Remove ads
Bezirkshauptstadt in Niederösterreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zwettl-Niederösterreich[1] (meist nur in der Kurzform Zwettl) ist eine Stadtgemeinde im nordwestlichen Niederösterreich und Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks. Mit 10.766 Einwohnern[2] und einer Fläche von 256 km² zählt sie zu den flächenmäßig größten Gemeinden Österreichs. Bei der Volkszählung des Jahres 2011 hatte die Stadt selbst 3.922 Einwohner.[3] Dies entspricht der Einwohnerzahl der Katastralgemeinde „Zwettl Stadt“, aber nicht der Einwohnerzahl der Großgemeinde.
Stadtgemeinde Zwettl-Niederösterreich | ||
---|---|---|
Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Zwettl | |
Kfz-Kennzeichen: | ZT | |
Fläche: | 256,32 km² | |
Koordinaten: | 48° 36′ N, 15° 10′ O | |
Höhe: | 520 m ü. A. | |
Einwohner: | 10.766 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 42 Einw. pro km² | |
Postleitzahlen: | 3532, 3533, 3910, 3911, 3923, 3924, 3931, 3932 | |
Vorwahl: | 02822 | |
Gemeindekennziffer: | 3 25 30 | |
NUTS-Region | AT124 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Gartenstraße 3 3910 Zwettl | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Franz Mold (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (37 Mitglieder) |
||
Lage von Zwettl-Niederösterreich im Bezirk Zwettl | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Die Stadt liegt auf 520 m ü. A. in einem Talkessel (bestehend aus Gradnitztal, Sierningtal, Kamptal und Zwettltal) an der Stelle des oberen Kamptals, wo der Fluss Zwettl in den Kamp einmündet. Sie ist geographischer Mittelpunkt der Gemeinde und gilt gleichzeitig als Zentrum des Waldviertels.
Die Gemeinde gliedert sich in insgesamt 56 Ortsteile (Verwaltungssprengel), 54 Ortschaften, und 61 Katastralgemeinden.
Gliederung
| ||||||
Legende zur Gliederungstabelle
| ||||||
Karte mit allen Koordinaten von Zwettl-Niederösterreich: OSM | WikiMap |
Die Stadt Zwettl selbst umfasst Zwettl Stadt, mit der alten Kernstadt und dem Stadtteil Syrnau im Osten, sowie die Stadtteile Oberhof im Norden mit der Bozener Siedlung nordöstlich kampabwärts Richtung Stift, und Propstei im Süden. Das Dorf Moidrams südwestlich ist weitgehend mit der Stadt verwachsen.
Die Gemeinde Zwettl-Niederösterreich ist mit einer Gesamtfläche von 256 km², 61 Katastralgemeinden, und den meisten Ortschaften von ganz Niederösterreich eine der typischen Zusammenlegungs-Großgemeinden. Das erklärt sich daraus, dass das Waldviertel prinzipiell keine ausgeprägte Streubesiedlung kennt, sondern zahlreich relativ kompakte Orte ausbildete. Diese Orte behielten, wie in den meisten Bundesländern, bei Schaffung der Ortsgemeinden 1849/50 ihre Eigenständigkeit, für Niederösterreich typisch sind sie aber sowohl als siedlungsgeographische Einheit (Ortschaft) wie als grundbücherliche (Katastralgemeinde) auch bei Gemeindezusammenlegungen kleinstrukturiert erhalten geblieben (1971 wurden seinerzeit noch 20 selbständige Gemeinden vereinigt).
Das Gemeindegebiet umfasst folgende Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[4]):
Zusätzlich sind 6 der Katastralgemeinden (Kühbach, Flachau, Oberndorf, Oberplöttbach, Pötzles, Wildings) durch die Schaffung des Truppenübungsplatzes Allentsteig entvölkerte ehemalige Gemeinden (1938–1945, endgültig teils erst 1970, vergl. Liste der für die Schaffung des Truppenübungsplatzes Döllersheim ausgesiedelten Ansiedlungen). Eine Katastralgemeinde, Koppenzeil, hat nur historische Bedeutung und entspricht dem Stadtteil Propstei.
Die 55 Verwaltungssprengel der Gemeinde – neben der Stadt selbst – entsprechen weitestgehend den übrigen Katastralgemeinden und den Ortschaften und haben einen Ortsvorsteher. Ein Sonderfall ist der Stadtteil Oberhof (auch Katastralgemeinde), der einen Ortsvorsteher hat, aber in der amtlichen Statistik (seitens Statistik Austria) nicht als eigene Ortschaft ausgewiesen ist. Weitere Ausnahmen sind das Dorf Kleinmarbach, das zur Ortschaft und Katastralgemeinde Marbach am Walde gehört, aber einen Vorsteher hat, sowie das Dorf Oberwaltenreith, das statistisch eine eigenständige Ortschaft ist, die zum Ortsvorstand und der Katastralgemeinde Eschabruck gehört.
