Lombardei
Region in Italien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Lombardei (italienisch Regione Lombardia, lombardisch Regiun Lumbardia) ist eine norditalienische Region mit einer Fläche von 23.863 km² und 9.943.004 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022). Sie ist in die elf Provinzen Bergamo, Brescia, Como, Cremona, Lecco, Lodi, Mantua, Monza und Brianza, Pavia, Sondrio, Varese und in die Metropolitanstadt Mailand aufgeteilt. Sie liegt zwischen Lago Maggiore, Po und Gardasee. Die größte Stadt der Region ist die Hauptstadt Mailand (italienisch Milano). Die zweitgrößte Stadt ist Brescia.
Lombardei | |
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Basisdaten | |
Hauptstadt | Mailand |
Provinzen | 12 einschließlich Metropolitanstadt Mailand |
Fläche | 23.862,85 km² (4.) |
Einwohner | 9.943.004 (31. Dez. 2022)[1] |
Bevölkerungsdichte | 417 Einwohner/km² |
Website | www.regione.lombardia.it |
ISO-3166-2-Code | IT-25 |
Präsident | Attilio Fontana (LN) |
Reliefkarte der Region Lombardei |
Die lombardische Sprache stellt eine Gruppe von verwandten Sprachvarietäten dar, die in der Lombardei, in den piemontesischen Provinzen Verbano-Cusio-Ossola und Novara, im Trentino, im Tessin und in den Südtälern Graubündens gesprochen werden. Sie zählt zu den romanischen Sprachen.
Im Mittelalter und der frühen Neuzeit verstand man unter „Lombardei“ nicht nur die heutige Region Lombardia, sondern den gesamten Nordwesten Italiens, insbesondere einschließlich des Piemonts und Genuas und des schweizerischen Tessins. In deutschen Sagen wie z. B. der von Wolfdietrich wird für dieses Gebiet auch die Bezeichnung Lampartenland verwendet. Im 19. Jahrhundert verengte sich der Begriff auf das österreichische Kronland Lombardei, das etwa der heutigen Region entsprach.
Beschreibung: In Grün ein silbernes Wolkenkreuz nicht völlig als Andreaskreuz gelegt. Es stellt die Camunische Rose dar.
Die Lombardei grenzt im Norden an die Schweizer Kantone Tessin und Graubünden, im Osten an die italienischen Regionen Trentino-Südtirol und Venetien, im Süden an die Emilia-Romagna und im Westen ans Piemont.
Die Lombardei hat Teil an den großen norditalienischen Seen: dem Lago Maggiore (der die Grenze zum Piemont und zum Tessin bildet), dem Luganersee (Grenze zum Tessin), dem Comer See und Iseosee (beide vollständig lombardisch) und dem Gardasee (Grenze zu Trentino-Südtirol und Venetien).
Die Landschaftsformung ist sehr unterschiedlich: im Norden die alpinen Regionen etwa das Veltlin, im Süden die Poebene. Das gesamte Territorium entwässert über den an der südlichen Grenze in West-Ost-Richtung fließenden Po, dessen wichtigste Nebenflüsse auf lombardischem Gebiet der Ticino, die Adda, der Oglio und der Mincio sind.
Der höchste Gipfel ist der Piz Zupò (ital. Pizzo Zupò) mit 3995 m ü. M., der höchste Punkt jedoch der Punta Perrucchetti mit 4018 m s.l.m., der jedoch nicht als eigenständiger Gipfel gilt. Beide Punkte liegen in der Berninagruppe, ebenfalls über beide Gipfel verläuft die Grenze nach Graubünden. Den tiefsten Punkt bildet der Po mit ca. 13 m s.l.m. bei Sermide bei seinem Verlassen der Lombardei.
