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Stadt in Niedersachsen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gifhorn (Aussprache: [2]) ist die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises im Osten des Landes Niedersachsen und eine selbständige Gemeinde. Mit etwa 44.000 Einwohnern bildet Gifhorn eines der Mittelzentren des Landes, geprägt durch die geringe Entfernung zu den Industrie- und Handelszentren Braunschweig und Wolfsburg. Außerdem ist Gifhorn Teil der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 29′ N, 10° 33′ O | |
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Gifhorn | |
Höhe: | 53 m ü. NHN | |
Fläche: | 105,4 km2 | |
Einwohner: | 43.941 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 417 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 38518 | |
Vorwahl: | 05371 | |
Kfz-Kennzeichen: | GF | |
Gemeindeschlüssel: | 03 1 51 009 | |
LOCODE: | DE GIF | |
Stadtgliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 1 38518 Gifhorn | |
Website: | www.stadt-gifhorn.de | |
Bürgermeister: | Matthias Nerlich (CDU) | |
Lage der Stadt Gifhorn im Landkreis Gifhorn | ||
Die Stadt liegt zwischen Hannover, Braunschweig und Wolfsburg, rund 20 Kilometer nördlich von Braunschweig und dem Autobahnkreuz Braunschweig-Nord (A 2/A 391) und etwa 15 Kilometer westlich von Wolfsburg. Die Stadt befindet sich am Kreuzungspunkt der Bundesstraßen 4 (Nord-Süd-Richtung) und 188 (Ost-West-Richtung). Ferner kreuzen sich hier die Bahnstrecken Braunschweig–Wieren und Hannover–Wolfsburg am Rande der Lüneburger Heide. Im Stadtgebiet mündet die Ise in die Aller.
In Gifhorn gibt es nördlich der Aller und westlich der Ise einen Höhenrücken, der als Eiszeitmoräne (Grund-/Endmoränen des Drenthe-Stadiums der Saale-Kaltzeit) entstand. Das gilt für den Weinberg und im weiteren Verlauf bis zur Ortschaft Wilsche das Hohe Feld. Der Laubberg, der Katzenberg und andere markante Erhebungen südlich der Aller sind dagegen Dünen, die erst am Ende der letzten Eiszeit (Weichsel-Kaltzeit) bzw. zu Beginn des Holozän aufgeweht wurden. Im Aller-Urstromtal herrschen ansonsten weichselzeitliche fluviatile, das heißt Flussablagerungen vor, häufig von Flugsand überdeckt.[3] Im August 2014 wurde auf einer Baustelle im Stadtgebiet ein Findling entdeckt, der am Iseufer aufgestellt worden ist.
Folgende Gemeinden grenzen an die Stadt Gifhorn. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt (alle im Landkreis Gifhorn): Wagenhoff, Wesendorf, Wahrenholz, Sassenburg, Calberlah, Isenbüttel, Ribbesbüttel, Leiferde, Müden (Aller) und Ummern.
Die Stadt Gifhorn ist eine Einheitsgemeinde und besteht aus der Kernstadt mit ihrer historischen Altstadt sowie den Ortschaften Gamsen, Kästorf, Neubokel, Wilsche und Winkel.[4] Diese nach Gifhorn eingemeindeten ehemaligen Gemeinden gehen alle auf ursprüngliche Dörfer zurück, was heute noch teilweise deren Aussehen prägt. Wilsche und Neubokel sind noch heute durch Wälder und Wiesen klar von der übrigen Stadt räumlich getrennt.
