Loading AI tools
weltumspannende Gemeinschaft Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Freimaurerei ist eine international verbreitete Bewegung von zumeist männlichen Initiationsgemeinschaften, die in sogenannten Logen organisiert sind. Die Mitglieder sind in Grade eingeteilt, von denen es je nach Lehrsystem drei bis 33 gibt. Sie treffen sich zu geselligen und ethisch-religiösen Zwecken und führen Zeremonien durch, die sogenannte Tempelarbeit.
Über die Vorgänge innerhalb der Versammlungen besteht Verschwiegenheitspflicht. Wegen dieses Arkanprinzips wird die Freimaurerei mitunter als Geheimbund bzw. Geheimgesellschaft bezeichnet, und viele Verschwörungstheorien sind über sie im Umlauf. Die Freimaurerei selbst versteht sich als Bund freier und gleicher Menschen mit der Überzeugung, dass die ständige Arbeit an sich selbst zu Selbsterkenntnis und einem menschlicheren Verhalten führe. Die fünf Grundideale der Freimaurerei sind Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Es gibt, je nach Quelle, weltweit 2,6 bis sieben Millionen Freimaurer.
Die Ursprünge der Freimaurerei liegen im Dunkeln. Sicher belegt ist die Gründung der ersten Großloge in London 1717. Deren Konstitution, die Alten Pflichten von 1723 bildet die Grundlage der heutigen Freimaurerei. Gemeinsam mit den Salons, den Lesegesellschaften und anderen Zusammenschlüssen der frühen Aufklärung bildeten die Logen in ganz Europa eine neue Form von Öffentlichkeit und trugen zur Verbreitung aufklärerischer Ideen bei. Zwei der bekanntesten freimaurerischen Symbole sind Winkel und Zirkel (in Amerika mit dem zentralen Buchstaben „G“, der oft für die allgegenwärtige Geometrie steht).
Der Begriff Freimaurer ist eine Lehnübersetzung des 18. Jahrhunderts für englisch Freemason. Im 15. Jahrhundert bezeichnete das Wort, das wahrscheinlich von freestone, einem in der Grafschaft Kent vorkommenden weichen Stein abgeleitet ist, die in Bauhütten organisierten Steinbildhauer oder Baumeister, die freestone-masons (französisch: franc maçon, italienisch: frammassone). Im Unterschied dazu waren die roughstone-masons eher für die gröberen Arbeiten zuständig. Die geschichtlich überlieferten Symbole wie Maurerkelle, Winkelmaß und Zirkel gehören heute noch zum Inventar der Freimaurer. Schriften und Artefakte, die sich mit der Freimaurerei beschäftigen oder sich auf diese beziehen, werden als Masonica, lat., sg. Masonicum bezeichnet. Die Begriffe „Freimaurer“ und „Loge“ sind nicht geschützt, daher kann sich jedermann Freimaurer oder jede Gruppierung Loge nennen, obwohl sie nichts mit der historisch gewachsenen Freimaurerei zu tun haben.
Gotthold Ephraim Lessing bestreitet den mittelalterlichen Ursprung der Freimaurerei und identifiziert diese als parallele Entwicklung zur Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft. Freemasonry sei nicht auf masonry zurückzuführen, sondern auf massoney oder masoney, ein Wort für Tischgesellschaft oder Club, für „kleinere, vertraute Gesellschaften“ neben der „großen bürgerlichen“.[1] Diese Ableitung wird jedoch bestritten.
Oft – und von Freimaurern selbst – wird die Freimaurerei als „Königliche Kunst“ bezeichnet. Dies basiert auf einem Bibelzitat und philosophischen Überlegungen: „So ihr das königliche Gesetz vollendet nach der Schrift: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘, so tut ihr wohl.“ (Jak 2,8 EU). Platon bezeichnete mit dem Begriff Königliche Kunst die Philosophie („Liebe zur Weisheit“). Der Begriff hat also keinen Bezug zum Herrschertitel.
Ziele und Werte der Freimaurerei leiten sich ihrem Selbstverständnis zufolge aus der Tradition mittelalterlicher Steinmetzbruderschaften ab. Einen wichtigen Teil ihrer Symbole entnahmen Freimaurer der Bauhüttenkultur mit ihren sorgfältig gewahrten Werkgeheimnissen. Je nach Großloge bekennen sich viele Freimaurer zu einem Schöpfungsprinzip, das sie den Allmächtigen Baumeister aller Welten nennen. Symbole vermitteln gemeinsame Werte und Ideen. Die Weltbruderkette symbolisiert internationale Verbundenheit und die Brüderlichkeit aller Menschen.
Das ursprünglich zum Schutz der Werkgeheimnisse gegebene gegenseitige Versprechen zur Verschwiegenheit dient nicht der Geheimniskrämerei, sondern soll die Privatsphäre sichern. In Diskussionen ist Streit über politische und religiöse Gegenstände verpönt. Ebenso sind Freimaurer zum Respekt vor den Gesetzen des eigenen Landes verpflichtet. Der Sitz der Logen, ihre Vorsitzenden und ihre Satzungen sind bekannt, ihre Schriften und Beschreibungen von Ritualen der Freimaurerei sind für jeden in Stadtbibliotheken und Archiven öffentlich zugänglich und sind daher im Gegensatz zu verschwörungstheoretischen Darstellungen kein „verschwörerischer Geheimbund“ im Sinne einer konspirativ-politischen Untergrundtätigkeit.[2]
Für die Verbreitung der Freimaurerlogen in Europa war das Gedankengut der Aufklärung wichtiger als das Anknüpfen an die alte Bauhüttentradition. Im 18. Jahrhundert, also im Zeitalter des Absolutismus, war die Freimaurerei die einzige Institution, die sich dem absoluten Herrschaftsanspruch des Staates und der Trennung der Stände entziehen konnte. Die Staatsgewalt hatte die Realisierung der moralischen Ansprüche des Bürgers in die Privatsphäre zurückgedrängt. Infolge dieser erzwungenen Trennung von politischer Gewalt und privater Moral mussten sich die Freimaurer, die sich vor allem ihren moralischen Werten verpflichtet fühlten, von den Institutionen des Staates und der Kirche trennen, sich über die Vorurteile der angeborenen Standeszugehörigkeit, Religion und Nationalität hinwegsetzen und auf einen von ihnen zu gestaltenden Innenraum beschränken, in dem sie sich über gesellschaftliche Trennungen hinwegsetzen können und den sie durch ihre Schweigsamkeit schützten. Dadurch wurden sie von einer zunächst unpolitisch-moralischen Gruppierung zu einer moralischen Gegengewalt gegen den absolutistischen Staat. Dass Freiheit und Gleichheit im Geheimen gepflegt werden mussten, war ein fast allgemeines Merkmal des späten Absolutismus.[3]
Der Großteil der freimaurerischen Werte entstammt also eindeutig dem Zeitalter der Aufklärung, auch wenn die Aura des Geheimnisses dazu führte, dass Gedanken aus der Alchemie und andere Geheimwissenschaften und -rituale Einzug in die Logen hielten. Im Folgenden werden die fünf Grundpfeiler der Freimaurerei dargestellt: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität.[4]
Das Ziel der Freimaurerei liegt darin, diese Grundsätze im Alltag zu leben, um so das menschlich Gute in der Welt zu fördern. Im freimaurerischen Sinn bedeutet Humanität die Lehre von der Würde des Menschen. In den Logen sehen Freimaurer daher bei der menschlichen Arbeit von allen gesellschaftlich bedingten Unterschieden ab – der Mensch an sich steht im Mittelpunkt. Emanuel Schikaneder, selbst Freimaurer wie Wolfgang Amadeus Mozart, bringt diese Einstellung im Libretto von Mozarts Oper Die Zauberflöte mit den Worten „Er ist Prinz, noch mehr, er ist ein Mensch!“[5] zum Ausdruck. Lessing verteidigt den Gedanken der Gleichheit, auch wenn er ihn in den Logen seiner Zeit nur unzulänglich umgesetzt sieht und den Ausschluss der Juden durch die Logen kritisiert.[6]
Die geschlossene rituelle Versammlung der Freimaurer wird als Tempelarbeit bezeichnet und verfolgt das Ziel einer freimaurerischen Sozialisation. Es vermittelt dem Einzelnen durch eine überlieferte Methode die freimaurerischen Werte durch Symbole und Allegorien, wobei Verstand und Gefühl gleichermaßen angesprochen werden sollen. Der Freimaurer wird dabei nicht auf religiöse Inhalte oder metaphysische Glaubenssätze verpflichtet.
