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mathematische Funktion Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eine ganzrationale Funktion oder Polynomfunktion ist in der Mathematik eine Funktion, die als Summe von Potenzfunktionen mit natürlichen Exponenten beschrieben werden kann. Somit können solche Funktionen ausschließlich mittels der Operationen Addition, Subtraktion und Multiplikation beschrieben werden. Ganzrationale Funktionen gehören zu den rationalen Funktionen und enthalten ihrerseits als Spezialfälle die linearen und quadratischen Funktionen.
Dieser Artikel beschäftigt sich hauptsächlich mit den in der Schulmathematik üblichen ganzrationalen Funktionen über den reellen Zahlen. Weiterführende Informationen zu möglichen Verallgemeinerungen des Konzepts finden sich im Artikel Polynom.
Eine ganzrationale Funktion ist eine reelle Funktion, die sich in der Gestalt
schreiben lässt, wobei eine natürliche Zahl und reelle Zahlen sind und gilt.[1] Die Zahl heißt Grad der Funktion, die Zahlen sind ihre Koeffizienten. Der Koeffizient wird als Leitkoeffizient bezeichnet. Der Summand heißt Absolutglied, die Summanden und werden manchmal als lineares beziehungsweise quadratisches Glied bezeichnet.
Außerdem ist auch die reelle Funktion eine ganzrationale Funktion; sie wird auch das Nullpolynom genannt. Auf diese Weise sind alle endlichen Summen von Summanden der Gestalt mit beliebigen reellen Zahlen ganzrationale Funktionen. Da bei der konstanten Nullfunktion keines der ungleich Null ist, ist für diese ganzrationale Funktion kein Grad definiert.
Die hier angegebene Darstellung der ganzrationalen Funktion ist ihre Normalform. Beispielsweise kann man eine ganzrationale Funktion auch mittels Linearfaktoren oder mittels des Horner-Schemas darstellen.
Die Addition und die Multiplikation zweier ganzrationaler Funktionen ergeben wieder ganzrationale Funktionen. Somit bildet die Menge der ganzrationalen Funktionen eine Algebra über . Für den Grad ganzrationaler Funktionen und gelten die Abschätzung beziehungsweise Gleichheit
und
Dabei bezeichnet den Grad von .
Außerdem ist auch die Verkettung zweier ganzrationaler Funktionen wieder eine ganzrationale Funktion, das heißt, man erhält wieder eine ganzrationale Funktion, wenn man für die Funktionsvariable eine ganzrationale Funktion einsetzt.
Beispiele:
Allgemein wird das Verhalten für durch den Summanden mit dem höchsten Exponenten, das Verhalten für durch die Summanden mit den niedrigsten Exponenten bestimmt.
Ganzrationale Funktionen können als Linearkombinationen von Potenzen aufgefasst werden. Daher wachsen sie (für hinreichend große Werte) langsamer als jede exponentielle Funktion, deren Basis größer als 1 ist, unabhängig von den Koeffizienten.
Alle ganzrationalen Funktionen divergieren für . Das genaue Verhalten hängt davon ab, ob der Grad n gerade oder ungerade ist, und welches Vorzeichen der Leitkoeffizient hat; der Graph verhält sich dabei genauso wie der Graph einer Potenzfunktion mit dem Term . Angegeben ist im Folgenden außerdem die daraus folgende Wertemenge für den Fall, dass die Definitionsmenge ist.
n gerade | n ungerade | |
---|---|---|
Der Graph verläuft von links oben nach rechts oben, also: für ist nach unten beschränkt (durch das absolute Minimum der Funktion). |
Der Graph verläuft von links unten nach rechts oben, also: für und für . | |
Der Graph verläuft von links unten nach rechts unten, also: für ist nach oben beschränkt (durch das absolute Maximum der Funktion). |
Der Graph verläuft von links oben nach rechts unten, also: für und für . |
Alle ganzrationalen Funktionen sind für endlich. Genauer gilt: Der Graph schneidet die -Achse bei , die Steigung an dieser Stelle ist durch gegeben. Die Tangente im Schnittpunkt mit der -Achse hat also immer die Gleichung .
Der Graph der Funktion verläuft für wie der Graph der Funktion , also von links oben nach rechts unten (Grad ungerade, Leitkoeffizient ). Für die Funktionswerte gilt also: für und für . Für verläuft er dagegen wie der Graph von , er schneidet die -Achse also bei und hat dort die Steigung .
Als Nullstellen einer ganzrationalen Funktion werden jene Werte bezeichnet, für die der Funktionswert null ist, das heißt, die die Gleichung erfüllen. Eine ganzrationale Funktion hat stets höchstens so viele Nullstellen, wie ihr Grad angibt. Die konstante Funktion , das Nullpolynom, hat unendlich viele Nullstellen. Die ganzrationalen Funktionen vom Grad 0, nämlich die konstanten Funktionen für ein , haben dagegen keine Nullstellen, so wie es ihrem Grad entspricht.
