Wolfgang Lesowsky, Sohn eines Richters, wuchs in Wien auf und erhielt seine Ausbildung von 1958 bis 1961 an der Schauspielschule Krauss. Anschließend war er Regieassistent bei Fritz Kortner, Hans Lietzau und Karl Paryla an den Münchner Kammerspielen. Danach arbeitete er an Wiener Theatern, wo er mit Erich Neuberg zusammentraf und dessen persönlicher Assistent wurde. Erich Neuberg und Karl Paryla bezeichnete Lesowsky später als seine wichtigsten Lehrer.
Ab 1964 war er als Regisseur beim Theater, Film und Fernsehen tätig.
Lesowsky war 1979 Gründer und langjähriges Vorstandsmitglied des Verbandes der Filmregisseure Österreichs, der später geschlechtsneutral zum Verband Filmregie Österreich umbenannt wurde.
Wolfgang Lesowsky war Mitglied des Österreichischen P.E.N. Clubs, der IG Autorinnen Autoren, des Verbandes Filmregie Österreich, der Gesellschaft bildender Künstler Österreichs und der Wiener Secession.
Er war mit der Künstlerin Corinne Hochwarter verheiratet; die Filmschnittmeisterinnen Sonja Lesowsky-List und Tanja Lesowsky sind seine Töchter, seine Schwiegersöhne der Bildmeister Wolfgang A. Hermann und der Regisseur Niki List (†).
1982: UNDA-Preis der Internationalen katholischen Vereinigung für Rundfunk und Fernsehen für das Filmporträt Und da ich gesehen habe – Der Maler und Holzschneider Robert Hammerstiel
1984: UNDA-Preis der Internationalen katholischen Vereinigung für Rundfunk und Fernsehen für die TV-Dokumentation Bauen für Gott
Die Türken kommen. Theaterstück zusammen mit Reinhard Federmann. Manuskript, Wien 1968.
Elefantenhochzeit. Ein Stück Theater in 22 Szenen rund um die Pressefreiheit. In Zusammenarbeit mit Günther Nenning; Musik von Georg Kreisler. Sessler Verlag, Wien 1980, ISBN 3-85173-026-7.
Intensivstation. Theaterstück. Manuskript, Wien 1980/81.
Lafnitz „Oberschützener Fassung“. Bearbeitung nach Peter Wagner. Manuskript, Wien 1994
Das Spiel vom Lieben Augustin. Bearbeitung und Neufassung des Theaterstücks von Ulrich Becher und Peter Preses. Sessler Verlag, Wien 1996.
Standpauke. Ein musikalisches Dramulett. Manuskript, Wien 2009.
Lyrik
Gedichte. Wortmühle, Literaturblätter aus dem Burgenland. Edition Roetzer, Eisenstadt ca. 1980, ISSN0250-1570.
1970: Literatur. Drei Einakter von Arthur Schnitzler. Mit Karlheinz Böhm.
1970: Scheibenschießen. Lustspiel von Karl Wittlinger. Mit Hans Thimig, Fritz von Friedl, Raimund Harmstorf.
1972: Calcium. Drama von Jan Quackenbush. Aufführung der Wiener Arena 70/2. Mit Hilde Berger, Sissy Blaskovich, Sonja Burian, Bernd Burchhardt, Hagnot Elischka, Rudolf F. Kormout.
1974: Top secret. Ein Science-Fiction-Fernsehspiel nach Nelson Bond mit Live-Einblendungen. Mit: Peter Weiss, Hans von Borsody, Hans Gratzer, Leon Askin, Corinne Hochwarter.
1974: Vorstadtballade von H. C. Artmann. Mit Herwig Seeböck und Tom Krinzinger.
1974: Johann Nepomuk Nestroy – Couplets & Monologe. Mit Karl Paryla und Wolfgang Lesowsky.
1978: Wem geht denn dös nacha was an. Altwiener Volkslieder. Mit Stephan Paryla.
Opernadaptionen
1970: Die Lederköpfe. Von Rudolf Weishappel nach dem Drama von Georg Kaiser. Inszenierung: Hans Hartleb. Aufführung des Grazer Opernhauses beim steirischen herbst. Mit Richard Ames, Margarita Kyriaki, Hans Laettgen, Fritz Holzer, Alexander Grill. Grazer Philharmoniker, Leitung: Berislav Klobučar.
1973: Zum Beispiel: open-house. Filmdokumentation über ein von Lesowsky programmiertes und geleitetes open-house im Museum des 20. Jahrhunderts. Mit Robert Jungk, Fred Sinowatz, Kurt Schwertsik, Otto M. Zykan.
1973: Internationales Musikforum Viktring. Mit Dollar Brand (=Abdullah Ibrahim).
1969: Fast ein Hamlet. Von Klaus Mazohl. Ausstattung: Jörg Neumann und Bernd Müller. Mit Klaus Maria Brandauer. Theater in der Josefstadt, Wien, Uraufführung.
