Loading AI tools
Militär Israels Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (hebräisch צְבָא הַהֲגָנָה לְיִשְׂרָאֵל ‚Armee der Verteidigung Israels‘, ; hebräisches Akronym: Zahal צָהָ״ל; arabisch جيش الدفاع الإسرائيلي, DMG Ǧayš ad-Difāʿ al-Isrāʾīlī; englisch Israel Defense Forces, abgekürzt IDF) sind die Streitkräfte Israels. In den Teilstreitkräften der IDF dienen ungefähr 173.000 Männer und Frauen (33 Prozent);[6] zusätzlich stehen den Israelischen Verteidigungsstreitkräften 465.000 Reservisten zur Verfügung.[7]
| |||
Führung | |||
---|---|---|---|
Oberbefehlshaber: | Premierminister Benjamin Netanjahu | ||
Verteidigungsminister: | Israel Katz | ||
Militärischer Befehlshaber: | Chef des Generalstabes Herzi Halewi | ||
Militärische Führung: | Generalstab | ||
Sitz des Hauptquartiers: | Tel Aviv | ||
Militärische Stärke | |||
Aktive Soldaten: | 173.000 (2020)[1] | ||
Reservisten: | ca. 465.000 | ||
Wehrpflicht: | Frauen 24 Monate, Männer 30 Monate[2] | ||
Wehrtaugliche Bevölkerung: | Männer und Frauen; 18–49: ca. 3.000.000[3] | ||
Wehrtauglichkeitsalter: | Vollendetes 18. Lebensjahr | ||
Anteil Soldaten an Gesamtbevölkerung: | 1,8 % | ||
Haushalt | |||
Militärbudget: | 117,5 Mrd. Schekel ~31,3 Mrd. US-Dollar (2024)[4] | ||
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: | 5,3 % (2023)[5] | ||
Geschichte | |||
Gründung: | 31. Mai 1948 |
Zur Vorgeschichte der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte siehe Geschichte der jüdischen Streitkräfte in Palästina
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte wurden am 31. Mai 1948 gegründet und gingen aus Untergrundorganisationen im Jischuw, der jüdischen Gemeinschaft in Palästina vor der Gründung des Staates Israel, hervor. Die größten Gründungskontingente stammten insbesondere aus der Hagana und dem Palmach, die gegen die britische Mandatsmacht in Palästina kämpften. Auch die paramilitärischen Teile des mit der Hagana rivalisierenden Irgun und Lechi wurden in die Armee eingegliedert.
Die Gründung fand in den Wirren des seit 1947 schwelenden Arabisch-Israelischen Krieges statt, als die konkurrierenden jüdischen Organisationen die Notwendigkeit der Zusammenarbeit für das gemeinsame zionistische Anliegen erkannten. Zu diesem Zeitpunkt waren die auf dem Papier technisch und organisatorisch weit überlegenen Armeen Transjordaniens, des Irak, des Libanon, Ägyptens und Syriens als Reaktion auf die Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 eingefallen. In der Gründungsphase hatte die israelische Armee folgende Stärke:[8]
Dem Hauptquartier waren Artillerie, Pioniere und Luftwaffe direkt unterstellt. Die 1. bis 6. Brigade zählten zum Hel Sadeh, einer Art Territorialheer aus Teilzeitsoldaten mit Kommandeuren aus den Reihen von Palmach. Die 7. bis 9. Brigade war unmittelbar aus Palmach hervorgegangen und bildeten die Kerntruppen, zählten zusammen 3100 Mann.[8] Die Panzer-Brigade, von deren beiden Bataillonen das eine (das 82.) zwei Kompanien stark war, besaß als Anfangsbestand zwei gestohlene Cromwell-Panzer.[9] Zu diesen rund 25.000 Mann kam noch einmal die gleiche Zahl an Angehörigen des Chel ha-Mischmar (hebräisch חֵיל הַמִּשְׁמָר Chejl ha-Mischmar, deutsch ‚Wachkorps‘), doch für alle standen zu Beginn des Krieges nur 10.000 Gewehre, 400 leichte und 180 mittlere Maschinengewehre sowie eine Handvoll Revolver und Maschinenpistolen zur Verfügung. An Artillerie konnte Israel neben 763 Granatwerfern nur zwei 65-mm-Kanonen aus dem 19. Jahrhundert mit wenig Munition ins Feld führen.[10]
Mit Waffenlieferungen aus der Sowjetunion[11] und insbesondere der Tschechoslowakei (Sturm- und Maschinengewehre, sowie 25 Avia S-199-Jagdflugzeuge)[12] sowie jüdischen und nichtjüdischen Freiwilligen aus fast der ganzen Welt (wie David Marcus) gelang es den Israelischen Verteidigungsstreitkräften, den arabischen Armeen Einhalt zu gebieten und nach und nach zur Offensive überzugehen. Der Krieg endete zwar mit dem militärischen Sieg Israels, das fortan innerhalb der so genannten „Grünen Linie“ existierte. Statt eines Friedensvertrages wurden 1949 vier separate Waffenstillstandsabkommen geschlossen, weil die Kriegsgegner Israel die staatliche Anerkennung verweigerten.
Während der Sueskrise beteiligte sich Israel an dem britisch-französischen Versuch, die Kontrolle über den verstaatlichten Sueskanal zurückzuerlangen und den Sturz Gamal Abdel Nassers herbeizuführen. Zwar gelang es Israel, weite Teile der Sinai-Halbinsel unter seine Kontrolle zu bringen, es musste diese jedoch nach dem politischen Scheitern der anglo-französischen Intervention wieder räumen.