Ist der Funktionsterm einer ganzrationalen Funktion als Produkt von linearen Faktoren (von denen manche auch mehrfach auftreten können) und evtl. einer ganzrationalen Funktion g ohne Nullstellen gegeben, also
so sind die Nullstellen. Die natürlichen Zahlen heißen die Vielfachheiten der Nullstellen.
Beispiel: Die Funktion
hat die dreifache Nullstelle , die einfache Nullstelle und die doppelte/zweifache Nullstelle ; die Faktoren und können dagegen für kein zu null werden, liefern also keine weiteren Nullstellen.
Die Linearfaktorzerlegung einer ganzrationalen Funktion kann man beispielsweise mit Hilfe der Polynomdivision bestimmen. Aus dem Fundamentalsatz der Algebra folgt, dass sich so jede ganzrationale Funktion über den komplexen Zahlen in ein Produkt aus Linearfaktoren zerlegen lässt. Hat die Funktion nur reelle Koeffizienten, so folgt, dass mit jeder komplexen Nullstelle auch die jeweils konjugiert komplexe Zahl eine Nullstelle ist. Damit ergibt sich: jede ganzrationale Funktion über den reellen Zahlen kann (bis auf die Reihenfolge) eindeutig als ein Produkt aus linearen und quadratischen Termen dargestellt werden.
Die Vielfachheit von Nullstellen hängt auch direkt mit den Ableitungen der Funktion zusammen: ist genau dann eine -fache Nullstelle von , wenn gilt und .
Graphische Veranschaulichung:
Berücksichtigt man außerdem noch das Verhalten für , so ergibt sich für das obige Beispiel folgender Graph:
Mit Hilfe der Polynomdivision kann man zeigen, dass eine ganzrationale Funktion vom Grad höchstens Nullstellen haben kann (Vielfachheiten mitgezählt).
Betrachtet man zusätzlich auch noch das Verhalten des Graphen für , das Verhalten an den Nullstellen (Vorzeichenwechsel) und die Stetigkeit, so folgt außerdem: Ist der Grad gerade bzw. ungerade, so ist die Anzahl der Nullstellen (Vielfachheiten mitgezählt) gerade bzw. ungerade. Insbesondere folgt: Jede ganzrationale Funktion von ungeradem Grad hat mindestens eine Nullstelle.
Außerdem gibt es noch andere, weiterführende Regeln für die Anzahl der Nullstellen wie beispielsweise die Vorzeichenregel von Descartes und die sturmsche Kette.
Der Fundamentalsatz der Algebra besagt, dass eine ganzrationale Funktion vom Grad mindestens eine komplexe Nullstelle hat (reiner Existenzsatz). Dann hat sie genau Nullstellen, wenn die Nullstellen entsprechend ihrer Vielfachheit gezählt werden. So ist beispielsweise die Nullstelle der Funktion eine doppelte. Im Ergebnis lässt sich jede ganzrationale Funktion positiven Grades in ein Produkt von Linearfaktoren zerlegen.
Die Lage aller Nullstellen einer ganzrationalen Funktion vom Grad lässt sich durch Nullstellenschranken, in deren Berechnung nur die Koeffizienten und der Grad des Polynoms eingehen, abschätzen.
Ein wichtiger Spezialfall sind reelle Nullstellenschranken. Eine Zahl heißt reelle Nullstellenschranke einer ganzrationalen Funktion , wenn alle reellen Nullstellen von im Intervall liegen; sie heißt obere reelle Nullstellenschranke von , wenn alle reellen Nullstellen von kleiner oder gleich sind. Analog sind untere Nullstellenschranken erklärt.
Es folgen Beispiele reeller Nullstellenschranken für ganzrationale Funktionen
deren führender Koeffizient eins ist. Jede ganzrationale Funktion kann durch eine Division auf diese Form gebracht werden. Für einige reelle Nullstellenschranken spielt die Teilindexmenge der echt negativen Koeffizienten von eine besondere Rolle, bezeichnet deren Anzahl.
Betrachtet man Polynomfunktionen mit komplexen Koeffizienten, deren Definitionsbereich ist, dann sind Kreise um den Nullpunkt der komplexen Zahlenebene das Pendant zu den reellen Nullstellenschranken, deren Radius so groß zu wählen ist, dass alle (bzw. je nach Anwendung auch nur „einige“) komplexen Nullstellen der Polynomfunktion auf der Kreisscheibe mit diesem Radius liegen. Eine Zahl heißt komplexe Nullstellenschranke der Polynomfunktion , wenn alle Nullstellen von auf der Kreisscheibe um den Nullpunkt mit Radius liegen (oder anders formuliert: wenn der Betrag jeder Nullstelle kleiner oder gleich ist). Ein Ergebnis für komplexe Polynomfunktionen ist:
Prinzipiell gibt es mehrere Möglichkeiten, die Nullstellen einer ganzrationalen Funktion zu bestimmen. Allgemeine Iterationsverfahren, wie das Newton-Verfahren und die Regula falsi oder auf Polynomfunktionen spezialisierte Iterationsverfahren, wie das Bairstow-Verfahren oder das Weierstraß-(Durand-Kerner)-Verfahren sind einerseits auf jede Polynomfunktion anwendbar, verlieren allerdings bei mehrfachen oder dicht beieinanderliegenden Nullstellen an Genauigkeit und Konvergenzgeschwindigkeit.
