Wesendorf
Gemeinde im Landkreis Gifhorn in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wesendorf ist eine Gemeinde im Landkreis Gifhorn in Niedersachsen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 36′ N, 10° 32′ O | |
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Gifhorn | |
Samtgemeinde: | Wesendorf | |
Höhe: | 59 m ü. NHN | |
Fläche: | 31,29 km2 | |
Einwohner: | 5647 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 180 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 29392 | |
Vorwahlen: | 05376, 05835 | |
Kfz-Kennzeichen: | GF | |
Gemeindeschlüssel: | 03 1 51 038 | |
LOCODE: | DE 73O | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Alte Heerstraße 20 29392 Wesendorf | |
Website: | www.gemeinde-wesendorf.de | |
Bürgermeister: | Holger Schulz (SPD) | |
Lage der Gemeinde Wesendorf im Landkreis Gifhorn | ||
Im Westen der Ortsgemarkung erstreckt sich die mit Sanden überzogenen Grundmoränenhochfläche der Ringelahs Heide und der Brutlohsheide. Sie geht von West nach Ost in die Niederungszone des Großen Moores und speziell des kleineren Heestenmoores über. Hier hatte sich die Schmelzwasserabflussrinne des Isetales gebildet. Der größere westliche Teil der Gemarkung besitzt ein schwaches Kleinrelief. Es fällt nach Osten von 67 auf 58 Meter NN ab. Der kleinere Ost-Teil im Heestenmoor hat eine Höhe von 56 bis 57 Meter NN. Der Ort liegt am Ostrand der Brutlohsheide mit seinem Kern in einer flachen süd-exponierten Hanglage von 63 bis 65 Meter NN. Die neuen Ortsteile ziehen sich in geringer Neigung nach Osten bis auf 62 Meter und nach Süden bis 60 Meter NN herab. Die Ortschaft mit seinen Gemarkungsgrenzen liegt am südöstlichen Rand des Naturpark Südheide und hat keine auffällige Topografie.
Die beiden Ortsteile der Gemeinde sind Wesendorf und Westerholz. Die Siedlungen Hammerstein und Brutlohsheide sind wenige Kilometer westlich der Ortschaft nahe der B4 (Lüneburger Straße) geografisch zu finden. Die Siedlung Hasenberg ist geografisch östlich der Kreisstraße 7auf Höhe dem Ortsteil Westerholz zuzuordnen.
Die Gemeinde entstand erst im 16. Jahrhundert. Der Raum gehörte jedoch im 12. Jahrhundert zum Besitz der Welfen und fiel bei der Teilung unter die Söhne Heinrichs des Löwen 1202 an Otto IV. und danach seinen Neffen Otto das Kind. Er fasste alle welfischen Gebiete in einer Hand zusammen, trug sie 1235 dem Kaiser auf und erhielt sie als Reichslehen Herzogtum Braunschweig-Lüneburg zurück. Durch die welfische Teilung von 1267 kam der Raum an die Lüneburger Linie mit dem Fürstentum Lüneburg. Ab 1885 kam das Gebiet an den Regierungsbezirk Lüneburg. Innerhalb dieses größeren Raumes gehörte die spätere Gemarkung von Wesendorf, da der Ort noch nicht bestand, 1489 wahrscheinlich zur Gogräfschaft Hankensbüttel. Ihr Name erscheint im Schatzregister von 1489 zwar nicht, aber unter deren Orten sind die Nachbargemeinden Betzhorn, Wahrenholz und Westerholz hinter Emmen und vor Langwedel und Lingwedel aufgeführt. Später war es, wie die ganze Gogräfschaft Hankensbüttel, Teil des Amtes Gifhorn bzw. 1539 bis 1549 der Sekundogenitur Gifhorn. Darin gehörte es spätestens seit dem 16. Jahrhundert zur Vogtei Wahrenholz, die außer Wesendorf, das um 1548 entstand, noch die Orte Wahrenholz, Westerholz und Betzhorn umfasste. Wahrscheinlich ist die Vogtei Wahrenholz jedoch älter oder geht auf ältere Vorläufer zurück.