Auf einem Geheimtreffen vom Generaldirektor im Verteidigungsministerium Schimon Peres und dem bundesdeutschen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß im Spätsommer 1957 in Bonn bekannte sich Strauß zur Verantwortung Deutschlands für das Überleben des von feindlichen Nachbarn in seiner Existenz bedrohten jüdischen Staates und stellte Rüstungshilfen samt Finanzierung in Höhe von 300 Millionen Deutsche Mark in Aussicht. Dies war acht Jahre vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen beider Staaten der Beginn einer Verteidigungskooperation, die bis heute fortbesteht. Israel wollte mit dem Rüstungsgeschäft unabhängiger von Frankreich werden.[13][14]
Als Nasser 1967 die Straße von Tiran für die israelische Schifffahrt sperrte, den Abzug der UN-Truppen vom Sinai erzwang und mit 1000 Panzern und fast 100.000 Soldaten an den Grenzen Israels aufmarschierte, eröffnete dieses den Sechstagekrieg mit einem Präventivschlag der israelischen Luftstreitkräfte gegen ägyptische Luftwaffenbasen, der einem befürchteten Angriff der arabischen Staaten zuvorkommen sollte. Obwohl Jordanien und Syrien dennoch in die Kämpfe eingriffen, kontrollierte Israel bei Eintritt des Waffenstillstandes den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen, das Westjordanland und Ostjerusalem.
Im Jom-Kippur-Krieg im Jahre 1973 konnten mit modernem sowjetischen Material ausgestattete ägyptische und syrische Truppen in einem Überraschungsangriff beachtliche Geländegewinne erzielen und brachten Israel so in eine existenzbedrohende Lage. Die israelischen Materialverluste wurden durch die USA in der Operation Nickel Grass weitgehend kompensiert. Eine Gegenoffensive unter dem Befehl Ariel Scharons führte schließlich zum Zusammenbruch des ägyptischen Angriffs.
Im Norden kam es immer wieder zu bewaffneten Konflikten mit verschiedenen militanten Gruppen im Libanon, von denen die Hisbollah bis heute mit Israel einen Konflikt niedriger Intensität führt (siehe Operation Litani, Libanonkrieg 1982, Operation Verantwortlichkeit, Operation Früchte des Zorns und Libanonkrieg 2006).
In den besetzten Gebieten trat nach Erster und Zweiter Intifada zumindest im Westjordanland eine gewisse Beruhigung ein, während nach der Räumung des Gazastreifens 2005 dort regelmäßig die Konfliktspirale eskaliert (siehe Operation Gegossenes Blei, Operation Wolkensäule und Operation Protective Edge).
Dem israelischen Militär wird vorgeworfen, in den besetzten Gebieten für verschiedene Rechtsverletzungen verantwortlich zu sein, nachdem der als moderat geltende Generalstabschef Gadi Eizenkot in den Ruhestand verabschiedet worden war. Zunächst soll es die Vertreibung und Landnahme durch radikale israelische Siedler im Westjordanland seit dem Jahr 2019 ignoriert oder toleriert haben. Später dann beteiligten sich teilweise israelische Soldaten nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 an der Vertreibung von Palästinensern aus dem Westjordanland.[15] Im Frühjahr 2024 verhängten die USA deswegen Sanktionen gegen das Netzah-Yehuda-Bataillon der Kfir-Brigade.[16] Während des Kriegs in Israel und Gaza sollen sich die israelischen Streitkräfte teilweise der Desinformation bedient haben, um ihre Propaganda zu stützen.[17]
Datum | Name | Bemerkung |
---|---|---|
1948–1949 | Unabhängigkeitskrieg | |
1951–1953 | Grenzkonflikte | |
1956 | Sueskrise | |
5.–10. Juni 1967 | Sechstagekrieg | |
1968 | Schlacht von Karame | Angriff auf das Hauptquartier der Fatah in Jordanien |
1968 | Operation Gift | Vergeltungsangriff auf den Flughafen Beirut, Zerstörung von 13 Flugzeugen |
1969–1970 | Abnutzungskrieg | mit Ägypten |
1972–1973 | Operation Frühling der Jugend | Vergeltung für die Geiselnahme von München während der Olympiade |
1973 | Jom-Kippur-Krieg | |
1976 | Operation Entebbe | Geiselbefreiung in Uganda |
1978 | Operation Litani | Besetzung des Südlibanon |
1981 | Operation Opera | Zerstörung des irakischen Atomreaktors |
1982 | Operation Frieden für Galiläa | 1. Libanonkrieg |
1. Oktober 1985 | Operation Wooden Leg | Bombardierung des Hauptquartiers der PLO in Tunis, Tunesien |
1987–1991 | Erste Intifada | |
1993 | Operation Rechenschaft | im Südlibanon |
1996 | Operation Früchte des Zorns | im Südlibanon |
2000–2005 | Zweite Intifada | |
2002 | Operation Schutzschild | im Westjordanland |
2004 | Operation Regenbogen | im Gazastreifen |
2004 | Operation „Tage der Buße“ | im Gazastreifen |
2005 | Israels einseitiger Abkoppelungsplan | im Gazastreifen |
2006 | Operation Sommerregen | im Gazastreifen |
2006 | Operation Richtungswechsel | 2. Libanonkrieg |
2006 | Operation Herbstwolken | im Gazastreifen |
2008 | Operation Gegossenes Blei | im Gazastreifen |
31. Mai 2010 | Ship-to-Gaza-Zwischenfall | |
2012 | Operation Wolkensäule | im Gazastreifen |
2014 | Operation Protective Edge | im Gazastreifen |
2023 | Operation Home and Garden | Flüchtlingslager in Dschenin, Westjordanland |
seit 2023 | Operation Eiserne Schwerter | als Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas auf Israel
Nach Angaben des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte wurden infolge der israelische Offensive im Gazastreifen über 120.000 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, getötet oder verletzt.[18] |
Ihren Auftrag beschreibt die israelische Armee folgendermaßen:[19]
“To defend the existence, territorial integrity and sovereignty of the state of Israel. To protect the inhabitants of Israel and to combat all forms of terrorism which threaten the daily life.”