Die große Ausdehnung bringt es mit sich, dass viele andere Gemeinden an Zwettl angrenzen. Es sind dies
Schweiggers, Kirchberg am Walde | Vitis, Echsenbach | Allentsteig |
Groß Gerungs, Großschönau | Pölla, Rastenfeld | |
Rappottenstein | Großgöttfritz | Waldhausen |
Am 12. Februar 1929 wurde in Zwettl mit −36,6 °C die kälteste bestätigte Temperatur in einem bewohnten Ort in Österreich gemessen. In Zwettl herrscht ein Übergangsklima mit kontinentalem Einfluss aus dem Osten und ozeanischem Einfluss aus dem Westen. Die Jahresdurchschnittstemperatur im 30-jährigen Mittel 1971–2000 beträgt 6,6 °C und der Jahresgesamtniederschlag liegt bei 667,3 mm. Im Vergleich mit den Werten der Jahre 1981–2010, sind bezüglich der Temperatur deutliche Änderungen zu verzeichnen. Infolge des Klimawandels liegt die Jahresdurchschnittstemperatur um rund 0,9 °C höher als in der Periode 1971–2000. Charakteristisch für Zwettl sind viele Sonnenstunden im Sommerhalbjahr und lang anhaltende Hochnebeldecken im Winter. Bedingt durch die nächtliche Kaltluftseebildung werden oftmals geringe Temperaturminima gemessen. Diese liegen trotz der vergleichsweise geringen Höhe oftmals unter jenen Werten des um rund 400 m höher gelegenen Jauerlings. Jährlich werden rund 141 Frosttage und 37 Eistage verzeichnet. Infolge der durch die Seehöhe bedingten geringen Tageserwärmung treten etwa 28 Sommertage und 3 heiße Tage pro Jahr auf. Von November bis April fallen rund 90 cm Schnee. Auch diesbezüglich ist aufgrund der Klimaerwärmung ein Rückgang zu verzeichnen. Im langjährigen Mittel gibt es 25 Gewitter und einmal Hagel pro Jahr.
Monatliche Durchschnittstemperaturen, -niederschläge und -sonnenstunden für Zwettl (505 m)
Quelle: Durchschnitt von 1971–2000 laut ZAMG |
Der Name Zwettl ist slawischen Ursprungs (vgl. tschechisch Světlá, zu světlý = licht, hell) und bedeutet so viel wie Lichtung oder Rodung. Bestätigt wird dies durch spätere Urkunden, in welchen das Kloster Zwettl im lateinischen Text Claravallis (= lichtes Tal) genannt wird.[5] Allerdings wurden bisher keine slawischen Hinterlassenschaften aufgefunden, sodass für eine slawische Siedlung außer der Namensdeutung bisher keine Quellen bekannt sind.
Die von den Kuenringern gegründete Stadt wird erstmals im Oktober 1139 in der Gründungsurkunde des nahegelegenen Stiftes Zwettl (Zisterzienserabtei) erwähnt.[6] Seit dem 28. Dezember 1200 gilt Zwettl als Stadt.
1427 wurde die Stadt in der Schlacht bei Zwettl drei Mal erfolglos von den Hussiten unter dem Feldherrn Andreas Prokop belagert. Sie zerstörten und plünderten dabei das drei Kilometer entfernte Stift Zwettl und die meisten umliegenden Dörfer. Auch im Dreißigjährigen Krieg hatte die Stadt schwer zu leiden, 1618 drangen böhmische Truppen in die Stadt ein, 1645 wurde sie von schwedischen Truppen besetzt.
Im Jahr 1850 konstituierte sich die Ortsgemeinde Zwettl. Die heutige Bezeichnung Zwettl-Niederösterreich besteht seit dem 9. Mai 1967, als die damalige Gemeinde Zwettl Stadt diesen Namen annahm. Im Zuge der NÖ. Kommunalstrukturverbesserung kam es im heutigen Gemeindegebiet Anfang 1968 zu den ersten Fusionen; so wurden Eschabruck und Kleinschönau nach Friedersbach sowie Gerotten und Rudmanns der Gemeinde Stift Zwettl angegliedert. Anfang 1970 wurde Großhaslau Teil von Stift Zwettl und Gschwendt Teil von Zwettl-Niederösterreich. Durch den Zusammenschluss der 13 Gemeinden Friedersbach, Gradnitz, Großglobnitz, Jagenbach, Jahrings, Marbach am Walde, Oberstrahlbach, Rieggers, Rosenau Dorf, Rosenau Schloß, Stift Zwettl, Unterrabenthan und Zwettl-Niederösterreich zu Beginn 1971 entstand die Stadtgemeinde Zwettl-Niederösterreich in ihrer heutigen Form, die Anfang 1972 durch Aufnahme der Katastralgemeinde Ottenschlag aus der Gemeinde Warnungs erneut vergrößert wurde.[7]
Im August 2002 führten heftige Regenfälle zu einem verheerenden Hochwasser, das große Schäden anrichtete. Die Aufzeichnungen der über 800-jährigen Stadtgeschichte berichten von keiner vergleichbaren Flutkatastrophe.
