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deutsche Fernsehreihe (ZDF) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Aktenzeichen XY … ungelöst (auch nur Aktenzeichen XY, Aktenzeichen oder XY) ist der Titel einer von Eduard Zimmermann konzipierten Fernsehreihe im ZDF. Sie wurde von 1967 bis 1997 von ihm produziert und moderiert, danach wurde die Produktionsleitung bis 2011 von seiner Tochter Sabine übernommen, die die Sendung zudem bis 2001 moderierte. Von 1968 bis 2003 entstand die Sendereihe in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Fernsehen ORF und ab 1969 zudem mit dem Schweizer Fernsehen SRF als Eurovisionssendung. Ziel der Sendung ist die Aufklärung realer Verbrechen. Von der Erstausstrahlung 1967 bis zu ihrer 605. Folge im August 2024 hat sich die Sendung mit 5071 Kriminalfällen beschäftigt, wovon 1974 (38,9 %) aufgeklärt werden konnten.[2] Die Sendung ist eines der ältesten Sendeformate des ZDF.
Fernsehsendung | |
Titel | Aktenzeichen XY … ungelöst |
---|---|
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Genre | True Crime |
Erscheinungsjahre | seit 1967 |
Länge | ca. 90 Minuten |
Episoden | 600+ und 28 Spezialausgaben |
Ausstrahlungsturnus | monatlich |
Produktionsunternehmen | ZDF Securitel Film + Fernsehproduktions- und Verlagsgesellschaft mbH[1] |
Idee | Eduard Zimmermann |
Regie | Kurt Grimm, Thomas Pauli, Robert Sigl, Utz Weber, Günter Mitgutsch, Michael Bentele, Kerstin Ahlrichs, Klaus Heim (Beiträge) |
Produktion | Martin Groß |
Musik | Heinz Kiessling Ernst August Quelle |
Kamera | Ivan Minov |
Premiere | 20. Okt. 1967 auf ZDF |
Moderation |
Ehemalige Moderatoren:
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Mit Hilfe von Zuschauerhinweisen sollen ungeklärte Straftaten im Rahmen der Öffentlichkeitsfahndung aufgeklärt werden. Dazu werden den Zuschauern in jeder Sendung drei bis sechs ungelöste Kriminalfälle in Form von etwa zehnminütigen filmischen Rekonstruktionen (Filmfälle) vorgestellt, in denen die polizeilich ermittelten Fakten veranschaulicht werden. Des Weiteren werden Fälle behandelt, bei denen anhand von eingeblendeten Personenfotos, Phantombildern oder Abbildungen markanter Gegenstände nach Verbrechern oder der Identität unbekannter Toter gefahndet wird (Studiofälle). Zuschauerhinweise können per Telefon oder Internet gegeben werden. Nach Angaben der Redaktion werden im Durchschnitt etwa 40 Prozent der ausgestrahlten Fälle aufgeklärt.[3]
Bedingung für die Behandlung eines Falls in der Sendung ist fehlender Erfolg der Strafverfolgungsbehörden bei dessen Aufklärung – ausschließlich bei schweren Delikten wie Mord, Raub oder Vergewaltigung.[4] Ein solcher Fall wird nach einem richterlichen Beschluss an die Öffentlichkeitsfahndung weitergegeben. Ein Redakteur der Sendung kann sich dann mit der Tat befassen und stellt zusammen mit den Ermittlern die Informationen zusammen, die in der Sendung vorgestellt werden sollen.[5] Gleichermaßen kann die Redaktion bei Fällen, die in der Öffentlichkeit auf große Aufmerksamkeit und Bedeutung stoßen, auf die zuständigen Behörden zugehen.[4] Ebenfalls kam es schon vor, dass sich eine Privatperson zu einem Fall, der einen Vermissten betraf, bei der Redaktion meldete und diese dann die zuständige Ermittlungsbehörde kontaktierte, wodurch der Sachverhalt in einer Sendung behandelt werden konnte.[6]
