Loading AI tools
böhmisches Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Herren, später Reichsgrafen von Sternberg (tschechisch Šternberkové oder ze Šternberku) sind eines der ältesten böhmischen Adelsgeschlechter, das 1167 urkundlich zuerst erscheint. Stammsitz ist bis heute die um 1242 erwähnte Burg Český Šternberk (Böhmisch Sternberg). Die Sternberg gehörten dem Böhmischen Herrenstand an und waren im Böhmischen Landtag vertreten. Sie waren eine der mächtigsten Familien im Königreich Böhmen und in der Markgrafschaft Mähren.
Ihre Nachkommen wurden am 24. Dezember 1661 zu Reichsgrafen und am 26. Juli 1662[1] zu böhmischen Grafen erhoben und erhielten in Mähren das Inkolat im Herrenstand am 30. Januar 1736. Durch Erbschaft fiel 1780 die reichsunmittelbare Grafschaft Manderscheid in der Eifel an die Grafen von Sternberg, deren Linie Sternberg-Manderscheid daraufhin zum Hochadel im Alten Reich zählte, jedoch 1794 diesen Besitz unter französischer Besatzung verlor, 1806 mediatisiert wurde und 1835 erlosch. Die böhmische Linie existiert bis heute.
Urkundlich erscheint zuerst 1167 Zdeslav von Diwischau († 1176), Burggraf in Kaurzim und Saaz, einer der Ratgeber des böhmischen Herzogs Soběslav II. Er wird als Sohn eines Diwisch von Diwischau (Diviš z Divišova; † nach 1130) bezeichnet. Zdeslavs Neffe Bohuta von Diwischau war von 1183 bis 1207 Kastellan von Bilin. Höhere Positionen nahmen auch Zdeslavs Enkel ein: Divisch III. war von 1220 bis 1225 Burggraf von Prachin und Obermarschall von Böhmen. Ein weiterer Enkel, Zdeslav II. († 1265), wurde königlich böhmischer Kämmerer und Mundschenk; er erbaute sich ab etwa 1241 die Burg Böhmisch Sternberg (Český Šternberk), etwa 50 km südöstlich von Prag im Tal der Sasau, die er nach seinem Wappen benannte, einem achtzackigen Stern; sich selbst benannte er nach ihr Zdeslav von Sternberg (Zdeslav ze Šternberka). Er heiratete eine Wettinerin aus dem Hause der Markgrafen von Meißen.[2] 1253 nahm er an der Verteidigung von Olmütz gegen die Kumanen teil, wofür ihn König Ottokar II. Přemysl 1253 mit einigen Ländereien nördlich von Olmütz belohnte. Dort ließ er die Burg Mährisch Sternberg erbauen, die 1269 erstmals erwähnt wird und später zum Sitz der mährischen Linie wurde, welche im Mannesstamm 1574 erloschen ist. Der König übertrug ihm auch das Hofamt des Truchsess der Markgrafschaft Mähren (dapifer Moraviae).
Mitglieder der Adelsfamilie Sternberg nahmen seit dem 13. Jahrhundert wichtige Landesämter im Königreich Böhmen ein und traten als bedeutende Mäzene und Gelehrte hervor. Sie haben die kulturelle Entwicklung Böhmens entscheidend mitgeprägt. Albrecht von Sternberg (um 1333 bis 1380) aus der mährischen Line wurde als Olmützer Domherr zu einem der Berater des böhmischen Königs (und späteren Kaisers) Karl IV. Dieser verschaffte ihm die Bischofsstühle von Schwerin und Leitomischl und erwirkte 1368 seine Ernennung zum Erzbischof von Magdeburg. Er war ein bedeutender Frühhumanist und gründete 1371 das Augustiner-Chorherrenstift Sternberg.