Die Lombardei besteht aus folgenden elf Provinzen und einer Metropolitanstadt:
Provinz bzw. Metropolitanstadt | Hauptstadt | ISO | Gemeinden (1. Januar 2023) |
Einwohnerzahl (31. Dezember 2022) |
Fläche (km²) | Bevölkerungs- dichte (Einw./km²) |
---|---|---|---|---|---|---|
Bergamo | Bergamo | IT-BG | 243 | 1.102.997 | 2.722,86 | 405 |
Brescia | Brescia | IT-BS | 205 | 1.253.157 | 4.784,36 | 262 |
Como | Como | IT-CO | 148 | 594.941 | 1.288,07 | 462 |
Cremona | Cremona | IT-CR | 113 | 351.654 | 1.770,57 | 199 |
Lecco | Lecco | IT-LC | 84 | 332.457 | 816,17 | 407 |
Lodi | Lodi | IT-LO | 60 | 227.327 | 782,25 | 291 |
Mailand | Mailand | IT-MI | 133 | 3.214.630 | 1.575,65 | 2040 |
Mantua | Mantua | IT-MN | 64 | 404.476 | 2.338,84 | 173 |
Monza und Brianza | Monza | IT-MB | 55 | 870.407 | 405,49 | 2149 |
Pavia | Pavia | IT-PV | 186 | 534.506 | 2.968,64 | 180 |
Sondrio | Sondrio | IT-SO | 77 | 178.784 | 3.195,76 | 56 |
Varese | Varese | IT-VA | 136 | 877.668 | 1.198,71 | 732 |
Lombardei | Mailand | IT-25 | 1.504 | 9.943.004 | 23.862,85 | 417 |
Die Lombardei ist Italiens führende Wirtschaftsregion, wobei die Agglomeration um die Hauptstadt Mailand die wichtigste Rolle spielt. Mailands Wirtschaftsstruktur wird überwiegend durch Handel, Banken und Italiens wichtigste Börse geprägt. Aber auch im verarbeitenden Gewerbe ist der Großraum Mailand dominant; ferner ist die Industriemetropole Brescia bedeutend.
Innerhalb der EU erreichte das BIP pro Einwohner der Lombardei, ausgedrückt in Kaufkraftstandards, einen Indexwert von 127 (EU28: 100) (2015),[2] den zweithöchsten Wert für eine italienische Region nach Trentino-Südtirol (bzw. den zweithöchsten Wert für eine italienische NUTS-2 Region nach Südtirol). Die Arbeitsproduktivität der Lombardei war die höchste unter den italienischen Regionen. Das BIP in der Lombardei wurde 2006 von 4.417.000 Erwerbstätigen erbracht. Im Jahr 2017 betrug die Arbeitslosenquote 6,4 % und lag damit unter dem nationalen Durchschnitt.[3]
In der Landwirtschaft spielen die fruchtbaren Ebenen im Süden eine wichtige Rolle.
In der Lombardei gibt es drei Verkehrsflughäfen: Als größten den Aeroporto internazionale Milano-Malpensa (MXP) in der Provinz Varese, als nächsten den Aeroporto Enrico Forlanini, besser bekannt als Milano-Linate (LIN) in der Nähe von Mailand und den Aeroporto internazionale Orio al Serio (BGY) bei Bergamo, der hauptsächlich von Fracht- und Billigfluggesellschaften genutzt wird.
Die Parlamentswahlen in Italien 2022 ergaben in der Lombardei für die Camera dei deputati folgende Wähleranteile: Fratelli d’Italia 28,5 %, Partito Democratico 19,0 %, Lega 13,3 %, Azione – Italia viva – Calenda 10,3 %, Forza Italia 7,9 %, Movimento 5 Stelle 7,5 %, Alleanza Verdi e Sinistra 3,8 %, Più Europa 3,5 %, Italexit 1,9 %, Unione popolare 1,1 %, Italia sovrana e popolare 1,1 %, Noi Moderati 0,9 %, Vita 0,7 %, Impegno civico Luigi Di Maio 0,4 %, Mastella Noi di centro europeisti 0,1 %.[4]
Zur Zeit des Römischen Reiches war das Gebiet der Lombardei Teil von Gallia Transpadana und war ursprünglich nicht von italischen Völkern, sondern ab dem 4. und 3. vorchristlichen Jahrhundert von Kelten besiedelt. Zusammen mit den anderen Regionen nördlich des Po (Venetien und Piemont) erhielt es 89 v. Chr. nur das latinische Bürgerrecht, nicht die vollen Bürgerrechte. Die vollen Bürgerrechte erhielt es im Jahr 49 v. Chr. Zusammen mit dem Piemont bildete es in Augustus’ Verwaltungsstruktur die 11. Region.