Eine große Rolle speziell bei Filmfällen spielt die Nähe der Darstellung zu den Umständen der Tat in der Realität. In einen in der Sendung gezeigten Fall fließen zudem nur die Aspekte ein, die für das Verständnis des Dargestellten wichtig sind, die gemäß der Akten verwertet werden dürfen und die den Ermittlern bei der Aufklärung helfen können.[5]
Neben dem Hauptzweck, sich mit ungeklärten Kriminalfällen auseinanderzusetzen, gliedert sich die Sendung zusätzlich in kleinere Teilrubriken:
Die Sendung begann am 20. Oktober 1967. Erfinder und Produzent des Formats sowie 30 Jahre ihr erster Moderator war Eduard Zimmermann.[8] Er gründete dafür als Produktionsfirma die Securitel-Film- und Fernsehproduktions- und Verlagsgesellschaft und als Dienstleister für die Aufbereitung der Kriminalfälle die Deutsche Kriminal-Fachredaktion.[9] In der 300. Sendung am 24. Oktober 1997 gab er die Leitung an seine Adoptivtochter Sabine Zimmermann ab,[10] die bereits seit der 200. XY-Folge (6. November 1987) im Unterföhringer Studio neben ihm die Fahndungen präsentierte und bis 2011 auch als Produktionsleiterin agierte.[11][12] Ihr zur Seite stand bis Dezember 2001 Butz Peters. Seit dem 18. Januar 2002 moderiert Rudi Cerne die Sendung.[13]
Mit Aktenzeichen XY … ungelöst schuf Eduard Zimmermann in Zusammenarbeit mit dem ZDF 1967 eine Weltneuheit.[14] Zwar war schon vorher in Nachrichtensendungen mit Fotos und Phantombildern nach Tätern gefahndet worden; die erste Fahndung dieser Art hatte es beim Fernsehsender Paul Nipkow 1938 gegeben, wo der von einem Mörder zurückgelassene Mantel gezeigt wurde.[15] Als eigenständiges Sendungsformat waren Fahndungen aber noch unbekannt.
Die Idee zur Sendung kam Zimmermann bei der Arbeit an seiner 1964 gestarteten Sendereihe Vorsicht Falle!, in der er die Zuschauer mit nachgespielten Szenen vor aktuellen Betrugsmaschen (Untertitel: Nepper-Schlepper-Bauernfänger) warnte und von den Zuschauern daraufhin oft entsprechende Personenbeschreibungen und Informationen über Betrüger bekam. Das brachte ihn auf den Gedanken, in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei unaufgeklärte Verbrechen in einer eigenen Sendung zu behandeln, in den Vorsicht Falle!-Sendungen der ersten Jahre wurden dann tatsächlich – bis zur Einführung von Aktenzeichen XY – vereinzelt konkrete Täter mit Fotos und Namen gesucht. Auch bekannte Eduard Zimmermann, einmal selbst Opfer eines Betrügers geworden zu sein und daraus seine Motivation für diese Sendungen geschöpft zu haben.[16] Zum ersten Mal wurde am 7. Juni 1968 ein Mordfall mit Zuschauerhilfe aufgeklärt, der Mord an dem Verleger Bernhard Boll. Schon zwölf Stunden nach Ausstrahlung von XY erfolgte die Festnahme des bis dahin unbekannten Täters.
Ab der vierten Ausgabe (15. März 1968) beteiligte sich der ORF, ab der 13. (24. Januar 1969) auch das Schweizer Fernsehen (SRG, später SF DRS), an der Produktion und Ausstrahlung der Sendung. So wurde XY zum ersten Mal als Eurovisionssendung ausgestrahlt. Seit dem 17. Januar 1975 wird die Sendung in Farbe ausgestrahlt.[17] Zu diesem Anlass wurde ein neuer Titel-Vorspann und eine neue Dekoration eingeführt. Auch in den folgenden Jahren wurden allerdings die Farben von Beweisstücken oder anderen zu Fahndungszwecken gezeigten Gegenständen durch den Moderator noch sehr genau beschrieben, da in vielen Haushalten nach wie vor Schwarz-Weiß-Fernseher in Gebrauch waren.
