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Straße in Berlin-Mitte und Berlin-Kreuzberg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Wilhelmstraße liegt in den Berliner Ortsteilen Mitte (Bezirk Mitte) und Kreuzberg (Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg). Sie war Sitz wichtiger Regierungsbehörden Preußens, des Deutschen Reiches sowie der DDR und ist in dieser Tradition bis heute bedeutender Teil des politischen Berlins und Sitz internationaler politischer Institutionen. Bis 1945 galt der rhetorische Ausdruck Wilhelmstraße als Metonym für die deutsche Reichsregierung, ähnlich wie Downing Street No. 10 für die britische Regierung steht.[1] Trotz starker Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg durch alliierte Luftangriffe und die Schlacht um Berlin sind zahlreiche historische Gebäude an der Wilhelmstraße erhalten; die Berliner Denkmalliste nennt 19 schützenswerte Objekte.[2] Ende der 1980er Jahre wurde ein großer Teil des Viertels mit Plattenbauten überbaut.
Wilhelmstraße | |
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Straße in Berlin | |
Blick nach Norden über die Wilhelmstraße, vorn links das Bundesfinanzministerium, im Hintergrund Großer Tiergarten und Bundeskanzleramt | |
Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Mitte, Kreuzberg |
Angelegt | um 1730, 1740 umbenannt |
Hist. Namen | Husarenstraße, Neue Wilhelmstraße (1822–1964), Otto-Grotewohl-Straße (1964–1993) |
Anschlussstraßen | Luisenstraße (nördlich), Mehringdamm (südlich) |
Querstraßen | (Auswahl) Dorotheenstraße, Unter den Linden, Behrenstraße, Voßstraße, Leipziger Straße |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV |
Technische Daten | |
Straßenlänge | rund 2400 m |
Die Straße, ursprünglich in den 1730er Jahren im Zuge einer Stadterweiterung durch König Friedrich Wilhelm I. unter dem Namen Husarenstraße angelegt, erhielt ihren heutigen Namen um 1740 nach dessen Tod. Vor allem in der Zeit des Kaiserreiches und der Weimarer Republik war das Gebiet um die Wilhelmstraße als Regierungsviertel bekannt.
Die rund 2,4 km lange Straße verläuft in nord-südlicher Richtung. Sie beginnt im Norden am Reichstagufer, kreuzt den Boulevard Unter den Linden an der Ostseite des Pariser Platzes und die Leipziger Straße und endet heute am Halleschen Ufer nahe dem Halleschen Tor in Kreuzberg. Ursprünglich lief ihr südliches Ende in das Rondell (Belle-Alliance-Platz, heute: Mehringplatz) ein, sie wurde allerdings um 1970 vom Platz weg verschwenkt.
Zwischen der Behrenstraße und Unter den Linden ist die Wilhelmstraße seit 2003 zum Schutz der dortigen britischen Botschaft vor allem vor Autobomben für den motorisierten Durchgangsverkehr gesperrt.
Im Jahr 2014 verhandelten Berliner Verkehrs- und Sicherheitspolitiker und Vertreter aus Bundesministerien in vertraulichen Gesprächen über eine Aufhebung der Sperre, da für britische Auslandseinrichtungen eine Neubewertung zu erwarten war. Als weiteres Argument für die Freigabe des Straßenabschnitts dient auch der Verweis auf die längeren Fahrtwege für Rettungsfahrzeuge der in der Nähe ansässigen Charité. Zuvor müsse jedoch das Landeskriminalamt auswerten, ob die Sicherheitslage dies zulasse. Die Entscheidung über eine Freigabe des gesperrten Teilabschnitts liegt allerdings nicht im Zuständigkeitsbereich des Bezirks, sondern der Bundesregierung. Als Kompromissvorschlag wurde von dem Berliner CDU-Abgeordneten Oliver Friederici eine Freigabe von zwei der insgesamt vier Fahrstreifen gefordert.[3] Eine Entscheidung ist bislang (Stand: Herbst 2021) nicht gefallen, die Sperrung besteht aktuell weiter.
Unter dem ersten König in Preußen, Friedrich I., dem Namensgeber der Friedrichstraße, entstand bis 1706 die Friedrichstadt. Diese ließ sein Sohn, der „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I., in den 1730er Jahren zusammen mit dem Bau der Berliner Zoll- und Akzisemauer erheblich vergrößern. Die bei dieser Erweiterung angelegte Husarenstraße wurde nach Friedrich Wilhelms Tod 1740 in Wilhelmstraße umbenannt.
An der damaligen Husarenstraße entstanden in deren nördlichem Teil viele Palais’ von Ministern und persönlichen Vertrauten des Königs, zum Beispiel das für Samuel von Marschall gebaute Palais Marschall. Drei dieser Palais bekamen durch einen Ehrenhof eine besonders repräsentative Gestaltung. Das Palais Schwerin (benannt nach Kurt Christoph von Schwerin), später Palais des Reichspräsidenten, das Palais Schulenburg, danach Reichskanzlei und das Palais Vernezobre, später umgebaut zum Prinz-Albrecht-Palais.
Im südlichen Ende der Straße siedelte sich ab 1737 die aus Böhmen nach Berlin gekommene Herrnhuter Brüdergemeine an.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahmen wichtige Ministerien Preußens ihren Sitz in der Straße, mit wenigen Ausnahmen aufgrund des preußischen Sparzwangs nicht in Neubauten. Nach der Reichsgründung 1871 folgten Regierungsbehörden des Deutschen Reiches. Ausländische Botschaften bezogen repräsentative Gebäude in direkter Nähe. Nach der „Machtergreifung“ zog Anfang 1933 das Kabinett Hitler in die Schaltzentralen an der Wilhelmstraße ein. Während der NS-Zeit war an der Wilhelmstraße, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Zentrale der Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße 8 (heute: Niederkirchnerstraße), dem Prinz-Albrecht-Palais, das SD-Hauptamt untergebracht, die oberste Führungsstelle des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS (SD). Das SD-Hauptamt wurde 1939 Teil des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), das ebenfalls im Prinz-Albrecht-Palais seinen Sitz hatte.
