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Museum für zeitgenössische Kunst in Herford Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Marta Herford ist ein Museum für zeitgenössische Kunst, das auch Verbindungen zu Design und Architektur herstellt. Das Gebäude wurde vom Architekten Frank Gehry entworfen und 2005 eröffnet.[2] Gründungsdirektor war der Belgier Jan Hoet. Von Anfang 2009 bis Ende 2021 leitete Roland Nachtigäller als Künstlerischer Direktor das Museum. Seit Anfang 2022 ist Kathleen Rahn künstlerische Leitung und alleinige Direktorin.
Marta Herford | |
---|---|
Standort | |
Staat: | Deutschland |
Ort: | Herford |
Adresse: | Goebenstraße 2–10 |
Koordinaten: | 52° 7′ 15,5″ N, 8° 40′ 6″ O |
Daten | |
Verwendung: | Museum für Kunst, Architektur, Design |
Architekt: | Frank Gehry |
Künstlerischer Direktor: | seit 1. Februar 2022: Kathleen Rahn[1] |
Baustil: | Dekonstruktivismus |
Bauzeit: | 2001 bis 2005 |
Ausstellungsfläche: | 2.500 m² |
Baukosten: | 30,1 Millionen Euro |
Der zur Gründung gefundene Name MARTa setzt sich aus M für „Museum“, ART für „Kunst“ und a für „Ambiente“ bzw. „Architektur“ zusammen. Zum zehnjährigen Jubiläum 2015 wurden auch das Erscheinungsbild behutsam überarbeitet und die Leitideen präzisiert. Seitdem führt das Museum den Namen Marta Herford, die bisherige Schreibweise MARTa wurde durch „Marta“ ersetzt.
Im Dezember 2014 erklärte die deutsche Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes (AICA) das Marta zum Museum des Jahres 2014.[3]
Das Museum liegt an der Goebenstraße, etwa 300 Meter vom Herforder Bahnhof entfernt in der Radewiger Feldmark. Zu dem Bereich, der inzwischen Marta-Viertel genannt wird, gehören das Elsbachhaus, ein Parkhaus, die Musikschule Herford, das Marta-Atelier in einer Gründerzeit-Villa, das Museumsdepot, das Büro-, Tagungs- und Veranstaltungsgebäude Lui House, das 2023 eröffnete IntercityHotel Herford, gastronomische Betriebe sowie Wohn- und Bürogebäude.
Am 29. November 1996 war der damalige nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Wolfgang Clement zu Gast in Herford. Er hatte die Idee, in der Stadt ein „Haus des Möbels“ zu gründen, da Herford ein bedeutender deutscher Möbelstandort ist und dort und in der Umgebung seit Jahrzehnten namhafte Möbelhersteller beheimatet sind. Das Haus, das den Wirtschaftsstandort Ostwestfalen-Lippe stärken sollte, sollte zur Expo 2000, die in Hannover stattfand, fertig sein und nach Angaben der Stadt zum „Schaufenster der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Stadt und Region“ werden. Im Juni 1998 gab der Stadtrat ein Budget von 30,1 Millionen Mark für das Großprojekt frei, das den Grundstückserwerb und alle Baukosten decken sollte, wobei das Land den Bau bezuschussen wollte. Das Haus des Möbels sollte auf dem Gelände der Textilfabrik Ahlers Goldress an der Goebenstraße entstehen. Ahlers hatte das Gebäude von der Hemdenfabrik Elsbach übernommen, von dem auf der gegenüberliegenden Straßenseite noch das Elsbachhaus steht.
In Gedenken an die in einem Konzentrationslager ermordete Schwester des letzten Inhabers erhielt der Platz neben dem Elsbachhaus und gegenüber dem Museum Marta den Namen „Käte-Elsbach-Platz“.
Zwischenzeitlich beschloss die Stadt, an das Haus des Möbels ein Möbeldesignmuseum anzugliedern. Durch die Bekanntschaft des damaligen Geschäftsführers des Elektrizitätswerks Minden-Ravensberg GmbH und vormaligen Oberkreisdirektors des Kreises Herford Manfred Ragati mit dem kanadisch-US-amerikanischen Architekten Frank Gehry wurde dieser beauftragt, einen Entwurf für das Gebäude zu erarbeiten. Gründungsdirektor wurde der Belgier Jan Hoet, der 1992 der künstlerische Leiter der Documenta IX war.
