Sender Hoher Meißner

Sendeanlage in Hessen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Sender Hoher Meißnermap

Der Sender Hoher Meißner auf dem Hohen Meißner ist ein wichtiger Sendestandort des Hessischen Rundfunks (HR) für UKW und digitales Fernsehen (DVB-T) im Nordosten des Regierungsbezirks Kassel in Hessen.

Schnelle Fakten Funkübertragungsstelle Hessisch Lichtenau 1 ...
Sender Hoher Meißner
Funkübertragungsstelle Hessisch Lichtenau 1
Bild des Objektes
Datei:Meissner sendetuerme wv ds 06 2007.jpg
Basisdaten
Ort: Berg Hoher Meißner bei Hessisch Lichtenau
Land: Hessen
Staat: Deutschland
Höhenlage: 710 m ü. NHN
Verwendung: Fernmeldeanlage, Rundfunksender
Zugänglichkeit: Sendeanlage öffentlich nicht zugänglich
Besitzer: Hessischer Rundfunk, Deutsche Funkturm
Daten zur Sendeanlage
Anzahl an Türmen/Masten: 3
Höhe der Türme/Masten: 220 m, 155 m, 40 m
Bauzeit: ab 1951
Letzter Umbau (Sender): März 2015
Wellenbereiche: MW-Sender, UKW-Sender
Rundfunk: UKW-Rundfunk
Sendetypen: DAB, DVB-T, Mobilfunk
Positionskarte
Sender Hoher Meißner (Hessen)
Sender Hoher Meißner (Hessen)
Sender Hoher Meißner
Lokalisierung von Hessen in Deutschland
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Geschichte und Anlagenbeschreibung

Zusammenfassung
Kontext

Nach Errichtung der ersten Sendeanlagen nahm der Hessische Rundfunk im April 1952 den Versuchsbetrieb mit Mittelwelle für den Hörfunk auf, der nach erfolgreichem Abschluss im Juni 1952 in den Regelbetrieb überging.

Drei Jahre später wurde daneben der Fernsehsender auf dem Hohen Meißner in Betrieb genommen. Bis zur Umstellung auf DVB-T am 25. Mai 2006 wurde das analoge Fernsehen auf den Kanälen 7 (ARD), 32 (ZDF) und 55 (HR) ausgestrahlt.

Der Mittelwellensender (594 kHz, 100 kW), der im Gleichwellennetz mit dem Sender Weiskirchen betrieben wurde am 1. Januar 2010 abgeschaltet, da der Hessische Rundfunk aus Kostengründen komplett auf die Mittelwelle verzichtete.[1] Der Hauptsendemast für Mittelwelle auf dem Hohen Meißner war bereits 1995 abgerissen worden, der zunächst weitergenutzte dazugehörige Reservesendemast folgte am 16. März 2015.[2]

Am 3. September 2019 ereignete sich an einem der Masten ein Unfall mit drei Toten, als eine Wartungsgondel mit drei Arbeitern einer Fremdfirma, die mit dem Aufbau einer neuen Antenne für den DAB+-Empfang beschäftigt waren, aus 50 Metern Höhe abstürzte. Die Arbeiter im Alter zwischen 27 und 56 Jahren wurden dabei eingeklemmt und starben sofort. Ursache war offenbar ein technischer Defekt, weshalb die Staatsanwalt Ermittlungen aufnahm.[3] Am 19. Juni 2023 stellte das Amtsgericht Eschwege das Verfahren gegen den Geschäftsführer der Firma gegen Zahlung einer Entschädigung von insgesamt 60.000 Euro an die Familien der drei Todesopfer ein; ein Elektriker, der für die Wartung der Gondel verantwortlich war, wurde freigesprochen, weil ihm ein Verschulden nicht nachgewiesen werden konnte. Der Anwalt der Nebenklage kündigte an, gegen das Urteil in Revision zu gehen.[4]

