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Alexander Schuke Potsdam Orgelbau
deutsches Unternehmen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH ist ein 1820 gegründetes deutsches Orgelbauunternehmen aus Potsdam.

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Geschichte
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Der Orgelbauer Gottlieb Heise gründete das Unternehmen 1820 in Potsdam, er ließ auf dem Innenhof eines Wohnkomplexes im Holländerviertel eine Werkstatt errichten.[1] Im Jahr 1848 übernahm sein Schüler Carl Ludwig Gesell die Firmenleitung, zunächst zusammen mit Gustav Schulz, der sich aber bald selbstständig machte. Ab 1868 übernahm der Sohn Carl Eduard Gesell die Führung. Als dieser 1894 kinderlos starb, kaufte Alexander Schuke das Unternehmen und machte es in der Folgezeit zu einer der bekanntesten brandenburgischen Orgelbaufirmen.[2] Nach seinem Tod 1933 leiteten die beiden Söhne, Karl Ludwig Schuke und Hans-Joachim Schuke, das Unternehmen gemeinsam.[3]
Hans-Joachim Schuke geriet im Zweiten Weltkrieg in sowjetische Kriegsgefangenschaft.[4] 1950 entschieden die beiden Brüder, in Berlin eine zweite Orgelbauwerkstatt zu gründen. Die damalige politische und wirtschaftliche Situation im Nachkriegs-Deutschland ließ es ratsam erscheinen, im Fall sich wirtschaftlich weiter einengender Verhältnisse eine betriebsbereite Arbeitsmöglichkeit im Westteil Berlins zu schaffen. Hans-Joachim Schuke führte die Potsdamer Firma, die in Privathand blieb, allein weiter. Karl Schuke nahm mit seinem Umzug 1953 nach Berlin die Gelegenheit wahr, die Berliner Werkstatt vom Potsdamer Betrieb zu trennen und führte sie unter dem Namen Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt GmbH weiter. 1972 wurde das Unternehmen in der DDR enteignet und als VEB Potsdamer Schuke-Orgelbau weitergeführt. Orgelbaumeister Matthias Schuke, seit 1974 Mitarbeiter, reprivatisierte 1990 im Zuge der ökonomischen und politischen Wende das Unternehmen erfolgreich und war seitdem Inhaber und Geschäftsführer. Im Januar 2004 bezog das Unternehmen ein neues Werkstattgebäude in der Otto-Lilienthal-Straße 33 in den Havelauen in Werder (Havel).[2]
Schuke erhielt wichtige Aufträge für den Neubau von Orgeln für den Dom zu Erfurt, den Dom zu Magdeburg, den Dom zu Kaliningrad und auch für den Dom zu Zamora in Mexiko.[1] Im 20. Jahrhundert entwickelte sich das Unternehmen zu einer der führenden deutschen Orgelbaufirmen mit weltweitem Ruf.[5]
Wegen Schwierigkeiten bei der Auslieferung von Orgelneubauten in die Ukraine und nach Russland sowie durch Zahlungsausfälle aus diesen Ländern wegen der Wirtschaftssanktionen gegen Russland musste die Firma im November 2014 Insolvenz anmelden.[6] Aus Solidarität mit der traditionsreichen Orgelbaufirma zogen einige Kunden geplante Aufträge vor. Hilfreich war ein chinesischer Kunstliebhaber, der das fertige Instrument für ein russisches Edelhotel aufkaufte und zusätzlich ein kleineres Exemplar für die Ausbildung von Musikstudenten in Shanghai bestellte.[1] Im Januar 2017 nahm das Potsdamer Amtsgericht den Insolvenzplan einstimmig an, sodass die Insolvenz abgewendet und das Unternehmen gerettet wurde.[7] Ende Oktober 2017 kündigte Matthias Schuke an, die Firma schrittweise an seine Söhne Johannes (* 1985) und Michael (* 1989) zu übergeben.[8] Im Oktober 2018 übernahmen Johannes und Michael Schuke die Geschäftsführung des Traditionsunternehmens in vierter Generation. Im November 2018 erhielten sie einen Großauftrag zur Restaurierung und Erweiterung der Orgel in der Kirche St. Katharinen in Brandenburg an der Havel. Die unter Denkmalschutz stehende Hauptorgel hatte Schuke schon 1936 umgebaut.[9][10]
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Werk
