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Widerstand während der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Widerstand gegen den Nationalsozialismus wird der Widerstand von Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen bezeichnet, der im Gebiet des NS-Staates und in den von der Wehrmacht besetzten Staaten vor und während der Diktatur des Nationalsozialismus gegen das NS-Regime geleistet wurde.
„Widerstand gegen die NS-Diktatur ist eine Provokation, welche die Toleranzschwelle des nationalsozialistischen Regimes unter den jeweils gegebenen Umständen bewusst überschreitet, mit einer Handlungsperspektive, die auf eine Schädigung oder Liquidation des Herrschaftssystems abzielt.“
Widerstand gegen die NS-Diktatur wurde von Menschen und Widerstandsbewegungen mit unterschiedlicher Herkunft beziehungsweise weltanschaulicher Prägung und Motivation geleistet. Solchen Widerstand gab es im gesamten Herrschaftsbereich des Nationalsozialismus; in den im Zweiten Weltkrieg durch das Deutsche Reich besetzten Gebieten nahm die Widerstandsbewegung große Ausmaße an. In Polen entstand die Polnische Heimatarmee und in Frankreich die Résistance. Zum Partisanenkrieg kam es vor allem in den besetzten Gebieten der Sowjetunion und in den Balkanstaaten Serbien, Kroatien, Slowenien, Albanien und Griechenland. Die politischen Vorstellungen der widerständigen Gruppierungen in den besetzten Gebieten waren sehr unterschiedlich (z. B. in Italien die Strömungen der Resistenza bzw. der Andreas-Hofer-Bund), aber sie kämpften jahrelang nebeneinander gegen die Deutschen und das NS-System. Im Deutschen Reich selbst gab es „keine einheitlich auftretende und handelnde deutsche Widerstandsbewegung“.[2] Die Widerstandsaktionen waren auch dort zum Teil unkoordinierte Einzelaktionen, wie zum Beispiel beim Attentat Georg Elsers im Bürgerbräukeller, zum Teil professionell vorbereitet wie bei der Weitergabe von Informationen über NS-Rüstungsbetriebe an die Alliierten durch die Widerstandsgruppe rund um Heinrich Maier, bei der Roten Kapelle oder beim Attentat vom 20. Juli 1944.
Von den Alliierten wurde der Widerstand im Deutschen Reich selbst so gut wie nicht unterstützt. Eine solche Unterstützung hätte darin bestehen können, Städte mit bekannt gewordenen Widerstandsaktionen zu verschonen, also nicht durch alliierte Luftangriffe zu bombardieren.[3] Anders war es in den besetzten Gebieten sowie in Österreich, wo das amerikanische OSS und das britische SOE lokale Widerstandsgruppen unterstützten und versorgten. Der NS-Staat verfolgte mit seinen Organen wie Gestapo, Abwehr und Sicherheitsdienst der SS innenpolitische Gegner und Widerstandsgruppen.[4] Viele Widerstandskämpfer wurden verhaftet, inhaftiert, brutal gefoltert und getötet.
Schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten entwickelte sich Widerstand verschiedener Gruppen. In der Zeit des Nationalsozialismus selbst beschränkte sich dann der – immer mit Lebensgefahr verbundene – Widerstand im Deutschen Reich auf eine kleine Minderheit der deutschen Bevölkerung, sei es aus politischen, religiösen oder ethisch motivierten Gründen. Grundsätzlich wird zwischen organisiertem und individuellem Widerstand unterschieden. Individueller Widerstand von Privatpersonen konnte sich auf die Verweigerung des Hitlergrußes beschränken. Es wurden aber auch Zwangsarbeiter mit Lebensmitteln versorgt, Flugblätter produziert, Verfolgte versteckt oder Attentate durchgeführt. Ein Beispiel für organisierten Widerstand waren die aufgedeckten Pläne von Karl Burian, das Gestapo-Hauptquartier in Wien zu sprengen. Auch in Konzentrationslagern, Gefangenenlagern oder Arbeitslagern bildeten sich Widerstandsgruppen.[5] Wenig beachtet wurde bisher der jüdische Widerstand.[6] Verschiedentlich verweisen Historiker darauf, dass in einer Wertung des Widerstandes die Gefahr der Hierarchisierung bestehe. Sie sei aber nicht angemessen, betrachte man Umfang, Einsatz und Wirkung der unterschiedlichen Formen.
In Deutschland waren bis 1934 alle Mittel der Verfassung zur Entmachtung Adolf Hitlers ausgeschaltet worden. Deshalb war, anders als bei Benito Mussolini in Italien, keine legale Absetzung Hitlers möglich. Kurz nach der Machtergreifung der NSDAP waren vor allem kommunistische, sozialdemokratische und andere linke Gruppen aktiv. Diese wurden jedoch innerhalb weniger Jahre durch die Gestapo und die SS stark geschwächt. In den folgenden Jahren waren verstärkt religiös und ethisch motivierte Gruppen und Einzelpersonen aktiv. Zu einer umfassenden, staatsstreichartigen Widerstandsaktion war erst die Organisation um den 20. Juli fähig, die sich zu einem Großteil aus Funktionseliten des Dritten Reichs rekrutierte.
Teile der Wehrmachtführung und sogar wertkonservativ-national gesinnte Politiker (Paul von Hindenburg, Kurt von Schleicher) standen dem Nationalsozialismus von Anfang an eher kritisch gegenüber. Seit der Entmachtung der Wehrmachtführung mit Hilfe der inszenierten Skandale um von Blomberg und von Fritsch (Blomberg-Fritsch-Krise) versuchte General Ludwig Beck, ein gemeinsames Vorgehen der Generalität gegen die Kriegsplanungen Hitlers zu organisieren. Größere Umsturzpläne kamen aber vor dem 20. Juli 1944 nicht zur Ausführung. Meist wurden das System und die Verfolgung etwa der Arbeiterbewegung mitgetragen, solange ein siegreicher Ausgang des Krieges möglich schien.
