David Steindl-Rast

österreichisch/amerikanischer Benediktiner und Mystiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

David Steindl-Rast

David Steindl-Rast OSB (* 12. Juli 1926 in Wien als Franz Kuno Steindl) ist ein österreichisch-US-amerikanischer Benediktinermönch, Eremit, spiritueller Lehrer und weltweit tätiger Vortragsreisender.[1]

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David Steindl-Rast (2004)

Leben

Zusammenfassung
Kontext

David Steindl-Rast entstammt einer ursprünglich adeligen Familie mit einem Stammschloss in der Nähe des Wallfahrtsortes Maria Rast im heutigen Slowenien, von dem die Familie ihren Namen bezieht.[2] Mit seiner Mutter und den zwei jüngeren Brüdern Hans und Max wuchs er in Edlach an der Rax auf und wurde 1944 zur Wehrmacht eingezogen.[3] Ein religiöses Schlüsselerlebnis hatte Steindl-Rast, als er in den unmittelbaren Nachkriegsjahren zum ersten Mal die Regula Benedicti las und dort die christliche Ars moriendi kennenlernte. Für den damals etwa 20-Jährigen spiegelten sich im Vers „Den unberechenbaren Tod täglich vor Augen haben“ seine persönlichen Kriegserfahrungen wider. Er fasste den Entschluss, Benediktiner zu werden.[4]

Erste Kontakte mit dem Ordensleben knüpfte Steindl-Rast in der Neulandschule während des Choralunterrichts und später mit seinem Beichtvater, dem Zisterzienserpater Walter Schücker[5], einem engen Vertrauten von Abt Karl Braunstofer aus dem Stift Heiligenkreuz, sowie mit den Benediktinermönchen der Abtei Seckau, wo er ebenfalls regelmäßig Ostern mitfeierte. Trotz seiner klösterlichen Berufung entschied er sich für ein Studium der Kunst, Psychologie und Anthropologie an der Universität Wien. 2020 beschrieb er die Entscheidung, nicht ins Kloster einzutreten, als eine „Flucht“ vor der Berufung.[6] 1952 wurde er in Psychologie mit einer Dissertation zum Thema Die Merkmale von Stimme und Sprechweise als Ausdruck der Einstellung zum Gesprächspartner promoviert.[7]

1953 folgte er seiner in die USA emigrierten Familie und trat in das kurz zuvor neu gegründete Benediktinerkloster Mount Saviour in Elmira, NY, ein. Dieses Kloster war für sein streng monastisches Leben nach dem ursprünglichen Wortlaut der Regula Benedicti bekannt. Das Noviziat musste er im Kloster Saint-Benoît-du-Lac in Kanada, einer Kongregation von Solesmes, absolvieren, wo er den Ordensnamen David erhielt und die katholische Tradition des Gregorianischen Chorals lernte. 1955 legte Steindl-Rast seine einfache Profess ab. Von 1982 bis 1997 lebte er bei den Kamaldulensern im Kloster Big Sur, Kalifornien, zunächst um eine mögliche Fusion mit seinem Mutterkloster zu unterstützen, später als Gast.[8] 1958/59 ermöglichte ihm ein Postdoc-Stipendium den Aufenthalt an der Cornell University als Lektor.[3]

Ab 1965 suchte er im Auftrag seines Abtes den interreligiösen Dialog zwischen Christentum und Buddhismus. Er entfernte sich inhaltlich von der christlichen Glaubenstradition und verinnerlichte als katholischer Mönch die Zen-Meditation im buddhistischen Bergkloster Tassajara, Kalifornien. 1968 war er in New York zusammen mit Swami Satchidananda, Joseph Gelberman, einem liberalen chassidischen Rabbi kabbalistischer Prägung,[9] und weiteren Mitbegründern des interreligiösen Center for Spiritual Studies. In den 1970er-Jahren unterstützte er die House of Prayer Movement maßgeblich, eine spirituelle Initiative, die sich primär durch die Frauenordination eine Erneuerung der katholische Kirche erhofft und der auch Thomas Merton sowie 200.000 Ordensleute angehörten.[3]

1975 war er Mitgründer der Sky Farm in Sonoma, Kalifornien,[10] deren Direktorium er von 2002 bis 2010 angehörte. Er engagierte sich ab 1970 in der House-of-Prayer-Bewegung in den USA und Kanada.

1989 gründete er zusammen mit dem Zen-Priester Vanja Palmers in Dienten am Hochkönig das Haus der Stille Puregg, Begegnungsstätte und Zentrum spiritueller Praxis und Besinnung.[11] David Steindl-Rast vertritt eine pluralistische Religionstheologie, der zufolge weder das Christentum noch eine andere Religion „einzig wahre“ Heilsmittler sind. Danach sind die Religionen in einem spezifischen kulturellen und historischen Umfeld entstanden, und jede kann dieselbe Funktion erfüllen. Im Gegensatz dazu vertritt die katholische Kongregation für die Glaubenslehre in der Erklärung Dominus Iesus (2000) den Standpunkt, ein solcher Pluralismus sei mit dem katholischen Glauben unvereinbar.

2024 vermachte Steindl-Rast der Salzburger Paris Lodron Universität den Vorlass seiner umfangreichen Sammlung von Dokumenten und persönlichen Aufzeichnungen.[12]

Viele Jahre lebte Steindl-Rast, wenn er nicht auf Vortragsreisen unterwegs war, als Eremit unter anderem in der Nähe des Klosters Mount Saviour. Heute lebt er in der benediktinischen Gemeinschaft des Europaklosters Gut Aich in Sankt Gilgen.[13]

Ehrungen und Auszeichnungen

Publikationen

Literatur

Commons: David Steindl-Rast – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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