Kloster Preetz
Kloster in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Kloster Preetz wurde 1211 oder 1212[1] unter dänischer Herrschaft in Holstein als ein Benediktinerinnenkloster gegründet. In den ersten Jahren nach der Gründung erlebte der Konvent mehrfach einen Ortswechsel, bis er 1261 in Preetz seinen endgültigen Sitz fand.
Der Klosterbereich war von den Bächen Mühlenau und Schwentine sowie von einem künstlich angelegten Graben umschlossen und dadurch gesichert. Neben den Wohngebäuden und der Klosterkirche verfügte das Kloster über einen Wirtschaftshof mit Scheunen, Kuh-, Pferde- und Schafställen, einer Wassermühle und zahlreichen Nebengebäuden. Diese Wirtschaftseinrichtungen bestanden bis zur Vernichtung des Wirtschaftshofes durch Brandstiftung im Jahr 1959.[2]
Im Zuge der Reformation wurde 1542 das Kloster in ein adliges Damenstift der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft umgewandelt, das seitdem in dieser Form besteht. Für die Nonnen, die das Kloster verließen, wie auch die adligen Damen, die in das Stift eintraten, wurden mehrere Häuser auf dem Klostergelände in lockerer Bebauung errichtet. Bis ins 20. Jahrhundert kamen weitere Häuser hinzu. Zum Kloster gehört ein ausgedehntes Waldgebiet in Pohnsdorf nahe Kiel, der Klosterforst Preetz.[3][4] Die gesamte Region zwischen Ostsee, Passader See und Selenter See wird bis heute Probstei genannt, weil sie jahrhundertelang vom Preetzer Klosterprobst verwaltet wurde und bis heute vom Amt Probstei.
Die Gesamtanlage des Klosters sowie sämtliche Klostergebäude stehen unter Denkmalschutz.[5][6]
Die Erstgründung des Benediktinerinnenklosters zu Preetz in der Diözese Lübeck wird um 1210 unter dem dänischen Statthalter in Holstein Graf Albrecht von Orlamünde, Sohn der Schwester Königs Waldemar II. angenommen. Die Zeit der Gründung geht aus den Aufzeichnungen des von Propst Bockholt veranlassten Registers aus dem Jahr 1286 hervor (siehe Abschnitt Bockholtsches Register). Demnach übergab Herdericus, der Pfarrer der Stadtkirche Preetz, die Pfarrkirche der Ortschaft Graf Albrecht, um dort ein Nonnenkloster einzurichten. Herdericus wurde der erste Klosterprobst. Eine Stiftungsurkunde ist jedoch nicht vorhanden, die erste urkundliche Erwähnung eines Nonnenklosters in Preetz stammt vom 4. April 1220. Graf Albrecht erteilte dem Kloster 1221/22 zahlreiche Privilegien wie die Gerichtsbarkeit über die Hörigen und stattete es mit Einkünften und einem großen, unbesiedelten Waldgebiet aus, das sich vom Honigsee westlich von Preetz bis zur Kieler Förde erstreckte.[7] Der Lübecker Bischof Bertold übertrug dem Kloster Rechte an der Pfarrkirche und den Zehnt aus dem Kirchspiel Preetz und aller künftig auf dem überlassenen Gebiet entstehenden Kirchspielen und räumte ihm die Archidiakonatsgewalt ein.[8] 1224 wurde das Kloster Campus beate Marie (= Marienfeld) genannt. Es war also der Gottesmutter Jungfrau Maria geweiht.[9] 1223 begannen die Schauenburger Grafen mit Unterstützung der Truppen der Städte Lübeck und Hamburg gegen den dänischen König ihre im Jahr 1203 an die Dänen verlorenen Gebiete wieder zurückzuerobern. 1225 konnten sie Graf Albrecht gefangen nehmen und 1227 in der Schlacht von Bornhöved den dänischen König besiegen. Noch vor der entscheidenden Schlacht übertrug der Schauenburger Adolf IV. bereits 1226 dem Kloster ein nahezu 4000 Hektar großes Wald- und Wiesengebiet sowie Siedlungsland nordöstlich der Kieler Förde.[2] Mit dieser Stiftung stellte er sich selbst als Gründer dar.[10] Die ersten Konventsgebäude standen vermutlich direkt neben der Pfarrkirche. Doch bereits 1232 wurde das Kloster zum ersten Mal verlegt. Um 1230 zogen die Nonnen nach Erpesvelde, etwa 4 km westlich von Preetz. Am 26. August 1236 bestätigte Papst Gregor IX. den Preetzer Frauenkonvent und schrieb erstmalig davon, dass die Nonnen der Regel des heiligen Benedikt folgen.[11] Um 1240 siedelte der Konvent für einige Jahre in die Probstei nach Lutterbek um, wo in der Nähe vom Lübecker Bischof in Karcenhagen (Probsteierhagen) eine Kirche errichtet wurde. Unter Propst Fredericus (amt. 1246–1251) kehrten die Nonnen nach Preetz an die Stadtkirche zurück, von wo aus sie um 1260 an den heutigen Standort umzogen,[12] wo sofort mit dem Bau einer Klosterkirche begonnen wurde.
