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Streumunition
konventionelle Munition, die dazu bestimmt ist, explosive Submunitionen zu verstreuen oder freizugeben Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Streumunition (auch Clustermunition, Bombletmunition) bezeichnet eine konventionelle Munition (Kassettenbomben oder Schüttbomben), die dazu bestimmt ist, explosive Submunitionen (Bomblets) zu verstreuen oder freizugeben, und schließt diese explosiven Submunitionen ein.[1] Waffensysteme nach diesem Konzept werden in Form von Fliegerbomben (Streubombe), Artillerie-Geschossen (auch als Cargomunition bezeichnet) oder als Sprengköpfe für Lenkflugkörper und Raketen eingesetzt.

111 Staaten haben sich im Übereinkommen über Streumunition dazu verpflichtet, Streumunition nicht einzusetzen, herzustellen oder zu lagern.[2]
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Geschichte
Zusammenfassung
Kontext


Streumunition ist keine moderne Erfindung. Bereits im 17. Jahrhundert gab es Streumunition. So sind im Feuerwerksbuch von Braun (1682) sogenannte Regen- oder Sprengkugeln beschrieben. Diese waren aus Holz gedrechselte Geschosse, die als Submunition mehrere Handgranaten enthielten. Geworfen wurden sie aus einem Mörser. Beim Abschuss (je nach Anzündungsart entweder „aus dem Dunst“ oder mit „zwei Feuern“) wurde ein zentral angebrachter Verzögerungssatz angezündet. Dieser brannte während der Flugphase des Geschosses ab und zündete so über mehrere Anzündkanäle im Holzkörper des Geschosses die Ausstoßladungen in den Kammern für die Handgranaten. Dabei wurden diese durch den entstehenden Gasdruck aus ihren Kammern ausgestoßen und gleichzeitig ihre Brandröhren (Zünder) angezündet. Auf diese Weise wurde ein „Regen“ von Handgranaten erzeugt, der auf dem Schlachtfeld niederging.
Im Zweiten Weltkrieg wurden von deutscher Seite folgende Submunitionstypen aus Streubomben eingesetzt: die Sprengbombe Dickwandig 1 kg kurz SD 1, die Sprengbombe Dickwandig 2 kg (kurz SD 2) sowie die Brandbombe 1 kg Elektron, kurz B 1 E, B 1,3 E, B 2 E etc. und die Hohlladungsbombe zur Panzerbekämpfung SD 4 HL. Diese wurden in unterschiedlich große Abwurfbehälter (beispielsweise AB 70 mit 23 SD 2 oder 50 SD 1 bis hin zu AB 1000 mit 610 Brandbomben B 1,3 E oder 1000 SD 1) gepackt, der wiederum wie eine große Bombe abgeworfen wurde, sich nach kurzer Fallzeit über einen Zeitzünder öffnete und die Kleinbomben freigab. Die zur besseren Tarnung meist dunkelgrün oder schmutzig gelb gefärbten Sprengbomben wurden dabei über eine Fläche verteilt und explodierten je nach eingesetztem Zünder beim Aufschlag, nach dem Ablauf einer vorher festgelegten Zeit oder bei nachträglicher Störung der Bombe (siehe auch: Deutsche Abwurfmunition des Zweiten Weltkrieges).
Im Winterkrieg wurde von sowjetischer Seite frühe Typen von Streubomben verwendet (RRAB-1, RRAB-2, RRAB-3), die von den Finnen als Molotows Brotkorb bezeichnet wurde. Beladen waren die Bomben mit Brandsätzen, Splitterbomben und später auch mit Hohlladungs-Streumunition. Ab 1941 setzte die Flieger der Rote Armee AK-2 und ASh-2-Brand-Streumunition ein. Bei der Schlacht um Kursk wurden von sowjetischer Seite erstmals Hohlladungs-Streumunition (PTAB) in Bombenkassetten zu je 48 Stück zur Panzerbekämpfung eingesetzt.[3]
Von britischer und US-amerikanischer Seite wurden im Zweiten Weltkrieg ebenfalls Streubomben eingesetzt, sowohl Stab- und Flüssigkeitsbrandbomben als auch Splitterbomben. Während die Briten die Thermit-Stabbrandbomben vom Typ INC 4 LB verwendeten, entwickelten die USA die Thermit-Stabbrandbomben AN-M50, AN-M52, AN-M54 und AN-M126. Aufgrund der Aluminium-Knappheit in den USA wurden dort während des Zweiten Weltkriegs Stabbrandbomben mit Napalm-Füllung entwickelt. Allein von der Naplam-Streumunition AN-M69 wurden für die Luftangriffe auf japanische Städte 20 Millionen Stück bereitgestellt (vgl. Luftangriffe auf Tokio). Auch Italien besaß mit der AR-4 „Thermosbombe“ eine eigene Streumunition, die u. a. bei Luftangriffen in Nordafrika auf die Insel Malta eingesetzt wurde.
Die Streubombentechnik wurde nach dem Zweiten Weltkrieg federführend von den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion weiterentwickelt. Bei unverändertem Grundprinzip wurden verschiedene Arten von Streumunition für militärische Zwecke entwickelt und auch für andere Einsatzarten als den Abwurf von einem Flugzeug umgesetzt; so wurde Streumunition u. a. für Artilleriegeschütze oder Raketenwerfer entwickelt. Gegen Ende des Vietnamkrieges wurde der großflächige Einsatz von Napalm zusehends durch Streubomben mit Splitterwirkung verdrängt.