Lineare Gleichungen können direkt durch Äquivalenzumformungen gelöst werden. Die Nullstellen sind dann immer einfach. Für quadratische Gleichungen, kubische Gleichungen und quartische Gleichungen gibt es allgemeine Lösungsformeln.
Für Polynome höheren Grades gibt es Lösungsformeln, sofern diese spezielle Formen haben:
Ganzrationale Funktionen sind über ganz stetig differenzierbar. Funktionen, die über ganz beziehungsweise über ganz differenzierbar sind, heißen ganze Funktionen. Die Ableitungsfunktion kann mit Hilfe der Faktor-, Summen- und Potenzregel bestimmt werden. Damit erhält man für die Funktion mit der Vorschrift
die Ableitungsfunktion
Auf einem kompakten Intervall ist jede ganzrationale Funktion integrierbar. Außerdem hat jede ganzrationale Funktion eine Stammfunktion. Diese kann mit den üblichen Integral-Regeln explizit angegeben werden. Es gilt:
wobei eine beliebige Konstante ist.
Für die Funktion mit dem Term
ergibt sich die Ableitungsfunktion mit dem Term
Für die Stammfunktionen erhält man in diesem Fall
Siehe auch im Artikel Kurvendiskussion den Abschnitt über Extrempunkte.
Zur Bestimmung der Extremstellen müssen zunächst die Stellen mit waagrechter Tangente, also die Nullstellen der ersten Ableitung, berechnet werden. Die erste Ableitung ist wieder eine ganzrationale Funktion, allerdings vom Grad ; es können also dieselben Methoden wie bei der Nullstellenberechnung benutzt werden.
Aus dem Satz über die Anzahl der Nullstellen einer ganzrationalen Funktion folgt, dass eine ganzrationale Funktion vom Grad höchstens Extremstellen haben kann.
Betrachtet man zusätzlich auch noch das Verhalten des Graphen für und das Verhalten an den Nullstellen (Vorzeichenwechsel), so folgt außerdem: Ist der Grad gerade bzw. ungerade, so ist die Anzahl der Extremstellen ungerade bzw. gerade.
Insbesondere folgt: Jede ganzrationale Funktion von geradem Grad hat ein absolutes Minimum oder Maximum (je nachdem, ob der Leitkoeffizient positiv oder negativ ist).
Siehe auch im Artikel Kurvendiskussion den Abschnitt über Wendepunkte.
Zur Bestimmung der Wendestellen müssen zunächst die Nullstellen der zweiten Ableitung, die sogenannten Flachstellen, berechnet werden. Die zweite Ableitung ist wieder eine ganzrationale Funktion, allerdings vom Grad ; es können also dieselben Methoden wie bei der Nullstellenberechnung benutzt werden.
Aus dem Satz über die Anzahl der Nullstellen einer ganzrationalen Funktion folgt, dass eine ganzrationale Funktion vom Grad höchstens Wendestellen haben kann.
Wird zusätzlich auch noch das Verhalten des Graphen für und das Verhalten an den Nullstellen (Vorzeichenwechsel) betrachtet, so folgt außerdem: Ist der Grad gerade bzw. ungerade, so ist die Anzahl der Wendestellen gerade bzw. ungerade.
Insbesondere folgt: Jede ganzrationale Funktion von ungeradem Grad größer gleich drei hat mindestens eine Wendestelle.
Oft ist ein Problem folgender Art zu lösen: Gegeben sind einige Punkte und evtl. zusätzliche Bedingungen (wie beispielsweise Steigungen in diesen Punkten), und es ist eine ganzrationale Funktion gesucht, deren Graph durch diese Punkte verläuft und ggf. die zusätzlichen Bedingungen erfüllt. Um diese ganzrationale Funktion zu finden, stellt man zunächst den Funktionsterm in der allgemeinst möglichen Form auf (der Grad ist entweder direkt gegeben oder muss aus den anderen gegebenen Angaben ermittelt werden), bildet evtl. notwendige Ableitungen der Funktion in dieser allgemeinen Form und setzt dann die gegebenen Bedingungen ein. Dies führt auf ein lineares Gleichungssystem für die Koeffizienten der Funktion; diese bezeichnet man statt , usw. hier meist mit usw. Durch Lösen dieses Gleichungssystems erhält man dann den Term der gesuchten Funktion.
Beispiel: Gesucht ist eine ganzrationale Funktion möglichst niedrigen Grades, deren Graph symmetrisch zur -Achse ist und im Wendepunkt die Steigung 2 hat.
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