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Gemeinde in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Kaiser- und Hansestadt Tangermünde (plattdeutsch: Tangermünn) liegt an der Elbe im Südosten des Landkreises Stendal im nördlichen Sachsen-Anhalt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 32′ N, 11° 58′ O | |
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Stendal | |
Höhe: | 43 m ü. NHN | |
Fläche: | 89,98 km2 | |
Einwohner: | 10.228 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 114 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 39590 | |
Vorwahlen: | 039322, 039321 (Storkau), 039362 (Buch) | |
Kfz-Kennzeichen: | SDL, HV, OBG | |
Gemeindeschlüssel: | 15 0 90 550 | |
LOCODE: | DE TAE | |
NUTS: | DEE0D | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Lange Str. 61 39590 Tangermünde | |
Website: | www.tangermuende.de | |
Bürgermeister: | Steffen Schilm (parteilos) | |
Lage der Stadt Tangermünde im Landkreis Stendal | ||
Die Kleinstadt Tangermünde liegt südöstlich von Stendal in der Altmark auf einer Hochfläche, die durch eine eiszeitliche Endmoräne gebildet wurde. Sie liegt am linken Ufer der Elbe direkt an der Mündung des Tangers in die Elbe, woher auch der Name Tangermünde stammt. Der historische Stadtkern, die Stephanskirche und die Burg sind durch ihre Hochlagen vor Hochwasser sicher.
Der Niederschlag im Jahresmittel 1999–2019 betrug 668 mm pro Jahr. Die Jahresdurchschnittstemperatur lag bei 10,4 °C. Der statistisch wärmste Monat ist der Juli mit durchschnittlichen 19,8 °C. Der Monat Januar, als kältester Monat im Jahr, wies eine Durchschnittstemperatur von 1,3 °C auf.[2]
Tangermünde | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Tangermünde
Quelle: [2] |
Tangermünde ist durch die gut erhaltene Altstadt mit vielen Fachwerk- und Backsteinbauten sowie durch die recht vollständig erhaltene Burg Tangermünde und die Stadtbefestigung in Backsteinbauweise bekannt.
Die Stadt Tangermünde ist eine Einheitsgemeinde und besteht aus der Kernstadt Tangermünde und 7 Ortschaften, 9 Ortsteilen[3][4] und Wohnplätzen:[5]
Die Burg Tangermünde wurde erstmals vom Chronisten Bischof Thietmar von Merseburg im Jahre 1009 als „civitate Tongeremuthi“ erwähnt, da dort der Tanger (Tongera) in die Elbe mündet. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt datiert aus dem Jahr 1275. Die Lage auf einer felsigen Endmoräne hoch über der Elbe machte die Stadt zum Erhebungsplatz der Elbzölle und später zur markgräflichen Residenz.
Im 14. Jahrhundert war Tangermünde von 1373 bis 1378 der Zweitsitz von Kaiser Karl IV., der 1373 seinen 12-jährigen Sohn Wenzel zum brandenburgischen Kurfürsten ernannt hatte. Unter ihm sollte die Stadt zur Hauptstadt der mittleren Provinzen aufsteigen, wozu der Kaiser die Burg Tangermünde als Residenz ausbauen ließ. Nach dem Tod Kaiser Karls IV. kam es zu einer unruhigen Entwicklung in der Mark, bis die Hohenzollern 1415 von König Sigismund als Kurfürsten mit der Mark belehnt wurden und zunächst in Tangermünde residierten.
Die Blütezeit der Hansestadt war das 15. Jahrhundert, in dem die Stadttore und das Rathaus im Stil der norddeutschen Backsteingotik entstanden. Die St.-Stephans-Kirche wurde in dieser Zeit zur gotischen Hallenkirche ausgebaut. Die Gunst des Kurfürsten Johann Cicero von Brandenburg verlor die Stadt nach der Rebellion von 1488, als sich die Bürger gegen die Biersteuer auflehnten. Die Residenz wurde in der Folge endgültig nach Cölln verlegt, wo seit 1442 das Berliner Schloss erbaut worden war.