Zwischen den in der Saale-Eiszeit um Gifhorn entstandenen Moränen, dem sich in nördlicher Richtung ausdehnenden großen Moorgebiet und dem schwer passierbaren Aller-Urstromtal bot der Mündungswinkel von Aller und Ise eine der wenigen geeigneten trockenen Stellen für eine Siedlung und für einen Flussübergang. Der Name könnte daher nach Wortdeutungen aus überlieferten Dokumenten und Ortsnamen (gerade im nördlichen niedersächsischen Raum) von Giffel, Gaffel, Gabel und Horn (gleichbedeutend mit „Erhöhung, die ins Wasser hineinragt“) abgeleitet sein. So auch deutet es der Duden Geographische Namen in Deutschland: „Der Name 1429 Ghifhorn, 1265 Gifhorn, 1213 [tom] Gefhorne ist ursprünglich eine Stellenbezeichnung, die die Spornlage der Siedlung im Winkel zwischen Aller und Ise kennzeichnet (zu mnd. horn in der Bedeutung „Spitze, keilförmiges Landstück“). Das erste Glied Gef-, Gif- ist unerklärt.“[5] Der Wortteil Gif könnte nach Grimms Deutsches Wörterbuch von einer Gabelung (Gaffel, Giffel) der Ise kurz vor der Mündung in die Aller herrühren, dem vermuteten Siedlungskern.
Gifhorn wurde erstmals 1196 im Güterverzeichnis des Braunschweiger Stifts St. Cyriakus erwähnt. Dass der Siedlungsplatz viel älter ist, beweist die Jahresringdatierung mindestens auf das Jahr 896 eines im November 2014 auf einer Baustelle gefundenen mit Holzbohlen gesicherten Brunnens.[6] Ursprünglich war Gifhorn beschränkt auf eine kleine Siedlung im großflächig versumpften und schwer passierbaren Aller-Urstromtal (Barnbruch). Der Mündungswinkel von Aller und Ise war eine der wenigen Stellen, an denen dieses natürliche Hindernis überwunden werden konnte. Kurz vor dem Zusammenfluss mit der Aller teilte sich die Ise und bildete einen kleinen Werder. Entlang dieser trockenen Erhöhung vermutet man die erste Ansiedlung.
Der Ausbau des Brückenortes war durch mehrere Faktoren begünstigt. Zum einen besaß er eine geographisch günstige Schutzlage, zum anderen eine gute Verkehrslage am Schnittpunkt zweier bedeutender mittelalterlicher Handelswege: Hier kreuzten sich in Nord-Süd-Richtung die südliche Verlängerung der Alten Salzstraße von Lüneburg nach Braunschweig und in Ost-West-Richtung die Kornstraße von Magdeburg nach Celle. Gegen die von Osten her drängenden sorbischen Stämme (siehe auch Wenden, Wendland) befestigte man Gifhorn mit einer Schutzburg, um die am Iseübergang entstandene einnahmeträchtige Zollstätte zu sichern.
Die Welfenherzöge ließen später eine Vogtei, eine Wassermühle (erstmals 1213 urkundlich erwähnt) und einen Wirtschaftshof anbauen. Dieser gesicherte und wirtschaftlich bedeutsame Knotenpunkt zog viele Bauern, Handwerker und Kaufleute an. Auch die Post mit ihren Postkutschen richtete hier für die Mitreisenden eine Haltestation ein (heute Deutsches Haus). Zudem entstanden zahlreiche Gaststätten und Stallungen, in denen die Fuhrleute ihre Pferde ausspannten, aber auch bei gelegentlichem Hochwasser mehrere Tage ausharrten. Das Marktrecht wurde dem Ort bereits 1275 durch Herzog Johann I. von Lüneburg verliehen.
Infolge der strategisch wichtigen Lage wurde Gifhorn befestigt und 1332 als „opidum“ (befestigter Ort) urkundlich erwähnt. 1364 wurde erwähnt, dass Gifhorn die Weichbildrechte („wicbelde“) erhalten hatte. Dies war etwa gleichbedeutend mit der Verleihung von Stadtrechten. Allerdings durften die Gifhorner keine Stadtmauer errichten.1428 gingen Schloss und Siedlung bei der Teilung des Welfenhauses an das Fürstentum Lüneburg über.
