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Hans Holbein der Jüngere
deutscher Maler (1497–1543) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Hans Holbein der Jüngere (* 1497 oder 1498 wahrscheinlich in Augsburg; † 29. November 1543 in London) war ein deutscher Maler mit Schweizer Bürgerrecht. Auf einem Selbstbildnis, das er kurz vor seinem Tod malte, bezeichnet er sich selbst als Basler, das Zunft- und Bürgerrecht der Stadt Basel hatte er 1519 erhalten.[1] Er zählt zu den bedeutendsten Renaissance-Malern. Sein wohl bekanntestes Werk ist das Gemälde Die Gesandten von 1533. Es bildet zwei Gesandte ab, die den Adel und den Klerus repräsentieren.[2] Überwiegend malte er jedoch Porträts bedeutender Persönlichkeiten, wie etwa des englischen Königs Heinrich VIII.

Im Kunstmuseum Basel befindet sich heute der weltweit größte Bestand von Werken Hans Holbein des Jüngeren.[3]
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Leben
Zusammenfassung
Kontext



Hans Holbein der Jüngere und Ambrosius Holbein, seine beiden Söhne, 1511,
Kupferstichkabinett Berlin

Holbein entstammte einer bedeutenden Künstlerfamilie, die seit dem 13. Jahrhundert in Ravensburg nachgewiesen ist.[4]
Sein Vater Hans Holbein der Ältere gehörte zu den bekannten Malern seiner Zeit und wirkte vor allem in Augsburg. Künstlerisch tätig war auch sein Onkel Sigmund Holbein, über dessen Wirken und Werk aber wenig bekannt ist. Auch einer seiner Brüder, Ambrosius Holbein, war Maler.
Ihre künstlerische Ausbildung erhielten die Brüder in der Werkstatt des Vaters. Gemeinsam zogen sie 1515 nach Basel, in der Hoffnung, in der damals blühenden Buchdruckerstadt als Illustratoren ein gutes Einkommen zu finden. Hier arbeitete Hans Holbein u. a. für Hans Froben und illustrierte Bücher wie Lob der Torheit von Erasmus von Rotterdam und Utopia von Thomas Morus. Zu künstlerischen Arbeiten hielt sich Hans Holbein um 1517–1519 in Luzern auf. In das Jahr 1519 fielen wahrscheinlich der Tod seines Bruders Ambrosius und die Heirat Hans Holbeins d. J. mit der vier Jahre älteren Elsbeth Binsenstock, der Witwe eines Basler Gerbers, was ihm ermöglichte, der Basler Malerzunft (Zunft zum Himmel) beizutreten und 1520 Bürger von Basel zu werden. Sie gebar vier Kinder, Philipp (um 1522 – um 1600),[5] Katharina, Johannes und Küngold. Sein berühmtes Bildnis von Holbeins Frau mit den beiden älteren Kindern (1528, Kunstmuseum Basel) gilt als eines der ersten Bildnisse überhaupt, die ein Künstler von seiner eigenen Familie gefertigt hat.
Zu dieser Zeit lebte auch der niederländische Philologe und Philosoph Erasmus von Rotterdam in Basel, den Holbein am häufigsten porträtierte.[6] In Basel schuf Holbein unter anderem auch seine beiden berühmten Madonnenbilder, die sogenannte Darmstädter Madonna (1525/1526, seit 2012 als Teil der Sammlung Würth in der Johanniterkirche, Schwäbisch Hall) und die Solothurner Madonna (1522, Kunstmuseum Solothurn). 1521 wurde er mit der Bemalung des Grossratssaales im Basler Rathaus beauftragt.