Der Sage nach erschien Graf Albrecht von Orlamünde, als er bei der Jagd unter einer großen Eiche einem Hirsch gegenüberstand, ein Zeichen, das er deutete, dass der Ort heilig sei. An diesem Ort ließ er das Kloster errichten. Die Eiche auf dem Klosterhof soll noch aus der Zeit der Gründung des Preetzer Klosters stammen, als rundherum noch Wald war. Untersuchungen im Jahr 1999 zufolge beträgt das Alter dieses Baumes allerdings etwa 450–500 Jahre, was nicht ganz mit dem Gründungsjahr zusammenpasst.[13]
Im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts erfreute sich das Kloster dank seiner reichen Ausstattung großen Zuspruchs. In einem Kontrakt vom 21. Januar 1286, der die Einkünfte zwischen Propst, Konvent und Priorissa (Priorin) regelt, wurde die Anzahl der Nonnen unter Verweis auf eine Anordnung von Bischof Burchard von Serken auf 70 beschränkt. Erstmals ist von einer Priorin (bei den vier ritterschaftlichen Damenstiften in Schleswig-Holstein traditionell Priörin genannt) die Rede.[14] Aus dem Jahr 1286 datiert auch das Register des Propstes Conradus Bockholdt, das Registrum praepositorum et conventus in Porez. Es belegt als exakte Fleißarbeit kluge und umsichtige Amtsführung und ist zumal im Blick auf die Anfänge des Klosters als Quelle von hohem geschichtlichen Wert anzusehen. Mit Zusätzen versehen, wurde das Registrum bis ins 16. Jahrhundert fortgeschrieben.
1306/07 wurde die Klosterkirche durch einen Brand schwer beschädigt und anschließend bis in die 1330er Jahre neu aufgebaut. 1307 stiftete Johann II. von Holstein-Kiel eine Vikarie für seine verstorbene Mutter Elisabeth, sich selbst und seine Familie und ließ sie ausstatten.[15] Im Jahr 1316 schlossen die Nonnen eine Gebetsverbrüderung mit dem Zisterzienserkloster Rüde.[16]
Während des 25-jährigen Krieges der Holsteiner mit dem dänischen König Erich von Pommern von 1415 bis 1440 unterstützte das Kloster genötigt die gräfliche Kriegsführung durch Einwilligung in die Heeresfolge der Hintersassen, die Gestellung von Pferden und Wagen sowie Getreidelieferungen. Die Kriegszeit zehrte auch an der Substanz des Klosters bis hin zur „Lockerung der Sitten“. 1437 verbot der Lübecker Bischofsvikar Johannes Berthold den Preetzer Nonnen unter Androhung der Exkommunikation „allen Umgang mit den Männern“.[17] Die Klosterschule muss trotzdem einen guten Ruf gehabt haben, überliefert sind von 1416 bis 1491 die Namen von Schülerinnen, die meist dem Adel oder Lübecker Patrizierfamilien entstammten.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts sind Reformbemühungen im Preetzer Konvent greifbar, die denen der Bursfelder Kongregation nahestehen, die also vor allem die „Rückkehr zur Regel“ und zur ursprünglichen benediktinischen Spiritualität verfolgten. Der Lübecker Bischof Albert II. Krummendiek stattete dem Kloster Preetz 1488 seinen Besuch ab, um den damals neuen Altar im Nonnenchor der Kirche zu weihen. Bei Visitationen durch Abt Heinrich vom Benediktinerkloster Cismar, Primas Andreas vom Augustinerchorherrenstift Bordesholm und die beiden Adligen Benedikt Pogwisch und Ove Rantzau wurden 1491 einige Missstände aufgedeckt. Beschlossen wurde daraufhin die Vermeidung aller unnützen Ausgaben.
