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zweisitziger russischer Kampfhubschrauber Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Mil Mi-28 (russisch Миль Ми-28, NATO-Codename: „Havoc“, dt. Verwüstung) ist ein zweisitziger russischer Kampfhubschrauber.
In den 1970er Jahren entwickelten die Konstruktionsbüros von Kamow und Mil die ersten sowjetischen Hubschraubertypen, die speziell für den Einsatz gegen Panzer konstruiert wurden. In Konkurrenz zur Kamow Ka-50 entstand die Mil Mi-28. Die konstruktive Auslegung entspricht der bei dedizierten Kampfhubschraubern üblichen Konfiguration. Dazu gehört etwa die zweisitzige Ausführung mit dem vorn sitzenden Bordschützen und dem Piloten erhöht dahinter.
Der Erstflug fand am 10. November 1982 in der UdSSR statt. Er und der Kamow Ka-52 sollen (Stand 2005) den in die Jahre gekommenen Mil Mi-24 ersetzen.
Im Jahr 2003 gab das russische Verteidigungsministerium bekannt, bei Rostwertol 50 Mi-28N bestellt zu haben. Mitte 2006 wurden die ersten beiden Mi-28N ausgeliefert. Bis 2015 sollten 67 Stück zur Verfügung stehen, um die ältesten Mi-24 abzulösen.
Die erste einsatzbereite russische Staffel Mi-28N nahm im Juni 2006 an einem gemeinsamen Manöver mit Belarus teil.
Die Mi-28 verfügt über elastisch aufgehängte Rotorblätter aus Verbundwerkstoffen, ähnlich der erstmals bei der Kamow Ka-26 und später bei der Bölkow Bo 105 realisierten Bauweise. Beim Mi-28N werden reine Kunststoff-Rotorblätter eingesetzt, die auch 30-mm-Geschossen standhalten sollen. Der vierblättrige Heckrotor ist aus zwei im Winkel von 35°/145° versetzt übereinander auf der Heckrotorwelle montierten Zweiblattrotoren aufgebaut.[2] Am Ende des Heckauslegers ist asymmetrisch eine verstellbare Höhenflosse angebracht.
Bis 2012 wurden die Mi-28 mit Klimow-TW3-117WMA-Gasturbinen ausgerüstet, die wegen der traditionellen sowjetischen Aufgabenteilung zwischen Konstruktionsbüro und Fabriken für die Serienproduktion von Motor Sitsch in Saporischschja (Ukraine) hergestellt wurden. Seit 2012 wurde zunehmend das neuentwickelte Klimow WK-2500 verwendet, das eine Weiterentwicklung des TW3-117WMA ist und bei Klimow selbst bzw. unter dem Dach der UEC in Russland hergestellt wird.[3] Klimow bietet inzwischen das neue TW7-117WK als Austauschtriebwerk für ältere bzw. Standardtriebwerk für neuproduzierte Mi-28 an.[4] Ein bordeigenes Hilfstriebwerk ermöglicht den Betrieb von unvorbereiteten Startplätzen aus. Die Mi-28 erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h, sie kann auch seitwärts und rückwärts mit bis zu 100 km/h fliegen.
Kabine und Cockpitscheiben halten Geschossen von Kalibern bis zu 12,7 mm stand. Fahrwerk und Sitze sind energieabsorbierend aufgebaut, sodass die Besatzung einen senkrechten Aufschlag mit bis zu 12 m/s überleben kann. Als Gegenmaßnahme zu hitzesuchenden Flugabwehrraketen wurde die thermische Signatur der Mi-28 gegenüber dem Vorgänger Mi-24 um den Faktor 2,5 reduziert.
Die Mi-28 besitzt ein vollintegriertes Feuerleitsystem, basierend auf einem zweikanaligen (weit-/engwinkligen) Videosucher, der horizontal um 110° und vertikal von +13 bis −40° schwenkbar ist, ergänzt um einen Laser-Entfernungsmesser. Das Ziel erfasst der Bordschütze per elektronischem Helmvisier (HMD) mit automatischer Augenverfolgung. Elektrooptisch:
Radar (optional): Fasotron NIIR Arbalet / FH-01-Multifunktionsradar, arbeitet im Zentimeter- und Millimeterwellenbereich.