Anzahl und Art der Freimaurergrade unterscheiden sich nach Lehrart, so haben z. B. die Schwedischen Systeme insgesamt 9, die Schottischen Systeme 33 Grade. Grundsätzlich beginnen aber alle Systeme mit den Graden Lehrling, Geselle und Meister. Diese Stufen werden auch als blaue oder Johannisfreimaurerei bezeichnet und symbolisieren den Weg der persönlichen Weiterentwicklung. Entsprechend ihrem Selbstverständnis beschränken sich maßgebliche Lehrarten auf diese 3 Stufen, da sie den gesamten ethischen Reifeprozess der Mitglieder abdecken sollen.
Durch seine Initiation in den Lehrlingsgrad, die Stufe der Selbsterkenntnis,[7] soll der Lehrling in die Lage versetzt werden, seine menschliche Unvollkommenheit erkennen zu können. Sie wird durch den rauen Stein symbolisiert. Als unvollkommener Mensch bedürfe er der Hilfe anderer Menschen und soll sich der Bedeutung von Menschlichkeit und Brüderlichkeit bewusst werden. Durch seine kontinuierliche Arbeit an sich selbst möchte er sich symbolisch gesprochen zu einem Baustein des „Tempels der Humanität“ entwickeln.
Abhängig von seinen Fähigkeiten, üblicherweise nach einem Jahr, wird er in den Gesellengrad befördert, dessen Symbol der kubische Stein ist. Der Geselle soll lernen, sich in Selbstdisziplin zu üben, denn dies sei die Voraussetzung, damit sich alle Menschen, durch Bausteine symbolisiert, harmonisch zu einem gemeinsamen Tempelbau der Humanität zusammenfügen. Dabei wird eine Vervollkommnung der sozialen Beziehungen zu seinen Mitbrüdern und Mitmenschen angestrebt.
Der Freimaurer-Meister möchte sich der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens bewusst werden, überschaut und durchdenkt seinen Lebensplan. Dem Meister-Grad ist symbolisch das Reißbrett zugeordnet. Durch das Vorbild seiner Zeichnung wird er seine Erfahrung weitergeben. Er trägt höhere Verantwortung und übernimmt weitere Aufgaben. Von der Arbeit der vorherigen Grade ist der Meister damit nicht entbunden.
Zusätzlich (und optional) gibt es verschiedene sogenannte rote Hochgradsysteme. Sie führen nicht darüber hinaus, sondern haben das Ziel, die Lehren des Lehrlings-, Gesellen- und Meistergrades zu vertiefen, daher werden sie heute als Erkenntnis- oder Vervollkommnungsstufen bezeichnet.
Die Aufnahmekriterien unterscheiden sich unwesentlich von Lehrart zu Lehrart, ein positiver Leumund ist Voraussetzung. Darüber hinaus sollte ein Kandidat die Volljährigkeit erreicht haben. Die Altersgrenze ist nicht bindend, sondern kann von jeder Loge modifiziert werden. Damit hat im Prinzip jeder Interessierte die Möglichkeit, eine Loge zu kontaktieren und um Aufnahme zu ersuchen.
Viele „Suchende“ (so die freimaurerische Bezeichnung für Aufnahmekandidaten) gelangen über Empfehlung der Brüder in eine Freimaurerloge, andere lernen auf Gästeabenden oder öffentlichen Veranstaltungen eine Loge und ihre Mitglieder kennen. Aktive Mitgliederwerbung wird abgelehnt, da ein Beitrittsgesuch aus eigener Motivation heraus erfolgen soll.
Wie Lessing in den Freimaurergesprächen Ernst und Falk schreibt, reiche es nicht aus, „in einer gesetzlichen Loge aufgenommen worden“ zu sein, um Freimaurer genannt zu werden, sondern es bedürfe der Einsicht und der Erkenntnis, „was und warum die Freimaurerei ist“. Die Wirkung der Freimaurerei erfolge durch die tägliche Umsetzung ihrer Prinzipien in Alltag und Beruf durch gute „Taten, welche gute Taten entbehrlich machen sollen“.
Ein Suchender soll sich mit den Werten der Freimaurerei identifizieren und ein Interesse daran haben, an sich selbst zu arbeiten und sich aktiv zu beteiligen. Um dem Suchenden die Möglichkeit zu bieten, dies herauszufinden, werden mindestens für ein halbes Jahr Besuche von Gästeabenden erwartet, die in regelmäßigen Abständen stattfinden. Auch soll es sich um einen sogenannten „freien Mensch[en] von gutem Ruf“ handeln, da etwas Gegenteiliges darauf hindeutet, dass die Werte und Ideale der Person nicht denen der Freimaurerei entsprechen. Bei Kindern von Freimaurern, intern als „Lufton“ bezeichnet, kann bei einigen Großlogen und deren Logen die Aufnahmevorbereitungszeit abgekürzt werden, wenn der Freimaurer für sein Kind bürgt. Während der Zeit seiner Besuche macht sich der Suchende mit den Logenmitgliedern vertraut und sucht einen (in manchen Logen zwei) Bürgen, der ihn durch seine Jahre als Lehrling oder Geselle begleitet.
Der Aufnahmewillige wird im Allgemeinen von einem Aufnahmeausschuss zu seinem Wunsch, Freimaurer zu werden, befragt. Wenn sich der Bürge fand und der Ausschuss eine positive Empfehlung ausgesprochen hat, folgt die sogenannte Kugelung (Ballotage). Die Brüder stimmen geheim über die Aufnahme mittels weißer und schwarzer Kugeln ab. Werden eine oder zwei schwarze Kugeln geworfen, sollen diejenigen, die mit ihren schwarzen Kugeln dagegen stimmten, sich zu erkennen geben und ihre Entscheidung begründen. Wenn sie keinen geeigneten Grund gegen die Aufnahme des Suchenden nennen können, wird die schwarze Kugel als eine weiße Kugel angesehen. Kommen drei oder mehr schwarze Kugeln in geheimer Abstimmung zusammen, gilt der Suchende als zurückgestellt oder abgewiesen. Das eigentliche Aufnahmeritual findet während einer Tempelarbeit statt.
Mitgliedsbeiträge und Kosten für typische freimaurerische Bekleidung (Schurz, Handschuhe, Bijou und gegebenenfalls Hoher Hut) werden fällig. Ebenso ist ein Kostenbeitrag für die Beförderung und Erhebung in den Gesellen- und Meistergrad zu entrichten. Aufnahmewilligen mit schwachem finanziellem Hintergrund (Studenten, Schülern, Arbeitssuchenden etc.) werden meist Kosten erlassen oder gestundet.
Austritte sind üblich und werden als ehrenvolle Deckung bezeichnet. Wechsel zu Logen einer anderen Lehrart oder Großloge sind nicht ungewöhnlich.
Für die Arbeit in den weiterführenden Graden, d. h. über den Meistergrad hinaus, existieren keine festgelegten Aufnahmekriterien. Ein in der Johannismaurerei arbeitender Meister kann sich jedoch nicht in allen Hochgrad-Logen selbst bewerben, sondern man wird von diesen gefragt, ob Interesse besteht. Hochgrad-Logen entscheiden intern, wen sie zum Beitritt zulassen bzw. einladen und geben weder über Beweggründe noch über Entscheidungen Auskunft.
Alle Freimaurer verstehen sich unabhängig von ihrem Grad oder ihren Aufgaben als gleichberechtigte Brüder und treffen Entscheidungen ihrer Loge demokratisch.
Freimaurerlogen organisieren sich wie bürgerliche Vereine; ihnen stehen ein Vorsitzender (Meister vom Stuhl) und dessen Stellvertreter (Erster und Zweiter Aufseher) vor.
Wie bei eingetragenen Vereinen in Deutschland üblich, werden darüber hinaus ein Schatzmeister und Schriftführer (Sekretär) gewählt. Gemeinsam bilden diese „Beamten“ den Vorstand der Loge (Beamtenrat). Darüber hinaus werden weitere Mitglieder mit besonderen Aufgaben betraut: der Redner (eine Besonderheit kontinentaler Logen), die Schaffner (zuständig für das Haus und die Verpflegung), der Gabenpfleger, Musikmeister, Archivar, Zeremonienmeister. Dazu kommen Ausschüsse (z. B. Aufnahmeausschuss, Ehrengericht).
Während der rituellen Arbeiten haben einige der Beamten besondere Aufgaben; so wird die Arbeit vom Meister vom Stuhl geleitet, während die Aufseher jeweils einem Teil der Brüder (eingeteilt in zwei Kolonnen) vorstehen.
Die Freimaurerei gliedert sich in einzelne unabhängige, sogenannte Logen, die sich in Dachverbänden als Großloge, auch „Großorient“ genannt, zusammenschließen und damit gegenseitig anerkennen. Diese Dachverbände benötigen wiederum eine Anerkennung durch ältere Dachverbände, um als Großlogen der Freimaurerei anerkannt zu werden.