Im Jahr 1799 wurden die Gogräfschaft Hankensbüttel und die Vogtei Steinhorst vom Amt Gifhorn getrennt und verwaltungsmäßig wurde das Amt Isenhagen geschaffen. Die Vogtei Wahrenholz und damit auch Wesendorf verblieb beim Amt Gifhorn bis 1841. Am 1. Juli 1841 kam die Vogtei an das Amt Knesebeck und wurde am 1. Oktober 1852 ihm wieder getrennt. Die Vogtei kam an das Amt Isenhagen, die mit ihm am 1. Juli 1859 mit dem Amt Knesebeck vereinigt wurde. Diese Veränderungen der Zugehörigkeit betrafen auch Wesendorf. Während der Zeit des Königreiches Westphalen war es 1810 bis 1813 dem Canton Gifhorn im Departement der Aller eingegliedert. 1867 bis 1885 bildeten die Ämter Gifhorn, Isenhagen, Fallersleben und Meinersen die Kreishauptmannschaft Gifhorn. Aus ihr entstanden bei der Einführung der preußischen Kreisverfassung am 1. April 1885 die Kreise Isenhagen und Gifhorn. Wesendorf kam als südwestlichste Gemeinde zum Kreis Isenhagen.
Die Kreisreform von 1932 vereinigte mit Wirkung vom 1. April 1933 beide Kreise zum Kreis Gifhorn. Seither gehört Wesendorf wieder zu Gifhorn. Die Grundherrschaft lag einheitlich beim Landesherren, übertragen an das Amt Gifhorn. 1678 war das Amt Gifhorn Grundherr für alle elf Stellen in Wesendorf, ebenso bei der Ablösung 1842 für alle 16 Stellen. Dazu zählten vier Vollhöfe, vier Kötner, ein Brinksitzer, vier Anbauer, zwei Abbauer und die Schule.
Im Gemeindegebiet von Wesendorf lebten bereits in vorgeschichtlicher Zeit Menschen. Davon zeugen Hügelgräber der ausgehenden Stein- und beginnenden Bronzezeit rund 1300 Meter südlich von Wesendorf.[2]
Der Ortsteil Westerholz wurde 1275 erstmals urkundlich erwähnt und im Rahmen der Gebietsreform am 1. März 1974 eingemeindet.[3] Wesendorf gehört zu den jungen „-dorf-Siedlungen“ und ist erst im 16. Jahrhundert entstanden. Es gibt keine urkundliche Erwähnung.
Wesendorf ist eine Ausbau-Siedlung, die von Westerholz ausging. 1548 soll sich nach der Überlieferung der Kuhhirte Gries aus Westerholz im „Stuebusche“ angesiedelt haben. Bald folgte ein zweiter Ansiedler namens Meyer und 1568 waren vier Ansiedler mit dem Namen auf dem heutigen Gebiet von Wesendorf wohnhaft.
Im Laufe des 16. und 17. Jahrhundert siedelten sich vier Kötner und ein Brinksitzer an. 1777 werden neun abgabepflichtige Feuerstellen für den Ort genannt. Die Karte der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1779 nennt für Wesendorf insgesamt 13 Feuerstellen. Nach dem Rezess von 1865 hatte Wesendorf vier Vollhöfe, vier Kötner, einen Brinksitzer, drei Anbauern und eine Schule. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs das Dorf auf 22 Wohngebäude an.
Der allgemeine Aufschwung der Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Fruchtfolgen sowie Kunstdünger führten zu einer raschen Vergrößerung des Dorfes durch Abbauer. 1895 hatte der Ort 40 Wohngebäude. Die Ortsform als Haufendorf blieb erhalten.
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts vergrößerte sich Wesendorf kaum noch. Erst die Abtretung von Moorflächen und Ödland am Heestenmoor, die die Hannoversche Siedlungsgesellschaft 1924/25 an Einzelpersonen zur Kultivierung vornahm, bewirkte eine leichte Vergrößerung des Dorfes.