Luft-Boden:
Luft-Luft:
Der Mi-28 wird im Rahmen des russischen Militäreinsatzes im Bürgerkrieg in Syrien seit 2015 eingesetzt. Am 12. April 2016 starben beim Absturz einer Mi-28N in der Region Homs beide Piloten. Russische Quellen geben als Absturzursache einen technischen Defekt an.[16][17]
Im Rahmen der Terrorbekämpfung setzten die irakischen Streitkräfte ihre Mi-28 gegen ISIS Gruppen ein. Die Mi-28 kamen bei der Schlacht um Mossul (2016/17) und bei der Schlacht um Ramadi zum Einsatz.[18][19][20]
Beim russischen Überfall auf die Ukraine setzen die russischen Luftstreitkräfte seit dem Februar 2022 die Mi-28 ein. Bis Ende 2023 gingen OSINT-Quellen zufolge mindestens 13 Mi-28 über der Ukraine durch Feindeinwirkung oder aus technischen Gründen verloren.[21][22][23][24][25][26]
Am 6. August 2024 wurde in Folge der ukrainischen Kursk-Offensive, eine Mi-28 in der Region Kursk durch eine ukrainische FPV-Drohne am Heckrotor beschädigt. Aufgrund dessen musste der Pilot eine Notlandung durchführen, wodurch die Besatzung unverletzt blieb.[27][28]
Am 9. Juni 2009 stürzte eine Mi-28 der russischen Luftstreitkräfte in Westrussland ab, nachdem der Hubschrauber im Schwebeflug in rund 40 m Höhe ungelenkte Luft-Boden-Raketen abgefeuert hatte, die einen Strömungsabriss in den Triebwerken verursachten.[29] Die beiden Besatzungsmitglieder blieben unverletzt und der stark beschädigte Hubschrauber wurde repariert.
Am 15. Februar 2011 stürzte eine Mi-28N der russischen Luftstreitkräfte in der Region Stawropol in Südrussland ab. Beide Besatzungsmitglieder wurden verletzt, der Pilot starb im Krankenhaus.[30]
Am 2. August 2015 stürzte eine Mi-28 der russischen Kunstflugstaffel „Berkuti“ während einer Vorführung im Rahmen der internationalen Luftwaffenübung „Aviadarts“ auf dem russischen Übungsgelände Dubrowitschi nahe Rjasan ab.[31] Einer der beiden Piloten kam dabei ums Leben. Die Unglücksursache war vermutlich ein Hydraulikausfall.[32][33]
Am 11. Dezember 2019 stürzte eine Mi-28 auf einem Trainingsflug bei Platnirowskaja ab; beide Piloten starben.[34]
Am 12. Mai 2023 stürzte eine Mi-28 über der Krim ab. Das Verteidigungsministerium Russlands schrieb, die Technik sei ausgefallen. Beide Piloten starben.[35]
Am 25. Juli 2024 stürzte eine Maschine in der Region Kaluga ab. Ein weiterer wurde vermutlich am 27. Juli durch Sabotage beschädigt.[36]
Kenngröße | Mi-28N |
---|---|
Besatzung | 2 |
Hauptrotordurchmesser | 17,20 m |
Rumpflänge | 17,91 m (ohne Rotoren) |
Breite | 4,88 m (über Stummelflügel) |
Höhe | 3,82 m (bis Spitze Rotorkopf) |
Leermasse | 7890 kg |
Startmasse | normal: 10.500 kg maximal 11.700 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 324 km/h (in 500 m Höhe) |
Marschgeschwindigkeit | 265 km/h |
Steigrate | max. 13,6 m/s |
Schwebeflug | 4500 m |
Dienstgipfelhöhe | statisch 3500 m, dynamisch 4950 m |
Reichweite | normal: 435 km mit Reserve Überführungsreichweite: 1105 km |
Triebwerke | 2 × Klimow-Wellenturbinen TW3-117WMA-SB3 bzw. Klimow TW7-117WK |
Leistung | je 2.400 PS (1.765 kW)[37] bzw. 2.700 PS (1.986 kW)[38] |
Bemerkung | Transport von 2–3 Personen im hinteren Bereich möglich[39][40] |
Die Mi-28 verfügt über ein automatisches Selbstverteidigungssystem. Dieses setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:
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