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Hochgebirge in Mitteleuropa, Osteuropa und Südosteuropa Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Karpaten (früher: Karpathen; tschechisch, polnisch und slowakisch Karpaty, ukrainisch Карпати Karpaty, rumänisch Carpați, ungarisch Kárpátok, serbisch Карпати Karpati) sind ein Hochgebirge in Mitteleuropa, Osteuropa und Südosteuropa. Sie bilden einen über 1300 km langen, 100–350 km breiten, nach Westen offenen Bogen, der – einschließlich seiner Ausläufer – in der nördlichen Umfassung des Wiener Beckens beginnt und an den Flusstälern von Morava, Nišava und Timok im Osten Zentralserbiens endet. Die Karpaten bilden den nördlichsten Ausläufer des alpidischen Gebirgsgürtels. Als Teil dieses Faltengürtels setzen sie sich nach Westen in die Alpen und nach Südosten im Balkan- und Rhodopengebirge fort, während Dinariden und Apenninen südwestlich versetzt sind und annähernd parallel zu den Ostkarpaten verlaufen.
Gliederung der Karpaten: 1 Äußere Westkarpaten 2 Innere Westkarpaten 3 Äußere Ostkarpaten 4 Innere Ostkarpaten 5 Südkarpaten 6 Rumänische Westkarpaten 7 Siebenbürgisches Becken 8 Serbische Karpaten | Flüsse: a Weichsel b Donau c Theiß d Save e Dnister f Pruth |
Das höchste Massiv der Karpaten ist die Hohe Tatra (mit dem Gerlachovský štít, 2655 m n.m., zugleich der höchste Berg der Slowakei). Gefolgt wird es vom Făgăraș-Massiv (Fogarascher Gebirge) in den Südkarpaten (mit der Moldoveanu-Spitze, 2544 m, höchster Berg Rumäniens). Neben den Alpen bilden die Karpaten das bestimmende Gebirgssystem in Mitteleuropa.
Insgesamt acht Staaten haben Anteil an den Karpaten. Die größten Anteile entfallen auf die Slowakei und Rumänien.
Die Form Karpaten wird in griechischen (Καρπάτης ὄρος Karpátēs óros [so bei Ptolemäus, 2. Jahrhundert n. Chr.],[1] Καρπάτον ὄρος Karpáton óros; beide Singular), römischen (Carpates montes, Carpatae; beide Plural) und mittellateinischen Texten (Carpati montes, Alpes Bastarnicae [Tabula Peutingeriana]; beide Plural) erwähnt. Sie entspricht der Bezeichnung für das Volk der Karpen im 2. Jahrhundert n. Chr., die östlich der rumänischen Ostkarpaten siedelten. In der römischen Zeit wurden die Karpaten nach den Sarmaten auch als Montes Sarmatici bezeichnet. In Dokumenten des Königreichs Ungarn aus dem 13. und 14. Jahrhundert wurden die Berge als Thorchal, Tarczal oder Montes Nivium („Schneeberge“) bezeichnet.
Die Herkunft der Bezeichnung Karpaten ist unklar. Zu den Vorschlägen gehören das indogermanische *kar- „loben“ oder albanisch karpe („Fels“) aus indogermanisch (s)ker- („schneiden“; vergleiche deutsch Kerbe und Kar sowie lateinisch carpere [„rupfen, abreißen“]). Möglich scheint auch eine Abkunft aus dem slawischen Wort chrebet („Rückgrat, Gebirgskamm“).
Der Karpatenbogen umschließt die Ungarische Tiefebene von Norden und Osten und grenzt sie nach Nordmittel- und nach Osteuropa hin ab. Anteil an den Karpaten haben in erster Linie Polen, die Slowakei, die Ukraine und Rumänien sowie in geringen Teilen bzw. über die Ausläufer Österreich, Tschechien, Ungarn und Serbien.
Der Gebirgsbogen der Karpaten ist stärker gekrümmt als der Alpenbogen. Geologisch sind beide Gebirgsbögen ein Ergebnis der plattentektonischen Vorgänge der vergangenen 100 Millionen Jahre. Dabei wurden durch den nordwärts gegen den europäischen Teil der Eurasischen Platte gerichteten Druck der Afrikanischen Platte insbesondere in den letzten 30 Jahrmillionen die Faltengebirge in der Südhälfte Europas aufgewölbt (vgl. Alpidische Orogenese). Besonders stark ist die Krümmung zwischen Ost- und Südkarpaten, die mit dem Apuseni-Gebirge nahezu ganz Transsilvanien (Siebenbürgen) umschließen und sich jenseits der Donau (Eisernes Tor) im bulgarischen Balkangebirge fortsetzen.
Der Karpatenbogen ist abschnittsweise ein Teil der Europäischen Hauptwasserscheide und erstreckt sich auf einer Fläche von rund 220.000 km². Er hat eine durchschnittliche Breite von 150 km und ist entlang seiner Krümmung mehr als 1300 km lang. Es ist aus ähnlich vielfältigen Gesteinen aufgebaut wie die Alpen. Die einst bestehende Verbindung zwischen den Ostalpen und den Westkarpaten ist bei der Bildung des Wiener Beckens einige Kilometer in die Tiefe gesunken, ähnlich wie Teile des Pannonischen Beckens.
Die Karpaten weisen eine hohe landschaftliche Vielfalt auf. Morphologisch umfassen sie mehrere Hochgebirgsregionen mit Höhen von mehr als 2000 m (Hohe und Niedere Tatra, Ost- und Südkarpaten), sowie zahlreiche Gebiete mit Mittelgebirgscharakter (Kleine und Weiße Karpaten, Slowakisches Erzgebirge, West- und Ostbeskiden, Siebenbürgisches Becken). Die Westkarpaten weisen einige große Längstäler sowie Quer- und Durchbruchstäler auf (siehe z. B. Waag, Hron). Die höchsten Gipfel liegen im Norden (Hohe Tatra, Gerlachspitze, 2655 m) und im Südosten (Moldoveanu, 2544 m).
Die Karpaten werden in verschiedene Teile gegliedert. Üblich sind hierbei zwei Prinzipien: einerseits horizontal, andererseits vertikal.
Diese ergibt sich aufgrund des Alters, der Gesteinsart und der Oberflächenart.
Diese beruht auf geologisch-tektonischen, physiografischen und groben morphografischen Kriterien:
In Tschechien:
In Polen:
In der Slowakei:
In der Ukraine:
In Ungarn
In Rumänien
In Serbien
Die niedrigeren Lagen der Karpaten sind bewaldet. Die Waldgrenze schwankt zwischen 1150 m und 1900 m. Die Vegetation und die Tierwelt ähnelt im Wesentlichen den Alpen, ist jedoch reich an endemischen Arten, die nur in bestimmten Karpatenregionen vorkommen.
Die Karpaten überzieht das größte noch bestehende, geschlossene Laubwaldgebiet Europas. Mehr als ein Drittel aller in Zentraleuropa noch wildlebenden Großraubtiere – Braunbären, Wölfe und Luchse – ist hier beheimatet. Im Oberlauf des Argeș und in seinen Zuflüssen kommt (oder kam) endemisch der extrem seltene Groppenbarsch vor.
Die Südostkarpaten lassen sich ziemlich klar in vier Vegetationshöhenstufen gliedern:[2]
Im westlichen und östlichen Bereich der Karpaten entwickelte sich während der letzten Kaltzeit teilweise kein Permafrostboden, daher konnte sich in 300 bzw. 600 m Höhe ein waldreicher Refugialraum für viele heute in Europa heimische Tier- und Pflanzenarten bewahren.[3] Der Erhalt vieler Unterarten spielte neben den beiden anderen großen Refugialräumen auf der Iberischen Halbinsel und in Italien für die Wiederbesiedelung Europas zu Beginn des Holozäns und dessen Biodiversität eine bedeutende Rolle.
Im Gegensatz zu den Alpen sind – mit Ausnahme der Tatra und der Prahova-Region – die Karpaten noch nicht sehr stark vom Tourismus geprägt. Verschiedene Regionen (u. a. Poiana Brașov, Predeal) sind dabei, sich zu touristischen Zentren auch für ausländische Gäste zu entwickeln.
Im Jahr 2003 schlossen sich sieben Karpatenländer zusammen und verabschiedeten die Karpatenkonvention, in deren Rahmen eine Koordination von Maßnahmen zum Schutz von Landschaft und Natur des Gebirges erfolgt.
Am 24. Mai 2010 wurde in fünf Ländern unter Teilnahme von etwa 30 Nationalparks und Schutzgebieten der „Tag der Nationalparks in den Karpaten“ gefeiert, um das Gebiet einerseits bekannter zu machen, andererseits die Schutzwürdigkeit herauszustellen.[4]
Für den deutschen Sprachraum hat der Karpatenbogen eine spezielle Bedeutung. Seit 800 Jahren leben deutsche und österreichische Siedler in seinem Norden (Slowakei, Polen) und vor allem im Osten und Süden (Siebenbürgen, Banat, Ungarn). Auch wenn deren Zahl nach 1918 und der Wende von 1989 viel geringer geworden ist, tragen sie zur kulturellen Vielfalt der betreffenden Staaten wesentlich bei. Die ethnische und sprachliche Vielfalt umfasst einige Dutzend Sprachgruppen (u. a. Tschechisch, Slowakisch, altdeutsche Dialekte, Polnisch, Wolhynisch, Ukrainisch, Ungarisch, Rumänisch, Serbisch, Bulgarisch). Allein das „offizielle“ Rumänien kennt 13 Nationalitäten – Fachleute sprechen sogar von 19. Nach mancher Unterdrückung in kommunistischer Zeit, die neben Juden und Roma auch Deutsche betraf, wurden einzelne lokale Autonomien errungen (Polen, Slowakei, Ungarn, zum Teil Rumänien). Einen bedeutenden Einfluss deutscher Kultur gibt es in Oberschlesien und Mähren, im Banat, in Siebenbürgen und der Region Sathmar. Diese Vielfalt und die bisherigen und künftigen EU-Erweiterungen lösen zahlreiche Wirtschaftsaktivitäten und Investitionen von Österreich, Deutschland und anderen wirtschaftlich stärkeren Staaten aus, die die europäische Integration befördern. Unter anderem hat Sibiu (Hermannstadt) 2007 als Europäische Kulturhauptstadt die Aufmerksamkeit der „alten“ EU-Länder auf sich gezogen.
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