Solly verbrachte einen Teil seines Lebens in Berlin, ab 1813 als Vertreter der Firma seines Vaters. Den Hauptumsatz erwirtschaftete der Betrieb mit Holz- und Getreidehandel zwischen England und den deutschen Ostseehäfen. Besonders gut lief das Geschäft während der Kontinentalsperre, die der Firma riesige Gewinne einbrachte. Seinen Anteil nutzte Edward Solly zum Aufbau einer außerordentlich großen Gemäldesammlung, die er aufgrund seiner weltweiten Handelsbeziehungen in relativ kurzer Zeit zusammentragen konnte.
Während der napoleonischen Kriege selbst geriet die Firma aber in immer größere finanzielle Schwierigkeiten. Schuld daran war die während dieser Zeit gehandhabte rigorose Zoll- und Handelspolitik Englands. Als einzigen Ausweg sah Solly, sich an den preußischen Staat zu wenden, in dessen Dienst es ja zu diesen Verlusten gekommen war. Preußen erkannt diese Verluste an und sprach Solly 1818 eine Entschädigung von 200 000 Reichstalern zu. Als das Geld nicht ausreichte, wurde ihm 1819 noch einmal ein Darlehen in gleicher Höhe gewährt. Als Sicherheit hinterlegte er seine auf mittlerweile über 3000 Bilder angewachsene Gemäldesammlung. Unfähig, den gewährten Kredit zurückzuzahlen und weil er noch weiteres Geld benötigt, begann er, durch Vermittlung von Wilhelm Christian Benecke von Gröditzberg und seinem Freund Benjamin Wegner, 1820 mit dem preußischen Staat über den Verkauf seiner Sammlung zu verhandeln. Am 15. November 1821 konnten diese erfolgreich abgeschlossen werden. Für eine Summe von 500.000 Reichstalern ging die gesamte Sammlung in das Eigentum des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. über, der sie als Grundstock der Berliner Königlichen Museen stiftete. Das Palais Solly in Berlin, Wilhelmstraße 67 (ehem. Ecke Behrenstraße), in dem sich die Sammlung befand, kaufte Benecke von Gröditzberg, der auch zur Ablösung von Sollys Schulden an ihn in Höhe von 30 000 Reichstalern Bilder aus der Sammlung übernahm.
Mit dem erzielten Gewinn baute Solly eine neue, weitaus weniger bedeutende Sammlung auf. Einzelne herausragende Stücke dieser zweiten Sammlung gelangten später, meist durch Tausch gegen andere Werke, ebenfalls an die Berliner Sammlung. Er selbst zog sich wenig später nach London zurück, wo er in einem prächtigen Haus in der Curzon Street in Mayfair lebte. Dort besuchten ihn 1826 Karl Friedrich Schinkel und 1835 der Direktor der Berliner GemäldegalerieGustav Friedrich Waagen, der Sollys Kunstgeschmack sehr schätzte.
Edward Solly war ein manischer Sammler. Seine Vorliebe galt vor allem der italienischen Malerei vom Trecento bis zur Renaissance, die den Hauptteil seiner Sammlung ausmachten. Vermutlich erst relativ spät richtete er sein Augenmerk auch auf altdeutsche und altniederländische Malerei. Angeregt wurde er dadurch sicherlich von Aloys Hirt und vor allem Friedrich Schinkel, mit denen er eng befreundet war. Obwohl nicht belegt, hatte er sicher bereits zu diesem Zeitpunkt den Gedanken an eine mögliche Verkäuflichkeit der Sammlung an den preußischen Staat und hoffte, den Wert durch die nordischen Schulen steigern zu können. Gerade Friedrich Schinkel engagierte sich sehr für die Gründung eines Berliner Kunstmuseums und sah die Solly-Sammlung als eine vortreffliche Basis an, die die bereits 1815 zu diesem Zweck erworbene Sammlung Giustiniani vorteilhaft ergänzen würde. So war es auch Schinkel selbst, der das Augenmerk von Solly auf bedeutende Gemälde lenkte, so z.B. die Flügeltafeln des Genter Altars der van Eyck-Brüder oder das Gisze-Bildnis von Holbein, die erst sehr spät ihren Weg in die Sammlung fanden.
