LWL-Museum für Kunst und Kultur
Kunstmuseum in Münster Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das LWL-Museum für Kunst und Kultur ist ein Kunstmuseum in Münster/Westfalen. Träger ist der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Seit 1908 befindet es sich am Münsteraner Domplatz. Bis 2013 trug es den Namen Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte.[1]
Neubau des Landesmuseums (Foto: 2014) | |
Daten | |
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Ort | Münster |
Architekt | Volker Staab |
Eröffnung | 2014 |
Betreiber | |
Leitung | |
Website | |
ISIL | DE-MUS-100818 |
Das heutige Museum entwickelte sich als „Landesmuseum des Westfälischen Provinzialverbandes“ der Provinz Westfalen aus den Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens und des Westfälischen Kunstvereins, der seitdem im Museum eingebunden ist. Erster Direktor wurde 1905 Adolf Brüning. Am 17. März 1908 wurde der von dem hannoverschen Architekten Hermann Schaedtler errichtete Neubau eingeweiht. Zweiter Direktor war von 1910 bis 1934 Max Geisberg. Das Museum wurde nach seiner Entlassung 1934 in „Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte“ umbenannt.
1937 wurden in der zentralen Aktion „Entartete Kunst“ aus der Sammlung des Museums nachweislich Werke von Rüdiger Berlit, Peter August Böckstiegel, Gertrud Breyholz (1892–1954), Bernhard Bröker (1883–1969), H. B. Düren, Adolf Erbslöh, Otto Gleichmann, Erich Heckel, Wassily Kandinsky, Alexander Kandoldt, Friedrich Liel, August Macke, Waldemar Mallek (1906–1998), Matthias May, Carlo Mense, Gustav Meyer-Spelbrink (1893–1975), Paula Modersohn-Becker, Wilhelm Morgner, Otto Mueller, Heinrich Nauen, Heinrich Niedieck (1890–1955), Karel Niestrath, Walter Ophey, Otto Pankok, Hans Pape, Wilhelm Renfordt, Christian Rohlfs, Ernst Sagewka, Arnold Schmidt-Niechol (1893–1960), Karl Schmidt-Rottluff, Max Schulze-Sölde, Wilhelm Tegtmeier, Friedrich Tegtmeyer, Arnold Topp, Friedrich Upholz, Eberhard Viegener und Wilhelm Wessel requiriert.[2]
Ausstellungen des Museums wie etwa „Das deutsche Danzig“ (1937) oder eine Ausstellung mit Beutewaffen (1942) waren politisch und ideologisch ausgerichtet.[3]
Nach einem Bombeneinschlag 1941 wurde der Museumsbestand an verschiedene Orte ausgelagert, so dass die Verluste vergleichsweise gering blieben.[3] Das Museum wurde nach 1945 wiederaufgebaut. Der Ursprungsbau von 1908 am Domplatz wurde 1974 unter Museumsdirektor Paul Pieper nach Entwürfen des Architekten Hans Spiertz durch das Büro Kösters & Balke erweitert, um den Bau des Westfälisches Museum für Archäologie ergänzt und seine Modernisierung 1999 abgeschlossen; das Westfälische Museum für Archäologie zog 2003 nach Herne (LWL-Museum für Archäologie); die 2009 abgerissene Museumsarchitektur der Nachkriegsmoderne wurde durch einen vom Architekturbüro Volker Staab errichteten Neubau ersetzt und 2014 eröffnet.[3]
Nach Max Geisberg leiteten Robert Nissen (1934–1939), Wilhelm Rave (kommissarisch 1939–1946), Walther Greischel (1946–1954), Hans Eichler (1956–1971), Paul Pieper (1971–1977), Peter Berghaus (1977–1984) und Klaus Bußmann (1985–2004) das Museum. Seit 2004 ist Hermann Arnhold Direktor.
Das Museum zeigt Kunstwerke vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart. Mehr als 300.000 Exponate befinden sich im Besitz des Museums.[4]
Die historischen Bestände umfassen Kunstwerke der Region und benachbarter Gebiete, darunter das Familienbild des Grafen Johann II. von Rietberg, Fragmente des Liesborner Altars sowie des Marienfelder Altars.
