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ehemaliger Landkreis in Schleswig-Holstein Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Kreis Rendsburg war von 1867 bis 1970 ein Kreis in Schleswig-Holstein.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten (Stand 1970) | ||
Koordinaten: | 54° 18′ N, 9° 40′ O | |
Bestandszeitraum: | 1867–1970 | |
Bundesland: | Schleswig-Holstein | |
Verwaltungssitz: | Rendsburg | |
Fläche: | 1.508,88 km2 | |
Einwohner: | 166.500 (30. Jun. 1968) | |
Bevölkerungsdichte: | 110 Einwohner je km2 | |
Kfz-Kennzeichen: | RD | |
Kreisschlüssel: | 01 0 41 | |
Kreisgliederung: | 131 Gemeinden | |
Landrat: | Carl Jacobsen | |
Lage des Kreises Rendsburg in Schleswig-Holstein | ||
Der Kreis lag im Norden des Landesteils Holstein.
Der Kreis grenzte Anfang 1970 im Uhrzeigersinn im Nordwesten beginnend an die Kreise Schleswig und Eckernförde, an die kreisfreie Stadt Kiel, an den Kreis Plön, an die kreisfreie Stadt Neumünster sowie an die Kreise Segeberg, Steinburg, Süderdithmarschen und Norderdithmarschen.
Der Kreis Rendsburg wurde 1867 als einer von 20 Kreisen der preußischen Provinz Schleswig-Holstein konstituiert.[2] Bereits 1878 kam mit Büdelsdorf und den meisten Gemeinden der heutigen Ämter Hohner Harde und Fockbek ein Teil des Kreises Eckernförde zum Kreis Rendsburg hinzu.
Mit der Verordnung über die Neugliederung von Landkreisen vom 1. August 1932 wurden 29 Gemeinden des aufgelösten Kreises Bordesholm in den Kreis Rendsburg eingegliedert.[3] Die Gemeinde Suchsdorf schied am 1. April 1958 aus dem Kreis aus und wurde Teil der kreisfreien Stadt Kiel. Carl Jacobsen (1910-1985), bis zum Kriegsende regimetreuer Nationalsozialist[4], war der letzte Landrat des Kreises Rendsburg und der erste Landrat des Kreises Rendsburg-Eckernförde.
Im Kreis Rendsburg waren die Nationalsozialisten genauso aggressiv aktiv, wie in anderen Kreisen Schleswig-Holsteins. Die Nazi‐Netzwerke funktionierten auch noch nach 1945, beispielsweise in der Staatsanwaltschaft.[5] Wilhelm Hamkens, ab 1. August 1930 erster NSDAP-Kreisleiter, dann Landrat des Kreises Rendsburg (1933) und ab 1938 Regierungspräsident in Schleswig, war ein Nationalsozialist der ersten Stunde. Er hatte entscheidenden Anteil am Aufstieg der NSDAP im Kreis Rendsburg. Bereits bei der Kreistagswahl vom 17. November 1929 war er Spitzenkandidat der NSDAP, die mit 14,6 % der Stimmen zur drittstärksten Kraft wurde. Hamkens Aufstieg in der Partei wurde nach einem Besuch Adolf Hitlers bei einer Gauführertagung in Rendsburg am 9. August 1930 nahezu unaufhaltsam. Sein ‚Führer‘ übernachtete in Hamkens Villa in Hohenweststedt, und Hamkens chauffierte ihn am nächsten Tag zu einer Parteiveranstaltung in Kiel. Bei den Kommunalwahlen vom 12. März 1933 errang die NSDAP 19 von 28 Sitzen und damit die absolute Mehrheit.[6] Hamkens machte in den folgenden Jahren von der Möglichkeit, seine Gegner in ‚Schutzhaft‘ nehmen zu lassen reichlich Gebrauch. Als Regierungspräsident von Schleswig war er ab 1938 verantwortlich für die NS-Politik in seinem Wirkungskreis, inklusive der Judenpogrome in der ‚Reichskristallnacht‘ sowie für die bald darauf anlaufende Deportation jüdischer Bürger in die Vernichtungslager.[7] Bei der Reichstagswahl 1938, die mit einer Volksabstimmung verbunden war, gaben 94 % der wahlberechtigten Bürger Rendsburgs ihre Stimme für Adolf Hitler ab. Durch Ausschaltung der politischen Gegner, massive Propaganda, Belebung der Wirtschaft im Rahmen der Aufrüstung, außenpolitische Erfolge, aber auch Druck und Einschüchterung war es dem NS-Staat gelungen, die Bevölkerung für sich zu gewinnen.[8]
Hamkens Weggefährte Heinrich Carl übernahm 1933 das Amt des NSDAP-Kreisleiters. Nach der Eroberung des Baltikums durch die deutsche Wehrmacht und der Errichtung des „Reichskommissariat Ostland“ war Carl als Gebietskommissar mitverantwortlich für die Massen-Vernichtung der Juden, u. a. in dem von ihm verwalteten Sluzk, einer Kreisstadt im Gouvernement Minsk im Oktober 1941.[9]