Allen Gruppen war bewusst, dass sie eine verschwindend kleine Minderheit der Bevölkerung darstellten. Sie besaßen keine realistische Chance, das System grundlegend zu ändern. Die Struktur des Widerstandes und diesbezügliche Entwicklung war im gesamten Deutschen Reich ähnlich. Eine wesentliche Unterstützung durch die Alliierten erhielt der deutsche Widerstand nicht, vielmehr führte die Forderung einer bedingungslosen Kapitulation zu einer Solidarisierung mit der Führung und gab dem Widerstand keine Möglichkeit, durch eine Machtübernahme die Friedensbedingungen zu verbessern. Die bescheidenen Versuche von Heinrich Brüning[7], Erich Koch-Weser[8] u. a. Exilanten[9] eine deutsche Exilregierung einzurichten, scheiterten.
Nach 1945 diente der Bezug auf den Widerstand oft als Identitäts- und Legitimationsgrundlage neu entstandener Organisationen und Systeme. So bezog (und bezieht) sich die als Resultat der Wiederbewaffnung entstandene Bundeswehr stark auf den 20. Juli, während der kommunistische Widerstand während der NS-Zeit eine der Hauptlegitimationen der DDR wurde. Dies führte meist zu einer Überbetonung einer Form des Widerstandes im geschichtlichen Erinnern, während andere marginalisiert wurden. Einzelne Widerstandskämpfer wie Georg Elser oder die Edelweißpiraten verschwanden fast vollkommen aus dem kollektiven Gedächtnis. Die Einschätzung des Wirkens hängt auch heute noch vom jeweiligen Standpunkt ab.
Darüber hinaus versuchten nach 1945 Personen, die keineswegs Widerstand geleistet hatten oder sogar aktive NS-Täter waren, sich selbst als Widerstandskämpfer zu stilisieren, oftmals unter Beschaffung eines Persilscheins.
„Der vielfältige Arbeiterwiderstand gegen das NS-Regime – darin der Widerstand von Gewerkschaftern/innen eingeschlossen – war umfangreich. Arbeiterwiderstand wies eine erhebliche Kontinuität auf und hatte die größten Verluste zu beklagen. Wahrscheinlich sind sogar weit mehr als zwei Drittel der Menschen, die in den Jahren zwischen 1933 und 1945 Widerstand leisteten, dem Arbeiterwiderstand zuzuordnen.“
Obwohl die KPD bereits in den vorherigen Jahren mehrfach die Arbeit im Untergrund vorbereitet hatte, kam die massenhafte Verfolgung von kommunistischen Funktionären im Frühjahr 1933 für viele Mitglieder als Schock.[11] Anfänglich betrachteten hochrangige Kommunisten die Herrschaft des Nationalsozialismus als zeitweiliges Phänomen vor einer proletarischen Revolution.[12] Schon in Zeiten der Weimarer Republik rückte die KPD den Faschismus der Nationalsozialisten außerdem in eine Reihe mit dem Schlagwort des „Sozialfaschismus“, der die Sozialdemokraten als linke Ausprägung des Faschismus betrachtete.[13] Die Sozialfaschismusthese – schließlich von der Komintern durch die Idee einer linken Einheitsfront gegen den Faschismus ersetzt – verhinderte bis 1935 eine öffentliche Zusammenarbeit mit Sozialdemokraten.
Nach den Verhaftungen von kommunistischen Funktionären im Frühjahr 1933 begann der Übergang in die Untergrundarbeit. Die KPD etablierte Ende Mai eine Auslandsleitung in Paris[14] und viele Kommunisten emigrierten. Organisatorisch beibehielt die kommunistische Partei in Deutschland die drei Ämter des politischen, organisatorischen und Agitpropleiter auf der Bezirksebene. Die Widerstandsarbeit wurde bis 1935 hauptsächlich durch die Inlandsleitung (auch Zentrale Operative Leitung ( ZOL) genannt) in Berlin koordiniert.[15] Insbesondere auf der Stadt- und Kreisebene mussten nach den massenhaften Verhaftungen im Frühjahr 1933 neue Funktionäre gefunden werden. Diese weitestgehende Beibehaltung der zentralistischen Strukturen brachte den Vorteil, dass zerschlagene Organisationen von Funktionären schnell wieder aufgebaut werden konnten. Sie erleichtere jedoch – da diese Strukturen bekannt waren – auch die Arbeit der Gestapo.[16]
Der Widerstand konzentrierte sich anfangs insbesondere auf dem Drucken von Schrifterzeugnissen wie Zeitschriften (z. B. die Rote Fahne), Schriften und Aufrufen. In grenznahen Regionen wurden Druckerzeugnisse auch über die Grenze geschmuggelt, so z. B. das Braunbuch.[17] Auch kleinere Sabotageaktionen waren Teil des Widerstandes. Vielfach wurden alte Routinen, wie das Abstempeln der Mitgliedskarte und Kassierung der Beiträge im Untergrund fortgeführt.[18]
In den Jahren 1934/1935 wurde der kommunistische Widerstand stark geschwächt: Die Gestapo setzte Spitzel und V-Leute ein und überwachte Verbindung von kommunistischen Funktionäre, die sie dann häufig innerhalb von Massenverhaftungen verhaftete.[19] Die Gestapo verhörte und folterte viele Kommunisten. Daraufhin wurden sie meist in Gruppen vor den Gerichten angeklagt und verurteilt.[20] Die massenhaften Verhaftungen sorgten für eine weitere Isolierung der verschiedenen kommunistischen Gruppen.[21]
Auf der „Brüsseler Konferenz der KPD“ im Oktober 1935 bei Moskau wurde die Sozialfaschismusthese durch eine Volksfrontpolitik ersetzt. Man folgte damit der Beschlusslage des 7. und letzten Weltkongress der Komintern vom August 1935.[22] Bereits im März 1935 war ein neues Team der Berliner Inlandsleitung verhaftet worden.[15] Man entschied sich daraufhin für eine Restrukturierung: Von nun an sollte die Widerstandsarbeit aus den Nachbarländern mithilfe von sechs Abschnittsleitungen koordiniert werden. Diese Abschnittsleitungen wurden mit der Zeit jedoch zunehmend irrelevanter, da die Exilführung häufig den Kontakt zu Widerstandsgruppen komplett verlor.[23]
Die Aktivität des Widerstandes ging in den Jahren ab 1936 stark zurück, was sich beispielhaft an den illegalen Schrifterzeugnissen zeigt: „Während 1936 etwa 1 500 000 illegale Flugblätter und Schriften festgestellt wurden, sank ihre Zahl bis 1938 auf kaum 100 000, von denen die meisten aus dem Ausland stammten...“[24]. Auch die politischen Verhaftungen nahmen ab.[25] In dieser Zeit verlor der kommunistische Widerstand seinen Massencharakter, den er in den Jahren 1933–1935 noch besessen hatte. Zahlreiche Kommunisten (ca. 4500, so Herlemann[26]) kämpften ab 1936 im spanischen Bürgerkrieg.