Während der Hansezeit entstanden viele Handwerksbetriebe: Die bereits ansässigen Ackerbürger, Müller, Bäcker, Fischer, Metzger, Schuster, Schneider und Schmiede wurden ergänzt durch Weber, Bleicher, Färber, Böttcher, Töpfer, Gerber, Sattler, Seiler, Hutmacher und Bierbrauer. Die wirtschaftliche Blütezeit gipfelte 1275 in der Verleihung des Marktrechtes.
Verheerende Kriege und Großbrände fügten dem Ort immer wieder schwere Schäden zu, insbesondere die Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523, bei der auch die Orte in der näheren Umgebung fast vollständig vernichtet wurden. Der Wiederaufbau wurde gekrönt mit der Neuerrichtung von Schloss Gifhorn im Stil der Weserrenaissance. Bauherren des erst 1581 fertiggestellten Schlosses waren die protestantischen Herzöge Ernst der Bekenner von Braunschweig-Lüneburg und sein Bruder Herzog Franz aus Celle. Es entstand eine äußerst wehrhafte Schlossanlage, die an den vier Ecken über Bastionen verfügte und von Festungswällen umgeben war. Die Kapelle im Gifhorner Schloss, 1547 eingeweiht, ist der älteste protestantische Sakralbau Norddeutschlands. Heute beherbergt sie das Gemälde Der ungläubige Thomas von Johannes Grützke. Als privates Wohnhaus für den höchsten Schlossbeamten Caspar von Leipzig entstand 1546 etwas abgesetzt in der Stadt das Kavaliershaus, im Renaissance-Stil mit einer prächtigen Steinfassade erbaut.
Von 1539 bis 1549 war Gifhorn unter Herzog Franz Residenzstadt des Herzogtums Gifhorn, welches dieser als Abfindung für seinen Regierungsverzicht im Fürstentum Lüneburg erhielt. Am 6. Dezember 1544 erließ der Herzog für Gifhorn eine „Reformatio und Ordnung“, mit der für Jahrhunderte die Grundlage für die Durchführung von Bürgermeisterwahl und Stadtverwaltung gelegt wurde. Da Herzog Franz 1549 ohne männliche Nachkommen verstarb, fiel das Herzogtum nach nur zehn Jahren wieder an das Fürstentum Lüneburg in Celle zurück. Das Schloss diente fortan als Jagdresidenz von Fürsten und Herzögen aus der Umgebung oder als Wohnung für einen Amtmann. Die Befestigungsanlagen des Schlosses wurden ab 1781 beseitigt, da sie den wehrtechnischen Anforderungen dieser Zeit nicht mehr genügten.
Aus der Zeit des Neuaufbaus sind zahlreiche Fachwerkhäuser bis heute erhalten. Bemerkenswerte Bauten sind das Alte Rathaus von 1562 (heute Ratsweinkeller mit Bücherei) und das Höfersche Haus von 1570.
Während des Dreißigjährigen und Siebenjährigen Krieges und der Napoleonischen Feldzüge wurden die alten Handelswege nun auch zu Heerstraßen. Während der Truppendurchmärsche kam es immer wieder zu großen Schäden und Plünderungen. Hinzu kamen zwei große Flächenbrände 1669 im Süden und 1725 im Norden. Nach drei weiteren Bränden von 1872, 1876 und 1891 kam es zur baulichen Auflockerung des Stadtbildes. Wegen der räumlichen Enge wurden viele abgebrannte Häuser nicht wieder an der gleichen Stelle aufgebaut.
Von 1734 bis 1744 wurde die Sankt-Nicolai-Kirche errichtet. Planung und Bauleitung lagen in der Hand des Baumeisters Gerhard Justus Arenhold.[7] Der Barockbau befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Kavaliershaus und Alten Rathaus.
Nach dem Schleifen der Befestigungsanlagen des Schlosses um 1780 verloren auch die umliegenden Schutzwälle an Bedeutung. So kam es zur allmählichen Erweiterung des Stadtgebietes besonders ab 1845 nach Beseitigung der beiden Stadttore.