„[Unser Auftrag ist es], die Existenz, die territoriale Integrität und die Souveränität des Staates Israel zu verteidigen [,] die Bewohner Israels zu beschützen und alle Formen des Terrorismus zu bekämpfen, die das alltägliche Leben bedrohen.“
Die allgemeine Einsatzdoktrin der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte[20] ist von der Ansicht geprägt, dass Israel aufgrund seiner geringen territorialen Ausdehnung keinen Raum für defensive Kriegstaktiken hat. Andererseits hegt Israel heute keine territorialen Ansprüche mit Ausnahme der Golanhöhen und des Westjordanlandes. Daraus wird abgeleitet, dass militärische Konflikte, ob vorbereitet oder durch militärische Eskalationen ausgelöst, auf politischer Ebene verhindert werden müssen. Das Militär unterstützt diese außenpolitische Leitlinie mit einem wirksamen Abschreckungspotenzial.
Sollte Israel dennoch Krieg führen müssen, so ist primäres Ziel der Streitkräfte, die strategische Initiative an sich zu reißen und den Krieg schnell und mit möglichst wenigen eigenen Verlusten zu Ende zu führen. Deshalb stehen offensive Taktiken im Vordergrund.[21]
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte hatten im Jahr 2005 ein Militärbudget von umgerechnet knapp 9,4 Mrd. US-Dollar. Damit verfügten sie pro Kopf über den größten Wehretat der Welt. Mit 5,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (Stand 2021) belastet er die israelische Volkswirtschaft für ein demokratisch und marktwirtschaftlich orientiertes Land außergewöhnlich stark; im Jahr 2002 waren es sogar 9,2 Prozent.[22] Im Nahen Osten haben nur die Streitkräfte Saudi-Arabiens einen höheren Anteil. Im Vergleich dazu macht das größte Militärbudget, das der Vereinigten Staaten, seit 2010 nicht mehr als 4,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus.
Als strategisch bedeutsamer Partner der Vereinigten Staaten, beispielsweise in deren Kategorisierung als „wichtiger Verbündeter außerhalb der NATO“ im Jahr 1989, erhält Israel von ihnen militärische Entwicklungshilfe. Während der ersten Amtszeit der Bush-Regierung von 2001 bis 2005 erhielt Israel im Foreign-Military-Financing-Programm knapp 10,5 Mrd. US-Dollar.[23] Die Vergabe dieser Mittel ist allerdings an die israelische Verpflichtung geknüpft, mit diesem Geld ausschließlich amerikanische Rüstungsgüter zu erwerben, die nur für den Eigenbedarf des Landes eingesetzt werden dürfen. Einer der spektakulärsten Rüstungskäufe in diesem Programm war die israelische Bestellung von 102 F-16 im Jahre 2001.[24] Stand 2014 wurden die israelischen Streitkräfte von den USA mit 3,1 Milliarden Dollar jährlicher Militärhilfe unterstützt.[25] Im Konflikt mit dem Gazastreifen 2014 wurden zusätzlich 1 Milliarde Dollar an Hilfe geleistet.[26] Vor dem Ende seiner Amtszeit im Herbst 2016 vereinbarte US-Präsident Obama mit israelischen Vertretern Militärhilfen in Höhe von 38 Milliarden US-Dollar, verteilt auf die nächsten 10 Jahre.[27]
In der israelischen Öffentlichkeit ist die Debatte um das Budget der Streitkräfte von großer Bedeutung und wird, jährlich wiederkehrend, im Zuge der Haushaltsberatung der Knesset diskutiert. Besonders aufsehenerregend sind die ebenfalls häufig vorgetragenen Forderungen nach drastischen Einschnitten.
Da die Streitkräfte Israels stark auf symmetrische Kriegsführung – also die Verteidigung gegen seine Nachbarstaaten – ausgelegt ist, schlägt sich diese permanente Alarmbereitschaft auch auf die Gestaltung des Haushaltsplans nieder. Erst in den 2000er-Jahren konnten sich beispielsweise über mehrere Jahre gestreckte Ausgaben durchsetzen. Dieses Vorgehen ist in anderen Ländern ein militärpolitisches Standardverfahren, Israel hielt die Festlegung auf mehrere Jahre jedoch zuvor angesichts seiner latenten strategischen Bedrohung für ein unkalkulierbares Risiko.[28]
Die Streitkräfte stehen unter dem Kommando eines Generalstabs (hebräisch הַמַּטֶּה הַכְּלָלִי שֶׁל צָהָ״ל, abgekürzt hebräisch מַטְכָּ״ל – Matkal). Der Chef des Generalstabs[29] (hebräisch רָמַטְכָּ״ל – Ramatkal) hat als einziger den Rang Raw-Aluf (hebräisch רַב־אַלּוּף – vergleichbar mit einem Generalleutnant oder General) inne und ist der Oberkommandierende der Streitkräfte. Er untersteht direkt dem Verteidigungsminister und ist damit indirekt dem Premierminister von Israel und seiner Regierung unterstellt. Die Generalstabschefs (Ramatkalim) werden von der Regierung auf Vorschlag des Verteidigungsministers für drei Jahre berufen. Die Regierung hat jedoch das Recht, seine Dienstzeit auf vier (in Ausnahmefällen fünf) Jahre zu verlängern.
Der Posten des Ramatkal stellt eine Schlüsselstellung in Israel dar. Von dort aus führt der nächste naheliegende Karriere-Schritt in das Verteidigungsministerium und damit in die Politik. Verglichen mit den Generalstabschefs anderer Länder sind die Oberkommandierenden der israelischen Armee oft sehr jung gewesen. Die Siege der Jahre 1967, 1956, 1948 wurden unter den Generälen Rabin (45 Jahre), Dajan (41 Jahre) und Jadin (32 Jahre) erfochten.