Der Hitler-Stalin-Pakt wurde von den meisten deutschen Kommunisten mit Verwunderung aufgefasst.[27] Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden kommunistische Funktionäre in den Nachbarländern wie z. B. Niederlande und Frankreich interniert, und so brachen zu diesem Zeitpunkt die bereits schwachen Kontakte ins Ausland komplett ab.[28] Es existierten zwar in einigen Großstädten lose Gruppen, die jedoch nicht mit Moskau Kontakt hielten und sich bis 1941 stark zurückhielten.[29] Der Aufbau einer neuen innerdeutschen Leitung (die die Abschnittsleitungen wieder ersetzten sollte) ab Herbst 1939 ging nur langsam voran.[30] Letztlich gelang es Wilhelm Knöchel als einziger der designierten Inlandsleitung im Januar 1942 nach Deutschland einzureisen. Seine illegale, zusammen mit Willi Seng aufgebaute, Widerstandsgruppe, die vor allem publizistisch und organisatorisch tätig war, kommunizierte über eine Komintern-Stelle in Amsterdam mit der Parteileitung in Moskau. Sie agierte hauptsächlich in Westdeutschland und übte keine zentrale Inlandsleitung aus, da hierfür die Kontakte zu vielen anderen kommunistischen Widerstandsgruppen fehlten.[31]
Viele der kommunistischen Einzelgruppen wurden im Frühjahr 1942 zerschlagen, darunter die jüdisch-kommunistische Herbert-Baum-Gruppe, die Uhrig-Römer-Gruppe und die Schulze-Boysen-Gruppe. Die Knöchel-Seng-Gruppe wurde im Frühjahr 1943 zerschlagen. Die Gruppe um Anton Saefkow, Franz Jacob und später Bernhard Bästlein ( Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation) baute ab 1943 wieder ein beträchtliches Widerstandsnetz auf. Saefkow und Jacob hatte im Juni 1944 auch Kontakt zu Julius Leber und Adolf Reichwein. Die Gruppe, die vor allem in und um Berlin agierte, hatte auch Kontakt zu vielen weiteren Widerstandsgruppen in Sachsen (Schumann-Gruppe), Thüringen (Neubauer-Poser-Gruppe) und Sachsen-Anhalt.[32] Im Herbst 1943 entstand aus den verschiedenen Widerstandsgruppen die neue Inlandsleitung der KPD[33], auch wenn ein Kontakt zur Exilführung in Moskau schwierig aufrechtzuerhalten war.[34] Die Saefkow-Jacob-Bästlein Organisation, sowie die weiteren Widerstandsorganisationen wurde im Juli 1944 nach Verhaftungswellen stark geschwächt bzw. komplett zerschlagen.[35]
Als Beispiel einer von Kommunisten initiierten Widerstandsaktion in der Form eines versuchten Generalstreiks schon zu Beginn des Nationalsozialismus, siehe unter Mössinger Generalstreik.
Der konservative Widerständler Rudolf Pechel schrieb 1947:
„Trotzdem waren die Kommunisten die einzigen, die nach der Auflösung ihrer Partei und der Einkerkerung der meisten ihrer Führer und Funktionäre sofort auf dem illegalen Boden den Kampf gegen das Regime in Angriff nahmen. Ihre Führer saßen in den Gefängnissen der Gestapo und in den Konzentrationslagern, und ihnen wurde in Massen der Prozeß gemacht. Es regnete Todesurteile und Zuchthausstrafen über sie. Ihre Haltung gegenüber den erbarmungslosen Blutrichtern war mit einigen Ausnahmen vorbildlich, so daß es zeitweise schien, als ob die Wahrung des Widerstandes ausschließlich auf sie delegiert wäre. Sie standen so mannhaft vor Gericht, daß selbst den abgebrühten Hitlerrichtern ein kalter Schauder über den Rücken lief wegen der Entschlossenheit und der bedingungslosen Einstellung der Angeklagten gegen den Nationalsozialismus. Auch in den Konzentrationslagern bildeten sie den Kern, um den sich der Widerstand gegen die SS-Schergen und Henkersknechte kristallisierte.“[36]
Mit dem Verbot der SPD am 22. Juni 1933 gruppierte sich der sozialdemokratische Widerstand hauptsächlich in folgenden Organisationen:
Kleinere linke Organisationen gewannen in der ersten Phase des Widerstandes bis etwa 1937/38 eine, gegenüber ihrer zahlenmäßigen Stärke in der Endphase der Weimarer Republik, überdurchschnittlich große Bedeutung. Den unten genannten Organisationen war es, auch aufgrund einer realistischeren Einschätzung der Stabilität des NS-Regimes, sehr viel besser als SPD oder KPD gelungen, sich auf die Arbeit in der Illegalität vorzubereiten. Auch gelang es diesen Organisationen zumeist aufgrund ihrer Struktur als geschlossene und gefestigte Kaderorganisationen, das Gros der eigenen Mitgliedschaft in die illegale Arbeit einzubinden und Infiltrationsbestrebungen seitens Polizei und Gestapo entgegenzuwirken; ferner kam den kleineren linken Organisationen zugute, dass sie zunächst in einem geringeren Maße als die Massenparteien SPD und KPD seitens der Gestapo Beachtung fanden. Die zentralen und meisten regionalen Strukturen dieser Organisationen wurden bis 1937/38 von der Gestapo zerschlagen.