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Alexander Schuke baute zunächst die Kegellade, die er bei seinem Lehrmeister Eduard Gesell kennengelernt hatte. In solider Konstruktion verband er diese Technik mit der Röhrenpneumatik. Bald entwickelte sich die Firma neben Dinse und Sauer zu einem der führenden Orgelbauunternehmen in Brandenburg.[3] Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die elektrische Traktur standardmäßig eingeführt. Infolge der Orgelreformbewegungen unter Albert Schweitzer und Hans Henny Jahnn orientierte Schuke sich wieder an den Prinzipien des klassischen Orgelbaus und kehrte zur mechanischen Schleiflade zurück. Ende der 1950er Jahre wurden die ersten Restaurierungen historischer Instrumente durchgeführt. Inzwischen ist das Unternehmen durch bedeutende Restaurierungen hervorgetreten, so bei der Scherer-Orgel in Tangermünde (1624) und den Wagner-Orgeln in Brandenburg an der Havel (1725) und Angermünde (1744).[2]
In Zusammenarbeit mit Schuke entwickelt die Universität Potsdam Messverfahren, mit denen die originalgetreue Klanggebung historischer Orgelpfeifen ermittelt werden kann.[11]
Musikwissenschaftler schätzen den „romantischen und symphonischen Klang“ der Schukeorgeln, der auf die sorgfältige Auswahl des Pfeifenmaterials und seiner Verarbeitung in eigener Werkstatt zurückgeführt wird. Im Gegensatz zur typischen Entwicklung im Orgelbau verwenden die Schukes Blei und Zinn zusammen mit den im Rohmaterial enthaltenen Spurenelementen, was zu hoher Stabilität und Beständigkeit führt.[1]
Die Opus-Liste umfasst 630 Orgelneubauten zwischen 1895 und 2024. Hinzu kommen mehr als 60 Restaurierungen (Stand Ende 2017), deren Anteil seit dem Ende der 1990er Jahre stark zugenommen hat, sowie etliche Umbauten und Erweiterungen bestehender Werke.[12][1]
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Werkliste
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Folgende Aufstellung der Werke erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Die Liste umfasst Neubauten und Restaurierungen. Die Größe der Instrumente wird durch die Anzahl der Manuale (6. Spalte) und die Anzahl der klingenden Register (7. Spalte) angezeigt. „P“ steht für ein selbstständiges Pedal. Kursivschreibung zeigt an, dass die Orgel nicht mehr oder nur noch der Prospekt erhalten ist. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand und zu Besonderheiten sowie Links mit weiterführender Information.
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Siehe auch
Literatur
- Hermann Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0.
- Hannes Ludwig: Orgelhandbuch Brandenburg. Band 1: Uckermark (Westteil). Freimut & Selbst, Berlin 2005, ISBN 3-9805293-7-1.
- Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH: 100 Jahre Alexander Schuke Orgelbau in Potsdam. Thomasius, Schwerin 1994.
- Matthias Schuke: Alexander Schuke Potsdam, Orgelbau GmbH. In: Thüringer Orgeljournal. 1995, S. 58–60.
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Weblinks
Commons: Alexander Schuke Potsdam Orgelbau – Sammlung von Bildern
- Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH. Website
- Werkverzeichnis. ( vom 15. Januar 2016 im Internet Archive; PDF; 5 MB) Schuke Orgelbau, S. 25–44. Das Verzeichnis enthält mit Angabe der Manuale, Register und Pedale sämtliche Neubauten, Umbauten und Reparaturen seit 1820, also auch die Heise- und Gesell-Orgeln.
- Orgel-Verzeichnis Schmidt: Alexander Schuke Orgelbau Potsdam
- Schuke Orgdatabase, 750 Orgeln (niederländisch, deutsch)
- Orgelbauer Institut für Orgelforschung
- Organ index: Alexander Schuke Potsdam Orgelbau
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Einzelnachweise
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