Folgende Aufstellung enthält die Generalstabschefs mit dem Beginn und dem Ende ihrer Berufung:
Der Generalstab setzt sich aus folgenden Posten zusammen (2023):[30]
Posten | Rang und Name |
---|---|
Chef des Generalstabes | Rav-Aluf Herzi Halewi |
Stellv. Chef des Generalstabs | Aluf Amir Baram |
Kommandierender General des Heeres | Aluf Tamir Yadai |
Direktor der Technologie- und Logistikabteilung | Aluf Mishel Yanko |
Direktor des Militärgeheimdienstes Aman | Aluf Aharon Haliva |
Direktor der Personalabteilung | Aluf Yaniv Asor |
Direktor der Abteilung für Operationen | Aluf Oded Basyuk |
Direktor der Planungs- und Strategieabteilung | Aluf Yaakov Banjo |
Kommandeur der israelischen Luftstreitkräfte | Aluf Tomer Bar |
Kommandeur der israelischen Marine | Aluf David Saar Salama |
Kommandierender General Zentralkommando | Aluf Yehuda Fuchs |
Kommandierender General Nordkommando | Aluf Ori Gordin |
Kommandierender General Südkommando | Aluf Eliezer Toledano |
Kommandierender General Heimatfront-Kommando | Aluf Rafi Milo |
Kommandeur der Militärcolleges und Senior Field Commander | Aluf Itay Veruv |
Koordinator der Regierungsaktivitäten in den israelisch besetzten Gebieten | Aluf Ghassan Aliyan |
Präsident des militärischen Berufungsgerichts | Aluf Orli Markman |
Direktor des C4I und Senior Field Commander | Aluf Lior Carmeli |
Oberster Militärrabbiner | Tat-Aluf Eyal Karim |
Direktor für Aus- und Fortbildung | Tat-Aluf Ofir Levius |
Leiter des Rechnungswesens | Aluf Ofer Sarig |
Militärgeneralanwalt | Aluf Yifat Tomer-Yerushalmi |
Finanzberater des Generalstabschefs | Tat-Aluf Gil Pinhas |
Kommandierender General des Generalstabskorps | Aluf David Zini |
Kommandeur des Nordkorps | Aluf Saar Tzur |
Sekretär des Verteidigungsministers | Tat-Aluf Yaakov Dolf |
Sekretär des Premierministers | Tat-Aluf Avi Gil |
Pressesprecher | Tat-Aluf Daniel Hagari |
Berater für Gleichstellung | Tat-Aluf Ela Shado Shecman |
Kommandeur der Reserve | Tat-Aluf Benny Ben Ari |
Kommandeur des Spezialkorps | Aluf Itai Veruv |
Die militärische Führung ist in vier Hauptkommandos aufgeteilt, die sowohl regional als auch funktional gegliedert sind:
Israel macht auch zur Truppenstärke keine offiziellen Angaben. Laut The Military Balance 2021 betrug die Truppenstärke im Jahr 2020 169.500 Soldaten (davon 102.500 Wehrpflichtige), die Zahl der Reservisten lag bei 465.000 (400.000 beim Heer, 10.000 bei der Marine, 55.000 bei der Luftwaffe).[7] 2020 lag die Truppenstärke laut CIA bei 173.000 Soldaten (130.000 Heer, 34.000 Luftwaffe, 9.000 Marine).[31]
Seit 1998 ist das israelische Heer auch formal eine eigene Teilstreitkraft. Das Heeres-Hauptquartier ist im Camp Bar Lew zwischen Aschkelon und Kirjat Malʾachi stationiert.
Dank der amerikanischen Militärhilfen in Höhe von jährlich rund zwei Milliarden Dollar entwickelte sich die israelische Luftwaffe zu einer der kampfstärksten und modernsten Luftstreitmächte in der Region.
Israel verfügt über eine vergleichsweise kleine, aber sehr gut ausgestattete Marine. Neben drei Korvetten stehen acht schnelle Angriffsschiffe (fast-attack craft FACs) sowie U-Boote zur Verfügung. Die Marine setzt eine Palette unterschiedlicher Raketensysteme ein. Die U-Boote sind Teil des israelischen Atomwaffenprogramms.
Dem Direktorat des Militärgeheimdienstes Aman (אגף מודיעין) untersteht unter anderem die Einheit 8200. Bei dieser werden Fähigkeiten zur Kriegsführung im Cyberspace vermutet.
Geprägt werden die Spezialeinheiten der israelischen Armee durch die vom britischen Offizier Orde Wingate gegründeten Special Night Squads, die von 1936 bis 1938 eine jüdische Spezialeinheit zur Aufklärung und verdeckten Kriegsführung in arabischen Gebieten war. Prototyp aller nachfolgenden Einheiten war die im August 1953 aufgestellte Einheit 101, die im Januar 1954 in das Fallschirmjäger-Bataillon 890 integriert wurde.[32]
Bestehende Spezialeinheiten sind:
Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten verwendet Israel für alle Teilstreitkräfte die gleichen Dienstgrade. Zur Vergleichbarkeit sind entsprechende NATO-Rangcodes angegeben. Die Dienstgradabzeichen in der dargestellten Form wurden 2002 eingeführt. Bei der Marine sind die Rangabzeichen in den bei Seestreitkräften üblichen Farben gehalten, beispielsweise bei der großen Uniform gold auf dunkelblau.
Anmerkungen
Die ersten Waffenkäufe wurden 1948 in der Tschechoslowakei getätigt. Sie umfassten Sturm- und Maschinengewehre sowie 25 Avia S-199-Jagdflugzeuge, die zahlreiche Teile der Messerschmitt Bf 109 enthielten. Weitere Waffen stammten zu dieser Zeit aus Großbritannien und Frankreich, das in den 1950er-Jahren zum bedeutendsten Waffenlieferanten Israels wurde.
Ausgestattet mit der französischen 75-mm-Kanone CN-75-50 des AMX-13, einem angepassten Turm und einem stärkeren Dieselmotor statt des originalen Benzinmotors wurde aus dem amerikanischen M4 Sherman aus dem Zweiten Weltkrieg ab 1955 der israelische M-50 Isherman weiterentwickelt. Vom M-50 wurden die ersten zwei Dutzend schon in der Sueskrise von 1956 eingesetzt. Anfang der 1960er-Jahre stellten die knapp 300 M-50 die Masse der israelischen Panzerverbände. Weitere 180 Sherman-Panzer wurden mit einer verkürzten französischen 105-mm-L/44-Kanone CN-105-57 des AMX-30 zum M-51 Super Sherman weiterentwickelt, der im Sechstagekrieg von 1967 mit Erfolg eingesetzt wurde.[34]
Der französische Präsident Charles de Gaulle verhängte am 2. Juni 1967, unmittelbar vor dem Ausbruch des Sechstagekrieges, ein Waffenembargo gegen Israel. Nach dem Ende des Sechstagekrieges versorgte die Sowjetunion die Streitkräfte Ägyptens und Syriens mit Waffen, während die USA zum bedeutendsten Waffenlieferanten Israels wurden.
