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Mineral aus der Zeolithgruppe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Epistilbit ist ein relativ häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Strukturell gehört er innerhalb der Gerüstsilikate zur Gruppe der Zeolithe. Epistilbit kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Ca3[Si18Al6O48]·16H2O und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calcium-Alumosilicat.
Epistilbit | |
---|---|
Nahezu perfektes kugeliges Aggregat aus durchscheinendem Epistilbit in einem Hohlraum im Basalt. Distrikt Jalgaon, Maharashtra, Indien. (Größe: 4,9 mm × 4,6 ×4,5 mm). | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer |
1997 s.p.[1] |
IMA-Symbol |
Estb[2] |
Andere Namen | |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate (Gerüstsilikate mit Zeolithwasser) |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VIII/J.23 VIII/J.23-070 9.GD.45 77.01.06.02 |
Ähnliche Minerale | Goosecreekit, Stilbit, Adular, Yugawaralith, Heulandit[11] |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pedial; 1 |
Raumgruppe | P1 (Nr. 1) |
Gitterparameter | a = 9,083 Å; b = 17,738 Å; c = 10,209 Å α = 89,95°; β = 124,58°; γ = 90,00°[12] |
Formeleinheiten | Z = 1[12] |
Häufige Kristallflächen | {110}; {001}; {101}, {010}, {112}[11] |
Zwillingsbildung | fast immer nach {100} und dann pseudorhombisch; Verzwillingung nach {110} führt hingegen zu kreuzförmigen Durchdringungszwillingen |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4,5[13]; 4 („oder etwas darüber“)[14][10] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,25[13][14]; 2,22 bis 2,28[15]; 2,22 bis 2,68[11] berechnet: |
Spaltbarkeit | ziemlich vollkommen nach (010)[14] |
Bruch; Tenazität | uneben[13][14]; spröde[14] |
Farbe | weiß[13]; farblos bis weiß, auch gelblich oder bläulich[14]; blassrosa[10]; rosarot[16]; rot[15]; im durchfallenden Licht farblos[15] |
Strichfarbe | weiß[14] |
Transparenz | durchscheinend bis durchsichtig[13] |
Glanz | Glasglanz, auf (010) starker Perlmuttglanz[13][14] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,485 bis 1,505[15] nβ = 1,497 bis 1,515[15] nγ = 1,497 bis 1,519[15] |
Doppelbrechung | δ = 0,012 bis 0,014[15] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ[10] |
Achsenwinkel | 2V = 44° bis 46° (gemessen)[11] |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | durch konz. HCl unter Abscheidung pulveriger Kieselsäure langsam löslich, aber nicht vollkommen zersetzbar |
Besondere Merkmale | piezoelektrisch[17] und pyroelektrisch[18][19] |
Epistilbit bildet prismatisch-säulige, häufig nach der c-Achse [001] gestreckte Kristalle mit rhombenförmigem Querschnitt bis zu maximal 3 cm Größe, an denen das Prisma {110} immer trachtbestimmend ist. Nahezu alle Epistilbit-Kristalle sind nach (100) verzwillingt und weisen dadurch ein pseudorhombisches Aussehen auf. Wiederholte Zwillingsbildung nach (110) und (100) führt zu zyklischen oder „V-förmigen“ Zwillingen. Die Kopflächen der Kristalle sind oft matt, rau oder „gefrostet“. Epistilbit findet sich auch in Form von radialstrahligen, blätterigen und seltener auch körnigen Aggregaten.
Die Typlokalität des Epistilbits ist das Gebiet Breiðdalur–Berufjörður in der Gemeinde Djúpavogshreppur, Austurland, Island, und hier wahrscheinlich der Berg „Teigarhorn“ am Berufjord (Koordinaten des Teigarhorns am Berufjord ).
Das heute Epistilbit genannte Mineral wurde erstmals 1826 von Gustav Rose im deutschen Wissenschaftsmagazin Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie als ein neues, zur Familie der Zeolithe gehörendes Mineral aus „Island und den Färöer Inseln“ beschrieben, wo es in den „Höhlungen eines Mandelsteins“ auftreten sollte.