Eine Mittelalter-Sammlung zeigt einen Querschnitt der mittelalterlichen Kunst: Tafelgemälde und Glasmalereien, Skulpturen und Reliefs aus Holz, Stein, Edelmetall und Elfenbein, liturgische Gerätschaften und Gewänder. Das Museum zeigt das Soester Antependium, Bilder von Conrad von Soest und die romanischen Glasfenster des Meisters Gerlachus aus der Sammlung des Freiherrn vom Stein.
Weitere Schwerpunkte liegen auf der romanischen und gotischen Monumentalskulptur (Heinrich und Johann Brabender, Evert van Roden, der Meister von Osnabrück) sowie der frühwestfälischen Tafelmalerei etwa von Conrad von Soest, Johann von Soest und Johann Koerbecke.
Die Kunst der Renaissance ist neben einigen deutschen (Lucas Cranach) und niederländischen Werken (Jan Gossaert) vor allem durch Werke westfälischer Künstler vertreten. Das Museum zeigt das malerische Werk der aus Münster stammenden Künstlerfamilie tom Ring, im Bereich der Plastik ergänzt durch Werke der münsterschen Bildhauer Heinrich und Johann Brabender.
Die barocke Malerei ist mit allen Gattungen vertreten. Das Kunsthandwerk der Epoche wird durch Augsburger und Münstersche Goldschmiedearbeiten, frühes Glas sowie Truhen- und Schrankmöbel gezeigt, darunter u. a. ein in Augsburg gefertigter Wrangelschrank, ein um 1566 entstandenes intarsiertes Kabinett-Möbel. Geschichtliche Ereignisse in Westfalen wie die Wiedertäuferzeit und der Westfälische Friede spiegeln sich ebenso in der Sammlung wie die adelige und bürgerliche Kultur der Barockzeit. Der Symbolismus ist mit dem Gemälde Gestade der Vergessenheit von Eugen Bracht vertreten.
Die seit 1950 aufgebaute „Moderne Galerie“ umfasst einen Gemäldebestand vom deutschen Impressionismus mit Liebermann, Slevogt und Corinth, dem Expressionismus (Die Brücke und Der Blaue Reiter mit besonderem Gewicht auf den aus Westfalen stammenden August Macke) über die Bauhauszeit und die Kunst der fünfziger Jahre bis zur internationalen Avantgarde.
So gewann das ursprüngliche Provinzialmuseum, das zur Bewahrung und Forschung der Geschichte und Kunst der Landschaft Westfalen im Rahmen der Kulturpolitik der preußischen Selbstverwaltung gegründet wurde, an Aufmerksamkeit über die Region hinaus. Das inzwischen internationale Prestige hat sich auf der Grundlage der Sammlung und vor allem durch die Ausstellungen des Hauses entwickelt.
Die historischen Sammlungen umfassen das Porträtarchiv Diepenbroick, das Lebenswerk von Hans-Dietrich von Diepenbroick-Grueter (1902–1980), der dem Museum testamentarisch seine Sammlung druckgraphischer Porträts (ca. 120.000 Stück) verschiedener Techniken (Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte, Lithographien sowie Zeichnungen, Aquarelle und Silhouetten) und ca. 150 Porträtstichwerken sowie Sammel- und Klebebände des 16. bis 20. Jahrhunderts übertragen hat.
Die Münzsammlung des Museums geht im Kern auf die 1825 begonnene Sammlung des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens zurück[5] und enthält vorrangig Münzen und Medaillen aus Westfalen und der Region sowie römische Münzen und solche aus der Zeit der Ottonen und Salier (10./11. Jahrhundert). Das Münzkabinett (rund 130.000 Objekte von der Antike bis zur Gegenwart: Münzen, Medaillen, Papiergeld, Prägestempel, Siegel und Siegelabdrücke) bearbeitet auch Münzfunde in Westfalen.