Für Klöster bestand auch die Verpflichtung, den Landesherren samt Gefolge zu beköstigen. Als 1490 die Landesteilung zwischen König Hans von Dänemark und Herzog Friedrich erfolgte, fiel das Kloster Preetz dem König zu, „daß es ihn bewirte“.[18] 1519 erwarb das Kloster das Dorf Barmissen und erlangte damit die größte Ausdehnung seines Grundbesitzes.[19] 1526 besuchte König Friedrich I. das Kloster. Es war die Zeit, als die Reformation in Dänemark und in den Herzogtümern Schleswig und Holstein an Boden gewann.
Im Zuge der Reformation predigte bereits 1526 ein evangelischer Prediger im Kloster.[13] Seinen Status als Benediktinerinnenkonvent verlor das Kloster aber unter König Christian III., der nach Annahme der Kirchenordnung 1542 am 21. März 1542 die Rechte des Klosters mit der Auflage bestätigte, dass die Kirchenordnung ungekrencket bleibe. Die Klosterverfassung blieb weitgehend bestehen. Den Nonnen wurde freigestellt, das Kloster zu verlassen. Der erste eindeutig evangelische Propst war Wulf von Rantzau. Die erste Priorin, die das Kloster im Sinne der neuen Kirchenordnung leitete, hieß Dorothea von Rantzau. Schon zu katholischer Zeit waren die Nonnen überwiegend Angehörige des holsteinischen Adels, was nach der Reformation die Umwandlung in ein adliges Damenstift bis 1566 erleichterte.
Neben den Nonnenklöstern Itzehoe, Uetersen und St. Johannis vor Schleswig wurde auch das Preetzer Kloster eine Stiftung für Töchter des eingeborenen schleswig-holsteinischen Adels (Equites Originarii) sowie derjenigen Adelsfamilien, die in die schleswig-holsteinische Ritterschaft formell aufgenommen (rezipiert) worden waren. Die Ritterschaft konnte die Güter der vier Nonnenklöster im Wesentlichen zusammenhalten. Am Bestand der Jungfrauenklöster rüttelte Christian III. von Dänemark nicht. Der Bestand war schon mehrmals, 1533 durch Bestätigung der Privilegien, 1541 in einer Anweisung zur Visitation und 1542 in der Kirchenordnung garantiert worden. So blieb der Besitz der Klöster bei ihrer Umwandlung in evangelische Damenstifte unangetastet.
Für das Kloster in Preetz wurde die Höchstzahl der Konventualinnen einschließlich der Priorin auf 40 festgesetzt.
Obwohl sich auch das Preetzer Kloster längst vom ursprünglichen Auftrag entfernt hatte und sich zur Versorgungsanstalt für Töchter adliger Familien entwickelt hatte, bewirkte die Umwandlung in ein adliges Damenstift nur wenige Veränderungen in seiner Ordnung, rechtlichen Stellung und im Alltag. Auch der geistliche Auftrag blieb der gleiche: der gemeinschaftliche Gottesdienst und das Gebet, die Erziehung junger Mädchen zu Gottesfurcht und guten Sitten in der Schule. Neu war: die Konventualinnen durften heiraten.