„Ich hatte diese Gattung schon vor mehreren Jahren in der Königlichen Mineraliensammlung in Berlin gesehen, und ihre Form bestimmt. Herr Prof. Weiß hatte schon früher einige Stücke mit Zwillingskrystallen, die indeß nicht sehr deutlich waren, besonders gestellt und für eine neue Varietät des Blätterzeoliths gehalten … Ich fand später 1824 den Epistilbit wieder in Paris in der Privatsammlung des Königs, wo Herr Graf von Bournon sie schon als etwas Neues ausgezeichnet hatte.“
Von den Färöer-Inseln sind allerdings keine modernen Epistilbit-Funde bekannt[20], so dass wahrscheinlich alle von Rose untersuchten Stufen Material aus Island darstellten.[11] Der wahrscheinliche Erstfundort ist das Ufer des Berufjörður („Berufjord“) am Fuße des Búlandstindur in der Nähe des Observatoriums Djúpivogur.[14][20][17]
Rose benannte das Mineral im Hinblick auf die Ähnlichkeit des Minerals mit den Kristallen des Stilbits (altgriechisch ἐπί epi, deutsch ‚nahe‘).[13] Stilbit war 1797 von Jean-Claude Delamétherie aufgrund seines Perlmutt- bzw. Glasglanzes nach altgriechisch στίλβη stílbe, deutsch ‚Glanz, Schimmer‘, genannt worden.[21] Der Name Epistilbit hat Mineralogen und Mineralsammler seit seiner Einführung verwirrt. Epistilbit ist eine eigene Mineralspezies und hat in keiner Hinsicht etwas mit Stilbit, Desmin (= Stilbit) oder Epidesmin (= Stellerit) zu tun.[17][11]
Ein Mineral, welches heute ebenfalls als Epistilbit bezeichnet wird, hatte allerdings schon 1823 Johann Friedrich August Breithaupt als „neue Species der Zeolith-Ordnung erkannt“ und als Monophan (nach altgriechisch μονοφανής monophanés, deutsch ‚allein erscheinend, allein sichtbar‘, mit Rücksicht auf den Schimmer auf der Spaltfläche) beschrieben[3], weswegen dieser Name eigentlich prioritär wäre. Das Mineral war in der Sammlung von Abraham Gottlob Werner als Adular fehlbestimmt und später[22] von Breithaupt mit dem Epistilbit von Rose zum „Geschlecht Monophan-Zeolith“ vereinigt worden.
Als Parastilbit[7] hatte Wolfgang Sartorius von Waltershausen Kristalle bezeichnet, die zusammen mit Chabasit, Heulandit, Desmin und Calcit bei Thyrill am Hvalfiorderstrand im Borgarfjord vorkamen und die sich von Epistilbit angeblich durch größere Härte, Dichte und andere Winkel zwischen den Kristallflächen unterschieden. Bei der Untersuchung des Originalmaterials durch Conrad Friedrich August Tenne im Jahre 1881 stellte sich aber die völlige Übereinstimmung von Parastilbit mit Epistilbit heraus.
Karl Wilhelm Georg Freiherr von Fritsch fand 1866 auf der griechischen Insel Santorin strahlenförmige Büschel aus kurzssäuligen, bis 3 mm langen Kristallen, die er zu Ehren seines Reisegefährten W. Reiss Reissit nannte. Sowohl Karl von Fritsch[8] als auch Friedrich Hessenberg[23] verglichen das Mineral mit Epistilbit, Parastilbit und Monophan – und hielten beide Minerale wegen der unterschiedlichen Winkel zwischen den Flächen für unterschiedliche Spezies. Nach Otto Luedecke[24] und Carl Adolf Ferdinand Hintze[14] sind Epistilbit und Reissit aber identisch.
