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deutscher Investigativjournalist, Filmemacher und Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ernst Klee (* 15. März 1942[1] in Frankfurt am Main; † 18. Mai 2013 ebenda) war ein deutscher Investigativjournalist, Filmemacher und Sachbuch-Autor, der vor allem durch seine Recherchen zur Geschichte des Nationalsozialismus bekannt wurde.[2]
Klee hatte bereits zahlreiche Bücher zu Randgruppen (Ausländern, Strafgefangenen, Obdachlosen, Psychiatriepatienten oder Behinderten) veröffentlicht, bevor er sich durch die Aufdeckung von bisher unbekannten Medizinverbrechen, besonders im Zusammenhang mit den NS-Krankenmorden, und deren mangelhafter Strafverfolgung einen Namen als NS-Forscher machte. Aus der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus erarbeitete Klee das Personenlexikon zum Dritten Reich.
Ernst Klee wurde als Sohn von Ernst Klee sen. und dessen Frau Helene, geb. Reis, in Frankfurt am Main geboren. Nach einer Lehre als Sanitär- und Heizungstechniker holte Klee das Abitur nach und studierte Theologie und Sozialpädagogik.
Mit Otto Merk als Koautor, einem Vorwort von Walter Dornberger und einem Nachwort von Wernher von Braun erschien 1963 Ernst Klees Erstlingswerk: Damals in Peenemünde. An der Geburtsstätte der Weltraumfahrt, ein als „Dokumentarbericht“ bezeichneter, unkritischer Text über die Heeresversuchsanstalt Peenemünde 1936–1945. Diese kommt, wie schon der Titel vermuten lässt, weder vorrangig als Ort des Raketenwaffen-Programms zur Darstellung noch wird die Fertigung der sogenannten Vergeltungswaffen durch Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge, etwa im KZ Mittelbau-Dora, näher thematisiert.
Von 1973 bis 1982 hatte Klee einen Lehrauftrag für Behindertenpädagogik an der Fachhochschule Frankfurt.
In den 1970er Jahren befasste er sich als Journalist und Sozialarbeiter mit gesellschaftlich ausgegrenzten Gruppen wie Obdachlosen, Psychiatriepatienten und behinderten Menschen. In dieser Zeit arbeitete er mit Gusti Steiner zusammen, der damals den Grundstock für die bundesdeutsche emanzipatorische Behindertenbewegung legte.
Im Jahr 1983 erschien Klees Buch „Euthanasie“ im NS-Staat – Die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“, in dem das von der NS-Forschung bis dahin wenig beachtete Thema erstmals grundlegend aufgearbeitet wurde und das heute als Standardwerk gilt; ergänzt wurde es um das 1985 herausgegebene Buch Dokumente zur „Euthanasie“.[3]
Das in Zusammenarbeit mit Willi Dreßen und Volker Rieß entstandene, 1988 herausgegebene Buch „Schöne Zeiten“. Judenmord aus der Sicht der Täter und Gaffer stellt durch das dokumentierte, bislang unbekannte bzw. unveröffentlichte Quellenmaterial, vor allem zu den Massenmorden an Juden durch Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD, Wehrmacht und Waffen-SS während des Deutsch-Sowjetischen Krieges, ein wichtiges Grundlagenwerk der Holocaust- und Täterforschung dar; ebenso das ein Jahr darauf erschienene, zusammen mit Dreßen herausgegebene Buch „Gott mit uns“. Der deutsche Vernichtungskrieg im Osten 1939–1945.
Für das Buch Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer erhielt Klee 1997 den Geschwister-Scholl-Preis. Der Historiker Michael Burleigh urteilte, das Buch liefere „zahlreiche neue Erkenntnisse“ und stelle „zweifellos die bislang bedeutendste Untersuchung zur Rolle der Medizin im Dritten Reich“ dar.[4]
Die Stadt Frankfurt am Main ehrte Klee 2001 für das Buch Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945 mit der Goetheplakette. In der Begründung heißt es, Klees Gesamtwerk sei „geeignet, bürgerliche Freiheit, moralischen und intellektuellen Mut zu fördern und dem Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben“.
Mit seinem 2003 erschienenen Personenlexikon zum Dritten Reich sei Klee „ein Standardwerk gelungen“, lobte Willi Jasper.[5] Darin versucht Klee personelle Kontinuitäten zwischen dem „Dritten Reich“ und dem Nachkriegsdeutschland aufzuzeigen.
Sein Kulturlexikon zum Dritten Reich in der Ausgabe von 2007 erfuhr sowohl positive als auch negative Beurteilungen in einschlägigen Rezensionen.[6][7][8]
Klees Einsatz für die Belange behinderter Menschen war ausschlaggebend dafür, dass sich die vormalige Westfälische Schule für Körperbehinderte in Mettingen im Jahr 2005 ihm zu Ehren in Ernst-Klee-Schule umbenannte.
Klee schrieb auch für die Wochenzeitung Die Zeit. Zwischen 1974 und 1995 erschienen von ihm dort 27 Artikel.[9] Exemplarisch sei auch auf die 2003 publizierte Kritik an der Beschönigung von NS-Karrieren in der Deutschen Biographischen Enzyklopädie verwiesen[10] oder auf seine Darstellung vom Verhältnis deutscher Künstler zu den Vernichtungslagern.[11] Zeit-Redakteur Karl-Heinz Janßen würdigte Ernst Klee: „Auch die Zeitgeschichtsforschung ließ dieses Thema Medizinverbrechen in der NS-Zeit links liegen; […] wäre da nicht der freie Journalist Ernst Klee gewesen, der sich die Mühe macht, Tausende von Prozessakten zu lesen und die Anstaltsarchive zu durchwühlen, wüsste man heute fast nichts über eine der schauerlichsten Untaten dieses Jahrhunderts.“[12]
Kurz vor seinem Tod konnte Klee noch die Arbeiten an seinem Buch Auschwitz. Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon zum Abschluss bringen, das 2013 posthum erschien.[13]
Klee starb am 18. Mai 2013 nach langer schwerer Krankheit in seiner Heimatstadt.[14] Sein Lektor Walter H. Pehle würdigte ihn in einem Nachruf: „Ernst Klee war ein großer Journalist – und er wurde ein bedeutender Historiker, ein NS-Forscher, der neue Wege ging. Vor allem die Aufklärung der ‚Euthanasie‘-Verbrechen ist mit seinem Namen verbunden.“[15]
Im März 2018 übergab Elke Klee den publizistischen und wissenschaftlichen Nachlass ihres Mannes an die Gedenkstätte Hadamar. Dort soll er baldmöglichst erschlossen und der Forschung zugänglich gemacht werden.[16]
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