Mit der Gründung der United Grand Lodge of England (Vereinigte Großloge von England, UGLoE) 1717 entstand die erste freimaurerische Großloge. 1773 entstand der zweite Dachverband, der Grand Orient de France (Großorient von Frankreich, GOdF). Diese beiden Dachverbände bestimmen maßgeblich die Organisation der heutigen Freimaurerei. Der Großorient von Frankreich vertritt die liberalen Logen, während die Basic Principles der „regulären Freimaurerei“ durch die Vereinigte Großloge von England vertreten werden. Seit dem 10. März 1999 untersagt die Vereinigte Großloge von England in einer öffentlichen Erklärung offiziell den Besuch von rituellen Versammlungen liberaler Logen.[8]
In den USA gibt es rund 1,8 Millionen reguläre Freimaurer. Eine ähnlich starke Verbreitung gibt es nur noch in Großbritannien, Frankreich und Skandinavien. In Deutschland gibt es zurzeit ca. 15.300 Mitglieder.[9] In vielen Staaten sind die Logen mit der Öffentlichkeitsarbeit zurückhaltend, so dass es oft keine zuverlässigen Angaben über die Zahl der Mitglieder gibt.
In allen Lehrarten sind Streitgespräche über Parteipolitik oder Religion (besonders konfessionelle) verboten. Dieses Verbot wurde erstmals in den Alten Pflichten schriftlich manifestiert. Die Alten Pflichten wurden im Auftrag der Ersten Großloge von England von Prediger James Anderson verfasst, 1723 veröffentlicht und gelten bis heute als freimaurerisches Grundgesetz für alle Freimaurerlogen. Darin heißt es:
„Auch sollt ihr nichts tun oder sagen, das verletzen oder eine ungezwungene und freie Unterhaltung unmöglich machen könnte. Denn das würde sich nachteilig auf unsere Eintracht auswirken und den guten Zweck vereiteln, den wir verfolgen. Deswegen dürfen keine persönlichen Sticheleien und Auseinandersetzungen und erst recht keine Streitgespräche über Religion, Nation oder Politik in die Loge getragen werden.[10]“
Als ethisch-philosophische Gesellschaft engagiert sich die Freimaurerei „entschieden für Legalität und gegen Illegalität“ und „macht es demgemäß ihren Mitgliedern zur unbedingten Pflicht, die Landesgesetze zu beachten.“ Die Freimaurerei verbietet Tagespolitik in den Logen, um nicht „das harmonische Nebeneinander der verschiedenen weltanschaulichen und religiösen Überzeugungen“ und das „einträchtige Zusammenwirken ihrer Mitglieder für die Idee der Humanität“ zu stören. „Der Toleranzidee der Freimaurerei widerspricht es, ihren Mitglieder eine bestimmte politische Auffassung vorzuschreiben oder zu verbieten“.[11]
Im Grand Orient de France sind die Freimaurer und die dortigen Logen im kulturpolitischen Alltag wesentlich präsenter.
1748 sprach sich der Freimaurer Montesquieu persönlich für den Grundsatz einer demokratischen Gewaltenteilung der drei „politischen Gewalten“: Gesetzgebung, ausführende Gewalt und Rechtsprechung aus.[11]
Am 24. Mai 1773 entstand in Frankreich die Grande Loge Nationale, der heutige Grand Orient de France (GOdF) und 1775 fand man in einem Rundschreiben die Worte „Das Gesetz ist der Ausdruck des Willens der Allgemeinheit!“, die sich ebenso wie die Idee der Gewaltenteilung Montesquieus am 26. August 1789 in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte wiederfanden.[12] Mit Stolz sprach man von den „Bürgern der Freimaurer-Demokratie“.[13]
Im Jahr nach der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 1776 ging der Marquis de La Fayette nach Amerika, um dort freiwillig für die amerikanische Unabhängigkeit und seine Ideale der Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit zu kämpfen. Er setzte sich für die Bürgerrechte der Protestanten und die Abschaffung der Sklaverei ein. Als überzeugter Demokrat und Verfechter des Freiheitsgedankens machte er sich für die Demokratie und die Menschenrechte stark, die Thomas Jefferson 1776 in Virginia erarbeitet hatte. In dieser Zeit wurde er in Gegenwart von George Washington in eine militärische Freimaurerloge in Morristown aufgenommen.
Als er nach Frankreich zurückkehrte, bereitete ihm das Volk einen triumphalen Empfang, und Ludwig XVI. nahm ihn in die Notabelnversammlung auf. In Frankreich wurde er Mitglied der Loge Contrat Social.
Nach George Washington traten in den Vereinigten Staaten von Amerika viele weitere Präsidenten wie James Monroe, Theodore Roosevelt oder Harry S. Truman öffentlich für die Prinzipien der Freimaurerei ein.
Freimaurer setzen sich für Völkerverständigung ein. So kritisierte am Ende des 19. Jahrhunderts der Leipziger Verleger der Freimaurer-Zeitung, Carl Pilz, den geschürten „Nationalhaß“ der europäischen Völker untereinander. Der Traum von einer „Weltverbrüderung“ werde „so lange unerreicht bleiben, so lange Nationalhass die Völker entzweit.“[14]
1955 wurde Ludwig van Beethovens Vertonung von Friedrich Schillers Gedicht An die Freude von dem Freimaurer Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi als Europäische Hymne vorgeschlagen. Der Text beschreibt das freimaurerische Ideal einer Gesellschaft gleichberechtigter Menschen, die durch das Band der Freundschaft verbunden sind. Das Gedicht entstand als Auftragsarbeit für die Tafel der Freimaurerloge Zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute in Dresden.[15]
Ebenfalls ein in einem hohen politischen Amt tätiger Freimaurer war der deutsche Bundesminister und FDP-Politiker Thomas Dehler (1897–1967). Auch der frühere hessische Ministerpräsident Holger Börner (1931–2006) bekannte sich öffentlich zur Freimaurerei. In der Schweiz war der erste Bundespräsident und langjährige Bundesrat, Jonas Furrer, ebenfalls Freimaurer.
Bekannte österreichische Freimaurer und Politiker des späten 20. Jahrhunderts waren der ehemalige Bundespräsident Rudolf Kirchschläger, der ehemalige Bundeskanzler Fred Sinowatz, der ehemalige Vizekanzler und Finanzminister Hannes Androsch und der frühere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk oder Hans Peter Haselsteiner, Klubobmann-Stellvertreter des Parlamentsklubs Liberales Forum.
Das Verhältnis zwischen Freimaurerei und Religion ist häufig angespannt, aber differenziert: In der französischen, laizistisch geprägten Tradition wurzelnde Logen vermeiden religiöse Festlegungen und verstehen sich als rein weltlicher, ethischer Bund. Gruppierungen, die ihre Weltanschauung von der englischen Freimaurerei herleiten (dazu rechnen sich auch die Mehrzahl der in Deutschland aktiven Logen), setzen grundsätzlich eine göttliche Ordnung voraus, fordern aber in ihren Alten Pflichten, das Thema Religion nicht zum Gegenstand von Streitgesprächen in der Loge zu machen. Ein explizites religiöses Bekenntnis des einzelnen Mitglieds ist ebenfalls nicht gefordert. Die römisch-katholische Kirche[16] sieht die Zugehörigkeit zur Freimaurerei als unvereinbar mit ihren Grundsätzen an. Die Islamische Weltliga erklärte 1974 in Mekka die „Freimaurerei als unvereinbar mit dem Islam“. Sie fordert alle Muslime, die einer Loge angehören, zum Austritt auf.[17]
Freimaurerei versteht sich nicht als Religion. Sie vereint Menschen unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften. In den Alten Pflichten von 1723 heißt es im ersten Abschnitt unter dem Titel Von Gott und der Religion: „Ein Freimaurer ist verpflichtet, dem Sittengesetz zu gehorchen und falls er die Kunst recht versteht, wird er weder ein stupider Atheist noch ein irreligiöser Libertin sein.“[18] Obgleich „in alten Zeiten“ die Freimaurer verpflichtet waren, der „jeweiligen Religion des Landes“ anzugehören, so hält man es seitdem „für ratsam, sie bloß zu der Religion zu verpflichten, in welcher alle Menschen übereinstimmen“. Der Grund für diese Änderung wurde zur damaligen Zeit mit der Zielsetzung begründet, dass die Freimaurerei „hierdurch ein Mittelpunkt der Vereinigung [werde] und ein Mittel, treue Freundschaft unter Personen zu stiften, welche sonst in ständiger Entfernung voneinander hätten bleiben müssen“.
