Septuaginta Deutsch (Abkürzung: LXX.D) ist die erste wissenschaftliche Übersetzung des griechischen Alten Testaments (Septuaginta) ins Deutsche. Sie wurde seit 1999[1] von einem interdisziplinären Team von Bearbeitern aus den Bereichen Biblische Exegese und Alte Geschichte erstellt, die von Fachleuten für Klassische Philologie, Jüdische Studien und Translatologie beraten wurden. Die Herausgeber des Gesamtwerks sind Martin Karrer und Wolfgang Kraus. Mehrere Fachtagungen begleiteten die Entstehung der Übersetzung.[2]
Dem selbständig benutzbaren Übersetzungsband, der 2009 erschien, folgte 2011 ein zweibändiger Kommentar.
Die Übersetzer legten den vom Göttinger Septuaginta-Unternehmen erarbeiteten griechischen Text zugrunde, soweit dieser bereits erschienen war, sonst die Ausgabe von Alfred Rahlfs in der Neubearbeitung von Robert Hanhart.[3] In manchen Büchern werden unterschiedliche Überlieferungen des Septuaginta-Textes in Spalten nebeneinander gedruckt: Kritai, alle Danielschriften, Esther, Tobit und die sogenannte versio Barberini im Buch Ambakum.[4] In den Büchern Basileion II–IV werden Antiochenischer Text und Kaige-Rezension einander gegenübergestellt.
Der Textumfang der Septuaginta folgt Rahlfs, daher wurden die Psalmen Salomos in die Übersetzung aufgenommen.[5]
Die Übersetzung hat das Ziel, die Septuaginta einem größeren Publikum zu erschließen. Sie ist stark an die Ausgangssprache gebunden und nimmt in Kauf, dass der Text in der Zielsprache sperrig sein kann. Die großen sprachlich-stilistischen Unterschiede zwischen den einzelnen Büchern der Septuaginta sollen nachvollziehbar sein.[6] Sowohl Überschüsse als auch Divergenzen der Septuaginta gegenüber dem Masoretischen Text werden, so weit das möglich ist, durch Kursivschreibung kenntlich gemacht.[7]
Den Gepflogenheiten von Bibelgesellschaften entsprechend, wurden die Erläuterungen der Übersetzungsentscheidungen in separate Bände ausgelagert. Der Arbeit der Hauptübersetzer der jeweiligen Bücher folgten mehrere Korrekturdurchgänge. Deshalb ist im Übersetzungsband nicht transparent, wem eine Übersetzungsentscheidung im Einzelfall zuzuordnen ist.[8]
Dem Gebrauch der Septuaginta im Gottesdienst der Orthodoxen Kirche wurde durch Hinweise auf die orthodoxe Leseordnung und gegebenenfalls abweichende Lesarten in den orthodoxen liturgischen Büchern Rechnung getragen.
Pentateuch
- Genesis, Übersetzer: Peter Prestel, Stefan Schorch
- Exodos, Übersetzer: Jürgen Roloff, Ekkehard Weber
- Levitikon, Übersetzer: Cornelis den Hertog, Martin Vahrenhorst
- Arithmoi, Übersetzer: Martin Rösel, Christine Schlund
- Deuteronomion, Übersetzer: Cornelis den Hertog, Michael Labahn, Thomas Pola
Geschichtsbücher und Erzählwerke
Die Vorderen Geschichtsbücher
Erzählwerke und jüngere Geschichtsbücher
Psalmen und Oden
- Psalmoi, Übersetzer: Michaela Bauks, Eberhard Bons, Ralph Brucker, Thomas J. Kraus, Stefan Seiler, Nathalie Siffer-Wiederhold, Frank Austermann, Ariane Cordes
- Odai, Übersetzer: Helmut Engel, Michael Lattke
- Psalmoi Solomontos, Übersetzer: Klaus Scholtissek, Georg Steins
Weisheitsbücher
- Paroimiai, Übersetzer: Hans-Winfried Jüngling, Hermann von Lips, Ruth Scoralick
- Ekklesiastes, Übersetzer: Franz-Josef Backhaus
- Asma, Übersetzer: Jens Herzer, Christl M. Maier
- Job, Übersetzer: Martina Kepper, Markus Witte
- Sophia Salomonos, Übersetzer: Helmut Engel
- Sophia Sirach, Übersetzer: Eva-Marie Becker, Heinz-Josef Fabry, Michael Reitemeyer
Prophetische Bücher
- Dodekapropheton
- Osee, Übersetzer: Eberhard Bons
- Amos, Übersetzer: Evangelia G. Dafni, Aaron Schart
- Michaias, Übersetzer: Helmut Utzschneider
- Joel, Übersetzer: Alexander Deeg, Barbara Eberhardt, Annette von Stockhausen
- Abdiu, Übersetzer: Hans Schmoll, Helmut Utzschneider
- Jonas, Übersetzer: Theo K. Heckel
- Naum, Übersetzer: Heinz-Josef Fabry
- Ambakum, Übersetzer: Heinz-Josef Fabry
- Sophonias, Übersetzer: Hans Schmoll, Gottfried Seitz
- Aggaios, Übersetzer: Thomas Pola
- Zacharias, Übersetzer: Thomas Pola
- Malachias, Übersetzer: Markus Müller, Ulrike Schorn
- Danielschriften
- Susanna, Übersetzer: Helmut Engel
- Daniel, Übersetzer: Helmut Engel
- Bel kai Drakon, Übersetzer: Claudia Bergmann, Helmut Engel
- Martin Karrer, Wolfgang Kraus (Hrsg.): Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-438-05122-6.
- Martin Karrer, Wolfgang Kraus (Hrsg.): Erläuterungen und Kommentare – Genesis bis 4. Makkabäer (= Septuaginta Deutsch 1). Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2011.
- Martin Karrer, Wolfgang Kraus (Hrsg.): Erläuterungen und Kommentare – Psalmen bis Daniel (= Septuaginta Deutsch 2). Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2011.
Vgl. zur Dokumentation dieser Tagungen: Martin Karrer, Wolfgang Kraus (Hrsg.): Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, Stuttgart 2009, S. XIV Anm. 26.
Martin Karrer, Wolfgang Kraus (Hrsg.): Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, Stuttgart 2009, S. XVII f. Abweichungen der Göttinger Septuaginta-Ausgabe von Rahlfs und Rahlfs-Hanhart werden in Fußnoten nachgewiesen.
Martin Karrer, Wolfgang Kraus (Hrsg.): Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, Stuttgart 2009, S. XIX.
Martin Karrer, Wolfgang Kraus (Hrsg.): Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, Stuttgart 2009, S. XVII.
Martin Karrer, Wolfgang Kraus (Hrsg.): Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, Stuttgart 2009, S. XX.
Martin Karrer, Wolfgang Kraus (Hrsg.): Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, Stuttgart 2009, S. XIV. Kritisch hierzu: Reinhard Müller: Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung. In: Verkündigung und Forschung 60/1 (2015), S. 62–68, hier S. 65 f.; positiv dagegen René Bloch: Gute Zeiten für die Septuaginta. Zur erstmaligen Übersetzung ins Deutsche. In: Evangelische Theologie 72/3 (2012), S. 214–220, hier S. 215: „Die Unterschiede zum masoretischen Text konnten (zumindest in den meisten Büchern) sodann auch konsequent und einsichtig kursiv gesetzt werden. Es ist in LXX.D nun rasch ersichtlich, wo die LXX von der hebräischen/aramäischen Vorlage abweicht.“