Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Kommende Virnsberg
ehemalige Kommende des Deutschen Ordens im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Die Kommende Virnsberg war eine Kommende des Deutschen Ordens im heutigen Virnsberg und gehörte der Deutschordensballei Franken an.

Geschichte
Zusammenfassung
Kontext
1294 übereigneten die Burggrafen von Nürnberg aus dem Haus Zollern die Herrschaft Virnsberg dem Deutschen Orden.[1] Burggraf Konrad II. und seine Frau Agnes, deren Söhne Friedrich, Konrad und Gottfried, die in den Deutschen Orden eingetreten waren, stifteten am 12. Juni 1294 dem Orden die Burg Virnsberg und die dazugehörigen Güter.[2][3] Virnsberg stand dann von 1294 bis 1806 unter der Herrschaft der Deutschherren.
Die Burggrafen hatten bereits zu einem früheren Zeitpunkt Besitz in dem Raum, der später der Kommende Virnsberg unterstand, an den Deutschen Orden in Nürnberg geschenkt. Am 24. August 1260 hatte Burggraf Konrad I. mit Zustimmung seiner Söhne Friedrich III. und Konrad II. das Patronatsrecht über die Pfarrei in Obernzenn mit Zubehör und das Dorf Rappenau an den Deutschen Orden übergeben.[4] Seit 1294 gab es das deutschordische Amt Virnsberg, das ursprünglich der Kommende Nürnberg zugehörig war. Das Stiftungsgut umfasste unter anderem Besitzungen in Oberaltenbernheim. Das Stiftungsgut war von Anfang an so umfangreich, dass sich Virnsberg zu einer der wirtschaftlich bedeutendsten Kommenden der Ballei mit geschlossenem Fraisch- oder Hochgerichtsbezirk entwickeln konnte, ohne dass der Orden selbst diesen Komplex noch in nennenswertem Umfang erweitert hätte. Es umfasste neben der Burg Virnsberg, welche die Zollern 1235 erworben hatten, und ihrem Zubehör Besitzungen und Rechte in 26 Orten, darunter das Gericht zu Ickelheim, zu Sondernohe und zu Neustetten. Auch Zehnte und umfangreicher Forstbesitz gehörten zu dieser Stiftung.[4]
Die burggräflichen Stiftungen von 1260 und 1294 waren so umfangreich, dass noch Ende des 16. Jahrhunderts 81 % der Bauernstellen der Kommende Virnsberg aus den ursprünglichen Stiftungen stammten. Auch die zollersche Ministerialität unterstützte die junge Ordensniederlassung. Herdegen von Gründlach schenkte 1297 zwei von Burggraf Friedrich III. zu Lehen gegebene Höfe zu Obernzenn mit dessen Einwilligung und Einkünfte aus vier Huben in Ickelheim.[4][5] Für 1297 wird Ordensbruder Friedrich, der Sohn des Stifterpaares, als erster Komtur zu Virnsberg genannt und damit der Charakter einer Hauskommende der Zollern unterstrichen.[4] Nachdem er am 23. März 1303 verstorben war, folgte ihm sehr wahrscheinlich sein Bruder Konrad. Auch wenn zeitgenössische Belege fehlen, ist die Nachricht einer Komtursliste des 18. Jahrhunderts, dass ihm sein 1300 als Konventuale in Würzburg genannter Bruder Konrad im Amt folgte, glaubhaft. Nachdem Konrad aber bereits am 17. Juli starb, folgte als Nachfolger der zollerschen Brüder der aus dem thüringischen Adel stammende Johannes von Kirchberg, der 1306 bezeugt ist. Ihm folgte Arnold von Seckendorff (Arnold, genannt der Betriebsame, schenkte 1307 seine Hube in Wittgensteinach dem Kloster Heilsbronn[6]) von 1308 bis 1318 als Angehöriger der burggräflichen Ministerialität. Auch Burggraf Friedrich IV. erwies sich als Förderer des Deutschordenshauses und übereignete der Kommende 1308 und 1311 mehrere Tagwerk Wiesen. In der Reichsstadt Windsheim im Rangau besaß die Kommende Virnsberg seit 1317 durch Schenkung König Ludwigs des Bayern das Patronatsrecht über die Pfarrei St. Kilian. Für diese Pfarrei verzichtete der Würzburger Bischof auf seine und des Domkapitels Ansprüche auf das Patronat.[4] In den folgenden Jahren konnte der Besitz durch den Zukauf verschiedener Güter vergrößert werden.[7] Die Kommende Virnsberg konnte so einen geschlossenen Hochgerichtsbezirk ausbilden, der auf der Stiftungsausstattung und Zukäufen des 14. Jahrhunderts beruhte.[8]