1590 und noch einmal 1610 sicherte die Landesherrschaft den Fortbestand des Damenstifts zu. 1620 und 1625 erließ Christian IV. zwei Klosterordnungen, die am 18. Oktober 1636 durch die ausführliche Revidierte Closterordnung ersetzt und 1637 nach Einwänden der Ritterschaft nochmals ergänzt wurde. So dienen die adligen Damenstifte bis heute der Versorgung unverheirateter Töchter des Adels.
Zur Finanzierung diente der umfangreiche Besitz. Hierzu gehörte der Klosterhof mit dem Hoffeld, der Flecken Preetz, die Kirchdörfer Elmschenhagen und Kirchbarkau, dem Dorf Taasdorf und einem Teil des Dorfes Gadeland. Hinzu kam die Probstei mit den Kirchdörfern Schönberg und Probsteierhagen. Das Damenstift war auch Patrimonialgericht über diesen Besitz zu dem 7681 Einwohner im Jahr 1855 zählten. Dazu kam noch indirekter Besitz. Der Kirche St. Katharinen in Kirchbarkau gehörte das Gehöft Ovendorf. Mit dem Übergang an Preußen endete 1867 die Patrimonialgerichtsbarkeit und die Gerichtsfunktion ging auf das Amtsgericht Preetz über.[20]
Vom ursprünglichen Klosterbesitz sind etwa 1600 Hektar Land und Waldbesitz geblieben. Zum Erhalt und zur Pflege von Klosterkirche und -gebäuden wurde 1981 die „Gesellschaft der Freunde des Klosters Preetz“ gegründet, deren Hauptaufgabe es laut Satzung ist, „den Erhalt und die Pflege der Kunstschätze des Klosters Preetz, insbesondere der im Kloster befindlichen Kirche, zu fördern und hierfür das Interesse der Bürger und Besucher zu wecken“.[21][13]
Die ersten Klosterbauten entstanden unter Propst Johannes. Dazu gehörte auch eine zwischen 1268 und 1280 erbaute Klosterkirche. Die Nachricht über vier ständig brennende Lampen in Chor, Dormitorium, Kapelle und Kreuzgang aus dem Jahr 1286 lässt auf eine funktionsfähige Anlage spätestens in dieser Zeit schließen. 1306/07 verbrannten dann jedoch Teile des Klosters; der Umfang der Zerstörung ist schwer abzuschätzen.[22] Der Wiederaufbau der Klosterkirche in heutiger Gestalt begann vermutlich unmittelbar nach dem Brand, wie finanzielle Unterstützung in Form von Zehnterlässen sowie die Erlaubnis Bischof Burchards, 70 Konventualinnen aufzunehmen, um die Baulast zu bezahlen, nahelegen. Aufgrund politischer Unruhe in der Familie der Grafen von Holstein-Kiel sind Bauverzögerungen und -aussetzungen bis etwa 1321 anzunehmen, sodass der forcierte Wiederaufbau bzw. Ausbau der Klosterkirche für die 1320er und 1330er Jahre zu veranschlagen ist.[23] Dazu hatte Bischof Heinrich II. von Lübeck 1330 und 1331 Ablässe ausgeschrieben.[24]
Unmittelbar an die Nordwand der Kirche schloss sich der ehemalige Klausurbezirk an mit einem großen Innenhof, dem Kreuzgang mit zwei Zugängen zur Kirche, dem Kapitelsaal, dem Refektorium (heute das Haus Klosterhof 19) mit der Predigerbibliothek (siehe gleichlautenden Abschnitt), einer Küche und den Räumen mit den Zellen der Nonnen. Hierzu sind verschiedene Grundrisse des Klausurbezirks aus dem 18. und 19. Jahrhundert überliefert, jedoch keine Ansichten von den Gebäuden. Wegen Baufälligkeit wurden die Klausurgebäude bis auf das Refektorium (sog. Winterkirche) um 1847 bis 1849 abgerissen.[2]
Ende des 15. Jahrhunderts wurden unter Leitung der Priorin Anna von Buchwald alte Gebäude erneuert und Räume heizbar gemacht. Das um 1497 fertiggestellte große Siechenhaus für Kranke und Alte wurde über Holsteins Grenzen hinaus bekannt. Baureste scheinen sich im Haus 7 am heutigen Klosterhof erhalten zu haben.