Während der Hussitenkriege standen Angehörige des Geschlechts auf beiden Seiten der Kriegführenden. Der Bedeutendste war Zdenko von Sternberg (1410–1474); 1452 unterstützte er die Wahl des Landesverwalters Georg von Podiebrad, Witwer seiner Verwandten Kunigunde von Sternberg, zum Statthalter Böhmens und 1458 zum König. 1461 fädelte er die Heirat von dessen elfjähriger Tochter Katharina mit dem ungarischen König Matthias Corvinus ein. 1465 kam es zum Bruch mit dem utraquistischen König Georg und Zdenko stellte sich an die Spitze der Grünberger Allianz. Georg ließ 1467 Zdenkos Burgen verwüsten, darunter Böhmisch Sternberg. 1469 proklamierte Zdenko schließlich Matthias Corvinus gegen Georg als neuen König von Böhmen; dieser ernannte ihn zum Oberhauptmann des Königreichs und stattete ihn mit einer Armee aus, mit welcher er die Utraquisten bekämpfte.
Verschiedene Familienmitglieder waren in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges verwickelt. Adam II. von Sternberg (ca. 1560–1623) aus der Linie Bechin, Oberstkämmerer und Oberstburggraf in Böhmen, bestätigte namens der böhmischen Stände 1609 den Majestätsbrief Kaiser Rudolfs II., wodurch die Religionsfreiheit verbrieft und Glaubenszwang durch Landesherren untersagt war. Am protestantischen Ständeaufstand in Böhmen (1618) beteiligte er sich als Katholik jedoch nicht und nur sein Alter und Ansehen bewahrten ihn vor dem Prager Fenstersturz. Er ging ins Exil und starb bereits 1623, doch schützte seine Haltung die Familie später vor Konfiskationen und Vertreibung durch die Habsburger. Sein protestantischer Bruder Stephan Georg (1570–1625), kaiserlicher Kämmerer, wechselte nach der Niederschlagung des Aufstands die Seiten und denunzierte ehemalige evangelische Mitstreiter, wodurch er seinen Besitz rettete. Adams Sohn Franz Karl, oberster Landrichter, wurde 1648 gegen Ende des Krieges von den Schweden erschossen.
1661 wurden die Sternberg von Kaiser Leopold I. in den Reichsgrafenstand erhoben.
Besitz in Böhmen und Mähren
Das Geschlecht wird zuerst 1167 mit Zdeslav auf Diwischau erwähnt, das später zu Böhmisch Sternberg gehörte.
Bedeutende Herrschaften im Besitz der Sternberger waren:
Weiterhin kamen zeitweise in den Besitz der Sternberger folgende Herrschaften oder Güter:
Beroun, Březnice u Bechyně, Čejkovice (okres Hodonín), Chlumec (13. Jh.), Horažďovice (1622–1719), Burg Kašperk, Količín, Krupka, Burg Lukov (ab etwa 1330 bis 1511) mit dem Gut Holešov (ab etwa 1350), Lnáře (Schlüsselburg, 1564 bis 1660), Veselí nad Moravou (Ende 14. bis Anfang 16. Jh.), Pohořelice (1804–1948), Roudnice nad Labem (1453 bis 1577, als Administratoren des Erzbischofs von Prag), Smiřice (1685 bis 1747), Třešť (Triesch, 1358 bis 1493), Zábřeh (Hohenstadt an der March, ab 1343), Zbiroh (Mitte 15. bis Anfang 16. Jh.) und andere.
Seit dem 17. Jahrhundert ist der Familienzweig Sternberg von Konopiště auf Schloss Konopischt wieder römisch-katholisch; Mitglieder dieses bis heute existierenden Zweiges nahmen bis 1918 bedeutende Aufgaben im politischen und gesellschaftlichen Leben Böhmens wahr. Ab 1712 gelangte die Burg Böhmisch Sternberg in die Hände anderer Familien, doch 1841 konnte Graf Zdeniek Sternberg aus der Konopischter Linie den Stammsitz zurückkaufen, was ihm möglich wurde, weil in seiner Herrschaft Radnitz ein Steinkohlebergwerk erschlossen wurde.
Der Besitz in Böhmen und Mähren wurde nach dem Februarumsturz 1948 von der Tschechoslowakei konfisziert. Nach 1990 wurden der Familie einige Besitzungen zurückübertragen, so der Stammsitz Burg Český Šternberk mit Schloss Březina an Graf Zdeněk Sternberg und Schloss Častolovice mit Schloss Zásmuky an Diana Šternberková-Phipps, ferner Schloss Jemniště an Graf Jan Bosco Sternberg (1936–2012).