Ab den 1980er-Jahren wurden sogenannte „intelligente“ Bomblets mit eigenen Sensoren zur präzisen Bekämpfung von Panzerfahrzeugen entwickelt.[4]
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Technik und Funktion
Zusammenfassung
Kontext

Streumunition besteht aus kleinen Bomblets (Submunition) die von einem Trägersystem bzw. Einsatzmittel zum Ziel gebracht und dort verstreut werden. Die Trägersysteme für die Bomblet sind vielfältig und es werden Fliegerbomben (Streubomben), am Flugzeug verbleibende Abwurfbehälter, Artilleriegeschosse, Mörsergranaten oder Gefechtsköpfe für Artillerieraketen, Marschflugkörper und ballistische Raketen verwendet. Die Trägersysteme können mit zwei bis mehreren tausend Bomblets beladen werden. Durch die Zündung einer Ausstoßladung oder durch die Rotation des Trägersystems werden die Bomblets über dem Ziel verteilt. In Abhängigkeit von Ausstoßhöhe und Ausstoßgeschwindigkeit verteilen sich die Bomblets über eine größere oder kleinere Fläche mit unterschiedlicher Belegungsdichte. Die Streufläche kann elliptisch- oder kreisförmig sein und eine Ausdehnung von wenigen duzend bis mehreren zehntausend Quadratmetern haben. Durch den sehr großen räumlichen Wirkungsradius erhöht sich die Effizienz der Waffe gegen großflächige Ziele oder die Wahrscheinlichkeit, kleine, bewegliche Ziele im beschossenen Zielgebiet zu treffen. Weiter wird auch keine hohe Zielgenauigkeit benötigt. Streumunition ist damit, rein militärisch betrachtet, eine der wirksamsten konventionellen Waffen, die aus der Distanz gegen Bodenziele eingesetzt werden können.[5][6][7][8]
Der Aufbau der Bomblets ist unterschiedlich und richtet sich nach dem Trägermittel und dem Einsatzzweck. Der Aufbau der Bomblets kann kugelförmig, zylinderförmig sein oder dem von kleinen Mörsergranaten oder Fliegerbomben ähneln. Um den Fall zu stabilisieren oder abzubremsen, haben verschiedene Bomblets kleine Leiterwerke oder einen Fallschirm oder Ballonschirm. Bei sehr kleinen Bomblets sind zur Stabilisierung einfache Stoff- oder Gummibänder auf der Oberseite angebracht. Als Zünder werden Aufschlagzünder, Verzögerungszünder und selten auch Näherungszünder verwendet. Neuere Bomblets verfügen über zusätzliche Selbstzerstörungs- sowie Neutralisierungsmechanismen, welche die Rate der Blindgänger laut Angaben der Hersteller gegen Null senken soll und somit die Gefährdung der Zivilbevölkerung durch nicht detonierte Bomblets (Blindgänger) drastisch reduzieren können.[9][10] Durch falsche Einsatzverfahren und Qualitätsmängel versagen vielfach auch diese Sicherheitsmechanismen.[11] Das Gewicht eines Bomblets reicht von wenigen hundert Gramm bis zu mehreren Kilogramm. Es existieren eine Vielzahl unterschiedlicher Bomblets mit unterschiedlichen Wirkweisen, die zur Bekämpfung von verschiedenen Zielen konzipiert sind.[5][6]
Trägersysteme / Einsatzmittel
Streubomben

Streubomben sind Fliegerbomben die mit Bomblets (Submunition) beladen sind. Der Einsatz von Streubomben geschieht ab Bombern, Kampfflugzeugen, Kampfhubschraubern sowie Unbemannten Luftfahrzeugen. Streubomben können aus mittlerer Flughöhe wie auch aus dem Tiefflug abgeworfen werden. Sie werden hauptsächlich für die Luftnahunterstützung eingesetzt. Daneben können auch taktische und strategische Ziele mit Streubomben bekämpft werden. Bei den Zielen handelt es sich um Truppenansammlungen oder wichtige Ziele wie Flugplätze, Kommunikationseinrichtungen, Radaranlagen, Luftabwehr, Beobachtungsposten, Artilleriestellungen usw. Weltweit existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Streubomben-Modelle. Sie werden als Freifallbomben oder mit Rüstzusätzen mit INS und/oder GNSS als Präzisionsbomben eingesetzt. Streubomben können mit wenigen duzend mit bis über tausend Bomblets beladen sein. Ausgestoßen aus der Streubombe werden die Bomblets, in dem die Bombenbeplankung abgesprengt wird oder mit einer Ausstoßladung. Vertreter von Streubomben sind die BL755, BLG 66 Belouga, CBU-97, RBK-250 und RBK-500.[5][12]
Abwurfbehälter
