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Kleinstadt im Landkreis Stendal, Sachsen-Anhalt, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bismark (Altmark) ist eine Stadt im Herzen der Altmark, gelegen im Landkreis Stendal im Norden Sachsen-Anhalts, Deutschland. Der mittelalterliche Flecken und Wallfahrtsort schwang sich in der Frühen Neuzeit zur Stadt auf. In der Moderne festigte sie die zentralörtliche Funktion für die umliegenden Ortschaften. Dies führte über die Zwischenstufe Verwaltungsgemeinschaften zur Gründung der Einheitsgemeinde.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 40′ N, 11° 33′ O | |
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Stendal | |
Höhe: | 55 m ü. NHN | |
Fläche: | 289,49 km2 | |
Einwohner: | 7899 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 27 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 39628, 39629 | |
Vorwahlen: | 039080, 039083, 039089, 039320, 039324, 039325, 039328 | |
Kfz-Kennzeichen: | SDL, HV, OBG | |
Gemeindeschlüssel: | 15 0 90 070 | |
Stadtgliederung: | 20 Ortschaften | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Breite Straße 11 39629 Bismark | |
Website: | www.stadt-bismark.de | |
Bürgermeisterin: | Annegret Schwarz | |
Lage der Stadt Bismark (Altmark) im Landkreis Stendal | ||
Bismark (Altmark) liegt mittig in der Altmark. Die Entfernung der Kernstadt zur Kreisstadt Stendal beträgt rund 22 km in südöstlicher Richtung, zur Landeshauptstadt Magdeburg zirka 60 km nach Süden.
Die Stadt ist in 18 Ortschaften (ehemalige Gemeinden) gegliedert. Zu ihnen gehören gleichnamige und andere Ortsteile mit Wohnplätzen.[2][3]
Osterburg (Altmark) | ||
Kalbe (Milde) | Rochau | |
Gardelegen | Stendal |
Bismark schmiegt sich in eine nach Nordosten öffnende Senke inmitten einer weiten Ebene mit fruchtbaren Böden.[4]
Der Ortsname setzt sich aus zwei Wortteilen zusammen, von denen der zweite, „-mark“, auf den althochdeutschen Begriff für Gegend, Gebiet, Grenzland zurückgeht. Für den ersten Wortteil „Bis-“ gibt es hingegen konkurrierende Herleitungen:
So findet sich einerseits die Herleitung aus Biese. Der Flussname stammt vermutlich ursprünglich aus dem Niederländischen und heißt auf Deutsch Binse. Das Wort führten die Einwanderer ein, als sie zur Trockenlegung der Biese von Albrecht dem Bären (* um 1100) um 1100 dort angesiedelt wurden.
Die zweite Herleitung bezieht sich auf die Biscopesmark (‚Bischofsgebiet‘), eine landwirtschaftliche Exklave des Bischofs von Havelberg bei Werben am linken Ufer der Elbe im Bistum Halberstadt. Diese war als Ernährungsgrundlage des Bistums von Havelberg gedacht, wenn es dort zu Unruhen kam und eine geordnete Ernährung nicht möglich war. Dies geht klar aus dem lateinischen Dokument vom 20./21. Oktober 1209 hervor, in welchem Albrecht II., Markgraf von Brandenburg, jenen Besitz Sigibodo, Bischof von Havelberg als Eigentum bestätigt. Eine entsprechende Studie veröffentlichten die Altmark-Blätter, Heimatbeilage der Altmark Zeitung am 15. April 2006.
Im Laufe der Jahrhunderte zeigte der Ortsname die üblichen Variationen.[5] Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 schrieb ihn in den Formen „Bysmarke“[6] und „Bismark“.[7] Dann hieß es 1687 „Biszmarck“ und 1804 „Bismark“.[5] Zur besseren Unterscheidung erhielt die Stadt 1936 den Zusatz „(Altmark)“.[8]
Die Familie Bismarck mit ihrem bekanntesten Vertreter Otto von Bismarck entlehnte ihren Namen vermutlich von der hiesigen Ortschaft.[9]
Über die Geschichte der Stadt bis 1676 wurde wenig überliefert, da in jenem Jahr eine Feuersbrunst die ganze Ortschaft mit Stadtkirche und Rathaus zerstörte.