Die Industrialisierung Gifhorns begann mit der großflächigen Torfgewinnung aus den umliegenden Moorgebieten, wie dem Großen Moor. Der Rohstoff wurde in der Torfpressfabrik verarbeitet und lieferte zunächst die Energie für eine mechanische Wollspinnerei, zwei Zichorienfabriken und eine Ziegelei, die sich aber nicht lange hielten.
Wirtschaftlich bedeutsam wurden nur die Glashütte Gifhorn (ab 1873) und eine Konservenfabrik (ab 1890), die erst 1960 bzw. 1973 ihre Produktion einstellten. Sie profitierten von der Vollendung des Bahnbaus um 1890.
1852 erhielt Gifhorn das Stadtrecht. 1924 wurde das Rathaus in die Ortsmitte verlegt. 1930 wurde mit dem evangelischen Kindergarten „Bleiche“ der erste Kindergarten Gifhorns gegründet. 1941 starben 122 Menschen beim Eisenbahnunfall von Gifhorn im damaligen Bahnhof Isenbüttel-Gifhorn.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es über die nahe Grenze zu einer großen Zuwanderung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten und der sowjetischen Besatzungszone. Die größten Arbeitgeber waren damals die seit 1951 ortsansässige Maschinen- und Armaturenfabrik Alfred Teves (mittlerweile der Continental AG zugehörend) und das für Pendler nah gelegene Volkswagenwerk in Wolfsburg. Darüber hinaus gelang es, weitere Betriebe in neuen Gewerbegebieten anzusiedeln. Bereits 1959 zogen einige Staffeln des Bundesgrenzschutzes (BGS) in das Zonenrandgebiet, es entstand am Nordwestrand der Kernstadt die BGS-Siedlung. Seit den 1960er Jahren zogen Arbeitskräfte aus südeuropäischen Ländern mit ihren Familien in das Wolfsburger Umland und damit auch nach Gifhorn. Es kam dabei zu national getrennten Siedlungsschwerpunkten: Während Wolfsburg von Italienern dominiert wurde, bildeten in Gifhorn damals die Griechen die mit Abstand stärkste ausländische Bevölkerungsgruppe. Noch heute gibt es im Gifhorner Raum – inzwischen in der dritten Generation – eine ungewöhnlich starke griechische Gemeinde mit eigenen kulturellen und kirchlichen Aktivitäten.
Gifhorn behielt 1974 den Sitz des gleichnamigen Landkreises, nachdem zunächst eine Auflösung dieses Landkreises und Vereinigung mit dem Landkreis Peine und Verlegung des Kreissitzes nach Peine geplant gewesen war, die Einwohner beider Landkreise sich aber dagegen erfolgreich gewehrt hatten. Im Zuge der Gebietsreform wurde Gifhorn vom Regierungsbezirk Lüneburg in den Regierungsbezirk Braunschweig umgegliedert. Die Industrie wehrte sich gegen eine ähnliche Umgliederung erfolgreich vor Gericht, so dass Gifhorn heute nicht zur IHK Braunschweig, sondern unverändert zur Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg gehört.
Am 29. November 1984 wurde am Marktplatz das neue Rathausgebäude eingeweiht. Das vorherige Bauwerk wurde zum Haus des Handwerks.
Nach der deutschen Wiedervereinigung und den politischen Umbrüchen in den damaligen Ostblockstaaten zogen in den 1990er Jahren viele Russlanddeutsche aus der ehemaligen Sowjetunion in die Stadt. Sie stellen gegenwärtig etwa ein Zehntel der Gifhorner Bevölkerung.
Mit dem Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Gifhorn vom 27. November 1973 wurden am 1. März 1974 die Gemeinden Gamsen, Kästorf, Neubokel, Wilsche und Winkel sowie Gebietsteile der Gemeinden Isenbüttel, Leiferde, Ribbesbüttel und Vollbüttel eingegliedert.[8] Dadurch wuchs die Einwohnerzahl um etwa 4000, die Fläche des Stadtgebiets verdreifachte sich.