1523/1524 ging Holbein nach Frankreich. Er zeichnete zwei Fürstenstatuen am herzoglichen Palast Sainte-Chapelle in Bourges im Berry. Ob er damit in die höfische Sphäre strebte oder vom Mäzenatentum des Königs Franz I. profitieren wollte, bleibt unklar. Holbein hielt sich für neue Betätigungsfelder von 1526 bis 1528 in England auf. 1528 kehrte er als bereits bekannter und begehrter Maler für vier Jahre nach Basel zurück, wo er zwei Häuser erwarb. Nach dem protestantischen Bildersturm 1529 und dem damit verbundenen Verbot religiöser Darstellungen bekam er immer weniger Aufträge. 1532 verließ er Basel endgültig in Richtung England. Dem Versuch des Basler Rats, ihn 1538 mit 50 Gulden Jahresgehalt nach Basel zurückzulocken, widerstand er.
In London machte er auf Vermittlung von Erasmus hin die Bekanntschaft mit dem Humanisten Thomas Morus, der ihm verschiedene Aufträge verschaffte und ihn auch dem König Heinrich VIII. vorstellte. 1533 entwarf er die Dekorationen für die Hochzeit des Königs mit Anne Boleyn. Im Jahr 1536 wurde er Hofmaler des Königs.
„Seine [des Königs] Zuneigung zu ihm ging bis zur Schwäche. Als sich ein Lord einmal über eine Beleidigung des Malers beim König beschwerte, […] antwortete der König: ‚Wisset, daß ich aus sieben Bauern in einer Minute sieben Lords, wie ihr es seid machen kann, daß ich aber aus sieben Lords von Eurem Schlage nicht einen einzigen Holbein machen kann.‘“
– nach J. Wiese[7]
Heinrich – auf Brautschau – schickte Holbein 1539 aufs Festland zurück, um Christina von Dänemark und in Kleve die beiden Töchter des Herzogs Johann III. zu malen. Das Bild von Anna von Kleve gefiel ihm sehr und er entschloss sich, sie zu heiraten. Die reale Anna erschien aber weit weniger schön als die ihm geschilderte.
In die Zeit seines zweiten englischen Aufenthaltes gehören auch die für den Stalhof und deren Mitglieder ausgeführten Arbeiten: Porträts von mindestens fünf Kaufleuten, darunter das berühmte des Georg Gisze von 1532, allegorische Monumentalbilder (Triumphzüge des Reichtums und der Armut, 1532/1535), Festdekorationen und Entwürfe für Silberarbeiten.[8]
Hans Holbein der Jüngere starb 1543 an der seinerzeit in London grassierenden Pest.
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Werke (Auswahl)
- L’ alphabet de la mort de Hans Holbein: entouré de bordures du XVIe siècle et suivi d’anciens poemes français sur le sujet des trois mors et des trois vis. Tross, Paris 1856, urn:nbn:de:hbz:061:1-79209
- Bilder des Todes. Einsle, Viennae 1890, urn:nbn:de:hbz:061:1-61565
- The celebrated Hans Holbeins alphabet of death: illustrated with old borders engraved on wood with latin sentences and english quatrains. Tross, Paris 1856, urn:nbn:de:hbz:061:1-73843
- The dance of death. Coxhead, London 1816, urn:nbn:de:hbz:061:1-76376
- The dance of death: exhibited in elegant engravings on wood, with a dissertation on the several representations of that subject, but more particulary on those ascribed to Macaber and Hans Holbein. Pickernig, London 1833, urn:nbn:de:hbz:061:1-79209
- The dances of death, through the various stages of human life: wherein the capriciousness of that tyrant is exhibited in forty-six copper plates; done from the original designs …; to which are prefixed, descriptions of each plate in French and English, with the scripture text from which the designs were taken. Scott & Ostell, London 1803, urn:nbn:de:hbz:061:1-79209