In der Folge der Umwandlung des Klosters in ein adliges Damenstift wurden vom 16. bis zum 18. Jahrhundert mehrere Damenhäuser mit eigenem Hausstand sowie im 19. Jahrhundert die Häuser der Priorin und des Propstes und weitere Gebäude errichtet. Bis zur Auflösung des Gutsbezirkes 1927 gehörten die zwölf von adligen Familien errichtet Konventualinnenhäuser zur Klosteranlage. Neben den im parkähnlichen Gelände teils aus Backstein, teils in Fachwerk oder in Mischbauweise errichteten Häuser der Konventualinnen ragt besonders das Priorinnenhaus (Klosterhof 6) hervor. Der zweigeschossige Putzbau mit flachem Satteldach und Dreiecksgiebel mit Rankenwerk wurde 1847 erbaut. Das größte Gebäude ist das von 1838 bis 1839 errichtete Propstenhaus (Klosterhof 8), ein dreigeschossiger Putzbau mit Stilmerkmalen toskanischer Frührenaissance. Das Torhaus (Klosterhof 1) an der Kieler Straße ist ein zweigeschossiger Breitbau mit Torrisalit mit Pilastern, Korbbogenöffnung und flachem Dreiecksgiebel von 1737. Die zum Wirtschaftshof gehörenden Gebäude brannten durch Brandstiftung in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1959 ab[25] und wurden nur zum Teil 1960 wieder errichtet (Neues Torhaus, Klosterhof 2a).[26][2]
Die jetzige Klosterkirche, eine dreischiffige gotische Stutzbasilika aus Backsteinen, wurde zu großen Teilen um 1320/35 erbaut. Die Holzbalken des Dachstuhls sind dendrochronologisch auf die Zeit um 1325 datiert, das Holz wurde also frühestens um 1320 und spätestens um 1330 geschlagen. 1327 bestimmte Otto von Pogwisch testamentarisch 10 Mark zum Bau des Chorgestühls, sodass anzunehmen ist, dass weite Teile der Kirche bereits fertiggestellt waren und liturgische Orte eingerichtet und der Kirchraum ausgestattet werden konnte.[23]
Die backsteinerne Kirche wird von einem hohen, nach Westen halbabgewalmten Satteldach überdeckt. Der barocke Dachreiter ist eine Zutat von 1783. Das schlichte Äußere wird durch kräftige Stützpfeiler geprägt.
Das nördliche Seitenschiff mit den drei Portalen, langgezogenen Spitzbogenfenstern und dem Kreuzgesims wurden von 1885 bis 1889 vollständig – aber nicht historisch getreu – erneuert. Das Nordschiff der Kirche bildete einst den Südflügel des anschließenden Kreuzgangs.[27] Der Neubau wurde notwendig, da die Nordwand der Kirche sich in einer gefährlichen Schieflage befand. Hierzu ist noch eine Konstruktionszeichnung des Architekten Josef Eduard Mose für den Abbruch und Neubau von 1886 sowie eine Photographie der Nordseite Kirche nach dem Abriss der Außenwand von 1877 erhalten.[2]
Das Innere der Klosterkirche wird bestimmt durch den hohen, lichten einjochigen Chor mit Fünfachtelschluss, in den das Mittelschiff mit seinen hohen, spitzbogigen Arkaden einmündet. Schmale Dienstbündel tragen die Kreuzrippengewölbe. Die Wand des Mittelschiffs wird oberhalb der Arkaden durch Blendfenster gegliedert. Der Nonnenchor in den drei östlichen Jochen des Mittelschiffs wird zusammen mit dem Chorjoch durch eine halbhohe Mauer gegen die als Laienkirche genutzten Seitenschiffe abgetrennt. Das Zusammenwirken von dämmrigem Nonnenchor und strahlendem Chorhaupt, dazwischen der barocke Altar von 1743, bewirken einen interessanten Raumeindruck.
