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Geschichtswissenschaft mit ökonomischem und sozialwissenschaftlichem Schwerpunkt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Wirtschaftsgeschichte ist eine Brückendisziplin zwischen den Wirtschaftswissenschaften und der Geschichtswissenschaft. Je nach Betrachtungsweise können die Volks- und Betriebswirtschaftslehre sowie die Geschichtswissenschaft der Wirtschaftsgeschichte als Hilfswissenschaften dienen. Oder aber die Wirtschaftsgeschichte wird zur Hilfswissenschaft der erstgenannten Fächer, beispielsweise zur Untersuchung der epochenübergreifenden Gültigkeit von Theorien. Die Wirtschaftsgeschichte untersucht die Entwicklung, die Organisation und die Handlungslogiken von bzw. in Volkswirtschaften, Branchen, Unternehmen, Akteuren und Akteursgruppen in historischer Perspektive.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die methodisch-konzeptionelle Ausrichtung der Wirtschaftsgeschichte im deutschsprachigen Raum mehrfach verändert. Ab Ende der 1950er Jahre wurde sie zunächst – ausgehend von angelsächsischen Ländern – durch die Cliometrie in Richtung quantitativer Fragestellungen, makroökonomische Perspektiven und statistisch-mathematischer Methoden weiterentwickelt.[1] Seit den 1990er Jahren wurde der Anschluss an die Neue Institutionenökonomik, deren Impulse aus den Wirtschaftswissenschaften kamen, verwandte institutionelle Theorien und kulturwissenschaftliche Modelle der Geschichtswissenschaft gesucht.[2] Damit traten mehr und mehr qualitative Fragestellungen und Methoden sowie mikroökonomische Perspektiven in den Mittelpunkt aktueller Forschungsperspektiven. Zeitgleich ist auch eine Hinwendung zu verstärkt internationalen, länder- und kulturvergleichenden Themen und Fragestellungen zu erkennen. Während traditionell vor allem die Frage nach Ursachen und Faktoren des Übergangs in die moderne Wachstumswirtschaft (Industrielle Revolution) diskutiert wurde, interessiert sich die Wirtschaftsgeschichte mittlerweile für ein breites und vielfältiges Feld an Themen.
An den Universitäten werden Lehrstühle für Wirtschaftsgeschichte in der Regel entweder an geschichtswissenschaftlichen oder wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten angesiedelt. Öfters wird das Fach dabei mit verwandten Disziplinen wie der Sozial- oder Agrargeschichte gekoppelt.[3] In der deutschen Hochschulpolitik ist die Wirtschaftsgeschichte gemeinsam mit der Sozialgeschichte als Kleines Fach eingestuft.[4]
Quelle der Wirtschaftsgeschichte kann jede Art von Überlieferung sein, die Informationen über wirtschaftliche Umstände und Vorgänge in der Vergangenheit offenbart.
Als Brückendisziplin befindet sich die Wirtschaftsgeschichte zwischen den methodologischen Ansätzen der Geschichts- und der Wirtschaftswissenschaften.
Auf der einen Seite steht die eher qualitative, induktive historische Methode (zum Beispiel Hermeneutik), auf der anderen stehen die eher quantitativen, deduktiven, mathematisch-analytisch orientierten Theorien und Methoden der Wirtschaftswissenschaften. In gewisser Weise spiegelt sich hier der Methodenstreit der Nationalökonomie, der besonders im deutschsprachigen Raum um die Wende zum 20. Jahrhundert zwischen der Historischen Schule der Nationalökonomie und der neoklassischen Österreichischen Schule der Nationalökonomie ausgetragen wurde, wider. In Großbritannien und den USA dominiert die neoklassisch orientierte New Economic History die wirtschaftsgeschichtliche Forschung, während in anderen, vor allem europäischen Ländern verschiedenste, häufig stark mit der Sozialgeschichte verzahnte Ansätze (zum Beispiel Annales-Schule) von Bedeutung sind.
Die von verschiedenen Forschern verwendeten Methoden differieren demnach entsprechend ihrer Herangehensweise und ihrer Fragestellung. Häufig ist ein der Fragestellung angepasster Methodenpluralismus vorzufinden.
Teildisziplinen und Forschungsfelder der Wirtschaftsgeschichte befinden sich oft in engem Zusammenhang bzw. in Überlappung zu anderen Disziplinen. Einige wichtige Felder sind:
Veränderungen in den Häufigkeiten von Berufen und Erwerbszweigen, wie sie sich aus allen genealogischen Arbeiten belegen lassen, sind das wichtigste Begegnungsfeld zwischen den Disziplinen Wirtschaftsgeschichte und Genealogie für die vorstatistische Zeit vor 1850.
Weitere Überschneidungen finden im Bereich der Unternehmensgeschichte statt, die sich für Persönlichkeit und Familie des Gründers bzw. des Unternehmens oder seine Vermögensverhältnisse und Geldquellen interessiert, die oft aus verwandtschaftlichen Beziehungen zu Kaufmannsfamilien herrühren (siehe auch Gründerfamilie, Heiratskreis, soziale Mobilität).
Auch ein tieferes Verständnis handwerklicher Traditionen ist ohne Genealogie undenkbar.
Kommunikation war zu allen Zeiten Grundvoraussetzung für das Funktionieren wirtschaftlicher Prozesse, deshalb ist die Postgeschichte – die Post war lange Zeit nahezu alleiniger Vermittler von Nachrichten – unverzichtbar. Anstatt wie früher als Institutionengeschichte verstanden kann Postgeschichte zum Verständnis der kaufmännischen Entscheidungen beitragen. Zumal im 18. und 19. Jahrhundert wegen der komplexen Versandbedingungen die Kaufleute viel Zeit und Kosten aufwenden mussten, um ihre Nachrichten sicher und schnell abzusetzen. Ähnliches gilt für die Verkehrs- und die neuere Kommunikationsgeschichte.
International:
In Deutschland:
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