Mit Stand vom Anfang des 21. Jahrhunderts stammt ein Großteil der israelischen Armeeausrüstung aus amerikanischer Produktion; aber auch aus anderen NATO-Ländern inklusive Deutschland, des Weiteren werden aus Russland sowie Indien Waffen importiert.[35] Die staatlichen Rüstungskonzerne Israel Military Industries und Israel Aerospace Industries führen aber auch eigene Weiter- und Neuentwicklungen durch, so etwa bei Luft-Luft-Raketen oder dem Merkava-Panzer.
Die Stückzahlen israelischer Ausrüstung lagen 2007 bei 1230 Fluggeräten, 14.200 Kampfpanzern und gepanzerten Fahrzeugen, 2783 Artilleriegeschützen, 3153 ballistischen Raketen und 18 See-Einheiten.[36]
In der Vergangenheit führte dies teils zu diplomatischen Verwicklungen mit den USA. So entwickelte Israel mit Indien Anfang der 2000er-Jahre das Barak-Luftabwehrsystem, das NATO-Flugabwehrsystemen überlegen war, und stellte damit seine eigene weitreichende Verfügung über amerikanische Systeme in Frage. Hinzu kam im Jahr 2004 ein Konflikt, bei dem Israel an China eine Weiterentwicklung für US-Waffensysteme weiterverkaufte, die der Volksrepublik in den 1990er-Jahren geliefert worden waren, ohne – wie vereinbart – die Genehmigung der USA dazu einzuholen.[37]
Die Uniformen der Israelischen Streitkräfte werden seit den 60er Jahren fast unverändert getragen.
Der Farbton der Uniform ist dabei ebenfalls gleich geblieben, da sich auf die Art in den modernen Kampfszenarien eine effektivere Freund-Feind-Erkennung ergeben hat.
Israel ist nicht Vertragspartner des Atomwaffensperrvertrages. Es wird weithin vermutet, dass es über Kernwaffen verfügt.[38]
Heute geht man davon aus, dass Israel über rund 200 Kernsprengköpfe verfügt. Der israelische Atomtechniker Mordechai Vanunu veröffentlichte etliche Einblicke in das israelische Kernwaffenprogramm, wofür er angeklagt und verurteilt wurde. In den 1970er-Jahren habe es eine geheime gemeinsame Atomwaffenforschung mit Südafrika gegeben.[39]
Die offizielle Politik der Regierung ist, diese Frage nicht zu kommentieren, also den Besitz weder zuzugeben noch ihn abzustreiten. Ein Interview im Dezember 2006, in dem Premierminister Ehud Olmert in einer Aufzählung von Atommächten neben Frankreich, den USA und Russland auch Israel nannte, wurde von der internationalen Presse als indirektes Eingeständnis für einen israelischen Atomwaffenbesitz und gleichzeitig als Drohung und Replik in Richtung Iran gewertet.[40]
Die militärische Fachwelt geht davon aus, dass Israel sowohl über Bomben- als auch Raketensprengköpfe verfügt. Besonders interessant dabei sind die möglichen Kernwaffenträger an Bord der sechs in Deutschland gebauten Dolphin-Klasse-U-Boote, die sowohl die israelischen Marschflugkörper Popeye Turbo als auch AGM-84 Harpoon-Raketen und Raketen mittlerer Reichweite russischer Bauart abfeuern können.
Israel hat die Chemiewaffenkonvention nicht ratifiziert.[41] Auch die Biowaffenkonvention hat Israel nicht ratifiziert.[42] Als Forschungseinrichtung im biologischen und chemischen Bereich dient das Israel Institute for Biological Research, das 1952 gegründet wurde. Sie ging aus der 1948 gebildeten Einheit „Hemed Beit“ für biologische Kriegsführung mit Sitz in Jaffa hervor.[43]
Beim Absturz des Frachtfluges El-Al-Flug 1862 in Amsterdam am 4. Oktober 1992 befanden sich auch 240 Kilogramm der Chemikalie Dimethylmethylphosphonat für das Israel Institute for Biological Research an Bord, die unter anderem als Ausgangsstoff für das Nervengift Sarin verwendet werden kann.[44]
Bill Richardson, Staatssekretär des US-Verteidigungsministeriums unter Reagan und Bush, erklärte 1998, dass er keine Zweifel an israelischen Entwicklungen von chemischen und biologischen Waffen habe:[45] „I have no doubt that Israel has worked on both chemical and biological offensive things for a long time. (…) There’s no doubt they’ve had stuff for years, but getting anybody to say anything publicly about it is going to be pretty hard.“
Wissenschaftler der Swedish Defence Research Agency kamen im Dezember 2005 zu der Feststellung, dass es nicht möglich sei, zu sagen, ob die in der Vergangenheit entwickelten Kapazitäten für chemische und biologische Waffenprogramme noch aktiv sind.[43] „Israel has developed offensive chemical and biological warfare (CBW) capabilities in the past, but it has not been possible to conclude if these offensive programs still remain active.“
In Israel gelten für Frauen zwei Jahre und für Männer 30 Monate Wehrpflicht.[2] Ausgenommen von der Wehrpflicht sind alle nichtjüdischen, schwangeren oder verheirateten Frauen, charedische („ultraorthodoxe“) Jeschiwa-Studenten (Stand 2011) sowie arabische Israelis, denen jedoch ein freiwilliger Dienst in der Armee offensteht.[46] Bis zum Jahr 2024 waren ultraorthodoxe Juden generell vom Wehrdienst befreit. Infolge des Kriegs in Israel und Gaza lief diese Ausnahmeregelung aus.[47] Rechtlich ist es nur Frauen gestattet, den Kriegsdienst aus Gewissensgründen zu verweigern (da nach Auffassung vieler orthodoxer Juden allein der Mann zur Verteidigung Israels verpflichtet ist) und einen zivilen Ersatzdienst (sherut leumi) von einem oder zwei Jahren zu leisten. Für Juden, die religiöse Studien in einer entsprechenden Studieneinrichtung (Jeschiwa) mit dem Militärdienst kombinieren wollen, wurden kombinierte Programme namens Hesder eingerichtet. Die Minderheiten der Tscherkessen, Drusen, Samaritaner und der Negev-Beduinen dienen auch in der Armee. Die politischen Führer der Drusen entschieden sich nach der Staatsgründung dafür, auf das ihnen angebotene Privileg der Wehrdienstbefreiung zu verzichten und zur Verteidigung Israels beizutragen. Auch ohne die gesetzliche Pflicht ist es bei vielen Beduinenstämmen zur Tradition geworden, in den IDF zu dienen. Sie werden auf Grund ihrer nomadischen Herkunft und Geländeerfahrung vor allem als Aufklärer und Spurensucher eingesetzt.[48]
Die Verweigerung des Militärdienstes ist für Männer eine langwierige Prozedur mit mehreren Anhörungen, an deren Ende sich der Verweigerer vor einem Gewissens-Komitee zu verantworten hat. Darauf folgen eventuell Gerichtsverfahren (vergleichbar mit der Totalverweigerung in Deutschland), an deren Ende der Verweigerer fast immer vom Wehrdienst befreit ist, allerdings unter Umständen mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden kann. Als Alternative zur Verweigerung gelten innerhalb der Streitkräfte im Regelfall Posten außerhalb der Kampfeinheiten, beispielsweise beim Erteilen von Zivilschutzunterricht an Schulen.