Erhalten sind Reste des siebzigsitzigen gotischen Nonnenchorgestühls mit stabdurchteilten Rückwänden, Teile der Klappsitze und die beiden Ostwangen aus der Zeit um 1330.[28] Die gotischen Schnitzwerke zeigen Maß- und Rankenwerk, kleine Figuren und Wappen. In den 1460/70er Jahren und um 1490 wurde hinter den 70 Sitzen des Chorgestühls eine Bilderbibel aus 137 Tafelbildern in zwei Reihen übereinander angefertigt. Auf die Rückwand des westlichen Mittelfeldes wurde ein spätgotisches Bild des Gnadenstuhls gemalt. Im mittleren 17. Jahrhundert wurden die Bilder des späten 15. Jahrhunderts mit Szenen aus dem Alten Testament und aus dem Leben von Jesus Christus übermalt.[2] Beim Einbau der barocken Logen mit Polsterbänken und einiger Türen wurden mehrere Bildfelder aus dem Gestühl gesägt.
Zu den mittelalterlichen Ausstattungsstücken gehören ein Christus auf dem Palmesel (um 1280/1300), ein Christus in der Rast, wohl eine Lübecker Arbeit zwischen 1420 und 1430, ein kreuztragender Christus (Mitte des 15. Jahrhunderts), ein steinernes Vesperbild (1420/30) und ein Triumphkreuz (um 1490); erhalten haben sich auch zwei Assistenzfiguren (um 1515), die jedoch nicht zum überlieferten Triumphkreuz gehören.[29] Das Votivbild mit Gregorsmesse (Öl auf Holz) stammt vom Anfang des 16. Jahrhunderts und wurde mehrfach übermalt.[30]
Im Chorhaupt stand der spätgotische Hochaltar mit zentraler Marienkrönung (ca. 1425–1430), der sich heute in der Sammlung mittelalterlicher Retabel im Nationalmuseum in Kopenhagen befindet und dessen Malereien auf den Flügelaußenseiten zuletzt dem Werkstattumkreis des sogenannten Meisters Francke, insbesondere dem Thomas-Retabel der Hamburger Dominikanerkirche, zugeordnet wurden.[31] Er wurde 1743 von Theodor Schlichting durch den spätbarocken Hochaltar mit Pfeiler-Säulen-Aufbau und dem zentralen Bild der Verklärung Christi, einer qualitätvollen Raffael-Kopie, ersetzt. Ein Altaraufsatz mit zentraler Verkündigung an Maria (um 1515/20) ist ebenfalls nach Kopenhagen verkauft worden.[32] Im Westen des Langhauses an der Schranke des Nonnenchores steht auf einem 1360 von Bertram Cremon geweihten und in seiner Position veränderten Altar ein zweifach wandelbares Flügelretabel aus dem frühen 16. Jahrhundert.[33]
Von den mittelalterlichen Vasa sacra haben sich zwei Messkelche erhalten: Einer (heute Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf, Inv. Nr. 1990/273) stammt aus der Mitte oder dem 3. Viertel des 13. Jahrhunderts und ist der älteste erhaltene Messkelch in Schleswig-Holstein.[34][35][36] Er ist reich mit Edelsteinen und Filigran verziert. Auf seinem Fuß zeigen fünf reliefierte Medaillons Szenen aus dem Leben Jesu. Die Matrizen von vier dieser Reliefs wurden auch am Kelch in Wewelsfleth verwendet. Weitere ähnliche Kelche sind der Heribertkelch aus St. Aposteln in Köln (2. Viertel des 13. Jahrhunderts), ein Kelch aus Basel (1246–1262) und in der Kirche St. Marien und Andreas in Rathenow (niedersächsisch, Mitte des 13. Jahrhunderts). War in der Forschung lange Zeit der Kelch im Benediktinerinnenkloster in Bergen auf Rügen als Schwesterstück derselben Lübecker Werkstatt angesehen worden, so stellte sich dieses Stück als Fälschung aus der Zeit um 1868 heraus.[37] Ein anderer Kelch im Kloster Preetz mit Sechspassfuß datiert in das dritte Viertel des 15. Jahrhunderts; sein Fuß ist mit einem Kreuzigungsrelief verziert.[38]