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Der Rat der Stadt Gifhorn bestand bis 2016 aus 34 Ratsfrauen und Ratsherren, seither 40. Die festgelegte Anzahl für eine Stadt mit einer Einwohnerzahl zwischen 40.001 und 50.000 Einwohnern beträgt normalerweise 40 Ratsmitglieder.[10] Auf Beschluss des Rates wurde diese Zahl um sechs Ratsmitglieder reduziert.[11] Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die laufende Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Stimmberechtigt im Rat ist außerdem der hauptamtliche Bürgermeister Matthias Nerlich (CDU).
Die letzte Kommunalwahl am 12. September 2021 ergab das folgende Ergebnis[12] (Veränderungen zur Kommunalwahl am 11. September 2016[13]):
Hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Gifhorn ist Matthias Nerlich (CDU). Bei der letzten Bürgermeisterwahl am 11. September 2011 wurde er mit 50,1 % der Stimmen gewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 50,1 %.[16] Nerlich trat sein Amt am 1. November 2011 an.
Bisherige Bürgermeister
Blasonierung: „Das Wappen der Stadt zeigt auf blauem Grund einen rot bewehrten, goldenen Löwen, stehend auf einem mit dem Mundstück nach vorn zeigenden roten Horn und nach hinten blickend.“[18] | |
Das Wappen wird als Emblem mit Hoheitszeichen auf Grenzsteinen und als architektonischer Schmuck an Bauwerken verwendet. |
Blasonierung: „Die Flagge der Stadt Gifhorn ist in der Mitte horizontal aufgeteilt in dunkelblau (oben) und rot (unten) dazu ist im Mittelfeld das Stadtwappen.“ | |
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Im Verlauf der Nachkriegsjahre wurden um Gifhorn mehrere größere Flächen zu Naturschutzgebieten erklärt. Dazu gehört auch der im heutigen Stadtgebiet von Gifhorn liegende Heidesee, der auf natürliche Weise während der Eiszeit entstand. Der See kommt auch in den Geschichten und Gedichten des Heidedichters Hermann Löns vor. Der flache und oft trocken fallende See ist ein viel besuchtes Naherholungsgebiet.
Auch gibt es im westlichen Bereich von Gifhorn größere Heideflächen (siehe auch Heidekrautgewächse). Bekannt sind die „Gifhorner Schweiz“, der idyllische Ort Winkel und Flächen beim Ort Wilsche. Diese Heidegegend wurde ebenfalls durch die Literatur von Hermann Löns bekannt.
Durch Kiesschürfen entstanden mehrere künstliche Seen. Durch den Bau des Elbe-Seitenkanals entstand im benachbarten Isenbüttel südöstlich der Stadt ein komplexes Naherholungsgebiet, der Tankumsee. Das gesamte Areal umfasst 222 Hektar. Der See selbst ist 62 Hektar groß und bietet einen 1000 Meter langen Sandstrand. Daran grenzt direkt östlich das Feuchtgebiet Barnbruch an mit einem Waldbestand von etwa 1500 Hektar.
Die Verlegung der Bundesstraße 4 machte es erforderlich, dass große Teile der Trasse erhöht werden mussten. Durch den Bodenaushub entstand der „Waldsee“ zwischen der Stadt und der „Gifhorner Schweiz“.
Die Naturschutzgebiete – wie auch die Lüneburger Heide – haben Gifhorn zu einem beliebten Naherholungsgebiet gemacht.