Die zukünftige Altmark erfasste im 12. Jahrhundert die Deutsche Ostsiedlung, die hier zunehmend den Charakter eines Landesausbaus der Mark Brandenburg annahm. Während jener hochmittelalterlichen Phase[10] entstand an der Straße von Kalbe nach Stendal das Dorf Bismark im Schutz einer Burg. Sie überlieferte keine schriftlichen Spuren.[11] Der zugehörige, kleine Hügel blieb in den Gärten der Häuser Alte Straße 37/38 erhalten (stark abgetragen und verändert, noch 3 bis 4 m hoch, 1753 Reste eines herumgezogenen Grabens erkennbar, Funde von blaugrauen Scherben des 13. Jahrhunderts, Sage von einer goldenen Wiege).[12] 1209 stellte Albrecht II. in Biskopesmarck eine Urkunde aus (siehe im Kapitel Herkunft des Ortsnamens).[13] Das dermaßen benannte Gebiet gehörte dem Bischof von Havelberg.[14] Klaus Werner von Bismarck bezweifelte in o. g. Altmark-Blättern die Gleichsetzung des Ausstellungsorts mit der hiesigen Siedlung. In diesem Fall fand die Ersterwähnung 1263 mit dem Personennamen nicolaus de bismarke statt.[5]
Inzwischen ein Flecken,[15] umgab Bismark eine Befestigung aus Wällen und Gräben. Ein- und Auslass gewährten das Kalbesche Tor im Westen, das Stendalische im Osten und das Gardelegensche im Süden.[11] Innerhalb erstreckte sich ein rechteckiger Grundriss mit einer West-Ost-Hauptstraße. Die später ergänzte Parallelstraße leitete vom Stadtkern gen Westen. Zwischen beiden lag der rechteckige Marktplatz mit dem 1413 bezeugten Rathaus.[11][16] Östlich schloss sich der Kirchplatz mit der Pfarrkirche an.[11] Sie unterstand dem Balsambann genannten Archidiakonat im Bistum Halberstadt.[17]
Dessen Bischof hielt sich laut der Sage von der Goldenen Laus öfter hier auf. Er nahm an der Wallfahrt nach Bismark teil. Sie gebar das Jahr 1350,[18] just der Zeitpunkt als der Schwarze Tod in Norddeutschland einzog.[19] Vom Kirchhof führte die sogenannte Heilige Straße[18] aus der Befestigung heraus, ein kleines Stück nach Süden[11] zur Wallfahrtskirche zum Heiligen Kreuz.[20] Noch während des Spätmittelalters brach eines Tags aufgrund übermäßigen Bierkonsums eine Massenschlägerei aus. Daraufhin beendete die Kirche mittels Anordnung die Pilgerei für immer.[21]
Die von Alvensleben erwarben 1324,[24] ein Jahr nach dem Ende des Brandenburgischen Interregnums[25] die Vogtei, Burg[24] und Stadt Kalbe[26] sowie im späten 14. Jahrhundert Bismark.[11] Während der Zeit der Wittelsbacher kumulierten einzelne, separate Teile zur Verwaltungseinheit und Landschaft Altmark.[27] Aufgrund der Besitzverhältnisse kam Bismark als Exklave zur Landreiterei Salzwedel vor Perver Tor (späterer Arendseeischer Kreis).[28][29] Die eben erwähnten Schlossgesessenen[30][31] hielten in ihrer Mediatortschaft (Gegenteil von unmittelbar landesherrlich) die Höhere und Niedere Gerichtsbarkeit.[14] Sie gewährten die Gerechtsame zum Abhalten eines Jahrmarkts, belegt durch das 1370 genannte Stättegeld. Die gleiche Abgabe zahlten Bäcker und Schlachter für ihre permanenten Verkaufsbänke. Hauptsächlich lebte[23] das Stedichen[16] aber von Ackerbau und Viehhaltung.[23]
Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 sprach vom plebano in Bysmarke (‚Pfarrer in Bismark‘, siehe Stadtkirche) und von Rule in Bismark, Rule (der Bürger nahm vom Vollbauern Hans Polkow aus Erxleben bei Osterburg 1 Wispel Hafer und aus Klein Möringen 3 Zählstücke, 8 Pfennig ein).[6][7] Mehr Informationen stellte das Urbar zur Ortschaft nicht zur Verfügung.[32] Das Umland, die meisten der heutigen Ortsteile erhielten hingegen ein mehr oder weniger ausführliches Dorfregister.[33] Lediglich Deetz und Klinke fehlten[34] (Friedrichsfleiß und Neuhof existierten noch nicht).[35] Alle lagen in der Herrschaft Bartensleben (späterer Stendalischer Kreis), die einzige Ausnahme war Käthen in der Landreiterei Tangermünde (Tangermündescher Kreis).[33][28][29]
Bismark blieb das Mittelalter über ein Flecken,[15] empfing vermutlich nie eine förmliche Erteilung des Stadtrechts,[11] zeigte 1449 klare dörfliche Abgabenverhältnisse.[16] Es gewann, neben dem bereits aufgezählten Rathaus,[15] jedoch weitere städtische Elemente hinzu.[36] Der (Stadt-)Rat bestand 1464 zunächst aus einem Ratsherrn, dann aus zwei solcher und dem Bürgermeister.[14] Vom Jahrmarkt und noch mehr vom Durchgangsverkehr via Deetzer Warte profitierte das Braugewerbe. Im Jahr 1471 besaßen 21 von 75 Bürgern die Braugerechtsame. Sie schlossen sich in einer Zunft zusammen, welche die Fleckenherren 1491 privilegierten. Bereits 1486 erteilten sie die Zunftordnung der Bäcker, dann 1501 die der Töpfer. Den Jahrmarkt suchten auch Bürger von Städten auf. 1494 zahlten Gewandschneider und Tuchmacher aus Osterburg, Stendal und Tangermünde dafür etwa 5 Gulden Stättegeld.[23] Da solche Feste länger andauerten, bot sich ausreichend Zeit für Geschäfte.[37]
Im Dreißigjährigen Krieg erlitt Bismark mehrfach Plünderungen. Um 1700 wurden die Wallanlagen planiert.
Außerhalb der Stadt zählten zunächst nur verschiedene Ziegeleien hinzu. 1844 errichtete der Brauer Christoph Mundt 1⁄8 Preußische Meile südöstlich auf einem Acker das Etablissement Mundtsche Ziegelei. Dann war jeweils vom Wohnplatz die Rede: 1895 Ziegelei, 1905 Ziegeleien und 1931 Ziegelei Timmer an der Wartenberger Chaussee. 1973 erfolgten die Eingemeindungen von Arensberg, Döllnitz und Poritz.[38]
Im Jahr 2009 beschlossen 19 Gemeinderäte (jeweiliges Datum in Klammern) einen Gebietsänderungsvertrag. Den Antrag vom 29. Juni genehmigte das Innenministerium Sachsen-Anhalt am 5. August und veröffentlichte der Landkreis Stendal als untere Kommunalaufsichtsbehörde am 12. August. Der Vertrag löste mit seinem Inkrafttreten am 1. Januar 2010 die nachfolgend aufgelisteten Gemeinden sowie die Verwaltungsgemeinschaft Bismark/Kläden auf. Es entstand die Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark).[39]
Die eingeflossene Stadt und nunmehrige Ortschaft Bismark bildete einen Ortschaftsrat mit 9 Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister. Analog verfuhren die weiteren Ortschaften. Durch den Zusammenschluss erhöhte sich die Fläche Bismarks (Altmark) von 33 auf 274 km², die Einwohnerzahl stieg auf das Zweieinhalbfache.