Abwurfbehälter verbleiben zum Ausstoßen der Submunition am Luftfahrzeug und werden im Unterschied zu Streubomben nicht abgeworfen. Nachdem das Luftfahrzeug zum Stützpunkt zurückgekehrt ist, können diese Behälter mit neuer Submunition beladen werden. Abwurfbehälter werden überwiegend mit Kampfflugzeugen und z. T. auch mit Kampfhubschraubern eingesetzt. Der Ausstoß der Submunition erfolgt in der Regel aus dem Tiefflug. Zu den Zielen gehören Truppenansammlungen, Flugplätze und mechanisierte Verbände. Die Behälter können mit wenigen duzend mit bis über tausend Bomblets, Kleinbomben, Panzerabwehrminen oder Antipersonenminen beladen werden. Während dem kalten Krieg wurden im Westen die Abwurfbehälter MW-1 sowie JP233 und in der Sowjetunion der KMGU-Abwurfbehälter entwickelt.[5][12]
Luft-Boden-Raketen
Für den Einsatz ab Flugzeugen und Hubschraubern wurden ungelenkte Luft-Boden-Raketen mit Submunition entwickelt. Seltener entstanden auch Luft-Boden-Lenkflugkörper mit Submunition. Luft-Boden-Raketen mit Submunition werden zur Luftnahunterstützung eingesetzt. Da diese Raketen einen kleinen Durchmesser haben, können sie nur 5–10 kleine Splitter- oder Hohlladungs-Bomblets aufnehmen. Bekannte Luft-Boden-Raketen mit Submunition sind die SNEB und Hydra 70.[13]
Artilleriegeschosse

Weit verbreitet sind Artilleriegeschosse mit Submunition. Diese werden auch als Cargomunition oder Dual-purpose Improved Conventional Munition (DPICM) bezeichnet. Für die Artillerie existieren Submunition-Geschosse mit Kaliber 105 mm, 122 mm, 152 mm, 155 mm und 203 mm. Ein Artilleriegeschoss mit Kaliber 155 mm kann 45–88 Bomblets aufnehmen. Primär werden Hohlladungs-Bomblets aber auch Splitter-Bomblets und Minen verwendet. Diese werden nach einer vorbestimmten Zeit mit einer Ausstoßladung aus dem Geschossboden ausgestoßen. Artilleriegeschosse mit Submunition werden im Indirektem Feuer gegen eine Vielzahl frontnaher Ziele eingesetzt.[14][5]
Mörsergranaten
Nicht sehr verbreitet sind Mörsergranaten mit Submunition. Für Mörser existieren Submunition-Granaten mit Kaliber 81 mm, 107 mm, 120 mm sowie 240 mm. Eine Mörsergranate mit Kaliber 120 mm kann 20–35 Bomblets aufnehmen. Primär werden Hohlladungs-Bomblets mit zusätzlichem Splittermantel verwendet. Mörsergranaten mit Submunition werden überwiegend zur Feuerunterstützung auf dem Gefechtsfeld verwendet. Vertreter dieser Munitionskategorie sind die Granaten MAT-120 und 3WO32.[15][5]
Artillerieraketen
Mehrfachraketenwerfer mit Artillerieraketen eignen sich besonders gut als Einsatzmittel für Submunition. Mit ihnen wird in einem großflächigen Zielgebiet innerhalb kurzer Zeit eine sehr hohe Belegungsdichte erzielt. Gegenüber Artilleriegeschossen können Artillerieraketen eine deutlich größere Anzahl Bomblets (bis zu mehreren hundert) transportieren. Primär werden Hohlladungs-Bomblets aber auch Splitter-Bomblets und Minen verwendet. Diese werden nach einer vorbestimmten Zeit mehrheitlich mit einer Ausstoßladung aus der Rakete ausgestoßen. Artillerieraketen mit Submunition werden im indirekten Feuer gegen verschiedene frontnahe Ziele eingesetzt. Weltweit existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Artillerieraketen mit Submunition. U. a. können die folgenden Mehrfachraketenwerfer solche Raketentypen einsetzen: MLRS, HIMARS, LARS, LAR-160, BM-21, BM-27, BM-30, WM-80 sowie Fadschr-5.[16][17]
Ballistische Raketen

Seit dem kalten Krieg wurden für Ballistische Raketen Gefechtsköpfe mit Submunition entwickelt. Diese sind für den Einsatz mit Kurzstreckenraketen und seltener auch mit Mittelstreckenraketen vorgesehen. Mit solchen Raketen können Truppen und Gerät weit hinter der Kriegsfront bekämpft werden. Die Gefechtsköpfe von ballistischen Raketen fassen wenige duzend bis über tausend Bomblets. Vertreter von ballistischen Raketen mit Submunition-Gefechtsköpfen sind die MGM-52 Lance, MGM-140 ATACMS, 9K52 Elbrus, 9K79 Totschka und 9K720 Iskander.[5][17][6]
Marschflugkörper
Marschflugkörper können Submunition nach einer Flugstrecke von z. T. über 1.000 km mit hoher Präzision ins Ziel bringen. Der Einsatz richtet sich in der Regel gegen strategische Ziele wie Flugplätze, Radaranlagen sowie Luftabwehrstellungen. Aufgrund der beschränkten Nutzlast der Marschflugkörper übersteigt die Anzahl der mitgeführten Bomblets selten 100 Stück. Vertreter von Marschflugkörper die mit Submunition beladen werden können, sind die R/UGM-109 Tomahawk, Apache, Ch-555, Ch-101 und 3M14 Kalibr.[18]