Wesendorf entwickelte sich als kleine Ansiedlung mit ca. 40 bis 50 Einwohnern im 16. Jahrhundert zu einem Kleindorf von 80 bis 100 Einwohnern im 17./18. Jahrhundert. Für 1804 sind 103 Einwohner gemeldet. Die erste Volkszählung von 1811 registrierte 130 Bürger. Nach 1821 nahm die Bevölkerung zu. Begünstigt wurde dies durch die Generalteilung des Großen Leu, Achterbruchs und Depensieks 1854 und die Teilung der Koppelhuden zwischen Wesendorf, Wahrenholz und Westerholz 1864/65 sowie die Verkopplung in Wesendorf 1865/70. Im Jahr 1848 hatte der Ort 179 Bewohner und 1885 waren es 242 Bewohner.
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung langsam weiter. 1933 hatte der Ort 310 Bewohner. Durch den Bau des Fliegerhorstes stieg die Einwohnerzahl 1939 sprunghaft auf 1496 Personen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bevölkerungszunahme auf Kriegsflüchtlinge und Heimatvertriebene zurückzuführen. 1950 hatte Wesendorf 2039 Bewohner.
Auch in den folgenden Jahren steigende Einwohnerzahlen, was bis heute durch neue Baugebiete andauert. Für den Anstieg waren der Garnisonsstandort Wesendorf mit der Hammerstein-Kaserne und die Ölindustrie (DEA) wesentlich verantwortlich. Die Bevölkerungspitze hatte Wesendorf 1967 mit 2403 Einwohnern. Als in Niedersachsen, am 1. April 1974, durch die Gebietsreform Westerholz ein Ortsteil der Gemeinde Wesendorf wurde, stieg die Zahl der Einwohner auf etwa 2650 an. Anfang der 1990er-Jahre folgte der zweite Zuzug aus Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion nach Wesendorf. Ein Bauboom folgte zeitnah in Nord-Wesendorf und es entstand das „Blumenviertel“ mit zahlreichen Ein- und Mehrfamilienhäuser. Am 31. Dezember 2022 zählt die Gemeinde 5900 Einwohner mit Haupt- und Nebenwohnsitz.[4]
Die Berufsstruktur in Wesendorf wurde von den nicht landwirtschaftlichen Erwerbspersonen bestimmt. 1961 zählten 44 Prozent aller Erwerbspersonen zum produzierenden Gewerbe, zwölf Prozent zu den Wirtschaftsbereichen Handel und Verkehr und 27 Prozent zu den sonstigen Bereichen. 1961 war fast die Hälfte (48 Prozent) der 772 nicht landwirtschaftlichen Erwerbspersonen Auspendler, die vor allem in Gifhorn und Wolfsburg arbeiteten. 1970 erhöhte sich die Zahl der Auspendler auf insgesamt 431, von denen zwei Fünftel in Gifhorn beschäftigt waren, 35 Prozent in Wolfsburg, je drei Prozent in Hohne und Sassenburg, je zwei Prozent in Wahrenholz und Hannover.
1970 verfügte Wesendorf auch über zivile Arbeitsplätze in der ehemaligen Hammerstein-Kaserne mit über 170 Einpendlern. Die Einpendler stammten aus allen umliegenden Dörfern und den Städten; die meisten kamen aus Wahrenholz (15 Prozent), Gifhorn (zwölf Prozent) und Hankensbüttel (elf Prozent). Zur Land- und Forstwirtschaft gehörten 1961 nur noch 17 Prozent der insgesamt 814 Erwerbspersonen. 1939 fand noch ein Viertel aller Erwerbspersonen darin ihren Unterhalt. 2022 sind nur noch zwei vollerwerbstätige landwirtschaftliche Betriebe mit Agrar-, Milchvieh-, Forst- und Fleischwirtschaft vor Ort tätig.
