründete Finanzministerium seine Aufgaben. Das Archiv enthält Finanzunterlagen, die vor allem für Historiker wichtig sind. Im historischen Archivbau in der Johannesgasse ist noch das Direktionszimmer von Franz Grillparzer erhalten, der hier von 1832 bis 1856 als Direktor wirkte. Mit 1. Dezember 2006 wurde die Abteilung Finanz- und Hofkammerarchiv dem Allgemeinen Verwaltungsarchiv eingegliedert. Der Großteil des Archivgutes wurde in das Zentralarchivgebäude in die Nottendorfergasse übersiedelt.
Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Minoritenplatz 1, wurde 1749 von Maria Theresia (1740–1780) als zentrales Archiv des Hauses Habsburg gegründet. Durch die Schaffung eines wohlgeordneten Urkundendepots, das die bis dahin auf mehrere Standorte verstreuten wichtigen Haus- und Staatsdokumente in Wien vereinigte, sollte sichergestellt werden, dass die Rechts- und Herrschaftstitel der Dynastie künftig bei Bedarf rasch greifbar waren. Mit dieser Aufgabe wurde der Rat Theodor Anton Taulow von Rosenthal[11] betraut.[12]
Als Archivräume dienten zunächst einige Zimmer im Erdgeschoss des Reichskanzleitrakts der Hofburg, unmittelbar am Torweg vom Michaelerplatz zum inneren Burgplatz, wo für die nächsten eineinhalb Jahrhunderte auch der Hauptsitz des Archivs blieb.[13] Bald wurde entschieden, dass das Archiv seinem Inhalt gemäß der für die Außenpolitik und die Angelegenheiten des Herrscherhauses zuständigen Zentralbehörde, also der Staatskanzlei, unterstellt werden sollte. Mittels Handschreiben ernannte Maria Theresia 1762 Staatskanzler Wenzel von Kaunitz zum obersten Archivleiter. Erst Jahrzehnte später, im beginnenden 19. Jahrhundert, wurde die eigene Aktenregistratur der Staatskanzlei zugunsten des Hausarchivs aufgelassen und fortan das gesamte diplomatische Aktenmaterial der „Haus-, Hof- und Staatskanzlei“ im nunmehr als „Haus-, Hof- und Staatsarchiv“ bezeichneten Archiv hinterlegt.[13] Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806 wurden die verwaisten Registraturen der obersten Reichsbehörden vom Haus-, Hof- und Staatsarchiv übernommen; einsetzend mit dem späten 19. Jahrhundert erfolgten auch seitens des kaiserlichen Kabinetts und der Hofbehörden kontinuierliche Aktenabtretungen. Unter Kaiser Franz Joseph I. entschloss man sich angesichts der immer größer werdenden Raumnot infolge des starken Anwachsens der Aktenmengen zu einem Archivneubau am Wiener Minoritenplatz, wo sich das Haus-, Hof- und Staatsarchiv bis heute befindet.[13]
Mit dem Ende der Donaumonarchie 1918 fiel auch der vormals so betonte geheime, ausschließlich den Staatsinteressen dienende Charakter des Haus-, Hof- und Staatsarchivs zugunsten einer allgemeinen Öffnung für die Geschichtsforschenden aus aller Welt. In der Ersten Republik Österreich war das Archiv dem Staatsamt/Bundesministerium für Äußeres, ab 1923 dem für Äußeres zuständigen Bundeskanzleramt unterstellt, 1938 wurde es in das zentrale, aus der Zusammenfassung der Archive der Wiener Zentralbehörden gebildete „Reichsarchiv Wien“ eingegliedert. Diese zentralistische Struktur wurde 1945 von der Zweiten Republik übernommen; das Haus-, Hof- und Staatsarchiv ist seither Teil des Österreichischen Staatsarchivs, welches dem Bundeskanzleramt untersteht.[13]
Inhaltliche Schwerpunkte der heute in 11 Bestandsgruppen gegliederten Bestände des Haus-, Hof- und Staatsarchivs sind:
Zu nennen sind weiters im Haus-, Hof- und Staatsarchiv deponierte Herrschafts- und Familienarchive, Nachlässe, eine Handschriftensammlung, eine Sammlung von Siegelabgüssen und -stempeln sowie eine Plan- und Kartensammlung.
Glanzstück unter den „Sammlungen“ der Archivabteilung ist aber fraglos die aus verschiedenen Provenienzen gebildete Urkundensammlung.
Insgesamt verwahrt die in einem 1899–1902 erbauten denkmalgeschützten Archivzweckbau am Wiener Minoritenplatz untergebrachte Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv auf 16.000 Laufmetern 130.000 Geschäftsbücher und Aktenkartons, 75.000 Urkunden, 15.000 Karten und Pläne und etwa 3000 Handschriften.
Das älteste Stück ist eine Urkunde, die Kaiser Ludwig der Fromme im Jahr 816 ausgestellt hat. Den zeitlichen Endpunkt setzt das Jahr 1918. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv gehört damit zu den „historischen“ Abteilungen des Österreichischen Staatsarchivs, die keinen Zuwachs mehr durch Schriftgutablieferungen aus österreichischen Bundesministerien erhalten.
Der große Stellenwert des Haus-, Hof- und Staatsarchivs für die internationale Forschung beruht auf dem weiten geographischen Einzugsbereich und der Vielfalt seiner Bestände. Durch die territoriale Ausdehnung der habsburgischen Herrschaft ab dem 15. Jahrhundert und die buchstäblich weltumspannenden Beziehungen der Dynastie umfasst das hier verwahrte Archivgut praktisch alle Kontinente.
Neben dem „klassischen“ Zugang der Diplomatie- und politischen Geschichte bietet das Archiv auch einer sozial- und kulturgeschichtlich orientierten Forschung reiches Material.
Die Restaurierwerkstätte[16] des ÖStA gehört, neben denen der Nationalbibliothek und des Bundesdenkmalamtes zu den wichtigsten Restaurierungsstätten für Papier, Pergament, Siegel und Buchbinderei in Österreich.
Das Österreichische Staatsarchiv gibt die Zeitschrift Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchiv (MÖStA) heraus, die seit 1948 in Jahresbänden erscheint. Darüber hinaus werden Archivinventare, Ergänzungsbände zu den Mitteilungen und Ausstellungskataloge publiziert. Die Publikationen des Österreichischen Staatsarchivs sind auch digital abrufbar.[31]
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