Nachdem die zur Ballei Franken gehörige Kommende 1326 auch die Pfarrei Windsheim erworben hatte, erlangte das Amt 1333 auch den Schutz und Schirm des Burggrafen zu Nürnberg.[9]
Die Kommende Virnsberg bestand bis 1806 und stellte eine katholische reichsunmittelbare Herrschaft mitten im protestantischen Markgraftum Ansbach dar und konnte sich bis in die Neuzeit als Enklave im markgräflichen Territorium behaupten.[10] Noch im 18. Jahrhundert (1731/54) erkannten die Ansbacher Markgrafen Virnsberg als eigenen Hochgerichtsbezirk und damit als reichsunmittelbares Territorium an, das so vor dem Zugriff Hardenbergs, der weite Teile des fränkischen Deutschordensterritoriums für Preußen okkupierte, geschützt blieb.[4] Dennoch verlor der Orden in einigen Orten einen Teil der Hoheitsrechte.[11] Das Territorium untergliederte sich im Obervogteiamt Virnsberg und dem Vogteiamt Ickelheim. Zuletzt umfasste sie ein Gebiet von 19 Quadratmeilen mit 32000 Einwohnern.[12]
Obervogteiamt Virnsberg
Das Obervogteiamt Virnsberg (OVA) übte das Hochgericht über sämtliche Orte der Kommende Virnsberg aus, über die es auch die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte.
Das OVA hatte in folgenden Orten die Dorf- und Gemeindeherrschaft inne: Berglein, Boxau, Brachbach, Breitenau, Buch, Daubersbach, Dörflein, Einersdorf, Esbach, Fladengreuth, Fröschendorf, Hainklingen, Hechelbach, Hörhof, Kemmathen, Kräft, Limbach, Merzbach, Möckenau, Neustetten, Oberaltenbernheim, Obernbibert, Rappenau, Sondernohe, Unteraltenbernheim, Virnsberg, Wimmelbach und Wippenau.[13]
Das OVA hatte in folgenden Orten Grundherrschaften (in Klammern ist die Zahl der Anwesen angegeben): Berglein (4), Boxau (7), Brachbach (7), Breitenau (11), Buch (12), Buchheim (?), Cadolzhofen (1), Daubersbach (5), Dörflein (3), Ergersheim (?), Ermetzhofen (?), Esbach (6), Fladengreuth (2), Fröschendorf (13), Fröschendorfer Mühle (1), Hainklingen (1), Hechelbach (8), Herbolzheim (?), Hörhof (1), Kemmathen (4), Kräft (4), Lerchenbergshof (1), Lerchenbergsmühle (1), Limbach (12), Merzbach (12), Mitteldachstetten (3), Möckenau (2), Oberaltenbernheim (9), Obernbibert (11), Obernbreit (?), Oberdachstetten (3), Pfaffenhofen (?), Rappenau (18), Rudolzhofen (?), Schafhof (1), Sondernohe (23), Unteraltenbernheim (21), Uttenhofen (?), Veitsmühle (1), Wimmelbach (8), Wippenau (2).
Vogteiamt Ickelheim
Das Vogteiamt hatte über Ickelheim, Linkenmühle und Wasenmühle die Dorf- und Gemeindeherrschaft und war dort zugleich Grundherr.
Remove ads
Komture von Virnsberg
Remove ads
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Virnsberg. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 28–29 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216, S. 64–65 (Digitalisat).
- Gerhard Rechter: Das Land zwischen Aisch und Rezat: die Kommende Virnsberg Deutschen Ordens und die Rittergüter im oberen Zenngrund (= Schriften des Zentralinstituts für Fränkische Landeskunde und Allgemeine Regionalforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg. Band 20). Degener, Neustadt an der Aisch 1981, ISBN 3-7686-4091-4.
- Ada Stützel: Auf den Spuren des Deutschen Ordens in Franken. Sutton Verlag, Erfurt 2006, ISBN 3-89702-990-1.
- Kurt Töpner: 700 Jahre Deutschordens-Komturei Virnsberg, Virnsberg 1994.
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads