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ehemaliger Landkreis im heutigen Brandenburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Landkreis Niederbarnim, ursprünglich Kreis Niederbarnim, bis ins 19. Jahrhundert auch Niederbarnimscher Kreis genannt, war ein Landkreis, der bis 1952 in der preußischen Provinz Brandenburg und im Land Brandenburg der SBZ bzw. DDR bestand. Die Bezeichnung Niederbarnim wurde 1412 erstmals erwähnt und bezeichnete von 1451 (Aufteilung des Barnim in „Hohen Barnim“ (Oberbarnim) und „Niederbarnim“) bis 1952 eine regionale Verwaltungseinheit.
Der Landkreis umfasste fast das ganze Umland Berlins nördlich der Spree. Bis zur Gründung von Groß-Berlin am 1. Oktober 1920 gehörten zahlreiche heutige Stadtteile Berlins zu diesem Landkreis. Sein Pendant auf der südlichen Spreeseite war der Kreis Teltow. Beide Landkreise profitierten in extremem Maße von der Suburbanisierung der in enge Stadtgrenzen eingezwängten Hauptstadt. Die an Berlin angrenzenden Gemeinden wuchsen in wenigen Jahren von Dörfern zu Vorstädten mit fünfstelliger Einwohnerzahl heran. Anders als viele der im Kreis Teltow gelegenen Gemeinden waren die Niederbarnimer Vororte überwiegend von Arbeitern bewohnt und hatten ein niedriges Steueraufkommen.
Heute ist das ehemalige Kreisgebiet aufgeteilt auf die Berliner Bezirke Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinickendorf, Mitte, Pankow, Friedrichshain-Kreuzberg, Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick, sowie die Brandenburger Landkreise Barnim, Oberhavel, Märkisch-Oderland und Oder-Spree.
In der nachmittelalterlichen Zeit bildete sich in der Mark Brandenburg eine Gliederung in Kreise heraus. Einer dieser historischen Kreise war der Niederbarnimsche Kreis bzw. Kreis Niederbarnim.[1] Bis zur Franzosenzeit wurde auch die Stadt Berlin mit zum Kreis Niederbarnim gerechnet.[2][3]
Im Zuge der preußischen Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 und ihrer Ausführungsbestimmungen wurde der Kreis (ohne die Stadt Berlin) Teil des Regierungsbezirks Potsdam in der Provinz Brandenburg. Im Regierungsbezirk Potsdam erfolgte mit Wirkung zum 1. April 1817 eine Kreisreform, durch die der Kreis Niederbarnim um mehrere Orte vergrößert wurde:[4][5]
Das Landratsamt des Kreises verblieb im Niederbarnimer Kreishaus in Berlin NW 40 am Friedrich-Karl-Ufer 5.
Einige an Berlin angrenzende Orte des Kreises gehörten bis zum 1. Januar 1822 zum Regierungsbezirk Berlin, der mit diesem Tage aufgelöst wurde. Damit gehörte nunmehr das gesamte Kreisgebiet zum Regierungsbezirk Potsdam.
Zum 1. Januar 1861 wurden die Orte Moabit (6500 Einwohner) sowie Wedding und Gesundbrunnen (zusammen rund 10.000 Einwohner) nach Berlin eingemeindet.
Zum 1. April 1908 wurde die Stadt Lichtenberg, die am 15. November 1907 das Stadtrecht erhalten hatte, zur kreisfreien Stadt erhoben und schied damit aus dem Kreis Niederbarnim aus. Lichtenberg hatte zu diesem Zeitpunkt bereits rund 68.000 Einwohner und wuchs in den folgenden zwölf Jahren auf 145.000 Einwohner.
Am 1. April 1912 wurde die Landgemeinde Boxhagen-Rummelsburg aus dem Kreis Niederbarnim in die Stadt Lichtenberg eingemeindet. Diese änderte noch im gleichen Jahr ihren Namen in Berlin-Lichtenberg.