Am 13. September 1617 brannte die Stadt fast vollständig ab. Die Schuld daran gab man – zu Unrecht – der Waise Grete Minde, die aus Rache für das ihr vorenthaltene Erbe gehandelt haben sollte. Sie wurde zum Tode verurteilt und 1619 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Theodor Fontane inspirierte dieses Ereignis zu seiner 1880 erschienenen Novelle Grete Minde.
Nach dem Brand entstanden viele prächtige Fachwerkhäuser, deren geschnitzte Portale und Schmuckformen sich bis heute erhalten haben. Die Stadt konnte jedoch, auch bedingt durch den Dreißigjährigen Krieg, ihre Bedeutung als Handelszentrum nicht behaupten und wurde zu einer recht unbedeutenden Landstadt.
Nach dem Frieden von Tilsit war die Stadt 1807–1813 Teil des Königreichs Westphalen. Anschließend wurde sie nicht wieder Brandenburg zugeordnet, sondern gehörte fortan zur neugeschaffenen preußischen Provinz Sachsen. Während der Gründerjahre des 19. Jahrhunderts entstanden im Norden der Stadt neue Wohn- und Industriegebiete. Der Altstadtkern mit Befestigung wurde in dieser Zeit, im Gegensatz zu den meisten Städten in Europa, nicht angetastet, nicht zuletzt weil die Stadtmauer gleichzeitig Böschungsmauer an der steil abfallenden Elbseite ist.
Kurz nach Beginn der NS-Zeit wurden im August 1933 etwa 100 Mitglieder von Arbeiterorganisationen im Rathaus von SA-Männern zusammengetrieben und misshandelt. Ein kommunistischer Bürger erlag den Misshandlungen.
Der Zweite Weltkrieg hinterließ im Stadtzentrum relativ wenige Spuren; durch US-amerikanischen Artilleriebeschuss wurden aber einige wertvolle Fachwerkhäuser zerstört. Am 14. April 1945 zogen US-Soldaten kämpfend in Tangermünde ein. Im Norden der Stadt wurde die 1933 fertiggestellte Elbbrücke gesprengt.[6] Die Brücke war für Fußgänger aber noch passierbar; für sie wurden Holzplanken ausgelegt. Kurz vor Kriegsende kamen zehntausende deutsche Soldaten und Zivilisten über diese Planken an das Westufer.[6] Auch Einheiten der 12. Armee (Armee Wenck) und Reste der 9. Armee überquerten die Brücke.[7]
In der Zeit der DDR blieb die Altstadt unverändert. Die Bausubstanz verschlechterte sich; einige Denkmale wurden gesichert. Nach der Wende wurde die Stadt saniert und viele Gebäude wurden restauriert.
Tangermünde gehörte bis 1807 zum Tangermündeschen Kreis, dann bis 1813 zum Kanton Tangermünde. Danach kam die Stadt zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[8] Am 1. Oktober 1906 wurde die Landgemeinde Carlbau in die Stadtgemeinde Tangermünde durch Allerhöchsten Erlaß einverleibt.[9] Nach 1990 gehörte die Stadt der jetzt aufgelösten Verwaltungsgemeinschaft Tangermünde an.
In Gebietsänderungsverträgen zwischen mit der Stadt mit den Gemeinden Bölsdorf, Buch, Grobleben, Hämerten, Langensalzwedel, Miltern, und Storkau beschlossen die jeweiligen Gemeinderäte die Eingemeindungen nach Tangermünde. Die Verträge wurden vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und die Eingemeindungen traten am 1. Januar 2010 in Kraft.[10] Aus den Gemeinden entstanden Ortschaften, für die die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. der Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt und jeweils ein Ortschaftsrat gebildet wurde.