- La danse des morts à Bâle. Wentzel, Wissembourg 1846, urn:nbn:de:hbz:061:1-68330
- La danse des morts à Bâle. Hasler, Basel circa 1830, urn:nbn:de:hbz:061:1-67017
- Der Todten= || dantz/ durch alle Stende || vnnd Geschlecht der Menschen/: darinnen jr herkõmen vnd ende nichtigkeit vnd sterbligkeit als in eim Spiegel zu beschawen fürgebildet vnnd mitt schoenen Figuren gezieret. Birckmann, Arnold d. Ä. (Erben), Köln 1560, urn:nbn:de:hbz:061:1-38251
- Hans Holbeins Bilder des Todes: reproducirt nach den Probedrucken und der Lyonner Ausgabe von 1547 in der Kunsthalle zu Hamburg. Commeter, Hamburg 1897, urn:nbn:de:hbz:061:1-73305
- Hans Holbein’s Initial-Buchstaben mit dem Todtentanz. Dieterich, Leipzig 1911, urn:nbn:de:hbz:061:1-38107
- Hans Holbein’s Initial-Buchstaben mit dem Todtentanz: nach Hans Lutzelburger’s Orig.-Holzschn. im Dresdner Kabinet. Dieterich, Göttingen 1849, urn:nbn:de:hbz:061:1-76070
- Hans Holbein’s Todtentanz. Hirth, München 1884, urn:nbn:de:hbz:061:1-76946
- Hans Holbein’s Todtentanz: in 53 getreu nach den Holzschnitten lithographirten Blättern. Schlotthauer, München 1832, urn:nbn:de:hbz:061:1-76587
- Holbenii Pictoris alphabetum mortis: vollständig in 24 Holzschnitten nach dem Dresdener Originale. Heberle, Köln 1849, urn:nbn:de:hbz:061:1-76084
- Icones Mortis: Dvodecim Imaginibus praeter priores, totidémque inscriptionibus, praeter epigrammata è Gallicis à Georgio AEmylio in Latinum versa, cumulatae; Qvas his addita sunt, sequens pagina commonstrabit. Basel, 1554, urn:nbn:de:hbz:061:1-43732
- Oeuvre De Jean Holbein Ou Recueil De Gravures D’Après Ses Plus Beaux Ouvrages: Accompagnés D’Explications Historiques Et Critiques Et De La Vie De Ce Fameux Peintre. Mechel, Basel 1780, urn:nbn:de:hbz:061:1-64384
- Der Todtentanz. Wittwer, Stuttgart circa 1860, urn:nbn:de:hbz:061:1-64185
- Der Todtentanz: ein Gedicht. Leo, Leipzig 1831, urn:nbn:de:hbz:061:1-58471
- Der Todtentanz oder der Triumph des Todes: nach den Original-Holzschnitten des Hans Holbein. Robrahn, Magdeburg 1836, urn:nbn:de:hbz:061:1-78627.
- Der Totentanz: vierzig Holzschnitte. Holbein-Verlag, München 1914, urn:nbn:de:hbz:061:1-77767
- Der Totentanz: vierzig Holzschnitte. Fischer & Frauke, Berlin 1907, urn:nbn:de:hbz:061:1-59445
- Die Geschichte des Hiob, in mehreren Vorstellungen. (innere Flügelthüre eines Altares)
- Der reiche Mann in seinem Wohlleben. (Gegenstück)[17]
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Literatur
- Alberto de Andrés, Stefan Hess: Holbein, Hans (der Jüngere). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Oskar Bätschmann: Hans Holbein d. J. C. H. Beck, München 2010.
- Bodo Brinkmann (Hrsg.): Hans Holbein und der Wandel in der Kunst des 16. Jahrhunderts. Brepols, Turnhout 2005, ISBN 2-503-51604-1.
- Daniel Burckhardt: Drei wiedergefundene Werke aus Holbeins früheren Baslerzeit. In: Basler Zeitschrift für und Altertumskunde, Bd. 4, 1905, S. 18–37. (Digitalisat)
- Max J. Friedländer. In: Wilhelm R. Valentiner (Hrsg.): Das unbekannte Meisterwerk in öffentlichen und privaten Sammlungen. Bd. 1, Klinkhardt & Biermann, Berlin 1930, S. 68.
- Paul Ganz: Hans Holbein d. J.: Des Meisters Gemälde. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 19l9 (Klassiker der Kunst. Bd. 20).