Im Rahmen der Sendung wurden auch recht früh weitere technische Möglichkeiten eingesetzt, so richtete man in Zusammenarbeit mit der Bundespost bzw. der Telekom Telefonnummern ein, unter denen die Zuschauer Tonbänder mit aufgenommenen Täterstimmen anhören konnten,[18] 1996 wurde erstmals auf eine Internetadresse verwiesen, unter der die Polizei Informationen zu einem Fall veröffentlicht hatte.[19] Eine eigene Internetpräsenz erhielt die Sendung ein Jahr später.[20]
Die Sendung wurde zunächst aus Halle 1A in den ZDF-Studios in Wiesbaden Unter den Eichen produziert, ab 12. September 1969 dann in den Studios der ZDF-Tochter FSM in Unterföhring, den heutigen Bavaria Studios. Seitdem ist das Zuschauer-Telefon unter München 95 01 95 zu erreichen. Die Studioregie führte von der ersten Sendung bis Ende 1998 Bundesfilmpreisträger Kurt Grimm, der in dieser Zeit auch bei vielen hundert Filmfällen Regie führte und die Drehbücher maßgeblich mitbestimmte.
Die Titel- und Spannungsmusiken für die Filmfälle komponierte über lange Jahre hinweg Heinz Kiessling sowie in der Anfangszeit Ernst August Quelle. Als Sprecher agierten zumeist Wolfgang Grönebaum (1967–1989), Isolde Thümmler (1985–2005), Michael Brennicke (1989–2003, 2006–2019), Joachim Höppner (2001–2006), Leon Rainer (2011–2012), Hansi Jochmann (seit 2014) und Christian Baumann (seit 2019).
Anlässlich der 100. Sendung Aktenzeichen XY … ungelöst am 7. Oktober 1977 erhielt Eduard Zimmermann von Bundespräsident Walter Scheel das Bundesverdienstkreuz. Am 16. Juni 1986 verlieh Bundespräsident Richard von Weizsäcker Zimmermann das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Zum 30-jährigen Jubiläum der Fernsehsendung strahlte das ZDF 1997 eine von Frank Elstner moderierte Sondersendung aus, die im Gespräch mit Eduard Zimmermann vier besonders spektakuläre Fälle der Reihe anhand der jeweiligen originalen Fahndungsfilme präsentierte und in kurzen Einspielern auch deren Klärung mit Details nachstellte, die man bislang zurückgehalten hatte. Die Originalfilmfälle wurden dabei leicht gekürzt und die Namen der Beteiligten verändert; einige Texte sprach Grönebaum zu diesem Zweck neu.
Am 8. November 2002 – nach 35 Jahren XY – wurde die 350. Sendung ausgestrahlt. In dieser Jubiläumsfolge war Eduard Zimmermann bei Rudi Cerne nochmals zu Gast in seiner Sendung, um einen erneuten Anlauf für die Aufklärung des Mordfalls Ursula Herrmann (1981) zu unternehmen, der ihm nach eigenem Bekunden besonders am Herzen lag.
Mit der Ausgabe am 6. Dezember 2002 endete die Beteiligung des österreichischen Fernsehens; ein Jahr später, am 5. Dezember 2003, stieg auch das Schweizer Fernsehen aus. Seither wird die Sendung nur noch in Deutschland ausgestrahlt, kann aber in Österreich und der Schweiz noch über Satellit und Kabel empfangen werden. Gelegentlich werden aber auch heute noch in der Rubrik Aktenzeichen XY … international Fälle aus Österreich oder der Schweiz behandelt, bei denen eine Verbindung nach Deutschland besteht.
In den Jahren 2004 und 2005 wurde samstagnachmittags zwölfmal das Präventionsmagazin XY … Sicherheitscheck als Ergänzung zur Fahndungssendung ausgestrahlt.
Vom 27. Oktober 2005 bis 2007 wurde XY zwölfmal statt wie zuvor zehnmal pro Jahr gesendet. Seit dem 5. Juli 2007 wird XY im Bildformat 16:9 ausgestrahlt. Im Zusammenhang mit größeren Programmumstellungen kehrte das ZDF ab dem 20. Februar 2008 zu jährlich zehn Ausgaben zurück, erweiterte dafür aber die Sendezeit auf 90 Minuten. Aufgrund guter Einschaltquoten im Jahr 2008 werden seit 2009, bei unveränderter Sendezeit, wiederum zwölf Folgen pro Jahr ausgestrahlt.
Am 10. Mai 2007 strahlte das ZDF die 400. XY-Folge aus. Dabei traten im Studio Eduard Zimmermann, Sabine Zimmermann, Butz Peters, Konrad Toenz, Werner Vetterli und Stephan Schifferer als Gäste auf. Die 500. Sendung wurde am 14. Oktober 2015 ausgestrahlt.
Seit Januar 2010 werden die XY-Sendungen am späten Abend als Aufzeichnung im Programm von ZDFneo und später auch im ZDF-Hauptprogramm wiederholt.
Die allgemeine Bekanntheit der Sendung und ihrer charakteristischen Merkmale führte dazu, dass sie wiederholt Gegenstand von Parodien wurde, beispielsweise von Loriot oder in jüngerer Zeit der heute-show.
2015 bezog XY ein neues Studio in den Bavaria-Studios in Grünwald,[21] das 2022 bis zur Sendung vom 9. November erneuert und neu gestaltet wurde.[22]
Während die Sendung üblicherweise ganz unterschiedliche Kriminalfälle behandelt, wurde seit den 2010er Jahren begonnen, in unregelmäßigen Abständen Spezialsendungen auszustrahlen, die thematisch ausgerichtet sind und etwa Fälle aus einem bestimmten Gebiet behandeln und/oder sich dabei besonders der Prävention widmen.
Von 2011 bis 2019 wurde ein- bis zweimal pro Jahr eine Spezialausgabe mit dem Titel Aktenzeichen XY … ungelöst – Spezial – Wo ist mein Kind? ausgestrahlt, die sich ausschließlich mit Fällen beschäftigte, in denen Minderjährige oder junge Erwachsene als vermisst gemeldet sind. Seit 2022 heißt die Spezialsendung Aktenzeichen XY … Vermisst und widmet sich verschwundenen Personen jeden Alters.[23]
Am 26. Oktober 2016 beschäftigte sich erstmals eine Spezialausgabe mit dem Titel Aktenzeichen XY … ungelöst – Spezial – Vorsicht, Betrug! ausschließlich mit Fällen, die dem Thema Prävention zuzuordnen sind.[24]
Am 30. Mai 2018 beschäftigte sich erstmals eine Spezialausgabe mit dem Titel Aktenzeichen XY … ungelöst – Spezial – Vorsicht, Urlaubsfalle! ausschließlich mit Fällen, die dem Thema Prävention für Urlaub und Reise zuzuordnen sind.
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Sendung gab es am 15. November 2017 eine erste Spezialausgabe mit dem Titel Aktenzeichen XY … gelöst.[25] Die Sendung widmete sich wie die gleichnamige Teilrubrik ausschließlich aufgeklärten Fällen aus 50 Jahren. Weitere Spezialausgaben mit diesem Titel wurden am 28. November 2018, am 15. Juli 2020, am 30. Juni 2021, am 9. Februar 2022 und am 6. März 2024 ausgestrahlt.[26][27][28][29] In allen Sendungen war die Kriminalpsychologin Lydia Benecke zu Gast und analysierte gemeinsam mit Rudi Cerne die gelösten Kriminalfälle aus wissenschaftlicher und psychologischer Perspektive.[30][31] Daraus ging das eigenständige 45-minütige Format XY gelöst hervor, das von Sven Voss moderiert wird. Darin rekonstruiert der Moderator gemeinsam mit den damals zuständigen Ermittlern und Staatsanwälten sowie Experten, teilweise an den Originalschauplätzen, die Aufklärung der jeweiligen Fälle. Die erste Ausgabe wurde am 5. August 2022 ausgestrahlt.[23]
