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deutscher Musik-, Literatur- und Theaterkritiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Joachim Kaiser (* 18. Dezember 1928 in Milken, Kreis Lötzen, Ostpreußen; † 11. Mai 2017 in München) war einer der einflussreichsten deutschsprachigen Musik-, Literatur- und Theaterkritiker seiner Zeit. Seit 1959 arbeitete er als leitender Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung; von 1977 bis 1996 war er Professor für Musikgeschichte an der Hochschule für Musik und Darstellende Künste in Stuttgart.
Joachim Kaiser wurde als Sohn des Landarztes Wilhelm Kaiser (1896–1971) und dessen Frau Charlotte, geb. Abramowski (1898–1962), in Milken geboren.[1] Im Alter von acht Jahren begann er mit dem Klavierspiel. Das gemeinsame Musizieren mit seiner Familie zählte er später zu den glücklichsten Momenten in seinem Leben. Literatur und Musik begannen ihn früh zu interessieren. Nach der Flucht aus Ostpreußen zu Kriegsende besuchte er das Wilhelm-Gymnasium in Hamburg. Anschließend studierte er Musikwissenschaft, Germanistik, Philosophie und Soziologie in Göttingen, Frankfurt am Main und Tübingen. Zu seinen Kommilitonen gehörten die Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus und Rudolf Stephan.
Im Juni 1951 begann er seine journalistische Laufbahn als Theater-, Literatur- und Musikkritiker. Den Weg dazu ebnete ihm die Besprechung einer Veröffentlichung von Theodor W. Adorno: Musik und Katastrophe. Über die „Philosophie der Neuen Musik“. Adorno empfahl Kaiser Alfred Andersch vom Hessischen Rundfunk, was wiederum die Frankfurter Hefte aufmerksam machte. Mathias Döpfner bezeichnete ihn als einen „der bekanntesten und erfolgreichsten Adorno-Schüler überhaupt“.[2] Auf Einladung von Hans Werner Richter durfte Kaiser ab 1953 an Veranstaltungen der Gruppe 47 teilnehmen. 1958 wurde er in Germanistik an der Universität Tübingen über das Thema Franz Grillparzers dramatischer Stil promoviert. Auf Initiative des damaligen SZ-Journalisten Erich Kuby konnte Kaiser ab 1959 in der Kulturredaktion der Süddeutschen Zeitung arbeiten. Er war Mitglied in der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland.
Kaiser zählte neben Marcel Reich-Ranicki zu den einflussreichsten Kritikern Deutschlands. Sein Buch Große Pianisten in unserer Zeit (1965) wurde gelegentlich als „Klavier-Michelin“ bezeichnet.[3] Neben wegweisenden Pianisten wie Artur Rubinstein, Vladimir Horowitz, Glenn Gould, Swjatoslaw Richter oder Friedrich Gulda stellte er junge Interpreten vor und erläutert Entwicklungen in der Klavierkunst.[4] Kaiser fühlte sich in besonderer Weise dem Werk Richard Wagners verbunden und unterstützte und begleitete den Neubeginn der Bayreuther Festspiele im Jahre 1951 unter der Regie der Wagnerenkel Wieland und Wolfgang Wagner.
Joachim Kaiser war seit Dezember 1958 mit der Übersetzerin und Romanautorin Susanne Kaiser († 2007) verheiratet,[5] mit der er zwei Kinder hatte: die Regisseurin Henriette Kaiser[6] (* 30. Dezember 1961) und den Sportredakteur Philipp Kaiser (* 29. August 1963). Sein Domizil befand sich in München am Rande des Englischen Gartens.[7]
2009 übergab er sein umfangreiches Privatarchiv dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar als Vorlass. Neben Briefen von Theodor W. Adorno und Alfred Andersch enthält es Korrespondenz mit Ingeborg Bachmann, Ernst Bloch und Heinrich Böll.[8] Von Mai 2009 an beantwortete Kaiser in seiner Video-Kolumne Kaisers Klassik-Kunde auf der Website des SZ-Magazins wöchentlich Fragen der Leser. Infolge einer Erkrankung - Kaiser hatte einen Schlaganfall erlitten, der dazu führte, dass er nicht mehr schreiben konnte[9] - musste er dies im Januar 2011 aufgeben. Die Reihe wurde seitdem nicht mehr fortgesetzt.[10]
Werkverzeichnis
Zu Kaisers langjähriger Vortragstätigkeit im Münchner Gasteig gehören seine ausführlichen Vortragsreihen zu bestimmten Künstlern und Kunstformen, vor allem zum Thema Musik:
Vom 11. Oktober 1994 bis 17. Juli 2007 gab Kaiser 206 Vorlesungen, insgesamt 322. Mit 170.000 Zuhörern sind Kaisers Vorträge die bislang erfolgreichste Veranstaltung der Münchner Volkshochschule.
In wöchentlichen Rundfunksendungen (einstündig, zum Beispiel „Kaisers Corner“ in Bayern4-Klassik) befasste er sich beispielsweise ein halbes Jahr lang mit Chopin und ein ganzes Jahr mit „Beethoven – Werk und Wirkung“. Dazu kamen regelmäßige Wortsendungen, wie etwa „Kaisers Zeitschriftenschau“.
Interviews
Nachrufe
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