Die erhaltene Textilkunst des Klosters gelangte aus konservatorischen Gründen als Dauerleihgabe in das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottorf. Aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammt ein reich ornamentierter Wandbehang mit bildlichen Darstellungen in drei Registern, der der Nonne M. Schinkel zugeordnet werden kann und in Preetz selbst hergestellt wurde.[39] Daneben haben sich Seidenstoffbahnen mit Rapportornamentik aus dem 14. Jahrhundert erhalten. Sie wurden in Italien (Lucca?, Inv.-Nr. 1934/131 b) und Lübeck oder Köln (Inv.-Nr. 1934/131 a) gefertigt. Eine weitere Leinenstickerei aus dem 14. Jahrhundert (Inv. Nr. 1934/135) zeigt ein rautenförmiges Rapportmuster mit Fabeltieren. Darunter beschießt eine Gekrönte einen herztragenden Mann; gedeutet wurde die Szene als Ecclesia und Synagoge oder als Frau Minne mit einem Verliebten.[40] Besonders ist auch eine Tasche (um 1400, Inv.-Nr. 1989/2080) aus Seidensamt mit Applikationen aus vergoldeten Silberplättchen, Korallen, Fluss- und Glasperlen, auf die Silberbleche angebracht wurde; ein Blech zeigt einen gravierten Verkündigungsengel, dessen Stil in die Zeit um 1310 verweist.[41]
Im nördlichen Seitenschiff steht ein 1656 von Hans Gudewerth dem Jüngeren († 12. Februar 1671) aus Eichenholz gefertigter Schnitzaltar. Ursprünglich stand das unvollständig erhaltene Retabel in der Kirche in Dänischenhagen, 1844 wurde er vom Preetzer Kloster gekauft.[2]
Die Kanzel von Hans Gudewerdt dem Jüngsten ist aus dem Jahr 1674 und das Chorgitter, eine wertvolle Schmiedearbeit, von 1738. Die Kronleuchter sind aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Im nördlichen Seitenschiff sind auf der Grabplatte aus Kalksandstein der Priorin von Buchwald † 1710 noch Reste gotischer Umschrift zu erkennen.
Die Renaissance-Orgel ist ein Werk des Lübecker Orgelbauers Hans Köster, das Hauptwerk stammt aus dem Jahr 1573. Das Instrument wurde 1686 durch den Orgelbauer Ahasverus Schütze (Hamburg) 1686 erweitert, u. a. um ein Rückpositiv. Danach wurde die Orgel durch diverse Orgelbauer überarbeitet, u. a. durch die Orgelbauer August Wilhelm Bündig, Johann Georg Heßler und 1767 durch Johann Daniel Busch. 1838 hat der Orgelbauer Marcussen (Aabenraa) das Instrument im Stile der Frühromantik überarbeitet und ihm die heute noch erhaltene Gestalt gegeben. Die Orgel wurde zuletzt 1999 von Orgelbau Marcussen & Søn (Aabenraa) umfangreich restauriert; sie hat 25 Register auf zwei Manualwerken und Pedal.[42][6]
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Das von Propst Conradus Bockholt (Bocholt, Bucholz; amt. 1284/86–nach Mai 1286) veranlasste Register Registrum praepositorum et convenentus in Porenz enthält die Abschriften der Stiftungsurkunden, die Namen der Bischöfe, Verzeichnis der Pröpste des Klosters mit Angabe ihrer Herkunft und Taten, Verzeichnis der Priörinnen [sic!] und eine Liste der zur Grund- und Gerichtsherrschaft des Klosters gehörenden Dörfer und deren Abgaben. So hatte die Klosterobrigkeit im Gebiet der Probstei, das sich über 40 Dörfer sowie Walddörfer im Norden und Westen des Klosters bis an die Kieler Förde erstreckte, bis 1888 die Polizeigewalt und Gerichtshoheit.[2]