Als Oryzit (nach altgriechisch ὄρυζα Oryza, deutsch ‚Reis, wegen der Reiskorn-Gestalt der Kristalle‘ oder Orizit) wurde 1879 von Giuseppe Grattarola[4] ein Mineral aus dem Granit des Ganges „Masso Foresi“ oder „Fonte del Prete“ auf Elba, Italien, bezeichnet. Nach Andreas Arzruni[25] und Paul Heinrich von Groth[26] wohl identisch mit Heulandit, Stefano Merlino zufolge aber identisch mit Epistilbit.[5]
Das vermutliche Typmaterial für Epistilbit (wahrscheinlich der Holotyp) wird in der Sammlung des Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, Berlin, Deutschland (Katalognummer 1999-0100), aufbewahrt. Zu der 4 × 3 × 2 cm großen Stufe gehört ein von C. S. Weiss geschriebenes Etikett mit einer ausführlichen Beschreibung der Stufe.[27] Laut der Originalbeschreibung von Rose befinden sich weitere Epistilbit-Typproben am Muséum national d’histoire naturelle in Paris, Frankreich.[27]
In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Epistilbit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate), mit Zeolithen“, wo er zusammen mit Barrerit, Brewsterit-Ba, Brewsterit-Sr, Goosecreekit, Heulandit-Ba, Heulandit-Ca, Heulandit-K, Heulandit-Na, Heulandit-Sr, Klinoptilolith-Ca, Klinoptilolith-K, Klinoptilolith-Na, Stellerit, Stilbit-Ca und Stilbit-Na die Untergruppe der „Blätterzeolithe I“ mit der System-Nr. VIII/J.23 innerhalb der Zeolithgruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Epistilbit ebenfalls in die Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zeolithischem H2O; Familie der Zeolithe“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Gerüststruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten von Fünfer-Ringen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.GD.45 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Epistilbit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Zeolith-Gruppe“ ein. Hier ist er zusammen mit Mordenit, Maricopait, Dachiardit-Ca, Dachiardit-Na, Ferrierit-Mg, Ferrierit-K, Ferrierit-Na, Boggsit, Gottardiit, Terranovait, Mutinait und Direnzoit in der Gruppe „Mordenit und verwandte Arten“ mit der System-Nr. 77.01.06 innerhalb der Unterabteilung der „Echten Zeolithe“ zu finden.
Nass-chemische Analysen an einem Epistilbit vom Fossárfell am Berufjörður lieferten 57,79 % SiO2; 17,62 % Al2O3; 0,02 % Fe2O3; 0,02 % MgO; 8,21 % CaO; 0,06 % K2O; 12,21 % H2O(+) sowie 3,10 % H2O(-)(Summe 100,42 %).[28] Auf der Basis von 48 Sauerstoff-Atomen errechnet sich daraus die empirische Formel (Ca2,69Na0,82K0,02)Σ=3,53Al6,35Si17,67O48·15,61H2O[28], die sich zu Ca3[Al6Si18O48]·16H2O idealisieren lässt.
Bei der Analyse von Epistilbit verschiedener anderer Fundorte wurden SrO und MgO nie und BaO nur selten und in geringen Mengen (z. B. am Finkenhübel bei Glatz (Kłodzko), Woiwodschaft Niederschlesien, Polen, und Berufjörður am Fuße des Berges Búlandstindur, Island) angetroffen.[29][28] Aus den chemischen Analysen von Epistilbit folgender Fundorte sind die anschließend aufgeführten empirischen Formeln bekannt:
Epistilbit weist eine nur sehr geringe Variation bei den austauschbaren Kationen auf. Er ist immer calciumdominant und enthält moderate Mengen an Natrium. Kalium ist selten, Magnesium, Barium und Strontium sind so gut wie nie vorhanden.[29] Ermanno Galli und Romano Rinaldi zufolge schwankt die chemische Zusammensetzung um die „mittlere Formel“ Ca2,5Na0,8K0,2(Al6Si18O48)·16H2O,[29] wobei das Verhältnis Ca/(Na + K) zwischen 9 und 2[17] und das Na/(Na + Ca)-Verhältnis zwischen 0,1 und 0,3[30] variiert.