Gegen Ende des 4. Jahrhunderts gehörte das Gebiet zur Provinz Liguria, deren Hauptstadt Mediolanum (Mailand) war. Hier wirkte Bischof Ambrosius von Mailand. In der Völkerwanderungszeit wurde die spätere Lombardei zunächst von den Westgoten erobert (401–412). Im Jahr 452 zogen die Hunnen durch Oberitalien. Von 493 bis 540 und 544 bis 549 war Oberitalien ostgotisch. Seit 540 wurde Pavia die ständige Hauptstadt des ostgotischen Königreichs, stabiler Standort des Hofes und des königlichen Schatzes[5][6]. Durch den oströmischen Kaiser Justinian fiel es wieder an (Ost-)Rom zurück.
Im Jahr 568 wurde die Po-Ebene von den Langobarden unter König Alboin erobert. Diese errichteten hier ein langobardisches Königreich mit der Hauptstadt Pavia, das gegen das Jahr 670 fast ganz Italien umfasste, und unter Grimoald (662–671) und Liutprand (712–744) seine größte räumliche Ausdehnung erreichte. Das Kernland des langobardischen Reichs trägt seither den Namen Langobardia oder Lombardia.
Im Jahr 754 griffen die Franken unter Pippin in den Krieg zwischen Papst Stephan II. und den Langobarden ein. Sie besiegten die Langobarden, trennten das Land zwischen dem unteren Po und den Apenninen von der Lombardei ab und schenkten es dem Papst (Pippinische Schenkung). Die Gegend um Bologna und Ravenna fiel somit an den Kirchenstaat. Von 773 bis 774 eroberten die Franken unter Karl dem Großen das langobardische Königreich. Im Zuge der karolingischen Reichsteilungen wurde die Lombardei Mittelpunkt des karolingischen, später ottonischen Königreichs Italien. Die deutschen Könige waren zugleich Träger der langobardischen Krone (Reichsitalien). Im Osten und Südosten des kaiserlich-langobardischen Reichs erstarkten zwei Markgrafschaften, die von Verona und die von Tuscien. Gegen diese stärkte Kaiser Heinrich III. die Städte der Lombardei mit Privilegien. Heinrich IV. erschien im Jahr 1077 auf der Burg von Canossa, dem Stammsitz der Markgräfin von Tuscien, Mathilde, die sich gegen ihn auf die Seite des Papstes gestellt hatte.
Die lombardischen Städte nahmen – auch durch die Kreuzzüge – einen starken wirtschaftlichen Aufschwung und wurden – begünstigt durch die anderweitig interessierten Kaiser Lothar von Supplinburg und Konrad III. – politisch unabhängig. Oftmals gingen sie Bündnisse mit dem Papst gegen den Kaiser ein. Mit ihrer Unabhängigkeit nahmen sie auch die Ausübung der königlichen Rechte (Regalien) in ihrer Umgebung für sich in Anspruch.
Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) forderte im Jahr 1158 während des Reichstags auf den Ronkalischen Feldern (südöstlich von Mailand) die Rückgabe der Regalien an die Krone. Durch die Weigerung der lombardischen Städte kam es zum Krieg und zur Bildung des Lombardischen Städtebundes gegen den Kaiser (1167). Im Jahr 1176 unterlag Friedrich I. den lombardischen Städten in der Schlacht von Legnano (nordwestlich von Mailand). Im Frieden von Konstanz anerkannte er im Jahr 1183 den Lombardischen Städtebund und überließ die innerhalb der Stadtmauern gelegenen Regalien den Städten. Unmittelbar anschließend verbündete sich Mailand mit dem Kaiser und gestattete die dortige Krönung des Sohnes Friedrichs, Heinrichs VI., zum König von Italien. Daraufhin verbündete sich der Papst mit den Welfen, und in der Lombardei entstanden überall zwei politische Parteien, die der Ghibellinen (Waiblinger, Staufer) und der Guelfen (Welfen).