Nach der Durchsicht der Sammlung erkannte man, dass sie Werke jeder Qualität enthielt. Von großen Meisterwerken der Kunstgeschichte bis zu unbedeutenden Werken war alles enthalten. Nach einer gründlichen Durchsicht sonderte man die für das Museum brauchbaren Werke aus. Viele der als weniger brauchbar angesehenen Bilder wurde zwischen 1880 und 1886 verkauft oder an die zahlreichen preußischen Provinzmuseen abgegeben. Im Austausch gegen wertigere Bilder gelangten weitere Werke an die königlichen Schlösser in Berlin und Potsdam.
Es folgt die Auflistung einiger bedeutender Werke aus der Sammlung Solly. Alle Bilder ohne einen Kommentar hinter dem Titel befinden sich noch heute in der Berliner Gemäldegalerie.
Maria, das Kind verehrend mit den heiligen Joseph, Johannes der Täufer, Katharina von Alexandrien, Ludwig von Toulouse und dem Stifter Lodovico Ariosto.
Maria mit dem Kinde (Madonna della Consolazione). (1939 von der Gemäldegalerie an die frühchristlich-byzanntinische Abteilung überwiesen)
Italo-Byzantinisch, 17. Jahrhundert
Noli me tangere. (1939 von der Gemäldegalerie an die frühchristlich-byzanntinische Abteilung überwiesen)
Russisch, 18. Jahrhundert
Die heilige Katharina. (1939 von der Gemäldegalerie an die frühchristlich-byzanntinische Abteilung überwiesen)
Frank Herrmann: Who was Solly?
1: In: The connoisseur. 164, 1967, ZDB-ID215961-2, S. 229–234,
2: The collector and his collection. In: The connoisseur. 165, 1967, S. 13–18,
3: The italian pictures. In: The connoisseur. 165, 1967, S. 153–161,
4: The sale of the Berlin Collection. In: The connoisseur. 166, 1967, S. 10–18,
5: The distribution of the collection. In: The connoisseur. 169, No. 679, 1968, S. 12–17.
Frank Hermann, Alheidis von Rohr: Edward Solly. Geschäftsmann, Kunstsammler, Kunsthändler. In: Jahrbuch Preussischer Kulturbesitz. 7, 1969, ISSN0342-0124, S. 149–159.
Wilhelm H. Köhler: Die Sammlung Solly. Merkmale und Kennzeichen ihrer Bilder. In: Miklós Boskovits: Frühe italienische Malerei – Katalog der Gemälde. Gebr. Mann, Berlin 1988, ISBN 3-7861-1156-1, S. 185/186.
Maria Dietl: The picture gallery of Berlin. The formation of the Solly collection. In: Giacomo Agosti, Maria Elisabetta Manca (Hrsg.): Giovanni Morelli e la cultura dei conoscitori. Atti del convegno internazionale, Bergamo, (Chiesa di S. Agostino,) 4–7 giugno 1987. Band 1. Lubrina, Bergamo 1993, ISBN 88-7766-090-2, S. 49–59.
Henning Bock: Das Profane und das Heilige. Die Sammlungen Solly und Boisserée im Wettstreit um die Übernahme durch Preußen. In: Annemarie Gethmann-Siefert (Hrsg.): Kunst als Kulturgut. Die Bildersammlung der Brüder Boisserée – ein Schritt in der Begründung des Museums. Bouvier, Bonn 1995, ISBN 3-416-02323-4, S. 107–112 (Neuzeit und Gegenwart 8).
Sandra Ute Melanie Schwarz: Die Sammlung von Edward Solly in Berlin. Stuttgart, Universität Magisterarbeit 2001.
Reimar F. Lacher: Solly, Hirt und die frühe italienische Malerei. Ein Kapitel aus der Gründungsgeschichte der Berliner Gemäldegalerie. In: Stefan Weppelmann (Hrsg.): Geschichten auf Gold. Bilderzählungen in der frühen italienischen Malerei. DuMont, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-8321-7676-4, S. 18–25.
Robert Skwirblies: Ein Nationalgut, auf das jeder Einwohner stolz sein dürfte. Die Sammlung Solly als Grundlage der Berliner Gemäldegalerie. In: Jahrbuch der Berliner Museen 51 (2009), ISBN 978-3-7861-2593-8, S. 71–99.