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Fahrzeugklasse Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Bezeichnung Kleinwagen steht im 21. Jahrhundert für ein europäisches Fahrzeugsegment einer Pkw-Fahrzeugklasse oberhalb der Kleinstwagen und unterhalb der Kompaktklasse. In den Fahrzeugsegmenten der Europäischen Kommission bilden Kleinwagen das B-Segment.[1] Typische Vertreter sind der VW Polo, der Opel Corsa, der Škoda Fabia und der Ford Fiesta. In den 1950er- und 1960er-Jahren stand der Begriff nicht nur für Pkw dieser Größe, sondern teilweise auch für deutlich kleinere Rollermobile und Mini-Pkw.
In den ersten Jahren nach dem Krieg waren die meisten Personenkraftwagen für den größten Teil der Bevölkerung zu teuer. Deshalb versuchten in den 1950er-Jahren zahlreiche Hersteller mit verschiedenen kleinen Fahrzeugtypen, den Bedarf an massentauglichen, erschwinglichen Pkw abzudecken.[2][3] Zu den ersten Kleinwagen zählen der Gutbrod Superior 600 und der Citroën 2CV, jeweils ab 1949 produziert. Typische Vertreter waren später die Lloyds, der NSU Prinz, das Goggomobil sowie die BMW-Modelle 600 und 700. In der DDR erachtete man diese Kleinwagen-Baumuster ebenso wie die Rollermobile als unzweckmäßig und beschleunigte daher die Entwicklung eines familientauglichen Pkw zur Massenmotorisierung[4], wobei man sich am Lloyd Alexander orientierte. Heraus kam dabei der ab 1958 produzierte Trabant, der ähnlich wie der Citroën 2CV konzeptionell fortschrittliche Merkmale in dieser Klasse aufwies – quer eingebauter Frontmotor, Frontantrieb sowie einer Fahrgastzelle, die vier erwachsenen Personen und Gepäck (Kofferraum: 415 l) Platz bot. Charakteristisch für Kleinwagen der späten 1950er-Jahre war ein Zwei- oder Viertaktmotor mit einem Hubraum von 500 bis 850 cm³ und einer Motorleistung zwischen 10 und 30 PS.[5][6] Eine Sonderstellung nahm der VW Käfer ein. Er lässt sich wegen des großen Hubraums zwar als Wagen der Unteren Mittelklasse einordnen, Preis, Platzangebot und die Leistung lagen jedoch fast auf Kleinwagen-Niveau. Einen Meilenstein setzte in Europa 1959 der Mini mit seiner neuartigen Karosserieformgebung – ein Steilheck (Vollheck), das kürzer war als bei Stufenheck-Limousinen. Der Preis des Mini war relativ hoch, er war deutlich teurer als ein VW Käfer. Ähnliche Fahrzeuge entstanden wie der Suzuki Suzulight TL, später Honda N600 und Autobianchi A112. Der erste fünftürige Kleinwagen war 1961 der Renault 4. Mit den Baumustern der 1960er-Jahre wurden Kleinwagen mit Frontantrieb und Kompaktbauweise zu familientauglichen Pkw qualifiziert. In der Bundesrepublik Deutschland hielt VW bis 1974 am Käfer fest. In der DDR wurde fortschrittlichen Kleinwagen-Prototypen wie dem Trabant 603 trotz Viertaktmotor und Kompakt-Karosserie die Serieneinführung politisch verwehrt. In Frankreich, Großbritannien und Italien setzte sich diese Bauweise schneller durch als in Deutschland, wo ab Mitte der 1970er Jahre Audi 50, VW Polo, Ford Fiesta und später der Opel Corsa die Trendwende brachten.
Fahrzeuge mit Schrägheck waren bis in die 1970er-Jahre selten. Aus praktischen Erwägungen setzte sich diese unter anderem am Austin Mini verwirklichte Bauform für Fahrzeuge im unteren Segment dann weitgehend durch. Varianten mit Stufenheck spielen auf dem deutschen Markt keine Rolle mehr, dennoch existieren von zahlreichen Kleinwagenmodellen solche Ableger, die oft unter einem eigenständigen Modellnamen angeboten werden oder wurden (Polo/VW Derby). Kleinwagen werden in den südlichen Ländern zu einem höheren Anteil als Familienauto genutzt und benötigen in dieser Funktion einen großen Kofferraum und möglichst vier Türen, was die größere Verbreitung der Stufenheckvarianten erklärt. Diese verlängerte Bauform wird von Herstellern auch als Plattform für Kleinwagenkombis genutzt. Kombis sind jedoch deutlich weniger verbreitet als in der Kompaktklasse. Einige Kleinwagen waren Basis für Kastenwagen.
