österreichische Architekten- und Künstlergruppe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Haus-Rucker-Co war eine österreichische Architekten- und Künstlergruppe, die vor allem in den 1970er und 1980er Jahren im Grenzbereich zwischen Kunst und ArchitekturPlastiken, Installationen im öffentlichen Raum und Beiträge für eine besondere Wahrnehmung von Architektur und Stadtgestaltung mit dem Anspruch der „Bewusstseinserweiterung“ geschaffen hat.
Die Bezeichnung der– nach eigener Definition: „Architekten-Künstlergemeinschaft“– deutet auf den Hausruck, einen österreichischen Bergzug hin, gleichzeitig ist im Namen das „Wegrücken“ von alten Häusern, um Platz für Neues zu schaffen, angedeutet.
Die Aktivitäten von Haus-Rucker-Co in den späten sechziger und frühen siebziger Jahren, vornehmlich utopische Architekturkonzeptionen, waren, von Pop-art und Fluxus inspiriert, unter dem Titel: „Mind-Expanding-Program“ ganz der Bewusstseinserweiterung gewidmet. Mit Aktionen und Installationen im öffentlichen Raum sollte die sinnliche Wahrnehmungs- und Erlebnisfähigkeit der Menschen aktiviert werden. Die Gruppe beschäftigte sich auch mit Dekonstruktivismus und der „Zweiten Natur“– als Verschmelzung von Natürlichem und Künstlichem.
Die späteren Schwerpunkte der Gruppe lagen eher in der Richtung der Sozialen Plastik, mit dem Ziel, auf Umweltzerstörung und Entfremdung von der Natur (Mit Plastikhäuten wurde die Trennung des Menschen von seiner Umwelt symbolisch dargestellt) hinzuweisen.
Im Jahr 1972 wurden aus Haus-Rucker-Co zwei eigenständige Studios:
Haus-Rucker-Co in Düsseldorf, mit den Gruppenmitgliedern Laurids Ortner, Günther Zamp Kelp und Manfred Ortner.
Haus-Rucker-Inc. in New York mit Klaus Pinter, Caroll Michels und anderen Künstlern.
Im Jahr 1977 erfolgte die Auflösung des New Yorker Büros Haus-Rucker-Inc. Klaus Pinter und Caroll Michels begannen mit einer selbständigen künstlerischen Tätigkeit.
1987 eröffnete Laurids Ortner mit Manfred Ortner („Ortner & Ortner Baukunst“) und Günter Zamp Kelp eigenständige Architekturbüros, um sich konkreten Bauaufgaben zu widmen.
Im Jahr 1992 erfolgte die endgültige Auflösung von Haus-Rucker-Co.
Angaben zum Werk entstammen großenteils aus dem Buch von Dieter Bogner: Haus-Rucker-Co, Denkräume, Stadträume 1967–1992.[1]
Künstlerische Projekte und experimentelle Architekturen
Ausgeführte Entwürfe
1967: Mind Expander I, Wien. Installation einer ”Kommunikations-Plastik” aus einer Sitzschale, die zwei Personen in einer bestimmten Position fixiert und einem helmartigen Ballon, der über die Köpfe der beiden Sitzenden gekippt wird.
1967: Ballon für Zwei. Aufblasbare Ballon-Installation an der Fassade eines Gebäudes in der Apollogasse in Wien.
1967/1968: Connexion Skin. Aufblasbares Haus aus transparenter PVC-Folie.
1967/1968: Gelbes Herz, Wien. Installation einer pneumatischen, pulsierenden Kommunikations-Raumkapsel für zwei Personen.
1968/1969: Mind Expander II
1971 Ausstellung Cover, Museum Haus Lange, Krefeld. Das Haus Lange, (1921 von Mies van der Rohe erbaut) wurde mit einer Traglufthalle aus weißem, beschichtetem Gewebe überdacht.
1971: Wegweiser (ugs. „Nürnberger Finger“) im Rahmen des Symposion Urbanum[2]Nürnberg. Installation einer 14Meter langen, mit Gewebe bespannten Tragluftkonstruktion in Form eines Zeigefingers, südlich der Flughafenstraße / Marienbergstraße zur Innenstadt weisend.[3][4]
1972: OASE Nr. 7 anlässlich der documenta 5 in Kassel. Installation einer transparenten Kugel mit einem Durchmesser von acht Metern an der Hauptfassade des Museum Fridericianums.
1976: Schiefe Ebene, Wien. Installation einer Schrägen Ebene auf dem Wiener Naschmarkt
1977: Nike, Figur der griechischen Mythologie, ursprünglich temporär am Walmdach des Brückenkopfgebäudes Südwest (= Finanz(amts)gebäude West) am Hauptplatz, damals Hauptgebäude der "Hochschule für Gestaltung". Nunmehr Kunstuniversität Linz, spätestens 2016 mit der Nike am neuen Hauptgebäude, der ehemaligen Hauptpost nahe dem Hauptplatz.
1977: Rahmenbau anlässlich der documenta 6 in Kassel. Errichtung eines Gitterrahmens mit einem Steg aus Stahl am Rande des Friedrichsplatzes in Kassel zur Karlsaue, der einen ausschnittartigen, bildähnlichen Blick in die dahinterliegender Landschaft und das Orangerie-Gebäude ermöglicht.
1980: Forum Design. Errichtung eines Temporären Ausstellungsgebäudes aus waggonartigen Einzelhallen in Linz.
1982: Fensterzimmer. Installation in der Ausstellung Stadt und Utopie in der Kunsthalle Bern.
1985: Turm Neuss, Theodor-Heuss-Platz, Neuss. Eine begehbare Stahl-Installation im öffentlichen Raum.
1986: Eröffnung Lineares Haus am Campus Lichtwiese der TU Darmstadt.
1987: Das Ideale Museum anlässlich der documenta 8 in Kassel. Ein Beitrag von Haus-Rucker-Co zu dem Sonderthema „Das Ideale Museum“, zu dem einige Architekten eingeladen waren.
1988: Wendekreis. Lichtinstallation im Kunsthaus Inkt in Den Haag.
Nicht ausgeführte und nicht ausführbare Entwürfe
1970: Big Piano. Begehbare Plastik, Entwurf für die documenta 5 in Kassel.
1972: Naturdenkmal. Hochbeetartiges, mehrgeschossiges Objekt mit Bäumen auf der obersten Etage.
1974: Berge in der Stadt. Kulissenartige Darstellungen von Bergen auf Straße und vor Gebäuden.
1974: Wellenwiese. Freiraumentwurf für eine Hofgestaltung.
1967 Apollogasse Wien, Ballon für Zwei / Baugrube Schottenring, Wien: Gelbes Herz
1969 Kraftsporthalle Schleifmühlgasse, Wien: Vanille Zukunft / Museum des 20. Jahrhunderts, Wien: Neue Objekte / Museum of contemporary Crafts, New York: Plastic as Plastic / Galerie Zwirner, Köln / Galerie Maerz, Linz
1970 Museum des 20. Jahrhunderts, Wien: Live I / Museum of Contemporary Crafts, New York: Live II / Kunsthalle Düsseldorf / State University of New York, Buffalo: Live / Kunsthalle Düsseldorf: Between
1971 Museum Haus Lange, Krefeld: Ausstellung Cover / Walker Art Center Minneapolis: Food City l / Houston, Texas, Food City ll
1984 Nationalgalerie Berlin: 3 Großstadtbauten / Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main: Revision der Moderne / Kunsthalle Hamburg und Kunstakademie München: Architektur-Visionen, Konzepte der 80er Jahre / Kunsthaus Bonn: Architektur Mutter der Künste?
1985 Triennale Mailand: Ricostruzione della Città / Centre Georges Pompidou CCI, Paris: Nouveaux Plaisirs d’Architecture / Badischer Kunstverein, Karlsruhe: Klassizismus und Klassiker – Tendenzen Europäischer Gegenwartsarchitektur / Technische Universität Eindhoven: Haus-Rucker-Co Projekte 1977–85
1986 Pratolino, Firenze Florenz: Garden of Europe / Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main: Beispiele einer neuen Architektur IBA, Berlin, 1987 / The National Museum of Modern Art, Tokio: Revision of Modernism – Postmodern Architecture 1960—86
1987 documenta 8, Kassel: Das ideale Museum / Rat für Formgebung, Frankfurt am Main: Gegenstand und Ritual / Secession Wien: Maerz in der Secession
6. Januar bis 18. April 2005 (Beteiligung): Archilab: New Experiments in Architecture, Art and the City, 1950–2005.Mori-Kunstmuseum, Tokio 2005. (Katalog)
2014/2015: Haus-Rucker-Co. Architekturutopie Reloaded, Haus am Waldsee, Berlin. Katalog.[5]