Im Zweiten Weltkrieg zerstörten alliierte Luftangriffe und die Schlacht um Berlin viele Gebäude zu großen Teilen oder vollständig. Nach der Teilung Berlins war die Wilhelmstraße in einen nördlichen Bereich, der zu Ost-Berlin und einen südlichen Bereich, der zu West-Berlin gehörte, getrennt. Die Grenze verlief in Höhe des Straßenzuges Niederkirchner-/Zimmerstraße.[4] Im Kreuzberger Abschnitt entstanden in den 1970er und 1980er Jahren etliche Wohnneubauten, die zum Bestand der Sozialbauten gehören.
Zu DDR-Zeiten ist die zum Teil erhaltene oder wiederaufbaufähige Bebauung der Westseite als Vorgelände der Sektorengrenze und nach 1961 der Berliner Mauer vollständig beseitigt worden. Gegen Ende der 1980er Jahre begann der Ost-Berliner Magistrat dort mit der Anlage eines Wohngebiets aus Plattenbauten sein letztes größeres städtebauliche Projekt zu verwirklichen. Zwischen der Behren- und der Voßstraße entstanden bis zur Wiedervereinigung Berlins Wohn- und Geschäftshäuser in Plattenbauweise. Sie erhielten relativ aufwendige Fassaden und waren ein beliebtes Domizil der DDR-Nomenklatura.[5]
Auf Initiative des Abgeordnetenhauses von Berlin weist seit Beginn der 1990er Jahre eine ständige Straßenausstellung mit gläsernen Infotafeln auf die Standorte früherer Institutionen hin. Auf dem Areal des Prinz-Albrecht-Palais befindet sich der 2010 eröffnete Neubau der Stiftung Topographie des Terrors, die die Straße unter dem Begriff Geschichtsmeile Wilhelmstraße in ihren historischen Bezügen für die Öffentlichkeit aufzuarbeiten versucht.
In der Wilhelmstraße befanden sich vor 1945 unter anderem folgende Gebäude (damalige Hausnummernzählung):
In der zu DDR-Zeiten in Otto-Grotewohl-Straße (zu Ehren des DDR-Politikers Otto Grotewohl) umbenannten Straße hatten seit den 1970er Jahren folgende diplomatische Vertretungen ihren Sitz:[8]
Nummer 3a (jetzt: Wilhelmstraße 66):
Nummer 5 (jetzt: Wilhelmstraße 65):
In der Wilhelmstraße befinden sich unter anderem folgende Einrichtungen (Stand von Ende 2020):
Bemerkenswert sind auch weitere Baudenkmale wie die 1868 errichtete Gemeindeschule (Wilhelmstraße 116/117)[10] oder das ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammende Verwaltungsgebäude Hausnummer 65/66[11] sowie Teile von Wohngebäudeensembles, deren eine Seite an die Wilhelmstraße grenzt (siehe: Plattenbauten an der Berliner Wilhelmstraße).
Am 8. November 2011 wurde an der Ecke zur Straße An der Kolonnade das 17 m hohe Denkzeichen Georg Elser zur Erinnerung an den Hitler-Attentäter Georg Elser eingeweiht.[12]
In unmittelbarer Nähe befindet sich das Denkmal für die ermordeten Juden Europas mit seinen rund 2700 Stelen.
Die nach 1731 unter dem Namen Husarenstraße angelegte Straße wurde um 1740 nach dem seinerzeit verstorbenen König Friedrich Wilhelm I. umbenannt.
In Verbindung mit dem Ausbau der Friedrichstadt wurde die Wilhelmstraße verlängert. Diese Verlängerung erhielt 1822 den Namen Neue Wilhelmstraße.
Der im Ortsteil Mitte verlaufende, seinerzeit zu Ost-Berlin gehörende Straßenabschnitt der Wilhelmstraße (von der Zimmerstraße bis Unter den Linden) und der Neuen Wilhelmstraße wurden 1964 in Otto-Grotewohl-Straße umbenannt. Seit 1993 heißt der komplette Straßenzug bis zum Reichstagufer wieder Wilhelmstraße, nachdem auch andere Namen wie beispielsweise Toleranzstraße diskutiert wurden. In Richtung Norden geht die Wilhelmstraße auf der Marschallbrücke (zwischen Reichstagufer und Schiffbauerdamm) heute nahtlos in die Luisenstraße über, indem die frühere Neue Wilhelmstraße einbezogen blieb. Dies führte dazu, dass bei der Rückbenennung 1993 die ringförmig laufende Hausnummerierung, deren Anfangs- und Endabschnitt im West-Berliner Abschnitt stets erhalten geblieben war, zwar wieder ergänzt werden konnte, jedoch nicht die historisch bedeutenden Grundstücke wieder ihre alten Hausnummern erhielten.
Der ehemals an der Straße liegende Wilhelmplatz existiert heute nicht mehr, er wurde großenteils mit Plattenbauten (im Norden) und der Tschechischen Botschaft (im Süden) überbaut. Der östlich anschließende Zietenplatz wurde wiederhergestellt. Die Denkmäler preußischer Feldherren, wie die des Fürsten Leopold I., des Berliner Bildhauers August Kiß wurden wiedererrichtet.
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