Am 1. Oktober 1920 wurden mit dem „Groß-Berlin“-Gesetz 29 Landgemeinden und 14 Guts- und Forstbezirke des Kreises in die neu gebildeten Stadtbezirke Berlins eingegliedert (Gemeinden über 1000 Einwohner mit Einwohnerzahl 1919):
Die Bezirke Reinickendorf, Pankow, Weißensee und Lichtenberg entstanden ganz aus ehemaligen Niederbarnimer Gebietsteilen. Das Gebiet der Bezirke Köpenick und Treptow gehörte zuvor überwiegend zum Kreis Teltow, das von Friedrichshain gehörte – außer Stralau – zuvor schon zu Berlin.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Niederbarnim entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Das Landratsamt sollte 1938 nach Bernau verlegt werden; es verblieb jedoch bis Kriegsende in Berlin.
Der Kreis Niederbarnim umfasste am 1. Januar 1945
Das Gesetz über die Änderung zur Verbesserung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 28. April 1950 brachte zum 1. Juli 1950 umfangreiche Gebietsänderungen:
Mit dem „Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe im Lande Brandenburg“ vom 25. Juli 1952 wurde der Landkreis Niederbarnim aufgelöst und auf die neugeschaffenen Kreise Oranienburg, Bernau und Strausberg aufgeteilt.
Der Kreis Niederbarnim gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständiger Auflösung im Jahre 1929 – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Seit der Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 bildete der Kreis Niederbarnim den 6. Wahlkreis im Regierungsbezirk Potsdam der preußischen Provinz Brandenburg für den deutschen Reichstag. Die seit 1908 kreisfreie Stadt Lichtenberg gehörte auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Landkreis weiterhin zu diesem Wahlkreis. Mit der Wahl zur Nationalversammlung 1919 wurden die bisherigen Wahlkreise aufgehoben.
Reichstagswahl | Abgeordneter | Partei |
---|---|---|
3. März 1871 | Carl von Treskow | Konservative Partei |
10. Januar 1874 | Ulrich von Saint-Paul-Illaire | Freikonservative Partei |
10. Januar 1877 | Emanuel Mendel | Fortschrittspartei |
30. Juli 1878 | Emanual Mendel | Fortschrittspartei |
27. Oktober 1881 | Arnold Lohren | Freikonservative Partei |
28. Oktober 1884 | Arnold Lohren | Freikonservative Partei |
21. Februar 1887 | Arnold Lohren | Freikonservative Partei |
20. Februar 1890 | Arthur Stadthagen | Sozialdemokraten |
15. Juni 1893 | Arthur Stadthagen | Sozialdemokraten |
16. Juni 1898 | Arthur Stadthagen | Sozialdemokraten |
16. Juni 1903 | Arthur Stadthagen | Sozialdemokraten |
25. Januar 1912 | Arthur Stadthagen | Sozialdemokraten |
12. Januar 1912 | Arthur Stadthagen | Sozialdemokraten |
März 1918 (Nachwahl) | Rudolf Wissell | Sozialdemokraten |
Dem Kreis Niederbarnim gehörten 1945 die folgenden Städte und Gemeinden an:
|
Außerdem bestanden 1945 noch die vier Forst-Gutsbezirke Barnimer Heide, Oranienburger Heide, Rüdersdorfer Heide und Schorfheide.
Neben den Eingemeindungen nach Berlin im Rahmen des Groß-Berlin-Gesetzes verloren bis 1945 im Kreis Niederbarnim noch weitere Gemeinden ihre Selbstständigkeit:
Trotz seiner 1952 erfolgten vollständigen Auflösung als administrative Einheit hat sich der Begriff „Niederbarnim“ bis heute in anderen Bereichen gehalten, besonders in der Gegend um Bernau:
Niederbarnimer Wasser- und Abwasserzweckverband
DRK-Kreisverband Niederbarnim
Kneippverein Niederbarnim
Montessorischule Niederbarnim in Panketal
Sportgemeinschaft Empor Niederbarnim in Bernau
Tierschutzverein Niederbarnim
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