Der Inhaber der Firma Ahlers, Jan A. Ahlers, wollte seine Bildersammlung dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen. Ahlers hatte innerhalb von über 35 Jahren eine der größten und geschlossensten Privat-Sammlungen des Expressionismus zusammengetragen. Da sich Jan Hoet aber nur der zeitgenössischen Kunst des 21. Jahrhunderts widmen wollte, zog Ahlers sein Angebot zurück. Daraufhin verkaufte der damals 66-Jährige die mehr als 100 Werke umfassende Kollektion im Jahr 2001. Von einem Teil des Erlöses erwarb Ahlers für seine neue Sammlung Werke von zeitgenössischen Künstlern, die er zuweilen persönlich kannte.
So entstand ab 2001 ein Museum für zeitgenössische Kunst mit einem besonderen Blick für Architektur und Design. Gehry entwarf ein Gebäude, das entfernt an die Formen des Guggenheim-Museums in Bilbao erinnert. Dabei bezog er auch den Gebäudeteil der ehemaligen Textilfabrik, die 1959 von dem Architekten Walter Lippold errichtet wurde, mit ein. Gehry ließ dieses ursprüngliche Gebäude, das parallel zur Aa verläuft, in seiner Grundstruktur weitestgehend unverändert. Im Lippold-Bau befinden sich heute die Möbelverbände und in der ersten Etage der Ausstellungsraum mit dem Namen „Lippold-Galerie“. Die oberen Etagen des Gebäudes wurden zum Haupteingang hin verkleidet, die neuen Teile des Museums wurden rechts und links davon errichtet.
Bereits während der Bauzeit wurden von Jan Hoet in der Stadt und im Elsbachhaus mehrere Kunstausstellungen durchgeführt. So entstand unter anderem der Kiosk 24, der auch weiterhin als Kunstraum genutzt wird. Im Jahr 2002 erregte eine Ausstellung von Bjarne Melgaard mit dem Titel „Black Low: The punk movement was just hippies with short hair“ für Aufsehen. Sie wurde zuerst verboten und später nur unter Auflagen genehmigt, da neben Bildern mit gewaltverherrlichenden Motiven auch eine Ziege als Metapher des Bösen in einen schwarzen Latexanzug gesteckt werden sollte. Melgaard übermalte die für das Verbot herangezogenen Bilder komplett oder stellenweise mit schwarzer Farbe und nannte die Ausstellung in „Ruine einer Ausstellung – Maybe art should have consequences“ um.
Das Museum wurde am 7. Mai 2005 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eröffnet. Am Tag der Eröffnung folgten rund 150 Herforder dem Aufruf der Antisozialabbaugruppe „genug ist genug“ und demonstrierten gegen das Projekt. Kritiker begründeten ihre Ablehnung des Projekts mit unplanmäßigen Kostensteigerungen. Allein die Baukosten verschlangen das Doppelte der ursprünglich angesetzten Summe, nämlich 30 Millionen Euro statt der vorgesehenen 30 Millionen Mark.[4] Zugleich gründete sich ein Förderverein Marta Freunde & Förderer e.V., der heute ca. 500 Mitglieder umfasst und für das Museum eintritt.
Die jährliche Besucherzahl hat sich nach Schwankungen in den ersten Jahren inzwischen bei 60.000 bis 70.000 eingependelt.
Der Museumsbau aus rotem Klinkerstein und Edelstahl erinnert an eine riesige Skulptur. Es ist asymmetrisch erbaut und hat zur Straßenseite keinerlei Fenster. Zusammengesetzt ist der Bau aus vielen konvexen und konkaven Bauteilen mit gewellt ansteigenden Dächern. Darin sind Lichtschächte eingearbeitet, die das Innere des Museums erhellen. Die Lichtschächte sehen von Weitem aus wie abgebrochene Schornsteine von Ozeandampfern. Den Mittelpunkt des Gebäudes stellt ein 22 Meter hochaufsteigender Dom dar. Um diesen Dom herum sind fünf Galerien angeordnet, die alle unterschiedliche Höhen haben. Der Eingangsbereich besteht aus Glas und Edelstahl. Die Wände und Decken im Inneren bestehen aus Gipskarton, sind ebenfalls schräg und wellig. Das Gebäude bietet eine Ausstellungsfläche von 2500 m². Besonders auffallend sind auch die Holzvertäfelungen und leicht geschwungenen Holztreppen.