2021 bewarb sich die Stadt als Host Town für die Gestaltung eines viertägigen Programms für eine internationale Delegation der Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin. 2022 wurde sie als Gastgeberin für Special Olympics Usbekistan ausgewählt.[19] Damit wurde sie Teil des größten kommunalen Inklusionsprojekts in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 200 Host Towns.[20]
Das älteste Gifhorner Volksfest ist das Schützenfest. Die älteste Ratsverordnung über das „Gifhorner Scheibenschießen“ stammt von 1661. Seit 1706 sind die Listen der Schützenkönige überliefert. Die 1814 zur Armee eingezogenen Gifhorner waren fast alle 1815 in der Schlacht bei Waterloo gegen Napoleon eingesetzt. Zur Erinnerung daran wird das Schützenfest jedes Jahr in der Woche des 18. Juni gefeiert. Das Schützenfest beginnt am Donnerstag mit einem Umzug durch Gifhorn und dem im Laufe des Nachmittags unter kommunaler Aufsicht durchgeführten Königsschießen. Am Sonntag wird ein großer Umzug durchgeführt, bei dem auch viele Vereine aus der Stadt und dem Umland dabei sind. Die beiden Gifhorner Traditionsschützenvereine haben jeweils über 700 Mitglieder. Der Umzug gehört zu den größten in Niedersachsen. Das Fest endet mit einem Feuerwerk, das jedes Jahr von den beteiligten Schaustellern gesponsert wird.
Weitere regelmäßige Großveranstaltungen sind das dreitägige Altstadtfest und in der Weihnachtszeit der Weihnachtsmarkt.
In Gifhorn gibt es drei Theatervereine, die im Bereich Amateurtheater aktiv sind.
In Gifhorn ist der zweitälteste Snookerverein Deutschlands angesiedelt, der RSC Gifhorn. Der Verein feierte 2015 den 30. Geburtstag.[22]
Nachdem sich Gifhorn 2021 als Host Town für die Gestaltung eines viertägigen Programms für eine internationale Delegation der Special Olympics World Summer Games 2023 beworben hatte, wurde die Stadt 2022 als Gastgeberin für Special Olympics Usbekistan ausgewählt. Das Programm wird vor den Weltspielen stattfinden und macht Gifhorn zu einem Teil des größten kommunalen Inklusionsprojekts in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 200 Host Towns.[23]
Etwa 1,4 % der Beschäftigten sind in der Land- und Forstwirtschaft tätig, 38 % im Produzierenden Gewerbe und 60,6 % im Dienstleistungsbereich. Gifhorn hat deutlich mehr Aus- als Einpendler. Etwa 80 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten außerhalb. Die Arbeitslosenquote im Kreis Gifhorn betrug im Juni 2017 4,7 %.
Größter Arbeitgeber Gifhorns ist die IAV GmbH (Ingenieurdienstleister für die Automobilbranche) mit rund 3500 Mitarbeitern (Stand 4. Quartal 2016),[34] vor dem ehemals größten Unternehmen in Gifhorn, der Continental mit etwa 1500 Mitarbeitern (Stand Januar 2010). Aufgrund der Nähe zu Wolfsburg (VW) sind viele Automobilzulieferer und -dienstleister in Gifhorn angesiedelt (z. B. Inteva Products und EDAG Engineering GmbH).
Gifhorn besitzt zwei Bahnhöfe, den Bahnhof Gifhorn, an dem sich die Berlin-Lehrter Eisenbahn mit der Bahnstrecke Braunschweig–Wieren trifft, sowie den Bahnhof Gifhorn Stadt an der letztgenannten Bahnstrecke. Der Bahnhof Gifhorn wird von der Deutschen Bahn in die Preisklasse 4 eingestuft, Gifhorn Stadt zählt dagegen nur zur Preisklasse 6.
Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Gifhorn befand sich ursprünglich vier Kilometer südlich auf freiem Feld auf der Isenbütteler Seite der Gleise, was dem möglichst geradlinigen Verlauf der Bahnstrecke geschuldet war. Er hieß 1871 zunächst Gifhorn, wurde 1889 in Gifhorn-Isenbüttel umbenannt, um Verwechslungen mit Gifhorn Stadt zu vermeiden. Da dies dennoch weiterhin auftrat, hieß er seit 1892 Isenbüttel. Eine Weisung des Regierungspräsidenten änderte den Namen 1913 in Isenbüttel-Gifhorn. Mit zunehmender Ausdehnung Gifhorns liegt der Bahnhof inzwischen am Rande der Stadt. Das ehemalige Gebäude wurde daher 1988 durch einen Neubau auf der Gifhorn zugewandten Seite ersetzt, während das alte Gebäude von einer Musikschule genutzt wird. Gleichzeitig wurde der Bahnhof wieder in Gifhorn umbenannt.[35]
Im Bahnhof Isenbüttel-Gifhorn verursachte ein auffahrender Güterzug am 22. Januar 1941 den Eisenbahnunfall von Gifhorn, bei dem 122 Personen ums Leben kamen.
Der öffentliche Busverkehr wird hauptsächlich durch die Verkehrsgesellschaft Landkreis Gifhorn mbH (VLG) durchgeführt.
Gifhorn hatte sich bereits 2008 ein Radverkehrskonzept[36] gegeben, um den Radverkehr als gleichberechtigtes Verkehrsmittel der innerörtlichen Mobilität aufzuwerten. Die darin definierten 67 Maßnahmenvorschläge verschiedener Dringlichkeit wurden in den Folgejahren aber nur sehr unvollständig umgesetzt. Bei den zweijährlich stattfindenden Fahrradklimatests des ADFC hat Gifhorn zwischen 2012 und 2020[37] mit leicht negativer Tendenz Gesamtbewertungen zwischen 3,9 und 4,3 (nach Schulnotensystem 1–6) erhalten. Gifhorn unternimmt jetzt mit breiter Beteiligung der Öffentlichkeit[38] im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplanes „Leitbild Mobilität 2030“[39] einen neuen Anlauf zur Verbesserung seiner Fahrradfreundlichkeit. Dabei hat der Rat der Stadt im Schlüsselprojekt „Radverkehr fördern“ die Neuaufstellung eines Radverkehrskonzeptes beschlossen. Außerdem ist Gifhorn 2019 der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen Niedersachsen/Bremen (AGFK Niedersachsen/Bremen) beigetreten.[40] Im Sommer 2021 wurde das „Radverkehrskonzept 2021 für die Stadt Gifhorn“ vorgestellt.[41]
Radtouristisch ist Gifhorn an den Weser-Harz-Heide-Radweg und den Allerradweg angeschlossen. Außerdem werden im Umland (Urlaubsregion Südheide Gifhorn) diverse regionale Radwege und Freizeitrouten angeboten.[42]
Der Flugplatz Wilsche befindet sich im gleichnamigen Ortsteil Gifhorns. Dieser wird vor allem von Segelfliegern benutzt. In Braunschweig, etwa 20 Kilometer südlich von Gifhorn befindet sich der Flughafen Braunschweig-Wolfsburg, an dessen Betreibergesellschaft der Landkreis Gifhorn 2 % der Anteile hält.
Gifhorn ist Sitz des für den überwiegenden Teil des Landkreises Gifhorn zuständigen Amtsgerichts Gifhorn.
Die Bewohner umliegender Gemeinden bezeichneten Gifhorn in der Vergangenheit abfällig als Zickenstadt. Eine Ziege als Kuh des kleinen Mannes konnten sich seinerzeit auch die ärmeren Stadtbewohner leisten, so dass die Ziegenpopulation in Gifhorn vergleichsweise stärker war als in den umliegenden Bauerngemeinden.
Die Gifhorner Stadtwerbung münzte den Ausdruck Zickenstadt in einen positiven Begriff um und benutzte ihn einige Jahre lang für die Tourismuswerbung. Eine Ziege als Logo der Stadt wurde entworfen, und in der Gifhorner Innenstadt wurde ein Zickendenkmal enthüllt. Während Bezüge zur Zickenstadt auch heute noch gelegentlich zu finden sind, beispielsweise der Zickenaugust als Maskottchen des alljährlichen Altstadtfests, musste sie in der Werbung dem Begriff Mühlenstadt sowie einem entsprechenden Logo weichen.
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