- Eduard His: Holbein, Hans der Jüngere. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 715–724.
- Hans Holbein: Die Holbeiner. Ein Überblick über eine 700-jährige bürgerliche Familiengeschichte mit Stammbäumen. Seemann, Leipzig 1905. Digitalisat (zur Abstammung und Nachkommenschaft)
- Dominik M. Klinger, Antje Höttler: Die Malerbrüder Ambrosius und Hans d. J. Holbein. Werkverzeichnis: Gemälde und Miniaturen. Wilson-DMK, Nürnberg 1998, ISBN 3-923642-34-2.
- Franny Moyle: The King’s Painter. The Life and Times of Hans Holbein. Abrams Press, New York 2021, ISBN 978-1-4197-4953-7.
- Christian Müller, Stephan Kemperdick (Hrsg.): Hans Holbein der Jüngere. Die Jahre in Basel 1515–1532. Prestel, München 2006, ISBN 3-7913-3581-2.
- Maria Netter: Hans Holbein d. J. ‹Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen› und ihre Geheimnisse. In: Basler Jahrbuch 1951, S. 109–125.
- Katrin Petter-Wahnschaffe: Hans Holbein und der Stalhof in London. Deutscher Kunstverlag, München 2010, ISBN 978-3-422-06952-7, S. 29–48.
- Hans Reinhardt: Holbein, Hans der Jüngere. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 515–520 (Digitalisat).
- John Rowlands: Holbein. The Paintings of Hans Holbein the Younger. Phaidon, Oxford 1985, ISBN 0-7148-2358-9.
- Jochen Sander: Hans Holbein d. J.: Tafelmaler in Basel 1515–1532. Hirmer, München 2005, ISBN 3-7774-2375-0.
- Norbert Wolf: Holbein. 1497/98–1543. Der deutsche Raffael. Taschen, Köln 2004, ISBN 3-8228-3166-2.
- Mauro Zanchi: Holbein, Art e Dossier (italienisch), Giunti, Firenze 2013, ISBN 978-88-09-78250-1.
- Jeanette Zwingenberger: Hans Holbein der Jüngere. Der Schatten des Todes. Parkstone, Bournemouth 1999, ISBN 1-85995-497-9.
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Literarische Rezeption
- Emanuel Stickelberger: Holbein-Trilogie.
- Der Mann mit den zwei Seelen. Steinkopf, Stuttgart 1942.
- Holbein in England. Sauerländer, Aarau 1944.
- Künstler und König. Huber, Frauenfeld 1946.
- Helle Stangerup: Skæbnegalleriet. (dt. Der Brautmaler.) Politiken, Kopenhagen 2006.
Weblinks
Commons: Hans Holbein der Jüngere – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Literatur von und über Hans Holbein der Jüngere im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Hans Holbein der Jüngere in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Werke von Hans Holbein der Jüngere im Project Gutenberg
- Werke von Hans Holbein der Jüngere bei Zeno.org
- kunstaspekte.de – Hans Holbein der Jüngere ( vom 9. März 2007 im Internet Archive)
- Totentanz, 33 Holzschnitte (Abbildungen)
- Web Gallery of Art
- Oskar Bätschmann: Holbein, Hans (der Jüngere). In: Sikart
- Todtentanz durch alle Stendt der Menschen … mit Figuren und Reimen gezieret, 1581 Digitalisat in der Digitalen Bibliothek der Österreichischen Nationalbibliothek
- Marcus Sandel, Daniel Sidler: Hans Holbein der Jüngere ( vom 3. Juni 2019 im Internet Archive), Verein Basler Geschichte
- Jutta Duhm-Heitzmann: 29.11.1543 – Begräbnistag von Hans Holbein d. J. WDR ZeitZeichen vom 29. November 2018. (Podcast)
- Vortrag von Andreas Beyer: „Der Zank als methodische Praxis – Der Holbein-Streit 1871 und seine Folgen“, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, 22. Oktober 2021
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