Der Ort findet unter Wesendale 1300 erstmalig eine urkundliche Erwähnung und entwickelt sich in der Gestaltung eines Winkelangerdorfes. Später bildet sich ein Pfarr- und Gutsdorf heraus.[3] Zeitweilig wird die Ortschaft Wesenthal genannt.[4] Die Ortschaft hatte mit 64 Hufen eine ungewöhnliche Größe aufzuweisen.[5]
Spätestens seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts gehörte Gut Wesendahl der älteren der beiden briefadeligen Familie von Rudolphi.[6][7]Nikolaus Ludwig von Rudolphi war Gutsherr sowie hoher Offizier[8] und erbte den Besitz von seinem kinderlosen Onkel, dem Geheimen Kriegs-Rat Carl Ludwig von Rudolphi (1732–1795), respektive von dessen Witwe 1813. Bis 1868 folgte der jüngste Sohn, im Minorat, als Gutsbesitzer Leo von Rudolphi,[9] dann seiner Witwe als Gutsherrin, Frau Pauline von Rudolphi, geborene von Brösigke-Grebs.[10] Wesendahl ist ein kreistagsfähiges Rittergut mit einem Umfang von gesamt 772 ha, davon 114 ha Wald. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts besteht das Rittergut, hier in der Hand der Familie Schmidt,[11] 1919 bei Friedrich Wilhelm Schmidt,[12] der überregional als wirtschaftlich erfolgreicher Landwirt galt.[13] Dennoch musste auch die Familie Schmidt schon vor der großen Wirtschaftskrise 1929/1930 eine Hypothek aufnehmen um den Gutsbetrieb aufrechtzuerhalten.[14] Später nutzte die Familie die Namensführung Schmidt-Wesendahl; was eigentlich nur im adeligen Großgrundbesitz obligat war. Letzter Gutsbesitzer wurde Friedrich-Wilhelm Schmidt-Wesendahl (1890–1945), der als Major d. R. in den letzten Kriegstagen in Eutin starb.
1952/ 1953 wurde ein Volkseigenes Gut Wesendahl gegründet.[15]
Politisch gehörte Wesendahl lange zum 1451 begründeten Landkreis Oberbarnim der brandenburgisch-preußischen Provinz Brandenburg, bis 1952 die Länderreform in der DDR durchgeführt und 15 DDR-Bezirke und dazu neue Landkreise gebildet wurden. Seit 1993 ist Wesendahl dem Landkreis Märkisch-Oderland zugehörig.
Die Dorfkirche Wesendahl ist eine spätromanischeFeldsteinkirche, die vermutlich im 13.Jahrhundert entstand. Das Bauwerk überstand den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt. 1946 verfügte jedoch der amtierende Bürgermeister, die Dächer von Kirchenschiff und Turm abzudecken, um die Dachsteine für Reparaturarbeiten an anderen Gebäuden zu verwenden.[16] Dadurch kam es zu einem fortschreitenden Verfall des Gebäudes, so dass die Kirche in den späten 1940er Jahren eine Ruine war. Die Kirchengemeinde nutzte den Chor als Behelfskirche. Erst weit nach der Wende wurde das Bauwerk in den Jahren 2001 bis 2010 mit Unterstützung eines Fördervereins wiederaufgebaut und restauriert.
Am Ende der Mühlenstraße findet sich am Nordufer des Fängersees die von der alten Babe gespeiste Wesendahler Mühle. Sie wurde 1608 erbaut und ist damit eine der ältesten Wassermühlen des Landes Brandenburg. Sie war noch bis in die 1940er Jahre als Kornmühle in Betrieb. Nachfolgend wurde sie Ferienobjekt verschiedener volkseigener Betriebe (VEB). So u.a. das wissenschaftlich/technische Büro für Gerätebau (WTBG), das Institut für Regelungstechnik und das IFA-Automobilwerk Ludwigsfelde. Dazu wurde auch ein Kinderferienlager auf dem Hochplateau in der Nähe der Mühle erbaut. Das Ferienlager wurde im Laufe der Jahre weiter ausgebaut – es kamen neue Gebäude hinzu. Das Objekt entwickelte sich zu einem allgemeinen Urlaubsobjekt für Mitarbeiter der Betriebe. Nach der Wende, mit der Abwicklung der VEB, wurden Mühle und Ferienlager aufgegeben. Verschiedene Pächter versuchten dann, die Mühle als Gaststätte weiter zu betreiben. Der mäßige wirtschaftliche Erfolg führte dann zur endgültigen Schließung im Jahr 2007. Seitdem verfällt die Mühle und verwildert das Mühlenareal. Im Ferienlager etablierte sich ein Tierheim. Am 11. Mai 2021 wurden Mühle und das dazugehörige Gelände verkauft.
Karl Albert von Rudolphi, Generalleutnant, war seit 1813 mehrfach auf Besuch bei seinen Eltern in Wesendahl
Wesendahl, in: Heinrich Gerd Dade: Die Landwirtschaft unter Kaiser Wilhelm II. Mutterland und Kolonien, Erster Band Königreich Preußen, Carl Marhold, Halle a. S. 1913, S. 315 f.
Rudolf Schmidt: Werneuchen, Weesow-Willmersdorf-Wegendorf-Wesendahl. Heimatkundliche Mitteilungen, Freienwalde 1925.
Gerhard Vinken Et al: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Brandenburg, 1. Auflage, Hrsg. Georg Dehio Nachfolge/ Dehio-Vereinigung e. V. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 2000, S. 1101, ISBN 3-422-03054-9.
Hartmut Kühne, Erdmute Nieke: Kirche – Kunst – Kultur. Beiträge aus 800 Jahren Berlin-Brandenburgischer Geschichte. Festschrift, Lang, Frankfurt am Main/ Berlin/ Bern/ Bruxelles/ New York, New York/ Oxford/ Wien 2008, S. 57 ff. ISBN 978-3-631-57674-8.
Lieselott Enders, Margot Beck: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil VI, Barnim, in: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Hrsg. Friedrich Beck (Nachfolge), BWV, Stuttgart 2013. Nachdruck, Klaus D. Becker, Potsdam 2021, S. 617. ISBN 978-3-88372-306-8.
G. Schmoller: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, 23. Band, Teil 1, Neue Folge der Märkischen Forschungen, Hrsg. Otto Hintze, Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 10.
Vgl. u. a. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B (Briefadel). 1935, 27. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha November 1934, S. 490.
P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell:General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Kreis Teltow. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S.254–255, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de). Reprint. ISBN 3-226-00787-4.
Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe:Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20ha aufwärts. Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band VII. 4. Auflage. Regierungsbezirk Potsdam. Kreis Ober-Barnim, Letzte Ausgabe-Paul Niekammer-Reihe. Verlag Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1929.S. 49.
Wolfgang Gans Edler Herr zu Putlitz: Unterwegs nach Deutschland. Erinnerungen eines ehemaligen Diplomaten, 18. Auflage, Verlag der Nation, Berlin 1976, S. 22 f.
Wolfgang Gans Edler Herr zu Putlitz: Unterwegs nach Deutschland. Erinnerungen eines ehemaligen Diplomaten, 18. Auflage, Verlag der Nation, Berlin 1976, S. 22 f.
Ortsteile, bewohnte Gemeindeteile und Wohnplätze der Stadt Altlandsberg