Bomblets (Submunition)
Splitter-Bomblets

Splitter-Bomblets werden bei der Bekämpfung von Material sowie von ungepanzerten und lebenden Zielen verwendet. Sie werden aufgrund ihrer Wirkweise auch „AP“ (Anti-Personnel) und „AM“ (Anti-Material) bezeichnet. Die Bomblets bestehen in der Regel aus einem Sprengstoffkern um den ein Splittermantel aus Stahl angebracht ist. Weiter kann der Mantel auch aus Leichtmetall mit eingebetteten Stahlpellets oder Stahlkügelchen gefertigt sein. Auch kann innen am Splittermantel eine Schicht Zirconium beigefügt werden, was für eine zusätzliche Brandwirkung sorgt. Ihr Gewicht variiert zwischen wenigen hundert Gramm bis zu wenigen Kilogramm, wobei letztere auch als Kleinbomben oder Minibomben bezeichnet werden. In Abhängigkeit zum Aufbau und der zur Bombletgröße beträgt der Splitterwirkungskreis 5-20 m. Bezündert sind diese Bomblets mit einem Aufschlagzünder oder auch Zeitzünder. Vertreter von Splitter-Bomblets sind die SD 2, BLU-3 Pineapple und die SchOAB-0,5.[5][6][19]
Hohlladungs-Bomblets

Hohlladungs-Bomblets zur Bekämpfung von Panzerfahrzeugen verwendet. Diese Bomblets sind in der Regel nur wenige Zentimeter groß und wiegen wenige hundert Gramm. In Abhängigkeit zur Bombletgröße kann die Hohlladung 100–250 mm Panzerstahl durchschlagen. Dies reicht aus, um die relativ schwach gepanzerte Oberseite von Panzerfahrzeugen zu durchdringen. Bei vielen Bomblet-Modellen ist um die Hohlladung ein zusätzlicher Splittermantel angebracht, um auch gegen lebende Ziele zu wirken. Verwendet wird ausnahmslos ein Aufschlagzünder und moderne Modelle verfügen über einen zusätzlichen Selbstzerstörung-Mechanismus. Hohlladungs-Bomblets werden überwiegend mit Streubomben, Artilleriegeschossen, Mörsergranaten oder mit Artillerieraketen ins Ziel gebracht. Ein typischer Vertreter dieser Munitionsart ist die BLU-97-Submunition.[12][11][5][19]
Brand-Bomblets

Brand-Bomblets werden zur Bekämpfung von Material, Infrastruktur sowie von ungepanzerten und lebenden Zielen verwendet. Ihr Gewicht variiert zwischen einigen hundert Gramm bis zu mehreren Kilogramm, wobei letztere auch als Kleinbomben bezeichnet werden. Als Brandmittel werden Thermit, Napalm, weißer Phosphor oder auch Triethylaluminium sowie Zirconium verwendet. Bezündert sind diese Bomblets mit einem Aufschlagzünder, Verzögerungszünder oder Zeitzünder. Brand-Bomblets werden überwiegend mit Streubomben und Artillerieraketen ins Ziel gebracht. Vertreter von Brand-Bomblets sind die Stabbrandbomben, die AN-M69 sowie die ZAB-2,5M.[5][6][19]
„intelligente“ Bomblets

Sogenannte „intelligente“ Bomblets oder auch Wirkkörper werden zur Bekämpfung von Panzerfahrzeugen verwendet. Jeder selbstzielsuchende Wirkkörper verfügt über Sensoren und ein Steuersystem, um während dem Fall zur Erdoberfläche Fahrzeuge zu erkennen und auf diese zu zusteuern. Mehrheitlich wird dafür ein Infrarot-Sensor, Lidar oder ein Millimeterwellen-Radar verwendet. Um das Ziel zu zerstören, bzw. außer Gefecht zu setzten wird über dem Fahrzeug eine projektilbildende Ladung gezündet. Diese kann 80–150 mm Panzerstahl durchschlagen. Die Wirkkörper verfügen über einen Selbstzerstörung-Mechanismus sowie ein zusätzliches Selbstneutralisation-System. Selbstzielsuchende Wirkkörper wiegen mehrere Kilogramm und werden entweder mit Streubomben, Artilleriegeschossen oder Artillerieraketen ins Ziel gebracht. Bekannte selbstzielsuchende Wirkkörper sind die BLU-108, SPBE, BONUS, SMArt und SADARM.[14][20]
Bomblets mit B/C-Waffen

Während des Kalten Krieges entwickelten die USA wie auch die UdSSR Bomblets, die mit biologischen und chemischen Kampfstoffen befüllt waren. Verwendet wurden überwiegend Nervengifte wie Sarin und VX sowie die Hautgifte Senfgas und Lewisit. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden diese Bomblets delaboriert.[21][22]
Spezielle Bomblets
Weiter wurden bzw. werden auch spezielle Bomblets für verschiedene Einsatzzwecke entwickelt. Darunter fallen beispielsweise die Fledermausbombe sowie die BLU-114. Mit letzterer können elektrische Anlagen wie Kraftwerke, Umspannwerke oder Freileitungen für begrenzte Zeit durch Kurzschlüsse betriebsunfähig gemacht werden.