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Quelle bis 1946,[11] ab 1964 (Eingemeindungen rückwirkend eingerechnet),[12] ab 2021.[13]
Die Stadtratswahl am 9. Juni 2024 ergab das folgende Ergebnis (in Klammern die Ergebnisse von 2019):[15][14]
Der Stadtrat von Tangermünde besteht aus 28 Stadträten (darunter 6 Frauen) und dem Bürgermeister.
Am 19. April 2015 wurde der parteilose Jürgen Pyrdok im ersten Wahlgang zum Nachfolger des seit 1990 amtierenden Rudolf Opitz gewählt.[16] Am 27. März 2022 wurde Steffen Schilm (ebenfalls parteilos) zum Bürgermeister gewählt.[17]
Blasonierung: „In Silber ein golden bewehrter, rot gezungter roter Adler, die Sachsen besteckt mit je einer silbernen Rose mit goldenem Butzen.“ | |
Wappenbegründung: Tangermünde führt das Wappen seit der Gründung. In seiner heutigen Darstellung ähnelt es der Form im ausgehenden Mittelalter. Den brandenburgischen Adler zeigt auch das älteste Siegel um 1300. Die beiden heraldischen Rosen sind als Unterscheidungsmerkmal Zufügungen späterer Zeit.
Das Wappen wurde am 8. September 1995 durch das Regierungspräsidium Magdeburg genehmigt. |
Die Flagge ist rot-weiß (1:1) gestreift mit dem aufgelegten Stadtwappen.
Tangermünde unterhält Städtepartnerschaften mit Lich in Hessen, Minden in Nordrhein-Westfalen, Tavarnelle Val di Pesa in Italien und Wissembourg (deutsch Weißenburg) im Elsass in Frankreich.
In der Altstadt befinden sich zahlreiche weitere denkmalgeschützte Gebäude, darunter das ehemalige, heute als Gaststätte genutzte Schulhaus Kirchstraße 40.
Einer der größten Vereine der Stadt ist der TSV Tangermünde 1990 e. V. Seine Judosektion ist bekannt für das Nährstangenturnier und bundesoffene Fortbildungen. Mit rund 200 Mitgliedern verfügt die Stadt mit dem 1907 gegründeten FSV Saxonia Tangermünde auch über einen traditionsreichen Fußballverein. Seit 2008 findet jährlich im April der Tangermünder Elbdeichmarathon statt, bei dem neben dem Marathonlauf auch ein Halbmarathon und ein 10-km-Lauf veranstaltet werden. Mit über 2000 Läufern gehört er zu den großen Laufveranstaltungen in Sachsen-Anhalt.
Tangermünde wurde mehrfach als Kulisse für Filme verwendet, darunter in den 1970er Jahren für einige TV-Krimis von Werner Toelcke und 1973 für den DEFA-Film Rotfuchs mit Angelika Waller und Jürgen Zartmann.[19]
2007 entstand dort die Kinderserie um den Roboter LEO – Ein fast perfekter Typ,[20] 2008 war die Stadt Drehort des Films Das Traumpaar mit Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler.[21] 2016 entstand der Fernsehfilm Die Kinder meines Bruders von Ingo Rasper, 2023 und 2024 vier Fernsehfilme zur ZDF-Herzkino-Reihe Mit Herz und Holly.
1826 gründete Friedrich Theodor Meyer (1796–1884) die Zuckerraffinerie Tangermünde. Sie stellte ab 1910 die Schokolade „Feodora“ her, die heute von Hachez in Bremen weiterproduziert wird. Das Zuckergeschäft wird von der Firma Zertus in Hamburg betrieben. Die ehemalige Schokoladenfabrik wurde im Jahr 2007 abgerissen. Heutige wirtschaftliche Standbeine der Stadt sind der Tourismus, die Lebensmittelindustrie (z. B. DE-VAU-GE Gesundkostwerk) sowie der Maschinen- und Schiffbau.