Am 1. September 2010 stieß noch die Gemeinde Schinne hinzu, die seit dem 1. Januar desselben Jahrs von Bismark (Altmark) mitverwaltet worden war.[40]
Während des Mittelalters lebten wohl höchstens 500 bis 600 Menschen in Bismark.[15]
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Beleg, wenn nicht angegeben:[43]
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Beleg:[42]
Der Stadtrat vertritt die Interessen der Bürger aller Ortschaften der Einheitsgemeinde Bismark (Altmark).[2]
Nach der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 ergab sich folgende Sitzverteilung (in Klammern Sitze nach der Wahl von 2019):[45][44]
Es wurden 4 Frauen gewählt. Von 6.765 Wahlberechtigten hatten 4.568 ihre Stimme abgegeben, die Wahlbeteiligung betrug damit 67,52 Prozent.[44]
Seit Januar 2017 ist Annegret Schwarz Bürgermeisterin. Sie wurde am 23. Oktober 2016 als Nachfolgerin von Verena Schlüsselburg gewählt, die am 7. Juni 2009 im ersten Wahlgang zur Bürgermeisterin gewählt worden war.[46]
Der Ortschaftsrat vertritt die Interessen der Bürger der Ortschaft Bismark.[2]
Die Ortschaftsratswahl am 9. Juni 2024 lieferte folgendes Ergebnis:[47]
Gewählt wurden 9 Ortschaftsräte. Von 2.248 Wahlberechtigten hatten 1.352 ihre Stimme abgegeben, die Wahlbeteiligung betrug damit 60,14 Prozent.
Die Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark) verfügt über kein eigenes genehmigtes Wappen. Es ist die Aufgabe des Stadtrats darüber zu entscheiden.
Für die Ortschaft Bismark lautet die Wappenbeschreibung: „Gespalten von Silber und Gold; vorn ein golden bewehrter roter Adler am Spalt, hinten eine rote Rose mit goldenem Butzen, grünem Blatt und Stiel.“
Das halbe Wappentier[4] auf der heraldisch rechten Seite des Schilds[48] – der Brandenburgische Adler[4] – zeigte die Zugehörigkeit der Altmark zur Mark Brandenburg an.[49] Die natürliche Rose stammte wohl aus dem Wappen der von Alvensleben,[4] denen Bismark über Jahrhunderte gehörte.[15] Ein Siegelabdruck von 1494 vertauschte die beiden Felder.[4]
Die gleichnamigen Kapitel der einzelnen Ortsteile enthalten weitere Details.
Ein Stadtbrand äscherte 1676 ganz Bismark ein. 1709 wurde staatlicherseits angeordnet die Strohdächer abzuschaffen, soweit das Vermögen des Bürgers dies zuließ. Die Bürgerschaft wehrte sich mit dem Argument, dass kein Haus ein steinernes Dach tragen könnte. Entsprechend deckte Stroh anno 1801 weiterhin zwei Drittel der 100 Häuser, allesamt Fachwerkhäuser. Vermutlich Brandstiftung löste den Stadtbrand von 1803 aus. Er vernichtete 19 Wohnhäuser einschließlich ihrer Scheunen und Ställe, 35 Familien verloren Hab und Gut. Die in Mitleidenschaft gezogene Hauptstraße wurde im Anschluss zwischen Marktplatz und Döllnitzschem Tor[50] (anfangs Kalbesches Tor genannt)[11] begradigt und verbreitert.[50]
Im Jahr 1889 entstand in der Stendaler Straße eine Molkerei. Nach der Herstellung des ersten Käses 1948 entwickelte sich eine Käsefabrik. Sie wurde bis 1992 fortgeführt, zuletzt als Molkereigenossenschaft Bismark. Aus einer stillgelegten Konservenfabrik ging ein von 1959 bis 1991 betriebener Geflügelschlachthof hervor.
Es verkehren Linienbusse der Regionalverkehrsbetriebe Westsachsen (RVW) unter dem Markennamen stendalbus sowie der Personenverkehrsgesellschaft Altmarkkreis Salzwedel mbH (PVGS).
Der Bahnhof Bismark (Altm) lag an der Bahnstrecke Hohenwulsch–Kalbe. Am 9. Juni 2001 verkehrte der letzte Zug, darnach wurde der Zugverkehr eingestellt. Der nächste Bahnhof ist Hohenwulsch an der Bahnstrecke Stendal–Uelzen. Durch die Eingemeindungen liegen außerdem die Haltepunkte Steinfeld (b Stendal), Kläden (Kr Stendal) und Meßdorf (seit 10. Dezember 2017 nicht mehr bedient) auf dem bismarkischen Stadtgebiet.
Die Volkszählung in Deutschland 2022 zeigte, dass von den 7.854 Einwohnern der Stadt Bismark (Altmark) rund 32 % der evangelischen und rund 2 % der katholischen Kirche angehörten.[52]
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