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Einsatz und Kritik
Zusammenfassung
Kontext

Streumunition steht insbesondere durch den hohen Anteil von Blindgängern (mitunter 10 bis 30 Prozent) in der Kritik. Diese Kampfmittelaltlasten gefährden nach einem Konflikt insbesondere die Zivilbevölkerung und wirken wie Landminen.[23] Anfang Juli 2008 ordnete das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten eine neue technische Vorgabe an, dass ab 2019 mindestens 99 Prozent der Sprengsätze einer Cluster-Bombe explodieren müssen.[24] Im November 2017 wurde das Inkrafttreten dieser Vorgabe verschoben, weil nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums die entsprechende Technik nicht ausreichend entwickelt sei, um die Bestände durch sicherere Waffen zu ersetzen.[25] Der letzte bekannte Streubomben-Einsatz der USA waren zwei Cruise-Missile-Angriffe gegen ein Camp von Al-Qaida in Jemen im Dezember 2009. Der letzte Kriegseinsatz fand 2003 statt.[26]
Im Kosovokrieg (1999), im Krieg in Afghanistan 2001–2021 und im Irakkrieg (2003) wurden zusammengenommen fast 16.000 Stück Streumunition mit geschätzten 2,3 bis 2,5 Millionen Submunitionen eingesetzt.[27] Im Libanonkrieg 2006 wurden nach Angaben der Vereinten Nationen Streubomben mit insgesamt mehr als vier Millionen Submunitionen durch Israel abgeworfen.[28] Auch an den Schauplätzen der Indochinakriege, besonders in Laos und Süd-Vietnam, bleiben Blindgänger von Streubomben immer noch gefährlich.
Der Anwendung dieser Waffen stellen sich viele Menschenrechtsorganisationen entgegen, darunter das Rote Kreuz, Human Rights Watch, Amnesty International, Handicap International, der Deutsche Initiativkreis für das Verbot von Landminen und Teile der Vereinten Nationen.[29][30]
Die deutsche Bundesregierung hat sich mit dem Oslo-Abkommen zum Verbot von Streumunition verpflichtet, Staaten wie Russland und USA, die dem Abkommen nicht angehören, vom Streumunitionsgebrauch abzuhalten. Kritiker bemängeln, dass die Bundesregierung diese Verpflichtung seit der offiziellen Ankündigung der USA im Juli 2023, Streumunition an die Ukraine zu liefern, missachtet.[31][32]
Deutschland

Die Alliierten setzten Streumunition in Form von Stabbrandbomben im Zweiten Weltkrieg gegen das deutsche Reich ein. Mit mehr als 80 Millionen Stück war der britische Typ „INC 4 LB“ (incendiary 4 Pfund), eine Elektron-Thermit-Stabbrandbombe von 1,7 kg Gewicht, die am häufigsten im Luftkrieg gegen Deutschland eingesetzte Brandwaffe. Spätere Ausführungen enthielten eine Zerlegerladung aus Schwarzpulver, die nach einiger Zeit explodierte. Sie sollte in erster Linie die Brandbekämpfung erschweren, während die unmittelbare Wirkung der Explosion auf die Bausubstanz gering war. Vergleichbare Typen waren die US-amerikanische AN-M50 oder die geringfügig kleinere deutsche B 1 E. Diese Stabbrandbomben stellen auch heute noch, 80 Jahre nach Kriegsende, eine Gefahr dar. Zahlreiche Youtubevideos von Sondengängern mit Metalldetektoren deuten auf eine große Menge noch heute vorhandener Streumunition hin.[33]
Serbien und Kosovo
Die NATO hat bestätigt, dass bei Einsätzen der NATO-Streitkräfte im Kosovo insgesamt 1.392 Streubomben mit einer Bestückung von 289.536 Submunitionen an 333 Ziel- oder Abwurforten zum Einsatz kamen.[34] Nach inoffiziellen Angaben eines KFOR-Spezialisten für Kampfmittelbeseitigung sind pro Behälter zwischen 3 und 26 % der Submunitionen nicht explodiert, die NATO selbst geht von ungefähr 10 %, also 30.000 Sprengsätzen, aus.[35] Bis zum Mai 2000 konnten unter UN-Aufsicht 4.069 dieser Blindgänger entschärft werden.[35] Nach Angaben des Roten Kreuzes waren bis Ende Mai 2000 mindestens 50 Todesfälle und 101 Verletzungen auf Explosionen solcher Submunitionen zurückzuführen.[36] Gefährdet ist die Bevölkerung nicht nur an Land, da insgesamt 235 Bomben verschiedener Art, darunter auch Streubomben, über der Adria abgeworfen wurden.[37] Bei einem Vorfall im Mai 1999, bei dem sich ein Bomblet in einem Fischernetz verfing, erlitten drei italienische Fischer Verletzungen.[37]
NATO-Verbände griffen auch serbische Truppen und Schlüsselziele der Infrastruktur innerhalb Serbiens an und setzen dabei teilweise auch Streumunition ein.[38]
Die serbische Armee setzte Streumunition gegen die UÇK ein.[39]
Kroatien
Während des Kroatienkriegs wurden von serbischer Seite Streumunition mit M-87-Raketenwerfern gegen die Innenstadt von Zagreb eingesetzt, wobei sieben Personen getötet und 214 weitere verletzt wurden.[40] Da der Einsatz der Streubomben zivilen Zielen galt, wurde der Anführer der Republik Serbische Krajina, Milan Martić, vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag deswegen als Kriegsverbrecher angeklagt und schuldig gesprochen.[40]