Jahr | 1974 | 1980 | 1985 | 1990 | 1995 | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 | 2020 | 2022 |
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Einwohner | 2778 | 2826 | 3044 | 3296 | 4552 | 4847 | 5013 | 4949 | 5213 | 5464 | 5637 |
Die Militärflugverwaltung in Wietzenbruch erwarb eine Fläche von 249 ha Land mit Heidekoppeln in der Brutlohsheide. Dies ist ein Gebiet nordwestlich und nordöstlich von Wesendorf. Wenige Jahre später wurde die Fläche auf rund 370 ha erweitert. Das Gebiet wurde in der weiteren Kommunikation als Kommando Wesendorf erwähnt.
1936 entstanden auf dem Fliegerhorst Baracken für ca. 50 Soldaten und Zivilisten. Dadurch wurden Vorbereitungen für die Entstehung eines Fliegerhorstes der Reichsluftwaffe geschaffen. Durch Zuzüge von Arbeitskräften wuchs die Einwohnerzahl von Wesendorf. Auf einem etwa vier Hektar großen Gelände nordöstlich der heutigen Wittinger Straße wurden 1936 im ersten Bauabschnitt 120 Wohnungen für Arbeiter, Mannschaften und Unteroffiziere errichtet, die heutige „Oppermann-Siedlung“.
1939 entstanden in einem zweiten Bauabschnitt weitere etwa 100 Wohnungen für Beamte, Angestellte und Unteroffiziere. Die Offizierswohnungen wurden in unmittelbarer Nähe des Fliegerhorstes östlich der B4 gebaut. Bis 1950 hatte sich die Gesamtzahl der Wohngebäude in der Gemeinde mit insgesamt 217 fast verfünffacht.
1936 begann der Bau des Fliegerhorstes Wesendorf mit angrenzendem Rollfeld. In der Südheide entstanden weitere Fliegerhorste und Scheinflughäfen wie Dedelstorf, Bokel, Salzwedel (Altmark), Ehra, Gifhorn, Zahrenholz und Faßberg.
Ab 1934 wurde in Celle, dann in Radom (Polen) und zuletzt in Wesendorf die Blindflugschule 6 (BFS 6), später BFS 36 unter der Leitung des Kommodores Oberstleutnant Stollbrock stationiert. Ab dem 15. Oktober 1943 wurden diverse Gruppen mit mehreren Staffeln aus u. a. den Jagdgeschwadern 108 und 110 hinzubeordert. Zum Einsatz in Wesendorf kamen auch die Ju 52 („Tante Ju“) sowie die deutsche Flugzeugtypen Ar 96, Bf 108, Bf 109, Fw 190, Go 145, MC 202 und Si 204. Im Juli 1944 wurde in Wesendorf aus Teilen der Flugzeugführerschule B 36 eine III. Gruppe des Jagdgeschwaders 110 mit vier Staffeln neu aufgestellt. Das Kampfgeschwader 55 „Greif“ wurde am 31. August 1939 nach Wesendorf abkommandiert und war mit Kampfbombern vom Typ Heinkel He 111P beim Überfall auf Polen eingesetzt.
Zur Versorgung wurde eine Eisenbahnanschluss von der Ortschaft Wilsche zum Fliegerhorst durch den Forst Ringelah gebaut. Ein Abstellgleis für Güterwagen verlief – heute noch sichtbar – bis in das östlich vom Fliegerhorst gelegene Heestenmoor.
Für Kriegsgefangene unter anderem aus Tschechien, Polen und den Benelux-Ländern, Zwangsverpflichteten und Freiwilligen aus Ungarn wurden Gefangenenlager an der Krümme (jetzige Kreuzung B4/K7) und das Lager „Birkenkamp“, das jetzige Baugebiet Deemoorweg-West, errichtet. Zuständigkeiten regelte die damaligen JVA Wolfenbüttel und Celle.[6] Sie mussten unter anderem für den Kampfeinsatz der Me 262 eine befestigte Startbahn aus Beton bauen. Wenige Quadratmeter Betonfläche sind noch am Wirtschaftsweg Demoorweg – südöstlich von Wesendorf – zu finden.[7]
Zum Gedenken an die im Krieg gestorbenen ausländischen Soldaten und Zivilisten erinnert auf dem örtlichen Friedhofspark ein Mahnmal bei den Kriegsgräbern.