Im Jahr 1232 sah sich Friedrich II. einer Opposition aus seinem Sohn Heinrich VII. und den lombardischen Städten gegenüber, die gemeinsam gegen das von Friedrich bestätigte Statutum in favorem principum opponierten. Nach dem Sieg über Heinrich schlug Friedrich fünf Jahre darauf, 1237, auch die lombardischen Städte in der Schlacht von Cortenuova zwischen Bergamo und Brescia.
Auch nach dem Ende der Staufer standen sich in den lombardischen Städten weiter papsttreue und kaisertreue Parteien gegenüber. In den größeren Städten entstanden Patrizier-Dynastien, die die Macht in den Stadtstaaten untereinander aufteilten. In Mailand herrschten seit 1311 die von Heinrich VII. eingesetzten Visconti. Unter Gian Galeazzo Visconti (1385–1402) eroberte Mailand weite Teile der Lombardei, insbesondere die Nachbarstädte Pavia, Piacenza, Parma und Cremona, außerdem Bergamo, Brescia, Verona, Como und das Veltlin. Genua, Mantua und Modena blieben unabhängig. Turin und das Piemont blieben beim Herzogtum Savoyen. 1395 wurde Mailand Herzogtum innerhalb des Heiligen Römischen Reiches. Das Herzogtum Mailand wurde zum Vorläufer der heutigen Region Lombardia, und die Geschichte der Lombardei wurde zunehmend zur Geschichte Mailands.
Im folgenden Konflikt mit der Republik Venedig verlor Mailand den Nordosten der Po-Ebene wieder. Im Jahr 1406 fiel Verona an Venedig, im Jahr 1428 auch Bergamo und Brescia.
1450 riss Francesco Sforza in Mailand die Macht an sich. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts geriet die Lombardei in den Blick der neuen Großmächte Frankreich, Habsburgermonarchie und der Schweiz und wurde für etwa ein halbes Jahrhundert zu deren Kriegsschauplatz. Zunächst verbündete sich Mailand unter Ludovico Sforza mit Frankreich zwecks Eroberung Neapels. Anschließend kämpfte Frankreich an der Seite der Schweiz gegen Mailand und besetzte dieses 1500. Die Schweiz erhielt 1503 Bellinzona. Parma und Piacenza wurden päpstlich. Nachdem Neapel 1504 spanisch geworden war und Spanien per Heirat an Habsburg gebunden war, kämpften Frankreich und Habsburg gemeinsam mit dem Papst gegen Venedig, das Bergamo und Brescia vorübergehend wieder verlor (1509). Anschließend verbündete sich der Papst mit Habsburg und England gegen Frankreich, das Mailand 1512 wieder räumen musste. Das Veltlin wurde 1512 von den Graubündnern besetzt; der Papst verlor Parma und Piacenza. 1515 gewann Frankreich unter Franz I. mit seinem Sieg über die Schweizer bei Marignano Mailand zurück. 1516 erkannte Spanien die französische Herrschaft über Mailand an; der neue (habsburgische) König Karl I. (Kaiser Karl V.) fühlte sich aber nach seiner Thronbesteigung im gleichen Jahr nicht daran gebunden. 1525 besiegte Karl Franz bei Pavia, worauf Mailand und Genua im Frieden von Madrid 1526 wieder (formal) unabhängig wurden. 1535 fiel Mailand endgültig an Habsburg, und mit der Erbteilung 1556 wurde es spanisch. Parma und Piacenza wurden 1545 zum Herzogtum Parma; Modena und Mantua blieben unabhängige Herzogtümer, während Brescia und Bergamo venezianisch blieben.