Afghanistan
Im Afghanistankrieg wurden zwischen 2001 und 2002 von den Streitkräften der Vereinigten Staaten 1228 Einheiten Streumunition, bestückt mit 248.056 Bomblets, gegen Ziele eingesetzt.[27] Nach Angaben von Human Rights Watch haben auch die Streitkräfte der Taliban Streumunition mittels Raketenwerfern sowjetischer Bauart des Typs BM-21 eingesetzt.[41] Nach Angaben der UN-Organisation Mine Action Programme (MAPA) ist Afghanistan eines der weltweit am schwersten von Landminen und nicht detonierter Streumunition betroffenen Länder. Obwohl die MAPA dort zwischen März 1978 und Dezember 2000 mehr als 1,6 Millionen Blindgänger von früheren Kampfgebieten, Ackerbauflächen, Straßen und Wohngebieten entfernt habe, seien durch verbliebene Explosivkörper im selben Zeitraum mindestens 2812 Menschen getötet und tausende weitere verletzt worden.[42]
Irak
Im Rahmen des Ersten Golfkriegs setzte der Irak 1984 nach Angaben einer Quelle Streumunition aus chilenischer Produktion, die auf gestohlenen US-amerikanischen Plänen basierte, gegen den Iran ein.[43]
Im Zweiten Golfkrieg 1990/1991 wurde nach Angaben der Cluster Munition Coalition von den Vereinigten Staaten, Frankreich und Großbritannien insgesamt 61.000 Streubomben mit etwa 20 Millionen Submunitionen im Irak und Kuwait eingesetzt.[44]
Auch während des Irakkrieges 2003 wurden nach einem Bericht von Human Rights Watch von den Vereinigten Staaten und Großbritannien fast 13.000 Streubomben mit geschätzt 1,8 bis 2 Millionen Submunitionen eingesetzt.[45][44] Am 1. April 2003 seien nach einem Bericht von Amnesty International in Hilla zahlreiche Tote und Verletzte ins örtliche Krankenhaus gebracht worden, ihre Körper übersät von Schnitten, die die Splitter von Streubomben hinterlassen hätten.[46] Ende 2020 waren noch 162,81 km² des Irak mit Resten von Streumunition belastet, wobei zwischen 2019 und 2020 knapp 12 km² von 16.142 Streumunitionsrückständen befreit werden konnten.[47][48]
Libanon
Im Laufe des Libanonkrieges 2006 wurden nach Angaben von Human Rights Watch von beiden kriegsführenden Parteien, Israel und der Hisbollah, Streubomben eingesetzt.[49][50] Bei israelischen Luftangriffen im Libanon eingesetzten Streubomben wurden nach Angaben des Mine Action Co-Ordination Center of South Libanon (MACC SL) der Vereinten Nationen 378 Einschlagsgebiete ermittelt. Laut Human Rights Watch setzte die Hisbollah am 25. Juli Type-81-Mehrfachraketenwerfer chinesischer Bauart, ausgerüstet mit Submunition vom Typ 90, ein.[50] Die israelischen Streitkräfte gaben bekannt, für die Minenräumung Karten mit den Abwurforten der Bomben zur Verfügung gestellt zu haben.[51] Chris Clark, der Koordinator des UNO-Entminungsprogrammes, bezeichnete die Karten als unbrauchbar, da es sich lediglich um Satellitenkarten mit handschriftlichen vagen Markierungen handele.[51] Wie dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel auf Anfrage durch einen hohen israelischen Regierungsbeamten bestätigt wurde, verfüge Israel über Karten mit den genauen Bomben-Zielkoordinaten, halte diese aber aus Geheimhaltungsgründen zurück.[51] Bis zum 22. April 2007 verzeichnete das MACC SL insgesamt 22 tote und 178 verletzte Zivilisten durch Blindgänger von Streumunition im Südlibanon, darunter 26 verletzte und 2 getötete Kinder unter 12 Jahren.[52] Die israelischen Streubombeneinsätze im Libanon, die nach einer Behauptung von Jan Egeland zu 90 Prozent erst während der letzten drei Tage der Luftangriffe kurz vor Inkrafttreten der UN-Resolution 1701 durchgeführt worden sein sollen, haben bei verschiedenen Vertretern und Organisationen der UN und bei Menschenrechtsorganisationen Kritik hervorgerufen.[53] Das MACC SL und die Vereinten Nationen schätzen, dass während des 34-tägigen Kampfes etwa vier Millionen Bomblets gestreut worden sind, von denen eine Million noch nicht explodiert sind.[49] Sprecher der israelischen Regierung und Armee wiesen die Kritik zurück und erklärten, Waffen und Munition im Libanon nur im Einklang mit dem internationalen Recht eingesetzt zu haben.[53] Details zu den von der Hisbollah eingesetzten Streubomben sind nicht verfügbar, weder Anzahl noch Abwurforte sind von der Hisbollah bekanntgegeben worden, auch sind keinerlei Karten hierzu veröffentlicht worden. Auch gab es hierzu keine unabhängigen Recherchen von Journalisten oder NGOs.