Neuere Forschungen zeigen, dass vergleichsweise viele sozialdemokratische Freigewerkschafter, insbesondere Funktionäre auf höherer und mittlerer Ebene der ADGB-Gewerkschaften, die im Frühjahr 1933 mit ihrer Anpassungspolitik gegenüber dem NS-Regime „versagten“, sich nur kurze Zeit später im Widerstand engagierten.[37] Insbesondere unter den sozialdemokratisch orientierten Metallern war – wie bei den kommunistischen Metallarbeitern – der gewerkschaftliche Widerstand gegen das NS-Regime intensiv. Besonders aktiv waren auch gewerkschaftliche Widerstandsgruppen der Eisenbahner.
Explizit gewerkschaftlichen Widerstand gab es durch freigewerkschaftliche Widerstandsgruppen, von illegalen Gruppen der kommunistischen Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO) und deren „rote Verbände“. Gewerkschaftlicher Widerstand kam auch aus den Reihen der Christlichen und Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften sowie aus den Reihen der anarchistischen Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAUD), des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) sowie aus Strukturen der Zwischengruppen wie der Kommunistischen Partei-Opposition (KPO).
→ Siehe auch Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse
Die Organisation Brüderliche Zusammenarbeit der Kriegsgefangenen (russisch Bratskoje Sotrudnitschetswo Wojennoplennych, BSW) versuchte, unter sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern im süddeutschen Raum gegen die Anwerbung zur Wlassow-Armee aufzutreten und für Sabotageakte zu werben.
Mitglieder der Bündischen Jugend organisierten ihren Widerstand in unterschiedlichster Weise:
Zwar hingen auch viele Adlige völkischen und nationalistischen und teilweise auch nationalsozialistischen Ideen an (viele standen dabei eher der Deutschnationale Volkspartei (DNVP) nahe). Einige Adlige hielten allerdings auch schon früh kritische Distanz zum Nationalsozialismus, den „ungebildeten Schlägertrupps“ der SA und dem „Emporkömmling“ Hitler.
Im Laufe des Kriegs und im Lichte der erlebten Gräueltaten wandten sich dann zunehmend auch eine Reihe anfänglich begeisterter oder moderater Anhänger vom Nationalsozialismus ab und wurden zu Gegnern des Regimes. Adelige spielten eine oft führende Rolle innerhalb von Widerstandskreisen. Dies gilt sowohl für bündische, bürgerliche, kirchliche und insbesondere militärische Widerstandskreise.
Militärs aus adligen Familien spielten auch bei einer ganzen Reihe von konkreten Attentatsversuchen auf Hitler eine zentrale Rolle. Hier war Henning von Tresckow und dann Claus Schenk Graf von Stauffenberg zentral beteiligt:
Einige Vertreter verschiedener Kirchen prangerten in Predigten Judenverfolgung oder Konzentrationslager an und erhielten daraufhin Rede- und Schreibverbot oder wurden in KZs inhaftiert.
→ Siehe Jüdischer Widerstand im Holocaust-Artikel → Siehe auch Herbert Baum
Handlungen zur Rettung verfolgter Personen werden auch als Widerständigkeit bezeichnet oder sind als aktive Ablehnung des NS-Regimes zu verstehen. Deshalb wird bei Judenrettungsversuchen auch von einem Rettungswiderstand gesprochen.
Das Hören von so genannten Feindsendern ist eine Form des zunächst passiven Widerstehens gegen die fast allgegenwärtige NS-Propaganda. In dem Moment, in dem das gemeinsam mit anderen erfolgt ist, war es ein Schritt in Richtung aktiver Widerstand.
1943 versammelte sich eine Gruppe von Ehefrauen verhafteter jüdischer Männer vor dem Gestapogebäude in Berlin und verharrte dort so lange, bis ihre Ehemänner freigelassen wurden (siehe Rosenstraße-Protest).
Im Überblick betrachtet und in Relation zur Gesamtbevölkerung gab es in Deutschland zwischen 1933 und 1945 nur sehr wenige Bürger, die im Alltag die Zivilcourage aufbrachten, sich dem System des NS-Staates zu verweigern oder gar zu widersetzen. Aber es gab vereinzelt auch diesen zivilen Widerstand im Kleinen, indem Anordnungen der Regierung nicht befolgt, Juden versteckt oder Zwangsarbeiter mit Nahrung versorgt wurden. Die Unterschlagung von Akten durch Justizangestellte, um Häftlinge vor der Verschickung zu bewahren, gehört ebenso dazu wie Eltern, die sich bemühten, ihre Kinder von der HJ fernzuhalten.
Im Militär konnten Soldaten versuchen sich so weit wie möglich von Kriegsverbrechen fernzuhalten, bspw. durch Weigerung an Massenerschießungen teilzunehmen, denn selbst wenn ein Befehl ausgegeben wurde und nicht nur Freiwillige in dem Erschießungskommando dienten, gab es keinen Befehlsnotstand, der einen Verweigerer in Lebensgefahr gebracht hätte (wie nach dem Krieg gerne als Ausrede vorgebracht, vgl. Josef-Schulz Mythos).[67] Grundsätzlich blieb es den Soldaten auch unbenommen, beobachtete Kriegsverbrechen an Vorgesetzte zu melden[68], allerdings blieb dies fast immer folgenlos, da die Verbrechen mehrheitlich seitens der Wehrmachtsführung toleriert wurden (vgl. etwa den Kriegsgerichtsbarkeitserlass).