Im Gegensatz zu Frauen, die Ersatzdienst leisten, werden Männer, die ihrer Wehrpflicht nicht nachkommen, bis heute oft gesellschaftlich geächtet, da es in Israel meist als selbstverständlich gilt, dass ein Mann den Armeedienst leistet. Verweigerung kann auch zu sozialen Benachteiligungen führen. Ähnliches gilt für eine Ausmusterung wegen Konsums illegaler Drogen. In jüngster Zeit wird eine Verweigerung jedoch (auch bei Männern) zunehmend gesellschaftlich akzeptiert (siehe auch Shministim).[49]
2012 entschied das Oberste Gericht, dass die Befreiung ultraorthodoxer Talmudschüler vom Militärdienst verfassungswidrig ist. 2014 wurde ein Gesetz verabschiedet, das den Umfang von Ausnahmen und Aufschüben des Militärdienstes begrenzte. Dadurch stieg der Anteil ultraorthodoxer Juden, die Wehrdienst leisten, stark an. In den Anfangsjahren Israels wurden etwa 400 charedische Juden von der Wehrpflicht befreit. Für 2013 wurde die Zahl auf 60.000 bis 70.000 geschätzt.[50] 2017 waren es nur noch 2848 Freistellungen und 27.440 Dienstaufschübe.[51] Im Juli 2024 beginnt die Einziehung Ultraorthodoxer.[52]
Auf den Grundwehrdienst folgt ein Monat Reservedienst (Miluim) pro Jahr; bei Männern bis zur Vollendung des 42. Lebensjahres (oder des 51. bei Offizieren) und bei Frauen bis zur Vollendung des 24. Lebensjahres. Nicht alle Frauen und Männer werden jedes Jahr zu Reservediensten eingezogen, jedoch ein sehr großer Teil. Dies geschieht auch meist in den gleichen Einheiten; die Zusammenführung einander bereits bekannter Kameraden aus der aktiven Dienstzeit dient der Steigerung der Truppenmoral.
Traditionell gilt der Reservedienst als sehr wichtiger Bestandteil von Israels Verteidigungspolitik, wie das Zitat eines Generalstabschefs vom „Soldaten mit elf Monaten Urlaub“[53] nahelegt. Dies hängt mit der im regionalen Vergleich sehr kleinen Bevölkerung Israels zusammen.
Wegen der geringen West-Ost-Ausdehnung des Landes ist darüber hinaus die Mobilmachungsgeschwindigkeit möglichst starker Reservistenkontingente von großer Bedeutung. Ein Verband beliebiger Größe muss daher in höchstens 48 Stunden voll ausgerüstet und organisiert an jedem beliebigen Frontabschnitt einsatzbereit sein. Tatsächlich erreichen die meisten Einheiten dieses Ziel in 24 Stunden. Vor allem Luftwaffenverbände, die aus Reservisten bestehen, sind sogar innerhalb von 12 Stunden einsatzbereit.[54]
Seit den 1980er-Jahren hat sich die Haltung zu Personen, die keinen Wehrdienst leisten, leicht entspannt, da Israels Existenz seitdem als gesichert gilt. Laut War Resisters International werden Männer über 35 oft nicht mehr zum Reservedienst einberufen und Männer im Alter von 41 oder 45 Jahren üblicherweise endgültig aus dem Militärdienst entlassen. Frauen werden allgemein überhaupt nicht zum Reservedienst einberufen.
Da ein solcher Reservedienstmodus trotz aller Berechenbarkeit einen weitreichenden Eingriff in die Lebensführung des Einzelnen und seines Umfelds darstellt, befassen sich verschiedene israelische Gremien mit Möglichkeiten, den Reservedienst besser in die Lebensführung zu integrieren. Kein israelischer Student fällt im Studium zurück, wenn er eingezogen wird. Das Institute of National Insurance regelt die Besoldung der Reservisten derart, dass sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer für Verdienst- respektive Gewinnausfall entschädigt werden. Selbstständigen wird der Verdienstausfall ebenfalls bis zu einer gewissen Obergrenze erstattet.[55]
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte sind eine klassische Wehrpflichtigenarmee. Trotzdem kann man sich auch über den Grundwehrdienst hinaus dort verpflichten. Für jüdische Nicht-Israelis im Alter von 18 bis 23 Jahren besteht daneben die Möglichkeit, freiwillig für 14,5 Monate zu den so genannten Machal-Einheiten der Streitkräfte zu gehen. Jüdische und nichtjüdische Freiwillige aus dem Ausland können auch über das Sar-El-Programm für eine kurze Zeit Dienst ohne Waffe leisten. Zahlreiche Reservisten leisten auch über die Altersgrenze für den verpflichtenden Reservedienst hinaus freiwillig Reservedienst.