Sendegebiet des Hohen Meißners

Den Sender Hoher Meißner kann man auf Grund der topographischen Lage sehr weit hören. So sind die UKW-Frequenzen beispielsweise in Nord-, Mittel- und Osthessen, im anschließenden Thüringen, sowie in Teilen von Sachsen-Anhalt (bis fast an die Elbe) und in Nordwest-Sachsen zu empfangen. Außerdem ist er im angrenzenden Sauerland, was zu Nordrhein-Westfalen gehört, zu hören. Das weiteste Sendegebiet Richtung Norden ist hinter Hannover in Niedersachsen. Im Süden und Südosten kann man den Meißner bis ins oberfränkische und unterfränkische Mittelgebirge hören, zum Teil in guter Ortssenderqualität. In der Rhön ist der Meißner neben dem Sender Großer Feldberg und dem Sender Heidelstein in bester stereophoner Qualität zu empfangen. Die Überreichweiten können auch bis in die Oberpfalz, ins nördliche Oberbayern, oder auch nach Schwaben reinreichen. Der Meißner hat damit ein extrem großes Sendegebiet, das weit über das Kernsendegebiet des Regierungsbezirks Kassel hinausgeht. Die stärksten Frequenzen sind die 99,0 (hr1), die 89,5 (hr3) sowie die 105,1 (FFH). Die 89,5 MHz kann man durchgängig von Bad Kissingen bis Hannover hören. Auf der A4 geht die Frequenz bis fast Jena gut rein. In Magdeburg kann man mit gutem Empfangsgerät auch noch den Meißner empfangen, sodass der Sender fast schon der reichweitenstärkste des Hessischen Rundfunks ist.

Bauwerke

Antennenbauwerke bzw. Sendeanlagen auf dem Hohen Meißner:

Existierende Sendemasten

  • 220 m hoher geerdeter, abgespannter Stahlfachwerkturm für UKW und TV (errichtet 1964/65)
  • 155 m hoher geerdeter, abgespannter Stahlfachwerkmast, der eine Reusenantenne für Mittelwelle und Richtfunkantennen trägt
  • 40 m hoher freistehender Stahlfachwerkturm mit Mobilfunk-Antennen und UKW-Reserveantennen

Ehemalige Sendemasten

  • 95 m hoher gegen Erde isolierter Stahlrohrmast als Reserveantenne für Mittelwelle (Baujahr 1951); 2015[2] abgerissen
  • 160 m hoher gegen Erde isolierter, abgespannter Stahlrohrmast als Sendemast für Mittelwelle (Baujahr 1951); 1995 abgerissen

Heutige Frequenzen und Programme

Zusammenfassung
Kontext

Analoger Hörfunk (UKW)

In UKW werden folgende Programme ausgestrahlt:

Weitere Informationen Frequenz (MHz), Programm ...
Frequenz 
(MHz)
Programm RDS PS RDS PI Regionalisierung ERP 
(kW)
Antennendiagramm
rund (ND)/gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/vertikal (V)
99,0 hr1 __hr1___[UKW 1] D361 100 ND H
95,5 hr2-kultur __hr2___[UKW 1] D362 100 ND H
89,5 hr3 __hr3___[UKW 1] D363 100 ND H
101,7 hr4 hr4_Nord, 
__hr4___[UKW 1]
D564 (regional), 
D364
Nordost-Hessen 100 ND H
105,1 Hit Radio FFH _FFH-KS_, 
HITRADIO/___FFH__
[UKW 1][UKW 2]
D468 (regional), 
D368
Nordhessen/Kassel 100 ND H
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  1. Manchmal dynamisch mit Sendungsinformationen, Musiktitelinformationen oder Webadressen
  2. Dynamisch, teilweise mit Nachrichten

Digitaler Hörfunk (DAB/DAB+)

Seit 30. November 2015 wird von diesem Sender auch digitaler Hörfunk ausgestrahlt.[5] In DAB/DAB+ werden folgende Programme ausgestrahlt:

Weitere Informationen Block, Programme ...
Block Programme ERP 
(in kW)
Antennendiagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
vertikal (V),
horizontal (H)
Gleichwellennetz (SFN)
5C
DRDeutschland
(D__00188)
DAB+ Block der Media Broadcast: 10 ND V
6A 
HESSEN NORD
(D__00398)
DAB-Multiplex der Hessen Digital Radio: 5 D V Biedenkopf (Sackpfeife), Fulda (Hummelskopf), Gießen (Dünsberg), Habichtswald, Hoher Meißner