Die meisten der österreichischen Widerstandsgruppen hatten nicht nur die Bekämpfung des nationalsozialistischen Regimes zum Ziel, sondern auch die Loslösung Österreichs vom Deutschen Reich. Vielfach waren die Mittel der Gruppen im politischen Bereich angesiedelt (Propaganda, Organisationsbildung etc.). Der Übergang zwischen Widerstandsaktivitäten und der nachrichtendienstlichen Tätigkeit für die Alliierten war fließend. Aus heutiger Sicht ist gerade der militärische und geheimdienstliche Einsatz für die Alliierten wie von der Gruppe um Heinrich Maier und Franz Josef Messner (von NS-Gerichten, Gestapo und heutigen Rechtsextremen als „Hoch- oder Landesverrat“ beschimpft) als wesentlicher Bestandteil des Kampfes der Anti-Hitler-Koalition und des europäischen Widerstandes zu werten. Kämpferische Gruppen bildeten die Minderheit und waren meist erst nach 1942 aktiv tätig. Für sozialdemokratische, sozialistische und kommunistische Gruppen begann der Widerstand in Illegalität und Exil allerdings schon 1933/34, als diese mit der Installierung des Ständestaates illegalisiert wurden.
Charakteristisch für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Österreich ist die tiefe parteipolitische Fragmentierung, weswegen man grob zwischen linkem (Sozialisten, Kommunisten) und rechtem (bürgerlichem und katholischem) Widerstand unterscheiden kann. Erst im späteren Verlauf des Krieges und motiviert durch die Moskauer Deklaration kam es zur Ausbildung eines überparteilichen Widerstandes. Neben den einzelnen Gruppierungen, Mitglieder loser Verbindungen wie zum Beispiel der Österreichischen Aktion, gab es auch individuellen Widerstand. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes schätzt die Zahl der am Widerstand beteiligten Österreicher auf 100.000.[69]
Aufzählung der diversen Gruppen:
Der belgische Widerstand war vielfältig und begann teilweise direkt nach der Besetzung durch die Deutschen: Es entstand eine breitgefächerte Untergrundpresse,[72] Fluchthilfenetzwerke wurden aufgebaut und große Sabotageaktionen durchgeführt.[73] Eine der ersten Widerstandsgruppen war De Zwarte Hand, die im Herbst 1941 aufflog: 109 Männer wurden verhaftet und in Gefängnisse und später in ein Lager transportiert. Zwölf der Männer wurden hingerichtet; nur 37 Gruppenmitglieder überlebten bis Kriegsende.[74] Belgische Widerstandsgruppen unterschiedlicher politischer Ausrichtung (Front de l'Indépendance/Onafhankelijkheidsfront, Mouvement National Royaliste/Nationale Koninklijke Beweging, Groupe G (Abk. von Groupe Général de Sabotage de Belgique), Witte Brigade sowie die Armée secrète) sorgten gemeinsam dafür, dass die deutschen Truppen den Antwerpener Hafen vor ihrem Abzug 1944 nicht zerstören konnten. Viele belgische Soldaten und Offiziere schlossen sich der Armée Secrète an. Am 19. April 1943 verübten drei belgische Schulfreunde den Überfall auf den 20. Deportationszug nach Auschwitz.
Bulgarien war kein besetztes Land, sondern ein Mitgliedstaat des Dreimächtepakts. Es gab in Bulgarien seit 1941 kleine kommunistische Partisanengruppen. Sie wurden von sowjetischen Agenten organisiert, die mit Fallschirmen absprangen oder von U-Booten angelandet wurden. Sie unternahmen Sabotageakte und Anschläge auf Militärtransporte und Dienststellen. Die kleinen Partisanengruppen wurden von der Armee, Gendarmerie und Polizei, auch mit Unterstützung der deutschen Wehrmacht, bekämpft und weitestgehend in entlegene Gebirgsgebiete zurückgedrängt.
Als ab dem 1. Oktober 1943 die dänischen Juden in Konzentrationslager deportiert werden sollten, wurde in einer beispiellosen Solidaritätsaktion innerhalb weniger Tage ein Großteil der dänischen Juden versteckt und von dänischen Fischern über die Ostsee ins sichere Schweden gebracht. So wurden 7.220 der 7.800 dänischen Juden und 686 Ehepartner vor den Nationalsozialisten gerettet.
Die Résistance, als Sammelbegriff für verschiedene politische Gruppierungen, kämpfte jahrelang gegen die Deutschen. Auch Frauen agierten in der Résistance.
1940 entstand die Vereinigung Freies Frankreich unter Charles de Gaulle. Militärisch wurde der Widerstand erst ab den Sommer- und Herbstmonaten 1943 bedeutsam. Die Wehrmacht setzte ab dann auch eigene Truppen zu ihrer Bekämpfung ein. Vorher war dies Aufgabe französischer und deutscher Polizeidienststellen gewesen.[75] Vor und während der Landung in der Normandie im Juni 1944 zerstörten Résistance-Gruppen oder -einzeltäter Telefonleitungen oder andere Infrastruktureinrichtungen (Näheres hier). Als Vergeltung tötete eine Kompanie der Waffen-SS am 10. Juni 1944 beim Massaker von Oradour 642 Zivilisten. Die Résistance war auch an der Befreiung von Paris im August 1944 beteiligt. Die kapitulierende Wehrmacht übergab die Stadt Colonel Rol, einem der Résistance-Chefs.
Griechische Partisanen begingen Sabotageakte, unternahmen Anschläge auf deutsche Besatzungsdienststellen und Militärtransporte. Als Vergeltung gegen solche Widerstandsaktionen begingen deutsche Soldaten die Massaker in Kalavrita auf dem Peloponnes und in Distomo bei Delphi. Bei der Schlacht um Kreta im Mai 1941 ermordeten deutsche Gebirgsjäger am 23. Mai 1941 im kleinen Bergdorf Floria alle Einwohner, die sie ergreifen konnten, weil sich die Griechen gegen die deutsche Besatzung wehrten und dabei 14 Gebirgsjäger starben. Griechische Mönche versteckten die aus Kreta abziehenden britischen Soldaten im Kloster Preveli an der kretischen Südküste, als diesen bei ihrem Rückzug zu ihren Schiffen von deutschen Fallschirmjägern der Weg abgeschnitten war. Zu den bekanntesten Partisanen Griechenlands zählen die Kämpfer der ELAS und andere Widerstandskämpfer, wie Alberto Errera, Jerzy Iwanow-Szajnowicz, der mit der EDES zusammenarbeitete, Lela Karagianni und der Kommunist Mikis Theodorakis.