Infolge des Spanischen Erbfolgekriegs wurden Mantua 1708, Mailand 1714 und Parma 1735 österreichisch. Der Westen des Herzogtums vom Valle Antigorio bis hinunter nach Piacenza fiel 1713/1748 an das Haus Savoyen und ging im Königreich Sardinien-Piemont auf.
In seinem Italienfeldzug ab März 1796 konnte Napoleon rasch große Teile Norditaliens – die Lombardei sowie Teile des Kirchenstaats und Sardinien-Piemonts – erobern. Unterstützt wurde er dabei von der verbreiteten Abneigung der Italiener gegen die österreichische Fremdherrschaft. Sie sprachen sich für eine Demokratie und gegen Feudalismus und Klerikalismus aus. Obwohl das Direktorium eigentlich andere Pläne hatte, arbeitete Napoleon auf die Errichtung einer eigenständigen Republik im Norden Italiens hin.
Napoleon beseitigte die österreichische Herrschaft in Mailand und Mantua ebenso wie die Selbständigkeit Venedigs. Im Oktober 1796 wurde südlich des Po die Cispadanische Republik gegründet, am 9. Juli 1797 nördlich des Po die Transpadanische Republik, die im Wesentlichen das Territorium der Lombardei umfasste. Im Laufe des Jahres wurde die Republik in Cisalpinische Republik umbenannt, und es wurden ihr die Cispadanische Republik, Teile Venetiens, die während des Winterfeldzugs gegen Österreich annektiert worden waren, sowie das damals schweizerische Veltlin angegliedert. Die Gebiete westlich von Mailand kamen mit dem Piemont unter französische Militärverwaltung. Das Herzogtum Parma blieb zunächst erhalten.
Diese Phase endete mit dem Zweiten Koalitionskrieg im April 1799, und die von den Franzosen errichteten Republiken in Italien brachen unter dem Vormarsch der russischen Armeen des Generals Suworow zusammen. Nach seinem Staatsstreich am 9. November überquerte Napoleon abermals die Alpen und konnte die österreichisch-russische Armee wieder zurückdrängen. Nach der Schlacht von Marengo wurde die Cisalpinische Republik wieder errichtet.
Nach den Friedensschlüssen von Lunéville und Amiens wandelte Napoleon die Cisalpinische Republik mittels einer konstituierenden Versammlung in Lyon in eine italienische Republik um. An deren Spitze wurde auf französischen Druck Napoleon selbst für zehn Jahre gewählt. Weitgehend auf repräsentative Funktionen beschränkt war der Vizepräsident Francesco Melzi d’Eril, ein lombardischer Adliger. Es gab eine Verfassung und eine legislative Versammlung, aber in der Praxis wurde das Staatsgebilde weitgehend von Frankreich aus gesteuert.
Nach der Gründung des Französischen Kaiserreichs 1804 wurden auch die italienischen Staaten nun offiziell in Monarchien umgewandelt. Napoleon selbst wurde am 26. Mai 1805 mit der alten langobardischen Eisernen Krone gekrönt, nachdem sein Bruder Joseph die Königswürde abgelehnt hatte. Sein Stiefsohn Eugène de Beauharnais wurde Vizekönig. Parma wurde dem französischen Empire angegliedert.
Nach dem Sturz Napoleons 1814 übergab Eugène Mailand ohne Widerstand an das Kaisertum Österreich. Der Wiener Kongress gab Habsburg außer Mailand auch Venetien – einschließlich der zuvor venetianischen Teile der Lombardei – und stellte im übrigen Italien weitgehend die vornapoleonischen Verhältnisse wieder her. Die Lombardei und Venetien wurden zum Königreich Lombardo-Venetien zusammengefasst, als dessen Könige die österreichischen Kaiser fungierten, wenn auch die Verwaltung von Österreich getrennt war.