Unterdessen ging die Kriegsproduktion dank des Einsatzes von Zwangsarbeitern auch im Kreis Rendsburg voran. Im Jahre 1943 waren in Rendsburg und Umgebung über 8.000 Zwangsarbeiter, Zwangsarbeiterinnen und Kriegsgefangene beschäftigt. Sie wurden im Nazi-Jargon „Ostarbeiter“ genannt, durch die drei Buchstaben „OST“ auf der Kleidung öffentlich gekennzeichnet, und kamen überwiegenden aus der Sowjetunion und Polen, aber auch aus Frankreich, den Beneluxstaaten, Skandinavien, der Tschechoslowakei und Italien. Sie arbeiteten unter erniedrigenden und ausbeuterischen Bedingungen in Rüstungsunternehmen wie der Carlshütte in Büdelsdorf, wo 1943 mehr Zwangsarbeiter als regulär Beschäftigte rekrutiert und in Lager gepfercht wurden, in der Landwirtschaft oder im Haushalt, oft mehr als 12 Stunden täglich, sieben Tage in der Woche. Viele von ihnen starben unter diesen Arbeitsbedingungen und wurden auf den Waldfriedhöfen in Osterrönfeld und Büdelsdorf bestattet.[10]
Nicht nur die ‚Juden‘, auch die mit ihnen liierten Bürger wurden weiterhin verfolgt. Im Kreis Rendsburg gab es mehrere Paare die in Mischehen lebten. Als Mischehe bezeichnete das NS-Regime Ehen von „deutschblütigen“ Partnern mit Juden. Sie wurden als Person herabgewürdigt, in ihrer Erwerbstätigkeit eingeschränkt und durch Vorschriften in ihrer Lebensführung gegängelt. Die als „jüdisch“ eingestuften Ehepartner blieben jedoch zumindest bis kurz vor Kriegsende von Deportationen verschont und entgingen so meist dem Holocaust. Die Angst vor Misshandlung und Deportation war aber oft so groß, dass sie viele in sog. 'nicht-privilegierten Mischehen‘ Lebende in den Selbstmord trieb. So z. B. im Dezember 1941 den Rendsburger Chirurgen Dr. Ernst Bamberger, der sich nach Entzug seiner Approbation und seiner chirurgischen Klinik, wegen der Anfeindungen in das Dorf Remmels zurückgezogen hatte. Als ‚privilegiert‘ galt eine jüdische oder nichtarische Ehefrau eines arischen Mannes, wenn deren Kinder als Mischlinge ersten oder zweiten Grades anzusehen waren (also nicht als Volljuden) oder die Ehe kinderlos war. Aber selbst Partner privilegierter Mischehen hatten spätestens ab Januar 1945 mit einer Deportation ins KZ Theresienstadt zu rechnen.[11]
Die Ahndung und Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen, einschließlich der Judenverfolgung in Schleswig-Holstein (1933–1945) nach dem Krieg ließ besonders in Schleswig-Holstein zu wünschen übrig. Die meisten Täter wurden entweder freigesprochen oder nach kurzer Haft entlassen. In der Ahnengalerie des Kreises Rendsburg-Eckernförde im Verwaltungshaus Rendsburg befanden sich bis 2014 unkommentiert Bilder ehemaliger Nazi-Landräte aus dem Altkreis Rendsburg, z. B. Walter Hamkens und Julius Peters. Die Stadt Nortorf entschloss sich erst 2013, Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde abzuerkennen.[12]
Durch die schleswig-holsteinische Kreisgebietsreform vom 26. April 1970 wurde der größte Teil des Kreises Rendsburg mit dem Kreis Eckernförde zum neuen Kreis Rendsburg-Eckernförde mit Sitz in Rendsburg vereinigt.[13] Die Gemeinden Aasbüttel, Agethorst, Besdorf, Bokelrehm, Bokhorst, Gribbohm, Holstenniendorf, Nienbüttel, Nutteln, Oldenborstel, Puls, Schenefeld, Siezbüttel, Vaale, Vaalermoor, Wacken und Warringholz aus dem Süden des Kreisgebietes kamen zum Kreis Steinburg. Die Gemeinde Einfeld wurde Teil der kreisfreien Stadt Neumünster und die Gemeinde Russee Teil der kreisfreien Stadt Kiel.
Vor seiner Auflösung am 26. April 1970 gehörten dem Kreis Rendsburg zuletzt die folgenden 131 Gemeinden an:
Die folgenden Gemeinden des Kreises Rendsburg wurden während seines Bestehens in andere Gemeinden eingegliedert:[22]
Gemeinde | eingemeindet nach |
Datum |
---|---|---|
Bargfeld | Aukrug | 31. Dezember 1969 |
Böken | Aukrug | 31. Dezember 1969 |
Bünzen | Aukrug | 31. Dezember 1969 |
Ehlersdorf | Bovenau | 1. April 1938 |
Glüsing | Hohenwestedt | 1. Oktober 1938 |
Großenbornholt | Bornholt | 1. April 1938 |
Hademarschen | Hanerau-Hademarschen | 1. April 1938 |
Hanerau | Hanerau-Hademarschen | 1. April 1938 |
Homfeld | Aukrug | 31. Dezember 1969 |
Innien | Aukrug | 31. Dezember 1969 |
Julianenebene | Hohn | 1. April 1938 |
Liesbüttel | Steenfeld | 1. April 1938 |
Lütjenbornholt | Bornholt | 1. April 1938 |
Maisborstel | Todenbüttel | 1. April 1938 |
Ohe | Schülldorf | 1. April 1939 |
Ohrsee | Gokels | 1. April 1938 |
Oersdorf | Bendorf | 1. April 1938 |
Pemeln | Steenfeld | 1. April 1938 |
Sprenge | Rumohr | 1. April 1938 |
Suchsdorf | Kiel | 1. April 1958 |
Thienbüttel | Nortorf | 1. April 1938 |
Vaasbüttel | Hohenwestedt | 1. April 1938 |
Bis zu ihrer Auflösung in den 1920er Jahren gab es im Kreis Rendsburg außerdem mehrere Gutsbezirke.[23]
Am 1. Juli 1956 wurde dem Kreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen RD zugewiesen. Es wird im Kreis Rendsburg-Eckernförde durchgängig bis heute ausgegeben.
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