Die Elementkombination Ca–Al–Si–H–O weisen unter den derzeit bekannten Mineralen neben Epistilbit insgesamt 29 Spezies auf, darunter befinden sich mit Klinoptilolith-Ca, Cowlesit, Epistilbit, Erionit-Ca, Gismondin-Ca, Gmelinit-Ca, Goosecreekit, Laumontit, Lévyn-Ca, Parthéit, Skolezit, Stellerit, Wairakit und Yugawaralith insgesamt 14 Zeolithminerale. Aus chemischer Sicht ist Epistilbit ein Dimorph von Goosecreekit[9] – beide Minerale besitzen demzufolge dieselbe chemische Formel CaAl2Si6O16·5H2O, weisen jedoch unterschiedliche Kristallstrukturen auf. Allerdings werden von der IMA zwei unterschiedliche Formeln für die beiden Minerale angegeben – sie können damit nicht dimorph sein.[1]
Epistilbit kristallisiert im triklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 1) mit den Gitterparametern a = 9,083 Å, b = 17,738 Å; c = 10,209 Å; α = 89,95°; β = 124,58° und γ = 90,00° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[12]
Ältere Strukturverfeinerungen[31][32][33] für Epistilbit wurden in der monoklinen Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12) durchgeführt. Slaughter und Kane[34] und Alberti und Kollegen[35] analysierten in der Struktur des Epistilbits niedrigsymmetrische (C2) Domänen (A und B) und erkannten, dass diese gebildet werden, um energetisch ungünstige Tetraeder-Oktaeder-Tetraeder-Winkel von 180° zu vermeiden. Im Gegensatz zum Dachiardit treten diese Domänen nicht im Verhältnis 1:1 auf.[36]
Ping Yang und Thomas Armbruster[12] zeigten, dass die genannten Domänen durch eine zwillingsartige (010)-Spiegelebene erklärt werden können. Sie fanden ferner heraus, dass Epistilbit vom Gibelbach bei Fiesch im Resultat einer (Si,Al)-Ordnung und der Verteilung der Extraframework-Kationen triklin (Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 1) ) kristallisiert. Bereits vorher hatten Mizuhiko Akizuki und Hirotsugu Nishido[28] auf der Basis von optischen Untersuchungen eine trikline Symmetrie für den Epistilbit vorgeschlagen.[37] Die Symmetrieverringerung lässt sich durch partielle Si-Al-Ordnung und durch die Verteilung des Calciums in den Kanälen der lockeren Struktur erklären.[38]
In den älteren Strukturbeschreibungen wird ausgeführt, dass das Alumosilicat-Gerüst des Epistilbits Ketten aus Vierer-Ringen enthält, die zu Schichten parallel (010) verknüpft sind. Die Kationen-Positionen, welche drei Sauerstoff-Atome der Vierer-Ringe und sechs Wassermoleküle koordinieren, liegen auf der Spiegelebene.[31][32][33][34][17] Nach Thomas Armbruster und Mickey Gunter[37] weist die Kristallstruktur des Epistilbits dieselbe Orientierung der Tetraeder in den Schichten aus Sechser-Ringen auf wie Dachiardit – die Spitzen der SiO4-Tetraeder weisen analog diesem Mineral nach oben bzw. nach unten. Die Schichten parallel (010), welche die sehr vollkommene Spaltbarkeit des Epistilbits nach (010) verursachen, sind ferner parallel zur b-Achse [010] durch Vierer-Ringe verbunden, wodurch die Kanäle aus Zehner-Ringen blockiert werden. Offene Kanäle werden durch parallel [001] angeordnete Achter-Ringe begrenzt. Im triklinen Epistilbit sind vier Ca-Positionen in einem Käfig angeordnet, der durch die Zehner-Ringe aus Tetraedern begrenzt wird. Zwei dieser Positionen sind mit den beiden anderen Positionen durch eine Pseudo-Rotationsachse (zweizählige Digyre) verbunden. Dadurch können aufgrund der kurzen Ca-Ca-Distanzen nur zwei Positionen gleichzeitig besetzt werden. Ca besitzt eine tetragonal-antiprismatische Koordination mit fünf H2O-Molekülen und drei gerüstbildenden Sauerstoff-Atomen. Es besteht eine starke Korrelation zwischen der Al-Verteilung in den benachbarten Tetraedern und der Besetzung der vier möglichen Ca-Positionen.[37]
Epistilbit ist strukturell mit Mordenit, den Vertretern der Dachiardit- und der Ferrierit-Gruppe sowie Bikitait verwandt.[11]
Die morphologischen Angaben beziehen sich auf die alte monokline Aufstellung!