Die starke Abhängigkeit von der Wiener Regierung, die Polizeimethoden und die von Deutschsprachigen dominierte Bürokratie wurden bald zum Ärgernis für die Italiener. Die Ideen der Carbonari schwappten aus Süditalien in die Lombardei über. Das politische Ziel – eine Vereinigung Norditaliens unter dem sardisch-piemontesischen König Karl Albert, eine Konföderation der italienischen Staaten oder eine italienische Republik – war noch umstritten. Allen diesen Richtungen war gemeinsam, dass die Österreicher aus Norditalien vertrieben werden sollten.
Als die Revolutionen 1848/1849 in mehreren europäischen Regionen ausbrachen, kam es in Mailand zu den Aufständen der Cinque giornate (18. bis 22. März), und die österreichischen Truppen mussten sich aus der Stadt zurückziehen. Für die Lombardei bildete sich eine Provisorische Regierung, die bis zum 6. August tätig war und auch Münzen mit den Umschriften ITALIA LIBERA/DIO LO VUOLE (Italien frei, Gott will es) und GOVERNO PROVVISORIO DI LOMBARDIA (Provisorische Regierung der Lombardei) prägte und in Umlauf gab. Wenige Wochen später erklärte das Piemont Österreich den Krieg und marschierte in die Lombardei ein. So wie die Revolution anderswo in Europa zusammenbrach, wurden auch die alten Zustände in der Lombardei wiederhergestellt.
Im Anschluss daran versuchte Cavour von Piemont aus mit französischer Unterstützung, die Lombardei von Österreich zu lösen. 1859 kam es zum von Österreich erklärten Sardinischen Krieg. Nach Niederlagen bei Magenta (zwischen Mailand und Novara) und Solferino (südlich des Gardasees) trat Österreich die Lombardei einschließlich der vormals venezianischen Gebiete um Bergamo und Brescia an Frankreich ab. 1860 trat Frankreich gemäß dem Vertrag von Turin die Lombardei im Tausch gegen Savoyen und die Grafschaft Nizza an Sardinien-Piemont ab. Parma und Modena blieben unabhängig. Im März 1861 machte sich der piemontesische König zum König von Italien. Die Lombardei ist seither italienische Provinz.
Mussolini gründete nach seiner Befreiung durch die Deutschen die Italienische Sozialrepublik. Gegen dieses faschistische Regime kämpften auch in der Lombardei zahlreiche Partisanen. Die Lombardei wurde zusammen mit dem Piemont und Venetien erst in den letzten Kriegstagen befreit, nachdem die Alliierten am 19. April 1945 bei Bologna nach Norden durchgebrochen waren.
Seit dem Zweiten Weltkrieg zählt die Lombardei zu den wirtschaftsstärksten Regionen Italiens. Im Jahr 2015 erwirtschaftete die Region das zweithöchste Pro-Kopf-Bruttosozialprodukt (35.885 Euro) von allen Regionen Italiens und lag damit etwa ein Drittel über dem italienischen Durchschnitt (27.044 Euro) und 118 % über dem Wert der ärmsten italienischen Region Kalabrien (16.468 Euro).[7] Das wirtschaftliche Ungleichgewicht innerhalb Italiens und die Tatsache, dass viele Steuereinnahmen der Lombardei an die Zentralregierung nach Rom abgegeben werden müssen, hat zu regionalistischen und sezessionistischen Bestrebungen geführt. Am 10. März 1982, offiziell am 12. April 1984, gründete Umberto Bossi eine Lega Autonomista Lombarda, die zur Keimzelle der späteren politischen Partei Lega Nord wurde.
Am 22. Oktober 2017 fand ein konsultatives Referendum über eine vergrößerte Lokalautonomie der Lombardei statt.[8]
Besonders in den Monaten zwischen Februar und Juni 2020 (91.917 Infizierte, 16.457 Tote) war die Lombardei die am stärksten von der COVID-19-Pandemie in Europa betroffene Region.[9][10] Fast die Hälfte aller italienischen Covid-19-Opfer starben in der Lombardei.[11]
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