Das Register belegt die umsichtige Amtsführung und ist im Blick auf die Anfänge des Klosters als Quelle von hohem Wert. Später ist es, mit einigen Zusätzen versehen, bis ins 16. Jahrhundert fortgesetzt worden, wahrscheinlich von Propst Detlev von Sehestedt (Sehstede).[43]
Zu den Schätzen des Klosters zählen mittelalterliche Siegel. Das älteste Siegel mit Maria und Jesuskind führt die Umschrift: Sigillu(m) ecclesie i(n) ca(m)po s(an)c(t)e Marie. Diverse weitere mittelalterliche Siegelumschriften sind erhalten geblieben. Darunter auch ein Siegel des Propstes Tetbernus (1286–1296) mit der Umschrift: Sigillum Thitberni Praepositi Porenensis. Ein weiteres Siegel hat die Umschrift: Noli me tangere und erinnert an Maria Magdalena. Es steht wohl in Zusammenhang mit der Erscheinung der Maria Magdalena in der Schlacht bei Bornhöved 1227.
Anna von Buchwald, Priorin von 1484 bis 1508, hatte bereits 1471 als Nonne und Kantorin (cantrix) unter der Priorin Heylewick Splitt begonnen, mündlich überlieferte Texte und Gebräuche zu sammeln und in einem Buch niederzuschreiben, das sich als sogenanntes Buch im Chore bis heute erhalten hat. Die Eingangsworte lauten: Anno domini MCCCCLXXI in vigilia omnium sanctorum est iste liber inceptus colligendo et querendo per me Annam de bockwolde.
Die Texte sind in einem Zeitraum von 16 Jahren bis 1487 teils in Latein, teils in Niederdeutsch verfasst worden. Das Buch, ein heute einzigartiges Dokument aus dem Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit, wurde in drei Teile – Liturgie, Klosteragende und Wirtschaftsbuch – gegliedert und mit persönlichen Anmerkungen versehen. Es beschreibt detailliert den Status quo der damaligen Zeit im Kloster, sowohl der Gottesdienste als auch der Tagesgeschäfte des Konvents.[44] Als letztes von drei Exemplaren ist die Abschrift des Konvents erhalten, die 2003 umfangreich restauriert, digitalisiert und mittlerweile in einer fotomechanischen Reproduktion publiziert wurde.[45][46] Aus der Zeit der Benediktinerinnen haben sich neben dem Buch im Chore zwei liturgische Bücher, ein Antiphonar und ein Graduale erhalten.[47]
Nach dem Rücktritt von Anna von Buchwald 1508 als Priorin und der Wahl der neuen Priorin Anna von Qualen war Anna weiter einfache Nonne im Kloster Preetz.
Der in Preetz geborene lutherische Pastor Petrus Scheele trug im 17. Jahrhundert eine Gelehrtenbibliothek von etwa 2500 Titeln zusammen, die er dem Kloster Preetz stiftete. Die Büchersammlung wurde 1726 im Konventhaus (Klosterhof 19) des Klosters untergebracht, wo sie sich bis heute befindet und im Laufe der Jahre auf einen Bestand von 8000 Büchern aufgestockt wurde. Sie ist damit einer der größten Kulturschätze der Stadt Preetz.[2][6]
Namen und Jahreszahlen bezeichnen die urkundlich nachweisbare Erwähnung.[48][49][50]
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Namen und Jahreszahlen bezeichnen die urkundlich nachweisbare Erwähnung.[48][49][55]
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