Die Initiative Gleichheit in Uniform ermöglicht es Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, wie das Asperger-Syndrom, Trisomie 21, auf einen Rollstuhl angewiesen oder taub sind und aus diesem Grund keinen regulären Dienst absolvieren können, trotzdem in der Armee zu volontieren.[56]
Seit der Gründung Israels unterliegen auch israelische Frauen der allgemeinen Wehrpflicht. Jedoch ist etwa ein Drittel der Frauen, meist aus religiösen Gründen, vom Dienst befreit.
Im Unabhängigkeitskrieg nahmen viele Frauen wegen des Personalmangels auch aktiv an Kampfhandlungen teil, später wurde ihnen aber der Dienst in Kampfeinheiten verwehrt. Sie dienten stattdessen in einer Vielzahl von technischen und administrativen Unterstützungsposten.
1994 erklagte Alice Miller, eine jüdische Einwanderin aus Südafrika, beim Obersten Gericht eine Grundsatzentscheidung, dass die israelische Luftwaffe ihre Pilotenausbildung für Frauen öffnen müsse. Während des Unabhängigkeitskrieges und des Sinaifeldzuges hatten Frauen bereits Transportmaschinen geflogen, jedoch schloss die Luftwaffe ihre Reihen für Frauen später wieder. Alice Miller scheiterte dann zwar beim Einstellungstest, aber es wurden aufgrund ihrer Initiative zahlreiche Verwendungen für Frauen geöffnet. Die erste Kampfpilotin erhielt ihr Fliegerabzeichen 2001. Seit 2005 stehen Frauen 83 Prozent der militärischen Dienstposten offen, einschließlich des Dienstes in der Artillerie und auf Kriegsschiffen (mit Ausnahme von U-Booten). Zurzeit dienen etwa 450 Frauen in Kampfeinheiten der israelischen Sicherheitskräfte, sehr häufig in der Grenzpolizei. Jedoch ist der Einsatz in Kampfeinheiten für Frauen freiwillig.
2002 waren 33 Prozent der beiden Leutnantsränge und 21 Prozent der Hauptleute und Majore, jedoch nur drei Prozent der höheren Offiziere Frauen.[57] Mit einer kontrovers diskutierten Entscheidung löste man 2004 das Frauenkorps-Kommando mit der Begründung auf, dass es ein Gegensatz und ein Hindernis für die volle Integration der Frau als normaler Soldat ohne Sonderstatus in die Streitkräfte sei. Auf Drängen von Feministen behielt der Generalstabschef den Posten des Beraters für Frauenangelegenheiten jedoch bei.
Der Dienst bei den Streitkräften hat großen Einfluss als Kontaktbörse wie auch als Initiationsritus.[58] Allerdings sind die höheren Offiziersränge faktisch bis auf ganz wenige Ausnahmen den Männern vorbehalten, die damit auch leichter Zugang zu zivilen Netzwerken und Karrieren haben.[59] Die geschlechtsspezifische Rollenverteilung in Israel ist daher nach wie vor traditioneller als etwa in Westeuropa.[59]
Homosexuelle waren nie grundsätzlich vom Militärdienst ausgeschlossen. In den ersten Jahren bestanden aber aufgrund von unterstellten Sicherheitsrisiken Einschränkungen für bestimmte Verwendungen.
1993 wurden – unterstützt von Ministerpräsident Rabin – Homosexuelle durch die Änderungen der Militärvorschrift K-31-11-01[60] grundsätzlich zum Dienst in allen Einheiten der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte zugelassen. Im August 2013 wurde die erste Transfrau zum israelischen Militär eingezogen.[61] Eine steigende Anzahl von Soldaten bekennt sich zu ihrer sexuellen Orientierung, und Repressalien sind gering, so dass das Palm Center in Kalifornien in einer Studie insgesamt keinen Rückgang der Kampfkraft feststellen konnte.[62]
Diese Thematik greift auch der Film Yossi & Jagger aus dem Jahr 2002 auf. Der Fortsetzungsfilm Yossi (2012) (mit demselben Schauspieler) zehn Jahre danach reflektiert die voranschreitende Liberalisierung im Umgang mit sexuellen Minderheiten in der israelischen Armee.
Nach einer im internationalen Vergleich harten Grundausbildung werden den Soldaten mehr Freiheiten gelassen als in anderen Armeen. So gibt es eine Anzugordnung, die aber nicht immer zwingend eingehalten werden muss. Das Tragen privaten Schuhwerkes im Dienst ist zum Beispiel erlaubt, so lange es schwarz ist. Militärisches Grüßen ist eher unüblich, Vorgesetzte gehen mit auf Wache, viele der Offiziere sind Wehrpflichtige und bekommen nur geringfügig höheren Sold als die Mannschaften. Auf allen Militäreinrichtungen herrscht jedoch ein striktes Alkoholverbot.