Tangermünde war mit seinem Elbhafen beim Vertragsabschluss zwischen Preußen und dem Königreich Hannover im März 1866 auch als möglicher Haltepunkt der 1871 eröffneten Berlin-Lehrter Eisenbahn in der Diskussion, ehe die Trasse dann über das weiter nördlich gelegene Stendal geführt wurde.[22] Die Verbindung zum Knotenpunkt Stendal stellt seit 1886 die Bahnstrecke Stendal–Tangermünde her, die ehemals von der Stendal-Tangermünder Eisenbahn-Gesellschaft betrieben wurde, an der die Stadt bis 1945 maßgeblich beteiligt war. Die Trasse wurde von der Zuckerraffinerie Tangermünde errichtet, um den Warenan- und -abtransport zu ermöglichen. Die Zuckerraffinerie in Tangermünde war bis zum Zweiten Weltkrieg eine der größten in Europa. Heute betreibt die Deutsche Bahn den Verkehr. Sie bedient in Tangermünde die Haltepunkte Tangermünde und Tangermünde West mit Regionalbahnen im Stundentakt.
Bis 2003 kam ein Doppelstock-Schienenbus der DB Regio Südost zum Einsatz, der von der Waggonbau Dessau GmbH und der Deutschen Waggonbau AG (DWA) Halle-Ammendorf gebaut worden war und auf den Namen „Alma“ getauft wurde. Seit Dezember 2018 betreibt die Hanseatische Eisenbahn die Regionalbahnlinie RB33 und bedient die Strecke nach Stendal mit Alstom Coradia LINT-Zügen.
Bis kurz nach der politischen Wende gab es einen Güterbahnhof im Tangermünder Hafen.
Außerdem war die Stadt von 1903 bis 1917 durch die Kleinbahn Tangermünde–Lüderitz mit ihrem westlichen Hinterland verbunden.
Der öffentliche Personennahverkehr wird unter anderem durch den PlusBus des Bahn-Bus-Landesnetz Sachsen-Anhalt erbracht. Folgende Verbindungen führen, betrieben von der Stendalbus und Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land, ab Tangermünde:
Nördlich der Stadt verläuft die Bundesstraße 188 (B 188), die Tangermünde mit Stendal und Rathenow und über die B 189 auch mit Wittenberge sowie Magdeburg und der Autobahn A 2 in Richtung Berlin und Hannover verbindet. Bis 2001 führte diese Bundesstraße mitten durch die Stadt, was zu erheblichen Verkehrsproblemen führte, da es bis dahin bei Tangermünde nur eine einzige Straßenbrücke über die Elbe zwischen Magdeburg und Wittenberge gab. Durch den Bau der neuen Elbebrücke und der nördlichen Ortsumfahrung in den Jahren 1997 bis 2001 konnten diese Probleme gelöst werden.
Östlich der Stadt verläuft die B 107 zwischen Genthin und Havelberg bzw. Pritzwalk, über die auch die A 2 in Richtung Berlin und die A 24 in Richtung Hamburg erreicht werden können.
Die Volkszählung in Deutschland 2022 zeigte, dass von den 10.255 Einwohnern der Stadt Tangermünde rund 12 % der evangelischen und rund 2 % der katholischen Kirche angehörten.[23]
Die evangelische Kirchengemeinde Tangermünde mit der Kirche St. Stephan gehört zum Pfarrbereich Tangermünde[24] im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Eine landeskirchliche Gemeinschaft der evangelischen Kirche hat ihren Sitz an der Albrechtstraße. Das Vaterhaus Tangermünde einer freien christlichen Gemeinde befindet sich an der Arneburger Straße, eine neuapostolische Kirche befindet sich an der Heerener Straße.
Die katholische Pfarrei St. Elisabeth der Stadt gehört zum Dekanat Stendal. Zu ihr gehört in Tangermünde die 1924–26 im Baustil der Neoromanik errichtete Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit an der Arneburger Straße. Zuvor wurde von 1891 bis 1926 die mittlerweile profanierte Kirche St. Elisabeth am Zollensteig genutzt.
Die historische Nikolaikirche neben dem Neustädter Tor wurde profaniert, in dem Gebäude befindet sich heute eine Gaststätte mit mittelalterlichem Ambiente.
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