Epistilbit bildet prismatisch-säulige, häufig nach der c-Achse [001] gestreckte Kristalle mit rhombenförmigem Querschnitt, an denen das Prisma {110} immer dominiert und damit trachtbestimmend ist (vergleiche auch dazu die nebenstehenden Kristallzeichnungen). Dazu treten das schmale Pinakoid {010} sowie das Basispinakoid {001} oder das Pinakoid {101} als Terminierung sowie – bei Zwillingen – ein zweites {001} oder {101} auf der anderen Seite der Zwillingsebene (100). Zu den häufigen Kristallformen zählen {110}; {001}; {101}, {010}, {112}, als selten werden {011} und {111} angegeben. Sehr selten ist findet sich an Epistilbit-Kristallen die matte oder raue Form {102}.[11]
Nahezu alle Epistilbit-Kristalle sind nach (100) verzwillingt und weisen dadurch ein pseudorhombisches Aussehen auf. Seltener ist Estilbit auch nach {110} verzwillingt und bildet so dünntafelige, flache, an Yugawaralith erinnernde Zwillingskristalle. Wiederholte Zwillingsbildung nach (110) und (100) führt zu zyklischen oder „V-förmigen“ Zwillingen. Die Kopflächen sind oft matt oder „gefrostet“. Die Kristalle des Epistilbits sind mit Längen von 3 bis 10 mm für ein Zeolithmineral relativ klein, können in Ausnahmefällen aber Größen bis zu maximal 3 cm erreichen.[11]
Epistilbit findet sich auch in Form von radialstrahligen, blätterigen und seltener auch körnigen Aggregaten.[14]
Die Kristalle des Epistilbits sind meist weiß[13]; aber auch farblos bis weiß, gelblich oder bläulich[14]; blassrosa[10] oder rosarot[16] bis rot[15]. Ihre Strichfarbe ist hingegen immer weiß.[14] Die Oberflächen der durchscheinenden bis durchsichtigen[13] Kristalle zeigen einen charakteristischen glasartigen Glanz sowie auf (010) einen starken Perlmuttglanz.[13][14] Epistilbit besitzt entsprechend diesem Glasglanz eine mittelhohe Lichtbrechung (nα = 1,485 bis 1,505; nβ = 1,497 bis 1,515; nγ = 1,497 bis 1,519) und eine mittelhohe Doppelbrechung (δ = 0,012 bis 0,014).[15] Im durchfallenden Licht ist der zweiachsig negative[10] Epistilbit farblos und zeigt keinen Pleochroismus.[15]
Epistilbit besitzt eine „ziemlich vollkommene“ Spaltbarkeit nach (010).[14] Aufgrund seiner Sprödigkeit[14] bricht das Mineral aber ähnlich wie Amblygonit, wobei die Bruchflächen uneben[13][14] ausgebildet sind. Epistilbit weist eine Mohshärte von 4,5[13] auf und gehört damit zu den mittelharten Mineralen. Seine Härte liegt zwischen denen der Referenzminerale Fluorit (Härte 4) und Apatit (Härte 5) – er lässt also mit dem Taschenmesser mehr oder weniger leicht ritzen. Die gemessene Dichte für Epistilbit beträgt je nach Autor 2,22 bis 2,68 g/cm³[11], die berechnete Dichte 2,266 g/cm³[10]. Epistilbit zeigt im langwelligen UV-Licht keine Fluoreszenz. Im kurzwelligen UV-Licht (254 nm) kann er eine sehr schwache weiße Fluoreszenz aufweisen.[39]
Das Mineral ist durch konzentrierte Salzsäure, HCl, unter Abscheidung pulveriger Kieselsäure langsam löslich, aber nicht vollkommen zersetzbar. Vor dem Lötrohr ist es zu blasigem Email schmelzbar, ohne sich zur Perle zu runden. Im Kölbchen entweicht Wasser. Geglühter Epistilbit wird nicht mehr angegriffen.[14] Epistilbit muss normalerweise nur in dem Bleichmittel „Biz bleach“ oder einer Seifenlösung eingeweicht und anschließend mit Druckwasser oder Ultraschall behandelt werden, um restliche Lehm- oder Gesteinsteilchen zu entfernen.[11] Da das Mineral nur schwach in Salzsäure löslich ist, kann es zur Entfernung von störendem Calcit für kurze Zeit (2 bis 5 Minuten) in HCl eingelegt werden. Da dadurch aber andere Begleitminerale ebenfalls entfernt werden könnten, ist warme Essigsäure zur Entfernung von Calcit geeigneter.[11] Oxalsäure kann zur Entfernung störender Eisenoxidbeläge (Limonit) und Ascorbinsäure zur Entfernung störender Manganoxide verwendet werden.[11]