Nahezu alle heutigen Kleinwagen haben Frontantrieb und einen quer eingebauten Motor – diese Bauform wurde erstmals am DKW F 1 im Jahr 1931 verwirklicht. Es zog sich bis in die 1970er hin, ehe sich dieses vorteilhafte Konzept bei den Kleinwagen endgültig durchsetzte. Der Zweitaktmotor des wegweisenden DKW wurde hingegen Anfang der 1960er vom Viertaktmotor verdrängt. (Nur der Trabant hatte, bedingt durch die fehlende Unterstützung der DDR-Regierung für eine Modernisierung der Autoproduktion, bis 1990 einen Zweitaktmotor.) Das Leistungsvermögen der Motoren steigerte sich immer weiter. Waren in den 1950ern noch 7 bis 25 kW Leistung üblich, sind gegenwärtig kaum noch Kleinwagen mit weniger als 40 kW erhältlich. Ein Teil der Leistungszunahme wurde jedoch durch das immer größer gewordene Leergewicht kompensiert.
Einige Aspekte sprechen für einen Kleinwagen. Die geringen Abmessungen nehmen wenig Verkehrsfläche in Anspruch, was vor allem in Ballungsräumen von großer verkehrspolitischer Bedeutung ist. Vorzüge sind ferner die große Wendigkeit und vergleichsweise einfache Parkplatzsuche.
Der Kraftstoffverbrauch ist heute kein Argument mehr für einen Kleinwagen. Ein VW Polo V wiegt zum Beispiel nur unwesentlich weniger als ein VW Golf VII (Polo ab 1067 kg; Golf ab 1205 kg = nur 13 Prozent mehr; das hohe Gewicht ist maßgeblich eine Folge der gewünschten Crashsicherheit, siehe auch Euro NCAP); beide Modelle sind mit 1,2-Liter- und 1,4-Liter-Motor erhältlich. Angesichts des Downsizings spielen Unterschiede in der Besteuerung durch Hubraumunterschiede allenfalls eine unbedeutende Rolle. Kleinwagen sind oft in einer ungünstigeren Kfz-Versicherungsklasse als etwas größere Modelle.
Zahlreiche Modelle bieten inzwischen ein deutlich höheres Maß an Insassenschutz als zum Beispiel im Jahr 2000. Allerdings gibt es einige Modelle, für die (auch gegen Aufpreis) kein ESP erhältlich ist. Ab 1. November 2014 ist ESP EU-weit für jedes neu verkaufte Auto vorgeschrieben (Näheres und Quellen hier). Bei vielen Kleinwagenmodellen kosten Ausstattungsvarianten wie etwa eine Klimaanlage Aufpreis; in der nächstgrößeren Klasse gehören sie zum Serienumfang. Das lässt den Listenpreisunterschied zwischen Kleinwagen und Kompaktwagen größer erscheinen als er „ausstattungsbereinigt“ tatsächlich ist.
Renault bietet mit der Zoe seit 2013 in diesem Segment auch ein rein elektrisch angetriebenes Fahrzeug mit 5 Sitzen an. 2019 folgten der Opel Corsa-e und der Peugeot e-208.
Premium-Kleinwagen geben sich sportlicher und eleganter als klassische Kleinwagen und richten sich an zahlungskräftige Kunden, die ein relativ kleines Fahrzeug wünschen. Typische Merkmale sind stärkere Motoren bereits in der Grundversion und Zweifarblackierungen. Als Pionier dieses Konzeptes in Europa gilt Autobianchi, die seit den 1950er-Jahren verschönerte Fahrzeuge auf Fiat-Basis verkauften. Der letzte Autobianchi dieser Art war der 1985 vorgestellte Autobianchi Y10, der außerhalb Italiens auch als Lancia Y10 verkauft wurde; es folgten nach 2000 Modelle im Retrodesign wie der neue Mini von BMW und der Fiat 500. Weitere Modelle sind der Alfa Romeo MiTo, der Citroën DS3, der Audi A1 und der Ford Fiesta Vignale. Der A1 hat viele Bauteile mit dem VW Polo gemein (siehe Plattform (Automobil)).
2024 wurde vom „Kleinwagen-Paradoxon“ berichtet: Kleinwagen sind zwar beliebt, werden aber wegen Umweltschutz-Auflagen immer weniger hergestellt. Es sei nicht mehr wirtschaftlich, weil durch höhere Anforderungen und Umweltstandards ein Kostenblock hinzugekommen ist, der bei kleinen Modellen nicht weitergegeben werden kann.[7]
Kein vollständiger Katalog, aber einige typische Vertreter ihrer Zeit
Für Zahlen zu den jährlichen Neuzulassungen von Personenkraftwagen des Segments Kleinwagen in Deutschland nach Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes, siehe Liste der Neuzulassungen von Personenkraftwagen in Deutschland nach Segmenten und Modellreihen#Kleinwagen.
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