1970: Kiste, Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung, Kiste. Von Edward Albee. Ausstattung: Jörg Neumann und Bernd Müller. Musik: Kurt Schwertsik. Mit Erika Pluhar, Corinne Hochwarter, Eva Pilz, Bernd Burchhardt. Arena 70 im Rahmen der Wiener Festwochen, Museum des 20. Jahrhunderts, österreichische Erstaufführung.
1970: Mascha, Mischa, Mai. Von Paul Pörtner. Ausstattung: Jörg Neumann und Bernd Müller. Musik: Werner Pirchner. Mit Corinne Hochwarter. Theater der Jugend, Wien, österreichische Erstaufführung.
1970: Der Zentaur. Von Georg Kaiser. Ausstattung: Jörg Neumann und Bernd Müller. Mit Corinne Hochwarter, Heinz Petters. Volkstheater Wien.
1972: Romeo und Julia 80. Von Winfried Bruckner. Musik: Werner Pirchner. Mit Corinne Hochwarter, Katharina Galseczy (=Karin Brandauer), Peter Gruber, Ernst Hausknost, Harry Fuss. Österreichischer Gewerkschaftsbund, Wien, Uraufführung.
1973: Die Wollust der Anständigkeit. Von Luigi Pirandello. Bühnenbild: Jörg Neumann und Bernd Müller. Kostüme: Birgit Hutter. Mit: Wolfgang Lesowsky, Anton Duschek, Ferdinand Kaup, Corinne Hochwarter. Aufführung im Rahmen der Wiener Festwochen.
1981: Elefantenhochzeit. Von Wolfgang Lesowsky in Zusammenarbeit mit Günther Nenning. Musik: Georg Kreisler, Bühne: Jörg Kossdorf, Kostüme: Hanna Wartenegg. Mit: Peter Uray, Otto David, Gerard Balluch, Petra Fahrnländer, Fritz Holzer, Schauspielhaus Graz, Uraufführung.
1994: Lafnitz „Oberschützener Fassung“. Bearbeitung nach Peter Wagner. Kostüme: Corinne Hochwarter, Musik: Kurt Schwertsik. Mit Maria Perschy, Stephan Paryla, Klaus Haberl und Ferdinand Kaup. Burgenländische Kulturzentren.
An die Nachgeborenen. Eine Collage über Leben, Werk und Zusammenarbeit von Bertolt Brecht und Hanns Eisler.
Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang. Ein literarischer Streifzug durch die österreichische Literatur.
Karl Kraus: „Ich bin der Vogel, den sein Nest beschmutzt“. Aphorismen. Szenen aus der Tragödie Die letzten Tage der Menschheit.
Wolfgang Amadeus Mozart – Wahres & Erdachtes.
Max Frisch – Halten Sie sich für einen guten Freund?
1960 gründete Lesowsky mit Werner Christen den „Wirklichen Jass Club Wien“[1] zur Pflege des traditionellen Jazz, dem er bis zu seinem Tod als Präsident vorstand.
Tonträger (Regie, Aufnahme- und Produktionsleitung)
1974 Johann Nepomuk Nestroy. Couplets und Monologe. Mit Karl Paryla. Klavierbegleitung: Hans Kann.
1976: Scholem Alejchem. Ich bin kein Rothschild. Mit Mario Kranz.
1981: Elefantenhochzeit. Bühnenmusik von Georg Kreisler. Mit Armin J. Schallock und Walter Kohls. Grazer Symphonisches Orchester, Leitung: Georg Kreisler.
2001: Johann Nestroy – Das is a verruckte Idee. Couplets und Monologe. Mit Karl Paryla. Klavierbegleitung: Hans Kann.
„Hier nun erleben wir das Erstaunliche: Wolfgang Lesowsky findet für jedes seiner Themen den adäquaten filmischen Ausdruck, ‚verdichtet‘ es im wahrsten Sinn des Wortes zu optischer Poesie. Was Wolfgang Lesowsky mit seinem Werk zu bieten hat, ist somit mit einem Wort zu umschreiben: Filmkunst.“ Helmut Zilk[2]
„Wolfgang Lesowsky ist einer von denen – ja, wenn ich überlege, kenne ich keinen Besseren seinesgleichen … – einer von jenen, sie sind immer, noch immer jung, sie haben noch viel vor sich, aber sie gehören zur Sorte der – wie soll man sie anders nennen – der echten Künstler. Mein Freund ist ‚begnadet mit dem Glück der Persönlichkeit’.“ Karl Paryla[3]
„Wer Lesowskys Filme über bildende Kunst und Künstler kennengelernt hat, wird überrascht von der ‚Lesbarkeit’ seiner Bilder. Sie rührt daher, daß er das Tempo der Bildfolgen und Bildwechsel (nehmt alles nur in allem!) auf das menschliche Maß zurückführt. Ich glaube nicht, daß er dies in pädagogischer Absicht tut (denn seine Absicht ist immer eine künstlerische), aber es scheint mir, daß er uns zum Sehen, ja zum aktiven Schauen erzieht.“ Kurt Blaukopf[4]
„Zu erst einmal ist er in sich selbst ein ‚pluralistisches Wesen‘, d.h. immer um Selbstentdeckung bemüht und darum bereit, die verschiedensten Strebungen und Regungen, die wie in allen anderen, so auch in ihm selbst sind, zuzulassen. So ist er das Gegenteil einer linearen Existenz, im Sinne Friedrich Heers, und immer bereit, wenn er an ein Thema herangeht, verschiedene Gesichtspunkte zuzulassen und nicht einseitig zu sein. […] Lesowsky kann aber auch als enorm politischer Mensch bezeichnet werden. Trotz aller Politikverdrossenheit, die heute, angesichts der schrecklichen Fehler der Politiker, immer mehr zunimmt, fühlt er sich um eine positive Entwicklung unserer Demokratie bemüht. Daß er dabei auch die entsprechende Zivilcourage aufbringt, vor Königsthronen nicht zu zitterb, hat er am eindrucksvollsten durch sein Stück ‚Elefantenhochzeit‘ bewiesen.“ Erwin Ringel[5]
„Jetzt endlich hatte ich Gelegenheit, mir die Aufzeichnung von Begegnung im Nebel anzusehen, […]. Ich bin begeistert! […] Sie haben da eine wunderbare Sache gemacht. Danke.“ Johannes Mario Simmel[6]
„Er war der Autor, der Gestalter, der Sprecher neuer Filme, er spielte in Filmen seiner Kollegen und setzte vor allem mit seinem unverkennbaren Timbre in der Stimme wesentliche schauspielerische Akzente, er schrieb Bühnenstücke, organisierte Kultur, setzte sich in Fachgremien für die Filmkultur in Österreich ein, lehrte in Wien und in den USA […] was er macht, das macht er mit ungeheurem Engagement, was dabei herauskam war immer ernst zu nehmen und von tiefer Überzeugung getragen.“ Walter Fritz[7]
„Wolfgang Lesowsky ist schwierig, unbequem und hartnäckig. Das macht ihn mancherorts unbeliebt, sogar verdächtig. Schwierig ist er, weil kein Anpasser. Unbequem, weil nur unter Zwang zu Kompromissen bereit. Hartnäckig, weil stets um Durchsetzung seiner Ideen bemüht. Wolfgang Lesowsky hat Fernsehgeschichte mitgemacht, die Entwicklung eines Mediums tätig erlebt. Er hat dabei nie die jeweils gängige Mode geteilt, sondern immer versucht, seinem persönlichen Stil zu folgen.“ Karl Löbl[8]
„Wolfgang Lesowsky, dessen filmische Arbeiten über Aspekte der bildenden Kunst ich bis ins Detail kenne, ist einer der ganz wenigen professionellen Filmschaffenden, die versuchen, neben aller biografischer Würdigung auch die Eigengesetzlichkeit eines Kunstwerkes in die Filmsprache umzusetzen.“ Manfred Wagner[9]
„Das Burgtheater könnte mit diesem Film allerhand anfangen. Der Weg von der trockenen Werkstatt zum saftigen Spiel wird pausenlos, fugenlos universell. Ambiente und Kern verschmelzen erst mit filmischen Mitteln und auf Grund der Filmregie zu voller Ansicht und zur tieferen Einsicht. Die Filmkunst im Dienst und als Intensivierung anderer Künste!“ Viktor Matejka[9]
Zwischenbericht. Eine Auswahlretrospektive im Rahmen des steirischen herbstes in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmarchiv. (= Schriftenreihe des Österreichischen Filmarchivs; Mitteilungen. Nr.13). Österreichische Gesellschaft für Filmwissenschaft, Kommunikations- und Medienforschung, Wien 1984.
Filmkunst. Zeitschrift für Filmkultur und Filmwissenschaft. Hrsg. Österreichische Gesellschaft für Filmwissenschaft, Kommunikations- und Medienforschung. Sonderheft Wolfgang Lesowsky. Wien 1984, 104/1984, ISSN0015-1599.
Gerhard Ruiss (Hrsg.): Katalog-Lexikon zur österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Band 1, Verlag IG Autoren, Literaturhaus, Wien 1995, ISBN 3-900419-18-3, S.222.
Film. Fernsehen. Österreich. In: Filmarchiv Austria. Heft 10–11, Wien, Mai 2005.
Thomas Ballhausen, Barbara Eichinger, Karin Moser, Frank Stern (Hrsg.): Die Tatsachen der Seele – Arthur Schnitzler und der Film. Verlag Filmarchiv Austria, Wien 2006, ISBN 3-902531-13-4.