Georgien
Während des Georgienkriegs im August 2008 wurde laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sowohl von russischer als auch von georgischer Seite Streumunition eingesetzt.[54] Mindestens 17 Zivilisten seien getötet und Dutzende verletzt worden, wahrscheinlich überwiegend durch russische Bomben.[54] Ein Teil der Streubomben sei nicht explodiert und stelle weiter eine Gefahr für Zivilisten dar.[54] Die Streumunition habe zu Ernteverlusten geführt, weil georgische Bauern aus Angst vor den nicht detonierten Bomben ihre Felder nicht betreten würden.[54] Russland bestreitet den Einsatz von Streumunition im Georgienkonflikt.[54] Sowohl Russland als auch Georgien sind der Konvention über Streumunition nicht beigetreten.[54]
Laos
Nach Angaben der National Regulatory Authority for the UXO/Mine Action Sector in the Lao PDR[55] (NRA) ist Laos pro Kopf gemessen das am meisten von Bomben getroffene Land der Welt: während des Vietnamkrieges wurden zwischen 1964 und 1973 über 270 Millionen Submunitionen bei über 580.000 Bombenangriffen abgeworfen,[56] das entspricht durchschnittlich einem Bombenangriff alle 8 Minuten über 9 Jahre hinweg.[57] Da selbst unter idealen Testbedingungen ca. 30 % der Bomblets nicht explodieren, geht die NRA davon aus, dass sich seit dem Ende der Bombardierung 1973 noch bis zu 80 Millionen explosionsbereite Blindgänger auf dem Boden Laos’ befinden.[56] Mehr als 50.000 Menschen wurden zwischen 1964 und 2008 von Streumunition getötet oder verletzt, davon 20.000 Menschen nach dem Krieg.[56] Vor allem Kinder sind gefährdet (23 % der Opfer).[56] Mehrere staatliche und nichtstaatliche Organisationen arbeiten an der Räumung der betroffenen Gebiete; zwischen 1996 und 2009 konnten mit rund 500.000 Submunitionen und rund 600.000 anderen Blindgängern nur ein Bruchteil der vermuteten Gesamtmenge geräumt werden.[56]
Viele Menschen im sehr armen Laos leben vom Sammeln und Verkauf des Metallschrotts der Streumunitionsbehälter.[58] Ein Kilogramm Schrott brachte den Metallsammlern dabei im Jahr 2004 umgerechnet 1700 Kip (ca. 9 Cent bzw. 14 Rappen).[59]
Syrien
Schon in der ersten Woche des russischen Einsatzes in Syrien berichtete Human Rights Watch von neuartigen, aus Russland stammenden Streubomben.[60] Nach Angaben des von Human Rights Watch mitherausgegebenen Streubomben-Monitors waren bis Juli 2016 76 Einsätze von Streubomben im syrischen Bürgerkrieg dokumentiert worden.[61] In einer russischen Berichterstattung vom Juni 2016 waren Streubomben an russischen Kampfflugzeugen zu sehen.[62]
Russisch-Ukrainischer Krieg
Im russischen Überfall auf die Ukraine setzen sowohl Russland als auch die Ukraine Streumunition ein. Beide Staaten sind keine Vertragsparteien des Übereinkommens über Streumunition.[63]
Amnesty International beklagt, dass russische Truppen Streumunition gegen die Zivilbevölkerung einsetzen würden. Am 25. Februar 2022 wurde die Stadt Ochtyrka mit Streumunition beschossen. Dabei wurden ein Krankenhaus und ein Kindergarten getroffen, wobei drei Zivilisten getötet wurden, darunter ein Kind.[64] Auch Charkiw wurde am 28. Februar 2022 mit Streumunition angegriffen.[65]
Human Rights Watch dokumentierte hunderte russische Streumunitionseinsätze, während die ukrainischen Streitkräfte mindestens einmal die russische Armee mit Streumunition beschossen habe.[66][63]
Im Juli 2023 begannen die USA Streumunition an die Ukraine zu liefern.[67] Laut der Aussage von Sicherheitsberater Jake Sullivan hat die gelieferte Streumunitionen eine Blindgängerquote von „nicht mehr als 2,5 Prozent“.[68][69] Die Behauptung einer solchen Angabe („unter 2,35 Prozent“ im militärischen Test) wird jedoch von verschiedenen Fachleuten, Regierungsbeamten und auch Nichtregierungsorganisation (NGO) mit großer Skepsis betrachtet.[69][70][71][72] Die Vereinigten Staaten sind kein Vertragsstaat des Streumunitionübereinkommens.[73] Die Ukraine verpflichtete sich, die Streumunition nicht auf russischem Staatsgebiet einzusetzen.[67]
Die Lieferung von Streumunition an die Ukraine ist in der EU umstritten. Während die spanische Regierung die Lieferung kritisierte, signalisierten Frankreich, Italien und Deutschland Verständnis.[74][75]
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Völkerrecht
Zusammenfassung
Kontext

Für die 112 Vertragsstaaten des Übereinkommens über Streumunition vom 1. August 2010, auch unter Oslo-Konvention bekannt, sind der Einsatz, die Entwicklung, die Herstellung, der Erwerb, die Lagerung, die Zurückbehaltung und die Weitergabe von Streumunition verboten. Darüber hinaus gibt es kein allgemeines, alle Staaten bindendes Verbot von Streumunition. Für die Nicht-Vertragsstaaten fällt ihr Einsatz unter die allgemeinen Regeln im bewaffneten Konflikten. Bisher haben dreizehn weitere Länder die Konvention unterzeichnet, aber noch nicht ratifiziert.[76]