Epistilbit ist piezoelektrisch[40][41] – ungeachtet seiner zentrosymmetrischen Struktur.[17] Er soll ferner auch pyroelektrische Eigenschaften besitzen.[18][19]
Verwechslungen von Adular-Kristallen mit Epistilbit kennt man z. B. aus dem „Waterworks Valley“ bei St Lawrence auf der Kanalinsel Jersey sowie aus alpinen Klüften.[42]
Das Zeolithmineral Epistilbit findet sich fast ausschließlich in Hohlräumen vulkanischer Gesteine wie siliciumreicher tholeiitischer Basalte und dichter Olivinbasalte sowie auf Alpinen Klüften in Gneisen.[11] Möglicherweise handelt es sich deshalb um hydrothermale Bildungen.[17] Häufig stellt Epistilbit eine Bildung zu Beginn einer Zeolith-Kristallisationssequenz dar, wenn sowohl Siliciumgehalt als auch pH-Wert hoch sind.[11] Ferner wird Epistilbit in Geothermiebohrungen in Basalten auf Island, bei Temperaturen zwischen 80 °C und 160 °C gefunden – dieser Temperaturbereich ähnelt dem von Heulandit, Stilbit und Mordenit.[44][11] Exotische Vorkommen sind ein Aplitpegmatit auf der Insel Elba sowie ein Dolerit am Mount Adamson, Viktorialand in der Antarktis.[45] Sedimentär gebildete Epistilbite sind unbekannt.[11]
Typische Begleitminerale des Epistilbits sind andere siliciumreiche Zeolithe wie Heulandit, Stilbit und Mordenit sowie Quarz.[11] Als weitere Parageneseminerale des Epistilbits werden Dachiardit, Skolezit, Lévyn, Laumontit, Chabasit, Gyrolith, Pumpellyit, Pyrit und Sphalerit[45] sowie Calcit, Chabasit-Ca und weitere Vertreter der Chabasit-Reihe, Amethyst und Chalcedon, Fluorapophyllit-(K) und Okenit[9] genannt.
Als relativ häufige Mineralbildung wurde der Epistilbit bisher (Stand 2019) von rund 150 Fundpunkten beschrieben.[46][47] Die Typlokalität des Epistilbits befindet sich im Gebiet zwischen dem Tal Breiðdalur und dem Fjord Berufjörður in der Gemeinde Djúpavogshreppur, Austurland, Island. Es handelt sich um den Berg Teigarhorn, der eine der berühmtesten Zeolithfundstellen auf Island darstellt und seit 1976 als Naturdenkmal geschützt ist. Epistilbit findet sich hier zusammen mit anderen Zeolithmineralen in tholeiitischen Kliffs nahe dem Bauernhof Teigarhorn.
Angesichts der sehr großen Anzahl an Fundorten für Epistilbit können hier nur einige wenige, vor allem schöne Kristalle liefernde Lokalitäten erwähnt werden. Die schönsten Epistilbit-Stufen stammen von Fundstellen auf Island, aus Indien sowie aus dem Staat Washington, USA.[17] Zu beachten ist, dass das Auftreten von Epistilbit an vielen Fundorten unsicher ist, da flach terminierter Stilbit sehr häufig fälschlich als Epistilbit bezeichnet worden sind.[11]
Obwohl Zeolithe auf unterschiedlichste Weise – z. B. als Ionenaustauscher, Molekularsiebe, für Waschmittel oder als Katalysatoren in der chemischen Industrie – Verwendung finden, besitzt Epistilbit keine wirtschaftliche Bedeutung. So ist er aufgrund seiner Seltenheit nur für den Sammler von Mineralen von Interesse. Neuerdings existieren modifizierte Materialien aus säurebehandeltem Epistilbit, die in der Lage sind, Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid, CO2, und Stickstoffdioxid, NO2 zu adsorbieren.[55] Ungeachtet seiner geringen Härte und der nur sehr selten ausgeprägten Farben ist Epistilbit auch verschliffen worden, allerdings zumeist nur als Kuriosität. Aus größeren indischen Kristallen sind 4 mm große und 0,12 ct schwere Steine geschliffen worden.[56] Eventuell stellt Epistilbit ein Gesundheitsrisiko dar, da er möglicherweise sowohl faserbildend und damit Lungenerkrankungen verursachend als auch mutationsauslösend ist.[57]
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