Lehnsherren in der Niederlausitz
In der Niederlausitz konnte die Familie im 15. Jahrhundert die Oberlehnsherrschaft über die dann Schulenburg'sche Herrschaft Lieberose, Reicherskreuz, Leeskow und Sarkow erwerben und bis um 1800 behaupten.[3]
Reichsunmittelbare Grafschaften in der Eifel und in Oberschwaben
1780 fiel die Grafschaft Manderscheid-Blankenheim in der Eifel an Franz Philipp Christian Reichsgraf von Sternberg (1732–1811)[4]. Er hatte 1762 Augusta Dorothea (* 1744), die Erbtochter des letzten Reichsgrafen von Manderscheid-Blankenheim, Johann Wilhelm († 1770), geheiratet. Die Eheleute nannten sich nun Grafen von Sternberg-Manderscheid. Die Gräfin hatte einen Sitz auf der Westfälischen Grafenbank des Immerwährenden Reichstags in Regensburg inne, da die Grafschaft ein reichsunmittelbares Territorium im Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis bildete.
Als 1794 Französische Revolutionstruppen das Linke Rheinufer und die Eifel besetzten, verließ Gräfin Augusta die Burg Blankenheim und floh in die Heimat ihres Mannes nach Böhmen. Später versuchte sie von Prag aus ihren Besitz in der Eifel einzuklagen, dieser Versuch scheiterte jedoch. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurden die Grafen von Sternberg-Manderscheid dann für den Verlust ihrer linksrheinischen Gebiete Blankenheim, Jünkerath (Junkerroth), Gerolstein und Dollendorf an Frankreich mit den oberschwäbischen Abteien Schussenried und Weißenau und deren Einkünfte entschädigt. 1806 wurden diese – ebenfalls reichsunmittelbaren – Herrschaften jedoch mediatisiert und kamen an das Königreich Württemberg. 1835 ist die Linie Sternberg-Manderscheid mit Johann Wilhelm (* 1765), säkularisierter Domherr zu Passau und Regensburg, erloschen. Im selben Jahr verkauften die Erben die beiden Klostergüter für eine Million Gulden an das württembergische Königshaus.
Blasonierung: Das Wappen zeigt in Blau einen achtzackigen goldenen Stern, den die Legende als Stern von Betlehem interpretiert. Die Helmzier ist auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein geschlossener blauer Flug, zwischen dem der Stern hervorgeht.
In der Wappengalerie der Wenzelburg in Lauf a.d. Pegnitz, entstanden als machtpolitische Repräsentation Karls IV. in »Neuböhmen« um das Jahr 1361, findet sich das sternbergische Wappen in seiner frühen Version inmitten einer Wappengruppe der vornehmsten böhmischen Herren von Ronov, von Rosenberg, von Wartenberg, von Michalowitz, von Landstein, von Hasenburg.[5]
Der Begründer des 1530 erloschenen Astes war Zdeslav († 1343) (auch Zdeněk von Beneschau), Sohn von Jaroslav von Sternberg († ~1290), dem Oberstmundschenk, Burggrafen von Burg Bítov und Herrn auf Böhmisch Sternberg. Um 1315 erwarb Zděslav die Herrschaft Konopischt. Er hatte vier Söhne: Peter (Petr), Zdeniek (Zdeněk), Jaroslav († 1377/80) und Johann (Jan) († nach 1327), Domherr von Prag. Die Söhne teilten die Linie in drei Äste auf:
Ansässig auf Rudelsdorf in Niederschlesien (Radzików), Landkreis Reichenbach (Eulengebirge) sowie auf Klein Ellguth im Landkreis Oels.
(† 9. September 1528), Hauptmann in Bechin und Burggraf auf Karlštejn, war Miteigentümer von Schloss Bechin, das ihm seit 1521 ganz gehörte. Johann war zweimal verheiratet, das erste Mal von 1492 an mit Jitka von Gutstein-Vrtba (Adelsgeschlecht), das zweite Mal seit 1518 mit Johanna von Riesenberg. Seine Söhne Jaroslav und Adam verkauften 1530 Bechin (1595 vom Urenkel Adam II. zurückgekauft).
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.