Am 4. November 2020 beschäftigte sich erstmals eine Spezialausgabe mit dem Titel Aktenzeichen XY … ungelöst – Spezial – Cold Cases ausschließlich mit Cold Cases, also zurückliegenden Mordfällen, in denen alle Spuren abgearbeitet sind. Die Polizei wendete sich mit vier Fällen, darunter zwei Tötungsverbrechen an Kindern, an die Zuschauer.[32] Das Format fand großes Interesse beim Publikum und wurde von 5,72 Millionen Zuschauern (17,3 % MA) verfolgt.[33][34]
Neben der Hauptmoderation gab es immer sogenannte Aufnahmestudios, in denen die meist telefonisch eingehenden Zuschauerhinweise aufgenommen und geprüft wurden. Das deutsche Aufnahmestudio in Wiesbaden (1967–1969) bzw. Unterföhring (Landkreis München; als „Studio München“ bezeichnet) wurde zunächst von Peter Hohl geleitet, ab 1979 von Irene Campregher und ab 6. November 1987 von Sabine Zimmermann. Von 2002 bis November 2023 lag die Leitung bei Alfred Hettmer, der bis 2017 als Kriminalbeamter im Bayerischen Landeskriminalamt tätig war. Seine Nachfolge traten Stephanie Wossilus, die als Social-Media-Managerin beim LKA Bayern beschäftigt ist, und der Kriminalhauptmeister Fabian Puchelt an.[35][36]
Als 1968 das österreichische und 1969 das schweizerische Fernsehen mit in die Sendereihe einstiegen, bekamen auch diese Länder eigene Aufnahmestudios. Das Aufnahmestudio Wien übernahm zunächst Teddy Podgorski, ab 10. Dezember 1971 bis zum Ausstieg des ORF im Jahre 2002 wurde es von Peter Nidetzky geleitet. Das Aufnahmestudio Zürich wurde zuerst von Werner Vetterli, ab 16. Januar 1976 von Konrad Toenz und ab 1998 bis zum Ausstieg der SRG im Jahre 2003 von Stephan Schifferer geführt. Am 18. Juli 1969 waren einmalig auch das niederländische Fernsehen und der niederländische Rundfunk mit dem Journalisten Johan van Minnen durch ein eigenes Aufnahmestudio in Enschede vertreten. Die niederländischen Zuschauer konnten parallel zur deutschsprachigen Fernsehausstrahlung (die im niederländischen Fernsehen unter dem Titel Dossier XY firmierte) im Radio Simultanübersetzungen der Fahndungstexte in niederländischer Sprache empfangen. Aufgrund der dennoch hohen Sprachbarrieren wurde das Projekt aber sogleich wieder aufgegeben. Die Erfahrung zeigte allerdings, dass sich die Sendung auch ohne spezielle Aufnahmestudios in den deutschsprachigen Grenzregionen und Nachbarländern einer gewissen Beliebtheit erfreute, da immer wieder Hinweise aus diesen Gebieten eintrafen oder Fahndungen nach Personen, die sich dorthin abgesetzt hatten, erfolgreich verliefen.
Der DFF hatte für kurze Zeit ein eigenes Aufnahmestudio. Zum ersten Mal konnte Eduard Zimmermann in der XY-Sendung vom 5. Oktober 1990, also zwei Tage nach der deutschen Wiedervereinigung, das Aufnahmestudio in Berlin-Adlershof begrüßen, das von Annette Judt geleitet wurde. Nach nur fünf Sendungen entfiel dieses jedoch mit dem Ende des DFF im Februar 1991. Nach der Auflösung des DFF wurde dann am 8. März 1991 auf dem ehemaligen DEFA-Gelände in Potsdam-Babelsberg ein Telefon-Aufnahmeplatz unter der Leitung von Monika Runge für die Sendung installiert. Er wurde benötigt, weil die Telefonverbindungen zwischen den alten und neuen Bundesländern noch unzureichend waren, nach dem Ausbau des Telefonnetzes konnte darauf verzichtet werden.