Die Bibliothek des Museums umfasst über 130.000 Bücher, deren ältestes aus der Zeit um 900 nach Christus stammt.[6]
Im November 2009 hat die Bundesregierung das Gemälde Siesta am Hofe der Mediceer von Hans Makart aus dem Bestand des Landesmuseums im Rahmen der Restitution von NS-Raubkunst an die Erbin der ehemaligen Besitzerin zurückgegeben. Die vom NS-Regime verfolgte jüdische Eigentümerin war 1940 gezwungen gewesen, das Werk zu verkaufen, hatte aber über den Verkaufserlös nicht frei verfügen können. Das Kunstwerk befand sich seit 1966 als Leihgabe des Bundes im Landesmuseum. Das Museum hat nach der Rückgabe Kontakt zu der rechtmäßigen Besitzerin aufgenommen, um das Werk zu kaufen.[7]
Auch die rechtmäßigen Besitzer des Gemäldes Romantische Landschaft mit Ruine von Carl Blechen wurden ermittelt und das Bild an sie zurückgegeben. Es stammte aus der Kunstsammlung des jüdischen Kaufmanns Julius Freund in Berlin, der 1939 nach England emigrierte. Nach seinem Tod ließen seine Erben das Bild 1942 in der Schweiz versteigern. Das Museum konnte das Gemälde mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder von den in Kanada lebenden Erben im Jahr 2010 erwerben.[8]
Große Ausstellungen haben in den letzten Jahren Hunderttausende von Besuchern angezogen.[3]
Die Retrospektive von Chaim Soutine (1981/1982) gilt auch heute noch als Standard. Die August-Macke-Ausstellung (1987) hat mit ihren über 400.000 Besuchern das Phänomen der erfolgreichen Sonderausstellungen mitbegründet.[3] Die Retrospektive des US-amerikanischen Malers Ellsworth Kelly (1992), die Münster in Kooperation mit dem Centre Georges-Pompidou in Paris und der National Gallery of Art in Washington erarbeitet hat, wurde in den Medien als ein hervorragendes Beispiel für internationale Kooperationen genannt.
Das LWL-Museum sieht seine Hauptaufgaben im Bewahren, Sammeln, Forschen und Vermitteln sowie als regionaler Identitätsstifter.[16]
Ein begleitendes Kulturprogramm des Museums umfasst Künstlergespräche, Vorträge, Podiumsdiskussionen, Konzerte und Performances, Familientage, eine Nacht für Schüler und Studierende sowie Veranstaltungen wie die „Lange Nacht“, in der das Museum bis 24 Uhr geöffnet ist.[17] In den Jahren 2008 und 2014 gab das Museum zwei Bühnenwerke bei dem Autor und Regisseur Zeha Schröder in Auftrag, die vom Theater Freuynde + Gaesdte als Parcours durch die Ausstellungsräume inszeniert wurden. Die „FilmGalerie“ wurde 2005 mit dem Ziel gegründet, im LWL-Museum einen Ort für den Film als eigenständige Kunstgattung zu schaffen und die filmische Bildsprache einem breiten Publikum näherzubringen. In Kooperation mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der Katholischen Filmkommission sowie dem LWL-Medienzentrum für Westfalen zeigt das Landesmuseum zweimal jährlich Filmreihen, die thematisch die Sammlungs- und Ausstellungspolitik des Museums aufnehmen oder eigenständige thematische Schwerpunkte setzen.[18]
Förderer des Museums sind der Freundeskreis des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte e. V., die Provinzial Stiftung LWL-Landesmuseum, die Stiftung kunst³ sowie die Gesellschaft zur Förderung der westfälischen Kulturarbeit.
Durch die Errichtung des heutigen Museumsneubaus verloren einige architekturbezogene Werke der Kunst am Bau, die für den Vorgängerbau konzipiert wurden, ihre ursprüngliche Platzierung. Das Werk Zwei Supraporten von Josef Albers, das sich zuvor über dem Haupteingang des Landesmuseums befand, wurde auf eine Seitenwand des Gebäudes versetzt. Besondere Irritation löste die Veränderung der Silbernen Frequenz von Otto Piene aus. Kritiker sehen in der Integration des großformatigen Logos des Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Pienes Lichtinstallation eine Vereinnahmung der Kunst als Werbeträger.[20]
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