Der Begriff Resistenza (italienisch für „Widerstand“) bezeichnet die Gesamtheit von Parteien und politischen Bewegungen, die Widerstand gegen den italienischen Faschismus und die nationalsozialistischen Kräfte in Italien leisteten. Diese Kräfte hielten Teile Italiens nach dem alliierten-italienischen Waffenstillstand vom 8. September 1943 besetzt. Wichtigster Kern waren die verschiedenen Formen der Partisanen-Bewegung – Comitato di liberazione nazionale, CLN (Komitee für nationale Befreiung), GAP und SAP.
Als Vergeltung gegen solche Widerstandsaktionen beging die SS Massaker, darunter das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen oder das Massaker von Marzabotto.
In der Nachkriegszeit gab es Goldene Tapferkeitsmedaillen für eine Reihe Gemeinden als Ganzes, die diese Partisanen-Bewegung unterstützten. Man rechnet, dass die Gefallenen des italienischen Widerstandes (in Kämpfen oder in Gefangenschaft erschossen) zusammen ca. 44.700 ausmachen; weitere 21.200 blieben verstümmelt und als Invaliden zurück. Der Anteil kämpfender Frauen unter den Partisanen war sehr hoch.
Die Deportation italienischer Juden fand nur in Ansätzen statt. Etwa 10.000 der in Lager deportierten Juden wurden ermordet.
Luxemburg wurde zu Beginn des Westfeldzuges gegen Frankreich im Mai 1940 von der Wehrmacht besetzt. Es wurde im August 1942 annektiert. Auch im kleinsten, vom Dritten Reich besetzten und annektierten Nachbarland kam es zu Widerstandsaktionen von Untergrundgruppen wie der Lëtzeburger Patriote Liga (LPL), Lëtzeburger Freihétsbewegong (LFB), Lëtzeburger Freihétskämpfer (LFK), Lëtzeburger Volleks Legio'n (L.V.L.), Lëtzeburger Ro'de Lé'w (L.R.L.), Patriotes Indépendants (PI-Men), Lëtzeburger Freihétsbond (LFB), Alweraje, die sich in D'Unio'n, dem Zusammenschluss der Luxemburger Widerstandsgruppen zusammenfanden.
Geertruida Wijsmuller-Meier erreichte nach Gesprächen mit Adolf Eichmann in Wien im Dezember 1938, dass bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs 10.000 jüdische Kinder aus Deutschland und Österreich gerettet werden konnten, die mittels sogenannter Kindertransporte über Hoek van Holland nach England ausreisten.
Die erste niederländische Widerstandsgruppe, die „Geuzen“, wurde am 15. Mai 1940, dem Tag der niederländischen Kapitulation vor Hitler-Deutschland, gegründet. Ein paar Tage später entstand die kommunistische Widerstandsbewegung. Auch demobilisierte Offiziere bildeten schnell eine Gruppe, „Ordedienst“ (OD) genannt, mit dem selbst gesteckten Ziel, ein möglicherweise entstehendes vorübergehendes Machtvakuum zu verhindern. Viele Mitglieder dieser Organisation nutzen ihr Netzwerk auch schon früh zum Leisten von effektivem Widerstand. Der niederländische Widerstand war vor allem gewaltfrei.
Im November 1940 kündigten die Besatzer ein Berufsverbot für Juden an. Das führte in den Universitäten Delft und Leiden zu kurzen Streiks von Studenten und einigen Mitarbeitern. Der Februarstreik im Februar 1941 in Amsterdam und Nordholland war eine im besetzten Europa einzigartige Reaktion auf die ersten Judendeportationen in den Niederlanden. An dem von Kommunisten organisierten zweitägigen Streik nahmen ungefähr 40.000–50.000 Menschen teil.
Niederländische Partisanen versteckten Juden aus den Niederlanden und Deutschland (z. B. Anne Frank oder Edith Stein), ebenso Niederländer, die vor dem Arbeitsdienst oder Arbeitseinsatz untertauchten, geflüchtete Kriegsgefangene (insbesondere abgeschossene Besatzungen alliierter Flugzeuge) oder verhalfen ihnen zur Flucht über den Ärmelkanal, über Gibraltar oder über die Schweiz, sie versteckten deutsche Wehrmachtsdeserteure, übermittelten den Alliierten in Großbritannien Informationen über Umfang, Zustand und Lage deutscher Verbände der Wehrmacht, insbesondere deren Vorbereitung der geplanten Invasion Großbritanniens, und verübten Anschläge auf deutsche Besatzungsdienststellen und Militärtransporte.
Bald entstanden auch illegale Zeitschriften, insgesamt 1100. Einige dieser Ausgaben, Zeitungen wie Het Parool, Trouw und die Wochenzeitung Vrij Nederland, existieren noch heute.
Der Bankier Walraven van Hall zahlte ein regelmäßiges Tagegeld für Widerstandskämpfer und Zehntausende anderer Bürger. Die Abteilung hatte auf ihrem Höhepunkt 2000 illegal Beschäftigte.
Der April-Mai-Streik fand vor allem im Osten des Landes im April und Mai 1943 statt, als demobilisierte niederländische Soldaten erneut festgenommen wurden. Dabei starben 90 Zivilisten.
Am 17. September 1944 rief die niederländische Regierung zu einem Generalstreik der Eisenbahn auf, um die alliierte Operation Market Garden zu unterstützen. Die Alliierten wollten via Arnheim nach Deutschland entlang der nördlichen Spitze des Westwalls vorstoßen.
Laut dem Niederländischen Institut für Kriegsdokumentation (NIOD) versteckten die Niederländer auf dem Höhepunkt des Widerstandes 350.000 Menschen. Diese Leute wurden von mehr als 500.000 Menschen unterstützt – von bis zu einem Zehntel der damaligen Bevölkerung. Unter den Versteckten befanden sich 25.000 Juden. Insgesamt 5.200 Niederländer wurden von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet. Die Niederlande haben damit laut Yad Vashem den höchsten Anteil an Ausgezeichneten unter den besetzten Ländern.