Ein Prinzip der Armee ist es, dass Soldaten unter allen Umständen – tot oder lebendig – vom Einsatz nach Hause gebracht werden. Dies ist für die Soldaten ein wichtiger Moralfaktor. Für die Rückholung von gefangengenommenen oder entführten Soldaten wurden großangelegte Feldzüge und Gefangenenaustausche durchgeführt. Selbst für die Überreste gefallener Soldaten lässt man Gefangene frei. Inklusive Gilad Schalit wurden bis zum Oktober 2011 insgesamt 16 israelische Soldaten gegen 13.509 arabische Gefangene ausgetauscht.[63]
Name | Vermisst seit | Ort | Verbleib | Bemerkung |
---|---|---|---|---|
Ron Arad | 16. Oktober 1986 | Absturz seines Flugzeuges bei Sidon, Südlibanon | ||
Adi Avitan | 7. Oktober 2000 | entführt in der Nähe der Schebaa-Farmen | Anfang November 2001 aufgrund von Geheimdiensterkenntnissen für tot erklärt, am 30. Januar 2004 Übergabe der drei Leichen im Austausch gegen 436 Gefangene. | |
Benjamin Avraham | 7. Oktober 2000 | entführt in der Nähe der Schebaa-Farmen | Anfang November 2001 aufgrund von Geheimdiensterkenntnissen für tot erklärt, am 30. Januar 2004 Übergabe der drei Leichen im Austausch gegen 436 Gefangene. | |
Sacharia Baumel | 11. Juni 1982 | Panzergefecht von Sultan Yacoub El Thata, Südlibanon | Am 3. April 2019 wurde bekannt gegeben, dass die sterblichen Überreste im März 2019 von Syrien über Russland nach Israel gebracht wurden. Seine Leiche befand sich im Flüchtlingslager Al-Jarmuk-Lager am Stadtrand von Damaskus.[64][65] Im Ausgleich wurden insgesamt vier Syrer aus einem israelischen Gefängnis entlassen und nach Syrien abgeschoben.[66][67] | Zuletzt lebend auf einer „Siegesparade“ einer PLO-Einheit gesehen. Im Dezember 1993 überreichte PLO-Chef Yasser Arafat eine Hälfte der Kennmarke an israelische Diplomaten. |
Zvi Feldmann | 11. Juni 1982 | Panzergefecht von Sultan Yacoub El Thata, Südlibanon | Zuletzt lebend auf einer „Siegesparade“ einer PLO-Einheit gesehen. | |
Ehud Goldwasser | 12. Juli 2006 | Entführung durch die Hisbollah an der Grenze zum Libanon | Am 16. Juli 2008 kamen seine sterblichen Überreste nach Israel im Austausch gegen vier libanesische Kriegsgefangene sowie den verurteilten Terroristen Samir Kuntar. | |
Guy Hever[68] | 17. August 1997 | Verschwunden auf dem Golan | Wird in einem syrischen Gefängnis vermutet | |
Yehuda Katz | 11. Juni 1982 | Panzergefecht von Sultan Yacoub El Thata, Südlibanon | Zuletzt lebend auf einer „Siegesparade“ einer PLO-Einheit gesehen. | |
Eldad Regev | 12. Juli 2006 | Entführung durch die Hisbollah an der Grenze zum Libanon | Am 16. Juli 2008 kamen seine sterblichen Überreste nach Israel im Austausch gegen vier libanesische Kriegsgefangene sowie den verurteilten Terroristen Samir Kuntar. | |
Omar Sawayed | 7. Oktober 2000 | entführt in der Nähe der Schebaa-Farmen | Anfang November 2001 aufgrund von Geheimdiensterkenntnissen für tot erklärt, am 30. Januar 2004 Übergabe der drei Leichen im Austausch gegen 436 Gefangene. | arabischer Beduine |
Gilad Schalit | 25. Juni 2006 | Entführt an der Grenze zum Gaza-Streifen | Freilassung am 18. Oktober 2011 im Austausch gegen 1.027 palästinensische Gefangene |
Mit dem „Gedenktag für die Gefallenen der Feldzüge Israels und die Opfer der Akte des Hasses“ Jom haZikaron wurde ein eigener nationaler Feiertag eingerichtet. Er liegt einen Tag vor dem israelischen Unabhängigkeitstag. Seit der Gründung des Staates bis zum Feiertag 2002 sind 21.182 Israelis gefallen.[69]
Es gibt neun Auszeichnungen für Soldaten, die in bestimmten bewaffneten Konflikten kämpften: Im[70]
Die Zahal gilt als „Armee des Volkes“ und „Schule der Nation“. Diese Wertschätzung resultiert einerseits aus der Tatsache, dass Angehörige nahezu jeder israelischen Familie – mit Ausnahme eines Teils der arabischen und der ultraorthodoxen jüdischen Bevölkerungsgruppe – den Armeedienst aus eigener Erfahrung kennen und Freunde oder Verwandte haben, die in einem der Nahostkriege gefallen sind oder verwundet wurden. Die Armee hat eine wichtige Funktion bei der staatsbürgerlich-patriotischen Erziehung der jungen Generation, bei der „Verschmelzung“ der unterschiedlichen Ethnien sowie bei der sprachlichen und gesellschaftlichen Integration von Neueinwanderern. Nicht selten werden während der Dienstzeit Schul- oder Berufsabschlüsse erworben. Auch viele Ehen und Geschäftsbeziehungen fußen auf während des Militärdiensts entstandenen Kontakten.
Nach dem Erdbeben von Gölcük 1999 entsandte die israelische Regierung 250 Soldaten, Hunde und Bergungsgerät in das Krisengebiet.[71] Die israelische Armee leistete mehrfach in verschiedenen Krisenregionen der Welt humanitäre Hilfe. Beispielsweise wurden nach dem Erdbeben in Haiti 2010 aus den Reihen der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte Bergungseinheiten sowie medizinische Einheiten zur Hilfe nach Haiti entsandt.[72]
Im Zuge des syrischen Bürgerkriegs leisteten die israelischen Streitkräfte mehrfach humanitäre Hilfe. Unter anderem bargen sie im Februar 2013 verwundete Kämpfer der FSA an der syrisch-israelischen Grenze auf dem Golan bei Majdal Schams. Sie wurden notversorgt und im Krankenhaus Zefat/Safed im westlichen Galiläa untergebracht. In der Folge wurde in unmittelbarer Grenznähe ein Feldlazarett zur Versorgung syrischer Verwundeter eingerichtet.[73]
Auch Kämpfer der Al-Nusra-Front und von al-Qaida wurden medizinisch versorgt.[74]
Nach dem Erdbeben in Nepal wurde eine 260-köpfige Hilfsdelegation zur Versorgung der Verletzten entsandt.[75][76]
Nach dem Dammbruch von Brumadinho in Brasilien wurden am Ende Januar 2019 130 israelische Soldaten dorthin entsandt, um mit speziellen Sonargeräten nach Vermissten in den Schlammmassen zu suchen.[77]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.