Die Freimaurerei bedient sich in den Ritualen des Begriffs des Allmächtigen Baumeisters aller Welten. Dieses Konstrukt ist ein Symbol, das dem persönlichen Glauben eines jeden Bruders vorbehalten bleibt. Diese Formel ist in den ältesten Ritualbüchern unbekannt und trat erst im Dumfries Kilwinning MS. Nr. 4 auf.[19]
Die Liberale Freimaurerei setzt aus Gründen der absoluten Gewissensfreiheit ausdrücklich keinen Glauben an ein Höchstes Wesen voraus. Dieses neue Konzept entstand auf dem Konvent des Grand Orient de France des Jahres 1877, bei dem auf Antrag des calvinistischen Pastors Frédéric Desmons das Symbol des Allmächtigen Baumeisters aller Welten in den Ritualen des Großorients abgeschafft wurde.[20] Desmons argumentierte, dass die Freimaurerei wissenschaftlich und rational sei und daher keiner religiösen Bezüge bedürfe. In dieser Konsequenz ersetzte der GOdF die Heilige Schrift als das „Buch des heiligen Gesetzes“ durch ein symbolisches „weißes Buch“. Dies ging der Vereinigten Großloge von England zu weit und widersprach ihrer Vorstellung von Freimaurerei: Es kam zu einem Abbruch des Kontakts, 1913 beendete man die Beziehungen zum GOdF und bezeichnete ihn nicht länger als regulär.
Daher erließ am 4. September 1929 die Vereinigte Großloge von England die Basic Principles of Grand Lodge Recognition, in der sie festlegte, wann sie andere Großlogen als regulär anerkenne. Darin legte man fest, dass für eine Aufnahme nur der theistische Glaube an den Allmächtigen Baumeister aller Welten und seinen geoffenbarten Willen Voraussetzung sei, um sich vom Atheismus abzugrenzen. Im Januar 1989 kam sie davon wieder ab und die Voraussetzung einer theistischen Gottesauffassung wurde von einer deistischen Gottesauffassung abgelöst. Freimaurer innerhalb der Zuständigkeit der Vereinigten Großloge von England müssen seitdem an ein Supreme Being, ein Höchstes Wesen glauben.[21]
In Deutschland kennt die Freimaurerei als Organisation – unter Ausnahme christlichen Lehrarten des FO und der der 3WK – keine Gottesvorstellung und akzeptiert Agnostizismus.
Logen der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland verlangen aufgrund ihrer christlichen Ausrichtung ein „Bekenntnis zur Lehre Jesu Christi, wie sie in der Heiligen Schrift enthalten ist“[22], womit jedoch kein Bekenntnis zu konkreten Dogmen oder Glaubenssätzen verbunden ist.
Der Souveräne GrossOrient von Deutschland hat sich gemäß den Alten Pflichten zum Ziel gesetzt, Freundschaft unter Personen unabhängig von ihrem Glauben zu stiften, die sich dem Sittengesetz verpflichten, und zählt dazu ausdrücklich auch Atheisten. Als Alternative zum „Weißen Buch“ des GOdF kennt der SGOvD auch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und -pflichten.
Jüdisches Leben wurde in Deutschland bis weit in das 19. Jahrhundert hinein erheblich erschwert.[23] 1841 wurde der jüdische Makler Harry Lipschütz zunächst bei einer Kugelung aus konfessionellen Gründen zur Aufnahme in einer Hamburger Freimaurerloge abgelehnt. Kurz darauf wurde er jedoch nach Entscheid der Großen Loge von Hamburg, da eine Ablehnung aus konfessionellen Gründen satzungsgemäß nicht erlaubt war, akzeptiert.[24]
Das Allgemeine Handbuch der Freimaurerei aus dem Jahr 1900 schreibt: „J. und Mohammedaner sind von vornherein für fähig erklärt worden, zu der Verbindung zu gehören. […] Unbestritten aber ist wohl, dass schon 1723 »J., wie Christen« in einer Londoner Loge waren, die im Wirtshaus »Zur Rose« in Cheapside am 22. Sept. abgehalten wurde, und dass an diesem Tage ein J. Aufnahme fand, dass schon 1725 jüdische Namen in den Mitgliedslisten vorkommen, die sich bald darauf (1730–32) immer mehr zeigen, dass die Aufnahme von J. nie von der Grossloge von London als eine Unregelmässigkeit gerügt worden ist, dass es überhaupt bei ihr eine Judenfrage nie gegeben hat, weil eine Beschränkung der Glaubenszugehörigkeit nie bestanden hat. Ebenso sagt man, der Zweck sei gewesen, die innerhalb der Christenheit herrschenden Gegensätze zu mildern und den Gedanken des Comenius […] auszuführen.“[25]
Dennoch bekamen erst weit in das 19. Jahrhundert hinein Juden nur auf Druck von Frankreich und England ein Besuchsrecht in deutschen Freimaurerlogen. „Erleuchtete Geister, die anders dachten, wie Lessing, bildeten die Ausnahme.[25]“ „Am Ende der achtziger Jahre des 18. Jahrh. trat in Berlin eine sogenannte Toleranzloge zusammen, die den Schutz der Regierung genoss, aber bald wieder einschlief.“[26] Die „Anfrage der Loge Asträa in Ulm [wurde] bei der Provinzialloge 1810, ob sie J. aufnehmen dürfe, mit Nein beantwortet. In Frankreich aber hatten einzelne würdige Männer des jüdischen Glaubens nicht solche Abweisung erfahren, und als diese im Verein mit einer Anzahl Christen bei dem Grossorient um Genehmigung zur Errichtung einer Loge in Frankfurt am Main einkamen, erhielten sie eine solche bereitwillig 1808 unter dem Namen L’Aurore naissante. Dies ist die erste in Thätigkeit gebliebne sogenannte Judenloge, die manche der anerkanntesten und tüchtigsten Männer zu ihren Mitgliedern zählte und zählt (z. B. Ludwig Börne, Berthold Auerbach, Gabriel Riesser in Hamburg, Jost, Michael Creizenach).[25]“
In geistigen Inhalten und äußerer Organisationsstruktur mit der Freimaurerei vergleichbar, aber ausschließlich jüdischen Mitgliedern vorbehalten, arbeitet seit dem Jahr 1843 bis in die Gegenwart die Organisation B’nai B’rith, der auch Sigmund Freud angehörte.
Die schnelle Ausbreitung der Freimaurerei nach ihrer Organisation in Großlogen rief von Seiten der katholischen Kirche wie des Staates Kritik und zahlreiche Verbote hervor. Unter dem Einfluss von Skandalen durch den Bund der Carbonari erließ Papst Clemens XII. am 28. April 1738 gegen die Freimaurerei den Bannfluch (Päpstliche Bulle In eminenti apostolatus specula). Papst Benedikt XIV. erließ am 18. Mai 1751 eine zweite Bulle (Providas romanorum), in der er die „Reinheit der katholischen Religion“ gefährdet sah, da in der Freimaurerei Menschen jeder Religion Aufnahme finden.
Im Kirchenstaat Rom wurde 1787 von fünf Franzosen, einem Polen und einem Amerikaner die Loge Amici sinceri des Großorients von Frankreich gegründet, die in der Nähe der Santa Trinità dei Monti arbeitete. Mitglied war u. a. der Fürst von Farnese Don Sigismondo Chigi, der Kustode des Konklaves und Marschall der römisch-katholischen Kirche war. Nachdem Alessandro Cagliostro durch die Inquisition zum Tode verurteilt worden war, wurde die Loge 1789 behördlich eingestellt.