Im November 2023 wurde am 85. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 eine Erinnerungsstätte für in der NS-Zeit ermordete 21 jüdische Zwettler bestehend aus drei Säulen aus Cortenstahl vor dem Stadtamt enthüllt.[8]
Zwettl liegt an der Zwettler Straße B36 von Dobersberg nach Persenbeug und der Böhmerwald Straße B38 von Kollerschlag nach Horn (mit einer Abzweigung nach Krems – Kremser Straße B37), die in nächster Zeit stärker ausgebaut werden sollen, da sie immer stärker frequentiert werden.
Die Umfahrung im Zuge der B 38 wurde 2017 eröffnet.
Die Erschließung der Stadt durch die Eisenbahn ist durch einen 1896 eröffneten Linienteil der Lokalbahn Schwarzenau–Zwettl–Martinsberg mit dem am nördlichen Stadtrand liegenden Bahnhof gewährleistet. Die lokale Bahnstrecke verbindet Zwettl mit Schwarzenau und somit mit der Franz-Josefs-Bahn. 2010 wurde der Personenverkehr nach 114 Jahren eingestellt, Güterverkehr besteht noch. Mit dem Zug benötigte man von Zwettl inklusive Umsteigen in Schwarzenau in die Bundeshauptstadt Wien ungefähr zweieinhalb Stunden, mit dem Auto etwa eine Stunde und vierzig Minuten. Seit der Einstellung der Strecke gehört Zwettl neben Waidhofen an der Thaya, Güssing, Oberpullendorf und Oberwart zu den fünf Bezirkshauptstädten Österreichs ohne Anbindung an den öffentlichen Schienenpersonenverkehr.
Zahlreiche Buslinien, unter anderem Strecken der Waldviertel-Linie, verbinden Zwettl mit weiteren wichtigen Gemeinden im Waldviertel wie Krems oder Gmünd und mit der Franz-Josefs-Bahn. Weiters verkehrt innerhalb von Zwettl an Werktagen eine von der ÖBB-Postbus GmbH betriebene Citybuslinie, welche auch einige Katastralgemeinden und das Stift anfährt.
Neben mehreren Volksschulen und zwei Neuen Mittelschulen gibt es in Zwettl ein Gymnasium, eine Handelsakademie, eine Zweigstelle der Kremser HTL für Informationstechnologie sowie eine Volkshochschule. Schulen der Franziskanerinnen: Volksschule, Mittelschule, Fachschule und Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe, Bildungsanstalt für Sozialpädagogik und ein Kolleg für Elementarpädagogik
In Zwettl sind kaum Industriebetriebe ansässig, sondern hauptsächlich kleinere und mittelgroße Handels- und Gewerbebetriebe. Am 17. Februar 2000 wurde Zwettl der Beiname „Braustadt“ zuerkannt, um die jahrhundertelange Brautradition in der Stadt zu würdigen; heute gibt es in Zwettl nur noch eine Brauerei, die Privatbrauerei Zwettl mit einem Ausstoß von rund 200.000 Hektolitern (Stand 2008), die auf eine 300-jährige Tradition zurückblicken kann.
Weitere bedeutende Unternehmen vor Ort sind die Firmen Kastner (Groß- und Einzelhandel) und die Firmengruppe AVIA Eigl (Energiehandel: Tankstellen, Mineralöle, Pelletsproduktion, Schmierstoffe).
Zwettl besitzt in seinem Zentrum eine intakte innerstädtische Geschäftslandschaft, mit einem guten Branchenmix. Daneben gibt es – wie in den meisten anderen Bezirkshauptorten – ein Fachmarktzentrum auf der grünen Wiese.
Im Stadtgemeinderat gingen nach der Gemeinderatswahl 2020 von insgesamt 37 Sitzen 29 an die ÖVP, 4 an die Grünen, 2 an die FPÖ und 2 an die SPÖ.
In der Funktionsperiode des Gemeinderats von 2010 bis 2015 gab es 51 Ortsvorsteher für die Verwaltungssprengel. Vier der Vorsteher betreuen zwei Sprengel (Eschabruck und Oberwaltenreith, Großhaslau und Ritzmannshof, Purken und Bernhards, Rudmanns und Edelhof).[17]
Bürgermeister der Stadtgemeinde Zwettl ist seit Oktober 2018 Franz Mold (ÖVP).[18] Im September 2018 gab Herbert Prinz nach 14 Jahren im Amt seinen Rücktritt als Bürgermeister bekannt.[19] Am 9. Oktober 2018 wurde der Landtagsabgeordnete Franz Mold zu seinem Nachfolger als Bürgermeister von Zwettl gewählt.[18][20]
Der gespaltene Wappenschild zeigt vorn die silberne Binde (Balken) auf rotem Feld (österreichischer Bindenschild) und hinten in Blau fünf (2;2;1) goldene Adler (Niederösterreichisches Wappen).
Eine Städtepartnerschaft besteht zur Stadtgemeinde Zistersdorf im Bezirk Gänserndorf. Internationale Partnerstädte sind Plochingen in Baden-Württemberg und Jindřichův Hradec in Tschechien.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.