Hellmuth Karasek
deutscher Journalist, Buchautor und Literaturkritiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Hellmuth Karasek (* 4. Januar 1934 in Brünn, Tschechoslowakei; † 29. September 2015 in Hamburg) war ein deutscher Journalist, Buchautor, Film- und Literaturkritiker und Professor für Theaterwissenschaft. Er schrieb auch drei Theaterstücke unter dem Pseudonym Daniel Doppler. Einem breiten Publikum wurde er als Teilnehmer der im ZDF ausgestrahlten Fernsehsendung Das Literarische Quartett bekannt.
Die Familie Karasek floh 1944 während des Zweiten Weltkriegs vor der Roten Armee aus dem schlesischen Bielitz nach Mitteldeutschland und gelangte über Zwischenstationen nach Bernburg (Saale). Zuvor war Karasek Mitglied der Hitlerjugend und einige Monate Schüler einer Nationalpolitischen Erziehungsanstalt (Napola). Seine Eltern waren Sympathisanten des NS-Regimes; später sagte er: „Mit der Ideologie hatte ich nichts am Hut, aber ich war so unsportlich und ein Mamasöhnchen, sodass ich in der Napola dann gnadenlos geschliffen wurde.“[1]
Seiner Zeit von 1948 bis 1952 an der Oberschule in Bernburg (heute wieder Gymnasium Carolinum) setzte er in seinem Buch Auf der Flucht als Zeitdokument ein literarisches Denkmal.[2] Hierin schildert er insbesondere zeittypische Erlebnisse in der politisch schwierigen Zeit des Stalinismus mit seinen Lehrern Martin („Mope“) Kersten, Edgar Kämpfe, Gertrud Mehlhose und Walter Kühlhorn. Nach dem Abitur 1952 als bester Schüler siedelte Karasek aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland über. Sein Studium der Germanistik, Geschichtswissenschaft und Anglistik an der Universität Tübingen beendete er mit der Promotion. Über seine Vergangenheit äußerte sich Karasek gegenüber der Deutschen Presse-Agentur wie folgt: „Ich habe in zwei Diktaturen gelebt. Die erste habe ich gemocht und erst später gemerkt, dass das ein Schweineregime war. Die zweite habe ich von Anfang an gehasst.“[3] Neun Monate lebte Karasek 1959 als Junglehrer in Ebersberg und unterrichtete Deutsch an der Außenstelle des Grafinger Goethe-Instituts. Im Oktober zog er nach Stuttgart.[4]
Karasek begann seine journalistische Laufbahn bei der Stuttgarter Zeitung. Danach war er ein Jahr lang Chefdramaturg am Württembergischen Staatstheater Stuttgart und ab 1967 Literatur- und Theaterkritiker bei der Wochenzeitung Die Zeit. Von 1974 bis 1996 leitete er beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel das Kulturressort, wo er auch die Nennung von Autorennamen einführte.[5] Nach seinem Bruch mit dem Spiegel aufgrund eines Nichtabdrucks seiner Kritik zum Film Rossini verarbeitete er 1998 in Das Magazin seine Erfahrung in einem Schlüsselroman.
Nach der Tätigkeit beim Spiegel war er von Januar 1997 bis Ende September 2004 Mitherausgeber der Berliner Tageszeitung Der Tagesspiegel. Karasek arbeitete daraufhin unter anderem für die Zeitungen Die Welt, Welt am Sonntag und Berliner Morgenpost der Axel Springer SE.[6]
Karasek war auch häufig in verschiedenen Fernsehsendungen zu sehen. Von 1988 bis 2001 war er ständiger Teilnehmer der ZDF-Sendung Das Literarische Quartett, die unter der Leitung von Marcel Reich-Ranicki stand.
Weiter wirkte Karasek an Ausgaben der RTL-Show Die 5-Millionen-SKL-Show als prominenter Pate der Kandidaten mit. Über seine häufig auch kritisierte Fernsehtätigkeit sagte Karasek selbst, er könne an seinen Fernsehauftritten nichts Ehrenrühriges sehen und dass ihn das Fernsehen am meisten geprägt habe;[7] außerdem stellte er fest, dass „eine gute Pointe besser als eine schlechte Welt“ sei. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung nannte ihn 2004 diesbezüglich einen „publizistisch schillernden Turbokarpfen im Teich der grauen Hechte“.[8]
1992 wurde Karasek Honorarprofessor am theaterwissenschaftlichen Institut der Universität Hamburg. Außerdem war er Unterstützer des Zentrums gegen Vertreibungen.[9]
Im August 2015 publizierte er auf YouTube einen Werbespot für den Ikea-Katalog in Form einer ironisch gemeinten Buchrezension.[10]
Seine erste Frau, die aus Venezuela stammende Musikstudentin Marvela Ines Mejia-Perez, hatte Karasek 1959 in Ebersberg geheiratet.[4] Der Ehe entstammten der Theaterregisseur und Intendant Daniel Karasek sowie der Journalist und Schriftsteller Manuel Karasek. In zweiter Ehe war Karasek ab 1982 mit Armgard Seegers (* 1953)[11] verheiratet;[12] mit ihr hatte er zwei weitere Kinder, die Anwältin, Schriftstellerin und Moderatorin Laura Karasek (* 1982) und den Fernsehjournalisten Niko Karasek (* 1985).[13] Sein jüngerer Bruder war der Schriftsteller Horst Karasek. Karasek war zudem der Onkel von Thomas Mars, Leadsänger der französischen Indie-Pop-Band Phoenix und Ehemann der Regisseurin Sofia Coppola.[14]
Hellmuth Karasek lebte zuletzt in Hamburg-Harvestehude.[15] Mit 81 Jahren erlag er einem Gallengangskarzinom.[16] Er wurde auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg bestattet.
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