Nachdem unmittelbar nach der ersten Sendung einer der dort Gesuchten hatte festgenommen werden können, kam man spontan auf die Idee, diesen ersten Erfolg von XY noch am selben Abend im Programm des ZDF zu verkünden (abgesehen von den Rückfragen in den Aufnahmestudios bereits während der Sendung). Auf diese Weise entstanden die Zuschauerreaktionen (auch Spätsendung, Ergebnissendung oder zweiter Teil der Sendung genannt), in denen am späteren Abend über die ersten Entwicklungen in den Fahndungen der Hauptsendung informiert wurde. Dabei wurden mitunter zu einzelnen Fällen bewusst nur vage Angaben gemacht, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Außerdem nutzte man die Spätsendung, um auf telefonisch geäußerte Wünsche der Zuschauer einzugehen, etwa Phantombilder gesuchter Täter noch einmal zu zeigen oder aufgezeichnete Täterstimmen erneut abzuspielen. Die meist etwa 10-minütigen Nachbetrachtungen wurden jedoch nur im ZDF live gesendet und anschließend im ORF und im SF DRS zu unterschiedlichen Zeiten ausgestrahlt.
In den ersten Spätsendungen erkundigte sich Eduard Zimmermann noch per Telefon bei den Aufnahmestudios in Wien und Zürich nach den Ergebnissen; später folgte ein Standbild. 1997 wurde auf eine direkte Bildleitung umgestellt.
Nach dem Ausstieg des Schweizer Fernsehens wurden mit Jahresablauf 2003 auch die Zuschauerreaktionen eingestellt. Seither kann man die ersten Ergebnisse am späteren Abend nur noch auf dem von Zimmermann gegründeten Webportal und seit Oktober 2008 parallel dazu auch im ZDF-Teletext nachlesen.
Auswertungen mit Stand 21. August 2024:[37]
In 605 Folgen seit 1967 wurden 5071 Fälle behandelt. 1969 davon konnten aufgeklärt werden, was einer Erfolgsquote von 38,9 % entspricht. Insgesamt wurden durch gezielte Personenfahndungen in 2171 Fällen 1375 Täter festgenommen.
Fast jeder dritte XY-Fall handelte von einem Tötungsdelikt. Von den bisher 1646 vorgestellten Tötungsfällen konnten im Laufe der Jahre 678, also 41,2 %, aufgeklärt werden. Platz zwei mit 1461 Fällen in der Statistik belegen Raubfälle, von denen 437, etwa 29,9 % geklärt werden konnten. Von 277 Einbrüchen konnten 108 (39,0 %) geklärt werden.
Neben Deutschland waren bisher 16 andere Länder in der Sendung vertreten. Hier steht Österreich mit 478 Fällen an der Spitze, gefolgt von der Schweiz mit 467 Fällen und den Niederlanden mit 21 Fällen; 32 weitere Fälle stammen aus 8 anderen Ländern.
Das Format stieß von Anfang an, vermehrt in den ersten beiden Jahrzehnten seiner Ausstrahlung, auf kritische Stimmen in Teilen von Presse und Öffentlichkeit, die der Fernsehserie unter anderem „Menschenjagd“, Förderung des Denunziantentums, Diskriminierung von Minderheiten, Schüren von Ängsten und Instrumentalisierung von Verbrechen zu Unterhaltungszwecken und zur Befriedigung von Sensationslust vorwarfen.[68] Fürsprecher der Sendung verwiesen dagegen auf die strenge Sachlichkeit der Fahndungsbeiträge und die ständige engste Zusammenarbeit mit den ermittelnden Behörden.[69]
Eduard Zimmermann selbst veröffentlichte 1969 unter dem Titel Das unsichtbare Netz (siehe Abschnitt „Literatur“) eine Dokumentation der bis dahin in der Sendung behandelten Fälle und setzte sich dabei auch mit der Kritik an dem Format auseinander.[70]
Die Ablehnung des Sendungskonzepts von Seiten der westdeutschen Studentenbewegung[71] in Verbindung mit der ausführlichen Berichterstattung über den Terrorismus des deutschen Herbsts führten in den 1970er Jahren zeitweise zur Notwendigkeit eines Polizeischutzes für Eduard Zimmermann.[72]
Der Kriminologe und Strafrechtsexperte Arthur Kreuzer kritisierte 1995 am Beispiel der Fahndung nach einem aus einem Hafturlaub nicht zurückgekehrten Straftäter, der in der Zwischenzeit resozialisiert gewesen sei, die Unverhältnismäßigkeit und den möglichen Missbrauch als „für Ermittler bequeme Methode“.[73]
Neuerdings wird die zunehmend emotionale Gestaltung der Spezialsendungen Wo ist mein Kind? kritisiert.[74] Auch wird die Einbeziehung von Angehörigen der Opfer durch emotional geprägte Auftritte in der Sendung kritisch gesehen, beispielsweise im Fall Maria Bögerl, wo der Ehemann und die Kinder an den Entführer appellierten, sein Opfer freizulassen.[75]
Anlässlich der 500. Sendung wurde in einem Zeitungsartikel festgestellt, dass die filmische Verbrechensrekonstruktion der Sendung sich, im Gegensatz zur früheren Praxis, immer stärker dramaturgischer, oft überzogener Effekte bediene und die Sendung „den Zuschauer dort ab[hole], wo er steht: mit einem Bein in amerikanischen Krimiserien wie CSI, mit dem anderen in den gescripteten Dokus des Reality-TV“. Dadurch laufe das Konzept Gefahr, nicht mehr ernst genommen zu werden und sich auf das Niveau reiner Unterhaltungssendungen zu begeben.[76]
Auf Kritik der Polizei Dortmund und der Öffentlichkeit stieß im August 2015 die Entscheidung der Aktenzeichen-XY-Chefredakteurin Ina-Maria Reize-Wildemann, eine geplante Fahndung nach einem dunkelhäutigen Mann, der eine 21-jährige Frau vergewaltigt haben soll, in der nächsten XY-Sendung nicht auszustrahlen, um eine mögliche „Stimmungsmache gegen Flüchtlinge“ zu verhindern. „Wir wollen kein Öl ins Feuer gießen und keine schlechte Stimmung befördern. Das haben diese Menschen nicht verdient“, so Reize-Wildemann. Das ZDF entschied schließlich, den Fall doch in die Sendung vom 2. September 2015 aufzunehmen. In der Stellungnahme des Senders hieß es, dass die „Auswahl der Fälle […] durch Redaktion und Produzent in enger Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei nach Relevanz der Fälle, ihrer Dringlichkeit und dem jeweils aktuellen Ermittlungsstand“ erfolge. „Die Hautfarbe oder andere Persönlichkeitsmerkmale eines mutmaßlichen Täters spielen dabei keine Rolle.“[77][78] In der Sendung wurde der Fall ohne Erwähnung der vorherigen Diskussionen gezeigt.
In der Sendung vom 5. April 2017 wurde ein Mann gesucht, der sich im Gespräch mit zwei Zeugen als Täter im Fall Maria Bögerl ausgegeben hatte. Er konnte ermittelt werden, hatte jedoch mit dem Fall in Wirklichkeit nichts zu tun. Erst nachdem der Verdächtige wieder auf freiem Fuß war, wurde bekannt, dass man ihn (anders als zunächst berichtet) schon kurz vor der öffentlichen Fahndung bei XY verhaftet hatte. Dies wurde kritisiert, da in der Sendung die erkennbare Stimme des Verdächtigen vorgespielt wurde und zudem der Eindruck entstand, man habe den Fall trotz der bereits erfolgten Festnahme in der Sendung belassen, um anschließend einen Erfolg der Fernsehfahndung verkünden zu können. Die Polizei begründete die trotzdem erfolgte Ausstrahlung der Fahndung damit, dass man sich nicht sicher gewesen sei, die gesuchte Person verhaftet zu haben, auch habe die Befragung erst während der bereits laufenden Sendung erfolgen können.[79]
Zimmermann wurde vorgeworfen, dass das Mittel, um die Sendung attraktiv zu halten, das Erzeugen von Angst war. Brutale und verstörende Bilder, die meist nachgestellt waren, sollten das unterstreichen.[80]
Das Frauenbild, das vor allem in den ersten Jahrzehnten vermittelt wurde, war sehr konservativ und wies weiblichen Opfern von Gewalttaten oft selbst die Schuld zu. Zimmermann wies darauf hin, wenn Frauen in bestimmter Weise lebten, ausgingen und Männer träfen, dann fördere das Gewalttaten. Häusliche Gewalt kam bei ihm praktisch nicht vor.[80]
Einmal pro Jahr wird unter der Schirmherrschaft des Bundesinnenministers der XY-Preis – gemeinsam gegen das Verbrechen vergeben, den Eduard Zimmermann und das XY-Team gemeinsam mit dem ZDF im Jahr 2002 ins Leben riefen. Mit dem Preis sollen Menschen geehrt werden, die sich mit Zivilcourage für den Schutz des Lebens, der Gesundheit oder des Eigentums von Mitbürgern eingesetzt haben. Die von jedermann vorschlagbaren Kandidaten und ihr beispielhaftes Handeln werden im Rahmen der XY-Sendungen mit kurzen Einspielern vorgestellt; die Verleihung des Preises durch den Bundesinnenminister erfolgt in der Regel im September.[81]
Im Laufe der Jahre wirkten zahlreiche prominente Darsteller in Gastrollen bei XY-Filmfällen mit. Dazu gehören unter anderem:
In Deutschland entwickelten zunächst die öffentlich-rechtlichen Sender MDR mit Kripo live (1990/1992)[82] und ORB mit Täter-Opfer-Polizei (im Mai 1992)[83] jeweils ein ähnliches, von XY beeinflusstes Format. Während diese beiden Sendungen (Täter-Opfer-Polizei jetzt beim RBB) nach wie vor mit Erfolg im Programm laufen, stellte der private Sender Sat.1 sein im September 1997 gestartetes Format Fahndungsakte nach drei Jahren Laufzeit im Jahr 2000 aufgrund mangelnder Quoten wieder ein. Auch die Sendung Crime! – Der Justizreport vom HR, die Anfang 2004 gestartet und von Kirsten Rademacher moderiert wurde, hatte nicht lange Bestand. Die auf RTL 2 ausgestrahlte Sendung Ungeklärte Morde – Dem Täter auf der Spur zeigt ausschließlich ungeklärte Tötungsdelikte, darunter auch solche, die bereits in Aktenzeichen XY … ungelöst behandelt wurden. Seit 2008 strahlen NDR und WDR die Sendung Kriminalreport aus. In dieser Koproduktion werden neben Personenfahndungen auch zahlreiche Tipps zur Kriminalitätsvorbeugung veröffentlicht. Ab der zweiten Staffel, die im Juli 2008 begann, gibt es auch dort ein Aufnahmestudio, wo Zuschauer telefonisch Hinweise zu den behandelten Kriminalfällen abgeben können.[84] 2011 wurde die Sendung nach der 9. Staffel eingestellt.[85] Vom 9. Mai 2016 bis 23. September 2016 strahlte Sat.1 die tägliche Show Fahndung Deutschland aus, die wegen schlechter Quoten eingestellt wurde.[86][87] 2018 wurde eine kurzlebige Neuauflage von Kriminalreport, die von HR-Fernsehen, MDR Fernsehen, rbb Fernsehen und SWR Fernsehen koproduziert und ausgestrahlt wurde, schon nach 4 Folgen wegen schlechter Einschaltquoten eingestellt.[88][89]
Das Sendeformat von XY wurde seit 1982 in mehrere europäische und außereuropäische Länder verkauft. Dazu gehören unter anderem:
Seit 2022 gibt es zudem den alle zwei Wochen erscheinenden Podcast Aktenzeichen XY ... Unvergessene Verbrechen, in dem Rudi Cerne und die Journalistin Conny Neumeyer mit den zuständigen Ermittlern, Angehörigen und Experten aus der Wissenschaft über Kriminalfälle aus der über 50-jährigen Geschichte von Aktenzeichen XY ... Ungelöst sprechen.
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