Anfang April 1945 wurde der Fliegerhorst Wesendorf trotz verlustreicher Luftkämpfe in drei Angriffswellen von amerikanischen Bombern schwer beschädigt.[8] Ein Bomber, Consolidated B-24 „Liberator“ der 446th Bombardment Group[8] stürzte ins Heestenmoor ab. Zeitzeugen erinnern sich, dass in der Mittagszeit des 4. April 1945 zahlreiche Bomben zivile Häuser und Bauernhöfe zerstörten. Am 10. April 1945 kamen bei einem Bombenangriff in der Mittagszeit insgesamt 82 Personen, davon 48 Männer, unter ihnen 14 Ungarn aus Páka sowie 34 Frauen ums Leben. Am 11. April 1945 befreiten amerikanische Truppen Wesendorf und die Nachbarorte kampflos. Nach der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 besetzten west-alliierte Streitkräfte die Militäranlage.
Die Bundeswehr nutzte die Kasernenanlagen ab 1957 zu Ausbildungszwecken (u. a. Grundausbildung) für die Luftwaffe und für das Heer.[9] Im Auftrag der NATO überwachte eine Funk- und Fernmeldeeinheit der Britischen Streitkräfte mit einem hohen Turm den Funk- und Fernmeldeverkehr an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze zur DDR. Dieser „Horchturm“ wurde nach der Wiedervereinigung demontiert. Die britischem Militärs verließen mit einem militärischen Appell ihren Stützpunkt.
1968 erhielt der ehemalige Fliegerhorst den Namen Hammerstein-Kaserne in Anlehnung und Anerkennung des Generals sowie vehementen „Hitler-Kritikers“ Kurt von Hammerstein-Equord (1878–1943).
Ein kleiner Teil des ehemaligen Rollfeldes auf dem Standortübungsplatz wurde Ende der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre von Segelfliegern genutzt. Danach waren dort Schützenpanzer Marder der Panzergrenadierbataillone 332 und 13 stationiert. 2006 wurde die Kaserne geschlossen, Bürgerproteste auf Grund des drohenden Verlustes von zahlreichen Arbeitsplätzen blieben erfolglos. Der Auflösungsappell des Panzergrenadierbataillons 332 war am 4. Mai 2006. Am 30. Juni 2006 wurde die Bundesdienstflagge mit einem feierlichen Appell eingeholt.
Die ehemalige Kasernenanlage wird bis dato als Wirtschafts- und Dienstleistungsgewerbegebiet Hammerstein-Park vermarktet und teilweise vom Dienstleistungs- und Handwerksgewerbe (u. a. Metallverarbeitung, Kfz-Werkstatt etc.) sowie als Fahrsicherheitstrainingsplatz (u. a. Motorrad, Pkw, Kleintransporter), Ausbildungsstandort zum Führen von Quadrokoptern, Standort für Sport- und Freizeitvergnügen (Outdoor-Bogenschießen, Driving Area und Paintballparcours) und durch Immobilienunternehmen genutzt.
Seit 2016 ist die DBU Naturerbe Eigentümerin des ehemaligen Standortübungsplatzes. Die DBU-Naturerbe-Fläche ist 292 Hektar groß und aufgrund des vielfältigen Offenlandmosaiks von überregionaler Bedeutung für Tag- und Nachtfalter sowie diverse seltene Trockengräser. Die Hubschrauber-Fliegerstaffel der Bundespolizei in Gifhorn in der ehemaligen BGS-Kaserne nutzt den ehemaligen Truppenübungsplatz regelmäßig für Schulungs- und Übungseinsätze wie u. a. Tiefflug, Löschwasser- und Materialtransport.