7B 
hr Radio
(D__30122)
DAB+-Multiplex des HR:
  • hr1 Rhein-Main (Süd) (88 kbps)
  • hr1 Nordhessen (Nord) (88 kbps)
  • hr1 Mittelhessen (Mitte) (88 kbps)
  • hr2 (136 kbps)
  • hr3 Rhein-Main (Süd) (88 kbps)
  • hr3 Nordhessen (Nord) (88 kbps)
  • hr3 Mittelhessen (Mitte) (88 kbps)
  • hr4 Rhein-Main (Süd) (88 kbps)
  • hr4 Nordhessen (Nord) (88 kbps)
  • hr4 Mittelhessen (Mitte) (88 kbps)
  • YOU FM (88 kbps)
  • hr-iNFO (88 kbps)
  • hr EPG (32 kbps)
  • hr journaline (32 kbps)
  • hr TPEG (32 kbps)
6 D V
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Digitales Fernsehen (DVB-T2)

Am 8. November 2017 endete die Ausstrahlung von DVB-T-Programmen und der Regelbetrieb von DVB-T2 HD wurde aufgenommen. Es werden im DVB-T2-Standard die Programme der ARD (hr-Mux) und des ZDF im HEVC-Videokodierverfahren und in Full-HD-Auflösung gesendet.

Die DVB-T2 HD-Ausstrahlungen vom Sender Hoher Meißner laufen im Gleichwellenbetrieb (Single Frequency Network) mit anderen Sendestandorten.

Weitere Informationen Kanal, Fre­quenz (MHz) ...
Kanal Fre­quenz 
(MHz)
Multiplex Programme im Multiplex ERP 
(kW)
An­tennen­dia­gramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polari­sation
hori­zontal (H) /
vertikal (V)
Modu­lations­ver­fahren FEC Guard­inter­vall Bitrate 
(MBit/s)
Gleichwellennetz (SFN)
46 674 ARD Digital (hr) 50 ND H 64-QAM 
(16k-Modus)
1/2 19/128 18,34 Hoher Meißner, Habichtswald, Kassel-Söhrewald
29 538 ARD regional (hr) Nord 50 ND H 64-QAM 
(16k-Modus)
3/5 19/128 22,00 Hoher Meißner, Habichtswald, Kassel-Söhrewald, Rimberg
35 586 Substream 0:

ZDF

(ZDFmobil)

Substream 1: MEDIA BROADCAST

Substream 0:

Substream 1:

50 ND H 64-QAM 
(16k-Modus)
3/5 19/128 22,00 Hoher Meißner, Habichtswald, Kassel-Söhrewald, Göttingen/Espol
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Ehemalige Frequenzen und Programme

Zusammenfassung
Kontext

Digitales Fernsehen (DVB-T)

Die DVB-T Ausstrahlungen auf dem Mast von Media Broadcast laufen seit 29. Mai 2006 und werden über das Gleichwellennetz (Single Frequency Network) mit anderen Sendestandorten betrieben. Sie endeten am 8. November 2017.

Weitere Informationen Kanal, Fre­quenz (MHz) ...
Kanal Fre­quenz 
(MHz)
Multiplex Programme im Multiplex ERP 
(kW)
An­tennen­dia­gramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polari­sation
hori­zontal (H) /
vertikal (V)
Modu­lations­ver­fahren FEC Guard­inter­vall Bitrate 
(MBit/s)
Gleichwellennetz (SFN)
32 562 ARD Digital (hr) 50 ND H 16-QAM 
(8-k-Modus)
2/3 1/4 13,27 Hoher Meißner, Habichtswald, Angelburg
55 746 ARD regional (hr) 
Nordhessen
50 ND H 16-QAM 
(8-k-Modus)
2/3 1/4 13,27 Hoher Meißner, Habichtswald
42 642 ZDFmobil 50 ND H 16-QAM 
(8-k-Modus)
2/3 1/4 13,27 Hoher Meißner, Habichtswald, Göttingen/Espol
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Thumb
Sendeanlagen

Analoges Fernsehen (PAL)

Vor der Umstellung auf DVB-T diente der Sendestandort weiterhin für analoges Fernsehen:

Weitere Informationen Kanal, Frequenz (MHz) ...
Kanal Frequenz 
(MHz)
Programm ERP
(kW)
Sendediagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
7 189,25 Das Erste (HR) 100 ND H
32 559,25 ZDF 390 ND H
55 743,25 hr-fernsehen 470 ND H
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Analoger Hörfunk (MW)

Nach langjähriger Ausstrahlung von hr1 wurden von 1998 an verschiedene Programme, u. a. hr-chronos ausgestrahlt. Vom 30. August 2004 wurde fortan hr-info mit Sondersendungen und Ausländerprogrammen (hr-info plus) ausgestrahlt. Der Sender arbeitete im Gleichwellenbetrieb mit dem Sender Weiskirchen.

Weitere Informationen Frequenz (kHz), Programm ...
Frequenz

(kHz)

Programm Regionalisierung ERP

(kW)

Sendediagramm

rund (ND)/gerichtet (D)

Polarisation

horizontal (H)/vertikal (V)

594 hr-info mit Sonder- und Ausländersendungen (hr-info plus) 100 ND V
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Der Mittelwellensender wurde am 1. Januar 2010 um 00:05 Uhr aus Kostengründen abgeschaltet.[6]

Galerie

Einstige militärische Funkanlagen in der Nähe

Zusammenfassung
Kontext

Auf dem Hohen Meißner existierten im Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) und im Kalten Krieg (1945 bis 1990) und noch darüber hinaus verschiedene militärische Einrichtungen in der Nähe des Senders Hoher Meißner, ohne mit diesem in Verbindung zu stehen:

  • Camp Freya: Auf dem Südteil des Meißner-Hochplateaus wurde im Bereich der heutigen Einrichtungen von Sendemasten, Skilift und Berggasthof Hoher Meißner in den Jahren 1937/38 eine später als Camp Freya bezeichnete Flugwetterstation mit mehreren militärischen Gebäuden errichtet, wo Messungen insbesondere für den damaligen Militärflugplatz in Eschwege durchgeführt wurden. Ab 1945 wurden die auch als Kaserne dienenden Gebäude von der US-Armee und nach zwischenzeitlicher Bundeswehr-Nutzung bis 1992 wieder von der US-Armee genutzt. Die Anlage wurde nach 6-jährigem Leerstand 1998 abgerissen.
  • Melone: Nahe der Kasseler Kuppe errichtete die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg die Nachtjägerleitstation Melone mit mehreren Gebäuden und Radartürmen, die am 19. August 1943 in Betrieb genommen wurde und von der aus Fluglotsen Flugzeuge führten. Am 1. April 1945 wurde sie von der US-Armee übernommen und nach kurzer Nutzungsdauer abgebaut.
  • Eloka-Stützpunkt: Ungefähr 300 m westlich des Schwalbenthals gab es nahe der Landesstraße 3241, die aus Richtung Schwalbenthal bzw. Stinksteinwand kommend in Richtung Meißnerhaus führt, während des Kalten Kriegs von 1948 bis 1992 auf rund 715 m Höhe zwei Abhöranlagen (eine von US-Armee und Bundeswehr gemeinschaftlich betriebene und eine vom Bundesnachrichtendienst; BND) mit mehreren Bauwerken, die in direkter Nachbarschaft zueinander standen.[7] Der zuletzt noch verbliebene Betonturm der Bundeswehr, der weithin sichtbare und etwa 80 m hohe Eloka-Turm (Volksmund: Meißner-Turm), wurde am 11. November 2002 gesprengt, nachdem sein Abriss jahrelang verschoben worden war. Bauschutt, Fundament und Turmstumpf sind noch vorhanden.
  • Cola-Dose: Nahe der Kalbe existierte während des Kalten Kriegs die vom US-Militär 1953 gebaute Abhöranlage Cola-Dose, die aus einem Gebäude mit kleinem Turm und Baracken bestand und aus einer vom US-Militär betriebenen mobilen Abhöranlage hervorging. Später wurde sie vom Bundesnachrichtendienst übernommen, um den Funkverkehr der Staaten des Warschauer Pakts abzuhören. Die Gebäude, die als Bundesstelle für Fernmeldestatistik getarnt waren, wurden im Dezember 1995 abgerissen.

Einzelnachweise

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