Nach dem Vorbild der Kampagne gegen Landminen, die 1997 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde und ein völkerrechtliches Verbot von Landminen erreichte, wurde 2003 eine internationale Koalition, die Cluster Munition Coalition (CMC), von zivilgesellschaftlichen Gruppen ins Leben gerufen, um die Regierungen der Welt zu einem Verbot zu bewegen. Die Kampagne stellte insbesondere die über den Konflikt hinaus ausgehende Gefahr von zivilen Opfern durch Streumunition in den Mittelpunkt. In der Cluster Munition Coalition haben sich über 150 Organisationen weltweit gegen den Einsatz von Streumunition zusammengeschlossen.[77]
Als erstes Land verhängte Belgien im Februar 2005 ein Verbot von Streubomben; Norwegen erließ ein Moratorium gegen deren Einsatz, und auch Frankreich und Österreich gelten als Gegner von Streumunition. Auf Initiative der norwegischen Regierung fand am 22./23. Februar 2007 in Oslo die Oslo Conference on Cluster Munitions statt, gefolgt von Folgekonferenzen in Lima, Wien und Wellington zwischen Mai 2007 und Februar 2008.[78]
Im Dezember 2007 folgte Österreich als zweites Land. Das Parlament in Wien beschloss die Zerstörung der Streubomben in österreichischem Besitz innerhalb von drei Jahren ab dem Januar 2008.
Am 19. Mai 2008 kamen Vertreter aus 111 Staaten zu einer weiteren Konferenz in Dublin zusammen.[79] Sie formulierten eine Konvention zur Ächtung der Produktion, Lagerung und Verwendung von Streumunition; diese wurde am 3. Dezember 2008 in Oslo unterzeichnet[80] und trat am 1. August 2010 in Kraft.[81]
Diese Konvention wird allerdings u. a. von den USA,[82] Russland, China, Israel, Indien, Pakistan und Brasilien nicht mitgetragen. Keines der Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens bis auf Tunesien, Libanon und Irak haben sie unterzeichnet.[83]
Auch die EU-Staaten Griechenland, Finnland, Lettland, Polen, Rumänien und Zypern hatten bis Ende November 2008 Vorbehalte geltend gemacht oder zumindest ihre Unterzeichnung noch nicht zugesagt. Das Europäische Parlament forderte im November 2008 alle EU-Mitgliedstaaten nachdrücklich dazu auf, die Konvention zu unterzeichnen und möglichst bald zu ratifizieren.[84]
Auf Druck mehrerer NATO-Staaten wurden Ausnahmeregelungen zugelassen, die gemeinsame Militäraktionen mit den Streitkräften von Staaten zulassen, die weiterhin den Einsatz von Streubomben befürworten.[85]
Als Reaktion auf die Einigung auf eine Konvention kündigte die deutsche Bundesregierung im Mai 2008 ebenfalls den sofortigen Verzicht auf diese Munition an. Noch vorhandene Bestände sollten schnellstmöglich vernichtet werden. Bereits 2002 wurden 3719 Bomblets des Typs M42 an ein französisches Rüstungsunternehmen abgegeben. Bis zum 25. November 2015 wurden die letzten Streumunitionsbestände der Bundeswehr zerstört.
Am 18. Juli 2024 beschloss das Parlament von Litauen fast einstimmig, wieder aus der Konvention auszutreten.[86]
Sogenannte Punktzielmunition (auch „intelligente“ Bomblets bezeichnet) fallen nicht unter das Verbot des Übereinkommens über Streumunition, darunter Submunitionen, die über elektronische Selbstzerstörungs- und -deaktivierungseigenschaften verfügen.
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Weblinks
Wiktionary: Streumunition – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Streumunition – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Cluster Bombs. – Technische Informationen In: fas.org, Federation of American Scientists (FAS) (englisch)
- Website über die Streubomben-Konvention. In; clusterconvention.org (englisch)
- Dublin Diplomatic Conference on Cluster Munitions ( vom 13. Februar 2012 im Internet Archive), Presidency Paper. ( vom 21. Mai 2012 im Internet Archive) (PDF; 79 kB), In: clustermunitionsdublin.ie, Mai 2008 (englisch)
- Streubombe.de – Streubombe.de ist ein Projekt von Aktionsbündnis Landmine.de.
- Website von Handicap International zum Thema Streubomben. In: streubomben.de
- Nikolas Busse / FAZ: Streumunition gehört zur Realität des Krieges (Kommentar anlässlich der Entscheidung der USA, der Ukraine Streubomben zu liefern), 8. Juli 2023
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Literatur
- Thomas Enke: Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik. Walhalla Fachverlag, 4., aktualisierte Auflage, Regensburg, 2023, ISBN 978-3-8029-6198-4, S. 376 ff.
Einzelnachweise
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