Die Wohnungen in der sogenannten „Hammerstein-Siedlung“ wurden nach der Standortschließung überwiegend an Privatinvestoren veräußert. Die ein- und zweigeschossigen Unterkünfte für die Mannschaften innerhalb der Kaserne wurden teilweise abgerissen. Dort entsteht ein park- und zooähnliches Gelände für eine Seniorenresidenz und ihre Besucher.
Kriegsflüchtlinge und Heimatvertriebene des Zweiten Weltkrieges, die 1945 zum Teil in Baracken des ehemaligen Fliegerhorstes untergebracht worden waren, bewirkten eine rege Bautätigkeit in Wesendorf, sodass bis 1968 die Zahl der Wohngebäude auf 406 angewachsen war. Dabei dehnte sich der Ort vor allem nach Süden aus. Es entstand eine Besiedlung an der K7 (ehemalige L 286) und den ehemaligen Sandwegen zum Heestenmoor. Der Flächennutzungsplan sieht eine Auffüllung der Baulücken zwischen diesen südlichen Ausläufern der Bebauung und der Oppermann-Siedlung an der Wittinger Straße vor und evtl. eine Erweiterung nach Süd-West bis zur geplanten Umgehungsstraße der L 286.
Außerdem entstanden Ende der 1960er Jahre im Süden der Gemarkung Wesendorf drei Wochenendhausgebiete sowie Campingplätze und Ferienhaussiedlungen. Zwei entstanden in der Brutlohsheide westlich an der Lüneburger Straße (B4) mit zirka 120 Parzellen auf dem ehemaligen Flugzeug-Abstellplatz, westlich des Fliegerhorstes, ca. sechs Kilometer abseits vom Ortsmittelpunkt. Die benachbarten Ferienhaussiedlungen „Brutlohsheide“ und „Am Pilz“ erhielten 2003 offiziell von der Gemeinde die Bezeichnung „Baugebiet mit Sonderstatus“ und befinden sich unmittelbar im Kiefernwald. Sie sind in der Fläche insgesamt ca. 11,3 ha groß. Zur möglichen Brandbekämpfung mussten die Eigentümer und Anlieger mit 1. und 2. Wohnsitz den strengen Auflagen der zuständigen Behörden Folge leisten und u. a. einen Löschteich ausheben und ein Löschbrunnen bohren lassen. Der Teich wird im Sommer überwiegend von den Anwohnern als Badeteich genutzt. Die Parzellen im SO 2 mit insgesamt 22 Ferienhäuser „Am Pilz“ sind gepachtet. Das dritte Wochenendhausgebiet mit Campingplatz und einem künstlich angelegten Badesee (Löschteich) liegt zwischen der K7 und dem Demoorweg zum Heestenmoor und wird vom Unternehmen „Heide Lido“ vermarktet.
Entsprechend dieser Entwicklung ist das Ortsbild recht heterogen. Während das Altdorf noch vom Rot der Backsteinfachwerk- und Backsteingebäude bestimmt wird, überragt von hohen Eichen und Linden, herrschen in der Oppermann-Siedlung graue und gelbe Putzbauten als eingeschossige Doppelwohnhäuser vor, die von zweigeschossigen Mehrfamilien-Reihenhäusern umrahmt sind. Ein ähnliches Aussehen zeigen die ehemaligen Offizierswohnungen im Kiefernwald in der „Hammerstein-Siedlung“, die nur etwas größer als eineinhalbgeschossige Putzbauten erstellt wurden. Die Hofformen im Altdorf sind recht verschieden. Noch gibt es Niedersachsenhäuser mit Vorschauer, meist aber nur bei kleinen Höfen; daneben ebenso moderne ein- bis zweigeschossige Klinker-Wohngebäude sowie Dreiseithofanlagen mit modernen Wirtschaftsgebäuden und Resten von Niedersachsenhäusern. Die einstigen Koten der Abbauerstellen sind in der Regel zu Wohngebäuden modernisiert worden. Die Neubaugebiete im Süd-Osten zeigen vorwiegend die eineinhalb-geschossigen verputzten und verklinkerten Eigenheime der üblichen Art, daneben relativ viele Bungalows und im Süden zweigeschossige Klinker-Wohngebäude für ehemalige Bundesbedienstete in der Form von Reihenhäusern an den Dorfstraßen Fuhrenmoor und Schillerstraße. 1961 waren nur noch 13 Prozent Bauernhäuser und Nebenerwerbsstellen, 1968 neun Prozent landwirtschaftliche Wohngebäude. 99 der insgesamt 320 Wohngebäude von 1961 und 194 der insgesamt 406 von 1968 entstanden nach 1948.
Mit den politischen Veränderungen in Osteuropa und der Öffnung des Eisernen Vorhangs in den Jahren 1989 und 1990 stieg die Einwohnerzahl in Wesendorf rapide an. Zuzüge von deutschstämmigen Spätaussiedlern bzw. Spätheimkehrern aus den ehemaligen Sowjetrepubliken waren die Folge. Im Jahr 2007 waren über 5000 Bürger im Ort registriert. Der Zuzug bewirkte in den Folgejahren eine rege Bautätigkeit. Zahlreiche Mehr- und Einfamilienhäuser entstanden zeitnah im neu erschlossenen „Blumenviertel“, nordöstlich der Alten-Heer-Straße. Wenig später begann der Bauboom am „Wallberg“ / Am Beberbach, nordwestlich der K7 und an der Parkstraße/Eckernkamp. Nachdem alle Bauplätze erschlossen waren, hielt die Nachfrage nach Baugrundstücken an. Der Gemeinderat beschloss daraufhin neue Baugebiete im Bültenmoor am Seeweg sowie westlich und östlich vom Demoorweg auszuweisen, die nach kurzer Zeit vergeben waren. Es entstand das neue Gewerbe- und Mischgebiet „Vor den Fuhren“ mit 21 neuen Bauflächen zum Wohnen und für Gewerbe südwestlich und südöstlich der K7 an der östlichen Zufahrtsstraße zum Hammerstein-Park. Im nordöstlichen Hammerstein-Park schuf ein russischer Investor mehrere Einfamilienhäuser. Im ehemaligen Kasernenbereich wurden die Soldatenunterkünfte abgerissen bzw. umgebaut.
Der Rat der Gemeinde Wesendorf setzt sich aus 17 Mandatsträgern aus derzeit drei politischen Parteien und zwei unabhängigen Wählergemeinschaften zusammen. Die Ratsmitglieder werden im Turnus für eine Ratsperiode bei einer Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt.
Bei der Kommunalwahl 2021 ergab sich folgende Sitzverteilung:[10]
Die vorherigen Kommunalwahlen ergaben die folgenden Sitzverteilungen:
Wahljahr | SPD | CDU | WGW | Gesamt |
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2016 | 8 | 6 | 3 | 17 Sitze |
Der ehrenamtliche Bürgermeister Holger Schulz (SPD) und seine beiden Stellvertreter Siegfried Weiß und Andreas Hoffmann (beide SPD) wurden bei der konstituierenden Ratssitzung am 16. November 2021 mehrheitlich gewählt und in ihren Ämtern bestätigt.
Die Gemeindeverwaltung im Rathaus der Samtgemeinde Wesendorf leitet ein Verwaltungsbeamter als Vertreter für Verwaltungsobliegenheiten des Bürgermeisters.
Wappenbeschreibung: Geteilt in Silber und Blau durch zum Schildfuß gerichteter Winkelteilung. Oben ein balzender Birkhahn, unten zwei silberne Eichenblätter zu den Schildseiten zeigend mit zwei gestielte Eicheln.
Wappenbegründung: Der Birkhahn weist auf die vorhandene Heide- und Moorlandschaft hin, deren Charaktervogel er versinnbildlicht. Zugleich symbolisiert er als Kampfvogel die überragende Bedeutung des ehemaligen Luftwaffen- und Heeresstandortes für die Entwicklung der Gemeinde Wesendorf. Die beiden Ortsteile Wesendorf und Westerholz und die in ihnen befindlichen Eichenbestände werden durch die Eichenblätter dargestellt.