Das kleine Dorf Nieuwlande in Drente beschloss eine Quotenregelung für Flüchtlinge einzurichten. Daher erhielt nach dem Krieg das ganze Dorf von Yad Vashem eine Auszeichnung für die Rettung von Juden. Auch die Widerstandsgruppe „NV“, die jüdische Kinder rettete, erhielt diese Auszeichnung.
In der niederländischen Grenzprovinz Limburg hatten Juden eine größere Überlebenschance als im übrigen Land. Es befanden sich dort sogar, durch den Zustrom von außerhalb, am Ende des Krieges mehr Juden als am Anfang.[76]
Die niederländische Exil-Regierung in London half bei der Gründung einer Stiftung, des Nationaal Steunfonds aus Staatsanleihen und niederländischen Spenden, mit dem sie die verschiedenen Aktivitäten des niederländischen Widerstands von London zu unterstützen versuchte. Zu diesem Widerstand gehörte die Ende 1942 gegründete Landelijke Organisatie voor Hulp aan Onderduikers (LO), die landesweit Untergetauchten mit falschen Papieren, Lebensmittelrationierungsmarken, Geld und Verstecken zu helfen versuchte. In Aalten, unweit von Bocholt, wurde 2005 das Untertauchermuseum Markt 12 eingerichtet, das die groteske zeitweilige Situation erfahrbar macht, als im selben Haus im Erdgeschoss die Ortskommandantur und unter dem Dach Untergetauchte untergebracht waren. Mit einer damaligen Bevölkerung von 10.000 Leuten versteckten die Aalter im Laufe der Zeit 2.500 Menschen.
Auch der bewaffnete Widerstand hat sich im Laufe der Besatzungszeit immer stärker organisiert. Die entstandenen lokalen Kampfgruppen (K. P. oder „Knokploegen“) schlossen sich zur L.K.P. zusammen. Sie waren ein Teil der oben genannten Organisation für Hilfe an Untergetauchte. Sie konzentrierten sich auf die Beschlagnahme von Ausweisen und Lebensmittelkarten. Allmählich wurden die Angriffe gewalttätiger. Es kam zu Befreiungsaktionen verhafteter Widerständler, ein Dutzend Mal mit spektakulärem Erfolg. Beispielsweise wurden bei einer solchen Aktion in Maastricht 80 Gefangene befreit.[77]
Eine wichtige Rolle im Widerstand, so beim Februarstreik, spielte bis zu ihrer Zerschlagung im April 1942 die Marx-Lenin-Luxemburg-Front (MLL-Front) um Henk Sneevliet, Willem Dolleman und Ab Menist, die alle am 12. April 1942 von den deutschen Besatzern hingerichtet wurden. Die MLL-Front unterschied sich von den meisten anderen Widerstandsgruppen dadurch, dass sie eine Zusammenarbeit mit von ihr als monarchistisch oder imperialistisch eingeschätzten Kräften ablehnte. Die MLL-Front verfügte über etwa 500 feste Mitglieder und gab vierzehntäglich die viel gelesene Untergrundzeitung Spartacus in einer Auflage von etwa 5000 Exemplaren heraus.
Der niederländische Autor Maarten ’t Hart beschäftigt sich in seinen Romanen Das Wüten der ganzen Welt und Die Netzflickerin mit dem niederländischen Widerstand.
Ein Beispiel von Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf der Insel Schouwen-Duiveland in Zeeland sind Die Zehn von Renesse.
Im Mai 1941 wurde die norwegische Widerstandsorganisation Milorg gegründet. Der norwegische Widerstand verhalf Juden zur Flucht nach Schweden und übermittelte den Alliierten in Großbritannien Informationen über Umfang, Zustand und Lage deutscher Verbände der Wehrmacht, insbesondere der Marine. Das letzte große deutsche Schlachtschiff Tirpitz wurde mit Hilfe des norwegischen Widerstands im Karrfjord am 22. September 1943 mit britischen Mini-U-Booten angegriffen (die Norweger hatten herausgefunden, dass die U-Boot-Horchgeräte am Grund des Fjords an diesem Tag wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet wurden) und 1944 in Tromsø von britischen Bombern mit einer besonderen Bombe, der Tallboy, versenkt. Die in Deutschland bekannteste Angehörige des norwegischen Widerstands dürfte Rut Bergaust sein, die hierbei ihren späteren Ehemann, den deutschen Exilanten Willy Brandt, kennenlernte.
Nach der Kapitulation des regulären polnischen Heeres im Oktober 1939 beteiligten sich zwischen November 1939 und Mai 1945 nachweislich über 450.000 Männer und Frauen aktiv bei der Rettung von jüdischen Mitbürgern oder an Partisanenaktionen gegen die deutsche Besatzung. Sie führten ihre Kampfhandlungen, Spionagemaßnahmen und Sabotageakte insbesondere im Rahmen folgender Untergrundorganisationen aus:
Als wichtige Akteure im Engagement gegen den von den deutschen Besatzern in Polen verübten Holocaust gelten über dies Jan Karski und Witold Pilecki.
Anfang 1940 gründeten die größten drei nicht-kommunistischen Widerstandsgruppen im Protektorat Böhmen und Mähren die Dachorganisation ÚVOD zur Koordination des Widerstands und der Nachrichtenverbindung zur Exilregierung in London. Durch Verhaftungen und Hinrichtungen der Mitglieder kam die Tätigkeit des ÚVOD bis Ende 1942 praktisch zum Erliegen.
Im Mai 1942 verübten zwei tschechische Soldaten der Exilarmee, die Ende 1941 bei Pilsen mit Fallschirmen von einem britischen Bomber abgesprungen und in den folgenden Monaten in Prag untergetaucht waren, dort ein Handgranaten- und Maschinenpistolenattentat auf den höchsten SS-Machthaber in Tschechien, Reinhard Heydrich. Die Aktion lief unter dem Decknamen Operation Anthropoid. Heydrich erlag einige Tage später seinen Verletzungen. Als Vergeltung wurden alle erwachsenen Männer, viele Frauen und die meisten Kinder aus Lidice ermordet, ebenso wurden fast alle Einwohner aus Ležáky brutal getötet. Beide Ortschaften wurden vollständig zerstört, weil man annahm, die Einwohner hätten den Attentätern Unterschlupf gewährt.