Im Außenbereich des Museums befinden sich mehrere Objekte, darunter eine Edelstahlkugel von Luciano Fabro, die den Abschluss einer Bodenskulptur darstellt, welche den Mittelstreifen der am Museum vorbeiführenden Goebenstraße einnimmt und einen Ausschnitt aus dem Gedicht Der Ball von Rainer Maria Rilke abbildet.
Im Forum des Museums finden Veranstaltungen unterschiedlicher Art statt (Filme, Vorträge, Konzerte). Zum Museum gehören ein Buchladen und ein Café. Unterstützt wird das Museum durch den Marta Freunde & Fördererverein.
Am 26. Mai 1998 wurde die MKK gemeinnützige Gesellschaft für Möbel, Kultur und Kunst mbH als Bau- und Errichtungsgesellschaft von Marta Herford gegründet. Im Juli 2005 erfolgte die Umbenennung in MARTa Herford gGmbH. Die Gesellschaft verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke durch Trägerschaft, Unterhaltung, Förderung und Ausgestaltung von Kunst- und Geschichtsausstellungen aller Art sowie Bau und Betrieb eines Museums. Die Geschäftsführung besteht zurzeit aus dem künstlerischen Direktor Roland Nachtigäller. Vorsitzender der Gesellschafterversammlung ist der Herforder Bürgermeister Tim Kähler, sein Stellvertreter der Herforder Unternehmer Heiner Wemhöner, Inhaber der Wemhöner Surface Technologies GmbH & Co. KG.
An der Marta Herford gGmbH ist die Herforder Versorgungs- und Verkehrs-Beteiligungs-GmbH (HVV) zu 88,87 Prozent beteiligt.
Gründungsdirektor von Marta Herford war der belgische Kurator Jan Hoet, der das Museum von 2003 bis Ende 2008 leitete. Seine Nachfolge trat im Januar 2009 der Kunsthistoriker Roland Nachtigäller an (zuvor künstlerischer Leiter der Städtischen Galerie Nordhorn). Nachtigäller hat das Museum zum Ende des Jahres 2021 verlassen.[5] Zum 1. Februar 2022 übernahm Kathleen Rahn die Position der künstlerischen Direktorin,[6] die seit 2014 Direktorin des Kunstvereins Hannover war.[7]
Von Mitte Mai 2018 bis Frühjahr 2022 hatte Andreas Kornacki die kaufmännische Geschäftsführung der Marta Herford gGmbH inne. Er war zugleich auch Geschäftsführer der Kultur Herford gGmbH.[8]
Im Museum Marta sind folgende Fachverbände der Holz- und Möbelindustrie ansässig: der Verband der Deutschen Küchenmöbelindustrie e. V., der Verband der Deutschen Polstermöbelindustrie e. V., der Verband der Deutschen Wohnmöbelindustrie e. V., der Arbeitgeberverband Holzverarbeitung und Holzhandel in NRW e. V., der Verband der Holzindustrie und Kunststoffverarbeitung Westfalen-Lippe e. V., der Fachverband Serienmöbelbetriebe des Handwerks, die Interessengemeinschaft Leichtbau e. V., die Initiative Pro Massivholz, e. V., der Deutsche Korkverband e. V. und das Daten Competence Center e. V.
In der 15. Staffel der Arztserie Der Bergdoktor trägt eine Familie den Nachnamen Herford. In der im Februar 2022 im ZDF ausgestrahlten zweiteiligen Folge wird Franz Herford vom Bergdoktor behandelt. Franz’ Ehefrau heißt Martha Herford und seine Tochter Marie. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Autor vom Museum Marta zu den Namen inspiriert wurde, obwohl in der Serie der Vorname Martha mit „h“ geschrieben wird.[9][10]
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