Auf dem Friedhof Wesendorf sind ungarische Soldaten, Arbeiter und Angehörige bestattet, die während des Zweiten Weltkrieges auf dem Fliegerhorst Wesendorf bei Bombenangriffen der Alliierten ums Leben kamen. Nach Öffnung der osteuropäischen Grenzen 1989/90 nahm die Gemeinde Kontakt mit Ungarn auf und schloss eine gegenseitige freundschaftliche Partnerschaft mit Páka. Es finden beidseitig regelmäßig öffentliche und private Besuche statt. Gegenüber dem Rathaus an der Alte-Heer-Straße wurde eine Grünfläche in einem Festakt „Pàka-Platz“ benannt. Der Platz wurde mit heimischen Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Ein Findling weist dort auf die Partnerschaft hin.
Der Partnerschaftskreis der Samtgemeinde Wesendorf feierte 2011 die 25-jährige Freundschaft mit Sannerville, Cuverville und Démouville in der Normandie in Frankreich. Der „Platz der Normandie“ befindet sich rings um das Rathaus Wesendorf.
Die Oberschule Wesendorf „Europaschule“ (ehemals Haupt- und Realschule Wesendorf) bildete Schulfreundschaften in Vilnius/Litauen, Normandie/Frankreich und im Landkreis Radziejowski‐ Povia (Polen).
Die Verwaltung der Samtgemeinde Wesendorf ist für die öffentlichen Bildungseinrichtungen der verantwortlicher Schulträger.
Im Ort besteht eine medizinische und gesundheitliche Versorgung durch verschiedene Arztpraxen sowie Pflegedienste und Apotheken. Darüber hinaus bestehen Fitness- und Wellnessangebote.
Die ehemalige Hammerstein-Kaserne mit ihren Liegenschaften und ihrer Infrastruktur wird von zahlreichen Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben nachgenutzt. Die ehemalige militärische Anlage erhielt den neuen Namen Hammerstein-Park. Für die Umgestaltung bzw. Umstrukturierung hatte der Gemeinderat Wesendorf Zuschüsse bewilligt. Vor den Umbau- und Baumaßnahmen wurde die ehemalige Kaserne vom Kampfmittelräumdienst Niedersachsen untersucht. Dabei wurden mehrere Blindgänger von Fliegerbomben entschärft, die vom Bombenangriff am 4. April 1945 durch B-24-Bomber der 446th Bombardment Group stammten.[8]
Die Bevölkerung in Wesendorf ist überwiegend vom evangelisch-lutherischen Glauben geprägt. Die übrigen Mitbürger mit christlichem Glauben sind Katholiken, Baptisten und russisch-orthodox. Eine deutliche Minderheit gehört anderen Glaubensrichtungen an.
Die evangelisch-lutherische Kirche St. Johannis befindet sich in der Ortsmitte. Im September 1954 erfolgte ihre Grundsteinlegung, und 1956 wurde sie eingeweiht. Sie gehört zum Kirchenkreis Gifhorn im Sprengel Lüneburg der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Der örtliche Jugendclub befindet sich im Gemeindehaus der St.-Johannis-Kirchengemeinde an der Alten Heerstraße und wird in Kooperation mit der Jugendpflege der Samtgemeinde Wesendorf betreut.
Die röm.-kath. Kirche Mariä Himmelfahrt befindet sich an der Wiesenstraße, gegenüber dem Rathaus. Sie wurde 1951 errichtet und gehört heute zur Pfarrgemeinde Maria Königin mit Sitz in Wittingen.
Die Evangeliumschristen-Baptisten-Gemeinde Hasenberg mit ihrem Gebetshaus in Westerholz auf dem ehemaligen DEA-Gelände etablierte sich nach dem Zuzug aus Osteuropa.
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