Im Juni 1942 formierte General Ludvík Svoboda ein tschechoslowakisches Infanteriebataillon, aus dem eine Brigade wurde.
Im Spätsommer/Herbst 1944 kam es in der Slowakei zum Slowakischen Nationalaufstand. Kommunistische Partisanen kämpften gemeinsam mit Teilen der slowakischen Armee gegen das Regime des deutschen Satellitenstaates unter dem Präsidenten und Führer Jozef Tiso.
Den 2.500 Partisanen standen 50.000 deutsche Soldaten (einschließlich Waffen-SS und deren Dirlewanger-Brigade), die Bereitschaftseinheiten der Hlinka-Garde und 14.500 Soldaten der slowakischen Armee gegenüber. Am 27. Oktober 1944 wurde der Widerstand gebrochen, bei den anschließenden „Säuberungen“ kam es zu Massakern und gewalttätigen Übergriffen an den Partisanen, aber auch an der slowakischen Zivilbevölkerung.
Der Deutsch-Sowjetische Krieg, in der Sowjetunion als Großer Vaterländischer Krieg bezeichnet, war die Mobilisierung großer Teile der sowjetischen Bevölkerung gegen die Eindringlinge im Zusammenhang mit dem Krieg. Neben der Roten Armee, die an der Front gegen die Eindringlinge kämpfte, gab es in den besetzten Gebieten hinter der deutschen Front eine breite Partisanenbewegung. Zugleich war jede Unterstützung der Rüstung und der Roten Armee im nicht besetzten Hinterland patriotischer Einsatz (auch wenn die KPdSU als Partei nicht unterstützt wurde).
Die Rettung von Zehntausenden Budapester Juden erfolgte nicht durch den Reichsverweser Horthy, sondern vor dem Hintergrund eines gesellschaftlichen Konsenses in dieser Frage.
Von den 825.000 Personen, die in Ungarn innerhalb der Grenzen von 1941 bis 1945 lebten und als Juden angesehen wurden, kamen im Holocaust etwa 565.000 ums Leben, während 260.000 die Kriegsjahre überlebten (siehe Geschichte der Juden in Ungarn#Der Holocaust in Budapest).
Im Juni 1944 veröffentlichten Medien (Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk) in neutralen und in alliierten Staaten Einzelheiten über das Schicksal der ungarischen Juden. In der Folge setzten sich zahlreiche Persönlichkeiten, darunter ungarische protestantische Bischöfe sowie der ungarische Primas Serédi, bei Horthy für die Einstellung der Deportationen ein. Diese Interventionen führten dazu, dass am 8. Juli die Einstellung der Deportationen beschlossen wurde, der Heinrich Himmler Ende Juli ebenfalls zustimmte.
Im August schien sich die Lage zunächst zu bessern, als die Regierung unter Sztójay von Horthy entlassen wurde und durch eine weniger deutschfreundliche Regierung unter General Géza Lakatos ersetzt wurde. Lakatos blieb jedoch nur im Amt, bis am 15. Oktober die faschistische Pfeilkreuzlerpartei unter Ferenc Szálasi die Macht ergriff. Adolf Eichmann – am 24. August aus Budapest abgereist – kehrte am 17. Oktober zurück und nahm die Maßnahmen zur Deportation der Budapester Juden wieder auf. Später wurden diese unmöglich, weil sowjetische Truppen Budapest eingeschlossen hatten.[78]
Einige Bemühungen neutraler Staaten zur Rettung von Budapester Juden erwiesen sich als erfolgreich: Bis Ende Oktober 1944 wurden durch den salvadorianischen Konsulatssekretär George Mandel-Mantello über 1.600 Schutzpässe ausgestellt. Weitere Tausende von Schutzbriefen wurden ausgestellt von den Schweizer Diplomaten Carl Lutz, Harald Feller und Friedrich Born, dem schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg, dem spanischen Diplomaten Ángel Sanz Briz (unterstützt vom italienischen Geschäftsmann Giorgio Perlasca) sowie vom Apostolischen Nuntius Angelo Rotta. Etwa Ende 1944 standen etwa 33.000 Budapester Juden unter diplomatischem Schutz neutraler Staaten oder des IKRK.
Das Untertauchen von jüdischen Bewohnern während der Zeit des Nationalsozialismus und das Verstecken dieser Personen zur Rettung vor der Deportation war auch für ihre Helfer sehr riskant und muss als individuelle Widerstandshandlung gewertet werden. Im besetzten Polen stand darauf die Todesstrafe.
Das Untertauchen einer Person in einem von Kriegswirtschaft geprägten Land ist ein technisch sehr schwieriges Verhalten. Lebensmittel waren nicht auf dem freien Markt erhältlich, sondern nur gegen Abschnitte von Lebensmittelkarten, die eine Bezugsberechtigung und deren Überprüfung voraussetzten. Das Mitsichführen von Gepäck konnte bei Kontrollen sofort Verdacht auslösen – wurde das eigene Gepäck zurückgelassen, bestand die Gefahr, es durch einen plötzlich notwendigen Wechsel des illegalen Übernachtungsplatzes zu verlieren. Der länger als übliche Aufenthalt in einer Gaststätte, Bibliothek oder einem Kino konnte Nachfragen zur Identität auslösen. Das zufällige Zusammentreffen mit Personen, die vom Verschwinden wussten und die zugleich potentielle Unterstützer der NS-Regierung waren, musste möglichst vermieden werden. Das Wissen um diese Gefährdungen war sicher ein hoher Stressfaktor. Die Gestapo versuchte gezielt Spitzel in solche Netzwerke einzuschleusen (Berlin – Februar 1943; z. B. Stella Goldschlag).
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