Die folgenden Päpste erneuerten das Verbot in diversen Enzykliken; dabei verurteilten vor allem die Päpste Pius IX. (Ecclesiam a Jesu Christo) und Leo XIII. – etwa in der Enzyklika Humanum genus 1884 – das Freimaurertum besonders streng. In Humanum genus wurden die Freimaurer als Zerstörer des Gottesreichs dargestellt; ihnen wurde die offene Absicht unterstellt, den christlichen Völkern ihre Güter zu stehlen und die heilige Kirche zu zerstören. Als Antwort darauf enthüllten 1889 die Freimaurer des Grande Oriente d’Italia ein Denkmal Giordano Brunos des Bildhauers Ettore Ferrari auf dem Campo de’ Fiori in Rom. Dort hielt Giovanni Bovio genau an der Stelle, an der Giordano Bruno auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war, eine Rede – umgeben von über 100 Freimaurerfahnen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das kanonische Kirchenrecht (CIC) überarbeitet. Mit Stand 1917 bestimmte es in Kanon 2335, dass ein Katholik durch den Eintritt in eine freimaurerische Vereinigung automatisch (ipso facto, Tatstrafe) exkommuniziert sei.[27]
Das II. Vatikanische Konzil (Vaticanum II), begonnen 1963 unter Papst Johannes XXIII. und beendet unter Papst Paul VI. im Jahr 1965, führte zu einer Aktualisierung kirchlich-dogmatischer Grundsätze, beispielsweise zur Akzeptanz der Religionsfreiheit. Dazu gehörten auch der Dialog mit Nichtchristen sowie die Anerkennung ethischer und religiöser Werte außerhalb der Kirche. Ein Beschluss für einen formalen Dialogbeginn mit der Freimaurerei ist in den Abschlussdokumenten des Konzils nicht enthalten. Am 26. Februar 1968 verschickte Kardinal Franjo Šeper, Präfekt der Glaubenskongregation, an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen einen „Fragenkatalog hinsichtlich der Freimaurerei“.[28] Auf dieser Grundlage führten Franz Kardinal König und der Großmeister der Vereinigten Großloge von Deutschland, Theodor Vogel, sowie der deputierte Großmeister der Großloge von Österreich, Kurt Baresch, ab 1968 Gespräche, die schließlich in den „Dialog von Lichtenau“ mündeten, welcher mit der Lichtenauer Erklärung abschloss. Dieses Dokument ist „eine umfassende Erklärung von freimaurerischer Seite“ zur katholischen Kirche.[29] Die Lichtenauer Erklärung erhielt seither „keinerlei kirchliche Autorisierung“.[30] Es ist allerdings im Rahmen der Offenlegung eines Dialogs mit Kardinal König zum vorliegenden Thema eine Mitteilung von Kardinal Šeper dokumentiert, in welcher er am 19. Juli 1974 ausführt, dass sich die Bestimmung des damals geltenden CIC 2335 sich „nur auf diejenigen Katholiken bezieht, die Vereinigungen beitreten, die wirklich etwas gegen die Kirche ins Werk setzen.“ Das Verbot für Kleriker und religiöse Mitglieder weltlicher Institutionen irgendwelchen freimaurerischen Gesellschaften beizutreten, bleibe jedoch bestehen.[31]
1974 bis 1980 fanden Gespräche einer Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz und einer Delegation der deutschen Freimaurer (Bereich VGLvD) statt. Diese endeten am 12. Mai 1980 mit einer einseitigen Erklärung der Bischofskonferenz, die feststellt: „Die eingehenden Untersuchungen der freimaurerischen Ritualien und der freimaurerischen Wesensart wie auch ihres heutigen Selbstverständnisses machen deutlich: Die gleichzeitige Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche und zur Freimaurerei ist ausgeschlossen.“[32]
Nach Abschluss der Novellierung des CIC Anfang 1983 war der Canon 2335 bzw. ein expliziter Hinweis auf die Freimaurerei nicht mehr im CIC enthalten. Einen Tag, bevor der CIC am 27. November 1983 in Kraft trat, veröffentlichte die Glaubenskongregation am 26. November 1983 die vom damaligen Präfekten Joseph Kardinal Ratzinger (2005–2013: Papst Benedikt XVI.) unterzeichnete und von Papst Johannes Paul II. genehmigte Erklärung Declaratio de associationibus massonicis (‚Erklärung zu den freimaurerischen Vereinigungen‘).[33] Die Erklärung enthält im Wesentlichen zwei Verbote:
Von Seiten der Freimaurer wird die Declaratio bedauert; unter katholischen Theologen ist sie umstritten. Unumstritten ist jedoch ihre Eigenschaft als kirchenamtliche Erklärung, als „moralisches Gesetz“ (Reinhold Sebott SJ).[34]
Der im Jahr 2012 von Papst Benedikt XVI. in den Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog berufene Priester und Diplomat Michael Weninger arbeitete die Thematik in seiner 2019 von der Päpstlichen Universität Gregoriana veröffentlichten Dissertation WEISHEIT.STÄRKE.SCHÖNHEIT. Über die Aussöhnung von katholischer Kirche und regulärer Freimaurerei auf und setzt sich auf dieser Grundlage für eine endgültige Aussöhnung von katholischer Kirche und regulärer Freimaurerei ein.[35]
Das Dikasterium für die Glaubenslehre bestätigte am 13. November 2023 die Erklärung Declaratio de associationibus massonicis von 1983 und betonte, die Zugehörigkeit von Katholiken zu einer Freimaurerloge sei „wegen der Unvereinbarkeit zwischen katholischer Lehre und der Freimaurerei“ verboten. Anlass war eine Anfrage des philippinischen Bischofs Julito Cortes, weil auf den Philippinen die Mitgliedschaft in einer Loge eine hohe Bedeutung hat und die Zahl der katholischen Logen-Mitglieder daher stetig steigt.[36]
Im Gegensatz zu den Katholiken waren im 19. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum, genau wie in Großbritannien und den USA, zahlreiche Vertreter des protestantischen Adels und Bürgertums Mitglieder von Freimaurerlogen, so etwa Johann Caspar Bluntschli, Gebhard Leberecht von Blücher oder auch Johann Wolfgang von Goethe.
Am 13. Oktober 1973 wurde gemeinsam mit Mitgliedern der Vereinigten Großlogen von Deutschland und mit Vertretern der EKD in der Tutzinger Erklärung festgehalten, dass die Möglichkeit einer Mitgliedschaft evangelischer Christen in einer Freimaurerloge dem „freien Ermessen des Einzelnen überlassen“ bleibe.[37][38]
Die Vertreter der EKD fassen die Ergebnisse der Tutzinger Erklärung folgendermaßen zusammen:[39][40]
Gemäß den Alten Pflichten sind Frauen von der Mitgliedschaft in einer regulären Freimaurerloge ausgeschlossen. Diese Tatsache resultiert aus dem Umstand, dass es zur Zeit der Entstehung der Freimaurerei keine weiblichen Steinmetze in den mittelalterlichen Bauhütten gab. In dem im Jahre 1723 erschienenen Konstitutionsbuch der Großloge von England wurde die Mitgliedschaft von Frauen in Logen untersagt. 1785 erschien im Teutschen Merkur eine Erklärung der deutschen Freimaurerei über die Frauenfrage, darin heißt es wörtlich: Die Herzen der Freimaurer stehen den Frauen offen, aber die Logen sind ihnen verschlossen. Besonders wird hier auf die innere Einkehr verwiesen, die Freimaurerei ihren Mitgliedern bieten soll.[41] Logen sollen ein geschützter Raum sein, in dem sich Männer wie Frauen auf die freimaurerische Arbeit konzentrieren sollen und sich nicht durch Äußerlichkeiten ablenken lassen (siehe auch Monoedukation).
Schon Johann Wolfgang von Goethe stellte in einem Gedicht an seine Loge Amalia die Frage:
Die Freimaurerei betont bei verschiedenen Anlässen und Ritualen, dass diese nicht misogyn ist, so wird bei der Aufnahme jedem Lehrling ein Paar weiße Handschuhe – für die Frau, für die man die „größte Achtung hegt“ – überreicht. Johann Wolfgang von Goethe überreichte sein Paar Frauenhandschuhe an Charlotte von Stein: „Ein geringes Geschenk, dem Ansehen nach, wartet auf Sie“ (…) „Es hat aber das Merkwürdige, daß ich’s nur einem Frauenzimmer ein einziges Mal in meinem Leben schenken kann“.[42]
Bei allen Tafellogen der regulären Großlogen wird auf das Wohl und die Gesundheit der Frauen ein Trinkspruch ausgebracht. Ebenfalls unterhalten viele Logen eine karitative Schwestervereinigung und halten gesellschaftliche Schwesternfeste ab.[43]
Es existieren aber einige Beispiele dafür, dass trotz der gesetzlichen Restriktionen von der englischen Großloge Frauen in Logen aufgenommen wurden. Exemplarisch für den deutschsprachigen Raum sei hier das Beispiel von Sophie Albrecht aufgeführt.
Bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts gründeten sich Adoptionslogen, in denen Männer und Frauen freimaurerische Rituale vollzogen. Diese Adoptionslogen waren aber keine selbstständigen und offiziellen Logen, sondern waren den regulären Männerlogen angegliedert. Besonders in Frankreich fand diese Form der Vereinigung eine weite Verbreitung.
Als eine der ältesten dieser Adoptionslogen bezeichnet der Historiker Marcy die Loge „La Félicité“ in Dieppe. Diese war von 1766 bis 1773 tätig. Ab 1789 wurden die Adoptionslogen vor allem von Damen des Hochadels besucht. Diese Adoptionslogen widmeten sich vornehmlich karitativen Zwecken. Nach der Französischen Revolution wurde die Adoptionsmaurerei durch Kaiserin Josephine wiedererrichtet.[45]
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts versuchte die Grande Loge de France die Adoptionsmaurerei wiederzubeleben, und zwischen 1901 und 1935 wurden etwa zehn Werkstätten gegründet. 1935 entschloss sich dieselbe Loge, den Frauenlogen die Unabhängigkeit zu gewähren. Im Jahr 1945 nahm die Union maçonnique feminine ihre Tätigkeit auf; heute heißt sie Grande Loge Feminine de France, sie wurde 1952 in Frankreich gegründet. Zu ihr gehören rund 30 Logen in Europa, Afrika und Nord- und Südamerika. Ihre Entstehung bedeutete das offizielle Ende der Adoptionslogen.[45] Nach der Gründung der Grand Loge Feminine de France haben sich auch unabhängige Obödienzen der Frauenfreimaurerei in Belgien, Deutschland (Zur Humanität bzw. Frauen-Großloge von Deutschland), Italien und der Schweiz etabliert. Sie alle kooperieren in einer 1982 gegründeten Dachorganisation Centre de Liaison International de la MAçonnerie Féminine (CLIMAF)[46] mit rund 12.000 Mitgliedern.
Die Schweizerische Grossloge Alpina (SGLA) verabschiedete am 6. Juni 2009 die folgende Erklärung betreffend Frauen-Freimaurerei in der Schweiz:[47]
So beschliesst die Schweizerische Grossloge Alpina folgendes:
Die Zahl der Freimaurer weltweit, soweit veröffentlicht, divergiert je nach Quelle stark. So nennt der SWR für das Jahr 2012 weltweit etwa fünf Millionen Mitglieder der Freimaurerei in allen ihren Ausprägungsformen, davon drei Millionen in den USA. Für Deutschland liegen die Angaben zwischen 14.000 (2012)[48] und 15.500 Mitglieder (2015).[49] Die Zeitschrift der deutschen Forschungsloge Quatuor Coronati geht von weltweit lediglich 2,6 Millionen Freimaurern aus.[50] Der Religionswissenschaftler Georg Hehn nennt die Zahl sieben Millionen, von denen vier Millionen in den Vereinigten Staaten leben.[51]
Der Begriff Loge wird bereits im Jahre 1278 in einer Urkunde über den Bau der Vale Royal Abbey erwähnt. 1537 nennt die Gilde in London ihre Mitglieder Freemasons. Am 24. Juni 1717 schlossen sich vier Logen zur ersten Freimaurergroßloge, der ersten Großloge von England, zusammen. Dieser Tag gilt als das offizielle Gründungsdatum der „modernen“ Freimaurerei. Seitdem feiern weltweit alle Freimaurer den 24. Juni (Johannistag, vergleiche Johannismaurerei) als höchsten Feiertag.
In der Anfangszeit der Freimaurerei versammelten sich die Mitglieder traditionell in Gasthäusern. Die erste Großloge wurde 1717 in dem englischen Gasthaus „Goose and Gridiron“ gegründet. Die Mitglieder mieteten in Gasthäusern die hinteren Räumlichkeiten für Tempelarbeiten an, um ungestört ihre Zeremonien abhalten zu können. Einige Logen knüpfen auch noch heute an dieser Tradition an. Die Hamburger Freimaurer-Loge „Absalom zu den drei Nesseln“ ist die älteste deutsche Freimaurer-Loge. Sie wurde am 6. Dezember 1737 in der „Taverne d’Angleterre“ des Weinwirts Jens Arbien in der Großen Bäckerstraße gegründet. Später fungierte das Hotel Kaisershof in Hamburg als Versammlungsort.
Fürsten und Könige gründeten sogenannte Hoflogen, die an den Höfen der jeweiligen Regenten tagten. Der spätere preußische König Friedrich der Große hatte bereits als Kronprinz 1739 in seinem Schloss Rheinsberg die Loge La loge première/La loge du Roi notre grand maître gründet. Nach seiner Thronbesteigung führte er als Logenmeister die Loge weiter und hielt am 20. Juni 1740 die erste Arbeit ab.
Im 18. Jahrhundert war zur Wahrung des freimaurerischen Geheimnisses das Freimaurer-Alphabet verbreitet. Während die Freimaurerei in Teilen Kontinentaleuropas nach der Französischen Revolution und speziell nach dem Ende der Hegemonie Napoleon Bonapartes in gravierenden Gegensatz zu den herrschenden politischen und religiösen Gruppierungen der Restaurationszeit geriet, gelang es ihr in Großbritannien, die Gefahr eines parlamentarischen Verbots aller Schwurvereinigungen durch einen Unlawful Societies Act 1799 mithilfe einer Intervention bei Premierminister William Pitt abzuwenden. Die Großmeister beider englischen Großlogen verwiesen darauf, dass es sich bei den Mitgliedern der Logen um gesetzestreue und Wohltätigkeit übende Bürger handle. Sie verpflichteten sich aber auch zur jährlichen Abgabe von örtlichen Mitgliederlisten (eine Praxis, die bis 1967 fortgeführt wurde).
Ende des 18. Jahrhunderts begannen einige Freimaurerlogen Häuser für ihre Versammlungen zu bauen oder anzukaufen um diese in Logenhäuser umzuwandeln. Dies hatte den Vorteil, dass die Ausstattung für Tempelarbeiten nicht mehr auf- und abgebaut werden musste und Tempelarbeiten zu regelmäßigen Terminen abgehalten werden konnten. Besonders architektonische Prunkstücke in Europa waren der Palazzo Giustiniani in Rom und das Ordenshaus des dänischen Freimaurerordens im Kopenhagener Stadtteil Østerbro. In großen Städten schlossen sich oft mehrere Logen zusammen und arbeiteten in einem großen Tempel oder Logenhaus, wie die Freemasons’ Hall in London.
Eine besondere Entwicklung nahm der Bau von Logenhäusern in Amerika. Hier sind infolge der großen Zahl der Mitglieder und des Raumbedürfnisses der zahllosen Seitenzweige Wolkenkratzer entstanden, wie der Masonic Temple in Chicago, deren Räume zum Teil auch an verschiedene Mietparteien abgegeben wurde. Aus dem amerikanischen Stil fallen die großen Moscheen der Shriners durch ihre orientalische Farbenpracht und die mit Kuppeln und Minaretten überbauten Fassaden besonders auf.
Eine Ausnahme bilden die Feld- und Militärlogen, die zum Teil kein eigenes Logenhaus besitzen und ihre Tempelarbeiten in Zelten, unter freiem Himmel oder als Gäste in anderen Logenhäusern abhalten.
Die erste Freimaurerloge in Deutschland wurde am 6. Dezember 1737 gegründet. Die Loge hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Bezeichnung und gab sich 1743 den Namen Absalom. Sie arbeitete noch in zwei Graden: Lehrling und Meister nach der sogenannten Prichardschen Verräterschrift. Am 23. Oktober 1740 erschien sie im Register der Logen der Londoner Großloge unter der Bezeichnung Bunch of Grapes, Becker Street Hamburg.[53]
Eine Delegation dieser Loge, geleitet durch Baron von Oberg, nahm in Braunschweig, in der Nacht vom 14. zum 15. August 1738, den Kronprinzen von Preußen, späteren König Friedrich den Großen im alten Kornschen Gasthaus zum Freimaurer auf. Von Oberg wurde danach Kammerherr des Kronprinzen und leitete die Freimaurerloge Friedrichs auf Schloss Rheinsberg. Ab 1739 übernahm Kronprinz Friedrich selbst die Aufgabe des Meisters vom Stuhl. Nach seiner Thronbesteigung 1740 hielt er die Tempelarbeiten in Schloss Charlottenburg ab.[53]
Im 18. Jahrhundert trugen die Freimaurerlogen zur Herausbildung einer neuen Form von Öffentlichkeit bei. Wie die Salons, Clubs und Lesegesellschaften, die ähnlich wirkten, agierten sie zwar im privaten Bereich. Ihr privater Charakter und ihre Arkanpraxis ermöglichten es aber erst, dass in ihnen sich Männer unterschiedlicher Konfession und unterschiedlichen Standes als Gleiche begegneten, unabhängig und zum Teil in Opposition zu den Formen der Öffentlichkeit, die sich im absolutistischen Ständestaat etabliert hatten, nämlich dem Fürstenhof und der Kirche. Zwar waren die Logen und die Aufklärungsgesellschaften nur nach oben durchlässig, Mitgliedern unterer Schichten blieb der Zugang verwehrt. Gleichwohl war es dieser neuen Form von Geselligkeit möglich, erstmals bürgerliche Gleichheit zwischen Angehörigen verschiedener Stände als Idee zu erproben und im Gespräch von gleich zu gleich an einer unzensierten Meinungsbildung mitzuwirken. Der deutsche Philosoph Jürgen Habermas beschrieb diesen Prozess in seiner gleichnamigen Habilitationsschrift 1962 als „Strukturwandel der Öffentlichkeit“.[54] Obwohl Gespräche über religiöse und politische Themen in den geöffneten Logen grundsätzlich nicht gestattet sind, trugen sie zur Verbreitung aufklärerischer Ideen bei. Dies gilt, obwohl es den deutschen Logen nicht immer gelang, sich von obskurantistischen und mystischen Strömungen freizuhalten. Diese zeigten sich unter anderem beim konkurrierenden Rosenkreuzertum wie bei der maurerischen Strikten Observanz mit ihrem mittelalterlich anmutenden Hochgradsystem und dem Gehorsam gegenüber „Unbekannten Oberen“. Noch im 19. Jahrhundert hielt es die Große Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes für angezeigt, Ritterspiele, Aberglaube (Gespensterglaube, Spiritismus, Okkultismus, Glaube an magische Kräfte[55], Astrologie und dem Obskurantismus aller Art den Kampf anzusagen.[56] Insgesamt aber konnte sich dennoch, wie der Sozialhistoriker Hans-Ulrich Wehler urteilt, in den Logen „bürgerliche Aufklärungsmentalität“ weiter entfalten.[57]
1902 wurde das Deutsche Freimaurer-Museum eröffnet und 1913 wurde die Wolfstieg-Gesellschaft für die freimaurerisch-wissenschaftliche Forschung gegründet. Für die Öffentlichkeit sind viele Informationen jedoch nicht zugänglich. Eine der wenigen Einblicke in die Arbeit der Freimaurer in Deutschland bot eine Ausstellung mit dem Titel „Licht ins Dunkel“ im Bremer Focke-Museum 2006.[58]
Die meisten deutschen Logen männlicher Freimaurer gehören zu Großlogen, die in den Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD) zusammengeschlossen sind. Diese sind von der Vereinigten Großloge von England (UGLoE) anerkannt und werden im Sprachgebrauch der deutschsprachigen Freimaurer „reguläre“ Logen genannt. In den VGLvD sind 485 Freimaurerlogen mit rund 15.300 Mitgliedern organisiert.[59]
Es gibt in Deutschland auch feminine und gemischtgeschlechtliche Großlogen. Von diesen ist die Frauen-Großloge von Deutschland von den Vereinigten Großlogen von Deutschland als „freimaurerisch arbeitend“ anerkannt. In Deutschland steht die Vereinigte Großlogen von Deutschland einem Dialog in Fragen der Gleichberechtigung der Frau verhältnismäßig offen gegenüber und koexistiert mit liberalen Logen.
Die liberalen Großlogen werden anerkannt durch den Groß-Orient von Frankreich (GOdF). Dazu gehören unter anderen die gemischtgeschlechtlichen Großlogen Freimaurergroßloge Humanitas, Le Droit Humain und der Souveräne GrossOrient von Deutschland.
Daneben existieren in Deutschland wie in fast allen Ländern, in denen die Freimaurerei aktiv ist, Logen, die nicht unter der Anerkennung einer Großloge arbeiten. Derartige Logen werden im freimaurerischen Sprachgebrauch als irregulär oder als Winkellogen bezeichnet. Je nach Ausrichtung werden nur Männer, nur Frauen oder auch männliche und weibliche Mitglieder aufgenommen.
Die meisten Logen in Frankreich gehören zur liberalen Freimaurerei. Viele Großlogen verfügen über ein internationales Netzwerk. 2005 gab es in Frankreich rund 45.000 Mitglieder in 1080 Logen.
1773 wurde der Grand Orient de France gegründet. Es ist ein Dachverbund für rund 1200 Freimaurerlogen mit weltweit über 49.000 Mitgliedern.[60] Seit 1889 gibt es ein Freimaurermuseum in Paris.[61]
Le Droit Humain ist die Großloge der gemischten Freimaurerei, die 1893 gegründet wurde und im Jahr 2007 etwa 30.000 Männer und Frauen in über 60 Staaten umfasste,[62] davon 15.250 in Frankreich.
Die Grande Loge de France hat etwa 27.000[63] und die Grande Loge Nationale Française etwa 43.500 Brüder.[64]
Kleinere Organisationen sind die Grande Loge Féminine de France mit etwa 11.000 Schwestern,[65] die Grande Loge Traditionnelle et Symbolique – Opéra mit etwa 5000 Brüdern,[66] die Grande Loge Mixte de France mit 2.900 Brüdern und Schwestern, der Grand Prieuré des Gaules mit ca. 1000 Brüdern und der Ordre Initiatique et Traditionnel de l’Art Royal mit etwa 1000 Schwestern und Brüdern.[67]
Die erste Gründung einer Freimaurerloge erfolgte möglicherweise 1733 in Florenz.[68]
1887 in wurde Rom als freimaurerisches Gegenstück zur Kurienkongregation „Propaganda Fide“ (auf Deutsch „Verbreitung des Glaubens“) die Loge „Propaganda Massonica“ (dt. „Verbreitung des Freimaurertums“) gegründet. Sie wurde, wie die Freimaurerei überhaupt, während der Herrschaft des Faschismus verboten. 1944 wurde sie als zweite Loge des Grande Oriente d’Italia als Propaganda Due (P2) neu gegründet. Sie war eine als regulär anerkannte Freimaurerloge in Italien. Da sie auch für kriminelle Ziele benutzt wurde, beschloss der Grande Oriente d’Italia 1974 ihren Ausschluss, was die kriminelle Vereinigung nicht daran hinderte, weiterhin als Freimaurerloge tätig zu bleiben. Wirksam wurde der Ausschluss jedoch erst 1982. Licio Gelli, Gründer und Meister vom Stuhl, erreichte 1975 beim Großmeister die Anerkennung einer Nachfolgeloge und betrieb die P2 insgeheim weiter.[69] Die Aufdeckung der Machenschaften dieser Loge führten zu einem bedeutenden Skandal in Italien.
In Italien ist die Freimaurerei stark zersplittert. Die größten freimaurerischen Organisationen sind der Grande Oriente d’Italia, die Gran Loggia d'Italia (kurz: Piazza del Gesù), die Gran Loggia Regolare d'Italia und die Federazione italiana dell'Ordine Massonico Misto (zum Le Droit Humain gehörend). Daneben gibt es noch zahlreiche andere kleinere Gruppierungen.
1802 und 1803 wurde in Santiago de Cuba die ersten Freimaurerlogen gegründet. 1804 wurde ein französischer Juwelier, Mitglied der französischen Loge Réunion des Coeurs in Port-au-Prince, erster Meister vom Stuhl der neuen Loge El Templo de las Virtudes Teologales No 103. In den folgenden Jahren wurden in Kuba weitere Freimaurerlogen durch verschiedene amerikanische und französische Großlogen gestiftet. Unter Ferdinand VII. begannen 1814 Verfolgungen, Folterungen und Hinrichtungen von Freimaurern. Zum Ende des 19. Jahrhunderts konnte sich das Freimaurertum erholen. 1930 umfasste die Großloge etwa 14.000 Mitglieder in 190 Logen. Bis 1959 stieg die Mitgliederzahl auf 35.000. Die Revolution unter Fidel Castro führte schließlich zur Spaltung unter den Freimaurern. Bis 1991 war die Mitgliederzahl auf 22.000 gesunken.
Die erste Freimaurerloge wurde 1729 erwähnt. 1929 wurde die Großloge von Luxemburg (Grande Loge de Luxembourg) gegründet.
1959 gründeten Mitglieder der Männerloge Saint Jean de L’Espérance den Großorient von Luxemburg als Großloge. 1968 wurde der Großorient von Luxemburg aufgrund interner Schwierigkeiten „schlafen gelegt“, d. h. alle Arbeiten ruhten. Die Loge Saint Jean de L’Espérance arbeitete weiter. 1982 wurde der Großorient von den drei Logen L’Espérance, Liberté und Tolérance reaktiviert. Danach wurden auch Frauen aufgenommen.[70] 1987 wurde eine vierte, ebenfalls gemischt-arbeitende Loge mit Namen Tradition et Progrès gegründet.
Der Großorient von Luxemburg ist heute ein Zusammenschluss von 11 liberalen Freimaurerlogen mit 520 Mitgliedern in vier Ländern.[71]
Die Freimaurerei in Österreich begann im Jahre 1742,[72] als auf Wunsch von Philipp Gotthard von Schaffgotsch, dem späteren Fürstbischof von Breslau, in Wien die erste Loge begründet wurde. Sie hatte nur kurz Bestand, 1743 ließ Maria Theresia sie auflösen. Erst nach ihrem Tode (1780) wurde die Freimaurerei in der Habsburgischen Monarchie wieder geduldet, 1784 die Große Landesloge von Österreich gebildet. 1797 wurde die Freimaurerei in Österreich verboten. Dieses Verbot galt bis 1867 für die gesamte Donaumonarchie, danach jedoch nicht mehr im Königreich Ungarn. Nach Errichtung der Ersten Republik in Österreich wurde die Großloge von Wien am 8. Dezember 1918 gegründet. Aufgrund des starken Einflusses der katholischen Kirche in Österreich machen Freimaurer in Österreich wesentlich geringere Öffentlichkeitsarbeit und treten seltener offen als Freimaurer in Erscheinung, als dies im übrigen Europa oder in den Vereinigten Staaten der Fall ist.
Die einzige von der Vereinigten Großloge von England anerkannte Großloge der Freimaurer ist die Großloge der alten freien und angenommenen Maurer von Österreich mit Sitz in Wien.[73]
Liberale Großlogen in Österreich, die größtenteils gemischtgeschlechtlich arbeiten, sind:
Am 16. November 1937 wurde in der Schweiz über eine Volksinitiative mit dem Titel „Verbot der Freimaurerei“ – initiiert von der „Schweizerischen Heimatwehr“ und der „Faschistischen Bewegung“ – abgestimmt.[76] Die Vorlage wurde jedoch mit 68,7 % (bei einer Stimmbeteiligung von 65,94 %) abgelehnt.[77]
Heute sind in der Schweiz verschiedene Systeme aktiv:
Bereits 1721 entstand in der Türkei die erste Freimaurerloge in Istanbul durch französische Freimaurer (Lehrart des Grand Orient de France). Die von der Vereinigten Großloge von England anerkannte Großloge der Freien und Angenommenen Maurer der Türkei wurde in der heutigen Form 1956 zum vierten Mal wiedergegründet. Nach ihrer Spaltung entstand 1966 die durch den Grand Orient de France anerkannte Großloge der Liberalen Freimaurer der Türkei.
Die Vereinigte Großloge von England ist die Dachorganisation der Freimaurerei in England und Wales[81] und behauptet von sich, die älteste Großloge der Welt zu sein. Sie wurde 1717 gegründet, indem sich vier Freimaurerlogen aus London und Westminster zusammenschlossen. Sie ist in Provinzialgroßlogen organisiert, die ungefähr den traditionellen Grafschaften von England entsprechen.
Als älteste Freimaurerloge der Welt gilt die Lodge of Edinburgh (Mary's Chapel) No. 1 in Schottland, die ihre Gründung auf das Jahr 1599 zurückführt.[82] 1736 wurde die Großloge von Schottland gegründet.[83]
Über die ersten Logen in den USA berichtet John Moore aus Pennsylvania im Jahre 1715.[84] Viele Logen wurden ohne Anerkennung durch eine Großloge gegründet. Einige Logen waren von den damaligen Großlogen aus England, Irland und Schottland anerkannt. Nach der Amerikanischen Revolution entstanden unabhängige Großlogen in allen Staaten. Es wird angenommen, dass George Washington, der erste Präsident der Vereinigten Staaten und Mitglied einer Loge in Virginia, zugleich erster Großmeister der Freimaurer in den USA war. Diese Machtstellung soll jedoch nur kurze Zeit gedauert haben, da verschiedene Großlogen diesen Großmeister nicht anerkannten.[85][86]
Washington war seit 1752 Mitglied der Loge „Fredericksburg Lodge No. 1“ in Virginia, 1788 wurde er „Meister vom Stuhl“ der Freimaurerloge „Alexandria No. 39“. Den Eid zur Amtseinführung von US-Präsident Washington nahm der Großkanzler der Großloge von New York und Staatskanzler Robert R. Livingston ab. Auch die Grundsteinlegung des Kapitols 1793 erfolgte nach freimaurerischem Ritus. Bei der Beisetzung des Präsidenten 1799 trugen sechs Obersten der Armee, alle Freimaurer, den Sarg.[87]
Die Freimaurerei hat in den USA bis auf den heutigen Tag ähnlich wie in Großbritannien eine große gesellschaftliche Bedeutung: 1960 waren mit über vier Millionen Mitgliedern 7,6 % der männlichen Bevölkerung in Logen registriert.[88]
Über die Freimaurerei sind seit langem verschiedene Verschwörungstheorien im Umlauf. Der Politologe Daniel Pipes sieht in der Verdächtigung, hinter einem unerwünschten Phänomen würden Freimaurer stecken, eine der beiden Haupttraditionen des Verschwörungsdenkens (die andere ist der Antisemitismus).[89] Eine erste Häufung solcher Verschwörungstheorien gab es in den Jahren um 1800, als der ehemalige Jesuit Augustin Barruel in seinen vierbändigen Mémoires pour servir à l’histoire du Jacobinisme die These verbreitete, die Freimaurer (und mit ihnen Aufklärungsphilosophen, Illuminaten und Atheisten) würden hinter der Französischen Revolution stecken. Ähnliche Behauptungen verbreiteten der schottische Naturphilosoph John Robison und der deutsche Theologe Johann August von Starck. Später wurden dann die deutsche Revolution 1848/1849 und die marxistische Arbeiterbewegung als Werk freimaurerischer Machenschaften hingestellt. Später wurde die Freimaurerei als Verbündete oder Handlangerin des Judentums hingestellt, so etwa in den Protokolle der Weisen von Zion, einer antisemitischen Fiktion, die erstmals 1903 im Kaiserreich Russland erschien und bis heute weite Verbreitung findet. Verschwörungstheorien gegen Freimaurer wurden auch im Kulturkampf im Deutschen Kaiserreich und in der Zeit des Nationalsozialismus verbreitet.[90] In den Jahren 1885 bis 1897 wurde in Frankreich die Verschwörungstheorie verbreitet, bei der freimaurerischen Tempelarbeit würde der Dämon Baphomet angebetet (Taxil-Schwindel).[91]
In den USA entstand in den 1820er Jahren eine antimasonische Bewegung, die Anstoß daran nahm, dass ein guter Teil der Eliten des Landes Freimaurer waren. Diese populistische gewann Zulauf, als der Publizist William Morgan 1826 entführt wurde und verschwand, gerade als er angeblich dabei war, ein Buch mit Enthüllungen über die amerikanische Freimaurerei fertigzustellen. In der Folgezeit wurden den Freimaurer vorgeworfen, sie seien antichristlich und antidemokratisch und der eigentliche Zweck ihrer Logen sei es, mit konspirativen Mitteln die Macht und den sozialen Status der Mitglieder zu vergrößern. 1827 bildete sich die Anti-Masonic Party, deren Hauptanliegen die Bekämpfung der Freimaurerei war. 1843 löste sich die Partei wieder auf. 1867 lebten die antimasonischen Verschwörungstheorien wieder auf: Die National Christian Association nominierte einen eigenen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 1868, der aber kaum Stimmen erhielt. In christlichen Kreisen in den USA wird bis ins 21. Jahrhundert hinein Freimaurer unterstellt, in Verschwörungen verwickelt zu sein, die bei einigen auf die Errichtung einer „Neuen Weltordnung“ abzielen sollen, bei anderen angeblich satanistisch orientiert sind oder dazu dienen sollen UFO-Landungen zu vertuschen.[92]
Die frühe Aufklärung zeichnete sich durch eine Vielzahl von mehr oder minder geheimen Gesellschaften und Vereinigungen aus. Weder der Begriff „Freimaurer“ noch der Begriff „Loge“ war oder ist gesetzlich geschützt, daher kann sich jede Vereinigung als „Loge“ oder selbst als „Freimaurerloge“ bezeichnen, auch wenn sie nicht durch eine Großloge anerkannt ist.
Darüber hinaus wurden nach dem Vorbild der Freimaurer zahlreiche andere Organisationen, wie der Independent Order of Odd Fellows oder die Studentenverbindungen in der angloamerikanischen Tradition gegründet. Inwieweit diese einen organisatorischen Bezug zur Freimaurerei haben, ist umstritten. Die Studentenverbindungen in Deutschland unterscheiden sich in Ritualen und Organisationen eindeutig von der Freimaurerei und sind keine „Jugendorganisationen“ der Logen. Dies gilt jedoch nicht in allen Staaten.
Die Studentenverbindung Skull & Bones ist ein elitärer Geheimbund, der in der Tradition der US-amerikanischen Freimaurerei steht und von vielen Autoren auch in organisatorischer Nähe zu dieser gesehen wird. Diese Nähe ist immer wieder Gegenstand von Verschwörungstheorien.[93]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.